Mimmi und Neumond - Erna Uhlig - E-Book

Mimmi und Neumond E-Book

Erna Uhlig

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Beschreibung

Mimmi hat nun eine kleine Familie. Während ihre Tochter ein kleiner Wildfang ist und ihre besondere Fähigkeit weiter erkunden will, wird ihr Sohn zu einer Hauskatze und lernt mit seiner Schwester zusammen, mithilfe seines Besitzers, alles Mögliche über die Menschen und ihre Sachen.

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Seitenzahl: 194

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Impressum

© 2024 Erna Uhlig

Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

ISBNs

Paperback:978-3-384-27776-3

Hardcover:978-3-384-27777-0

E-Book:978-3-384-27778-7

1. Kapitel

Es war gerade der erste Schnee gefallen als Buntstein und Neumond, die seit gerade eineinhalb Wochen das Nest verlassen durften, nicht schlecht staunten, über das weiße kalte Zeug. Da die beiden ganz nach ihrer Mutter kamen, war es ein Leichtes für sie, sie sofort zu fragen, was das sei.

„Mama, Mama, was ist das für ein komisches Zeug?“ „Das nennt sich Schnee, aber redet bitte mit eurem Vater, ich habe noch zu tun.“ „Warum bist du immer öfter so lange weg?“ „Weil ich mich um unsere Freunde kümmern muss, damit sie gesund bleiben oder wieder werden. Wir reden nachher weiter.“

Frustriert und durchgefroren kletterten die beiden wieder ins Nest zu ihrem Vater. „Nicht traurig sein. Es ist nun mal ihre Aufgabe, den anderen zu helfen. Ich habe es vorhin nicht genau mitbekommen, aber es klang sehr ernst, als Gänseblümchen sie holte.“ Die Kleinen sagten nichts. Sie kuschelten sich fest an ihren Vater, um sich zu wärmen. Ihre Mutter hatte ihnen schon ganz genau erklärt, warum sie immer wieder wegmusste. Sie war nun mal die Heilerin und mehr. Im Dorf hatte sich viel verändert seit dem Kampf. Ihr Vater hatte ihnen die Geschichte schon ein paar Mal erzählt. Die Zweibeiner vom Kampf waren fast alle weggezogen oder haben ihre Gärten tierfreundlicher gemacht. Der alte Tierarzt wollte kein Tier aus dem Dorf mehr behandeln. Gut war, dass ein neuer Tierarzt direkt im Dorf seine Praxis aufmachte. Und das war eines der Probleme, die seit ein paar Tagen ihre Mutter in Atem hielt. Dieser Arzt war sehr jung und hoch motiviert, so dass er oft zu viel machte. Also hatte sie nicht nur die kleinen oder auch schon mal größeren Winterprobleme wie, zu kalt gewordene Pfoten oder Erkältungen, sondern auch Probleme wie Bauchweh bis hin zu leichten Vergiftungen zu verarzten. Da sie aber ihre Kleinen noch stillte, konnte sie sich nicht um den Arzt kümmern.

Das nervte gerade Neumond sehr. „Papa, wieso kann Buntstein immer noch keine Maus allein essen?“ „Weil er nicht richtig kauen kann, das weißt du doch.“ „Warum denn? Ich kann es doch.“ „Er ist halt etwas langsamer. Dafür kann er nichts.“ „Er schläft auch schon wieder.“ „Lass ihn, das wird noch.“ Frustriert rückte sie auch weiter an ihren Bruder ran, der immer noch sehr kalt war. Also versuchte sie auch, ein wenig zu schlafen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wieder jemand vor der Höhle auftauchte. Es war Gänseblümchen mit einer Schnauze voll Mäusen. „Hallo ihr. Mimmi hat mich beauftragt, euch eure Medizin zu bringen und ein bisschen essen.“ „Danke, hat sie denn schon wieder so viel zu tun.“ „Hauptsächlich Bauchweh. Doch auch Graufell geht es nicht besser.“ „Er ist ja auch schon weit mehr als zehn Sommer alt. Ich habe noch keinen kennen gelernt, der so alt geworden ist.“ „Ja, das stimmt schon. Was machen die Kleinen?“ Änderte Gänseblümchen rasch das Thema. „Wie immer, Buntstein ist immer noch hinter her, und umso kälter es wird, umso mehr schläft er.“ „Was sagt deine Frau?“ „Er muss vernünftig essen, dann können wir erst weiter entscheiden. Doch das ist nicht so einfach.“ „Dann kann ich euch nur viel Glück wünschen. Jetzt muss ich aber weiter deiner Frau helfen und die kleineren Wehwehchen verarzten.“ „Dann einen schönen Tag noch und grüß die anderen von uns.“ „Mach ich und vielleicht kann ja Irma oder Graupelz mit Stein vorbeikommen, um mit Neumond zu spielen.“ Schlug Gänseblümchen im Gehen vor und wartete nicht auf Antwort. „Papa, wie meint ihr das mit meinem Bruder?“ „Wir reden darüber, wenn es so weit ist. Jetzt wollen wir erst mal essen und dann dein Bruder versorgen.“ „Na gut. Wenn Stein nachher kommt, darf ich mit ihm nach draußen?“ „Mal sehen, wie das Wetter ist. Und wann sie kommen, wenn sie kommen.“ „Ach Papa, ich bin doch schon groß genug.“ „Sobald dein Fell vollständig ist, bist du alt genug und das dauert noch drei bis vier Wochen.“ „Das ist unfair!“ Sie bekam eine der weißen Kräutermäuse und fing an, auf ihr rumzukauen. Auch Moorpfote aß erst mal. Dann weckten sie ihren Bruder. „Buntstein, heute gib dir mal so richtig mühe beim Essen. Papa hat die Maus schon ein bisschen weicher gemacht, das musst auch du jetzt schaffen.“ „Ist Mama nicht da?“ „Nein mein Kleiner. Du bist alt genug, jetzt gib dir mal mühe. Du kannst nicht dein ganzes Leben bei deiner Mutter saugen.“ „Warum nicht?“ „Und das ist mein Bruder.“ Neumond schüttelte den Kopf und kaute sich die Hälfte der graubraunen Maus ab. Ihr Bruder saß bei seinem Vater und rümpfte die Nase, während er auf seiner Medizinmaus kaute. „Bei Mama schmeckt‘s besser.“ „Mama wird bald keine Milch mehr haben und was machst du dann?“ Buntstein sah entsetzt ihren Vater an. „Das geht nicht!“ Der Kleine klang empört. „Du wirst bald ein Großer und die trinken nicht mehr bei ihrer Mutter.“ Buntstein hörte beleidigt auf seine Maus zu essen. „Du Dummkopf, wenn alle Mamas so was wie dich hätten, würde es bald keine neuen Katzen geben. Denk doch mal nach, bevor du redest.“ „Ach du, das ist deine Meinung.“ „Jetzt wird gegessen und gib dir endlich mühe!“ Moorpfote war sauer. Kleinlaut versuchte sich Buntstein wieder an seiner Maus und Neumond lachte. „Du gehst jetzt vor die Tür, Neumond!“ Kam es auf einmal von ihrem Vater. Sie wusste genau, was das heißt, wenn er es so sagte; geh raus setz dich neben den Eingang und denke darüber nach, was du gerade getan hast, und nicht vergessen, still sitzen; oh wie grausam, doch tat sie, was er sagte. Buntstein musste bei Papa bleiben, der ihn die ganze Zeit böse ansah, während Buntstein essen musste. Nach einer Weile durfte Neumond wieder rein, da es ja kalt draußen war.

Dann kam auch schon Mikusch mit Stein. „Hallo ihr lieben, Besuch ist da. Dürfen wir reinkommen?“ „Natürlich. Kommt und wärmt euch auf.“ Moorpfote versuchte sich, seinen Ärger nicht anmerken zu lassen, was sehr schwer war. „Hab schon von deinem Leid gehört. Mal sehen, ob wir helfen können.“ „Dann viel Glück!“ „So Stein, wie abgesprochen. Wir zählen auf dich.“ Stein nickte und gesellte sich zu Neumond und Buntstein. „Na ihr Flauschbälle, wollen wir spielen?“ Neumond freute sich. Endlich jemand, mit dem man richtig spielen konnte. „Gehen wir raus und toben ein wenig?“ „Klar. Und Bundstein macht den Anfang.“ Neumonds Laune verschlechterte sich sofort wieder. „Dann passiert wieder gar nichts.“ „Wart ab Kleine, er wird’s schon lernen.“ Damit schob Stein Buntstein sanft nach draußen. Neumond sah verdrossen zu ihrem Vater und Mikusch, der hinterhältig grinste. Sie tapste nachdenklich hinter Stein her. Was nur führten die Großen schon wieder im Schilde? Draußen sah sie was, dass sie wütend machte, denn auch wenn sie sauer auf ihren Bruder war, durfte ihn keiner ärgern oder wehtun. Also ging sie dazwischen. „Hey du kleine Raubkatze, dann zeig mal deinem Bruder, wie man kämpft.“ „Haben deine Eltern dir nicht beigebracht, dass man sich nicht an Schwächere vergreift?“ „Doch. Aber auch dass man nicht früh genug lernen kann, wie das Leben wirklich läuft. Also komm!“ Irritiert sah Neumond Stein an. Der sonst so nette und verspielte kleine Kater machte ihr angst. Während Neumond ihn nachdenklich ansah, wandte sich Stein wieder Bundstein zu. „Na kleiner. Deine Schwester ist bereit, dich zu verteidigen. Was ist mit dir? Zähne und Krallen hast du ja schon!“ Verschüchtert lag der Kleine mit dem Rücken am Baum, zwischen den Pfoten von Stein. Es war sehr kalt und man konnte nicht unterscheiden, ob Bundstein vor Kälte oder Angst zitterte. Dann hatte Neumond endlich eine Entscheidung getroffen, sie griff Stein an. Der ließ ganz lässig von dem Kleinen ab und hatte die kleine Neumond mit routinierten Bewegungen sofort in die gleiche Lage gebracht, wie ihren Bruder zuvor. „Und was jetzt? Traust du dich, deiner Schwester zu helfen? Jetzt bist du noch klein, aber was machst du, wenn du älter bist und vielleicht noch kleine Geschwister hast und du auf sie aufpassen musst? Keiner da der hilft und es ist eine fremde Katze, die nicht weiß wie du bist und deine kleinen Geschwister ganz doll wehtut?“ Stein fuhr ganz langsam die Krallen aus. Buntstein fing an, jämmerlich zu weinen. „Lass mich los. Was soll das hier eigentlich alles?“ Streng sah Stein zu ihr runter. „Dass du gar keine Angst zu haben scheinst, wissen wir ja. Wäre schön, wenn du auch was draus lernen würdest!“ Er ließ von ihr ab. „Dahinten der Baum, ihr rennt bis da hin und wieder zurück. Rennen wohl bemerkt!“ Die beiden sahen Stein mit großen Augen an. Sie waren bis jetzt noch nie so weit von ihrer Baumhöhle weg und rennen, was meinte er? „Auf, auf, wer als Erstes wieder da ist, kommt auch am schnellsten ins Warme.“

„Neumond, mir ist so kalt. Was machen wir nur?“ „Keine Ahnung. Am besten wir machen, was er sagt. Wenn du nicht so eine Mimose wärst, hätten wir nicht so viele Probleme.“ „Tut mir leid! Ich habe aber so viel Angst.“ „Wovor? Hier gibt es nichts, was Angst machen könnte.“ „Es raschelt aber überall so doll.“ „Darüber reden wir später mit Papa und Mama. Jetzt wollen wir erst mal zu dem Baum, damit wir reinkommen, mir wird auch langsam kalt.“

Neumond sah verzweifelt zu Stein, ob er es sich vielleicht doch überlegt hatte, aber keine Changs. Also tapste sie los und schob ihren Bruder vor sich her. Der zitterte schon so, dass er kaum noch laufen konnte. Hin schaffte es Buntstein gerade noch so, aber auf dem Rückweg brach er zusammen. Rasch war Stein bei ihnen und sah nach dem Kleinen, maunzte ganz laut und schon waren Moorpfote und Mikusch da. Nach kurzem Beschnuppern nahmen die beiden Männer die kleinen und brachten sie wie kleine Babys in die warme Höhle. In der Höhle angekommen, wurden die kleinen nassen Kätzchen erst mal trocken geleckt und dann legten sich alle drei Großen ganz dicht an die Kleinen um sie zu wärmen. „Und Stein, was ist geschehen?“ „Ich habe alles so gemacht wie abgesprochen, doch wie sie es verstanden haben weiß ich nicht, Mikusch.“ Stein sah etwas schuldbewusst Moorpfote an, als wenn er was falsch gemacht hätte. „Wenn mich mal einer aufklären könnte.“ Moorpfote sah nicht Stein an, sondern etwas säuerlich Mikusch. „Ja, wir haben mit deiner Frau gesprochen, schon vor Tagen und haben dann diesen Plan ausgeheckt. Ich weiß, dass es nicht gerade die Feine war. Doch alle sind der Meinung, dass es wichtig ist, herauszufinden, wo die Entwicklung von Bundstein steht.“ Moorpfote sah sich seine beiden Kleinen eine Weile nachdenklich an. Er wollte erst mal nichts mehr weiter wissen. „Es wird Zeit für uns, Steins Eltern werden schon warten. Ich sag Gänseblümchen wegen der Kleinen Bescheid, dann kann Mimmi Kräuter für sie mitbringen.“ „Danke, grüßt bitte die Anderen von uns. Ich hoffe, das Mimmi bald da ist, der Kleine fühlt sich nicht gut an.“ Mikusch sah zu den beiden Kleinen. Während Neumond schon wieder wach war, lag der kleine Buntstein noch immer ganz matt dicht an seinem Vater. Mikusch nickte und stieß Stein an. Dann rannten sie, so schnell sie konnten, ins Lager.

Als die beiden im Lager ankamen, war Mimmi schon da. Als sie hörte, was passiert war, nahm sie sofort eins der fertigen Kräuterpäckchen, die sie brauchte und verschwand nachhause.

Dort angekommen untersuchte sie sofort ihre Kleinen. „Neumond wie geht es dir?“ Mimmi sah sie ernst an. „Besser als Buntstein, mir tropft nur ein wenig die Nase und der Hals kratzt.“ Mimmi gab ihr ein paar Kräuter. „Die hier ist du jetzt sofort auf und auf die kaust du solange rum, bis sie nicht mehr schmecken, dann spuckst du sie draußen neben den Eingang.“ Dann wandte sie sich Buntstein zu. Moorpfote gesellte sich zu seiner Tochter, deren Nase sich schon kräuselte wegen der schrecklichen Kräuter. „Wie geht es Buntstein?“ „Keine Ahnung, deine Mutter untersucht ihn noch.“ Sie sahen aus ihrer Ecke neugierig zu. Dann war Mimmi mit ihrem Sohn fertig. „So mein Kleiner, jetzt gibt es Kräuter und ich möchte kein Ton hören, von wegen kann nicht. Und Milch gibt es nur noch morgens und abends, basta.“ Buntstein war frustriert. Doch Neumond musste bei diesen Worten ihrer Mutter, leise Lachen. „Sei nicht so gemein, dein Bruder ist nun mal noch nicht so weit.“ „Aber Papa, ich freue mich doch nur darüber, dass Mama sich endlich getraut hat, es ihm so direkt zu sagen.“ Grinsend schaute sie zu Boden und versuchte, schuldbewusst auszusehen. „Ist nicht so schlimm, wie es aussieht, er hat nur ein wenig Fieber noch dazu. Wenn du lieb bist, Moorpfote, holst du bitte noch zwei Kräutermäuse für die Kleinen.“ „Ich bin schon weg!“ Nun waren die drei allein.

„Mama, hast du das vorhin ernst gemeint?“ „Was meinst du Buntstein?“ „Na, dass mit der Milch?“ „Ach so. Ja das ist ernst gemeint. Du hast Zähne, also kannst du kauen. Ich habe mir schon seit längerem Gedanken gemacht, wie es mit dir weitergehen soll. Jetzt bist du noch zu klein, aber was ist in fünf oder sechs Wochen. Da gibt es vielleicht gar keine Milch mehr, weil ich keine mehr habe. Denn ewig habe ich die Milch nicht.“ „Das ist traurig, warum hört das mit der Milch auf?“ „Das ist nun mal so mit der Natur. Alles, was zu viel Kraft kostet, hört nach einer Weile auf. Nicht, dass man krank wird.“ „Siehst du Buntstein, man kann nicht nur von Mamas Milch leben!“ „Ach sei still.“

Mimmi lächelt. „Ist jetzt alles geklärt?“ „Bei mir schon.“ War Neumond wieder mal forsch vorne weg. Buntstein hatte erst mal keine Meinung. Nach der bitteren Medizin suchte er sich eine ruhige Ecke, um zu schmollen. Es dauerte nicht lange, bis die Kleinen wieder schliefen. Dieser Tag war doch anstrengender als gedacht.

Als Moorpfote wiederkam, schliefen alle. Er legte die mitgebrachten Mäuse erst mal hinten an die Wand, wo es am kältesten war. Dann legte er sich zu Mimmi. Pünktlich zum Abendessen waren alle wieder wach. „So meine Lieben, ich habe für alle was mitgebracht, dann wollen wir erst mal essen, bevor ich anfange, eine Geschichte zu erzählen.“ Mimmi putzte schon mal die Kleinen und untersuchte sie auch gleich nochmal. „Neumond geht es schon besser, doch Buntstein hat noch Fieber, er bekommt noch Kräuter extra. Und nun bist du dran, Moorpfote.“ Sie ging mit einem neckischen Lächeln auf ihn zu. „Wage dich das ja nicht.“ Doch schon war sie über ihn hergefallen, doch dieses Mal mischten sich die Kleinen nicht ein. Sie fühlten sich noch nicht so gut. Sie aßen das erste Mal, ohne zu murren, oder nörgeln oder so, ihre Medizin. Mimmi und Moorpfote sahen verwundert ihre Kleinen an. „Was ist mit unseren Kindern los?“ Moorpfote sah Mimmi fassungslos an. „Keine Ahnung, was habt ihr mit ihnen gemacht vorhin?“ „Keine Ahnung!“ Sie setzten sich und aßen und sahen verwundert zu ihren Kindern. Nach dem Essen kuschelten sie sich alle zusammen und Moorpfote erzählte eine der vielen Geschichten, die er schon von seinen Eltern gehört hatte, bis alle schliefen und er dann auch schlafen konnte.

2. Kapitel

In den nächsten Tagen wurde die Geduld von Neumond auf eine harte Probe gestellt. Sie wollte eine gute Tochter sein und eine noch bessere Schwester. Darum kümmerte sie sich, so gut sie konnte, um ihren Bruder, der nur sehr kleine Fortschritte machte.

„Was soll ich denn noch machen? Ich habe manchmal das Gefühl, dass du einfach nur zu faul bist.“ „Nicht zu faul, ich habe Angst! Angst mir weh zu tun, Mama und Papa zu verlieren und noch vor so viel Anderem!“ „Ach ja und warum sagst du es erst jetzt?“ „Weil ich Angst habe, euch zu enttäuschen!“ „Was soll also aus dir werden?“ „Ich glaube, ich weiß, was aus ihm wird, Tochter.“ „Mutter, wie?!“ „Ja ich höre euch schon eine Weile zu. Es ist nicht böse gemeint, aber ich wusste nicht, wie ich sonst rausfinden sollte, was mit dir los ist, Buntstein. Ich werde erst mit deinem Vater sprechen, dann werden wir euch unsere Entscheidung mitteilen. Du Neumond, kümmere dich bitte weiter um ihn. Wenn du dir weiter so viel Mühe gibst, wird sich auch dein Schicksal zeigen.“ „Wie meinst du das?“ „Mama wird es uns schon erklären, wenn es so weit ist.“

Neumond schob ihren Bruder vor die Tür ins Kalte. Dabei beobachtete sie aufmerksam ihre Eltern. „Bleibt nicht zu lange draußen, ihr seid noch nicht ganz gesund.“ Hörte sie ihren Vater, der sich dann wieder ihrer Mutter zuwandte. Draußen ging sie in Richtung eines großen dichten Busches, den sie in den letzten Tagen schon öfter aufgesucht hatte. Ihren Bruder nahm sie das erste Mal mit, er durfte jetzt erst wieder länger raus. Jedenfalls gab es da ein kleines Loch hinter einem kleinen Busch neben dem großen Busch, indem sie verschwand, und ihr Bruder folgte ihr. „Was ist das hier Schwester?“ „Mein Versteck, wenn ich nachdenken muss.“ „Und worüber denkst du so nach?“ „Über dies und das, vor allem so über das.“ „Und was ist dabei rausgekommen?“ „Weiß nicht.“ In der Mitte des Busches war so etwas wie eine Höhle, die sogar warm war. „Was machen wir jetzt?“ „Hinlegen und denken.“ „Wie geht das?“ „Einfach machen, du fragst zu viel, versuch selber Antworten zu finden.“ Neumond hatte gerade neues Moos aus der großen Höhle abgezweigt, damit war die kleine Höhle auch schön weich gepolstert. Da lagen sie nun ganz still und dachten nach.

Derweil redeten Mimmi und Moorpfote über das Schicksal der Kleinen. „Was hast du dir überlegt für Buntstein?“ „Es fällt mir nicht leicht, es dir zu sagen, Moorpfote. Aber Buntstein wäre wohl besser dran als Hauskatze.“ „Ich habe es mir schon gedacht. Viele der am Anfang der kalten Jahreszeit geborenen Kinder sind Hauskatzen geworden. Warum nicht auch eines unserer Kinder.“ „Es wäre dir nur lieber, wenn es Sie getroffen hätte und nicht ihn.“ „Das stimmt nicht! Es würde mich genau so traurig machen, wenn es sie getroffen hätte. Es ist um jedes Kleine traurig, dem dieses Schicksal trifft!“ „Ja, das stimmt. Also ist es beschlossen.“ „Mit schweren Herzen, ja. Und was wird aus ihr?“ „Ich werde ihr alles beibringen, was ich weiß, und dann werden wir weitersehen.“ „Was ist, wenn sie nicht will?“ „Es wird mir schon was einfallen. Dann ist das auch beschlossen.“ „Ja!“ Moorpfote war erleichtert, dass jetzt alles geklärt war, doch es machte ihn auch sehr traurig. „Dann wollen wir mit den Kindern reden.“ „Ich hole sie, einverstanden.“ Moorpfote sah Mimmi mit hängenden Ohren an. Mimmi nickte. Auch ihr fiel es schwer, auch nur daran zu denken, dass eines ihrer geliebten Kleinen eine Hauskatze werden soll. Moorpfote ging nach draußen und wunderte sich; WO SIND DENN BLOSS DIE KLEINEN. Er fing an, nach ihnen zu rufen. Als er dem Busch, in dem Neumond und ihr Bruder sich befanden, den Rücken zudrehte, schlüpften die beiden rasch nach draußen. „Hier sind wir Papa!“ „Kommt rasch rein, wir haben euch Wichtiges zu sagen.“ Mit klopfenden Herzen gingen die beiden Kleinen in die Höhle, gefolgt von ihrem Vater. „Da seid ihr ja schon, kommt her meine Kleinen. Ihr wisst ja, wir müssen reden.“ „Ja ich weiß, glaube ich, worum es geht.“ „Und was meinst du wohl, worum es geht?“ „Ich habe oft zu gehört, wenn ihr euch unterhalten habt. Es sind schon ein paar Kinder zu den Zweibeinern gezogen, hab ich Recht?“ „Ja, du hast Recht!“ „Und wann und zu wem?“ „In etwas mehr als zwei Wochen, dann ist er alt genug und die Menschen haben da einen Feiertag, wie sie es nennen. Sie werden sich über unseren Besuch freuen, denn sie haben mich schon länger nicht gesehen.“ „Mama, was ist ein Feiertag?“ „Das ist ein Tag, an dem was Besonderes geschehen ist, vor langer Zeit und woran sie sich heute noch erinnern wollen.“ Buntstein sah verwundert seine Mutter an. „Papa, gibt es sowas auch bei uns?“ „Ich weiß nicht Neumond, ich war ein Streuner, bevor ich zur Gruppe kam, und die war da schon so gemischt, das glaube ich, keiner mehr wusste, ob es so was überhaupt mal gab.“ Buntstein schaute seine Schwester vielsagend an. „Mama, wieso werden sie sich freuen, wenn sie uns sehen und warum gerade dich?“ „Weil ich bei ihnen gewohnt habe, bevor ich euren Vater kennengelernt habe. Sie haben mich hierhergebracht, aber das erzähle ich euch einander mal.“ „Du warst also mal eine Hauskatze?“ „Ja!“ Buntstein wurde nachdenklich. „Es ist schon dunkel, wir können noch eine Geschichte erzählen und dann schlafen wir.“ Die Kleinen kuschelten sich freudig an ihre Eltern und sahen sie erwartungsvoll an. Dieses Mal war Moorpfote mit erzählen dran und da seine Geschichten immer die Spannendsten waren, durften sie auch länger wach bleiben, denn es hatte kein Zweck das Ende der Geschichte auf den nächsten Abend zu verschieben. Die Kleinen schliefen ja doch nicht und fingen dafür lieber an unendlich viele Fragen zu stellen. Als dann die Kleinen doch endlich eingeschlafen waren, kuschelte sich Mimmi auch ganz dicht an die Drei, und Moorpfote und sie schliefen auch ein.

3. Kapitel

Die nächsten zwei Wochen wurde mit Buntstein essen geübt und die Milch immer mehr abgesetzt. Dummerweise nahm er dabei immer mehr ab, denn er aß nicht einmal die Hälfte von dem, was er brauchte. Es war nun sehr kalt draußen, nicht einmal die Sonne konnte ein noch wärmen. „Mimmi, was meinst du, wie lange unser Buntstein noch durchhält?“ „Er braucht nicht mehr lange durchhalten. Heute ist schon der Zweiundzwanzigste, übermorgen gehen wir zu meinen Menschen. Ich war schon drei Mal da und sie haben auch schon Essen eingekauft. Du siehst also, es ist alles in Ordnung. Übermorgen gehen wir am frühen Abend zu ihnen.“ „Der Kleine wird immer weniger. Ob er das Essen von ihnen überhaupt verträgt?“ „Ich habe schon die passenden Kräuter für ihn zusammengestellt. Du siehst, ich habe an alles gedacht!“ „Wie sollte es auch anders sein, meine Liebste!“ Sie schmusten. Was sie nicht bemerkt hatten, Neumond stand wieder mal draußen neben dem Eingang und hörte alles. Sie ging mit hängendem Kopf zu ihrem Bruder. „Was ist Neumond?“ „Noch zwei Mal schlafen und es ist so weit. Wir werden dich zu den Zweibeinern bringen. Warum isst du auch nicht richtig? Dann bin ich ganz allein.“ Traurig drehte sie sich um und machte sich auf den Weg in ihr Versteck. Buntstein folgte ihr, zitternd vor Kälte. „Wir müssen mehr mit unseren Gedanken üben, dann sind wir nie ganz allein.“ Buntstein sah seine Schwester zuversichtlich und zugleich traurig an. „Du hast Recht! Ab sofort reden wir nicht mehr laut miteinander, sondern nur noch in Gedanken.“ „Wir müssen aber vorsichtig sein Neumond, sonst schimpft Mama wieder mit uns.“ „Du hast Recht, dann müssen wir eben noch viel mehr üben!“ Im Versteck angekommen, setzte sich Neumond entschlossen vor ihren Bruder.

„Dann wollen wir mal. Ab jetzt werden wir beide nur noch in unseren Gedanken miteinander reden.“ „Einverstanden. Aber wir müssen vor allen leiser werden, sonst hört uns Mama.“ „Richtig!“

Sie übten, bis ihre Mutter zum Essen rief. Buntstein fror erbärmlich und kroch erst mal ganz dich an seinen Vater, um sich aufzuwärmen, während die anderen schon mal aßen.