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Molly, ein naseweißes, putzmunteres Katzenkind, immer zu Streichen aufgelegt, lernt auf recht kuriose Weise ihren Papa und den Rest ihrer Großfamilie kennen. Es ist aber nicht so einfach sich in den verschiedenen Situationen zu behaupten und es allen Recht zu machen. Jedoch sind die Bräuche der Menschen an Festen wie Weihnachten, Fasching und Ostern oder gar einer Hochzeit für Molly und ihre Freunde ein „gefundenes Fressen“. Manchmal möchte man gerne Molly sein. Mit viel Einfühlungsvermögen werden die überraschenden Begebenheiten erzählt. So entsteht eine Geschichte, die Kinder nicht nur zum Schmunzeln, sondern auch zum Nachdenken bringt.
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Veröffentlichungsjahr: 2013
Die kleine Molly behauptete neuerdings eine Katzenprinzessin zu sein und nennt sich seither Molly le Chat.
Das ist Französisch und wird „scha“ ausgesprochen.
Seit sie ein Gespräch ihrer Mutter mit deren bester Freundin belauscht hat, weiß sie nämlich, dass ihr Vater nicht irgendein räudiger Straßenkater war, sondern ein echter König.
„Weißt du, Lilo“, sagte ihre Mutter, „von allen Katern, die um mich geworben haben, war mir Baron Münchhausen der Liebste.“
Lilo kicherte: „Ich kann mich erinnern. Er hatte soooo gute Manieren und Geschichten hatte der zu erzählen …“
„Ja“, erwiderte Bessy, „und keine einzige war wahr.“
Aber das hörte Molly schon nicht mehr.
Molly stöberte in einem Baumhaus ein kleines Krönchen auf, ein Kind hatte das dort wohl liegen lassen.
Das trug sie nun auf ihrem Kopf wie ein Diadem.
Und am Wochenende stieg sie durch ein offenes Fenster im Kindergarten ein um aus der Spielkiste einen wunderschönen Umhang, ganz in Rosa mitzunehmen.
Jetzt saß sie auf einem alten, abgewetzten Hocker und hielt Hof.
Alle ihre Freunde waren um sie herum versammelt. Sie standen und saßen ehrfürchtig vor ihr und warteten darauf, dass Molly wieder etwas Lustiges einfiel, das sie miteinander anstellen konnten. Denn Molly war bekannt für die witzigsten und besten Streiche.
Mancher Gastwirt fürchtete sich schon, wenn er sie nur von weitem sah, weil er wusste, dass Molly jeden Trick beherrschte, um für sich und ihre Freunde die leckersten Köstlichkeiten aus seiner Küche zu organisieren.
Aber Molly war nicht zu Streichen aufgelegt. Nein, Molly saß auf ihrem Thron und hatte die Augen, ganz gelangweilt, nur halb geöffnet. So beobachtete sie ihre Freunde, die mit der Zeit immer unruhiger wurden.
„Mensch Molly, was ist denn heute mit dir los“, wollte Micky wissen.
„Schschsch, mein Name ist Molly le Chat, Prinzessin Molly, wenn ich bitten darf“, fuhr sie ihn an.
„O.K. Prinzessin Molly, wenn es sein muss“, mischte sich Kater Simon ein, „egal, sag uns einfach was wir heute unternehmen wollen!“
„Nichts“, erwiderte Molly, „ich bin jetzt eine Prinzessin und halte Hof.“
„Was ist das, Hof halten“, fragte die kleine Tonny.
„Das bedeutet“, antwortete Molly, „dass ich hier auf meinem Thron sitze und ihr wartet, bis ich etwas von euch will. Aber das verstehst du noch nicht.“
„Quatsch“, rief Tonny aus, „das ist doch kein Thron, das ist der alte Hocker von Oma Paula.“
„Hab ich’s doch gesagt, dass du davon nichts verstehst“, fauchte Molly und schloss die Augen.
Betreten schauten die Freunde sich an. Sie wussten jetzt auch nicht, wie sie sich am besten verhalten sollten. Also machten sie es sich auch erst einmal gemütlich. Ein paar von ihnen dösten sogar ein.
Molly öffnete hin und wieder die Augen einen Spalt, um zu überprüfen, ob ihre Freunde auch alle noch da wären.
Und als hätte sie es geahnt, erhoben sich Simon und Micky als Erstes.
„Halt, ihr beiden“, schrie sie auf, „wo wollt ihr denn hin?“
„Uns ist so langweilig. Wir machen uns vom Acker und schauen mal, ob wir woanders mehr Spaß haben können“, antwortete Simon ganz ruhig und zog mit Micky davon.
Die anderen Katzenkinder rekelten und putzten sich noch eine Weile und machten sich dann auch alle schleunigst aus dem Staub.
Molly blieb alleine zurück: „Verflixt und zugenäht. Was soll denn das? Die können mich doch nicht einfach so zurücklassen. Ich bin schließlich eine Prinzessin!“
Beleidigt ging sie nach Hause und verzog sich in die hinterste Ecke.
Am nächsten Morgen machte sie sich auf die Suche nach ihren Freunden.
Alle erzählten noch von ihren lustigen Abenteuern, die sie am Vortag zusammen erlebt hatten. Molly konnte nicht mitreden. Sie fühlte sich ausgeschlossen.
„He Leute“, fragte sie, „wollen wir heute nach dem Mittagessen etwas zusammen unternehmen?“
Die anderen stimmten gerne zu, denn keiner trug Molly nach, dass sie sich am Tag zuvor so doof benommen hatte.
Und so verabredeten sie sich für den Nachmittag am alten Schuttplatz.
Aber oh weh, als sie dort ankamen, thronte schon Molly wieder, bekleidet mit Krone und Umhang, auf dem alten Hocker.
„Was soll das, Molly?“, wollte Tonny wissen, „ich dachte, wir wollten etwas unternehmen und nun sitzt du wieder auf dem Hocker und spielst Prinzessin.“
„Ich spiele nicht Prinzessin, ich bin schließlich eine. Und ich halte jetzt Hof. Und wenn ich damit fertig bin und ihr alle schön artig wart, dann können wir vielleicht was zusammen spielen.“
„Ne, ne, ne“, machte Addis seinem Unmut Luft. „Wenn du wieder so ne Show abziehst, dann gehen wir eben alleine Abenteuer erleben.“