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Anlässlich der Einweihung des Restaurant-Wagens im Sauerland-Express, dem RE 17, auf der Strecke von Warburg nach Hagen hat sich eine Gruppe illustrer Passagiere eingefunden. Als Sèrecule Achesau, der berühmte Detektiv, durch einen Schrei geweckt wird, ist ihm sofort klar, was passiert sein muss: ein Mord - bestialisch vollzogen durch eine Vielzahl von Messerstichen. Nur... von einer Leiche fehlt jede Spur. Zusammen mit Monsieur Trouc (einem Bahn-Offiziellen) und Dr. Wilhelm Piepenbrink (ehemaliger Tierarzt, jetzt Flaschensammler) macht sich der Franzose, der auch schon den "Tod auf der Ruhr" aufgeklärt haben will, an die Lösung des Falls.
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Wolfgang J. Gerlach
Monsieur Acheseau
und der Mord im Sauerland-Express
eine postfaktische Krimi-Parodie
(inspiriert von einem Bestseller)
Ruhrkrimi-Verlag
Das Theaterstück zum Buch und dessen Aufführungsrechte sind erhältlich unter:
www.mein-theaterverlag.de
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Weitere Theaterstücke und Bühnenadaptionen des Autors finden Sie auf:
www.wolfgang-gerlach-theatertexte.de
Foto: Beate Gerlach
Wolfgang J. Gerlach, geboren 1955, studierte nach seinem Abitur in Witten Englisch und Kunst mit dem Schwerpunkt Fotografie in Essen.
Beeinflusst von den Bänkelbarden seiner Jugend (z. B. Ulrich Roski und Schobert & Black), textete er zwischen 1996 und 2008 über einhundert Songparodien u. a. für die Haarzopf Harmonists im Chorkarneval der katholischen Kirchengemeinde Christus König in Essen-Haarzopf.
Von 2005 bis zu seiner Pensionierung 2020 leitete er die Theater-AG am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen.
So entstanden Bühnenbearbeitungen von Autoren wie Curt Goetz, Gisa Pauly, Bernd Stelter, Stücke für junge Zuschauer und »Dinner – für wann?«, die Krimiversion des bekannten TV-Sketches um den 90. Geburtstag von Miss Toffee, die 2019 die erste Aufführung eines Stücks aus seiner Feder außerhalb Nordrhein-Westfalens präsentierte.
»Der letzte Martini« versteht den Text des Wise Guys-Songs als Ansatz und konstruiert eine Agentenparodie, in der Jamian Bunt, der allseits bekannte Geheimagent 997, seinen Job an den Nagel hängen muss und in ein Altersheim in Deutschland zieht.
Hinzu gesellten sich zahlreiche Satiren sowie eine Rock’n’Roll-Version der Shakespeare-Oper »Windsors lustige Weiber«.
Wolfgang J. Gerlach lebt und schreibt in Essen-Haarzopf und in Haselünne.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.
© 2022 Covergestaltung: Wolfgang Gerlach, Essen
© 2022 Ruhrkrimi-Verlag Uwe Wittenfeld, Mülheim/Ruhr
Druck: BoD, Norderstedt
Coverfotos: Wolfgang Gerlach
ISBN 978-3-947848-39-3
1. Auflage (Originalausgabe)
Auch als Print-Book (ISBN 978-3-947848-38-6) erhältlich.
Disclaimer:
Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
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https://ruhrkrimi.de
für Oma Bruchhausen,
die dieses Buch nach der Lektüre
mit einem sachten Schütteln
ihrer weißen Dauerwelle
und einem sanften
»Ochottochottochott«
aus der Hand gelegt hätte
Inhalt
Fahrplanmäßig?8
Der Sauerland-Express11
Verona Gazette14
Acheseaus Notizblock16
Das ZugCafé und seine Fahrgäste18
Der Fall29
Victor McClean39
Eine Hypothese und ein Experiment44
Lou Louc52
Noch einmal der Sekretär56
Maximilian Mustermann60
Waltraud Stubbard66
Britta Paulsson71
Noch einmal der Kellner und Kontrolleur75
Baronin Brundula von Brause78
Graf und Gräfin Nie81
Bischof Berdochnoch87
Cyriac D. Partmann94
Ringo Zabaioni99
Cori van Nebben-Aan102
Madame Belle106
Eine Prophezeiung109
Ein eisblauer Kimono111
Pause113
Anhaltspunkte114
Nachdenken118
Ankündigung120
Man kommt voran122
Noch einmal der Kirchenvertreter123
Noch einmal die Niederländerin126
Noch einmal der Italiener129
Noch einmal die Dänin131
Noch einmal der Diener133
Noch einmal der Vermittler135
Zwei Lösungen137
Überraschung141
Der Herr mit dem Gipsarm152
Outtakes153
Danksagung168
Fahrplanmäßig?
»Ach so!«
Es klang sehr französisch, aber die übrigen Reisenden auf dem Bahnsteig in Marsberg standen zu weit entfernt, als dass sie das hätten hören können. Außerdem unterhielten die beiden Frauen sich sehr angeregt. Bei den drei Männern hingegen redete nur einer, der mit der Sechziger-Jahre Hornbrille.
Auch bis zu dem auf der anderen Seite leicht abseits von ihnen rastlos auf und ab schreitenden Kirchenmann drang das nicht durch. Die wenigen übrigen Wartenden waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
»Ach so!«
Bedächtig fuhr der kleine Finger der rechten Hand über die Liste der Einträge hinter der welligen Kunststofffolie. Die winzigen Regentropfen, die er dabei zu schmalen Rinnsalen zusammenschob, trickelten hinter den unteren Rand des angerosteten Fahrplanrahmens.
»Alors... Um 21 Uhr 38 losgefahren... Dann ist er um eine Minute vor zehn hier. Bis Brilon Wald braucht der Zug einundzwanzig Minuten.« Ein kurzer Blick auf die goldene Armbanduhr reichte nicht aus. »Und nach weiteren acht Minuten kommen wir in Olsberg an. Bis Hagen sind es insgesamt zwei Stunden und vier Minuten. Gar nicht mal so petit, ce Sauerland.« Akribisch wischte der mittelgroße Fremde das Regenwasser vom Sichtglas seiner Patek Philippe-Sonderimitation. Zwecklos. Dass ihm das Wasser über die gelackten Haare in den Trenchcoatkragen rann, schien ihn hingegen weniger zu irritieren. Denn Hauptsache, der Schnurrbart blieb in Form.
Die Sonne war dabei, sich zur Ruhe zu begeben; die Dämmerung hatte eingesetzt. Doch die dichte Wolkendecke verheimlichte all dies fast vollständig. Trotz des stärker werdenden Niederschlags flanierte derweil ein seriös gekleideter Mittsechziger mit einer gelben Plastiktüte das von einigem Unkraut durchsetzte Betonpflaster des schmalen Bahnsteigs entlang und kontrollierte minutiös, erkennbar gut gelaunt, die schäbigen Mülleimer auf 8-, 15,- oder 25 Cent-Fundstücke aus braunem Glas, PET oder Weißblech.
»Ich hätte ja gerne noch ein paar Tage länger hier Urlaub gemacht.« Er verstaute das Handy wieder in der linken Hosentasche. »Diese Textnachricht indessen...« Gedankenverloren zwirbelte er nacheinander die nach unten gebogenen Enden seines gelb-blonden Walross-Schnäuzers. Die gerade angesprungene Bahnsteig-Beleuchtung nahm davon keine Notiz.
Sein Gesprächspartner lächelte und schaute seinerseits auf die Uhr.
»Ich bezweifle, das wir hier in Marsberg pünktlich abfahren werden, mon vieux.«
»Ich habe immer gedacht, Reisende soll man nicht auffalten.« Er hatte das mit dem aspirierten »H« der französischen Sprache schon in der Grundschule nicht verstanden.
Der Bahnsteiglautsprecher begann zu krächzen. »Meine Damen und Herren! Der Sauerland-Express von Warburg nach Hagen hat wegen einer Verzögerung im Betriebsablauf eine Verspätung von zehn bis fünfzehn Minuten und verkehrt außerplanmäßig aus Gleis... ääh... nee, aus demselben Gleis wie sonst auch. Wir bitten, dies zu entschuldigen.«
»Sag ich ja.« Er blickte sich besorgt um. »Ich bin ja nur froh, mon cher, wenn alle Reisenden den Gleiswechsel mitbekommen.« Hastig zog er den Kragen seines polangen Slim-Fit-Mantels aus braunem Wollmischgewebe enger und verlagerte sein Gewicht unruhig vom rechten Business-Klassiker in Wildleder-Ausführung auf den linken und zurück.
»Es gibt keinen Gleiswechsel, Monsieur Trouc.«
Doch die simple Antwort kam nicht an. »Wäre eigentlich schade, falls jemand diese Fahrt verpassen würde. Schließlich hat eine Vielzahl der Reisenden heute Abend diesen Trip im großen DB Regio-Jahrespreisausschreiben gewonnen... Ich werd´ dann mal.« Zum Abschied berührte er die weiche Kante seiner schwarzen Baskenmütze. »Wir sehen uns später.«
Die Lautsprecherstimme meldete sich ein weiteres Mal. »Achtung, noch eine Durchsage: ›Das Rauchen ist nur in den gekennzeichneten Raucherbereichen gestattet.‹«
Der Fremde dachte laut vor sich hin. »Es gibt demnach wohl auch ungekennzeichnete?«
Der Sauerland-Express
»Auf Gleis... fährt... der RE17, der Sauerland-Exp... von War... nach Ha... Bit... Vor... bei der Einfa...!« Der prasselnde Regen verhinderte ein durchgängiges Verständnis der Durchsage. Den Rest erledigte der heranrollende Vertreter des ÖPNV selbst.
Mehr oder weniger erfolgreich geduldeten sich die Menschen auf dem Bahnsteig, bis die Handvoll derjenigen, die hier aussteigen wollten, diesem Bedürfnis nachgekommen war. Manch einer schlug den Mantelkragen hoch, so dass man sein missmutiges Gesicht nur noch von vorne sehen konnte. Andere wetteiferten mit ihren Schirmen darum, wem es vergönnt sein würde, länger trocken zu bleiben. Zwei Schüler verpassten einander und sich selbst nicht nur patschnasse Hosenbeine, indem sie die Tiefe jeder Pfütze durch heftiges Hineintreten verringerten. Ihr lautes Lachen übertönte sogar die Geräusche, die Tief »Sylvia« an den Abend des Tages legte.
Viele Worte wurden an diesem Freitag eh nicht gemacht, sah man von dem schwärmerischen Wortschwall ab, mit dem ein in blauer Latzhose und Regenjacke mit rückwärtigem Firmenlogo gekleideter Endzwanziger seinen fast identisch angezogenen, vielleicht etwas älteren Kollegen zutextete. »Ich hab’s gewusst, hab ich’s doch gewusst! Dieses Mistwetter!« Die beiden blieben in unmittelbarer Nähe des Schnauzbärtigen stehen und bemühten sich längere Zeit vergeblich, ihre immer feuchter werdenden Zigaretten zum Brennen zu überreden.
»Du musst auch deine andere Flosse über meine halten, Mann!«
»Knalltüte du, du lullst doch eh anne Fluppe, bis se klitschnass is!«
»Verdammte Hacke... Diese Wetterberichte stimmen doch nie.«
»Du Quaterkopp, du machs mich noch wahne ramdösig! Chetz hör auf rumzunölen!«
»Stimmt aber! Seit meine Tante mir als Zehnjährigem versprochen hat, mit mir in den Grugapark nach Essen zu fahren und der Wetterbericht gutes Wetter für den Ausflug versprach, glaub ich nicht mehr daran... Es hat nämlich geplästert wie heute, und wir sind nicht gefahren. Ich war sowas von sauer, Mann!«
»Erstens sagt man nicht ›Wetterbericht‹, sondern ›Wettervorhersage‹, und zweitens solltest du dir dringend die Svendia-Plönert-App besorgen. Die schneidet, was die Genauigkeit angeht, bei den Google-Bewertungen jedes Mal am besten ab.«
»Und du hast die?«
»Klar doch! Woher sonst hätte ich meinen Rat an dich nehmen sollen, die Regenjacke mitzunehmen? Einem Frosch mit einer Leiter in einem Weckglas würde ich nicht trauen.«
Die zwei machten, dass sie weiterkamen, während die verbliebenen Wartenden an der ausfahrbaren Treppe des roten Regional-Express-ZugCafé-Wagens drängelten... entweder hinaus oder hinein. Der Letzte war der Eigentümer der gelben Plastiktüte.
Als der Sauerland-Express sich endlich in Bewegung setzte, hatte das Wetter das letzte Wort.
Verona Gazette
April 1, 2016
Fatal End to a Family Drama
Industrialist’s underage daughter found stabbed
The few graveyard visitors who wanted to take the chance of visiting their relatives’ graves before Mass were filled with dismay.
Verona, WI Early Sunday morning yesterday the visitors of the municipal graveyard were appalled by some sight of horror. Not far from the entryway, the dead body of young Paris Prince, only son to our honorable mayor Escalus Prince, was lying steeped in blood. Several slashes and stabs had provided a cruel end to his young life. Strangely enough he held some flowers in his left hand.
Right in front of the vault of the Capulets, the renowned manufacturing family, about a dozen of the same flowers as mentioned above lay scattered about the place. Here their thirteen-year-old daughter Julia was found dead by her nurse, of all people. She had purposefully been stabbed with a Renaissance dagger, as proved by the autopsy in the local forensic pathology immediately ordered.
This might point at the potential culprit, for Romeo M., son to another industrialist family known all over town, is a noted collector of old swords and daggers and even took part in an exhibition of historical weapons last year. There are also proceedings pending against him because he is suspected to have killed Tybalt Capulet, quarreling with the cousin to the girl murdered yesterday. He has just been granted bail (our report).
It still has to be elucidated which role is played by a vial which was found at the scene of the crime. Like a quick chemical analysis in the police lab of Milwaukee revealed, it contained an extremely effective poison.
At present it is not possible, however, to question the suspect as regards the reproaches, for Romeo M. is on the run.
Acheseaus Notizblock
Fataler Ausgang eines Familiendramas
Minderjährige Fabrikantentochter erdolcht aufgefunden
Entsetzen packte die wenigen Kirchhofbesucher, die die Zeit vor dem Gottesdienst nutzen wollten, um die Gräber ihrer Angehörigen zu besuchen.
Verona, WI Gestern am frühen Sonntagmorgen bot sich den Besuchern des städtischen Friedhofs ein Bild des Grauens. Unweit des Eingangs lag die blutüberströmte Leiche des jungen Paris Prince, einziger Sohn unseres hochverehrten Bürgermeisters Escalus Prince. Mehrere Hieb- und Stichwunden hatten seinem noch jungen Leben ein grausames Ende bereitet. Seltsam war nur, dass er einige Blumen in der linken Hand hielt.
Unmittelbar vor der Gruft der renommierten Fabrikantenfamilie Capulet fand inmitten solcher Blumen ausgerechnet ihr Kindermädchen deren erst dreizehnjährige Tochter Julia, die durch den gezielten Stich mit einem Renaissance-Dolch getötet wurde, wie die unmittelbar angesetzte Obduktion in der hiesigen Pathologie ergab.
Dies könnte ein Hinweis auf den möglichen Täter sein, denn Romeo M., Sohn einer anderen stadtbekannten Industriellenfamilie, sammelt bekannterweise alte Schwerter und Dolche und hat sogar im letzten Jahr an einer Ausstellung historischer Waffen teilgenommen. Auch ist noch ein Verfahren gegen ihn anhängig, da er im Verdacht steht, im Streit Tybalt Capulet, Cousin des gestern ermordeten Mädchens getötet zu haben. Er war nur gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden (wir berichteten).
Welche Rolle eine am Tatort gefundene Phiole spielt, die – wie eine chemische Schnellanalyse im Polizeilabor von Milwaukee ergab – ein äußerst schnell wirkendes Gift enthielt, bleibt noch aufzuklären.
Derzeit ist es allerdings nicht möglich, den Verdächtigen zu den Vorwürfen zu befragen, denn Romeo M. ist flüchtig.
Das ZugCafé und seine Fahrgäste
Die beiden Freunde trafen einander an dem größten der drei Stehtische im ZugCafé. Nachdem Acheseau seinen Trolley darunter geparkt und seinen nassen Trenchcoat an den Haken neben dem Fenster gehängt hatte, zwängte er sich in die Ecke an der Trennscheibe zum Nachbarabteil.
Wenige Momente zuvor hatte bereits ein wohlgelaunter Bernard Trouc seine rechte Gesäßhälfte auf dem blau-karierten Stehsitz ihm gegenüber platziert und in einer Zeitschrift geblättert. Nun hob dieser seinen wartend aufgestützten Ellenbogen von der blitzblank gewienerten Tischplatte. »Eh bien, da sind Sie ja, mon ami...« Er wollte gerade die neueste Ausgabe des »Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben« sorgfältig wieder zusammenfalten, da wurde sein Blick von einer Kleinanzeige wie magisch angezogen. »Hören Sie mal: ›Nebenjob für rüstige Großmutter! Wir suchen eine Mitarbeiterin für den Hühnerstall in Teilzeit. Antwort unter Chiffre...‹ Hauptsache, das notwendige Motorrad ist vorhanden.«
Das herzliche Lachen der beiden mündete in einen Moment der Melancholie. »Mensch, wäre ich bloß Dichter!«
»Das hat sich Heinz Erhard als kleines Kind von der guten Fee ebenfalls gewünscht...«
»Bitte?« Offensichtlich waren ihm bislang weder der Name, noch die Begebenheit je untergekommen.
Acheseau musste etwas weiter ausholen. »In Anbetracht seiner nassen Windel.« Kopfschüttelnd ob seines nicht angekommenen Bonmots, griff er Troucs Thema auf. »Und Ihr Grund für einen solchen Berufswunsch?«
»Ich würde dieser Szene einen Vierzeiler widmen.« Seine Geste schloss das gesamte ZugCafé ein.
»Wie der denn wohl lauten würde, Monsieur Trouc?« Er musste wohl oder übel Interesse zeigen.
»Das ist zweitrangig, oder? Das hier... es böte sogar Stoff für vierzehn Zeilen, gewissermaßen ein Sonett, mon cher. Vierzehn..., so viele Zeilen wie unterschiedliche Leute hier auf engstem Raum..., Leute unterschiedlichen Alters, zumeist unterschiedlicher Nationalität... Was diese Menschen, die einander zum Teil ja gar nicht kennen, zusammengebracht hat, ist diese Fahrt des Sauerland-Express..., die Jungfernfahrt des ZugCafés, wie ich nicht ohne Stolz erwähnen darf. Die Fahrgäste trinken hier etwas, nehmen vielleicht einen Snack zu sich, verbringen Lebenszeit...«
»Ist halt die Bahn, n’est-ce pas?«
»Höre ich da leisen Spott in Ihrer Stimme? Nun ja... Einen Kaffee, mon cher? So zur Verkürzung der Zeit... zum Zeitvertreib wollte ich sagen.« Er wartete die Reaktion nicht ab, sondern trat an den ellipsenförmigen Tresen hinter ihm.
Dass der ZugCafé-Bedienstete wahrlich nicht der geschickteste bei der Arbeit war, gab dem Gefragten Zeit, gedankenversunken den Blick im ZugCafé umherschweifen zu lassen.
Einer der drei Männer an der Treppe Richtung Ausgangstür auf der anderen ZugCafé-Seite verspeiste auf der zweiten Stufe sitzend genüsslich ein Sandwich. Er hatte Mühe, beim Kauen zuzuhören. Seine marineblaue Schiebermütze machte ihrem Namen alle Ehre, indem sie jede Kaubewegung rhythmisch mitmachte.
»Nur mit Phantasie kann man Probleme lösen, meinen Sie nicht, Zabaioni? Und wenn alles nicht hilft...« Er gähnte herzerweichend.
Der Angesprochene schaffte ein wenig Sprechraum im Mund, wischte sich, bevor er den Kopf hob, eine Spur Remoulade aus dem linken Mundwinkel. »Mein Reden, Partmann.«