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Bilder und Texte zur Geschichte Bonns, Kölns oder des Rheinlandes von der Antike bis zur Gegenwart. Texte auch in Latein oder Französisch, überwiegend ins Deutsche übesetzt.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
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Antike
Mittelalter
Frühe Neuzeit
Das lange 19. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert
Abbildungen
Literaturverzeichnis
Index
ausführliches Inhaltsverzeichnis
Heilquelle Godesberg antik?
Trachytstein, 1583 gefunden in der Godesburg, dorthin vermutlich aus einem Heilbad verschleppt und in Zweitverwendung verbaut. BHT 65/110/39.
FORTUNI
Fortuni[s]
SALVTARIBV
Salutaribu[s]
AESCULAPIO HYG
Aesculapio Hyg[iae]
Q VENIDIVS RVF
Q(uintus) Venidius Ruf[us]
MARIU MAXIM
Mariu[s] Maxim[us]
CALVINIANV
[L(ucius)] Calvinianu[s]
G LEG I MIN
[le]g(atus) leg(ionis) I Min(erviae)
LEG AVG PR
leg(atus) Aug(usti) pr(o) [pr(aetore)]
PROVING CILIC
provinc(iae) Cilic[iae] d(onum) [d(edit)]
Den Heil bringenden Göttern, dem Äskulap und der Hygieia, geschenkt von Qu. Venidius Rufus Marius Maximus Lucius Calvinianus, Offizier der 1. Legion der Minervischen, kaiserlicher Legat im Range eine Prätors in der Provinz Kilikien
Ist ein Hinweis darauf, dass die Godesberger Quelle schon in der Antike bekannt war und benutzt wurde.
Siehe auch Seite 12 und Abb. 30 ff
Venidius Rufus war ab 205 wieder in Germanien, jetzt als Statthalter.
CIL 13, 7994; (Lehner, Die antiken Steindenkmäler des Provinzialmuseums in Bonn, 1918, S. 81); https://db.edcs.eu/epigr/epi_url.php?p_edcs_id=EDCS-11100218&s_sprache=de; (Horn, Die Römer in Nordrhein-Westfalen, 1987, S. 383); (Brambach, 1867, S. 119) in der vorletzten Zeile: PROVINCGINI...
Abb. 1: Eine kindliche Ursula
VLO INNOCIS VIRGO IACET
[in hoc tum]ulo innocis virgo iacet
MINE VRSVLA VIXIT
[no]mine Ursula vixit
NNIBUS OCTO
[a]nnibus octo
MENSIBVS DVOBUS
mensibus duobus
IENS QVATTOR
[d]iens quatt[u]or
In diesem Grab liegt die unschuldige Jungfrau namens Ursula. Sie lebte acht Jahre, zwei Monate, vierTage.
Auftraggeber und Steinmetz schreiben fehlerhaftes Latein, wie es in der Spätantike in den Grenzgebieten des Imperium Romanum üblich war: „innocis“ gibt es nicht, für eine achtjährige würde man „puella“ statt „virgo“ nehmen, für die
Die Beschädigungen an drei Seiten lassen darauf schliessen, dass der Stein für eine Zweitverwendung passend be hauen wurde.
Angabe einer Zeitdauer würde man den Akkusativ nehmen: „annos“ statt „annibus", was ohnehin eine fehlerhafte Bildung ist, u.a.m. Und der Steinmetz war vergleichsweise unbeholfen in seiner Arbeit.
Fundort: Unterhalb der St.Ursula-Kirche in Köln
Hinweis auf die hl. Ursula?
DIVINIS FLAMMEIS VISIONIB FREQVENTER
ADMONIT ET VIRTVTIS MAGNAE MAI
IESTATIS MARTYRII CAELESTIVM VIRGIN
IMMINENTIVM EX PARTIB ORIENTIS
EXSIBITVS PRO VOTO CLEMATIVS V C DE
PROPRIO IN LOCO SVO HANC BASILICAM
VOTO QVOD DEBEBAT A FVNDAMENTIS
RESTITVIT SI QVIS AVTEM SVPER TANTAM
MAIIESTATEM HVIIVS BASILICAE VBISANC
TAE VIRGINES PRO NOMINE XPT SAN
GVINEM SWM FVDERVNT CORPVS ALICVIIVS
DEPOSVERIT EXCEPTIS VIRGINIB SCIAT SE
Divinis flammeis[!] visionib[us] frequenter
admonit[us] et virtutis magnae mai
iestatis martyrii caelestium virgin[um]
imminentium ex partib[us] orientis
exsibitus pro voto Clematius v[irj c[larissimus] de
proprio in loco suo hanc basilicam
voto quod debebat a fundamentis
restituit si quis autem super tantam
maiiestatem[!] huiius[!] basilicae ubi sanc
SEMPITERNIS TARTARI IGINIB PVNIENDVM
tae virgines pro nomine XP[Chris]t[ij san
guinem suum fuderunt corpus alieuiius[!]
deposuerit exceptis virginib[us] sciat se
sempiternis tartari iginib[us] puniendum
BHT 39/51/10
Übersetzung:
Durch gottgesandte Flammenvision öfters gemahnt und durch die gewaltige Majestät des Martyriums der himmlischen Jungfrauen, die ihm erschienen, aus der östlichen Reichshälfte herbeigeholt, hat auf Grund eines Gelübdes Clematius, aus senatorischer Familie, auf eigenem Grund und Boden und mit eigenen Mitteln diese Basilika, die er aufgrund eines Gelübdes schuldete, von den Grundmauern an wiederhergestellt. Wenn aber jemand bei solcher Majestät dieser Basilika, wo heilige Jungfrauen im Namen Christi ihr Blut vergossen, (hier) den Leichnam von irgendjemandem - es sei denn eine Jungfrau - zu bestatten wagt, wisse, dass er mit den ewigen Feuern des Tartarus bestraft werden soll.
Kommentar aus www.rid24.de (2014):
Noch in „Römer am Rhein“, Nr.102, S.129, findet sich zu der vorliegenden Inschrift folgender Kommentar: "Die Echtheit dieser Bauinschrift zu einer Wiederherstellung der Ursula-Kirche ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Konnte auch Levison die meisten Anstösse einzeln entkräften, so stimmt doch die Menge der Schwierigkeiten bedenklich. An der Tatsache eines Martyriums an dieser Stelle wird man jedoch nicht rütteln mögen, sie ist literarisch freilich erst seit dem 9. Jahrhundert bezeugt."
Gegen Levison, der die Inschrift als vermutlich spätantik ansah, plädierte N. Gauthier für eine Entstehung in der Zeit der karolingischen Renaissance. Ihr schloss sich die neuere Forschung weitgehend an: Das Martyrium der Ursula ist sehr spät belegt und wahrscheinlich aus spätantiken Grabsteinen für Ursula und "virgines" (vgl. Schmitz 1995 Nr. 27) im Gräberfeld um die Kirche konstruiert. Die historische Situation, die in der Inschrift vorausgesetzt wird, dass ein Senator aus der Osthälfte des Reiches in Köln im 4. Jhdt. Land besitzt, auf dem er eine Kirche baut, ist wenig wahrscheinlich, und schließlich ist auch von einer zeitgenössischen Kirche keine Spur gefunden worden.
Literatur:
Binsfeld, Frühchristliches Köln, 1965, 59; Römer am Rhein, S. 129; St. Ursula - Katalog Nr. 167; A. Riese, Die Inschriften des Clematius und die kölnischen Martyrien, BJb. 118, 1909, 236-245; W. LEVISON, Das Werden der Ursula-Legende, BJb. 132, 1927, 1-164, bes. 3-25; N. Gauthier, Origines et premiers enveloppements de la legende de Sainte Ursule Cologne, CRAI 1973, 108-119; J. KREMER, Studien zum frühen Christentum in Niedergermanien, Diss. Phil. Bonn 1993; W.Schmitz, Quellen, 53-58 Nr. 16; W. SCHMITZ, 1995, 705-708; ECK, Köln, 636 u. 644.
Die historische Stadtpatronin
Abb. 2: Die heilige Adelheid in ihrer Umgebung, 1718
Everhard Goffart43 4 excudit Colonia anno 1718 Permissu superiorum (Wikipedia)
Wahre Abbildung5 des biltnus S[anctae] Adelheidis nebenst dem H[eiligen] Bronnen gegen über Bonn, woselben durch Gottes gnad und vorbitt der obgedachte H. Jungfraw unzalbar miraculen gesehen.
Model der neuen Kirche [=die erste Adelheidis-Kapelle von 1679]
Eremitage
Der Brunn [in Pützchen]
Stift Vilich
Die Nummern 1 bis 3 sind rechts zu finden, die Nummer 4 links; der Berg im Hintergrund könnte der Michelsberg in Siegburg sein.
Johanna
Bankeriff
o.A.
Gertrud
Berrer
Aussatz
Johann
Ganges
ohne Verstand
Johannes
Heister, Tochter Catharina
o.A.
Thomas
Lüttig
taub und lahm
Adamus
Mettman
lahm
Veronica
Müllers
lahm
Catharina
Roth
lahm
Anna
Scheffers
Fieber, Wassersucht
Elisabeth
Stammels Sohn Johannes Peter
lahm
Magdalena
von Holtorf
lahm
Hermann
von Mondorf
blind
Diese obenstehende bekandte sind aus hundert undt mehr andere wahrhafftige Miraculen ausgenom, welche vor Notarius und gezeugen eidlich bekräfftiget durch angedeute persohnen so in Cölln auch Bonn als sonsten auff der nähe wonhafftlich und bekannt sind, so Anno 1677 und 78 geschen.
Um das zentrale Bild der Adelheid sind 12 Miniaturen angeordnet mit den o.a. Personen, ihren Beschwerden und ihrer Heilung, die sie dem Brunnenwasser verdanken. Dass die Äbtissin Adelheid um das Jahr 1003 die Quelle in Pützchen (siehe Abbildungen Seite 170) freigelegt haben soll, ist eine fromme Legende. Eine medizinisch belegbare Wirkung des schwach fliessenden und übelriechenden Wassers ist nicht festzustellen.
Abb. 3: St Peter in Vilich, Jemals die Stiftskirche der Adelheid, mit dem barocken Turm, 2024
im Rheinland
In nomine sanctę et individuę trinitatis.
Cunradus divina favente clementia romanorum rex secundus.
Iustitię diffinitio est, constantem ac perpetuam habere voluntatem tribuendi unicuique quod sibi iure competit. Quam virtutem cum omne hominum genus, partim a natura, partim institutis legalibus edoctum colere semper et exercere habeat, precipue tamen regię dignitati congruit, talem animi habitum immutabiliter induere. Eis autem personis nostra in omni pietatis et equitatis defensione dignatio propensiorem debet adhibere benivolentiam, quę divinis sincerius sunt mancipatę obsequiis et nobis in administratione regni sollicite agentibus et orationis mundę beneficio, et veracis consilii subsidio, et indefessi laboris studio assistunt.
Ea propter omnium tam futurę quam presentis etatis fidelium nostrorum noverit industria, quod nostrum celsitudinem adiens vir prudens et efficax Arnoldus nostri imperii cancellarius petiit,
quatinus monasterium vileke [=Vilich] deo dicatarum virginum, cui soror ipsius carnalis Hizeka venerabilis abbatissa preesse dinoscitur, in nostrę regię et imperialis tuitionis protectionem, sicut ab antiquo fuit reciperemus, et nostri precepti privilegio fortius communiremus. cuius rationabilibus petitionibus aurem pietatis dementer inclinando, statuentes decernimus, ut prememoratum monasterium sanctarum virginum Vileka, secundum regulam sancti benedicti viventium, quod vir nobilis Megingoz77 cum ingenua et religiosa uxore sua gerbirga temporibus divę memorię imperatoris Ottonis secundi in sua proprietate condiderunt et ab omni seculari iure, seu publica functione Ottonis tercii privilegio exemerunt. propria et ab antiquis regibus vel imperatoribus iam dicto videlicet Ottone III. nec non ipsius successore Heinrico imperatore collata libertate potiatur ad formam et similitudinem monasteriorum quę proprie et specialiter ad regni proprietatem et ordinationem pertinent, id est Quidelingeburg, gandersheim, et asneda. Fundos igitur et predia, quę a prenominatis constructoribus et aliis deum timentibus viris ad ipsum monasterium tradita sunt, ab omnium hominum vexatione et inquietatione libera plena cum immunitate in perpetuum esse, per presentis edictum paginę constituimus.
ita videlicet ut nullus dux, nullus marchio, nullus comes, nullus vicecomes, nullius officii persona, magna seu parva res sepedicti monasterii exactione aliqua vel hospitiis inquietare, aut vexare presumat. has autem possessiones suis nominibus subternotandas censuimus. villam Vileke cum omnibus appendiciis suis secundum privilegia regum et imperatorum cum ecclesia baptismali et omni decimatione et termino, ad ipsam pertinente, cum capellis ubi plebanus pertinet, videlicet Wintra, Dollendorp, item Dollendorp, Cassela, Cudengoven et earum decimationem tam in agris, quam vineis, [h]ortis, novalibus et omni iure parochiali.
[Dem Stift sollen zufallen der Zehnte von den Äckern, Weinbergen, Gärten, Brachland in Königswinter, Dollendorf (Nieder-/Ober-), Oberkassel und Küdinghoven, ausserdem:]
preterea in eodem termino sunt alię capellę dominorum absque procuratione matricis ecclesię in villa
Humilgis
ecclesiam cum omni decimatione, molendinum unum, curtem unam, et IIII mansos indominicatos et preterea mansos XXVII et dimidium,
Himmelgeist: 1 Mühle, 1 Herrenhof, 4 Fronhöfe und 27,5 Häuser
in villa
Wizelare
ecclesiam I cum omni decimatione duos mansos indominicatos, et preterea mansos XIIII in villa
Marafa
V mansos indominicatos et alios XXV et dimidium, duo molendina et silvam unam,
Wittlaer: 1 Kirche mit Zehntem, 2 Fronhöfe
Norp: 14 Höfe, 5 Fronhöfe, 25,5 andere, 2 Mühlen und 1 Wald
in villa Bilike VIII mansos et duo molendina,
in villa Wormelinga mansos indominicatos III et alios XX mansos et unum molendinum,
in villa Waneblach VI mansos indominicatos et alios XXX duos mansos, et novale LXXX iornalium,
in villa <280> Römerehagen mansos IIII,
in Wintreburon VI solidos denariorum,
in Richezehagen V solidos et VI denarios,
in villa Gladebach mansos indominicatos II et alios VI et II molendina,
in villa Roden IIII mansos indominicatos et alios XII,
Bilk: 8 Höfe und 2 Mühlen
Wormelingen: 3 Fronhöfe, 20 andere und 1 Mühle
Oberwarnsbach: 6 Fronhöfe, und 32 andere, 80 Morgen Brachland
Römershagen: 4 Höfe
Winterborn: 6 Solidi an Denaren
Richerzhagen: 5 Solidi, 6 Denare
Gladbach: 2 Fronhöfe, 6 andere, 2 Mühlen
Roden: 4 Fronhöfe und 12 andere
Bergheim: 5 Fronhöfe.
in villa Bercheim V mansos indominicatos,
piscatio eiusdem monasterii est ab asenwiden usque ad monnendorperhiden,
et per fluvium Sigan sursum usque Stochfurd, in utraque fluminis ripa omnium quę capiuntur tertia pars est monasterii,
de subscriptis silvis pertinet iusticia et indicium iurisdictio et legum compositio ad Vilike, Rameshemeroherthi et pre terea VIIII pars totius fundi et arborum,
item silva Waltresholz,
item in silva Lomerholz iusticia et pastum M et CCCC porcorum et XIIII verrium et XIIII curruum ad usum monasterii,
Fischrechte hat das Kloster [am Rhein] von Asenweide bis Mondorfer Heide
und an der Sieg aufwärts bis Stochfurd [bei Siegburg], an beiden Ufern den dritten Teil des Fangs.
Die Wälder von Vilich und Ramersdorfer Hardt
Waltersholz
Lohmar, Mast für 1400 Schweine, 14 Eber und 14 Wagen
Kaldauen
in silva
haldoureholz,
Wolsdorf
in
Wolckeshemeroholz
iusticia et quantum volunt ad omnem usum,
Alt-Dambroich und Neu-Dambroich
in silva Aldendagenburcg et in Iungendagenburcg omnem iusticiam et quantum volunt ad usum,
in silva Vethelgarde totam iusticiam et XIIII curras et CC porcorum pastum,
in villa Eidtorph bannum et iusticiam super omnes silvas.
Vettelgard: 14 Wagen und mast für 200 Schweine
Eitorf: Bann und Gerichtbarkeit
Et ut hec omnia firma et inconcussa omni tempore permaneant, presentis precepti paginam conscribi et nostrę imaginis impressione insigniri, testesque qui affuerunt subternotari iussimus.
Fredericus Magedeburgensis archiepiscopus,
Henricus Radisbonensis episcopus,
Otto Frisingensis episcopus,
Sifridus Spirensis episcopus,
Boccho Wormatiensis episcopus,
Embrico Wirseburgensis episcopus,
Eilbertus Bavenbergensis episcopus,
Heinricus Holomucensis episcopus,
Wicherus Brandenburgensis episcopus,
Fredericus germanus noster dux Suevię et Alsatię,
Conradus marchio de Wittin,
Adelbertus marchio de Brandenburg,
Lothewicus lantgravius de Turingia,
Otto palatinus comes de Withelenesbach,
Tiebaldus marchio de Cambe,
Gevehardus comes de Sulcebach,
Udalricus comes de Lenceburg,
Bertoldus comes de Anedes,
Wiboldus stabulensis abbas.
Signum domni Conradi Romanorum regis secundi. Ego Arnoldus cancellerius vice Heinrici moguntini archiepiscopi et archicancellarii recognovi.
Anno dominico incarnationis M.C.XLIIII., indictione VI. regnante domno Conrado Romanorum rege secundo, anno vero regni eius VII. Data est apud Babenberg. in christo feliciter amen.
im Bonner Münster
Gerhard von Are (* um 1100 auf Burg Are; 123. Februar 1169 in Bonn) war der bedeutendste Propst des Bonner Cassius-Stifts. 1166 ließ Gerhard die Reliquien der Märtyrer Cassius und Florentius aus ihren Gräbern heben und nach einerfeierlichen Prozession über den Münsterplatz in kostbaren Schreinen auf dem Hochaltar aufbewahren. Der Höhepunkt seiner Karriere war sicherlich das Jahr 1156, als er nach dem Tod des Kölner Erzbischofs Arnold II. von Wied als Nachfolger für den Erzstuhl im Gespräch war. Allerdings musste er nach dem Schiedsspruch Friedrich Barbarossas dem Propst Friedrich von St. Georg weichen. Die Umschrift, in die die heute nicht mehr lesbare Bleitafel eingelassen wurde, ist neben dem Gedenkstein (siehe Seite 45) im Westchor des Bonner Münsters in die Wand eingemauert.
1. Bleitafel des Jahres 1169
a) ANNO I[N]CARNAT[IONIS] D[OMI]NICE MCLXVIIII POSITV[M] E[ST] CORP[VS] / GERARDI P[RE]POS[ITI] I[N] HOC LOCVLO, Q[V]I ECL[ESI]A[M] MVLTIS / EDIFICIIS ET LVMINIB[VS] DECORAV[IT] [ET] P[RE]DIIS DITA/V[IT] [ET] CORPORA S[ANCT]OR[VM] M[ARTY]R[VM] TRANTVL[IT] 8 8 EISQ[VE] ORNAMENTA MVLTA C[ON]TVL[IT]. HIC ARE CASTELLO NOBILIT[ER] NAT[VS] / NOBILI[VS] VIXIT. MISERERE, [CHRISTE], SERVI TVI. AM[EN].
b) Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1169 ist in diesem Sarg niedergelegt worden der Körper des Propstes Gerhard, der die Kirche durch viele Baulichkeiten und Lichter verziert und mit Gütern ausgestattet und die Gebeine der heiligen Märtyrer überführt und für sie viel Zierat beigesteuert hat. Er wurde auf der Burg Are adlig geboren [und] hat [noch] edler gelebt. Erbarme dich, Christus, deines Dieners! Amen.
2. Umschrift des Jahres 18029
c) Tabula plumbea inventa in sarcophago Gerardi a Sayn, huius olim collegiatae et archidiaconalis ecclesiae saeculo XII. praepositi et restauratoris, cuius ossa in sacello s. Cyriaci, ecclesiae contiguo, requiescunt. Erecto ibidem epitaphio insculptum erat: Gerardus comes Seynensis, praepositus bonnensis et archiepiscopus coloniensis postremo hoc titulo condecoratus ob sui electionem ad cathedram archiepiscopalem coloniensem, quamvis eandem, Friderico II. cedens, nunquam ascenderit.
d) Bleitafel, gefunden in dem Sarkophag des Gerhard von Sayn, ehemals Propst und Archidiakon dieses Stifts im 12. Jahrhundert, und Erneuerer, dessen Gebeine in der Cyriakus-Kapelle ruhen. In die Grabplatte war eingetragen: Gerhard, Graf von Sayn, Bonner Propst und Kölner Erzbischof, mit diesem Titel geehrt wegen seiner Wahlauf den Stuhl des Kölner Erzbischofs, obwohl er ihn, dem Kaiser Friedrich II. nachgebend [1156], nie besetzt hat.
Westfalen wird dem Kölner Erzbischof zugeteilt.
PROTOKOLL11:
INVOCATIO: In nomine sancte et individue trinitatis.
INTITULATIO: Fridericus divina favente clementia Romanorum imperator augustus.
KONTEXT:
ARENGA: Quoniam humana labilis est memoria et turbae rerum non sufficit, predecessorum etatis nostrae divorum imperatorum et regum diva decrevit auctoritas litteris annotare, quae fluentium temporum antiquitas a notitia hominum consuevit alienare.
PROMULGATIO: Proinde tam presentium quam futurorum imperii fidelium noverit universitas,
NARRATIO: qualiter Heinricus12 quondam dux Bawariae et Westfaliae, eo quod ecclesiarum Dei et nobilium imperii libertatem, possessiones eorum occupando et iura ipsorum imminuendo graviter oppresserat, ex instanti principum querimonia et plurimorum nobilium quia citacione vocatus maiestati nostrae presentari contempserit et pro hac contumacia principum et suae condicionis Suevorum proscriptionis nostrae inciderit sentenciam; deinde quoniam in ecclesias Dei et principum ac nobilium iura et libertatem grassari non destitit: tam pro illorum iniuria quam pro multiplici contemptu nobis exhibito ac precipue pro evidenti reatu maiestatis sub feodali iure legitimo trino edicto ad nostram citatus audientiam eo quod se absentasset nec aliquem pro se misisset responsalem, contumax iudicatus est, ac proinde tam ducatus Bawariae quam Westfaliae et Angariae quam etiam universa, quae ab imperio tenuit beneficia per unanimem principum sententiam in sollempni curia Wirziburc celebrata ei abiudicata sunt nostroque iuri addicta et potestati.
DISPOSITIO: Nos itaque, habita cum principibus deliberatione, communi ipsorum consilio ducatum, qui dicitur Westfaliae et Angariae, in duo divisimus et consideratione meritorum, quibus dilectus princeps noster Phylippus Coloniensis archiepiscopus ob honorem imperialis coronae promovendum et manutenendum nec rerum dispendia nec personae formidans pericula gratiae imperialis promeruit privilegium, unam partem, eam videlicet quae in episcopatum Coloniensem et per totum Pathebrunnensem episcopatum protendebatur, cum omni iure et iurisdictione, videlicet cum comitatibus, cum advocatiis, cum conductibus, cum mansis, cum curtibus, cum beneficiis, cum ministerialibus, cum mancipiis et cum omnibus ad eundem ducatum pertinentibus ecclesiae Coloniensi legitimo donationis titulo imperatoria liberalitate contulimus.
Et requisita a principibus sententia, an id fieri liceret, et ea dictata et communi principum et totius curiae assensu approbata, accedente quoque publico consensu dilecti consanguinei nostri ducis Bernhardi, cui reliquam partem ducatus concessimus, prememoratum archiepiscopum Phylippum portione illa ducatus suae collata ecclesiae vexillo imperiali sollempniter investivimus.
Hanc igitur legitimam nostrae maiestatis donationem et investituram Coloniensi ecclesiae et sepedicto principi nostro Phylippo archiepiscopo omnibusque suis successoribus confirmantes et in omne posteritatis evum eis ratam permanere volentes, ne quis eam ausu temerario infringere vel quomodolibet violare attemptaverit, imperiali edicto inhebimus et hanc nostram constitutionem presente privilegio aurea excellentiae nostrae bulla insignito corroboramus autentice, testibus annotatis, qui huic facto interfuerunt. Sunt autem hii:
CORROBORATIO: Arnoldus Treverensis archiepiscopus, Wigmannus Magdeburgensis archiepiscopus, Cunradus Salzeburgensis archiepiscopus, Sifridus Bremensis electus, Cunradus Wormatiensis episcopus, Rudulfus Leodiensis episcopus, Bertrammus Metensis episcopus, Arnoldus Osnaburgensis episcopus, Cunradus abbas Fuldensis, Adolfus abbas Hersfeldensis, Lotarius prepositus Bunnensis[=Propst Lothar von Bonn], Ludewicus palatinus Saxoniae et langravius Thuringiae, Bernhardus dux Westfaliae et Angariae, Gotefridus dux Lotaringiae, Fridericus dux Sueviae, Otto marchio de Brandinburc, Teodericus marchio de Lusiz, Dedo comes de Groix, Sifridus comes de Orlamunde, Rubertus comes de Nassowe, Emicho comes de Liningen, Engelbertus comes de Monte, Teodericus comes de Hostate, Gerardus comes de Nurberc, Heinricus comes de Arnisberc, Hermannus comes de Rauinisperc, Heinricus comes de Kuc, Wernherus comes de Witinchinstein, Widikindus de Waltecke, Fridericus de Anfurde, Hartmannus de Butingin, Wernberus de Bonlande, Cunradus pincerna, Heinricus marscalcus de Bappinheim, Siboto de Groix camerarius et alii quam plures.
ESCHATOKOLL:
SIGNUM: Signum domini Friderici Romanorum imperatoris invictissimi.
REKOGNITION: Ego Gotefridus imperialis aulae cancellarius vice Cristiani Maguntinae sedis archiepiscopi et Germaniae archicancellarii recognovi.
DATIERUNG: Acta sunt haec anno dominicae incarnationis M°C°LXXX°, indictione XIIIa, regnante domino Friderico Romanorum imperatore invictissimo, anno regni eius XX°IX° imperii vero XX°VI° ; feliciter amen.
Dat[um] in sollempni curia Geilinhusin, in territorio Maguntino, idibus aprilis.
Eine kurkölnische Festung
BHT 24/15/2, schwarzer belgischer Marmor
ANNO DNI MC
Anno d[omi]ni MC
CX GVDENSBERG
CX Gudensberg
FVNDATVM E A
fundatum e[st] a
TEODERICO EPO
Teoderico
13
ep[iscop]o
I DIE MAVROR MR
i[n] die Mauror[um] m[a]r[tirum]
Ahb. 4. Der Grundstein, 1210
Im Jahr des Herrn 1210 ist die Godesburg gegründet worden von Erzbischof Theoderich/Dietrich am Tag der maurischen Märtyrer14.
Der Stein kam bei der Sprengung der Godesburg im Truchsessischen Krieg15 1583 zu Tage und wurde von den bayerischen Truppen nach München ins kurbayrische „Antiquarium“ verbracht. Später kam der Stein in den Besitz des Sammlers von Meyerfels, aus dessen Erbe er 1883 von dem Autor Hüffer erworben wurde.
Auf die Rückseite dieses Steins ist 1583 dieser Text16 gesetzt worden:
Dieser Stain ist der Fundamentstain des Schloss zu Gudensberg im Cölnischen Bistumb gelegen, welliches Schloss den 17 Decemb: Jm 1583 Jar durch den Durchleucht: Fürsten und Herrn, Herrn Ferdinanden den ersten diss Namens, Pfaltzgraven bei Rhein, Hertzogen In Obern und Nidern Bayrn, und In Namen Jr Dtl. Herrn Bruedern des auch Hochwürdigisten und Durchleucht: Fürsten und Herrn, Herrn Ernsten, erwöltem Ertzbischoven zu Cöln, des H. Röm: Reichs durch Italien ErtzCantzlern und Churfürsten, Bischoven Zu Lüttich, Administratoren der Stifte Münster, Hildeshaim, und Freising, Fürsten zu Stahl, Pfaltzgraven bei Rhein, in Obern und Nidern Bayrn, auch zu Westphalen, Engern und Bullion Hertzogen, Marggraven zu Francimont, zersprengt und mit stürmeter Hand eingenommen, und dieser Stein zu Oberist auf der zersprengten Maur gefunden worden.
Die Godesburg war am Rhein die südlichste Burg des Kölner Erzbischofs. Im 3. und 4. Jahrhundert war dort ein burgus17 zur Überwachung der Römerstrasse von Köln nach Koblenz. Andere, phantasievolle Deutungen sind inzwischen obsolet. Auf dem kleinen Gipfel stand in der Karolingerzeit eine Kapelle mit einem daran anschliessenden Gräberfeld18.
1 Fundstelle: https://sv.wikipedia.org/wiki/Fil:Grabstein_Mädchen_Ursula_RGM.jpg ; CIL XIII 8485; allgemein siehe (Zehnder, 1985).
2 Fundstelle: www.rid24.de am 30.12.2014, in 2024 nicht mehr vorhanden. Text aus https://edh.ub.uni-heidelberg.de/edh/inschrift/HD076789 und (Römer am Rhein. Ausstellungskatalog, 1967, S. 129f) und https://db.edcs.eu/epigr/epi_url.php?p_edcs_id=EDCS-36400070&s_sprache=de. Bild unter https://commons.wikimedia.org/wiki/File:St._Ursula_Köln_-_Clematius-Inschrift_(3218-20).jpg und https://cil.bbaw.de/ace/id/22379 und (CIL XIII, *01313) und (Galsterer/Galsterer, 2010, S. 520 f), sowie (Zehnder, 1985).
3 Zu Adelheids Vita (Lateinisch/deutsch) siehe (Piesik, 2016). Siehe auch Schloßmacher, Norbert, Adelheid von Vilich, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adelheid-von-vilich/DE2086/lido/56eb20df86ddb9.16056935 (abgerufen am 15.02.2024)
4 Ein Kölner Kupferstecher um 1700.
5 Aus: Wikipdia, gedruckt komplett in (Ennen E., Die kurkölnische Residenz Bonn und ihr Umland in einem Jahrhundert der Kriege, 1989, S. 75).
6 Konrad III. (* 1093 oder 1094; † 15. Februar 1152 in Bamberg) aus dem Adelsgeschlecht der Staufer war 1116/20 Herzog in Franken, 1127-1135 Gegenkönig von Lothar III. und 1138-1152 König im römisch-deutschen Reich.
7 Zu dem verschollenen Grabmal des Megingoz und der Gerberga siehe den Artikel von Helga Giersiepen in Deutsche Inschriften online (DIO): www.inschriften.net, urn:nbn.de:0238-di050d004k0000100.
8 Fundstelle a), b), c): https://www.inschriften.net/bonn/inschriften/nr/di050-0018.html.
9 Der Text ist fehlerhaft, richtig ist „Are“ statt „Sayn“ und „Friedrich I.“ statt „Friedrich II.“
10 Fundstelle: (Appelt, 1985, S. 360 ff).
11 nach: https://uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/geschichtswissenschaft/seminareinstitute/mittelalterliche-geschichte/studium/online-tutorium/diplomatik/diplomatik-23/.
12 Heinrich der Löwe (* um 1129/30 oder 1133/35; † 6. August 1195 in Braunschweig) aus dem Geschlecht der Welfen war von 1142 bis 1180 Herzog von Sachsen (als Heinrich III.) sowie von 1156 bis 1180 Herzog von Baiern (als Heinrich XII.).
13 Dietrich von Hengebach (* um 1150; † um 1224) war als Dietrich I. von 1208 bis 1212 bzw. 1215 Erzbischof des Erzbistums Köln.
14 Bezieht sich auf die Legende der Thebäischen/maurischen Legion; ihr Festtag ist der 10. Oktober.
15 (Flörken, Der Truchsessische Krieg in Bonn und Umgebung. Ein Lesebuch, 2014).
16 nach (Hüffer, Der Denkstein der Burg auf dem Godesberg und das Schisma der kölnischen Kirche von 1205-1216, 1887, S. 125); zuerst veröffentlicht 1768 von Vogel in seiner Chorographia Bonnensis, 2. Fortsetzung, S. 156 (Rörken, Chorographia Bonnensis 1766-1773 oder Kurze beschreibung 2..0.,2 0, S. 78).
17 Gechter in (Horn, Die Römer in Nordrhein-Westfalen, 1987, S. 383).
18 Siehe (Potthoff, 2009, S. 35 ff).
Cosmographia | BESCHREIBUNG | ALLER LENDER DUERCH | Sebastianum Munsterum | in woelcher begriffen. | Aller voelcker, Herrschafften, Stetten, und namhafftiger flecken, haerkommen: Sitten, gebreiich, ordnung, glauben, secten, und hantierung, durch die gantze weit, und fürnemlich Teütscher nation. [...] | Getruckt zu Basel durch Henrichum | Petri. Anno MDXLV.19
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VON DEN STETTEN DIE AM RHEIN GEBIRG HINAB BIß GHEN COELN AUFF DER GALLIER SEYTEN LIGEND.