Moby Dick - Herman Melville - E-Book + Hörbuch

Moby Dick E-Book

Herman Melville.

4,5

Beschreibung

Moby Dick – Der Kampf zwischen Wal und Mensch, mehr noch aber zwischen Vernunft und Wahn. Ein Walfänger hat einem weißen Wal Rache geschworen, nun zieht er seine gesamte Mannschaft hinein in seinen irrsinnigen Feldzug. Bearbeitete Neuausgabe der deutschen Erstübersetzung, mit Erläuterungen zur Seefahrersprache.

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Impressum

Herman Melville

Moby Dick

(Moby-Dick or The Whale)

Ideenbrücke,  2015

, , ,

Nach der Deutschen Erstausgabe

Originalherausgeber: Thomas Mann und H. G. Scheffauer

Übersetzung: Wilhelm Strüver

Erster Teil – Kapitän Ahab

Nenne mich Ismael. – Es gibt Jahre ohne Gesicht, man hat wenig oder gar kein Geld in der Tasche, weiß nichts Besonderes anzufangen an Land, da packt einen das Verlangen, auf See zu fahren und den wässerigen Teil der Welt zu sehen. Das ist so meine Art und Weise, den Miesmacher aus meinem Herzen zu verjagen und das Blut in Bewegung zu setzen. Wenn ich Bitterkeitsfalten spüre um den Mund, wenn meine Seele wie ein naßkalter und nieselnder November ist, wenn ich mich dabei ertappe, daß ich vor jedem Sargmagazin stehenbleibe und wie von selbst jedem Leichenzug folge, dann… und hauptsächlich, wenn mein Miesmacher dermaßen Oberhand gewinnt, daß ich an mich halten muß, um nicht auf die Straße hinunterzusteigen und den Leuten die Hüte vom Kopf zu schlagen…, dann begreife ich, daß es höchste Zeit für mich ist, auf See zu gehen. Das ersetzt mir den Gebrauch von Pistole und Kugel. Mit einer großen Gebärde stürzte sich der Philosoph Cato in sein Schwert, ich – getrost, nehme das Schiff. Nichts überrascht hierbei. Jeder Mensch, in etwelchen Stadien seines Lebens, hat den gleichen Durst nach Ozean verspürt. Schau dir mal eure Stadt an auf den Manhattoes. Sie ist umgeben von Werften wie eine indische Insel von Korallenriffen. Der Handel umschäumt sie, und rechts und links führen dich die Straßen zum Wasser. Der äußerste Punkt der unteren Stadt heißt »Batterie«, ihr hochmütiges Bollwerk wird von den Wellen gewaschen und gekühlt von Winden, die vor einigen Stunden noch nicht wußten, was unser Land ist. Schau dir die vielen Leute an, die eine verlangende Sehnsucht ans Wasser treibt.

Das soll nun allerdings nicht heißen, daß ich meine Seereisen als Passagier mache, denn dazu braucht man einen Geldbeutel, und wenn er leer ist, dann ist er nicht mehr als ein wertloser Lappen. Außerdem werden Passagiere seekrank, werden streitsüchtig, können des Nachts nicht schlafen und haben im Ganzen keine Freude an der Reise. Nein, ich bin nie als Passagier gefahren, auch nicht als Kommodore, Kapitän oder Koch, obwohl ich doch ein alter, erfahrener Seemann bin. Diese ehrenvollen Stellungen überlasse ich gern denen, die sich danach drängen. Ich habe genug mit mir selber zu tun und kann mich nicht auch noch um Schiffe, Barken, Briggs, Schoner und dergleichen kümmern. Und als Koch zu fahren? Nun, ich gebe zu, das ist ein angesehener Posten, denn der Koch ist eine Art Offizier an Bord. Aber es hat mir nie Freude gemacht, Geflügel zu braten, obwohl gerade ich ein gut gewürztes und in zarter Butter gebratenes Huhn besonders zu schätzen weiß. Nein, wenn ich zur See gehe, dann fahre ich vor dem Mast als gewöhnlicher Matrose. Gewiß, sie hetzen mich umher, und ich muß springen wie ein Grashüpfer im Mai. Und zuerst ist das ein höchst unangenehmer Job. Es geht einem sogar gegen die Ehre, vor allem, wenn man aus einer alteingesessenen Familie stammt. Besonders schlimm ist es aber, wenn man kurz vorher noch als Dorfschulmeister Herr über eine Klasse war und nun mit dem blütenweißen Hemd in einen Teertopf langen muß. Der Übergang ist schwer, aber auch das gibt sich mit der Zeit. Was macht es denn schon, wenn mich ein filziger alter Kapitän nach dem Besen schickt und das Deck fegen läßt? Wer wäre denn, so betrachtet, kein Sklave? Das möchte ich wissen! Sollen mich also die Kapitäne herumkommandieren und herumschinden. Jeder kriegt auf seine Weise seinen Teil ab.

Ich gehe auch deshalb zur See, weil man mir für meine Mühen auch noch etwas zahlt, während man noch nie gehört hat, daß ein Passagier Geld bekommen hätte. Im Gegenteil: Er wird zur Kasse gebeten. Zahlen und Bezahltwerden, das ist ein gewaltiger Unterschied.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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