Mit Liebe und Logik erziehen - Foster Cline - E-Book

Mit Liebe und Logik erziehen E-Book

Foster Cline

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Beschreibung

Dieses Erziehungsbuch hilft Ihnen, selbstbewusste, motivierte Kinder großzuziehen, die bereit sind für die reale Welt. Lernen Sie, wie man effektiv erzieht, indem Sie Ihren Kindern beibringen, verantwortungsbewusst zu leben und charakterlich zu reifen. Gewinnen Sie gesunde Kontrolle durch einfach umzusetzende Schritte – ohne Zorn, Drohungen, Nörgelei oder Machtkämpfe. Warum die Begriffe Liebe und Logik? Effektive Erziehung konzentriert sich auf die Liebe: Liebe, die nicht nachgiebig ist, Liebe, die keine Respektlosigkeit toleriert, aber auch Liebe, die stark genug ist, um Kindern zu erlauben, Fehler zu machen und mit den Folgen dieser Fehler zu leben. Die meisten Fehler haben logische Konsequenzen. Und wenn diese Konsequenzen von Empathie begleitet werden – unserem mitfühlenden Verständnis für die Enttäuschung, Frustration und den Schmerz des Kindes –, haben sie die Kraft, dass sich Haltungen verändern. Die vorgestellte Methode ist inzwischen weltweit verbreitet. Eltern, Beratern und Lehrern dienen die Liebe-und-Logik-Prinzipien als wichtige Richtschnur für einen erfolgreichen Umgang mit Kindern. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden die Erziehungskonzepte im Allgemeinen vorgestellt. Diese kreisen um den Aufbau des Selbstbildes, die Zuordnung von Problemen, die Neutralisierung von Wut und Streit, die Verwendung von Nachdenkworten und durchsetzbaren Aussagen, das Anbieten von Wahlmöglichkeiten und das Aktivieren unseres Mitgefühls, bevor unsere Kinder mit den Folgen ihrer Fehler konfrontiert werden. 26 praktische Tipps ergänzen die Prinzipien mit nützlichen Hinweisen. Im zweiten Teil wird es praktisch. 46 Liebe-und-Logik-Perlen bieten alltägliche Strategien für den Umgang mit Problemen, mit denen die meisten Eltern in den ersten zwölf Jahren des Lebens ihrer Kinder konfrontiert sind. Mit Liebe und Logik erziehen ist kein narrensicheres, aber ein vollständiges System. Das heißt, man kann darin nachlesen, wie man am besten mit fast jedem Problem umgeht, obwohl das Buch nicht jedes Detail der Eltern-Kind-Beziehung enthält.

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Foster Cline und Jim Fay

Mit Liebe und Logik erziehen

Kindern helfen, verantwortungsbewusst zu leben

Ein Ratgeber für die ersten 12 Lebensjahre

GloryWorld-Medien

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage 2020

© Copyright 2020 by Foster Cline and Jim Fay. All rights reserved. Originally published in English under the title „Parenting with Love and Logic: Teaching Children Responsibility“ by Nav-Press

All rights reserved.

© der deutschen Ausgabe 2020 GloryWorld-Medien, Xanten, Germany, www.gloryworld.de

Alle Rechte vorbehalten

Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Übersetzung, Hoffnung für Alle® (Hope for All) © 1983,1996, 2002, 2009, 2015 by Biblica, Inc.®, entnommen.

Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.

Übersetzung/Satz: Manfred Mayer

Umschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.de

Umschlagmotiv: Adobe Stock

ISBN (epub): 978-3-95578-470-6

ISBN (Druck) : 978-3-95578-370-9

 

Stimmen zum Buch

Eine bessere „Bedienungsanleitung für Eltern“ werden Sie nicht finden. Jetzt können Eltern Fehler als wunderbare Lernmöglichkeiten zulassen, um respektvolle, verantwortungsvolle und fürsorgliche Kinder zu erziehen.

Gloria Sherman, M.A.Schulberaterin, Lapeer, Michigan

Mit Liebe und Logik erziehen ist ein wesentlicher Bestandteil für unsere Schüler, Eltern und Lehrer. In den letzten vierzehn Jahren wurden Tausende von Familien in unserem Schulbezirk durch diese Prinzipien positiv beeinflusst.

Leonard R. Rezmierski, Ph.D.Superintendent, Northville Public Schools

Mit Liebe und Logik erziehen ist ein Muss für alle Eltern in Amerika! Dies ist das nützlichste Buch, das ich je gelesen habe. Und es funktioniert wirklich! Meine Kinder benutzen es bei mir, ihren Freunden und ihren Lehrern! Daher weiß ich, dass es wirklich funktioniert!

Lorynda SampsonLehrerin des Jahres 2003 in Colorado

Seit fast zwanzig Jahren gebe ich gerne die mächtige und trotzdem einfache Weisheit von Jim Fay und Foster Cline an meine Kunden weiter. Die Prinzipien von Mit Liebe und Logik erziehen sind praktische, bewährte Methoden, die Eltern helfen, verantwortungsvolle, liebevolle und selbstbewusste Kinder großzuziehen.

Carol R. Cole, Ph.D., LMFT

Mit Liebe und Logik erziehen ist ein großartiges Buch für Eltern, das wichtige Konzepte und praktische Lösungen bietet, um Kindern zu helfen, emotional, sozial und moralisch gesund zu werden.

Therry M. Levy, Ph.D.Co-Direktor des Evergreen Psychotherapie-Zentrums

Dieses Buch gibt Eltern die Werkzeuge an die Hand, um eine lebenslange Beziehung aufzubauen, die auf Respekt, Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und Liebe basiert. Mit Liebe und Logik erziehen lehrt Kinder von klein auf, nachzudenken und Probleme zu lösen.

Stephanie Bryan,klinische Sozialarbeiterin und Elterncoachwww.REALparenting.net

Dieser witzige, unterhaltsame Leitfaden für die Arbeit mit Kindern enthält praktische und leicht anwendbare Prinzipien für die Arbeit zu Hause und in der Schule.

Larry AndersonVater und Pädagoge

 

 

 

Inhalt

Vorwort

Einführung

Teil 1: Liebe-und-Logik-Eltern

1 Erziehung: Freude oder Alptraum?

Haben wir schon Spaß?

Den Spaß in die Erziehung zurückbringen

2 Verantwortungsbewusste Kinder großzuziehen, ist möglich

Ineffektive Erziehungsstile

Der effektive Erziehungsstil von Liebe und Logik

Das Paradoxon von Erfolg und Misserfolg

Lernen zu erschwinglichen Preisen

Sie zu schützen, bedeutet, sie nicht zu lieben.

Verantwortung kann nicht gelehrt werden

3 Verantwortungsbewusste Kinder fühlen sich gut in Bezug auf sich selbst

Ich bin, was ich denke, dass du von mir denkst

Der dreibeinige Tisch des Selbstbildes

Der Unterschied zwischen Lob und Ermutigung

Ein positives Selbstwertgefühl entsteht, wenn man Dinge erreicht

Wenn wir glücklich sind, sind sie glücklich.

4 Die Fehler der Kinder sind ihre Chancen

Mama, ich würde es lieber selber machen

Du hast deine Probleme, ich habe meine.

Die beiden Regeln von Liebe und Logik

Problem, Problem, wem gehört das Problem?

5 Grenzen setzen durch Nachdenkworte

Wände bauen, die nicht zerbröckeln

Wie man mit einem Kind spricht

Der Drohzyklus

Sie sollen lieber nachdenken als streiten

Meinen, was man sagt, und sagen, was man meint

6 Kontrolle durch Wahlmöglichkeiten gewinnen

Erziehung wird immer merkwürdiger

Die richtige Dosis an Kontrolle

Mit Wahlmöglichkeiten einen „Krieg“ führen, den man gewinnen kann

Der unartige Junge im Fast-Food-Restaurant: Eine Fallstudie, wie man einen Kontrollkampf gewinnen kann

Wählen Sie Ihre Wahlmöglichkeiten sorgfältig aus

7 Das Erfolgsrezept: Empathie mit Konsequenzen

Schmerzen von innen nach außen

Natürlich auftretende Konsequenzen

Konsequenzen auferlegen

Die Konsequenzen müssen nicht unmittelbar sein

Es ist das Einfühlungsvermögen, das zählt

8 Jetzt kommt die Praxis!

Praxis, Praxis, Praxis

Was Liebe und Logik nicht ist

Es ist nie zu spät, um anzufangen

Teil 2: Liebe-und-Logik-Erziehungswerkzeuge

Wie man die Liebe-und-Logik-Perlen anwendet

1 Taschengeld/Geld

2 Zorn: Wann er angemessen ist

3 Schlafenszeit

4 Herrschsucht

5 Mobbing und Cybermobbing

6 Autokriege: Schlachten auf dem Rücksitz

7 Hausarbeiten

8 Gottesdienst: Wenn Kinder nicht gehen wollen

9 Kreativität

10 Krisensituationen

11 Grundkurs Disziplin

12 Disziplin in der Öffentlichkeit

13 Scheidung und Besuchsrecht

14 Essen und Tischmanieren

15 Anspruchsdenken

16 Ängste und Monster

17 Streit

18 Freunde

19 Vorbereitung auf die Schule

20 Geschenke

21 Noten, schlechte Leistungen und Zeugnisse

22 Großeltern

23 Hausaufgaben

24 Die Mir-ist-langweilig-Nummer

25 Lügen und Unehrlichkeit

26 Böse Blicke und negative Körpersprache

27 Schnuller

28 Gruppenzwang

29 Haustierpflege

30 Dinge aufräumen

31 Wann Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen sollten

32 Das Zimmer: sauber halten

33 Das Zimmer: das Kind drinnen halten

34 Frechheit und Respektlosigkeit

35 Warum wir gegen körperliche Züchtigung sind

36 Sport

37 Stehlen

38 Fluchen und unanständige Sprache

39 Probleme mit Lehrern und der Schule

40 Moderne Technik: Internet, Handy, Pornographie, Fernsehen, Videos und Videospiele

41 Zähneputzen

42 Störungen beim Telefonieren

43 Wutanfälle

44 Toilettentraining

45 Wie wir Werte an unsere Kinder weitergeben

46 Jammern und sich beschweren

Anhang A: Drei Arten von Eltern

Anhang B: Verwandeln Sie Ihre Worte in Gold: Die Kunst der durchsetzbaren Anweisungen für die Familie

Über die Autoren

 

 

 

 

 

 

 

 

Für all die Eltern und Kinder (einschließlich unserer eigenen!), die meine Lehrer waren, und für meine Frau Hermie, die mich unterstützt hat.

Foster Cline

 

 

Für meine Frau Shirley, deren Liebe, Unterstützung und Weisheit seit jeher eine Quelle der Motivation und Stärke für mich sind.

Jim Fay

 

 

Vorwort

Es hat uns sehr gefreut, wie die Bücher Mit Liebe und Logik erziehen sowie Teenager mit Liebe und Logik erziehen1weltweit aufgenommen worden sind. Eltern auf sechs Kontinenten – alle außer der Antarktis – haben Liebe-und-Logik-Konzepte effektiv umgesetzt. Seit der ersten Ausgabe haben wir begeistert die Erfolgsgeschichten von Eltern gesammelt, die uns aufgeregt und stolz von der Erziehung ihrer Kinder mit Wahlmöglichkeiten, Konsequenzen und Einfühlungsvermögen erzählten, wie es in Mit Liebe und Logik erziehen gelehrt werden.

Seit der ersten Ausgabe hat sich die Welt offensichtlich in vielerlei Hinsicht verändert. Damals gab es noch keine Computerspiele, keine Smartphones, keine Chatrooms und keine sozialen Medien. Kleinkinder besaßen kein Plastikspielzeug, das ihnen half, lesen und schreiben zu lernen. Doch ganz unabhängig von den Generationen läuft eine gute Erziehung letztlich auf liebevolle Beziehungen und eine effektive Kommunikation zwischen Eltern und Kindern hinaus, die Respekt und Selbstdisziplin zur Folge haben.

Unser Ziel hat sich nicht verändert, aber diese Ausgabe enthält Informationen, wie Eltern gezielt mit den neuen Herausforderungen umgehen können, vor denen unsere Kinder heute stehen.

Wir danken den Eltern, die uns erzählt haben, dass ihnen die Prinzipien in diesem Buch geholfen haben, Kinder großzuziehen, die gute Entscheidungen treffen können, liebevoll und verantwortungsbewusst sind und mit denen man gerne zusammen ist. Wir danken auch denen, die uns Ideen und Anregungen gegeben haben, von denen einige in diese Ausgabe eingeflossen sind.

Foster Cline und Jim Fay

 

1 Die dt. Version erscheint im Verlauf von 2020 bei GloryWorld-Medien.

Einführung

Noch vor wenigen Jahrzehnten haben frischgebackene Eltern die Feinheiten der Kindererziehung am Beispiel ihrer Eltern gelernt: Sie nahmen deren Erziehungsmethoden und übertrugen diese auf ihre eigenen Kinder. Heute geht ein solcher Ansatz eher nach hinten los.

Wenn unsere Erziehungsmethoden versagen, werfen viele von uns frustriert die Arme in die Luft und sagen: „Ich verstehe es nicht. Bei meinem Vater hat es doch auch funktioniert!“ Ja, das stimmt. Aber die Welt hat sich verändert. Die Menschenrechtsrevolution, die neuen Medien, das Internet, Mobiltelefone, Veränderungen in der Kernfamilie – diese und viele andere Faktoren haben grundlegend verändert, wie unsere Kinder das Leben sehen. Kinder sind heutzutage gezwungen, schneller heranzuwachsen, weshalb sie früher lernen müssen, mit den enormen Herausforderungen und dem Druck des heutigen Lebens umzugehen. Durch steigende Scheidungsraten, viele Alleinerziehende, Patchwork-Familien usw. hat sich vieles dramatisch verändert. Bei Kindern, die in der heutigen komplexen und sich schnell verändernden Welt leben, müssen Eltern lernen, andere Methoden anzuwenden.

An dieser Stelle kommt Mit Liebe und Logik erziehen ins Spiel. Warum die Begriffe Liebe und Logik? Effektive Erziehung konzentriert sich auf die Liebe: Liebe, die nicht nachgiebig ist, Liebe, die keine Respektlosigkeit toleriert, aber auch Liebe, die stark genug ist, dass sie Kindern erlaubt, Fehler zu machen und mit den Folgen dieser Fehler zu leben. Die meisten Fehler haben logische Konsequenzen. Und wenn wir diese Konsequenzen mit Empathie begleiteten – unser mitfühlendes Verständnis für die Enttäuschung, Frustration und den Schmerz des Kindes –, haben sie die Kraft, dass sich Denkweisen verändern.

Wir haben das Buch in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden wir unsere Erziehungskonzepte im Allgemeinen darlegen. Diese kreisen um den Aufbau des Selbstbildes, die Trennung von Problemen, die Entschärfung von Zorn und Streit, die Verwendung von Nachdenkworten und durchsetzbaren Aussagen, das Anbieten von Wahlmöglichkeiten und das Aktivieren unseres Mitgefühls, bevor unsere Kinder mit den Folgen ihrer Fehler konfrontiert werden. Diese sind die Bausteine einer effektiven Kindererziehung. Teil 1 enthält mit den „Liebe-und-Logik-Tipps“ außerdem einige zusätzliche Leckerbissen an Information, die viele der Liebe-und-Logik-Prinzi­pien mit nützlichen Hinweisen ergänzen.

Im zweiten Teil wird es praktisch. Die 46 Liebe-und-Logik-Perlen bieten alltägliche Strategien für den Umgang mit Problemen, mit denen die meisten Eltern in den ersten zwölf Jahren des Lebens ihrer Kinder konfrontiert sind. Diese Perlen bauen auf den Grundgedanken der ersten Hälfte des Buches auf und sollten erst verwendet werden, wenn man den ersten Teil gelesen und verstanden hat.

Mit Liebe und Logik erziehen ist keine narrensichere Methode, die jedes Mal funktioniert. Keine Methode kann das versprechen. Aber es ist eine Methode, die in den meisten Situationen mit großer Wahrscheinlichkeit funktioniert. Obwohl Liebe und Logik kein umfassendes System ist, ist es doch ein vollständiges System. Das heißt, man kann auf diesen Seiten nachlesen, wie man am besten mit fast jedem Problem umgeht, obwohl das Buch nicht jedes Detail der Eltern-Kind-Beziehung enthält. Eltern werden mit der Liebe-und-Logik-Haltung Erfolg haben. Sobald man diese Haltung beherrscht, wird der Umgang mit den meisten Problemen zur Selbstverständlichkeit, auch wenn ein bestimmtes Problem nicht speziell behandelt wurde. Unser Ansatz ist eher eine Haltung, die es unseren Kindern ermöglicht, reifer zu werden, wenn sie älter werden. Diese Haltung lehrt sie zu denken, zu entscheiden und mit ihren Entscheidungen zu leben. Kurz gesagt, bringt sie ihnen Verantwortungsbewusstsein bei, und das ist es, worum es bei der Erziehung geht. Wenn wir unseren Kindern beibringen können, verantwortlich zu handeln, haben wir einen großen Teil unserer elterlichen Aufgabe erfüllt.

Die Bibel gibt Einblicke in viele Erziehungsfragen. Vieles von dem, was dieses Buch lehrt, ist in einem bekannten alttestamentlichen Spruch schön zusammengefasst:

Bring dein Kind schon in jungen Jahren auf den richtigen Weg, dann hält es sich auch im Alter daran (Sprüche 22,6).

Welch größeres Geschenk können Eltern ihren Kindern machen, als ihnen ein fröhliches, produktives und verantwortungsvolles Erwachsenenleben zu eröffnen?Wir glauben, dass die Prinzipien dieses Buches dazu beitragen werden, dass Sie dieses Ziel erreichen.

 

TEIL 1: LIEBE-UND-LOGIK-ELTERN

 

 

Kapitel 1: Erziehung: Freude oder Alptraum?

Ein kluger Sohn lässt sich von seinen Eltern zurechtweisen, der Spötter aber verachtet jede Belehrung.

Sprüche 13,1

Eine Mutter und ein Vater stehen im Regen vor einem Restaurant und bitten ihre dreijährige Chloe, ins Auto zu steigen, damit die Familie nach Hause fahren kann. Chloe weigert sich. Ihre Eltern verbringen die nächsten fünfzehn Minuten damit, sie zu bitten und anzubetteln, es selbst zu tun. Irgendwann geht der Vater in den Pfützen auf die Knie und versucht, sie zu überzeugen, ins Auto zu steigen. Sie geht schließlich darauf ein, aber erst, nachdem ihre Eltern zugestimmt haben, ihr auf dem Heimweg eine Limo zu kaufen. Wenn sie eine Limo benutzen müssen, um sie als Dreijährige zu bestechen, was werden sie dann erleben, wenn sie erst einmal sechzehn Jahre alt ist?

 

Jim sitzt im Flughafen und wartet auf einen Flug. Er beobachtet, wie eine Mutter im Laufe einer Stunde ihrem dreijährigen Jungen mindestens achtzig verschiedene Anweisungen gibt, ohne jemals eine davon durchzusetzen:

„Komm zurück, Jasper!“

„Geh nicht da rüber, Jasper!“

„Du solltest mir besser zuhören, Jasper, sonst gibt’s was!“

„Ich meine es ernst, Jasper!“

„Renne nicht herum, Jasper!“

„Komm zurück, damit dir nichts passiert, Jasper!“

Jasper findet schließlich den Weg dorthin, wo Jim sitzt. Das Kleinkind lächelt ihn an, während es seine Mutter ignoriert. Die Mutter schreit: „Jasper, geh weg von diesem Mann! Du kommst sofort hierher!“

Jim lächelt Jasper an und fragt: „Hey, Jasper, was wird deine Mutter tun, wenn du nicht zu ihr gehst?“

Er schaut auf und grinst. „Sie wird nichts tun.“ Und dann blinzeln seine Augen und sein Grinsen wird breiter.

Es stellte sich heraus, dass er Recht hat. Schließlich kommt sie und entschuldigt sich. „Es tut mir leid, dass er Sie stört, aber Sie wissen, wie Dreijährige sind. Sie hören nicht auf eine einzige Sache, die man ihnen sagt.“

 

An einem Samstag in einem örtlichen Supermarkt haben zwei Jungen – fünf und sieben Jahre alt – den Krieg erklärt. Wie Guerillas schleichen sie sich von Gang zu Gang, verstecken sich hinter Regalen und lassen ihre Sportschuhe auf dem Fliesenboden quietschen. Plötzlich unterbricht ein lauter Knall – die Folge ihrer Mutprobe mit den Einkaufswagen – die ansonsten beruhigende Hintergrundmusik.

Die Mutter, die diese selbsternannte Kommandoeinheit aus den Augen verloren hat, lässt ihren halb gefüllten Wagen stehen. Als sie um die Ecke kommt, zieht sie mit ihren Schreien die Aufmerksamkeit der anderen Kunden auf sich: „Bleib da!“ „Fass das nicht an!“ „Du – komm hier rüber!“ Sie rennt den Jungs hinterher, und als sie ihre verschwitzten Hälse packen will, gehen sie zu Taktik B über: Sie trennen sich. Jetzt muss sie in zwei Richtungen auf einmal laufen, um sie anzuschreien. Vor Anstrengung keuchend, schnappt sie den Jüngeren, der gerade am Regal mit den Cerealien vorbeigeschlittert ist und dabei eine Reihe Kartons heruntergeworfen hat. Doch als sie ihn zu ihrem Wagen zurückbringt, ist der ältere Junge weg. Sie findet ihn in der Obstabteilung, wo er kernlose Trauben wie Murmeln auf dem Boden rollt.

Nachdem sie Junge Nummer Zwei aufgegabelt und zurückgebracht hat, Sie haben es erraten, stellt sie fest, dass Junge Nummer Eins verschwunden ist. Mama sprintet wieder von ihrem Wagen weg. Erst als sie mit Mord und der Verpfändung ihres Computerspiels gedroht hat, sind die Jungs wieder alle da.

Aber der Kampf ist noch nicht vorbei. Taktik C folgt: das Spiel „Fülle den Wagen, wenn Mama nicht hinsieht“. Bald stapeln sich Schokolinsen, Kekse, Vanillewaffeln und Schokoriegel hoch im Wagen. Mama rast hin und her und legt die Leckereien wieder ins Regal. Darauf folgt das typische Schelmengrinsen und eine weitere Runde Drohungen von Mama: „Tu das nicht!“ „Ich hau dir auf die Finger!“ Und in einem Schrei der Verzweiflung: „Ich werde euch nie mehr aus dem Haus lassen!“

Erschöpft, belästigt und kaputt gibt Mama schließlich auf und kauft sich mit Schokoriegeln frei – eine Waffenruhe, die genügend Frieden garantiert, um ihre Einkaufstour beenden zu können.

Haben wir schon Spaß?

Oh ja, Erziehung – Freude und Lohn. Voller Optimismus werden wir Eltern. Während des nächtlichen Stillens und des ekligen Windelwechseln wissen wir, dass wir die Grundlage für eine lebenslange Beziehung legen, die ein Segen für uns sein wird, wenn unser Haar grau wird oder verschwindet. Wir freuen uns auf Zeiten der Zärtlichkeit und der Liebe, gemeinsame Freuden und Enttäuschungen, Umarmungen und Ermutigungen, Worte des Trostes und tiefe Gespräche.

Aber in den vorangegangenen Geschichten machte den Eltern die Erziehung nicht gerade große Freude. Es waren keine frisch geschrubbten Engelchen, die durch ihr Leben flogen und an jedem ermutigenden Wort hingen, das von Mamas oder Papas Lippen kam. Wo war diese angenehme, liebevolle, persönliche Beziehung zwischen Eltern und Kind? Die erhebende Freude, Eltern zu sein, wird durch eine unmittelbare Sorge ausgelöscht: das Überleben. Erziehung – der Alptraum.

Solche Szenen passieren den Besten von uns. Wir würden dann am liebsten die Arme in die Luft werfen und schreien: „Kinder! Sind sie wirklich die Mühe wert?“ Manchmal können Kinder mehr Stress verursachen als ein Haus mit nur einer Dusche. Wenn wir an die enorme Liebe denken, die wir in das Leben unserer Kinder hineinpumpen, und dann an das freche, ungehorsame, undankbare Verhalten, das wir im Gegenzug erhalten, kann uns das ziemlich ausbrennen. Neben dem, dass sie uns täglich Mühe bereiten, stellen uns Kinder vor die vielleicht größte Herausforderung unseres Erwachsenseins: unsere Kinder zu verantwortungsbewussten Erwachsenen zu erziehen.

Durch das Wunder der Geburt erhalten wir ein winziges, wehrloses Baby, das für alle körperlichen Bedürfnisse völlig von uns abhängig ist. Wir haben höchstens achtzehn Jahre Zeit, um diesen Säugling auf eine Welt vorzubereiten, die grausam und herzlos sein kann. Der Erfolg dieses Kindes in der realen Welt hängt zu einem großen Teil davon ab, wie gut wir als Eltern sind. Nur daran zu denken, dass man verantwortungsbewusste, lebenstaugliche Kinder großziehen soll, jagt einem einen ernüchternden Schauer der Verantwortung über den elterlichen Rücken. Viele von uns haben sich nach einem solchen Gedanken unwohl gefühlt: Wenn ich schon nicht in der Lage bin, einen Fünfjährigen in einem Lebensmittelgeschäft zu bändigen, was soll ich dann mit einem Fünfzehnjährigen machen, der enorm viel von Sex zu verstehen scheint und die Tage zählt, bis er einen Führerschein bekommt?

Den Spaß in die Erziehung zurückbringen

Es ist nicht alles so düster. Vertrauen Sie uns! Es gibt Hoffnung, ein helles Leuchtfeuer am Ende des Tunnels der elterlichen Frustration. Erziehung muss keine Plackerei sein. Kinder können zu vernünftigen, verantwortungsbewussten Erwachsenen werden. Wir können ihnen dabei helfen, ohne einen achtzehnjährigen Horrorfilm zu überstehen.

Bei der Erziehung mit Liebe und Logik geht es darum, verantwortungsbewusste Kinder großzuziehen. Es ist eine Win-Win-Philosophie. Eltern gewinnen, weil sie lernen, ihre Liebe auf eine gesunde Art und Weise auszudrücken und die Kontrolle über ihre Kinder zu übernehmen, ohne auf Wut und Drohungen zurückzugreifen, die rebellisches Teenagerverhalten fördern. Kinder gewinnen, weil sie Verantwortlichkeit und die Logik des Lebens lernen, indem sie ihre eigenen Probleme lösen. So erwerben sie die Werkzeuge, um in der realen Welt bestehen zu können.

Eltern und Kinder können eine lohnende Beziehung aufbauen, die auf Liebe und Vertrauen aufgebaut ist. Was für ein Angebot! Mit Liebe und Logik erziehen bringt den Spaß in die Erziehung zurück.

 

Kapitel 2: Verantwortungsbewusste Kinder großzuziehen, ist möglich

Bring dein Kind schon in jungen Jahren auf den richtigen Weg, dann hält es sich auch im Alter daran.

Sprüche 22,6

Alle liebevollen Eltern stehen im Wesentlichen vor der gleichen Herausforderung: Kinder zu erziehen, die klar denken können und gute Chancen haben, es in der großen Welt zu schaffen. Jede aufrichtige Mutter und jeder aufrichtige Vater strebt danach, dieses Ziel zu erreichen. Wir müssen unsere geliebten Nachkommen ausrüsten, damit sie den Übergang von der totalen Abhängigkeit von uns zur Unabhängigkeit vollziehen, von der Kontrolle durch uns zur Selbstkontrolle.

Seien wir ehrlich: In diesem unglaublich komplexen, sich schnell verändernden Zeitalter sind verantwortungsbewusste Kinder die Einzigen, die in der Lage sein werden, in der realen Welt zu bestehen, die sie erwartet. Teenager – und noch jüngere Kinder – sind auf Schritt und Tritt mit Entscheidungen über Leben und Tod konfrontiert. Viele Versuchungen des Erwachsenenlebens – Drogen, Internet-Pornografie, vorehelicher Sex, Alkohol – werden jeden Tag auf Kinder losgelassen. Die Statistiken über Teenagerdepressionen und Selbstmorde belegen die Ernsthaftigkeit der elterlichen Aufgabe. Wie werden unsere Kinder mit so viel Druck umgehen? Welche Entscheidungen werden sie angesichts dieser Entscheidungen über Leben und Tod treffen? Was werden sie tun, wenn wir ihnen nicht mehr weise Worte in die Ohren schütten? Reicht es aus, ihnen nur sagen, sie müssten verantwortungsbewusst sein? Das sind die Fragen, die die Entwicklung unserer Erziehungsphilosophie leiten sollten.

Die Schwere der Erziehungsaufgabe wurde mir (Jim) vor einigen Jahren klar, als mein Sohn Charlie ein Teenager war. Charlie bat darum, das Familienauto benutzen zu dürfen, um auf eine Party zu fahren. „Es ist die Party des Jahres“, sagte Charlie. „Jeder, der zählt, wird da sein.“

Ich vertraute Charlie und hätte ihm das Auto geliehen, aber ich musste noch am selben Abend einen Vortrag halten. Shirley, Charlies Mutter, hatte auch schon Pläne, für die sie das zweite Auto brauchte.

„Warum fährst du nicht mit Randy hin?“, schlug ich vor und bezog mich damit auf Charlies besten Freund.

Charlie schüttelte den Kopf. „Okay, alles klar. Ich schätze, ich werde dann nicht gehen.“ Dann ging er auf sein Zimmer. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Dies war die Party des Jahres, also sprach ich mit Charlie und versuchte, einige weitere Informationen zu bekommen. Randy hatte wohl angefangen, auf Partys zu trinken, und Charlie wollte lieber zu Hause bleiben, als die Gefahr zu riskieren, mit einem Freund zu fahren, der wahrscheinlich trinken und trotzdem fahren würde.

In dieser Nacht kam Randy, der nach der Party betrunken war, mit 130 km/h in der Stunde von der Straße ab und stürzte mit fünf Mitfahrern einen Berg hinab.

Heute, etwa zwei Jahrzehnte später, hat Charlie seinen Doktortitel erworben und ist Mitarbeiter an unserem Institut. Er unterrichtet jetzt andere die gleichen Erziehungsmethoden, die sein eigenes Leben gerettet haben. Weil er gelernt hatte, ein verantwortungsvoller Teenager zu sein, hat er unzähligen anderen geholfen, anstatt in dieser Nacht zu sterben.

Leider beginnen viele Kinder ihre herausfordernden und lebensbedrohlichen Teenagerjahre ohne eine Ahnung davon, wie man Entscheidungen trifft. Sie „wissen es besser“, probieren aber trotzdem Drogen. Sie ignorieren gute Ratschläge von Eltern und anderen Erwachsenen und versuchen sich mit Sex. Obwohl sie gewarnt wurden, vorsichtig zu sein, werden sie immer noch von Internet-Verführern in Treffen gelockt. Warum wirken junge Menschen manchmal so dumm und selbstzerstörerisch? Die tragische Wahrheit ist, dass viele dieser dummen Entscheidungen die ersten echten Entscheidungen sind, die sie je getroffen haben. In der Kindheit wurden Entscheidungen für sie immer von wohlmeinenden Eltern getroffen. Wir müssen verstehen, dass gute Entscheidungen zu treffen, eine Aktivität wie jede andere ist: Man muss es lernen. Die Teenager, die die falsche Wahl beim Alkohol treffen, sind wahrscheinlich die gleichen Kinder, die nie gelernt haben, wie man die Hände aus der Keksdose raushält.

Eltern, die ihre Erziehungsaufgabe ernst nehmen, wollen verantwortungsbewusste Kinder großziehen – Kinder, die in jedem Alter die wichtigen Entscheidungen ihres Lebens mit Reife und Vernunft angehen können. Gute Eltern lernen, das Beste für ihre Kinder zu tun. Diese kleinen Frechdachse, die so unschuldig und verspielt wirken, werden eines Tages erwachsen werden. Wir wollen für unsere Kinder alles Menschenmögliche tun, damit sie eines Tages selbstbewusst in die reale Welt eintreten können. Und wir tun alles im Namen der Liebe. Aber Liebe kann uns in Schwierigkeiten bringen – nicht die Liebe an sich, sondern wie wir sie zeigen. Unsere edlen Absichten sind oft unser eigener schlimmster Feind, wenn es darum geht, verantwortungsbewusste Kinder großzuziehen.

Entgegen der landläufigen Meinung kommen viele der schlimmsten Kinder – die respektlosesten und rebellischsten – oft aus Familien, in denen ihnen Liebe gezeigt wird, aber einfach die falsche Art von Liebe.

Ineffektive Erziehungsstile

Helikopter-Eltern

Einige Eltern denken, Liebe bedeute, ihr Leben müsse sich um ihre Kinder drehen. Sie sind „Helikopter-Eltern“. Sie schweben über ihnen und retten ihre Kinder, wenn es Probleme gibt. Sie sind ständig damit beschäftigt, Pausenbrote, Erlaubniszettel, Musikinstrumente oder Hausaufgaben in die Schule hinterherzutragen. Sie ziehen ihre Kinder immer aus der Patsche. Es vergeht kein Tag, an dem sie den Junior nicht vor etwas schützen – meist vor einer Erfahrung, die er braucht oder verdient, um zu wachsen. Sobald ihre Kinder ein SOS-Signal geben, fliegen Helikopter-Eltern, die bereits in der Nähe schweben, herbei und schützen die Kinder vor Lehrern, Spielkameraden und anderen feindlich erscheinenden Elementen.

Während diese „liebevollen“ Eltern heute das Gefühl haben, den Weg ihrer Kinder ins Erwachsenenalter zu erleichtern, werden morgen dieselben Kinder das Haus verlassen und die ersten achtzehn Monate ihres Erwachsenenlebens verschwenden, bis sie aus dem College fliegen oder doch noch die Kurve kriegen. Solche Kinder sind für die Herausforderungen des Lebens nicht gerüstet. Ihre entscheidenden Lernmöglichkeiten wurden ihnen im Namen der Liebe gestohlen.

Die Ironie ist, dass Helikopter-Eltern von anderen oft als Modelleltern angesehen werden. Sie fühlen sich unwohl dabei, Konsequenzen aufzuerlegen. Wenn sie sehen, dass ihre Kinder leiden, leiden sie auch und helfen ihnen deshalb aus der Klemme.

Aber die reale Welt funktioniert nicht nach dem Rettungsprinzip. Strafzettel, überfällige Rechnungen, verantwortungslose Menschen, lähmende Krankheiten, Steuern – diese und andere normale Ereignisse des Erwachsenenlebens verschwinden in der Regel nicht, weil uns ein netter Wohltäter aus der Patsche hilft. Helikopter-Eltern versäumen es, ihre Kinder darauf vorzubereiten, diese Art von Welt zu erleben.

Die Entwicklung der Helikopter-Eltern: Das Turbo-Angriffs-Helikoptermodell

Beim Schreiben der ersten Version dieses Buches waren die Helikopter-Eltern, an die wir gewöhnt waren, im Vergleich zur heutigen Version relativ harmlos. Inmitten des Wohlstands der 1990er-Jahre entstand ein neuer Typ Eltern, der nicht mehr nur rettete und verteidigte, sondern mit rauchenden Gewehren und zielgerichteten Raketen einflog, um jeden anzugreifen, der sein Kind für seine Handlungen verantwortlich machte. Wir nennen sie inzwischen das „Düsentrieb-Turbo-Angriffsmodell“ der Helikopter-Eltern.

Diese Eltern sind von dem Wunsch besessen, eine perfekte Welt für ihre Kinder zu schaffen. Diese perfekte Welt ist eine Welt, in der ihre Kinder nie mit Problemen, Unannehmlichkeiten, Unbequemlichkeiten oder Enttäuschungen konfrontiert sind. Es ist ein Leben, in dem das Kind mit den besten Zeugnissen ins Erwachsenenalter eingeführt werden kann. Auf dem Papier sehen sie mit all ihren guten Noten, außerschulischen Aktivitäten, Preisen und besonderen Auszeichnungen großartig aus. Diese Kinder führen ein Leben, in dem ihre Fehler unter den Tisch gefegt werden. Wir haben oft gehört, wie Helikopter-Eltern sagten: „Es ist eine von Konkurrenz geprägte Welt da draußen und ich möchte, dass meine Kinder jeden möglichen Vorteil haben. Sie sollen später nicht durch Fehler, die sie in jungen Jahren machen, aufgehalten werden.“

Diese Eltern stürzen sich in ihrem Eifer, ihre Kinder zu schützen, wie ein düsengetriebener Apache-Angriffshubschrauber auf jede Person oder Behörde, die sie als Bedrohung für die tadellose Qualifikation ihres Kindes sehen. Mit verbalen Intelligenzbomben bewaffnet, sind sie schnell dabei, jeden in die Luft zu jagen, der hohe Standards für Verhalten, Moral oder Leistung setzt.

Ihr Kind zum Opfer zu erklären, ist ein beliebtes taktisches Manöver, mit dem Schulpersonal oder Sozialarbeiter dazu veranlasst werden sollen, in die Schützengräben abzutauchen. Lehrer und Schulverwalter werden durch das ständige Sperrfeuer dieser Eltern erschöpft. Es ist schrecklich enttäuschend zu sehen, wie Kinder lernen, andere für ihren mangelnden Erfolg zu beschuldigen, anstatt Menschen zu werden, die Ziele durch Arbeit und Entschlossenheit erreichen. Ich höre täglich von den düsengetriebenen Helikopter-Eltern, die sich nicht nur damit begnügen, ihre Kinder zu schützen, sondern lieber noch die Infrastruktur genau der Behörden zerstören würden, die sich für die Erziehung ihrer Kinder zu gebildeten, moralischen Menschen einsetzen.

Die Firma, die ein Helikopter-Kind einstellt, wird sich angesichts minderwertiger Leistungen nicht vom elterlichen Druck einschüchtern lassen. Ein perfektes Image und ein makelloses Schulzeugnis sind ein schlechter Ersatz für den Charakter und die Einstellung, dass sich Erfolg durch Mühe und Ausdauer einstellt. Ein solcher aggressiver Schutz ihrer Kinder wird nur das genaue Gegenteil von dem erreichen, was Helikopter-Eltern erreichen wollen.

Feldwebel-Eltern

Andere Eltern gleichen eher Feldwebeln. Auch diese lieben ihre Kinder. Sie haben das Gefühl, je mehr sie brüllen und kontrollieren, desto besser werden ihre Kinder auf lange Sicht sein. „Diese Kinder werden Disziplin haben“, sagt der Feldwebel. „Sie werden wissen, wie man sich richtig verhält.“ Tatsächlich wird ihnen ständig gesagt, was sie tun sollen.

Wenn die Feldwebel-Eltern mit den Kindern sprechen, sind ihre Worte voller Herabsetzungen und „Ich hab’s dir gleich gesagt“-Bemerkungen. Diese Eltern sind an der Macht! Wenn Kinder nicht tun, was ihnen gesagt wird, werden Feldwebel-Eltern es ihnen schon beibringen.

Haben Kinder von Feldwebel-Eltern die Chance, selbst zu denken, treffen sie oft schreckliche Entscheidungen – zur völligen Bestürzung und Enttäuschung ihrer Eltern. Aber das ist nur logisch. Diese Kinder sind in der Welt der Entscheidungsfindung wie Anfänger. Sie hatten es ja nie nötig zu denken – darum kümmerte sich der Feldwebel. Den Kindern wurde ihr Leben lang befohlen. Sie sind genauso abhängig von ihren Eltern wie die Kinder von Helikopter-Eltern.

Erreichen die Kinder von Feldwebel Eltern ihre Teenager-Jahre, sind sie außerdem für Gruppenzwänge anfälliger als die meisten anderen Jugendlichen. Warum? Weil sie als Kinder, als Fehler noch kleine Folgen hatten, nie ihre eigenen Entscheidungen treffen durften, sondern trainiert wurden, auf eine Stimme außerhalb ihres Kopfes zu hören – die ihrer Eltern. Wenn sie jedoch ihr Teenageralter erreichen und nicht mehr auf ihre Eltern hören wollen, folgen sie immer noch dem gleichen Muster, nur dass diesmal die Stimme außerhalb ihrer Köpfe nicht mehr ihren Eltern gehört, sondern ihren „Freunden“. Feldwebel-Eltern neigen dazu, Kinder heranzuziehen, die Gefolgsleute sind, weil sie nie gelernt haben, wie man selbst Entscheidungen für sich trifft.

Eltern senden ihren Kindern Botschaften, die zum Ausdruck bringen, wozu ihre Kinder ihrer Meinung nach fähig sind. Die Botschaft, welche die Helikopter-Eltern senden, lautet: „Du bist fragil und kannst es ohne mich nicht schaffen.“ Die Botschaft des Feldwebels lautet: „Du kannst nicht für dich selbst denken, also werde ich es für dich tun.“ Zwar können beide Elterntypen ihre Kinder in den ersten Jahren erfolgreich kontrollieren, doch werden sie ihren Kindern einen schlechten Dienst erwiesen haben, sobald die Pubertät erreicht ist. Helikopter-Kinder werden zu Jugendlichen, die mit äußeren Einflüssen nicht zurechtkommen, nicht selbstständig denken oder ihre eigenen Probleme lösen können. Feldwebel-Kinder, die viel salutiert haben, als sie jung waren, werden auch als Teenager viel salutieren, aber der Salut ist anders: eine erhobene Faust oder eine freche Geste mit dem Mittelfinger.

LIEBE-UND-LOGIK-TIPP 1

Die Laissez-faire-Eltern

Eine weitere, weniger verbreitete Erziehungsform, die hier nebenbei erwähnt werden sollte, ist das, was wir die Laissez-faire-Eltern nennen. Dies sind Eltern, die aus dem einen oder anderen Grund – sei es, weil sie unsicher im Umgang mit ihrem Kind oder durch die Vielfalt der Erziehungsmeinungen und -ratschläge verwirrt sind – beschließen, ihre Kinder sich selbst aufziehen zu lassen. Einige haben die Theorie geglaubt, Kinder würden mit der Fähigkeit geboren werden zu wissen, was richtig für sie sei, wenn man ihnen nur die Zeit und Gelegenheit dafür gäbe, und sie würden schließlich zu erfolgreichen, kreativen Menschen heranwachsen, falls die Eltern einfach aus dem Weg gingen und sich nicht einmischten. Andere glauben, dass sie der beste Freund ihres Kindes sein sollten und dass der Erhalt dieser Beziehung wichtiger sei, als dem Kind irgendeine Form von Selbstdisziplin oder Charakter beizubringen. Wieder andere fühlen sich schuldig, weil sie außer Hause arbeiten und deshalb wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Anstatt ihre Kinder für ihre Taten verantwortlich zu machen, lassen sie sie einfach frei laufen und glauben, dass es den Mangel an „Quantität“ ausgleicht, wenn sie eine „qualitätsvolle“ Zeit mit ihren Kindern verbringen, und dass in den richtigen „Qualitätsmomenten“ schließlich ein Verantwortungsbewusstsein auf die Kinder abfärbt. Und noch andere wissen einfach nicht mehr, was sie tun sollen, und haben es deshalb aufgegeben.

Wir möchten betonen, dass es sich dabei um gar keine Erziehungsmethode handelt, sondern um einen Rückzieher bzw. ein Missverständnis von Erziehungsverantwortung. Wie Jim gerne sagt: „Wären Kinder dazu bestimmt, den Haushalt zu führen, wären sie größer geboren worden.“ Während Kinder in der Lage sein sollten, sich zwischen sicheren und verantwortungsbewussten Optionen zu entscheiden (wie wir im nächsten Abschnitt erläutern werden), empfehlen wir nicht, sie alles selbst entscheiden oder gar von natürlichen Konsequenzen lernen zu lassen, die schädliche Auswirkungen haben können. Der „Liebesteil“ von Liebe und Logik betont die Erziehung des Kindes zu der verantwortlichen, kompetenten Person, die das Kind nach Auffassung der Eltern und der Gesellschaft sein kann. Dies erfordert einige Überlegungen und Vorbereitungen seitens der Eltern, aber wie Sie in den folgenden Kapiteln sehen werden, sind die Ergebnisse die Mühe und das Engagement wert.

Der effektive Erziehungsstil von Liebe und Logik

Beratende Eltern

Helikopter können nicht ewig schweben, und Feldwebel werden irgendwann heiser. Erlauben Sie uns, eine Alternative vorzustellen, die von Liebe-und-Logik-Eltern eingesetzt wird und ein Leben lang gut funktioniert. Obwohl sie bei Teenagern besonders effektiv ist, spiegelt sie auch die Einstellung wider, die Eltern von der Zeit an haben sollten, in der ihre Kinder Kleinkinder sind. Wir nennen es den beratenden Erziehungsstil.

Wenn Kinder ins Teenageralter kommen, werden sie von konkreten Denkern zu abstrakten Denkern. Kinder brauchen eine durchdachte Führung und feste, durchsetzbare Grenzen. Diesen Grenzen liegen die Sicherheit des Kindes und die Auswirkungen seines Verhaltens auf andere zugrunde. Dann müssen wir bei diesen Grenzen bleiben, um den Kindern verstehen zu helfen, dass sie für ihr Handeln verantwortlich sind und dass unangemessene Handlungen entsprechende Folgen haben werden. Es ist zwar so, dass die Eltern diese Grenzen setzen und einfordern, doch ist es für sie wichtig, ihre Kinder weiterhin zu ermutigen, über ihr Verhalten nachzudenken, und ihnen zu helfen, das Gefühl zu haben, dass sie ihre Handlungen selbst kontrollieren, indem sie innerhalb dieser Grenzen Entscheidungen treffen dürfen. Hier kommen die beratenden Eltern ins Spiel.

Werden aus unseren Kindern dann Jugendliche, wird dieser Erziehungsstil noch wichtiger. Teenager ärgern sich oft über Regeln und rebellieren gegenüber festen Grenzen, weil sie inzwischen anders denken als damals, als sie jünger waren. Aufgrund dieser wichtigen Veränderung der Wahrnehmung müssen Eltern ihren Erziehungsstil an die Bedürfnisse der neuen Denkprozesse ihrer Jugendlichen anpassen. Sie halten sich ein wenig von ihrer Rolle als „Durchsetzer“ von Grenzen zurück und lassen vernünftige, reale Konsequenzen die Lehre übernehmen. Sie werden mehr zu Beratern und Seelsorgern als zu Polizisten. Sie erlauben ihren Jugendlichen, mehr Entscheidungen selbst zu treffen, und helfen ihnen, die Folgen dieser Entscheidungen erfolgreich zu bewältigen.1

Liebe-und-Logik-Eltern vermeiden die Helikopter- und Feldwebel-Mentalitäten, indem sie so früh wie möglich im Leben des Kindes einen beratenden Erziehungsstil anwenden. Sie stellen ihren Kindern Fragen und bieten ihnen Wahlmöglichkeiten. Anstatt ihren Kindern zu sagen, was sie tun sollen, überlassen sie die Last der Entscheidungsfindung ihren Kindern. Sie legen Möglichkeiten innerhalb von Grenzen fest.2 Wenn die Kinder dann Teenager werden, sind sie es schon gewohnt, gute Entscheidungen zu treffen.

Das Paradoxon von Erfolg und Misserfolg

Obwohl wir versucht sind, das Gegenteil zu tun, müssen wir zugeben, dass es keinen todsicheren, absoluten, garantierten Ansatz für die Erziehung verantwortungsvoller Kinder gibt. Kein Experte auf diesem Gebiet kann ehrlich sagen: „Wenn Sie so handeln, wird es jedes Mal funktionieren.“ Nur weil wir etwas richtig machen, bedeutet das nicht, dass es so funktionieren wird, wie wir es uns erhofft haben.

Wir alle kennen Eltern, die sehr fehlerhafte Erziehungsmethoden anwenden, deren Kinder aber am Ende ganz passabel sind. Und wir kennen solche, die alles „richtig“ machen, deren Kinder aber schließlich Attila, den Hunnenkönig, wie einen vorbildlichen Pfadfinder aussehen lassen.

Nichts in der Erziehung ist sicher. Wir erhöhen jedoch die Chancen, verantwortungsbewusste Kinder großzuziehen, wenn wir durchdachte Risiken eingehen. Das tun wir, wenn wir unseren Kindern erlauben zu versagen – kapieren Sie das, bitte! Denn wenn wir nicht zulassen, dass sie – manchmal sogar grandios – scheitern, verhindern wir, dass unsere Kinder lernen, gute Entscheidungen treffen.

LIEBE-UND-LOGIK-TIPP 2

Wenn unser Bauch spricht, hört leider unser Kopf zu.

Liebe-und-Logik-Methoden können manchen Eltern gegen den Strich gehen. Kinder mit Liebe scheitern zu lassen und die signifikanten Lerngelegenheiten (SLG) die Lehre übernehmen zu lassen, sind Prinzipien, die den Eltern missfallen können. Die meisten von uns erziehen ihre Kinder mittels ihres Bauchgefühls. Aber woher wissen wir, ob wir diesem vertrauen können oder ob es von einem „schlechten Essen“ herrührt?

Tatsächlich sind „Bauchreaktionen“ bei Erwachsenen das Ergebnis von Reaktionen aus der Kindheit auf familiäre Emotionen und Interaktionen. Daher ist ein „Bauchgefühl“ hilfreicher, wenn wir eine glückliche Kindheit hatten und im Moment friedliche und zufriedenstellende Beziehungen zu Hause und anderswo haben. Wenn wir andererseits auf unsere Kindheit so reagieren, dass wir sagen: „Ich will es mit meinem Kind anders machen, als es meine Eltern mit mir gemacht haben“, dann werden unsere Bauchreaktionen wahrscheinlich unzuverlässig und fehlerhaft sein.

Seien Sie nicht beunruhigt, wenn Sie sich bei einigen Methoden in diesem Buch unwohl fühlen. Wenn Sie Ihre Kinder nämlich auf eine andere Art und Weise erziehen wollen, als Sie selbst erzogen wurden, bestätigt Ihr Unbehagen wahrscheinlich, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, die Liebe-und-Logik-Methode zu erlernen.

 

Gott gab allen Menschen – seiner höchsten Schöpfung – große Freiheit, und dazu gehört auch die Möglichkeit, es zu vermasseln. Misserfolg und Erfolg sind zwei Seiten derselben Medaille. Wenn es im Garten Eden keinen verbotenen Baum gegeben hätte, hätte die Menschheit keine Gelegenheit gehabt, verantwortungsvolle oder unverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Als Adam und Eva die falsche Entscheidung trafen, erlaubte Gott ihnen, die Konsequenzen zu tragen. Obwohl er ihren Ungehorsam nicht billigte, liebte er sie genug, um sie eine Entscheidung treffen zu lassen und mit den Folgen zu leben.

Gottes Liebe im Garten ist das Vorbild für alle Eltern: Er ließ Adam und Eva die Freiheit, die Entscheidung zu treffen. Wenn wir in ähnlicher Weise unseren Kindern Freiheit und liebevolle Annahme schenken, werden sie manchmal Entscheidungen treffen und Dinge tun, die wir nicht für gut heißen.

Wenn unsere Kinder älter werden und mehr Macht über ihr Leben und ihre Umwelt gewinnen, wird die richtige Ausübung ihrer Entscheidungsfähigkeit für sie noch wichtiger. So wie Gott uns die Vernunft und die Fähigkeit gegeben hat, uns auszuzeichnen, hat er uns auch die Fähigkeit gegeben, den Planeten zu zerstören. Eine Menschheit, die in der Lage ist, den Planeten zu zerstören, ist jedoch auch in der Lage, zum Saturn zu fliegen. Große Erfolge und Errungenschaften bergen das Risiko abgrundtiefen Schadens.

Auf einer anderen Ebene kann die „verbotene Frucht“ ein bestimmter Freund, Drogen, Internet-Pornoseiten oder eine Vielzahl anderer Dinge sein. Kluge Eltern erkennen, dass ihre Kinder lernen müssen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, um erfolgreich zu sein, und dass sie dabei manchmal ihre Unabhängigkeit ausnutzen und sich bewusst entscheiden zu versagen!

Ich (Jim) bestand immer darauf, dass sich mein Sohn Charlie an einem kalten Morgen dem Wetter entsprechend anzieht. „Charlie“, sagte ich, „es ist kalt heute Morgen. Du solltest lieber deinen dicken Mantel anziehen.“ Doch er schnappte sich seine dünnste Jacke und ging zur Tür hinaus. Unabsichtlich nahm ich ihm so seine beste Wahl weg. Ich dachte, ich würde dafür sorgen, dass Charlie warm ist, während er auf den Bus wartet, aber er entschied sich stattdessen dafür, kalt zu sein. Er übte seinen freien Willen aus.

Aber ich wurde klüger. Ich sagte dann stattdessen: „Charlie, draußen hat es minus fünf Grad. Vielleicht willst du ja einen Mantel anziehen.“ Dies bot ihm eine Reihe von Wahlmöglichkeiten, von ganz schlecht bis sehr gut (Kinder scheinen immer die erste Option abzulehnen, die wir ihnen geben). Daraufhin beschloss Charlie, seinen freien Willen auszuüben und einen warmen Mantel anzuziehen.

Das Paradoxon ist somit, dass Eltern, die versuchen, den Erfolg ihrer Kinder zu sichern, oft erfolglose Kinder großziehen! Aber die liebevollen und bedachten Eltern, die das Scheitern zulassen, bekommen schließlich Kinder, die dazu neigen, den Erfolg zu wählen. Das sind die Eltern, die durchdachte Risiken eingehen. Da Gott jedem von uns die Wahl lässt, sollten wir für unsere eigenen geliebten Kinder nicht weniger tun.

Der Liebe-und-Logik-Ansatz hilft Kindern, ihre Chancen zu erhöhen, denkende Individuen zu werden, die den Erfolg wählen. Das bedeutet, dass wir als Eltern Misserfolge zulassen und unseren Kindern während ihrer Grundschulzeit helfen müssen, das Beste aus ihnen zu machen, solange die Kosten noch annehmbar sind.

Lernen zu erschwinglichen Preisen

Die heutigen Kinder leiden unter Inflation. Die Kosten für das Erlernen des Lebens in unserer Welt steigen täglich. Die Drogen, mit denen unsere Kinder versucht sein werden, sind stärker als die, mit denen wir in unserer Jugend konfrontiert waren; sexuell übertragbare Infektionen sind weiter verbreitet und tödlicher, die Medien sind expliziter, im Internet agierende Sextäter und Pornografen tun mehr, um ein breiteres Publikum zu erreichen; Gewalt an Schulen ist erschreckender denn je usw. Der Preis, den ein Kind heute bezahlt, um mehr über Freundschaften, Schule, Lernen, Engagement, Entscheidungsfindung und Verantwortung zu erfahren, wird nie wieder so günstig sein. Morgen ist er stets höher.

Je älter ein Kind wird, desto größer werden die Entscheidungen und desto gravierender sind die Folgen dieser Entscheidungen. Kleine Kinder können viele Fehler zu erschwinglichen Preisen machen. Sie können sich aufraffen und es erneut versuchen, wenn es nicht klappt. Normalerweise kostet es nur vorübergehende Schmerzen und ein paar Tränen. Das kann man leicht veranschaulichen.

Wenn man einem Dreijährigen die Wahl „Möchtest du mit den Füßen auf dem Boden oder in der Luft zum Auto gehen?“ gibt, setzt man als Reaktion auf eine rebellische Weigerung in einer regnerischen Nacht vor einem Restaurant eine sichere, durchsetzbare Grenze. Kindern im schulpflichtigen Alter zu sagen, sie könnten entweder ihre Hausarbeiten erledigen oder einige ihrer Spielsachen verkaufen, um für Monika, die ungeliebte und strenge Babysitterin, zu bezahlen, damit diese auf sie aufpasst, während Mutter einkaufen geht, ist keine unangemessene Konsequenz für ihre vorangegangenen Tiraden auf einer solchen Einkaufstour. Bis zu einem gewissen Grad gilt das sogar auch, wenn einem großmäuligen Fünfjährigen sein Gesicht ein wenig im Gras gerieben wird, weil er vor größeren, älteren Jungen aus der Nachbarschaft angegeben hat. Das wird ihn, wenn er sein eigenes Problem lösen muss, eine große Lektion in Bezug auf Respekt lehren. Größere Jungs reiben sich bei der Aussicht, neunmalklugen Kindern ein paar Lektionen zu geben, voller Freude die Hände. Die Lektion für das kleinere Kind mag einen Preis haben – eine blutige Nase oder ein blaues Auge – aber er ist noch erschwinglich.

Doch diese Preise sind für einige Eltern zu hoch. Sie beschützen. Sie denken: „Ich liebe ihn. Ich will nicht, dass es der kleine Johnny auf die harte Tour lernt.“ Deshalb knien sie sich an einem verregneten Abend in eine Pfütze und versuchen, ihr Kleinkind ins Auto zu bitten. Sie lassen zu, dass ihre Kinder sie beim Einkaufen jedes Mal fertigmachen. Oder sie schreien die Jungs aus der Nachbarschaft an: „Seid nett zu Johnny. Wenn nicht, werde ich es euren Eltern sagen.“ Dadurch verliert das neunmalkluge Kind die Möglichkeit, zu einmaligen Sonderpreisen eine Lektion zu lernen. Dann muss Johnny es vielleicht im Alter von fünfzehn Jahren lernen, und jeder, der fünfzehnjährige Jungen in Aktion gesehen hat, weiß, dass der Preis viel höher sein wird.

Es ist wahr, dass es schmerzhaft ist, mitanzusehen, wie unsere Kinder durch natürliche Konsequenzen oder, wie wir sie nennen, durch signifikante Lerngelegenheiten (SLG) lernen. Aber dieser Schmerz ist ein Teil des Preises, den wir zahlen müssen, um verantwortungsbewusste Kinder großzuziehen. Wir haben jedoch eine Wahl: Wir können entweder jetzt ein wenig darunter leiden, wenn wir zusehen, wie sie die Lektionen des Lebens lernen, oder wir können viel leiden, wenn wir mitansehen müssen, wie sie zu Individuen heranwachsen, die nicht in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen.

LIEBE-UND-LOGIK-TIPP 3

Du kannst mich jetzt bezahlen, oder du kannst mich später bezahlen.

Shannon hatte acht Kinder. Jedes Mal, wenn ich (Jim) sie besuchte, sah ich, wie sie Geld an die Kinder verteilte. Eines Tages fragte ich: „Was machst du da, wenn du ständig Geld austeilst?“

„Wir geben unseren Kindern im Haushalt Kredite, damit sie etwas über die Finanzwelt lernen“, antwortete Shannon, während sie einem ihrer kleinen Söhne fünfzig Cent gab. „Unsere Kredite sind genau wie die einer normalen Bank, mit Fälligkeiten, Schuldscheinen und Sicherheiten. Neulich habe ich einen drahtlosen Kopfhörer gepfändet.“

„Muss schrecklich für das Kind gewesen sein“, sagte ich.

„Eigentlich nicht“, antwortete Shannon. „Das ist ein Geschenk für ihn, denn jetzt weiß mein Sohn, der erst zwölf Jahre alt ist, alles über die Verantwortung, seine Kredite zurückzuzahlen. Er weiß alles über Schuldscheine und Sicherheiten, ja sogar über Sachpfändung – und es kostete ihn nur einen drahtlosen Kopfhörer.“

„Der Nachbarsjunge“, fuhr Shannon fort, „lernte die gleiche Lektion, als die Bank kam und seinen teuren Sportwagen pfändete. Er ist sechsundzwanzig, aber seine Eltern haben ihn geschützt, als er jung war. Mein Sohn hat ihm gegenüber vierzehn Jahre Vorsprung.“

Sie zu schützen, bedeutet, sie nicht zu lieben.

Unser Land braucht Kinder, die mit schwierigen Zeiten umgehen können, insbesondere in diesen unsicheren Zeiten. Viele Probleme, denen wir uns in unseren Schulen und Städten stellen müssen, haben mit Naturereignissen oder Terrorismus zu tun. Aber auch in unseren Familien bieten sich viele Möglichkeiten zu lernen, mit Problemen umzugehen. Im Allgemeinen lernen die Kinder von den Erwachsenen in ihrem Umfeld, wie sie mit solchen Herausforderungen zurechtkommen können. Zu lernen, mit kleinen Dingen umzugehen – und vor allem bei kleinen Dingen zu scheitern und durch diese Erfahrungen, die man sich leisten kann, zu wachsen – ist der beste Weg, unsere Kinder auf alles vorzubereiten, was ihnen in Zukunft bevorsteht.

Viel zu viele Eltern meinen, Liebe, Schutz und Fürsorge seien das Gleiche. Doch dem ist nicht so. Eltern können sich weigern, ihren Kindern das Scheitern zu erlauben, weil sie das als lieblos empfinden. Deshalb übertreiben sie es mit ihrem Besorgtsein.

In Wirklichkeit befriedigen diese Eltern damit ihre eigenen egoistischen Bedürfnisse. Sie machen sich selbst mehr Arbeit und werden auf lange Sicht Kinder großziehen, denen ihr eigenes Leben mehr Arbeit macht. Schutz ist nicht gleichbedeutend mit Fürsorge, aber beide sind ein Teil der Liebe.

Schauen wir uns an, wie Gott arbeitet. Wenn wir uns fragen: „Kümmert sich Gott um uns?“, würden wir wahrscheinlich antworten: „Sicher, Gott kümmert sich sehr um uns.“ Aber wenn wir uns dann fragen: „Würde er uns heute Abend von einer Klippe springen lassen?“, müssten wir alle zugeben: „Ja, jetzt, wo du es sagst: Er würde es wahrscheinlich tun.“ Kümmert es ihn auch? Natürlich! Doch Gott liebt, ohne übermäßig beschützend zu sein.

Die Fürsorge für unsere Kinder bedeutet nicht, sie vor jedem möglichen Fehltritt zu schützen, den sie beim Erwachsenwerden machen könnten. Einem Säugling müssen verantwortungsbewusste Eltern natürlich absoluten Schutz bieten. Jedes Problem, auf das ein solches Kind stößt, ist in Wirklichkeit das Problem der Eltern. Wenn die Eltern das Kind nicht schützen, wird es sterben.

Wenn die Kinder jedoch wachsen, müssen die Eltern – ab einem Alter von etwa neun Monaten – mit sehr einfachen Entscheidungen einen sanften, schrittweisen Übergang vollziehen, damit ihre Kinder das Vorrecht haben, ihre eigenen Probleme zu lösen. Bis zum Alter von elf oder zwölf Jahren sollten Kinder in der Lage sein, die meisten Entscheidungen ohne elterliche Unterstützung zu treffen. Eigentlich ist es so, dass die elterliche Liebe und Einstellung bestimmen, wie Kinder in der frühen Adoleszenz mit den meisten Problemen umgehen.

Denken Sie zum Beispiel an eine Gruppe von Müttern, die ihren Kleinkindern zusehen, wie sie beim ersten Mal auf Schlittschuhen auf dem Eis herumwackeln. Sobald die Kleinkinder ihren ersten unvermeidlichen Sturz auf dem Eis machen, ruft eine Gruppe von Müttern, die sich am Rande der Eisbahn zu Tode sorgen: „Bist du verletzt?“ Und die Kleinkinder, die ihr Gesicht verzerren und zu Mama zurückrutschen, sagen auf diese unverwechselbare Weise: „Ja, es stimmt, ich bin verletzt.“ Die andere Gruppe von Müttern ruft lediglich „Wumm!“, wenn die Kinder hinfallen und sich selbst wiederaufrichten, ein paar Schneeflocken vom Popo wischen, weiterskaten und dabei oft sagen: „Ja, wumm!“

Die erste Gruppe von Kindern lernt, dass ein Sturz eine schmerzhafte Erfahrung ist. Die zweite Gruppe lernt aus ihren Fehlern und konzentriert sich nicht auf den Schmerz und die elterliche Rettung. Das Problem ist, dass rettende Eltern oft aus einem eigenen Bedürfnis heraus retten. Sie helfen und trösten gerne und sind Eltern, die es nötig haben, gebraucht zu werden, nicht Eltern, die gebraucht werden möchten.

Kinder, denen Liebe in erster Linie durch Schutz vermittelt wurde, können bis zum Erreichen der Mittelstufe irreparabel beschädigt werden. Eltern von Mittel- und Oberstufenschülern, die sich um Kleidung, Fernsehgewohnheiten, Hausaufgaben, Zähneputzen, Haareschneiden und dergleichen kümmern müssen, haben „gefährdete“ Kinder an den Händen. Zumindest werden diese Kinder ihrem zukünftigen Ehepartner keinen großen Spaß bereiten.

Die Herausforderung der Erziehung besteht darin, Kinder genügend zu lieben, dass sie auch scheitern dürfen – zurückzutreten, so schmerzhaft es auch sein mag, und sie durch SLG lernen zu lassen.

Verantwortung kann nicht gelehrt werden

Eltern stöhnen immer wieder über die Unfähigkeit ihrer Kinder, ihre weisen Worte zu beherzigen. Anscheinend können wir Tochter Kayla hundert Mal sagen, dass sie etwas nicht vergessen soll, und tatsächlich geht sie ohne es aus der Tür. Wir sagen Sohn Ryan, er solle etwas Respekt zeigen, und er antwortet: „Warum muss ich das tun? Du lebst im Mittelalter!“

Eine Sache, die wir den Kindern sicher nicht sagen können, ist: „Sei verantwortungsbewusst!“ Es funktioniert nicht. Hast du jemals bemerkt, dass die Eltern, die am lautesten über Verantwortung schreien, die unverantwortlichsten Kinder zu haben scheinen? Die verantwortungsbewusstesten Kinder kommen in der Regel aus Familien, in denen Eltern fast nie das Wort verantwortlich verwenden. Es ist eine Tatsache: Verantwortlichkeit kann nicht gelehrt, sie muss erlebt werden.

Damit unsere Kinder Verantwortung übernehmen können, müssen wir ihnen Möglichkeit dazu bieten. Das ist der Schlüssel. Eltern, die verantwortungsbewusste Kinder großziehen, verbringen sehr wenig Zeit und Energie damit, sich um die Verantwortlichkeiten ihrer Kinder Gedanken zu machen; sie machen sich mehr Gedanken darüber, wie sie den Kindern wegen ihrer Verantwortungslosigkeit SLG verschaffen können. Sie überlegen mit viel Liebe, wann ihre Kinder für die nächste Stufe an Lebenserfahrung bereit sind. Aber sie verbringen ihre Zeit nicht damit, sie an Dinge zu erinnern oder sich um sie Sorgen zu machen. Auf subtile Weise sagen sie: „Ich bin sicher, du wirst selbst daran denken; wenn nicht, wirst du sicherlich etwas daraus lernen.“ Solche Eltern helfen ihren Kindern zu verstehen, dass sie ihre eigenen Probleme lösen können, und sie sind mitfühlend, lösen aber nicht die Probleme ihrer Kinder.