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Die vorliegende Sammlung an Poesie und Kurzgeschichten entstand in zwei Seminaren, welche die Arbeitsgemeinschaft Braunschweig der Evangelischen Erwachsenenbildung Niedersachsen gemeinsam mit dem Theologischen Zentrum Braunschweig im Jahr 2021 anbot. Die Corona-Pandemie hatte die Welt, das gesellschaftliche Leben und das Sprechen darüber fest im Griff. Niemand wusste, wann die Pandemie vorbei sei, war oder musste. Eine erschöpfte Gesellschaft war weit entfernt von "Alltagspoesie". Theater, Kinos, Bühnen - die Kultur war verschlossen. In dieser Zeit entstand die Idee, Corona etwas entgegen zu setzen: Mut, Zuversicht, Kraft aus der kreativen Arbeit.
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Seitenzahl: 35
Veröffentlichungsjahr: 2022
Einleitung
Elfchen
Berlin 1961
See Genezareth
Am Kinderbett
Haiku
Loss - a Haiku
In Reimen
Corona-Blues
Wenn ich könnte, wie ich wollte
Ich könnte aber, wenn ich wollte:
Sommerwald
Februar
Winterschmerz
Winter-Limerick
Neonazis
Schnipsel & Streichungen
Konkrete Poesie
Alltagslyrik
Ausgewählte Worte
Corona Quarantäne
Botanischer Garten
Gespräch mit meiner Bürokaffeemaschine
An einen alten Freund
Endlich
Kurzprosa
Von der Arbeit
Abendläuten
Verspätung
Rendezvous in der Pandemie
Winterschwimmer
Glück gehabt
Der Plan
Frühlingsspaziergang
Erzählstoff
Die vorliegende Sammlung an Texten, ja an Poesie, entstand in zwei Seminaren, die die Evangelische Erwachsenenbildung Braunschweig gemeinsam mit dem Theologischen Zentrum Braunschweig im Jahr 2021 anbot. Die Corona-Pandemie hatte die Welt, das gesellschaftliche Leben und das Sprechen darüber fest im Griff. Niemand wusste, wann die Pandemie vorbei sei, war oder musste. Eine erschöpfte Gesellschaft mit teils harten, unversöhnlichen Diskussionen war weit entfernt von „Alltagspoesie“. Theater, Kinos, Bühnen – die Kultur war verschlossen. In dieser Zeit entstand die Idee, Corona etwas entgegen zu setzen: Mut, Zuversicht, Kraft aus der kreativen Arbeit. Sich nicht nur als verletzlichen, schicksalsbedrohten Menschen wahrzunehmen. Schreibend das eigene Leben in den Blick nehmen, das Alltägliche als etwas Besonderes, im besten Sinne Bemerkenswertes wahrzunehmen und zu gestalten.
Im Frühjahr boten wir mit dem Seminar „Mehr Licht fürs Gedicht. Kleine meditative Eigengedichte für den Hausgebrauch“ eine erste Ermutigung zur Wirklichkeitsbereicherung an. Im Herbst folgte mit „Aus dem Leben – kurz Geschichten“ eine Weiterführung, sich darauf einzulassen schreibend das Leben zu begleiten und ihm Form und Raum zu geben über das Praktische, zu Bewältigende hinaus. Die Möglichkeit dazu bietet die Poesie. In der Online Enzyklopädie Wikipedia findet sich unter dem Begriff Poesie neben dem Hinweis, dass damit ein Schaffensprozess verbunden wird auch ein Wirkungshinweis: Poesie „…meint damit in der Regel, dass von dem Bezeichneten eine sich der Sprache entziehende oder über sie hinausgehende Wirkung ausgeht, etwas Stilles, ähnlich wie von einem Gedicht, das eine sich der Alltagssprache entziehende Wirkung entfaltet“.
Mit verschiedensten Zugängen haben wir uns der Schreibkunst angenähert. Dafür trafen wir uns im digitalen Raum, wir sahen uns nur auf kleinen Kacheln – und konnten hineinsehen in den Alltag der jeweils anderen. Unsere Wohnungen wurden zum Atelier, zum Schreib- und Spielort. Gegenstände wurden zu Gesprächspartnerinnen, um das Staunen über das Alltägliche neu zu erlernen, wie es der französische Schriftsteller Georg Perec vorgeschlagen hat: „Stellen Sie Ihrem Kaffeelöffel Fragen. Was ist hinter der Tapete? Wie viele Bewegungen sind notwendig, um eine Telefonnummer zu wählen? Warum? Warum gibt es keine Zigaretten beim Gemüsehändler?“
Wir haben verschiedene Formen ausprobiert. Angefangen bei den kleinsten Formen, den Elfchen und Haikus bis hin zu komplexeren poetischen Strömungen wie der „konkreten Poesie“, bei der auch die Gestaltung des Gedichts bedacht sein will. Von Herta Müller übernahmen wir die Idee, aus gesammelten Zeitungswörtern Textcollagen entstehen zu lassen. Von Austin Kleon lernten wir, Texte zu schwärzen, bis Neues daraus erwächst. Wir ließen uns von Rhythmus und Reim inspirieren – und auch von der Abwesenheit jeglicher Form. Im Herbst schließlich folgte auf die kurze Dichtung der kurze Text. Alltagsbegebenheiten flossen in Erzählungen. Es entstanden Geschichten, wie sie das Leben schreibt.
Daraus also ist nun diese Sammlung entstanden, ohne die Teilnehmenden wäre dies nicht möglich gewesen. Danke an euch, die ihr uns das Staunen über den Alltag in Zeiten der Pandemie gelehrt habt.
Berlin 1961
Aufgetürmt
vor mir
die grässliche Mauer
es gibt kein Hinüber –
hoffnungslos
Lore Siebert
See Genezareth
Rotglühend
und lockend
die leuchtende Sonne,
ich schwimm ihr entgegen
befreit
Lore Siebert
Am Kinderbett
Liebling
du lächelst
du schönstes Geschenk.
Wir werden es schaffen!
Behütet
Lore Siebert
Zufrieden
und glücklich
nach langem Wandern
am Ende des Tages.
Geschafft
Lore Siebert
Himmel
Winter Sonne
hoch und hell
ich fühl mich frei
danke
Wilke Horn
Winter
Langsames Vergehen
Die Kälte flieht
Endlich das Ende sehen
Frühling
Frühling
Bringt Leben
Alles will erblühen
Die Blumen himmelwärts streben
Schneeglöckchen
Schneeglöckchen
Zartes Grün
Durchbricht letzten Schnee
Dunkelheit des Winters verziehn
Leben
Leben
Zeiten Kind
Ständig im Wechsel
Weil wir Gotteskinder sind
Segen
Zeit
Flieht dahin