Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten oder: Urlaub mit Klugscheißer - Effie Twist - E-Book

Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten oder: Urlaub mit Klugscheißer E-Book

Effie Twist

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Beschreibung

Die Fortsetzung von "Zimtsex mit Klugscheißer": "Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten, ein Märchenbuch für verkorkste Kerle, die nicht einschlafen können?" Adrian kuschelt sich an Luises Rücken und bohrt ihr dabei seine Erektion ins Kreuz. "So richtig einschläfernd sind deine Märchen nicht." ... Pfälzer Wald, September 2020: Wanderurlaub in deutschem Mischwald ist ja schon Zumutung genug (auch wenn sich Bäume und Burgruinen prima für Fesselspiele eignen) – aber welche Frau sieht gern zu, wie ihr devoter Lieblingsklugscheißer mit einem Krimi ins Bett geht statt mit ihr? Was bleibt Luise also übrig, als eigene Geschichten dagegenzusetzen? Auftritt Miss Kinky, Lehrerin mit Faible für Spione und der Angewohnheit, Männer, die ihr gefallen, kurzerhand zu kidnappen. Dass sie sich damit nicht nur Freunde macht, versteht sich. Aber wer war so dämlich, seinerseits sie zu entführen? Da darf Adrian jetzt auch gern mitraten, schließlich braucht Luise, der ihre Story bald über den Kopf zu wachsen droht, alle Gehirnkapazität, die sie kriegen kann…

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Seitenzahl: 637

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Effie Twist

Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten oder: Urlaub mit Klugscheißer

Copyright © der Originalausgabe 2023 bei der Autorin

ISBN Softcover: 978-3-347-92860-2

ISBN E-Book: 978-3-347-92861-9

Covergestaltung: F. Rüttgers unter Verwendung folgender Illustrationen: coka, Stanislav Starostenko, GLYPHstock, Alesikka, Vitezslav Valka/ alle Shutterstock

Druck und Distribution im Auftrag: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Sicherheitshinweis

Sonntag: Urlaub mit Klugscheißer

Montag: Urlaub mit Minitornado

Dienstag: Sushi für zwei

Mittwoch: Säbelzahntiger

Donnerstag: Bienen

Freitag: Aussicht mit Kehrseite

Samstag: Muffins

Sonntag: Waldlandschaft mit Raubritter

Montag: Regen(eration)

Dienstag: Fitnessprogramm

Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten, Bonuskapitel: Fünfzehn Jahre zuvor

Mittwoch: Geschäftsidee

Donnerstag: Knoten

Freitag: Die Quadratur der Pizza

Samstag: Zu Hause

Danke

Zimtsex mit Klugscheißer

Improper, Miss Trivett!

Mr. Mischiefs skandalöse Manieren

Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten

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Titelblatt

Urheberrechte

Sonntag: Urlaub mit Klugscheißer

Mr. Mischiefs skandalöse Manieren

Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten

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Sicherheitshinweis

In dieser Geschichte lassen Fantasiefiguren, die von einer Fantasiefigur erfunden wurden, ihre Fantasie ins Kraut schießen. Im Namen der pädagogischen Fachkräfte, die dieses Buch bevölkern, weist die Autorin darauf hin, dass sich die beschriebenen Spielereien – sofern sie technisch und anatomisch überhaupt möglich sind – nur strikt einvernehmlich und unter Beachtung des gesunden Menschenverstandes zur Nachahmung empfehlen.

Sonntag: Urlaub mit Klugscheißer

„Wie weit ist es noch?“

„Halbe Stunde, höchstens. Bald gibt’s eine Pause und was zu essen.“

Luise stöhnt. Eine halbe Stunde ist garantiert lang genug für zwei Herzinfarkte und ein multiples Organversagen aufgrund von Überanstrengung.

„Das hier ist übrigens die Umwelt, für die du jeden Freitag demonstrierst“, sagt Adrian.

„Eine Klimademo geht nicht über zwanzig Kilometer!“

„Zwölf, Zimtkeks.“ Er hält ihre linke Hand fest in seiner rechten, was sie viel süßer fände, wenn sie nicht argwöhnen müsste, dass er nur Angst hat, sie könnte ihm ausbüxen. Dabei besteht in dieser Hinsicht keine Gefahr, sie will ja nicht enden wie Hänsel und Gretel. „Der Wald ist grün, so wie dein Herz schlägt. Du solltest dich zu Hause fühlen.“

„In ein Zuhause gehören ein Sofa und ein Kühlschrank. Und ein Klo. Mit Wasserspülung und Klopapier und einer Tür, die man zumachen kann. Ich muss übrigens mal.“

„Wir sind allein mit tausend Bäumen.“

„Eben. Die Klotür lebt quasi noch. Das ist ungefähr so, als hättest du keinen Parmesan im Haus, und ich würde sagen: Setz doch eine Kuh auf deine Spaghetti.“

„Also eigentlich“, sagt er, als er fertig ist mit Lachen, „ist der Wald ja keine nachwachsende Badezimmertür, sondern die grüne Lunge unseres Planeten, oder?“

Ha, Steilvorlage! „Wenn ich ein Planet wäre, und so quasselnde Zweibeiner latschten in meiner Lunge herum, würde ich die aber ganz schnell aushusten!“

„Wenn das ginge, wäre die Menschheit schon lange Geschichte.“

Stimmt. „Stell dir vor, da wäre dieses unendliche Universum, und keiner könnte sich den Kopf darüber zerbrechen, was hinter dem Rand von unendlich kommt. Wäre doch eine Verschwendung von verdammt viel Universum.“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in einem unendlichen Universum noch andere vernunftbegabte Spezies geben muss. Rein statistisch.“

Na, über vernunftbegabt kann man diskutieren. „Das Universum kann gar nicht unendlich sein, denn es hat mal in einem Punkt angefangen und dehnt sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit aus. Man muss also ausrechnen können, wie groß es zu einem bestimmten Zeitpunkt ist.“

Das kann er nun nicht unkommentiert stehen lassen. Typisch: Da latscht man mit einem Physiker durch den Wald und beklagt sich einmal über die sinnlose Anstrengung, und einen halben Kilometer später fängt der Kerl an, aus dem Gedächtnis Hawking zu zitieren.

Dabei hat Lu kein Problem mit dem Konzept Unendlich, solange es ein rein mathematisches Konstrukt ist. Wie man unendlich viele Gäste plus einen in unendlich vielen Zimmern unterbringt, ist ja nur das Problem eines hypothetischen Hotelmanagers, der sich noch dazu damit trösten kann, dass er nicht lange genug lebt, bis die unendlich vielen Gäste mit dem einen Fahrstuhl in ihren Stockwerken angekommen sind und der unendlich-plus-erste Gast wütend in der Rezeption anruft.

Unendlich plus eins ist unendlich. Die Geschichte eines mathematischen Konzepts. Lu heftet die Idee in ihrem Hinterkopf ab; schließlich sucht sie noch immer nach einem Thema für ihre Abschlussarbeit im nächsten Sommersemester.

„Dass unser Gehirn nicht in der Lage ist, das Konzept von Unendlichkeit wirklich zu erfassen“, sinniert Adrian derweil, „sagt überhaupt nichts darüber aus, ob sie existiert. Aber man könnte das als Anti-Gottesbeweis heranziehen – warum sollte ein Gott eine viel zu große und komplizierte Welt erschaffen, um dann ein paar Lebewesen hineinzusetzen, die damit überfordert sind, diese Welt zu verstehen?“

„Sie sollten ja auch nie verstehen, sondern bloß glauben“, sagt Lu, die nicht nur Mathe, sondern auch Philosophie studiert und für derlei absurde Fragen prädestiniert ist. „Was bedeutet, unsere komplizierte Welt war doch göttlicher Vorsatz. Und ich muss mal.“

Dafür, dass er ein Physiker mit überdurchschnittlichem Hang zur Klugscheißerei ist, kommt Adrian erstaunlich schnell wieder runter. Vermutlich eine Nebenwirkung von Luise. „Da ist ein prima Gebüsch“, sagt er.

„Damit mir ein Stacheligel auf den Kopf fällt?“ Der halbe Wald besteht aus Esskastanien, und was nicht schon runtergefallen ist, hängt absprungbereit an den Zweigen und sieht heimtückisch stachlig aus. Eher setzt sich Lu in ein Büschel Brennnesseln. „Nee, so lange halte ich’s noch aus. Die Forstbeamten, die hier Esskastanien ausgewildert haben, gehören übrigens mit ungeschälten Esskastanien gesteinigt.“

„Das waren die alten Römer. Als Verpflegung für ihre Soldaten.“

„Igitt.“ Luise hat Esskastanien noch nie was abgewinnen können. „Dein Leben als römischer Besatzungssoldat war echt kein Zuckerschlecken: Exerzieren, saure Weine“, den Weinanbau hier haben ja auch die Römer eingeführt, „und dreimal täglich Kastanienpüree. Außer sonntags, da gab’s gegrillte Kastanien.“

Er grinst. „Ich war Gladiator. Nur das beste Essen, Training, ein paar Schaukämpfe im Jahr, aber nicht auf Leben und Tod, dazu war ich nämlich zu teuer.“

Na, das hätte ihm gefallen. „Das glaub ich dir nicht.“

„Die Sandalenfilme vermitteln ein falsches Bild. Ich hab nachgelesen. Für den Fall, dass du mich mal wieder in einer Arena an die Löwen verfüttern willst.“

„Hyänen“, korrigiert Lu, bevor ihr einfällt, dass er von der Version gar nichts weiß.

Worauf Adrian anspielt, ist die erste Wichsfantasie, die sie sich für ihn ausgedacht hat: als Gladiator, aber nicht in einem blutigen Kampf, sondern als Spielzeug beim Kaffeekränzchen römischer Ladies, Blowjob inklusive. Hat ihm gefallen.

„Und wir bekamen nur die schönsten Frauen“, behauptet er jetzt.

„Die einflussreichsten, meinst du. Verfettet, einen Zentimeter dick Schminke über den Falten, falsche blonde Haare und wer weiß was für giftige Farbe auf den Lippen.“

„Zinnober wahrscheinlich. Also Quecksilbersulfid. Oder pulverisierte Purpurschnecken, keine Ahnung.“

„Lecker. Ich wundere mich, dass du dich mit meinen ungeschminkten Lippen zufriedengibst“, sagt Lu. „Und ich muss jetzt wirklich mal.“

Damit drückt sie ihm ihren Rucksack und die Jacke in die Hände und hält Ausschau nach einem Baum, der genug Deckung für eine schlanke Mitteleuropäerin in Shorts und T-Shirt bietet. Sie müsste schon einen halben Kilometer in den Wald reinlaufen – bergauf –, was zum banalen Zweck des Blase-Entleerens definitiv eine Energieverschwendung wäre. Notgedrungen hockt sie sich ein paar Meter oberhalb des Weges hinter eine Kiefer. „Wenn jemand kommt …“

Adrian winkt zu ihr hoch. „Nehme ich zehn Euro Eintritt.“

„Nur zehn? Im nächsten Leben“, verspricht Lu, „habe ich einen Pimmel, und dann piesele ich dir auf die Schuhe!“

Und schon ist die Geschlechterfrage als Diskussionsthema fürs Weiterwandern gesetzt. Es lässt sich ja nicht leugnen, dass die Evolution beim Thema Buschpinkeln – also, ohne dass man sich dabei unfreiwillig in ein Nest aus Kiefernnadeln, Spinnen und Ameisen setzt – mal wieder die Kerle bevorzugt hat.

„… Klarer Fall von Sexismus!“, schließt Luise. „Die Evolution muss für zwanzigtausend Jahre in Haft, und zwar ohne Bewährung!“

Mittlerweile sind sie ein paar hundert Meter weiter, ohne dass das Ziel – Berggipfel plus Burgruine plus Gastronomie – in Sichtweite geraten wäre. Der Mann, der ohne einen einzigen Schweißtropfen im Gesicht neben ihr her spaziert, mutmaßt laut, dass es wohl von evolutionärem Vorteil sein muss, wenn männliche Vertreter der Spezies den sexy Hintern weiblicher Exemplare schon von weitem durchs Gebüsch leuchten sehen können und frau wegen der heruntergezogenen Kaninchenfell-Leggings nicht weglaufen kann.

Lu ist noch unschlüssig, ob sie ihm den sexy Hintern positiv anrechnen oder den blanken Sexismus seiner Argumentation um die Ohren hauen soll, da rechtfertigt er sich bereits vorausschauend. „Ich kann nichts dafür. Eine halbe Million Jahre Evolution hat mich so gemacht, wie ich bin.“

„Ich sag ja, die Evolution hat sich für eine Menge Dinge zu verantworten“, stöhnt Lu, die ein bisschen außer Atem gerät, weil es jetzt auch noch steil wird, dankeschön. „Gibt es irgendeinen vernünftigen Grund, warum sich Teile dieses Planeten zu Bergen auffalten mussten?“

„Hundertachtzig Höhenmeter sind noch kein Berg, Zimtkeks.“

„Aus deinem Blickwinkel vielleicht.“ Lu guckt ihn von unten an. „Wärst du bloß einsdreiundsechzig, würdest du das auch anders sehen.“

Worauf er ihr rät, langsamer und gleichmäßiger zu laufen, damit sie sich nicht alle zehn Meter auspowert.

„Bist du mein persönlicher Fitnesstrainer oder was? – Durst!“

Er bleibt stehen, damit sie sich die Wasserflasche aus der Seitentasche seines Rucksacks holen kann. Natürlich könnte Lu ihre Wasserflasche selbst tragen, aber warum sollte sie, wo die Evolution extra einer Hälfte der Menschheit ein Chromosomenbeinchen abgeknipst hat, damit die Träger mehr Muskeln entwickeln – plus das Bedürfnis, damit beim sensibleren Geschlecht zu punkten? Sie tut ihm einen Gefallen! Außerdem hat er ihr diesen Wanderurlaub eingebrockt.

Yes, Wanderurlaub. Wer jetzt „Igitt!“ denkt, dem sei versichert, dass Luise ganz seiner Meinung ist. Aber ihr Lieblingsphysiker hat sie in einer ausgeklügelten Falle gefangen, indem er darauf verwies, dass er sich schließlich auch widerspruchslos zum Rollenspiel hat mitschleppen lassen, obwohl er mit Fantasy zuletzt vor zehn, fünfzehn Jahren was am Hut hatte.

„Macht’s dir etwa keinen Spaß?“, hatte Lu geschmollt. Sie hat ihm seinen Charakter, den sensiblen Halbork-Ordenskrieger mit Muskeln, Weltverbesserungswahn und einer Schwäche für eine gewisse Hobbitlady, sogar persönlich ausgewürfelt!

„Das habe ich nicht gesagt.“ Er hat entwaffnend gegrinst. „Ich erwarte ja auch gar nicht, dass du mit mir joggen gehst oder den ganzen Samstag auf einer unbequemen Bank in einer Handballhalle verbringst, um mir beim Turnier zuzusehen.“

Na, das fehlte auch noch. Dem Coronavirus sei Dank gibt’s momentan weder Turniere noch Training, und fürs Protokoll: Bei den Liegestützen, die Adrian als Ausgleich jetzt ein bisschen öfter macht, sieht Lu ihm sehr gern zu! Beim Joggen nicht, da schläft sie noch.

Okay, Lu sieht ja ein, dass ihre Vorschläge für den ersten gemeinsamen Urlaub – Paris oder Lissabon oder beides nacheinander – dieses Jahr nicht so angeraten sind. In einer globalen Pandemielage, wo man ein Restaurant nur mit Schutzmaske betreten darf und ein Flugzeug, sofern man seine sieben Sinne beisammen hat, besser ganz meidet, ist Wanderurlaub am Arsch der Welt schlicht ein Gebot der Vernunft.

Nur, Luise und Vernunft … Eine innige Beziehung wird das nicht mehr.

„Bevor ich dich in die Pyrenäen mitnehme, üben wir erst mal deutsches Mittelgebirge“, hat er mit einem fiesen Augenzwinkern verkündet.

„Mann, ich will gar nicht in die Pyrenäen!“

„Zwischen hier und Lissabon liegen nun mal die Pyrenäen.“

Wenn der Klugscheißer das sagt, wird das wohl stimmen, aber Lu hatte eigentlich nicht vor, auf dem Jakobsweg nach Lissabon zu gelangen. Lissabon ist ein magischer Sehnsuchtsort für Luise, seit Adrian sich getraut hat, ohne sie dorthin zu fliegen und sie mit einer blauen Postkarte abzuspeisen. Damals waren sie zwar noch nicht zusammen, aber das ist ja wohl keine Entschuldigung!

Wie auch immer, es war gemein von ihm, Rollenspiel gegen SPORT aufzurechnen. „Ich inspiriere dich, dein Leben zu bereichern, und du willst mich zum Muskelkater zwingen! Muskelkater besteht aus Faserrissen, das ist Körperverletzung!“

Worauf Adrian ihr als Belohnung für die täglichen zwanzig Kilometer stramme Waden und „Fußmassage bis rauf zum Nacken“ versprach, „mit Abstechern in sämtliche Venusgrotten.“

Lu hat daran gezweifelt, dass sie nach zwanzig Kilometern noch in der Lage wäre, das zu genießen. „Was habe ich davon, wenn ich im Koma liege?“

„Du bist dreiundzwanzig und von Natur aus topfit.“ Und auf ihren mächtig skeptischen Blick: „Noch. Die Muskeln in deinen Beinen sind nicht nur dazu da, dich an meinen Hüften festzuklammern, Seidenäffchen.“

Jetzt, fünfhundert Kilometer und gefühlt einen Höhenkilometer weiter südwestlich, würde Lu dem Fitnessjunkie gern demonstrieren, wie gut sie sich an seinen Hüften festklammern kann – wahlweise Schultern, sie ist da nicht kleinlich –, aber gerade kommt ihnen eine Familie mit erschreckend fitten kleinen Kindern entgegen, und außerdem lichtet sich vor ihnen ENDLICH der Wald zugunsten von Steinen, die aussehen, als wären sie von Menschenhand bearbeitet worden, um einem guten Zweck zu dienen, beispielsweise zum Umrahmen einer Küche plus Gaststube, Toilette und Kaffeeautomat. Halleluja!

Im Restaurant bestellt man an der Theke. Während Adrian schon mal das Corona-Kontaktnachverfolgungsformular ausfüllt, kaut Lu unschlüssig auf ihrer Unterlippe.

Nicht, dass der Kerl sie mit seiner pseudovegetarischen Macke (kein Fleisch, aber Fisch) angesteckt hätte, doch da gibt es auch noch so was Dummes wie Gewissen: Sie kann ihm nicht gut Klimaschutz predigen und dann vor seiner Nase Schnitzel futtern, oder? Aus einem Buch hat er die Idee eines persönlichen Sündenkontos: ein fixes Punktekontingent für jeden Menschen, das man wahlweise fürs Autofahren, Fliegen oder eben Fleisch ausgeben kann. Clever, aber hinterfotzig. „Weil du mit dem Auto in den Urlaub wolltest“, beklagt sich Lu, „muss ich Kartoffelsalat ohne Wiener essen!“

Er ist nett genug, um sie nicht daran zu erinnern, dass sie mit dem Zug nur halb so viele Klamotten hätte mitnehmen können, und beschränkt sich auf ein sachliches: „Du kannst so viele Wiener essen, wie du willst.“

„Ich hasse Wiener!“ Lu bestellt ein Stück Käsekuchen. Passt besser zu Latte macchiato als Kartoffelsalat.

Am Tisch zieht sie die Schuhe aus, platziert die Füße auf der Bank gegenüber und lehnt sich an Adrian. Der legt den Arm um sie und küsst sie auf die Nasenspitze. „Du bist so süß, wenn du jetzt noch Zucker in deinen Kaffee tust, kriege ich Diabetes.“

„Kein Problem.“ Lu ist sicher, dass ihr Blutzuckerspiegel nach dem Aufstieg im negativen Bereich dümpelt. „Ich ramme dir gern dreimal täglich eine Insulinspritze wohin.“

Sie haben die Gaststube für sich; aus irgendwelchen Gründen lassen sich die meisten Leute am liebsten draußen von der Sonne grillen, während die Wespen ihnen das Essen wegfuttern.

Lu taucht ihre Lippen in den Milchschaum und lässt einen Seufzer ab, der sich über drei Oktaven abwärts schlängelt. „DAS ist Urlaub!“

Adrian stellt sein Bier ab, fummelt aus einer der tausend Taschen seiner Super-Cargo-Camouflage-Survival-Bermudas sein Handy hervor und schießt ein Foto von Luise im Latte-macchiato-Glück. „Mein süßes Couchpotato.“

Wandern hin oder her, irgendwie mag sie den Kerl. Deshalb schiebt sie ihm auch großzügig den Schokokeks, der mit ihrem Kaffee gekommen ist, in den Mund. „Süßkartoffel, wenn schon.“

Weil der Rückweg bergab führt, steigt Luises Laune, und sie diskutieren darüber, ob es eine umgekehrte Proportionalität zwischen geographischem Neigungswinkel und Stimmungshöhe gibt und was das Ganze mit der kinetischen Energie zu tun hat. Da auch noch Coffein, Zucker und die Lufttemperatur in die Formel eingehen, fordert das Problem Luises Abstraktionsvermögen ziemlich heraus, weshalb sie erleichtert das Thema wechselt, als ihr auffällt, dass da schon der fünfte oder sechste Mistkäfer heute auf dem Rücken herumliegt und mit allen sechs Beinchen in der Luft strampelt. „Ich frage mich, ob das der Klimawandel ist, der sie ausknockt, oder ob Mistkäfer ein angeborenes Problem mit dem Konzept Oben-Unten haben.“

„Vielleicht wollen sie sich bloß ausruhen“, sagt Adrian. „Und finden es gar nicht nett, dass du sie dauernd umdrehst.“

„Ich rette ihnen das Leben! Es ist ziemlich dämlich, seinem Relax-Bedürfnis mitten auf einem Wanderweg nachzugeben, auch wenn hier außer uns zwei Deppen kein Mensch unterwegs ist. Aber da siehst du’s mal“, Lu bückt sich nach dem nächsten vertikal richtungsverwirrten Käfer, „sogar die Insekten wissen, wann es Zeit für Siesta ist!“

Adrian lächelt geduldig. „Wir hatten eine Stunde Pause, und du hast einen Kaffee im Blut. Eigentlich solltest du mir davonflitzen, dass ich nur noch deinem Kondensstreifen hinterherstaunen kann.“

„Nicht auf diesen Füßen. Meine Sohlen fühlen sich an wie sandgestrahlt.“

„Okay, sogar ein Marathon-Weltmeister würde in den Schuhen nach einem halben Kilometer aufgeben“, kann sich der Besserwisser nicht verkneifen anzumerken.

„Klar, weil sie ihm fünf Nummern zu klein wären.“ Lu erwägt, den nächsten Mistkäfer nach ihm zu werfen – sie liebt ihre geblümten Sneakers –, entscheidet sich dann aber doch, das arme Tier am Wegrand ins Gras zu setzen. Die Fauna dieses Planeten hat schon genug zu leiden.

„In Bergstiefeln“, stellt sie mit einem bezeichnenden Blick auf sein grotesk überprofessionelles Schuhwerk klar, „kriegte ich die Füße gar nicht vom Boden hoch, außer vielleicht auf dem Mond.“ Sie sieht zu, wie der Käfer sich träge in Bewegung setzt. Na ja, sechs Beine zu koordinieren, kann nicht so leicht sein – kein Wunder, dass nie eine Insektenart genug Gehirnkapazität übrig hatte, um den Faustkeil zu erfinden. „Aber wenn Mistkäfer Bergstiefel hätten, würden sie bestimmt nicht so schnell umfallen.“

„Jetzt weiß ich’s“, sagt er. „Also die Mistkäfer. Das waren Gravitationswirbel. Lokale Schwerkraftanomalien. Die sind leider im Aufwind.“

„Bestimmt ist der Mobilfunk schuld. Das 5G-Netz heißt ja nicht ohne Grund 5G.“

Seit Luise für ihr Mathe-Didaktikprojekt eine SF-Story um ein Raumschiff namens ALGEBRA geschrieben hat, weiß sie, dass G für die Gravitationskonstante steht. Derlei Allgemeinbildung ist nützlich, wenn man versuchsweise mit einem Physiker zusammen ist. „Wieso hab ich noch nie von Gravitationswirbeln gehört?“

„Weil du nie in der Mastervorlesung Geheime Physikalische Phänomene gesessen hast. Ich musste eine Geheimhaltungsvereinbarung unterschreiben, so brisant war der Stoff. Schwarze Löcher in den Köpfen von Politikern, die Wirkung von Chemtrails auf die Rechtschreibkenntnisse und so.“

Endlich versteht Lu, warum sie so ein Problem mit Kommas hat. „Welche Politiker?“

„Darf ich nicht verraten. Aber denk mal nach. Sie heißen ja nicht Grüne Löcher, oder?“

„Aha“, sagt Lu. „Aber die Ursache dieser Schwerkraft-Dingsbums kannst du mir doch verraten.“

Adrian grinst. „Klar. Minitornados. Die hebeln im Umkreis von fünfhundert Metern alle Naturgesetze aus. Ganz besonders die Gravitation.“

Auf den verbliebenen Kilometern lenkt sich Lu – Spitzname Minitornado – erfolgreich von den Qualen des sinnlosen Fußmarsches ab, indem sie Kienäppel („Wie bitte?“ „Kie-fern-zap-fen, Wessi!“) nach dem Physiker wirft.

Als sie gegen vier wieder in der Ferienwohnung ankommen, streift Lu lediglich ihre Schuhe ab, bevor sie sich rücklings aufs Bett fallenlässt, die Augen zuklappt und schwört: „Ich geh nie wieder einen Schritt zu Fuß!“

„Das waren nur zwölf Kilometer.“

„Das Nur ist eine Frage des Koordinatensystems.“ Anhand der Geräusche kann sie verfolgen, wie Adrian seinen Rucksack auspackt und die Jacken aufhängt, die sie heute ganz umsonst mitgeschleppt haben, weil es für September unglaublich warm ist. „Ein Luisenkilometer ist mindestens dreimal so lang wie ein Handballerkilometer und wird unterwegs noch länger, wegen der Zeitdilatation. Das heißt, ich bin heute effektiv vierzig Kilometer gelaufen. Quasi einen Marathon!“

„Ich sag ja, du bist fit, Zimtkeks.“

Ihre Antwort ist ein langgezogenes Stöhnen. Aus Richtung Adrian kommt ein unbeeindrucktes Gluck-gluck-gluck, weil er den Rest des Wassers austrinkt. „Willst du zuerst duschen?“, fragt er dann. Kavalier ist er ja. Oder ist das Eigennutz, weil er seinen eigenen Schweiß nicht riechen kann, ihren aber schon?

„Muss ich dazu aufstehen?“ Lu wackelt probehalber mit zwei Zehen. „Nee, geh du mal.“

Über ihr an der Wand hängt ein gerahmtes Meeresrauschen, komplett mit Sandstrand und Palmen. Was für eine Verarsche in einer Ferienwohnung, die auf hundert Kilometer Umkreis von Bergen und garantiert palmfreien Wäldern umzingelt ist! Finanziert sich der Vermieter hiermit seine Finca auf den Malediven und lacht sich dort gerade ins Fäustchen, weil er wieder zwei Doofe gefunden hat?

Das Geräusch von auf Fliesen prasselndes Wasser lenkt Lu von diesen frustrierenden Gedanken ab. Die Duschkabine, das hat sie schon gestern Abend registriert, ist so groß, dass man mit zwei Rollstühlen darin Tango tanzen kann. Keine Chance, die frau verstreichen lassen sollte, wenn sie aus einer WG kommt, in der das gesamte Badezimmer nur einen einzigen Quadratmeter einnimmt, während in Adrians Wohnung die Dusche zugunsten einer Badewanne auf Liliputanerformat geschrumpft worden ist.

Weil das Wasser läuft, kann Adrian nicht hören, dass sich jemand ins Bad schleicht; außerdem steht er mit dem Gesicht zur Wand. Zum Glück hat er keine Herzschwäche, deshalb fällt er, als sich urplötzlich zwei Arme von hinten um seinen Brustkorb schlingen, nicht tot um, sondern spritzt bloß das halbe Badezimmer nass.

Sobald er erkennt, was sie in der Hand hält, blinzelt er mit seinen tropfnassen Wimpern zuerst hoffnungsvoll und dann skeptisch. „Ich denke nicht, dass das in der Dusche so eine gute Idee ist.“

„Deswegen habe ich den Plüsch ja auch abgemacht.“

„Ich meine den Stahl. Nicht alles, wo rostfrei draufsteht, ist auch rostfrei. Speziell, wenn’s aus China kommt.“

Misstrauisch begutachtet Lu die Handschellen, die nicht den Eindruck erwecken, sie würden sich in Leitungswasser gleich auflösen. „Hast du was dagegen, wenn sie festrosten und du nie wieder rauskommst?“

„Nicht prinzipiell, aber ich hab was dagegen, wenn sie irgendwann braune Brühe aufs Bett kleckern.“

„Okay.“ Lu tappt auf nassen Füßen zurück ins Schlafzimmer und holt etwas aus ihrem Koffer, das nicht rostet. So willig Adrian ihr die Hände hinhält, so aufsässig ist sein schiefes Grinsen. „So platt bist du also doch nicht?“

„Das waren zwölf Kilometer“, sagt Lu herablassend, während sie das Seil um seine Handgelenke wickelt. „So viel laufe ich sonst an einem Vormittag zwischen Mathe, Philo und Mensa! – Was nicht heißt, dass ich das auch im Urlaub brauche, okay? Deshalb ist jetzt auch Strafe fällig. – Räuberleiter!“

Sie muss auf seine gefesselten Hände steigen, um das Seil oben an der Stange einfädeln zu können, an der man den Duschkopf einhakt. Einmal ziehen, und seine Hände befinden sich hoch über seinem Kopf. Lu schlingt das Ende des Seils ein paarmal um den Wasserhahn und bindet eine Schleife. Sie hat keine Lust, sich nachher mit einem nassen Knoten herumzuärgern, und Adrian würde niemals versuchen, sich selbst zu befreien, so viel ist sicher.

Zur Strafe für die unmenschlichen Strapazen, denen der Kerl sie heute ausgesetzt hat, seift sie ihn mit ihrem Duschgel ein und reibt dann ihr schaumig-glitschiges Selbst so lange an ihm, bis sein Schwanz steht wie eine Edelkastanie. Danach drückt sie sich an seinen Rücken und reibt ihn ein bisschen mit der Hand. Duschschaum als Gleitmittel hat was, frau kann ihr Spielzeug so richtig schön in Form bringen, auch wenn’s leider nicht für orale Spielchen taugt. Provokativ stupst sie ihre Nasenspitze gegen seine Schwanzspitze. „Diese Frucht duftet wie ein exotischer Smoothie.“

„Vernasch mich.“ Er klingt ein bisschen heiser.

„Mit Cocktailspießchen oder ohne?“ Lu hat nicht vor, sich zu beeilen.

Erst mal bekommt er eine kalte Dusche, allerdings mit Vorwarnung, weil sie sich vorher selbst in Sicherheit bringen muss. Deshalb steckt er’s auch mit schnellem Atmen recht cool weg. Nur als sie danach aus der Duschkabine spaziert und die Glastür vor seiner Nase zumacht, da guckt er dumm. Jedenfalls hofft sie das; erkennen kann sie seinen Gesichtsausdruck durch die beschlagene Scheibe nicht.

„Hast du’s gemütlich da drin?“, erkundigt sie sich, während sie ihre Haare frottiert.

„Ganz okay“, tönt es aus der Dusche, „danke der Nachfrage.“

„Gut. Ich hol dich dann in zwei Wochen wieder raus, damit du mich nach Hause fahren kannst.“ Lu schlingt das kleine weiße Handtuch um ihren Kopf und wickelt sich in das riesige milchkaffeebraune Badetuch. „Ich schick dir auch ein Selfie aus dem Fünf-Sterne-Wellnesstempel.“

„Ich wünsche dir viel Spaß, Zimtkeks.“

„Ach ja, und für die Schönheits-OP brauche ich die PIN deiner Kreditkarte!“

„Nur wenn du dir die Brüste nicht vergrößern lässt.“

„Ich lass mir die Zungenspitze verlängern, damit ich besser in deine Ohren komme.“

Ach, so what! Es macht keinen Spaß, wenn sie sein Gesicht nicht sieht. Lu zieht die Duschtür wieder auf, stemmt die Hände in die handtuchumwickelten Hüften und begutachtet den Mann, der gefesselt an der Duschstange lehnt wie der Heilige Sebastian im Mittelmeer-Urlaub, von oben bis unten. „Was haben wir denn da? Sag bloß, Halbork, du bist mal wieder einer Hexe in die Falle gegangen! Wie tapsig kann man eigentlich sein?“

„Eigentlich hab ich nur mal kurz einer schönen Frau den Rücken zugekehrt. Sorry, ich hatte keine Ahnung, dass es auch eine Hexe in dieser Wohnung gibt.“

„Die Welt ist voller Hexen, Halbork. Und alle haben es auf dich abgesehen, ich verstehe nicht warum.“

Letzteres ist gelogen. Schließlich sieht der Typ – erst recht nass, wehrlos und heldenhaft-blinzelnd in sein Schicksal ergeben – zum Anbeißen aus. Mit einem Finger streicht Lu über seine Vorderseite, vom Schlüsselbein abwärts bis zum Schamhaar. „Du schuldest mir was, wenn ich dich hier raushole.“

„Ich bin ganz Ohr.“

Während Lu Adrians Vorderseite abtrocknet, zählt sie seine Freilassungsbedingungen auf. „Du wirst die Pfützen da aufwischen und mich eincremen … und Abendbrot machen … und zwischendrin will ich dich im Bett haben.“

Zuerst allerdings cremt sie ihn ein, „weil Männerhaut auch sensibel ist, keine Diskussion!“, und er lässt das über sich ergehen, obwohl er die Begründung für eine Werbemasche der Kosmetikindustrie hält. „Ein Wunder“, brummelt er, Gesicht zur Wand, während Lu ihm Bodylotion in die Arschspalte reibt, „dass noch keiner die Penislotion erfunden hat!“

Lu findet auch, dass das eine Marktlücke ist. After-Shower Penislotion mit Seidenprotein und Tiger-Testosteron, in den Geschmacksrichtungen Cappuccino, Zeder und Südsee-Kokos, das wär’s. Nach dem Verkauf der Patentlizenzen könnte frau sich zur Ruhe setzen und bräuchte den Frondienst vor der Schulklasse gar nicht erst anzutreten …

Vorerst gibt sich Lu mit dem unverfeinerten Klugscheißerpenis mit Minzduschgel-Duft und bondage-induziertem Steh-Effekt zufrieden.

Adrian trägt sie ins Zimmer zurück, legt sie aufs Bett und beginnt unaufgefordert ihre Füße zu massieren, was ALLES wieder gutmacht, was er ihr heute mit den zwölf Kilometern angetan hat. Er verwöhnt gern Luises Füße, obwohl er behauptet, kein Fußfetischist zu sein. („Nur ein Zimtkeksfetischist. Deine Füße gehören halt dazu.“)

Lu andersherum hegt keine spezielle Vorliebe für seine Füße, aber weil er breitbeinig auf dem Bett sitzt, ihre Füße im Schoß, befinden sich seine Füße in Reichweite, und sie hat einer solchen Versuchung noch nie widerstehen können.

„Iiiii!“ Seine Zehen kringeln sich entgeistert, als sie mit den Fingernägeln über seine Fußsohle kratzt. „Auf die Art Massage verzichte ich dankend!“

„Weißt du, dass dein großer Zeh fast so lang ist wie mein Daumen? Das beweist endgültig, dass deine Vorfahren einst kopfüber von Ästen gebaumelt haben. Du stammst vom Affen ab, Bigfoot!“

„Und du?“

„Von der am höchsten entwickelten Spezies des Universums: den Göttinnen der Siebten Dimension. Meinesgleichen wurde ausgesandt, um euch Affen zu zivilisieren. Auf natürlichem Wege wäre das nix geworden. Ich meine, worin liegt denn der evolutionäre Vorteil, mit dem Nasebohren aufzuhören und Krawatte zu tragen?“

Darauf weiß nicht mal der Klugscheißer eine Antwort, denn er zuckt bloß die Achseln, während er Luises linken Mittelfuß zurück in seine Vor-Wandertag-Form knetet. „Und meinst du, ihr habt es geschafft, das Zivilisieren?“

„Noch lange nicht. Aber man muss das nicht überstürzen. Der Weg ist das Ziel and all that.“ Lu kitzelt erneut seine Fußsohle, doch diesmal nur mit den Fingerkuppen. „Wenn man sich einmal an das Zivilisieren gewöhnt hat, ist das Leben ohne maskuline Affen just a little bit boring.“

Sie sieht ihn vielsagend an, und halbzivilisiert, wie er inzwischen ist, versteht er sehr wohl. Er hebt ihren Fuß an die Lippen und platziert einen Kuss auf dem großen Zeh. „Möchtest du die Langeweile vertrieben haben, kleine Göttin?“

Lu findet die Anrede ganz prickelnd. Das, was danach kommt, noch mehr.

Am Abend kochen sie Spaghetti Arrabiata, und Luise starrt wieder mal mit fasziniertem Horror auf die Mengen auf Adrians Teller. Der Mann vertilgt schon zum Frühstück mehr als Lu am ganzen Tag, aber irgendwie verdampfen die Kalorien bei ihm, statt sich in Bauchspeck zu verwandeln. „Ich hoffe, du warst hart in der Gehaltsverhandlung“, sagt sie, „damit für mich später auch was zu essen übrigbleibt.“

Über eine Gabel voll aufgerollter Spaghetti trifft sie ein unenträtselbarer Blick aus braunen Augen. „Schmiedest du Heiratspläne, von denen ich nichts weiß?“

Um Himmels willen. Aber er soll ruhig mal darüber nachdenken, dass sein Sexleben Konsequenzen haben könnte. „Ja, glaubst du denn, ich will mich bis zur Rente mit pubertären Blödbratzen herumärgern, die für elf minus drei den Taschenrechner anwerfen?“

„Du studierst Sek II.“

„Es gibt zu viele Gymnasiallehrer. Am Ende werde ich an die Grundschule abgeordnet, und ich bin echt gespannt, was so ein Zweitklässler von deinen Riemann-Cauchy-Differentialgleichungen hält!“

Das ganze Beziehungsexperiment hier hatte nämlich seinen Ursprung vor anderthalb Jahren, als Frau Prof. Dittmeyer den Physik-Postdoc Adrian in der Übung Funktionentheorie auf angehende Mathelehrer, darunter Luise, losließ. Die irre Mathematik hat der Klugscheißer mit links bewältigt, aber pädagogisches Feingefühl gegenüber den Rezipienten seiner Genialität ist nicht seine größte Stärke. Deshalb ist es auch für alle Beteiligten besser, dass er nach diesem Urlaub bei einem Forschungsinstitut anfängt.

Lu patscht ihm tröstend auf die linke Hand. „Sorry, aber du bist selber schuld, wenn du dich mit einer Frau einlässt. Wir sind genetisch dazu verdammt, für die Ewigkeit zu planen. Du hast es gut, du bist nur auf schnellen Sex programmiert, und dann Tschüss. Deshalb brauche ich auch so viel Seil.“

Danach schauen sie den Tatort, und dann ist Nachtruhe angesagt, denn: „Tagesprogramm für morgen: Fünf Kilometer joggen, Frühstück, fünfundzwanzig Kilometer wandern.“

„Sadist!“ Das sagt Luise nicht oft zu ihm.

Direkt gegenüber dem Schlafzimmerfenster steht eine Straßenlaterne, deshalb kann sie auch im Dunkeln sehen, dass der Kerl neben ihr im Bett grinst. „Wir runden das Joggen für dich auf fünfhundert Meter Spaziergang zum Bäcker ab, Zimtkeks. Jeden zweiten Tag.“

„Ich werde mich auf dem Rückweg verlaufen, und dann musst du verhungern“, argumentiert Lu, deren Chromosomensatz man vergessen hat das Orientierungsgen beizufügen.

„Es geht immer die Straße runter und auf dem Rückweg einfach wieder rauf.“

Er muss es wissen, heute früh ist er auf Brötchenjagd ausgezogen und mit reicher Beute zurückgekehrt. Aber einfach wieder rauf ist genau das, was frau vor dem Frühstück nicht braucht. „He, ich tue dir einen Gefallen, wenn ich dich zum Bäcker schicke!“ Der Fitness-Junkie mag alle Arten von Bewegung, für ihn darf es immer gern noch was mehr sein. „Meinetwegen kannst du auch einen Fünf-Kilometer-Umweg einschieben und danach duschen, umso länger kann ich schlafen!“

„Meinetwegen können wir auch Müsli essen“, sagt er.

„Ich mag aber frische Brötchen! Müsli krieg ich die ganze Woche zu Hause.“

Diese Diskussion sagt alles über die Unvereinbarkeit von Adrian Strehl und Luise Seidel aufgrund krass entgegengesetzter Lebensentwürfe: Ordnung und Joggen versus Chaos und Kaffee. Lu wartet schon seit Mai auf den Tag, wo Adrian aufwacht, blinzelnd die zweite Person im Bett anstarrt und kapiert, dass er mit einem Couchtornado zusammen ist. Natürlich weiß er schon seit einem Jahr, was Lu für eine ist. Aber kapieren ist was anderes, offensichtlich.

Montag: Urlaub mit Minitornado

Am Morgen wird Lu von beharrlichen Händen aus dem Schlaf gestreichelt, während etwas in hochfestem Aggregatzustand suggestiv gegen ihr Steißbein drückt. Sie hat nichts gegen Streicheln und auch nicht prinzipiell gegen eine Morgenlatte, aber es ist, wie ein Blick auf die digitale Uhr auf dem Nachttisch verrät, noch nicht mal acht. „Du bist unverschämt und notgeil“, murmelt sie, „und in Schweden kämst du für das, was deine rechte Hand da tut, in den Knast, weil ich nicht schriftlich und mit drei Durchschlägen zugestimmt habe.“

„Linke Hand“, korrigiert er. „Hast du was Schönes geträumt, Morgenmuffel?“

„Hab’s vergessen. Aber es hatte nichts mit Wandern zu tun.“ Lu pflückt seine Hand aus ihrem Schoß und kuschelt sich in seinen Arm. „Der fünfte Hauptsatz: Kein Sex vor dem Frühstück.“ Regeln sind nicht Luises Stärke, aber Hauptsätze sind super, denn die gelten nur für Physiker. „Zur Strafe gehst du die Brötchen holen.“

„Du bist heute dran. Ich mach dir inzwischen Kaffee.“

Shit. „Ich schlafe noch, und du bist schon wach und sprühst vor überschüssiger Energie. Geh joggen und hol die Brötchen auf dem Heimweg.“

„Ist das ein Befehl?“

Gute Idee. „Yes!“

„Aye, Captain.“

Den „Herrin“-Quatsch hat Adrian inzwischen von allein bleibenlassen, weil es ihm irgendwann zu doof wurde. „Captain“, das sich auf Luises Alter Ego, die Raumschiffkapitänin Omega Blue, bezieht, ist voll in Ordnung. Und ein gelegentliches „Lady Blue“ findet Lu auch okay, obwohl ein Tee so heißt.

Zufrieden rollt sie sich in die Decke, die jetzt zur Gänze ihr gehört. Als Adrian aus dem Bad kommt und sich anzieht, ist sie schon wieder eingeschlafen.

Der Höhepunkt der heutigen Wandertortur, die Burg Trifels, liegt malerisch und weithin sichtbar auf einem Berg – ein Anblick, den Lu noch viel mehr zu schätzen wüsste, müsste sie nicht nachher auf diesen Berg klettern. „Guck dir das an: klare Formen, abgestufte Höhen in irgendwelchen magischen Proportionen wie beim Ikebana oder so …“

„Goldener Schnitt?“

„Du sagst es. Sieht toll aus von weitem! Vor hundert Jahren haben die Maler einander hier bestimmt auf den Füßen gestanden, aber ich wette, wenn man direkt zwischen den Gebäuden steht, kann man die Architektur gar nicht würdigen!“

Sie sitzen im Schatten des vierkantigen Turmes, der so ziemlich alles ist, was von der Burg Scharfenberg übrig ist, und teilen sich eine überreife Banane und den Inhalt der Notfall-Studentenfuttertüte. „Was ich meine, ist: Die Burg ist eindeutig auf Fernwirkung hin optimiert“, argumentiert Lu. „Wenn wir da jetzt hinlatschen, droht uns eine Enttäuschung!“

„Der Trifels war mal eine der wichtigsten Burgen Deutschlands.“ Natürlich hat Adrian sich vorher schlaugemacht. „Die Staufer haben hier ihre Krone und so aufbewahrt.“

„So eine Art Staatsschatz, der bis heute irgendwo vergraben ist, kein Mensch weiß wo?“ Lu pickt die letzte Walnuss aus seiner Handfläche; die Rosinen und Erdnüsse kann er haben. „Super Location für Kindergeburtstage mit Schnitzeljagd und Ritterturnier. Aber dafür bin ich schon zu groß.“

Adrian kaut den Studentenfutter-Bodensatz herunter und spült mit Wasser nach, bevor er beiläufig bemerkt: „Staatsgefängnis war die Burg auch. Richard Löwenherz hat mal hier eingesessen.“

„Ah.“ Bei der Vorstellung von einem Ritter im Verlies wird Luise munter, was nicht unbemerkt bleibt. „Er ist nicht mehr da, Zimtkeks“, schmunzelt Adrian. „Das war vor achthundert Jahren.“

Gerippe in Ketten findet Lu nicht so sexy wie quicklebendige Mannskerle. „Kann man den Kerker stundenweise mieten?“ Drei Stunden sollten dicke reichen, dann hätten sich auch alle eventuellen Umwege auf dem Rückweg erledigt …

„Davon steht nichts auf der Homepage.“

„Ich sag doch, die Burg ist am schönsten von fern.“ Sie hat schon genug Fotos gemacht, mit und ohne Besserwisser im Vordergrund. „Wir könnten hier sitzenbleiben und Fruit Ninja spielen, und wenn wir Hunger kriegen, kehren wir um und suchen ein Café.“

Adrians Antwort besteht darin, dass er Studentenfutter und Wasserflasche verstaut, aufsteht und Lu die Hand hinstreckt. „Wenn du den kleinen Rundweg heute durchhältst, gönnen wir uns morgen einen gemütlichen Bummeltag in Worms.“

Luises Augen weiten sich auf den doppelten Durchmesser, was den Himmel gleich viel rosiger erscheinen lässt. „Juhu! Café und Shopping?“

„Schuhgeschäft, Dom und jüdischer Friedhof. Und Café natürlich.“

Gut, dass sogar ein vegetarischer Sportfreak ab und zu essen muss. Wenn er freiwillig mit Luise in ein Schuhgeschäft gehen will, wird er die Stärkung brauchen, denkt sie. Doch bevor ihr der rosa Jubel so richtig den Kopf vernebeln kann, erdet der Kerl sie mit einem Blick auf ihre Sneakers. „Du brauchst Trekking-Schuhe. Café erst danach.“

„Hab ich irgendwie falsch verstanden, wer in dieser Beziehung der Hundertprozent-Sub-Part ist?“

Aber sie hat ihm nun mal (freiwillig!) die Planung dieses Urlaubs überlassen, und es ist ja nicht so, als wüsste sie seinen gesunden Menschenverstand nicht zu respektieren, also wird es wohl genau so kommen, wie er sagt.

Der Weg zum Trifels ist dann übrigens doch kürzer, als es aussah, und die große Halle mit ihren Freitreppen, romanischen Bögen und der Balkendecke wirkt schon imposant, jedenfalls, wenn man sich die Ritter und Damen mit Zuckertüten auf dem Kopf dazudenkt. „Bisschen wenig Möbel für eine kaiserlich-staufische Reichsburg“, kritisiert Lu, und als sie nach dem Rundgang die Burg wieder verlassen, schmollt sie, weil es nicht mal das Verlies zu sehen gab, „wo sie Richard Löwenherz eingekerkert haben, plus die Original-Hand- und Fußfesseln, wo er mit dem Löffelstiel sein Autogramm in den Rost gekratzt hat!“

„Er war nur drei Wochen da“, sagt Adrian, der sämtliche Infotafel-Texte gelesen hat. „Und sie hätten uns höchstens das Luxus-Apartment und seinen persönlichen Weinkeller zeigen können. So ein König hat halt Anrecht auf Komfort, schließlich ist er was Besseres als unsereins. Ich wette, jeder Adlige hat seinen Todfeind, der x-mal versucht hat, ihm die Burg unterm Hintern abzufackeln, besser behandelt als seine eigenen Bauern.“

„Ich hätte meinen Bauern eine Kaffeemaschine an den Feldrand gestellt“, erklärt Lu kategorisch, „und dem sexy Ritter von nebenan die Folterkammer gezeigt. All-inclusive Schnupperpaket, einschließlich eine Stunde Streckbank“, hier legt sie von der Seite die Arme um den sexy Ritter von heute, „und ein maßgeschneidertes stachliges Deko-Dings für seine sensiblen Teile. Damit er sich nicht langweilt, während ich mit den Bauern einen fairen Milchpreis aushandle.“

„Sie sind zu großzügig, Fräulein von Zimtkeks.“ Er kuschelt sich in ihren Griff. „Aber das Konzept linksgrün-versifft gab’s im Mittelalter einfach noch nicht. Bauernbashing war so selbstverständlich wie die Beichte vor dem Abendmahl.“

Demonstrativ landet ihr Finger auf seinem Mund. „Gab’s nicht auch so eiserne Masken mit verschließbarer Klappe vor der Klappe, damit ein gefangener Ritter keine historischen Vorträge hält, sondern sich auf das Wesentliche konzentriert?“

„Was wäre das Wesentliche?“

„Was die Frau Kastellanin mit deinen sensiblen Teilen anstellt, natürlich. Nachdem sie dich mit dem Dosenöffner aus dem ganzen Blech geschält hat.“

Seine Reaktion auf Luises Geschichtsverständnis ist durch die Cargo-Bermudas ziemlich gut zu sehen. Leider kommen ihnen ganze Völkerscharen entgegen. Dieser blöde Trifels ist echt populär, direkt unterhalb gibt es sogar einen Parkplatz mit Fresstempeln, so dass man keinen Schritt mehr laufen muss als unbedingt nötig. Ob die Massen auch so eifrig hier heraufstapfen würden, wenn sie wüssten, dass die Burg leer ist und außerdem eine Attrappe aus dem vorigen Jahrhundert? Die ausgestellten Kronjuwelen sind natürlich auch nicht echt.

Ganz im Gegensatz zu den Kronjuwelen in den Cargo-Bermudas. Damit die lauffaulen Bustouristen nichts zu sehen bekommen, wofür sie nicht bezahlt haben, platziert sich Lu vor ihrem Ritter, um ein spontanes Knutschbedürfnis auszuleben. Die ritterliche Lanze drückt dabei gegen ihren Bauch. Im Interesse eines kleinen privaten Lanzenstechens, denkt sie bedauernd, wäre es jetzt praktisch, wenn der olle Trifels Ruine geblieben und in Vergessenheit geraten wäre. Aber ganz allgemein ist sie schon dankbar dafür, dass es hier was zu essen gibt.

„Ich wäre gern Richard Löwenherz in deiner Obhut gewesen“, sagt Adrian. „Ich wäre auch länger geblieben als drei Wochen.“

Lebenslange Haft. Lu legt die hübsche Vorstellung in ihrem Hinterkopf ab zwecks gelegentlicher nächtlicher Vertiefung. „Besser ein normannischer Ritter aus einem dieser Italienfeldzüge von einem dieser Heinriche. Der Löwenherz war ein Arsch. Hat auf einem Kreuzzug tausende muslimische Geiseln niedermetzeln lassen bis hin zum letzten Kind. Hab ich gelesen. Davon erzählen sie natürlich nix bei Robin Hood.“

Mit Cappuccino im Blut und einem Salatteller im Magen versüßt Luise sich und dem Wanderfreak den Rückweg mit dem Konzept einer zur Wellnessoase ausgebauten Burg, in deren Hof Urlauberinnen unter Sonnenschirmen sich bei Cocktails und Liebesromanen von sexy Kerlen die Füße massieren lassen, während ihre wanderverrückten Lebensabschnittspartner –

„Entspannt allein durch die Landschaft dackeln?“, rät er.

Lu hat das durchaus erwogen. Klar müssen sich die Kerle irgendwo ihre Muskeln verdienen und die Hummeln im Sportlerhintern ablaufen, damit sie hinterher weniger nerven, aber wer weiß, was sie anstellen, wenn frau ihnen unbeaufsichtigten Freigang gewährt. „Dafür gibt’s die gratis Männeraufbewahrung im Keller. Mit Fitnessstudio, aber ohne Catering. Die sexy Kellner haben ja im Hof zu tun.“

„Cool.“

„Ja, kühl ist es auch. Besonders weil du beim Gewichtestemmen mit nacktem Arsch auf dem Stein sitzen musst. Das sind die Regeln für Kerle, die ihrer Liebsten mehr als vier Kilometer Fußmarsch am Tag zumuten wollten. Ab acht Kilometern wirst du mit Handschellen ans Laufband gefesselt, und ab zwölf Kilometern gibt’s dabei was aufs Hinterteil.“

Adrian sieht aus, als würde er im Kopf rechnen. „Was ist mit zwanzig Kilometern?“

Wehe, Arschloch! „Die Zwanzig-Kilo-Stahlkugel an die Eier! Mit Stacheln!“

Nachdenklich klopft er sich auf den linken Oberschenkel, wo in einer Tasche die Wanderkarte steckt. Richtige Männer brauchen kein Open Street Map. „Ich lass mir was einfallen, Zimtkeks.“

Sie hat’s geahnt. „Für Wiederholungstäter gibt’s noch den Hardcore-Kerker ein Stockwerk tiefer. Nur, dass du’s weißt.“

Gut, dass hier auf dem Rundweg, weit abseits des Parkplatzes, nur wenig Leute unterwegs sind; Lu möchte nicht wissen, was normale Menschen von ihrem Gesprächsthema hielten. Adrian kann so was zum Glück ab. Dafür weiß er, dass Schallwellen und elektromagnetische Wellen zwei völlig verschiedene Dinge sind, was Lu letztens peinlich durcheinandergeschmissen hat, obwohl ihr Abi nicht so lange zurück liegt.

„Abendbrot auf der Terrasse?“, fragt Lu später auf dem Bett, nachdem sie die Idee von Luises Traumburg mit Damenwellness oben und Hardcore-Kerker unten ein bisschen vertieft haben, wenn auch nur improvisierend mit Spielzeughandschellen und Spermacocktail ohne Eiswürfel, dafür live aus der Originalverpackung.

„Solange ich dich nicht tragen muss.“ Wenn der Mann seinen Cocktail abgespritzt hat, ist sein Drang nach sportlicher Betätigung zumindest für eine Weile gedämpft.

Lu schiebt ihr Knie über seinen Oberschenkel und beißt ihn ins Ohrläppchen. Ihr Gewicht ist ja nun ein Klacks für ihn! „Ich laufe hin, und du trägst mich zurück, das ist ein fairer Kompromiss. Okay? Oder willst du die Nacht so verbringen?“

Seine Hände sind über dem Kopf an einen der Bettpfosten gefesselt (ein Bett mit Befestigungsmöglichkeiten an beiden Enden war das Entscheidungskriterium für diese Ferienwohnung), mit einem Stück Seil und den blauen Plüschhandschellen, die Lu von ihrem Mitbewohner Jonas zum Geburtstag bekommen hat. Adrian ist ganz vernarrt in die Dinger, obwohl der große Kerl damit quietschalbern aussieht.

„Das ist eine unmenschliche Wahl“, seufzt er. „Ich hab nämlich Hunger.“

Lu hat auch Hunger. Nur deshalb klickt sie jetzt die Spielzeugfesseln auf. „Spätestens morgen früh kriegst du sie wieder.“

Auch der sportlichste Mann kann keine Berge raufrennen, wenn er an den Bettpfosten festgeknotet ist, oder?

Sicherheitshalber klärt Luise ihren Schatz später am Abend, als sie züchtig nebeneinander im Bett liegen, darüber auf, dass sie schon irgendwie Spaß in diesem Urlaub hat und es nicht so meint, wenn sie den ganzen Tag herummotzt. „Aber dann kann ich dich hinterher einfach besser so behandeln, wie du’s nötig hast.“

„Ich weiß“, sagt er friedlich, ohne den Blick von seinem Buch zu wenden. „Ich kenne dich ein bisschen, Zimtkeks.“

„Und ich bin froh, dass du den ganzen Kram organisiert hast, und mir ist völlig klar, dass ich ohne dich im Wald aufgeschmissen wäre. Ich würde mich verlaufen und bei den Pinguinen wieder rauskommen, und du weißt, was für eine Frostbeule ich bin.“

„Du hast Google Maps auf deinem Handy“, sagt er, die Nase unverändert in seinem Krimi. „Da sind nicht nur die Shoppingmeilen der Großstädte drauf.“

„Trotzdem“, sagt Lu selbstkritisch. „Stell dir mal vor, die Räuberbraut kidnappt den Ritter und muss ihn dann nach dem Rückweg zur Räuberburg fragen – oberpeinlich!“

„Dafür bestraft sie ihn am Abend für seine nervige Besserwisserei, und alles ist wieder gut.“

War das ein Wink mit dem Zaunpfahl? „Du möchtest bestraft werden, Ritter?“

„Eigentlich möchte ich lesen.“

Das ist eine zweideutige Aussage, findet Lu. „Und noch eigentlicher?“

Er grinst, aber lässt die Finger nicht von dem verdammten Schmöker. „Auch lesen.“

„Sag nicht, du bist platt.“

„Nein, aber ich hatte genug Sex für heute“, erklärt er so sachlich, als ginge es um die Frage eines Kellners, ob noch ein Nachtisch gewünscht sei. „Und das ist ein irre spannendes Buch, Zimtkeks.“

Adrian hat einen neuen Autor entdeckt, Christopher Brookmyre, und in seiner Begeisterung fünf Bücher mit in den Urlaub geschleppt. Fünf! Lu liest auch gern und hat selbst drei Bücher dabei, aber sie hat in diesem Sommer vier Klausuren geschrieben, während Adrian zwei Wochen in freiwilliger Quarantäne war, weil er unbedingt eine Radtour mit zwei Kumpels machen musste, deren einer hinterher einen positiven Coronatest hatte, danach war er bei seinen Eltern, und danach hatte Lu ihre Tage, weshalb sie jetzt enormen Nachholbedarf in Sachen Intimkontakt hat.

Und überhaupt: Welche Frau sieht gern zu, wie ihr Lieblingsklugscheißer mit einem schottischen Schriftsteller ins Bett geht statt mit ihr?

„Du hättest auch deinen Spaß“, verspricht er in vollkommener Ignoranz des Eifersuchtsdramas, das sich in zwanzig Zentimetern Entfernung von ihm abspielt. „Wirklich. Der Typ ist urkomisch. Die Heldin ist Antiterrorpolizistin und eine Wucht. Klein, tödlich und fast so clever wie du.“

Lu fühlt sich auch gerade tödlich, jedenfalls potenziell. „Kannst du etwa nicht noch mal?“

Da guckt er schon ein bisschen irritiert, dabei ist die Frage ja nicht so abwegig, immerhin wird er in ein paar Tagen neunundzwanzig, und der Himmel weiß, was mit der Libido passiert, wenn einem die Dreißig über die Schulter lugt.

„Doch“, brummt er. „Aber jetzt will ich lesen.“

„Warum liest du nicht tagsüber, statt sinnlos im Kreis von A nach A zu stapfen?“

Adrian schneidet die nette Version des Besserwisser-Gesichts (Da du die Antwort selbst weißt, erspare ich uns beiden die Peinlichkeit) und überlässt es Lu, nachdenklich die Innenseite ihrer Unterlippe zu beknabbern. Sie hat den CO2-freien Primzahlenantrieb für Raumschiffe erfunden, da muss ihr doch was einfallen, um einem Mann seine Prioritäten zurechtzurücken!

„Ich glaube nicht, dass du das Konzept Erholung verstanden hast“, sagt sie.

„Hm. Guten Gewissens die Füße hochlegen, nachdem man zwanzig Kilometer gelaufen ist, sein Gehirn mit Sauerstoff durchgepustet und die Wellenlängenrezeptoren im Auge mit hundertprozentigem Grün rekalibriert hat?“

Und er steckt die Nase wieder ins Buch. Bestimmt bedauert er jetzt, dass es nicht zu seinem Rollenverständnis gehört, der Frau, mit der er das Bett teilt, seine Socken in den Mund zu stopfen, damit er in Ruhe lesen kann. Lu versteht das sogar, weshalb sie ihn tröstend am Kinn krault, das sich drei Tage nach der letzten Rasur anfühlt wie ein Hornhauthobel. „Gib ruhig zu, du wärst jetzt lieber mit deinen Handballkumpels im Trainingslager.“

„Aber klar. Vollpension ohne vegetarische Alternative, vormittags auspowern, nachmittags im Freibad in der Sonne braten, abends am Lagerfeuer zudröhnen. Viel spannender als Gespräche mit immer derselben Frau.“

„Ganz zu schweigen von jede Nacht Sex mit immer derselben Frau.“

„Du sagst es.“

Na warte, Arschloch! Luise boxt ihn in den Bizeps. „Hast du eigentlich eine Ahnung, wie gefährlich Sport ist? Und damit meine ich nicht Gehirnerschütterungen und Beinbrüche! Ich erzähl dir jetzt mal, wie dein nächstes Trainingslager aussehen wird.“

Miss Kinkys zärtliche Gutenachtgeschichten

Kapitel 1: Sport und seine Folgen

Also: Deine Handballmannschaft fährt in den Ferien ins Trainingslager aufs Land. In eine Mädchenschule, die früher ein Schloss war – so richtig mit Türmen und Natursteinmauern und einem Abort-Erker, der auf den Wassergraben rausgeht, der inzwischen aber verschlammt ist. Das Schloss ist ausgebaut worden: Turnhalle, blitzblanke Toiletten, Umkleide mit Duschen, Schwimmbecken und Sauna, alles da. Und was das Wichtigste ist: Zwei Wochen Vollpension kosten einen Appel und ein Ei.

Das einzige, was euch stört, ist, dass die Schülerinnen fehlen. „Echt scheiße, dass Ferien sind!“, stöhnt ihr beim Umziehen vor dem Training. „Wir könnten die Mädels von den Lateinaufgaben ablenken. – Nee, Englischvokabeln üben! – Haben die Religion im Stundenplan? Missionarsstellung …“ Und so weiter. Kerle in der Umkleide, du kennst das.

Aber es sind halt Ferien, und die einzigen Frauen im Haus sind die Oma, die das Essen ausgibt, und die Rektorin, die euch die Hausordnung vorgelesen hat. Und die ist nicht dein Typ. Älter als du, Haare auf den Zähnen und ein Blick, der dich an deine Klassenlehrerin in der Grundschule erinnert, die dich immer ermahnt hat, wenn du im Unterricht den Rotz hochgezogen hast, statt wie ein normaler Bub in den Ärmel zu schniefen.

Am ersten Tag läuft das Training, wie Training halt so läuft. Ihr haut den Ball ins Tor und einander den Ellbogen an die Birne, ihr schwitzt ordentlich, und hinterher in der Dusche reißt ihr nicht mehr so viele Witze wie vorher.

Am zweiten Tag bekommt ihr Zuschauer. Fünf Ladies, alle in Etuikleidern, Nylons und Schnürstiefeln, spazieren in die Halle und gucken euch beim Schwitzen zu. Jetzt gehen nicht mehr so viele Bälle ins Tor, aber doppelt so viele Ellbogen ins Gesicht. Euer Trainer ist angepisst und will die Damen rausschmeißen, aber die Rektorin guckt ihn über ihre spitze Nase hinweg einmal an, und er hält die Klappe. „Schulentwicklungskonzeptkommission“, sagt sie und dass sie den baulichen Zustand der Halle begutachten müssten, eventuell nötiger Reparaturen wegen. „Das geht schließlich nicht im laufenden Unterricht.“

Na ja, Training läuft schlecht, während die Damen ums Spielfeld stöckeln, aber nachdem der Trainer euch in der Pause zusammengeschissen hat, reißt ihr euch am Riemen und werft so viele Tore wie noch nie. Dafür gibt’s dann auch Applaus von den Zuschauerinnen.

In der Nacht – ihr habt übrigens Einzelzimmer – bist du gerade unter der Decke am Wichsen, als du hörst, wie die Tür aufgeht. Vor Schreck lässt du deinen Schwanz los und versteckst dich ganz unter der Bettdecke.

„Vokabeltest.“ Die Stimme von Frau Direktor kommt sehr schnell näher. „Vögeln auf Englisch, Französisch und Latein!“

„Sie hat uns in der Umkleide belauscht?“

Ah, die Leseratte hat zugehört! „Selbstverständlich. Es gibt Kameras in eurer Umkleide und in der Dusche. Alles andere wäre Verschwendung von knackigen Sportlerärschen!“

Dem widerspricht er nicht, sondern fragt nur: „Warum ich?“

„Alle deine Kollegen kriegen Besuch. Gegebenenfalls nacheinander. Die Nacht ist lang, und sonst gibt es in Meck-Pomm ja nichts zu tun.“

Dein Gehirn ist total leergefegt. „Ich hatte abgeschlossen!“, ist das einzige, was dir einfällt.

„Und ich habe einen Generalschlüssel, du Depp“, sagt sie und zieht dir die Bettdecke vom Gesicht. Was du aus nächster Nähe siehst, ist eine ziemlich kleine, dünne Person mit spitzer Nase, kinnlangen schwarzen Haaren und einem Blick, der Stahlbeton schneiden kann.

„Sorry“, sagst du ehrlich, „aber ich finde Sie nicht sexy.“

„Habe ich dich gefragt?“ Damit fesselt sie deine Hände an die Bettpfosten. Du versuchst dich zu wehren, aber sie ist so unglaublich schnell, dass –

„Tu ich nicht“, sagt Adrian. „Ich halte ganz still.“

„Du lässt dich also willig von einer anderen Frau fesseln?“

„Soll ich mich wehren? Wenn du willst, kann ich ihr einen rechten Haken –“

„Pfff!“ Miss Kinky k.o. schlagen? Das soll er mal versuchen! „Zu spät. Sie hat dich schon längst fixiert. Und glaub mir, sie ist GUT darin!“

Zur Belohnung dafür, dass er so fügsam ist, darf er jetzt richtig was erleben.

Dann schlägt sie die Decke zurück und packt deinen Schwanz, der senkrecht in die Höhe ragt und an der Spitze schon suppt. „Hast du etwa gewichst, du ungezogenes Arschloch? Das ist sauschlecht für die Kondition! – Die Stammformen von to fuck, aber dalli!“

Während du irgendwas von „fick … fuck … fucking?“ stotterst, zieht sie dir ein ökologisches Gummi über – recycelter Autoreifen, innen mit kratziger Schafwolle gefüttert, außen Latex mit Noppen – und reitet dich, bis es ihr zweimal gekommen ist. Dich juckt es wie die Hölle, aber das Gummi ist zu dick, du kommst nicht. Dann lässt sie dich ans Bett gefesselt liegen. Du hast geile Träume, in denen Frau Direktor einen Reitkurs für ihre Kolleginnen gibt und dich als Pferdchen benutzt, inklusive Reitpeitsche und Sporen, und als du aufwachst, ist dein Bett schweißnass und dein Gehirn vernebelt, aber dein Schwanz ist immer noch unbefriedigt.

Am nächsten Morgen erscheint euer Trainer nicht zum Frühstück, aber die Ladies marschieren wieder in der Halle auf, und diesmal trägt die kleinste und rundlichste von ihnen einen Trainingsanzug. „Euren Trainer hat die Grippe erwischt, Jungs. Er hat mich gebeten, ihn zu vertreten.“

„Ist ja mal ‘ne Abwechslung“, sagst du frech. „Von einer Grundschullehrerin wurden wir noch nie trainiert.“

Nach „Grundschullehrerin“ fühlst du dich am T-Shirt gepackt, bei „wir“ verlierst du den Boden unter den Füßen, und bei „trainiert“ liegst du auf dem Rücken, hast ihren Fuß im Solarplexus und verdammte Schmerzen im Steiß.

„Möchte noch jemand etwas sagen?“, fragt eure neue Trainerin. Alle deine Kumpels gucken gerade zufällig auf ihre Turnschuhe, keiner sagt was. „Gut“, sagt sie. „Zehn Runden zum Aufwärmen um die Halle. Der letzte kann was erleben!“

Weil dein Steißbein geprellt ist, hast du schon in der dritten Runde hundert Meter Rückstand. Als du drei Minuten nach den anderen angejapst kommst, zeigt eure Trainerin auf die Sprossenwand und befiehlt dir, dich auszuziehen. Niemand hat Lust, dir zu helfen, deine Mannschaftskollegen sind nämlich froh, dass es nicht sie erwischt hat.

Du musst dich mit dem Bauch an die Sprossenwand stellen und die Arme ausstrecken. Sie bindet dir Hände und Füße mit Springseilen fest, dann versohlt sie dir den Arsch mit einem Tennisschläger. Du musst laut mitzählen. Immer nach zehn Hieben stimmen die Lehrerinnen ab, ob du genug hast. Es dauert bis vierzig, bis die Mehrheit dafür ist, dich loszumachen.

Danach verkündet euch die Trainerin, dass ihr von jetzt an trainieren werdet wie die alten Griechen. „Ausziehen, Jungs!“

„So leid es mir tut, aber ich glaube, bei den alten Griechen durften die Frauen nicht zusehen“, wendet Adrian hörbar grinsend ein.

Dan-ke, Klugscheißer!

Unüberlegt platzt du damit heraus, dass bei den alten Griechen die Frauen nicht zugucken durften, wenn sich die Männer nackt ausgetobt haben.

„Ah, ein Klugscheißer!“, sagt die Rektorin entzückt. Die Lehrerinnen entscheiden einstimmig, dass du noch mal was hintendrauf kriegst, aber erst nach dem Training. Schließlich wollen sie auch noch was von deinen Kollegen sehen.

Beim Training fühlst du dich nicht besonders fit, aber dein Ego stachelt dich an, durchzuhalten, denn du willst auf keinen Fall vor den Tussen schlappmachen. Außerdem hoffst du, dass sie die Strafe für dein großes Mundwerk vergessen. Aber nichts da – nach dem Abpfiff kannst du gar nicht so schnell ausatmen, wie sie dich schon beim Schlafittchen haben. Schwupps, stehst du wieder an der Sprossenwand, die Arme über dem Kopf festgebunden, die Beine gespreizt, dein Arsch immer noch rosa gestreift vom ersten Durchgang …

„Uuups, aber du wolltest ja lieber lesen.“ Lu blinzelt in Richtung Krimi, der jetzt mit dem Rücken nach oben aufgeklappt auf der Bettdecke liegt. Normalerweise geht Adrian pfleglicher mit seinen Büchern um. „Entschuldige, dass ich dauernd quatsche!“

„Zimtkeks …“

Sie patscht ihm tröstend auf den Arm. „Du bist ja schon über die Hälfte, es muss wahnsinnig spannend sein.“

Er stöhnt und lacht zugleich. „Es ist wahnsinnig spannend. Deine Geschichte. Darf ich hören, wie’s weitergeht?“

Wortlos streckt Lu die Hand aus. Adrian legt das Lesezeichen ins Buch und das Buch in ihre Hand. Sie lässt es auf ihrer Seite des Bettes auf den Boden fallen. „Auf deine Verantwortung, Handballer. Denn ich fürchte, diesmal gibt’s was mit dem Rohrstock.“

Sie sieht ihn an, aber er nickt nur tapfer.

„Wieviel hältst du aus? Zehn, zwanzig?“

„Weiß nicht. Hatte noch nie das Vergnügen.“

„Dann sagen wir dreißig.“

Danach lassen sie dich dort stehen. „Kein Abendessen für Klugscheißer!“, verkündet Frau Direktor, bevor sie das Licht ausmacht und die Turnhalle hinter sich zuschließt.

Erst als es draußen dunkel geworden ist, kommt sie dich holen. Sie erlaubt dir zu duschen, aber nur mit kaltem Wasser, und sie fesselt dich dabei mit Handschellen an die Dusche.

Dann musst du dich mit hinter dem Rücken gefesselten Händen vor dein Bett knien und sie lecken. Dabei bohrt sie dir ihre spitzen Absätze in die Schultern.

Dein Schwanz steht wie ein gotischer Kirchturm und fühlt sich an wie tausend Tonnen Plutonium eine Hundertstelsekunde vor der Kernschmelze. Sie müsste ihn bloß angucken, dann würdest du ein Loch in die Zimmerdecke spritzen, aber sie würdigt ihn keines Blickes. Zieht nach ihrem Orgasmus einfach ihren Rock runter und geht aus dem Zimmer. Du bleibst gefesselt zurück. Reibst dich eine Weile an der Matratze, während du dir vorstellst, wie Frau Direktor dir mit missbilligender Miene zusieht, aber es funktioniert einfach nicht.

Vom vierten Tag an –

„Entschuldigung. Wer macht mich morgens los?“

„Der Butler. Miss Kinky würde nicht Miss Kinky heißen, wenn sie nicht Engländerin wäre, also hat die Schule keinen Hausmeister, sondern einen Butler. Er hört auf den Namen James, besitzt ebenfalls einen Generalschlüssel und fummelt die Knoten ganz fix auf, denn nach -zig Jahren im Dienst von Miss Kinky hat er Übung. ‚Same procedure as every time …‘, murmelt er dabei und guckt dich so von oben herab an, wie das nur ein britischer Butler schafft.“