Missbrauchter Sex und lauter Lügen - Walter Brendel - E-Book

Missbrauchter Sex und lauter Lügen E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Nirgendwo können sexuelle Affären und Missbrauchsvorwürfe eine solche Sprengkraft entwickeln wie in der Politik. Aber auch im Schatten von Stars und Sternchen und im Spitzensport geht es häufig um Macht, Missbrauch und Manipulation. Das dreiteilige Buch beleuchtet Täter und Opfer und fragt, welche Systeme sich hinter den Einzelfällen verbergen. Ein intimes Verhältnis zwischen Sex, Macht und Lügen. Mächtige Menschen werden auf spektakuläre Weise zu Tätern und zu Opfern. Fast immer stecken hinter diesen Einzelfällen ganze Systeme. Die Affäre zwischen z.B. zwischen Monica Lewinsky und US-Präsident Bill Clinton teilte die Welt in zwei Lager: Clintons Unterstützer verharmlosen den Seitensprung, seine Gegner empören sich über das Fehlverhalten. Zum politischen Skandal wurde die Affäre aber erst durch eine Lüge.

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Walter Brendel

Missbrauchter Sex und lauter Lügen

Missbrauchter Sex und lauter Lügen

Sex in der Politik, Film & auf der Bühne und im Sport

Walter Brendel

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2024

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Einführung

1. Teil: In der Politik

Der Präsident und die Praktikantin

Der Lügner und Staatsverräter

Männerfantasien durch Silvio Berlusconi

Frauen mit dem Mittel, das Ziel durch Sex zu erreichen

WikiLeaks-Gründer Julian Assange in der Honigfalle

Politik ist Männlich

2. Teil: Auf der Bühne und beim Film

Der Fall Harvey Weinstein

MeToo-Bewegung und der Fall Asia Argento

Der Fall Dieter Wedel

Mit Sex zur Macht

Vom Musiker zum Monster

Im Zweifel gegen den Angeklagten

3. Teil: Das große Tabu im Sport

Quellen

Einführung

Nirgendwo können sexuelle Affären und Missbrauchsvorwürfe eine solche Sprengkraft entwickeln wie in der Politik. Aber auch im Schatten von Stars und Sternchen und im Spitzensport geht es häufig um Macht, Missbrauch und Manipulation. Das dreiteilige Buch beleuchtet Täter und Opfer und fragt, welche Systeme sich hinter den Einzelfällen verbergen. Ein intimes Verhältnis zwischen Sex, Macht und Lügen. Mächtige Menschen werden auf spektakuläre Weise zu Tätern und zu Opfern. Fast immer stecken hinter diesen Einzelfällen ganze Systeme.

Zum Beispiel die Affäre zwischen Monica Lewinsky und US-Präsident Bill Clinton teilte die Welt in zwei Lager: Clintons Unterstützer verharmlosen den Seitensprung, seine Gegner empören sich über das Fehlverhalten. Zum politischen Skandal wurde die Affäre aber erst durch eine Lüge. Donald Trump prahlte vor seiner Wahl damit, sich bei Frauen sexuelle Übergriffe erlauben zu können. Seiner Beliebtheit tat das keinen Abbruch. Auch der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte eine große weibliche Wählerbasis – trotz Korruptionsvorwürfen, Mafiaverbindungen und Sexpartys in seiner Villa. Nach den Skandalen um Harvey Weinstein sprechen endlich die Opfer. Asia Argentos Doppelrolle bei #meToo bringt die Bewegung in Verruf. Außerdem: Dieter Wedels Machtmissbrauch, das Schicksal von Rosemarie Nitribitt und die schockierenden Vergehen von R. Kelly.

2017 werden Harvey Weinsteins jahrzehntelange Machenschaften öffentlich und lösen eine Weltweite Bewegung aus: #meToo. Was die Welt schockiert, soll in der Filmindustrie schon lange bekannt gewesen sein. Was für ein System hat Täter wie Weinstein so lange gewähren lassen? Asia Argento, eine Vorkämpferin der #meToo-Bewegung, gerät selbst in Verdacht. Enthüllungen aus ihrer Vergangenheit machen aus dem Opfer eine Täterin.

Der Fall Dieter Wedel zeigt, dass auch in der deutschen Filmindustrie Macht missbraucht wird. Der Starregisseur genießt Ansehen und Respekt. Fast alle schauen weg, als er Mitarbeiterinnen terrorisiert.

Rosemarie Nitribitt wird als Edelprostituierte im Nachkriegsdeutschland sowohl bewundert als auch verachtet. Ihr mysteriöser Tod macht sie zur Legende, doch viele Fragen über die Schuld ihrer mächtigen Freier bleiben offen.

Kelly schafft es aus dem Getto bis in den Olymp der Musikindustrie. Die Bewunderung seiner oft minderjährigen Fans nutzt er aus, um sie zu verführen und zu manipulieren. Am Ende überführt sich der Star selbst. Und so weiter und sofort. Die verehrten Leserinnen und Leser sollen sich aber auch selbst ein Bild machen, von zum Teil perversen Umtrieben mancher Täter, geschützt von einem System.

1. Teil: In der Politik

Der Präsident und die Praktikantin

Orte der Macht sind Orte der Intrige, der Gier und der Manipulation. Macht ist die Verführung schlechthin, für diejenigen, die sie haben. Nirgendwo entfalten Affären eine solche Sprengkraft. Wer ertappt wird, wird auch immer zum Lügner.

Der erste Fall stellt eine wahrhaftige Romanze dar, die in Wahrheit keine ist. Die Lewinsky-Affäre, auch als Monicagate in Anlehnung an die Watergate-Affäre bezeichnet, war eine politische Affäre in den Vereinigten Staaten über Anschuldigungen, dass Präsident Bill Clinton eine sexuelle Beziehung zu der Praktikantin Monica Lewinsky unterhalten und darüber gelogen habe. Berichterstattungen über die außereheliche Affäre führten 1998 zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens durch das amerikanische Repräsentantenhaus, das im Senat nach 21 Verhandlungstagen scheiterte. Die Anklagepunkte waren Meineid und Strafvereitelung, weil Clinton unter Eid ausgesagt hatte, er habe keinerlei sexuelle Beziehungen zu Lewinsky gehabt.

Dieser Sexskandal löst in den USA ein politisches Erdbeben aus. Die Anschuldigen treffen den mächtigsten Mann der Welt. Doch im Zentrum des Bebens steht eine junge Praktikantin im Weißen Haus, Monica Lewinsky.

Monica Lewinsky

Monica war ein Kind ihrer Zeit. Sie dachte, alles sei ihre eigene Schuld. 1995 während Clintons erster Amtszeit als Praktikantin im Weißen Haus eingestellt. Während ihrer Anstellung unterhielt sie, wie sich in späteren Untersuchungen herausstellte, eine außereheliche Beziehung zu Clinton. Nach Ablauf ihres Praktikums arbeitete Lewinsky im Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten und schilderte dort ihrer Kollegin Linda Tripp ihre Erlebnisse im Weißen Haus. Tripp zeichnete diese Gespräche heimlich auf und leitete sie an Kenneth Starr weiter, der im Auftrag des Kongresses als Independent Counsel in der Whitewater- und anderen politischen Affären bereits gegen Clinton ermittelte. Sex in einen Machtgefälle, war größer kaum sein kann. Die Praktikantin und der Präsident.

Bill Clinton als Präsident

Als Bill Clinton 1993 vereidigt wird, steht er vor einen Neuanfang. Der Demokrat aus Arkansas ist jung mit seinen 47 Jahren und cool. Gewählt haben ihn deutlich mehr Frauen als Männer. Seine Ehefrau Hillary setzt sich für Gleichberechtigung ein. Dann kam die junge College-Absolventin als Praktikantin in die Nähe des Präsidenten. Und das wird ihr Leben für immer verändern. Die 22jährige flirtet offen mit Clinton. Das Verhältnis wurde immer enger.

Ermutigt durch die MeToo-Bewegung, stellte sie Anfang 2018 in einem Interview die Freiwilligkeit ihrer sexuellen Beziehung mit Clinton infrage: „Ich sehe erst jetzt, wie problematisch es war, dass wir beide überhaupt zu dem Punkt kamen, an dem es eine Frage von Einvernehmen war. Der Weg dahin war gepflastert mit dem unangemessenen Missbrauch von Autorität, Posten und Privilegien.“

Jeder, der einmal im Zentrum der Macht war, ist fasziniert davon und wenn sie dann noch der mächtigste Mann der Welt persönlich für eine junge Frau interessiert und sie anschaut, würde es wohl jede schmeicheln.

Kate Andersen Brower, die Autorin von „The Residence“ ist Journalistin in Washington und hat mit vielen Insidern über das Privatleben im Weißen Haus gesprochen. Billl Clinton konnte vielen Leuten das Gefühl geben, sie hätten seine ganze Aufmerksamkeit.

Der Präsident und seine Praktikantin

Lewinsky verliebt sich in Cliton, nach einigen Monaten wird sie ins Pentagon versetzt. Dort vertraut sie sich einer Kollegin an, Linda Tripp. Und das war ein Fehler, denn diese schneidet die vertraulichen Gespräche heimlich mit. Tripp war die Freundin von Monica und arbeitete auch im Pentagon. Eine falsche Freundin, wie sich später herausstellte, denn sie wollte darüber ein Buch schreiben.

Es ist traurig, die Manuskripte zu diesem Buch zu lesen, denn Monica war noch viel zu jung um sie zu durchschauen und erzählte in ihrer Naivität alle intimsten Details. „Als ich ihm das erste Mal aus der Nähe in die Augen blickte und mit ihm allein war, habe ich eine völlig andere Person gesehen als erwartet. Und in diesen Menschen habe ich mich verliebt.“ Sie ist eine unbeholfene, etwas fehlgeleitete junge Frau und Linda Tripp hat sie die ganze Zeit benutzt, weil sie Geld haben wollte durch ihr Buch. Sie leitete gegen Honorar die Aufzeichnungen an Kenneth Starr weiter, der im Auftrag des Kongresses als Independent Counsel in der Whitewater- und anderen politischen Affären bereits gegen Clinton ermittelte. Und dann wurde das Ganze größer als sie beide es sich hätten ausmalen können.

Die Affäre erreichte am 17. Januar 1998 über die Website Drudge Report die Medien und wurde zuerst von der Washington Post aufgegriffen. Nach ersten Dementis von Seiten des Präsidenten erschien Clinton am 26. Januar in einer Pressekonferenz, in der er folgende vielzitierte Erklärung abgab:

„Jetzt muss ich zu meiner Arbeit an der Regierungserklärung zurückkehren. Ich habe gestern bis spät in die Nacht daran gearbeitet. Aber ich möchte dem amerikanischen Volk eines sagen. Ich möchte, dass Sie mir zuhören. Ich werde es erneut sagen. Ich hatte kein sexuelles Verhältnis mit dieser Frau, Miss Lewinsky. Ich habe nie jemandem aufgetragen, für mich zu lügen, nicht ein einziges Mal; niemals. Diese Vorwürfe sind unwahr. Und ich muss nun zurück, für das amerikanische Volk arbeiten. Vielen Dank.“

Trotz dieser Erklärung blieb die Affäre monatelang ständiges Thema in den amerikanischen Medien. Die öffentliche Diskussion beschäftigte sich hauptsächlich damit, ob Clinton gelogen hatte oder nicht. Lewinsky hatte sich nach dem Bekanntwerden der Affäre geweigert, weitere Details preiszugeben, sodass sich die Presse auf die Inhalte der Tonbänder als Quellen beschränken musste.

Zur gleichen Zeit musste Clinton vor Gericht. Der Vorwurf: Sexuelle Belästigung. Der Vorfall liegt Jahre zurück. Das Team der Anklage hat von Gerüchten um Lewinsky erfahren und will den Fall beleuchten. „Was den Präsidenten betrifft, wenn das stimmt mit Monica, dann ist dieser Mann sexuell außer Kontrolle.“ Am 17. Januar 1998 muss Clinton aussagen. Er bestreitet unter Eid, eine sexuelle Beziehung zu Lewinsky zu haben. Die gibt nach einer Vorladung eine ähnliche Erklärung ab und vertraut sich ihrer „Freundin“ an. „Ich kann einfach nicht mehr.

Tripp: Ich weiß.

Monica: Ich kann nicht, ich kann nicht.

Tripp: Oh mein Gott.

Monica: Es ist zu viel für einen Menschen.“

Die falsche Freundin

26. Januar 1998. Es ist eine Angelegenheit zwischen den Präsidenten und seine Frau und für sie scheint es ok zu sein. Man weiß nicht, worüber sich die Leute so aufregen. Er regiert gut unser Land, er macht einen guten Job, also lass ihm“, sagen seine Anhänger. „Er ist der Präsident der USA. Er ist ein Vorbild. Und was er tut, ist nicht richtig“, sagen die anderen. „Mit wem er schläft oder nicht, ist irrelevant“, sagen wieder andere.

Und ein weiterer späterer Präsident der USA sagte 1. Oktober 1999: Ich hasse es, wie unser Land dasteht, wir sind zur Lachnummer der ganzen Welt geworden.“ Und dieser Mann heißt Trump, auf dem wir noch zurückkommen werden.

Clinton und Lewinsky streiten vor Gericht alles ab, doch dann erhalten die Ermittler den Telefonmitschnitt zwischen dem Gespräch zwischen Tripp und Lewinsky.

Monica: Wir hatten keinen Sex, Linda!

Linda: Wie nennst Du es dann?

Monica: Wir haben rumgemacht!

Linda: Ich denke, wenn du einen Orgasmus hast, ist es Sex.

Monica: Nein, ist es nicht.

Linda: Doch, ist es.

Monica: Nein, ist es nicht!!

Am 26. Januar 1998 tritt Clinton mit Ehefrau vor die Kamera und erklärt der Nation, die Anschuldigungen seien haltlos. „Ich hatte keinen Sex mit dieser Frau, Miss Lewinsky.“ Der Satz geht in die Geschichte ein. Gerüchte tauchte auch auf über Gennifer Flowers.

Bald ist die Rede von Oralsex im Weißen Haus. Lewinsky wir als Schlampe, Flittchen und Hure bezeichnet. Slut-Shaming lauten die Überschriften in der Presse. Darunter das Bild von Monica. Slut-Shaming, ist eine Praxis, mit der Frauen angegriffen und beleidigt werden. Betroffen sind häufig Personen, die als sexuell provokativ wahrgenommen werden, wechselnde Sexualpartner haben oder von traditionellen Geschlechterrollen abweichen. Man stürzte sich auf die Affäre undKabarettisten und Komiker hatten ihre Auftritte und nicht immer geschmackvoll. „Haben Sie Monicas neue Frisur gesehen? Ganz glatt mir Haargel? Ich glaube jedenfalls es war Gel….“

Die Medien haben sie an den Pranger gestellt, als eine Schlampe, die sich an den Präsidenten herangeschlichen hat. Er wurde nicht direkt als Opfer dargestellt, aber sie hätte ihm eben ihren Slip gezeigt und damit habe alles angefangen. Ein deutlich älterer Mann hat Sex mit einer viel jüngeren Frau und als ihm droht, etwas zu verlieren, wird sie auf einmal beschuldigt. Man hat sogar ihren Lehrer ausgegraben, der dann sagte, ich hatte auch Sex mit ihr. Und das wird dann noch so ausgelegt, dass sie eben eine Frau ist, die so etwas tut.

Die Medien beleuchten Monicas Privatleben. Für die Machtstrukturen im Weißen Haus interessieren sich nur wenige. Es gab Dutzende Angestellte in den Clinton-Jahren i Weißen Haus, die davon wussten. Die Butler bemerkten es als erste. Sie sahen den Präsidenten mit Monica im Kinosaal und fragten sich, wer ist denn das? Knapp zwei Jahre finden diese Treffen unter den Augen der Belegschaft statt. Für sie ist die Affäre keine Überraschung. Man sieht diskret darüber hinweg.

Clinton tat so was, schon lange bevor er Präsident wurde. Er war schon als Student unermüdlich in Sachen Sex tätig. Aber im Weißen Haus kann der Eindruck entstehen, dass so etwas nie rauskommt. Dort ist man von Beschützern und Leibwächtern umgeben, die nah am Präsidenten dran sind, von Angestellten, die sehr loyal sind und vom politischen Stab, der ihn geholfen hat, die Wahl zu gewinnen. Sie bilden alle einen Ring, aus dem nichts heraus dringen kann. Die Macht führt zu Enthemmungen, man kann es mit Alkohol vergleichen, der auch zur Enthemmung führt.

Doch der Druck auf Clinton steigt. Schließlich gibt er die Affäre zu. Bei einer Anhörung macht er Lewinsky für die Bekanntgabe des Skandals verantwortlich. „Sie ist im Grunde ein gutes Mädchen, eine gute junge Frau mit einem guten Herzen und einen guten Verstand. Ich glaube sie ist getrieben von einigen unglücklichen Umständen ihrer Kindheit, aber im Grunde ist sie ein guter Mensch. Aber ich wusste: Sobald der Kontakt beendet wird, würde sie darüber reden. Sie musste es einfach, sie konnte nicht anders, so war ihr Charakter. Ich habe mich also selbst in ein Risiko begeben, Sir.“

Clinton hat seine Karriere aufs Spiel gesetzt und seine Ehe. Es war sehr traurig und bewegend am Tag darauf Clintons einziges Kind, Chelsea zu sehen. Sie lief zwischen ihnen her, als hielte sie ihre Eltern zusammen.

Familie Clinton

Die Affäre entwickelte sich weiter, als Lewinsky Ende Juli 1998 Immunität versprochen wurde, wenn sie vor einer Grand Jury über ihre Beziehung mit Clinton aussagen würde. Als Teil ihrer Aussage – der zufolge sie mit Clinton Oralsex praktiziert hatte – übergab sie den Ermittlern ein mit dem Ejakulat des Präsidenten beflecktes Kleid, das sie auf Rat Linda Tripps ungewaschen behalten hatte. Über das im Fleck auf dem Kleid enthaltene genetische Material hätte Präsident Clintons DNA identifiziert und damit der Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen bewiesen werden können.

Clinton gab am 17. August vor der Grand Jury zu, dass er eine „unangemessene Beziehung“ zu Lewinsky gehabt hatte. Am selben Abend erklärte er die Umstände in einer Fernsehübertragung.

In seiner eidesstattlichen Aussage im Fall Paula Jones gab Clinton außerehelichen Sex mit Gennifer Flowers zu, bestritt jedoch seine Beziehung zu Lewinsky. Aufgrund des Kleids als Beweismittel schlossen die Ermittler um Kenneth Starr, dass diese Aussage nicht wahrheitsgemäß sein konnte und damit der Straftatbestand des Meineids erfüllt sei. Andererseits erhoben detaillierte Medienberichte schwerwiegende Beschuldigungen gegen den Sonderermittler Kenneth Starr und seine Untersuchungen. Er habe parteiisch ermittelt, Zeugen mit Strafermittlungen gegen sie erpresst, habe richterliche Anordnungen durch falsche Angaben erschlichen, die Rolle von Verfahrensbeteiligten und die Umstände seiner Ermittlungen verschleiert. Der Abschlussbericht sei vorsätzlich einseitig ausgestaltet, entlastende Informationen darin systematisch verdeckt worden.

Die Falschaussage Clintons und seine vermutete Beeinflussung Lewinskys wurde von der republikanischen Mehrheit im Kongress und einigen Abgeordneten der Demokratischen Partei als ausreichend angesehen, eine Amtsenthebung anzustreben. Das Repräsentantenhaus stimmte mehrheitlich dafür, das Verfahren mit einer Anklage wegen dieser beiden Straftatbestände einzuleiten. Das Verfahren fand im Senat statt, dessen Mitglieder entsprechend der Verfassung als Geschworene fungierten. Es wurde vom Obersten Richter William H. Rehnquist geleitet und begann am 7. Januar 1999. Der Senat erklärte am Schluss des Amtsenthebungsverfahrens Clinton mit 55 zu 45 Stimmen für nicht des Meineids schuldig und mit 50 zu 50 Stimmen für nicht der Strafvereitelung schuldig. Das Verfahren ging mit diesem Ergebnis mangels einer erforderlichen Zweidrittelmehrheit der Senatoren am 12. Februar 1999 zu Ende, Clinton blieb noch drei im Amt. Umfragen zeigten, dass seine Beliebtheit bei der Bevölkerung ungebrochen blieb.

Kurz nach der Aussage Clintons veröffentlichte das Kinsey-Institut eine schon 1991 durchgeführte Studie mit 599 Studenten aus 29 Bundesstaaten. Für 59 % der Teilnehmer fiel oral-genitaler Kontakt nicht unter die Bezeichnung „Sex haben“. Ebenso sahen es 19 % bei penil-analem Verkehr. Der daraus gezogene Schluss war, dass die Amerikaner verschiedene Ansichten über das Thema haben. Die Entscheidung, diese Studie zu diesem Zeitpunkt zu veröffentlichen, kostete George D. Lundberg – Chefredakteur des Journal of the American Medical Association – den Job.

Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde Clinton von einem Richter wegen Missachtung des Gerichts, nicht jedoch wegen Meineids bestraft. Seine Anwaltszulassung wurde ihm in seinem Heimatstaat Arkansas für fünf Jahre, für Prozesse vor dem Obersten Gerichtshof des Bundes dauerhaft entzogen. Es wurde ihm auch ein Bußgeld von über 90.000 US-Dollar auferlegt. Clinton entschied sich, keine Rechtsmittel gegen diese Maßnahmen einzulegen.

Minica Lewinsky wollte sich im E-Commerce mit der Vermarktung selbst entworfener Handtaschen im Internet unter dem Label The Real Monica Inc., konnte aber nicht Fuß fassen. Sie zog darauf nach London und setzte dort im September 2005 an der London School of Economics ihr Studium fort, das sie im Dezember 2006 mit dem Master in Sozialpsychologie abschloss.

Im Mai 2014 beschrieb Monica Lewinsky in einem Essay für Vanity Fair unter dem Titel Shame and Survival (Scham und Überleben) ihr Leben und den Skandal aus ihrer Perspektive. Im März 2015 gab sie einen TED-Talk mit dem Titel The Price of Shame, in dem sie aus eigener Erfahrung über Cyber-Mobbing und die „Kultur der Erniedrigung“ sprach und forderte, dass die Hetzjagd der öffentlichen Erniedrigung (generell und ganz speziell von jungen Menschen) ein Ende haben müsse und dass man zu den seit langem bestehenden Werten von Mitgefühl und Einfühlungsvermögen zurückkehren solle.

Man kann es drehen und wenden wie man will. Es war ein Fall von Machtmissbrauch, begleitet voller Lügen. Clinton ist nicht der erste Präsident, der Sex mit einer Untergebenen hatte. 1801 war es Thomas Jefferson, der mit seiner Sklavin sechs Kinder zeugte. 1921 war es Warren G. Harding, der seine Ehefrau jahrelang mit wechselnden Partnerinnen betrog. Seine Partei zahlte Schweigegelder für mehrere 1000 Dollar und der Präsident richtete einen Etat für Unterhaltszahlungen ein, für ein uneheliches Kind. 1933 Franklin D. Roosevelt hat eine Affäre mit der Sekretärin seiner Frau, Journalisten wissen das, die Öffentlichkeit nicht. 1961 Jack & Jackie leben wie ein Traumpaar. John F. Kennedy und seine Frau. Jahre später wird bekannt, dass hinter der perfekten Fassade spielen sich Dramen ab. John F. soll mehrere Affären gehabt haben. Marilyn Monroe war die Prominenteste. „Ich hasse rücksichtslose Männer“ war ihr Wahlspruch.

Dennoch, Kennedy bleibt bis heute der beliebteste Präsident des 20. Jahrhunderts.

Marilyn Monroe

Und auch der nächste Fall führt in die USA, führt zu einen Präsidenten und sein gestörtes Verhältnis zu Frauen.

***

Der Lügner und Staatsverräter

Donald Trumps Affären sind legendär. Er betrog seine erste Frau Ivana mit dem Model Marla Maples und Maples, nachdem er sie geheiratet hatte. Auch First Lady Melania Trump, seine dritte Frau, blieb nicht verschont.

In der New Yorker Gesellschaft war das immer schon bekannt, keiner störte sich groß daran. Jetzt aber, da Trump im Weißen Haus sitzt oder wieder sitzen will, drohen ihm seine Liebschaften zum Verhängnis zu werden - und wie so oft sind es nicht die Affären selbst, in denen die Gefahr lauert. Es ist deren Vertuschung.

Denn wie bei Bill Clinton, der eine Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky hatte, konzentrieren sich die Ermittler jetzt bei Trump nicht auf die außerehelichen Aktivitäten an sich - sondern auf das, was danach passierte. Aus diesem Grund durchsuchte das FBI jetzt das Büro und die Wohnung von Trump-Anwalt Michael Cohen. Cohen, der mindestens einer Trump-Geliebten Schweigegeld gezahlt hat, steht nach Informationen mehrerer US-Medien im Verdacht des Bankbetrugs und des "Verstoßes gegen Wahlkampfgesetze".

Im Juli 2015 verkündet Trump seine Kandidatur für die US- Präsidentschaft. Der Sohn eines New Yorker Immobilienunternehmers wird als Star einer Fernsehshow bekannt. Als Gastgeber von The Apprentice, einer von 2004 bis 2015 ausgestrahlten Reality-TV-Sendung, gelang es ihm, seine Bekanntheit auszuweiten und Popularität zu erlangen. Er pflegt sein Image als genialer Verhandelter. Vor allem beherrscht er eins, die Kunst Aufmerksamkeit zu erzeugen. Provokationen und Skandale nutzen ihm, bis zum 7. Oktober 2016. Videoaufzeichnungen eines Gesprächs Trumps mit Billy Bush von 2005, in dem Trump unter anderem meinte: „Ich bin automatisch hingezogen zu Schönen – ich fange einfach an, sie zu küssen. Es ist wie ein Magnet. Einfach küssen. Ich warte nicht mal. Und wenn du ein Star bist, lassen sie es dich tun. Du kannst alles tun. […] Sie an der Muschi packen. Du kannst alles tun.“

Das erschien in der Washington Post. Nun hofften viele, dass es die US-Wahlen entscheiden wird. Etwa fünfzig der höchsten republikanischen Amts- und Mandatsträger entzogen ihm innerhalb eines Tages die Unterstützung; einige forderten ihn zum Rückzug aus dem Wahlkampf auf. Die damalige First Lady Michelle Obama sagte, Trumps Äußerungen hätten sie „bis ins Innerste erschüttert“: „Die beschämenden Kommentare über unsere Körper, die Geringschätzung unserer Ambitionen und unseres Intellekts, die Überzeugung, dass man mit einer Frau machen kann, was man will – das ist grausam. Es ist beängstigend.“ Die vorgebrachte Rechtfertigung, es handle sich um „alltägliches Umkleidekabinen-Geschwätz“, sei „eine Beleidigung für anständige Männer überall“.

Das Tonband entstand 2005 in einer Drehpause. Auf Grund der großen Empörung gibt Trump spätabends eine Video-Erklärung ab. „Jeder der mich kennt, weiß, diese Worte zeigen nicht, wer ich bin.“ David Cay Johnston, der Autor des Buches „Die Akte Trump“, kennt Trump seit fast 30 Jahren. Er sagt: “Das ist Donald wie ich ihm kenne, wenn er eine Frau sieht, die er begehrt, denkt er nicht, dass es Ärger geben kann, er denkt nur an das, was er im Moment will. Für Donald sind Frauen kein Mensch, sie sind ein Objekt.“ Sexuelle Objektinfizierung nennt man die Reduzierung von Frauen zu Sexobjekten ohne freien Willen. Die Verfügbarkeit des weiblichen Körpers zur sexuellen Befriedigung dominiert die Sicht auf die Person.

Nachdem sie die Tonbandaufnahme hörten, brechen erste Frau ihr Schweigen und berichten von sexuellen Übergriffen durch Donald Trump. Donald Trump wurde seit den 1970ern von mindestens 26 Frauen öffentlich der Vergewaltigung, sexueller Nötigung und/oder Belästigung beschuldigt. Im Oktober 2019 erschien das Buch All the President’s Women: Donald Trump and the Making of a Predator von Barry Levine und Monique El-Faizy, welches 43 weitere Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Trump enthält. Weiter erklärten in den folgenden Wochen und Monaten insgesamt 19 Frauen, Trump habe sie sexuell bedrängt. Er hat diese Vorwürfe bestritten. Die frühere Apprentice-Teilnehmerin Summer Zervos reichte im Januar 2017 Klage gegen ihn ein.

Am 25. Oktober 2016 erhoben zwei Männer den Vorwurf, Trump habe in den 1990ern an Sexpartys mit zum Teil minderjährigen Frauen im Alter von nur 15 Jahren teilgenommen, die mit dem Versprechen eines beruflichen Aufstiegs angelockt worden seien. Den Minderjährigen sollen auch illegale Drogen zur Verfügung gestellt worden sein. Einer der Männer wurde als Model und Schauspieler Andy Lucchesi identifiziert, der andere als Modefotograf, der unter der Bedingung der Anonymität sprach. Beide Männer behaupteten, in diesem Jahrzehnt Bekannte von Trump gewesen zu sein. Der anonyme Zeuge sagte, Trump habe Sex mit den Mädchen gehabt. Lucchesi seinerseits behauptete, er habe gesehen, wie Trump sexuelle Aktivitäten mit den Mädchen ausführte, habe ihn aber nicht dabei beobachtet, wie er illegale Drogen genommen habe. In Bezug auf das Alter der Mädchen sagte Lucchesi, er selbst habe nie speziell nach deren Alter gefragt.