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In einer süddeutschen Stadt wird der Direktor eines Gymnasiums ermordet aufgefunden. Schnell richtet sich der Verdacht gegen den Lehrer Alexander Strasser, der schon seit längerem mit dem Direktor Konflikte hat. Strasser war am Abend des Mords noch lange in der Schule. Ein Alibi kann er nicht vorweisen, weil er an diesem Abend in einen Diebstahl im Rektorat verwickelt war, den er vertuschen will. Hat er darüber hinaus auch den Rektor erschlagen, vielleicht im Affekt? Er behauptet zwar, unschuldig zu sein, aber um einer Verhaftung zu entgehen, flieht er nach Spanien. Sein Freund Winfried ist von dessen Unschuld überzeugt und besorgt ihm falsche Papiere. Als jedoch Winfried Tagebuch-Aufzeichnungen seines Freundes liest und dadurch erfährt, dass dieser unter traumatischen Gewalterfahrungen seiner Kindheit leidet, kommen ihm zunehmend Zweifel. Der Verdacht drängt sich auf, dass Alex von Gewaltphantasien verfolgt und von einem Hass auf autoritäre Vaterfiguren beherrscht wird. Haben frühkindliche Prägungen ihn so sehr im Griff, dass er seinen Direktor ermordet hat? Die Tagebücher lassen dies immer wahrscheinlicher werden. Eine Liebesaffäre mit einer Frau, die ihn offensichtlich ausnutzt, und die möglicherweise als Drahtzieherin hinter dem Mord steht, bringt zusätzliche Komplikationen in den Gang der Ereignisse. Dramatische Begegnungen mit der Polizei, ein Schusswechsel und ein weiterer Todesfall zwingen den Lehrer, seine aussichtslos erscheinende Flucht fortzusetzen. Ein spannender Kriminalroman, der auch einen kritischen Blick hinter die Kulissen von deutschen Lehrerzimmern wirft und dabei Einblicke in die Abgründe des Lehrerdaseins gibt. Der Autor hat selbst an einem Gymnasium unterrichtet. Seine ätzende Kritik am Schulwesen mit seinen oft mangelhaften Bedingungen kommt daher nicht von ungefähr. Das Thema der Freundschaft durchzieht als positives Gegenmoment den Roman, der Leser aller Altersstufen faszinieren wird, egal, ob sie sich an die eigene Schulzeit erinnern mögen oder nicht.
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Seitenzahl: 361
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Für meinen Freund Friedemann, der allzu früh durch einen tragischen Verkehrsunfall aus dem Leben gerissen wurde und dessen eigene Erlebnisse mich in Teilen zu dieser Erzählung angeregt haben.
Der vorliegende Roman erzählt von dramatischen Ereignissen und Handlungen, die sich unter anderem an einem Gymnasium in dem fiktiven Ort Lundenburg abspielen. Der Name Schiller-Gymnasium bezieht sich nicht auf eine real existierende Schule. Alle Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden.
Mancherorts mag es Umstände geben, die denen im Roman ähneln. Irgendwelche Übereinstimmungen mit wirklichen Personen, realen Ereignissen oder Sachverhalten wären jedoch unbeabsichtigt und rein zufällig.
Nachtschicht
Alarm am Morgen
Polizeibesuch
Vernehmung
Viele Fragen
Dienstbesprechung
Die Witwe sagt aus
Pressekonferenz
Im Biergarten
Hilfe erwünscht
Beziehungskrise
Reisepläne
Zwischenbilanz
Panik
Die Tagebücher
Hausdurchsuchung
Lehrergespräche
Hinter den Kulissen
Erneuter Besuch
Wachsender Verdacht
Indizien und Vermutungen
Der Vater
Rachegedanken
Abgründe
Komplizen
Ein letzter Ausweg
Der Liebesbrief
Die unschuldige Frau
Eine nette Begegnung
Susanne ist schockiert
Ein Alibi
Erschreckende Enthüllungen
Uneigennützige Hilfe
Herzlicher Abschied
Beschattung
Das Wiedersehen
Schwere Entscheidungen
In den Bergen
Ehrliche Aussprache
Schlechte Nachrichten
Der traurige Gewinner
Eine unerwartete Wende
Zwischen Hoffen und Bangen
Ein schwüler Hochsommerabend senkte sich mit drückender Hitze auf die Innenstadt von Lundenburg. Trotz einbrechender Dämmerung fühlte man sich noch immer wie in einer riesigen Sauna. Rund um die Schule waren alle Tische in den Straßenlokalen voll besetzt, die Menschen genossen den Feierabend und suchten Abkühlung bei Getränken und Eisbechern. Von überall hörte man lautes Lachen und Stimmengewirr, vor allem von Schülern, die sich in ausgelassener Stimmung auf die bevorstehenden Sommerferien freuten. Ein reger Autoverkehr schob sich langsam und unaufhörlich an der Lehranstalt vorbei. Immer wieder stockte die Autoschlange an dem Zebrastreifen vor dem Schulhaus. Man hätte meinen können, dass ausgerechnet heute bei dieser Rekordhitze ganz Lundenburg ins Stadtzentrum wollte.
Das alte riesige Schulgebäude mit seinem kleinen Glockenturm, der ihm einen Hauch von kirchlicher Würde verlieh, lag etwas verwaist mitten in dieser quirligen Innenstadt. Der Hausmeister des Schiller-Gymnasiums, Herr Maier, stand in seinem blauen Arbeitskittel lässig vor dem Gebäude, rauchte eine Zigarette und ließ den Blick prüfend über die Fassade gleiten. Im ersten Stock sah man an zwei Fenstern noch Licht.
Der Chef macht mal wieder Überstunden, dachte er, und das kurz vor neun Uhr abends! „Na, wenn’s ihm Spaß macht, warum nicht“, murmelte er vor sich hin und ging weiter.
Er drehte eine gemütliche Runde um das Schulhaus herum. An der Leine führte er seinen Pitbull-Terrier, den er erst vor einigen Monaten angeschafft hatte. Angeblich fühlte er sich bei nächtlichen Kontrollen auf dem Schulgelände mit dem Hund sicherer. Er war zuvor einmal von drei zwielichtigen Typen bedroht worden, die er bei der Abwicklung eines Drogengeschäfts auf dem Schulparkplatz überrascht hatte. Die ganze Gegend galt abends als unsicher. Der Bahnhof war zu Fuß nur fünf Minuten entfernt, und nachts waren hier oft Drogendealer und Kleinkriminelle unterwegs. Die waren allerdings auch im Visier der Polizei, die regelmäßig abends ab zehn Uhr Streife fuhr.
Der Hausmeister prüfte die Haupteingangstür, sie war verschlossen, er ging zufrieden weiter. Dann steckte er sich wieder eine Zigarette an und spazierte gemütlich über das weitläufige Schulgelände mit seinen Sportanlagen und großen Pausenhöfen. Es war allmählich dämmerig geworden.
Im ersten Stock saß Direktor Lochberger am Schreibtisch. Er starrte in sein Notebook, tippte hin und wieder hastig in die Tastatur und betrachtete kritisch die Excel-Diagramme auf dem Bildschirm. Gelegentlich richtete sich seine schlanke und sportliche Figur auf, wenn er zum Büroschrank ging, um einen Ordner herauszuholen. Mit dem dunklen Anzug, einer hellblauen Krawatte und dem gepflegten grauen Haar hätte man sich den Sechzigjährigen auch als Abteilungsleiter einer Versicherungsgesellschaft vorstellen können.
Das Rektorat bestand aus zwei Räumen, einem großen Vorraum mit Arbeitsplätzen für die Sekretärinnen und dem eigentlichen Dienstzimmer des Rektors, mit einer Sitzgruppe für Besprechungen. Durch eine Verbindungstür kam man direkt in den angrenzenden Kopierraum, der auch von den Lehrkräften zur Unterrichtsvorbereitung genutzt wurde. Diese Tür war aber von dort nicht zu öffnen, man wollte schließlich im Rektorat nicht gestört werden.
Außer dem Rektor war niemand mehr in den hell erleuchteten Räumen. Aus dem Kopierraum nebenan hörte man noch das Brummen und Rumoren des Kopierers. Lochberger nahm es als Hintergrundgeräusch wahr, achtete aber nicht weiter darauf. Es kam öfters vor, dass Lehrkräfte sich noch bis spät abends dort aufhielten und Unterrichtsmaterial produzierten.
Die Wanduhr zeigte schon fünf Minuten vor neun. Eigentlich hatte er seiner Frau vorhin telefonisch versprochen, gegen halb zehn zuhause zu sein. Er würde sie wohl nochmal anrufen müssen und ihr sagen, dass es etwas später werden könnte. Nächste Woche war Gesamtlehrerkonferenz, und er hatte noch eine Menge Unterlagen vorzubereiten.
Ein dringendes Bedürfnis zwang ihn zu einer kurzen Unterbrechung. Er verließ das Sekretariat und marschierte durch den langen Korridor des altertümlichen Gebäudes, wo sich hundert Meter weiter in einem zweiten Treppenhaus die Lehrertoiletten befanden.
Als er nach wenigen Minuten wieder schnellen Schrittes zurückmarschierte, öffnete sich gerade die Tür des Kopierraumes und Herr Strasser, einer der Spanischlehrer, kam mit einem Stapel Kopien heraus. Hinter ihm erschien sein Kollege Baum, Deutschlehrer, und vor der Tür stand ein Dritter, Pobler, der Dienstälteste im Hause, ebenfalls Philologe.
Der Direktor war etwas verstimmt, diese Lehrer so spät noch im Schulhaus anzutreffen, denn alle drei gehörten zu den Leuten, die er am liebsten nur von Weitem sah. Sie hatten immer wieder sehr offen gegen ihn, den Schulleiter, Opposition betrieben, statt sich seinen sachkundigen und wohlüberlegten Meinungen anzuschließen.
„Na, was ist denn heute hier los, was tun Sie denn noch so spät im Haus?“, fragte er die Männer in barschem Ton.
„Wir kopieren für das Projekt nächste Woche!“, antwortete Strasser kurz, und Baum sagte mit ironischem Unterton:
„Wir arbeiten hart und scheuen auch vor einer Nachtschicht nicht zurück, Herr Lochberger. Und Sie sind auch noch so spät im Dienst?“
„Ja, unser Direktor arbeitet Tag und Nacht, das ist noch die alte preußische Tugend und Disziplin, liebe Kollegen“, posaunte jetzt Pobler mit beißender Ironie in die Runde.
Lochberger war stehengeblieben und betrachtete die Gruppe skeptisch mit distanziertem Blick.
„Nächste Woche ist unsere Konferenz, da gibt es für mich noch einiges zu tun. Aber Sie könnten Ihre Kopien ja auch früher erledigen. Um diese Zeit sollte eigentlich niemand mehr im Haus sein, das haben wir doch auf der letzten Konferenz beschlossen. Falls Sie das nicht mehr wissen, dann lesen Sie mal gelegentlich die Protokolle. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!“
Der Schulleiter verschwand mit verärgertem Gesichtsausdruck in seinen Diensträumen.
„Ihnen dasselbe“, rief Pobler dem Direktor laut nach, „und arbeiten Sie nicht mehr so lange, das ist ungesund!“ Er lachte dröhnend. „Der Lochi kann sich mal wieder nicht trennen von seinen Excel-Tabellen. Irgendwann kriegt der mal einen Herzinfarkt wegen Überarbeitung. Was ist mit euch, geht ihr noch mit auf ein Bier?“
Strasser verzog bedauernd das Gesicht. „Sorry, ich hab jetzt gleich noch ein Rendezvous.“
„O la la, der Kollege stürzt sich jetzt ins Nachtleben“, frotzelte Pobler. „Du könntest sie uns ja mal vorstellen, wir wollen auch mal wieder eine schöne Frau sehen, oder was meinst du, Franz?“
„Ja, auf jeden Fall, es ist deine kollegiale Pflicht uns gegenüber, deine Eroberungen nicht immer geheim zu halten.“
„Ok, Leute, das nächste Mal, versprochen, aber heute geht’s leider nicht, ich bitte um Verständnis. Ich muss los, wir sehen uns morgen!“ Strasser rannte die Treppe hinunter, die beiden anderen Kollegen folgten ihm in gemütlichem Tempo, und ihr Gespräch hallte noch eine Zeitlang durchs Treppenhaus.
Lochberger war in seinem Büro ans Fenster getreten und schaute prüfend auf den Schulvorplatz. Vor dem Haus spielten noch einige Schüler Fußball, und Maier, der Hausmeister, stand rauchend neben der abgerissenen Gestalt eines offenbar Betrunkenen, der mit einer Weinflasche in der einen Hand und einer Zigarette in der anderen auf ihn einredete.
Mein Gott, dachte Lochberger, überall Gesindel und unfähige Leute. Strasser, Baum und Pobler! Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte man die alle schon längst entlassen, genauso wie den faulen und schlampigen Hausmeister. Aber leider war er nicht Chef eines privaten Unternehmens, sondern Direktor einer staatlichen Schule, und diesen Beamten und Angestellten konnte man ja nicht kündigen. Man konnte sie allenfalls vergrämen, so dass sich dann der Betreffende aus eigenem Antrieb an einer anderen Schule bewarb und irgendwann wegging. Dies war ihm, dem erfolgreichsten Schulleiter von Lundenburg, schon einige Male geglückt. Doch diese drei Lehrer, die ein permanentes Widerstandsnest gegen ihn bildeten, waren leider hiergeblieben. Zum Glück würden aber Baum und Strasser bald in den Ruhestand verabschiedet, und damit erledigte sich das Problem weitestgehend von selbst.
Aber was tun diese Leute um diese Zeit noch hier im Haus? Sie haben doch den ganzen Tag Zeit, um ihre Kopien zu machen!
Er ging eilig zurück an seinen Schreibtisch, um weiterzuarbeiten. Sein Monitor verlangte das Passwort, und er tippte es ein. Zu seiner Bestürzung erschien ein blauer Bildschirm mit der Meldung: „Ein Virus wurde gefunden, das System wird neu gestartet und auf Viren geprüft.“
Das ist doch unmöglich, dachte er, woher sollte denn jetzt ein Virus kommen? Sie hatten an seiner Schule doch die besten Virenscanner, die es auf dem Markt gab! Lochberger war alarmiert, er stand unter Zeitdruck und wollte heute Abend noch einige Präsentationsfolien erstellen. Ungeduldig wartete er darauf, weiterarbeiten zu können. Der Rechner hatte seinen Neustart jetzt abgeschlossen, aber statt des gewohnten Startbildschirms kam wieder eine Warnmeldung des Virenscanners.
„Virus gefunden auf Laufwerk E:“, meldete das Programm und gab auch gleich den Namen des Schädlings aus: Tequila.
„Um Gottes willen“, murmelte Lochberger vor sich hin. Das hatte ihm jetzt noch gefehlt, so einen Zwischenfall hatte er schon seit Jahren nicht mehr erlebt. Der Direktor war Mathematiker und Informatiker, deswegen schien ihm das Ganze kein unlösbares Problem. Der Virenscanner hatte den Schädling identifiziert und würde ihn jetzt vernichten oder blockieren, und dann könnte er weiterarbeiten. Als er mit dem Dateiexplorer den Inhalt seiner SD-Karte anzeigen ließ, bekam er allerdings einen gehörigen Schreck. Sämtliche Dateinamen waren nicht wiederzuerkennen, es gab nur noch ein Chaos von wirren Zeichen, alles war praktisch unlesbar.
Er öffnete probehalber einige Dateien. Auch da ergab sich dasselbe Bild. Alle Inhalte waren unentzifferbar, er sah nur ein wildes Durcheinander von Zeichen aller Art. Seine Dateien waren offenbar infiziert.
Dem Direktor wurde schlagartig klar, dass er heute Abend auf keinen grünen Zweig kommen würde. Dieser plötzliche Virenbefall war ihm völlig rätselhaft. Aber für solche Fälle hatte die Schule ja vorgesorgt, es gab einen Wartungsvertrag mit dem privaten EDV-Dienstleister Alumno. Der müsste eben mal eine Nachtschicht einlegen, um sein System wiederherzustellen.
Als er zum Telefonhörer griff, klingelte schon sein Apparat. Seine Ehefrau fragte, wann er denn heimzukommen gedenke.
„Ich werde gleich losfahren, Monika, aber ich brauche noch ein paar Minuten, es gibt ein kleines Problem, das ich noch lösen muss, aber ich komme gleich.“ Dann wählte er die Nummer des Spezialisten, und es meldete sich Herr Becker, ein Mitarbeiter von Alumno Datentechnik.
„Guten Abend, hier Lochberger, ich weiß, es ist schon nach neun Uhr. Es tut mir leid, dass ich Sie um diese Uhrzeit stören muss, aber es ist ein dringender Notfall. Kann ich Herrn Alumno sprechen?“
Der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung erklärte, dass sein Chef momentan nicht da sei, er selbst aber vermutlich auch helfen könne und erkundigte sich nach der Art des Problems. Lochberger schilderte rasch die Situation. Er könne seine Arbeit nicht fortsetzen, nach einer kurzen Pause habe der Rechner plötzlich einen Virenalarm ausgelöst. Seine Daten auf der SD-Karte seien alle zerstört.
Becker beruhigte ihn und versicherte ihm, das Problem sei lösbar. Sein Chef werde nachher die Lage per Fernwartung analysieren. Die Virensuche würde dann gründlich mit mehreren Scannern durchgeführt, da bliebe garantiert kein Schädling übrig. Allerdings gäbe es einen Wermutstropfen: Die Arbeitsschritte seit der letzten automatischen Datensicherung um zwanzig Uhr seien vermutlich verloren.
„Die Arbeit der letzten Stunde kann ich zur Not verschmerzen, aber schön wäre es natürlich, wenn alles andere wiederhergestellt werden könnte“, sagte Lochberger.
Beckers Stimme klang zuversichtlich und er meinte, die Sache werde schnell erledigt, notfalls würde Alumno auch die ganze Nacht durcharbeiten. Er selber werde nur noch solange im Büro sein, bis sein Boss wieder zurück sei, er erwarte ihn jeden Augenblick.
„Sie sind mein Retter, Herr Becker“, meinte der Rektor, „ich habe ein paar dringende Sachen zu erledigen, nächste Woche ist die Lehrerkonferenz und ich muss unbedingt noch einige Unterlagen fertigstellen.“
Herr Becker antwortete, der Direktor solle jetzt lieber an den Feierabend denken, statt sich Sorgen zu machen.
„Da haben Sie recht. Meine Frau wartet schon, sie hat mich vorhin schon angerufen. Gut, ich bin dann morgen gegen acht wieder in der Schule erreichbar, falls Sie noch irgendwelche Informationen für mich hätten. Herzlichen Dank für Ihre schnelle Hilfe, ich hoffe, es klappt alles bei der Virensuche.“
Lochberger legte auf und atmete tief durch. Gott sei Dank gab es diesen Wartungsvertrag, er hatte ihn schon ein paarmal gebraucht für schwierige Fälle. Obwohl er sich gut mit Computern auskannte und ein routinierter Programmierer war, gab es doch immer wieder Situationen, wo er auf fremde Hilfe nicht verzichten konnte.
Jedenfalls war dieser heutige Vorfall äußerst rätselhaft. Noch nie hatte er Daten auf einer SD-Karte verloren, er kaufte immer Karten hoher Qualität und tauschte sie sicherheitshalber regelmäßig aus. Er prüfte jetzt den Inhalt seiner Festplatte mit dem Scanner, konnte aber nichts Auffälliges feststellen. Der Virus hatte also nur seine Datenkarte attackiert? Das widersprach allen seinen Erfahrungen. Er dachte scharf nach. Hier auf seinem Schulsystem war alles hervorragend abgesichert. Der Virus konnte also nur von außen kommen, zum Beispiel von einem fremden Rechner, der nicht im Netz eingebunden war. Aber er hatte seine Karte doch auf keinem anderen Rechner benutzt! Alles war doch gerade noch in bester Ordnung, bevor er zur Toilette gegangen war. Moment mal, die Kollegen Strasser, Baum und Pobler waren eben noch hier und haben nebenan kopiert. Hatten die etwa ihre Finger im Spiel?
Ein Verdacht stieg in ihm auf. Er schritt eilig zu der Verbindungstür zum Kopierraum und drückte prüfend dagegen. Die Tür ließ sich mühelos aufdrücken! Also hatte jemand den Türschließer manipuliert und für einen freien Zugang zum Rektorat gesorgt. Jetzt wurde ihm klar, dass dieser Virenbefall kein Zufall war. Diese Kollegen hatten das verursacht! Aus purer Bosheit und Schadenfreude, denn einen anderen Nutzen konnte daraus ja kaum jemand ziehen. Die SD-Karte enthielt seine geschäftlichen Briefe und Dokumente, Diagramme und Auswertungen, außerdem den Quellcode seiner neuesten Programmmodule.
Die Zerstörung seiner Daten war ein bloßer Akt von Bosheit! Ein Anschlag auf seinen beruflichen Erfolg und auf seinen Triumph bei der nächsten Gesamtlehrerkonferenz! Ein Angriff auf sein geliebtes Projekt „Schiller FIX: fantastisch, innovativ, exzellent.“ Nur jemand, der ihn hasste und ihm schaden wollte, könnte so etwas tun. Die Einzigen, die an dieser Schule seines Erachtens dafür in Frage kamen, waren Strasser, Baum und Pobler. Mit diesen drei Kollegen hatte er wegen verschiedener Vorkommnisse der letzten Jahre schon mehrfach ärgerliche Zusammenstöße gehabt. Seine Empörung und Wut steigerten sich zunehmend. Schließlich schnaubte er: „Diese Idioten. Aber wartet, ihr werdet eure Quittung noch kriegen!“
Lochberger setzte sich an den PC der Sekretärin und schrieb eine E-Mail an seinen Stellvertreter Manfred Degen.
Hallo Manfred, kurze Info. Ich wurde heute Abend Opfer eines Anschlags. Mein Notebook ist durch Viren verseucht worden. Als ich von der Toilette zurückkam, standen Strasser, Baum und Pobler vor dem Kopierraum. Angeblich hatten sie noch kopiert. Ich wollte dann weiterarbeiten, aber mein PC meldete einen Virenfund. Meine Daten waren alle weg, die SD-Karte ist ein einziger Datensalat. Ich bin sicher, dass diese Leute dahinter stecken. Sie haben den Türschließer manipuliert. So war das Rektorat die ganze Zeit von außen zugänglich. Während ich weg war, konnten sie sich einschleichen. Die Firma Alumno wird sich heute Nacht per Fernwartung um meinen PC kümmern und die Viren beseitigen. Wenn du die genannten Kollegen siehst, nimm sie dir vor!
Gruß Reinhard
Um 21 Uhr 25 packte Lochberger seine Aktentasche, um endlich heimzufahren. Seine Frau würde schon auf ihn warten.
Das Notebook ließ er eingeschaltet auf dem Schreibtisch stehen, da würden ja die Techniker heute Nacht daran arbeiten. Nachdem er das Licht gelöscht hatte, verließ er das Sekretariat und schloss die Tür hinter sich zu.
Im Treppenhaus brannte noch Licht. Er wunderte sich jetzt, dass der Hausmeister noch nicht aufgetaucht war. Normalerweise sollte die Beleuchtung spätestens um 21 Uhr ausgeschaltet werden. Ich muss mit dem Mann wieder mal ein ernstes Wort sprechen, dachte er missmutig. Der Bursche gehört entlassen, er befolgt keine Anweisungen und fehlt ständig. Außerdem scheint er zu trinken.
Schlecht gelaunt ging er die Treppe hinunter, der Abend war anders verlaufen als geplant. Es blieb nur zu hoffen, dass am nächsten Tag alles wieder funktionieren würde.
Er schloss die hintere Haustüre auf und öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Draußen direkt vor der Tür war sein silbergrauer Audi geparkt. Niemand sonst war auf dem Parkplatz, der durch die Straßenlaternen nur spärlich ausgeleuchtet war. Man tat gut daran, hier in der Gegend nachts vorsichtig zu sein, denn es waren immer mal wieder Drogenhändler und ihre Kunden unterwegs.
Er drückte auf den Lichtschalter, das Licht im Treppenhaus ging aus. Gerade war er im Begriff, durch die Tür hinauszugehen, als er hinter sich ein Geräusch wahrnahm. Im selben Moment spürte er einen harten Schlag auf den Kopf.
Dann war alles schwarz und still.
Alex war in der vergangenen Nacht erst gegen elf Uhr in sein vorübergehendes Zuhause gekommen. Seit einigen Tagen wohnte er bei Ulla, nachdem er seine eigene Wohnung in Lundenburg wegen seines Umzugs ins Allgäu aufgelöst hatte. Er war ja ab nächsten Monat im Ruhestand und wollte seinen Lebensabend in dem alten Bauernhaus verbringen, das er sich in dem kleinen Ort Dörflingen gekauft hatte. Ulla war anfangs skeptisch gewesen und hatte die Idee, in einem Dorf auf dem Land zu leben, als „unsinnig“ bezeichnet. Nachdem sie das Haus mit eigenen Augen gesehen hatte, gab sie ihren Widerstand allerdings bald auf und meinte, sie könne sich jetzt auch vorstellen, im nächsten Jahr bei Renteneintritt zu ihm zu ziehen.
Seine Partnerin hatte gestern Abend schon geschlafen, als er ins Bett ging. Er war sehr aufgeregt gewesen und hatte sich über die gelungene Aktion gegen Lochberger und über sein Honorar gefreut. Diese Nacht schlief er unruhig und wachte gegen halb sechs ziemlich gerädert auf. Er versuchte, wieder einzuschlafen, wusste aber, dass Ulla gegen sechs Uhr aufstehen würde. Das hielt ihn wach.
Kurz vor sechs klingelte der Wecker, und seine Partnerin schlurfte ins Bad. Er stellte sich schlafend, denn das Letzte, was er jetzt bräuchte, war ein Gespräch über sein spätes Heimkommen heute Nacht. Es gelang ihm, wieder in einen Halbschlaf zu verfallen, als plötzlich im Flur das Telefon schrill klingelte.
Er hörte, wie Ulla zum Apparat ging und abhob.
„Ja, Moment bitte, ich hole ihn“, hörte er sie sagen und bekam einen Schreck. Wer wollte ihn denn in aller Herrgottsfrühe sprechen?
Ulla stand schon im Schlafzimmer und sagte nur sehr kurz angebunden „Telefon für dich.“
„Wer ist es denn?“
„Keine Ahnung, eine Frau, sie sagte ihren Namen nicht.“
Alexander ging zum Apparat.
„Strasser“, meldete er sich.
Am anderen Ende der Leitung hörte er die Stimme von Monika Lochberger.
Ein Schreck durchzuckte ihn. Geistesgegenwärtig sagte er laut den Namen einer Arbeitskollegin.
„Guten Morgen, Frau Zander. Was ist denn los, dass Sie mich morgens um sechs Uhr anrufen?“
Monika erkannte sofort seinen kleinen Trick, mit dem er ihre Identität gegenüber seiner Partnerin zu verbergen suchte. Sie sprach leise, fast im Flüsterton.
„Ich muss dich ganz dringend sprechen, und zwar noch vor Schulbeginn. Stell jetzt keine Fragen, du kannst deiner Freundin ja sagen, dass du Frühaufsicht hast, weil ein Kollege krank geworden ist.“
„Gut, dass Sie mir das sagen, das stand aber gestern nicht auf dem Plan. Ach so, der Plan wurde gestern noch geändert. Ja, da war ich schon weg. Aber vielen Dank für den Hinweis.“
„Das machst du sehr gut“, sagte Monika, „bitte komm um Punkt sieben Uhr zum Hallenbad, ich stehe dann auf dem Parkplatz hinter dem Bad und du steigst kurz in meinen blauen VW Golf. Dort besprechen wir alles Weitere.“
„Okay, alles klar, Frau Zander, danke für die Info. Dann muss ich mich ja jetzt schnell fertig machen, ich hätte ja erst zur zweiten Stunde Unterricht gehabt. Also bis nachher. Tschüss, Frau Zander.“
Alex legte auf und ging ins Schlafzimmer, um sich schnell anzukleiden. Seine Freundin kam hinter ihm her und stand in der offenen Tür, die rechte Hand in die Hüfte gestützt.
„Wieso ruft dich diese Kollegin morgens um sechs Uhr an?“
„Das hast du doch gehört, es gab eine Änderung im Vertretungsplan. Ich habe Frühaufsicht und muss um sieben in der Schule sein. Gut, dass sie mich angerufen hat, sonst hätte ich wieder Ärger mit dem Chef gekriegt.“
„War diese Frau Zander gestern auch bei eurem feuchtfröhlichen Treffen dabei?“
„Nein, natürlich nicht. Ich war mit den drei Engländern, die bei uns an der Schule zu Besuch sind, noch was trinken. Sei doch nicht so misstrauisch, das ist ja furchtbar.“
„Wenn du immer die Wahrheit sagen würdest, dann bräuchte ich nicht misstrauisch zu sein. Aber ich habe jetzt keine Zeit für lange Diskussionen, ich muss ins Büro. Sehe ich dich heute Abend?“
„Natürlich, ich bin sicher ab sechs Uhr da. Wir könnten eigentlich heute Abend mal in den Biergarten gehen, es soll heute heiß werden und auch trocken bleiben.“
„Mal sehen. Das können wir ja heute Abend noch entscheiden.“
Ulla verließ um sechs Uhr fünfundvierzig die Wohnung und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Fünf Minuten später schloss Alex die Wohnungstür hinter sich zu und fuhr die drei Kilometer bis zum Hallenbad. Hinter dem Bad sah er auch schon den blauen Golf mit den Endziffern 33 im Kennzeichen. Der Parkplatz war um diese Zeit nur schwach besucht, und das Risiko, gesehen zu werden, war gering. Er parkte neben Monikas Fahrzeug ein, gleichzeitig öffnete sie die Beifahrertür und er stieg ein. Er umarmte sie und sie küssten sich stürmisch.
„Liebling, du hast mir da ja heute Morgen einen schönen Schreck eingejagt. Jetzt bin ich aber gespannt, was du für Neuigkeiten hast. Hat etwa dein Mann etwas von dem Diebstahl bemerkt?“
Sie fixierte ihn durchdringend, und versuchte, jede Regung seiner Mimik zu registrieren.
„Ich würde jetzt gerne erst einmal von dir wissen, was sich gestern Abend denn genau abgespielt hat.“
Alexander sah sie erstaunt an.
„Also gut, das kann ich dir schnell erzählen. Ich war ab acht Uhr im Kopierraum und hatte die Verbindungstür zum Rektorat präpariert, so dass sie nicht wirklich geschlossen war. Ich konnte also unbemerkt vom Kopierraum ins Rektorat kommen. Dann habe ich darauf gewartet, dass dein Mann irgendwann sein Büro verlassen würde. Ich dachte, er wird ja hoffentlich mal zur Toilette gehen. Das war dann endlich gegen neun Uhr der Fall. Ich ging mit der vorbereiteten SD-Karte schnell an seinen Arbeitsplatz, tauschte die Datenkarten aus und verschwand wieder in den Kopierraum. Das hat keine dreißig Sekunden gedauert.“
„Super, das hast du ja toll hingekriegt“, schmeichelte ihm Monika, lächelte ihn zärtlich an und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
Alex fuhr fort. „Dann kam plötzlich mein Kollege Baum in den Kopierraum, da bin ich schon etwas erschrocken. Er hat aber nichts gemerkt, er wollte nur ein paar Kopien machen. Wir sind dann zusammen rausgegangen, da stand der Kollege Pobler vor der Tür. In diesem Augenblick kam dein Mann auch schon von der Toilette zurück und im Vorbeigehen fragte er uns, was wir so spät noch im Haus zu tun hätten. Es gab einen kurzen Wortwechsel und dann war er auch schon wieder im Rektorat verschwunden.“
„Und dann?“, fragte Monika gespannt.
„Die beiden Kollegen wollten mich noch auf ein Bier einladen, aber ich habe abgelehnt mit Hinweis auf ein Rendezvous. Ich verließ schnell das Schulhaus, die beiden Kollegen kamen langsam nach. Ich stieg in meinen Wagen, fuhr dreihundert Meter weiter zur Kreuzung Matterstrasse und parkte. Dann habe ich dich angerufen und habe auf Daniel gewartet, der kam aber erst ziemlich spät. Es war kurz nach zehn, als er bei mir ankam.“
Monika hatte ihm aufmerksam zugehört und ihn genau beobachtet.
„Na, das lief dann ja alles ganz wunderbar. Aber etwas anderes: Du hast wohl heute noch keine Zeitung gelesen oder Nachrichten gehört?“
„Nein, die Zeitung lese ich normalerweise beim Frühstück, und das ist heute ausgefallen, weil ich nämlich ein konspiratives Treffen mit Frau Zander habe.“ Er grinste. „Hat denn dein Mann irgendeinen Verdacht gegen mich geäußert?“
Monika sah ihn mit entspanntem Gesichtsausdruck an.
„Mein Mann hat nichts gesagt, und er wird auch nichts sagen.“
Alex verstand offenbar nicht und setzte eine fragende Miene auf. „Was willst du damit sagen?“
„Mein Mann ist tot.“ Monika fixierte ihn scharf.
Alexander schien auch jetzt noch nicht zu verstehen.
„Was heißt tot? Du meinst ökonomisch, wegen der Firma?“
Monika lächelte jetzt kalt und konnte eine gewisse Befriedigung nicht verbergen.
„Er ist tot in jeder Beziehung, aber du scheinst davon nichts zu wissen. Dann bin ich ja froh, dass ich mich nicht in einen Mörder verliebt habe.“
Während er das Liebesgeständnis Monikas genoss, schien Alex gleichzeitig schockiert.
„Erzähl mir doch bitte am frühen Morgen nicht so gespenstische Geschichten. Ich weiß immer noch nicht, was du eigentlich sagen willst.“
„Mein Mann wurde gestern Abend getötet.“
Jetzt schaute er sie ungläubig und erschreckt an. „Was, das ist doch nicht möglich!“
„Es ist so, wie ich es sage. Aber vielleicht ist es besser so.“
Sie machte eine Pause, legte ihre rechte Hand auf seine Linke und sah ihn zärtlich an.
Auf seinem Gesicht drückte sich jetzt blankes Entsetzen aus.
„Das ist ja furchtbar! Wie ist denn das passiert?“
„Ich weiß es nicht, aber als mein Mann lange nicht heimkam, machte ich mir Sorgen und fuhr gegen elf zur Schule, um ihn zu holen. Da fand ich ihn dann am Boden in einer Blutlache. Jemand hat ihn erschlagen.“
„Entsetzlich! Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wer kann denn so etwas getan haben?“
„Ich weiß es auch nicht, ich bin völlig ratlos. Aber ich bin froh, dass du damit nichts zu tun hast.“
„Aber ich bitte dich, hättest du mir das denn zugetraut?“
„Nein, natürlich nicht. Ich weiß doch, dass du ein lieber Kerl bist.“
Es entstand eine Pause, sie umarmten sich innig.
„Mein herzliches Beileid“, sagte Alex nach einer Weile.
„Danke, ich werde es überstehen. Unsere Ehe besteht ohnehin seit Jahren nur noch auf dem Papier, du weißt es ja.“
Nach einer Pause fuhr Monika in einem anderen Ton fort, aus dem eine Spur Angst herauszuhören war.
„Es gibt aber jetzt ein Problem. Du gehörst wahrscheinlich zu den Letzten, die mit meinem Mann zusammen in der Schule waren, und das bis spät abends. Du bist im Prinzip verdächtig. Man wird dich polizeilich verhören. Du brauchst unbedingt ein Alibi.“
Sie sah besorgt und gleichzeitig distanziert aus.
„Wir können natürlich nicht sagen, dass du den Abend mit Daniel verbracht hast, denn das würde Fragen aufwerfen. Er ist bekanntermaßen ein Mitarbeiter von Messerschmidt. So ein Zusammenhang darf auf keinen Fall hergestellt werden. Kannst du dir denn irgendwo ein Alibi verschaffen, Alex?“
Er dachte kurz nach. „Ich hoffe, dass Ulla mitspielt. Allerdings haben wir zur Zeit gewisse Spannungen. Sie misstraut mir und befürchtet, dass ich fremdgehe.“
„Versuche, mit ihr zu sprechen und Frieden zu schließen. Ein wasserdichtes Alibi ist für dich überlebenswichtig. Es könnte sonst ernsthafte Schwierigkeiten geben. Bei Mordverdacht fackelt die Polizei nicht lange.“
Alex sah sie bestürzt an, und es wurde ihm in diesem Augenblick klar, dass er da ein richtiges Problem hatte und dies allein lösen musste.
„Meinst du, es wird klappen mit dem Alibi?“
„Ich hoffe doch. Wie kann ich dich am besten erreichen, falls es notwendig sein sollte?“
„Auf keinen Fall telefonisch. Möglicherweise wird man meine Verbindungen und Gespräche überwachen, denn für die Polizei bin ich verdächtig, ich erbe ja schließlich alles. Du kannst mir notfalls einen Brief schicken, aber keinesfalls eine E-Mail.“
„Okay. Ich hoffe, es geht alles gut.“
„Das hoffe ich auch. Die Kripo wird mich sicher bald verhören, immerhin profitiere ich vom Tod meines Mannes.“
Sie beugte sich zu Alex hinüber, zog seinen Kopf zu sich und küsste ihn lange und voller Leidenschaft.
„Wenn erst mal Gras über die Sache gewachsen ist, dann steht unserer Zukunft nichts mehr im Weg.“
Sie verabschiedeten sich zärtlich und unter wiederholten Liebesschwüren und gingen dann auseinander. Alex war wie benommen, als er ihr nachschaute, wie sie vom Parkplatz fuhr.
Gerade stieg ich aus der Dusche, als es an meiner Tür klingelte. Ich erwartete niemanden. Es war kurz vor acht Uhr morgens, vielleicht war es einer der Nachbarn?
Ich ging aus dem Bad und nahm den Telefonhörer der Haussprechanlage ab.
„Hallo. Wer ist da?“
Eine tiefe Männerstimme meldete sich.
„Polizeiwachtmeister Schmidt. Sind Sie Herr Alumno?“
Ich zuckte zusammen. „Ja, was gibt es?“
„Könnten wir Sie einen Moment sprechen?“
Es fiel mir schwer, den Ärger in meiner Stimme zu unterdrücken.
„Ich komme gerade aus der Dusche und bin im Bademantel, es ist wirklich ein ganz unpassender Augenblick. Um was geht es denn überhaupt? Hätten Sie sich denn nicht erst mal telefonisch melden können?“
„Wir haben Sie vorhin angerufen, aber Sie haben nicht abgehoben.“
Bei mir war tatsächlich über Nacht der Anrufbeantworter aktiviert und ich hatte heute Morgen vergessen, auf Normalbetrieb umzuschalten.
„Wir hätten da ein paar Fragen an Sie. Es ist ziemlich dringend, aber wenn es Ihnen jetzt im Moment nicht passt, dann können Sie gerne nachher aufs Polizeipräsidium kommen.“
Ich überlegte einen Augenblick. Am Spätvormittag wollte ich den Termin beim Schiller-Gymnasium wahrnehmen, aber vorher könnte ich es wohl einrichten.
„Gut, in etwa einer Stunde könnte ich kommen. An wen soll ich mich da wenden und wo genau?“
„Sie wissen, wo unsere Zentrale ist? Friedrich-Engels-Straße zweiundzwanzig?“
„Ja, ja, kenne ich.“
„Gut, dann melden Sie sich dort bei Kommissar Sauer, Zimmer zweihundertzwölf.“
„Okay“, sagte ich, „aber sagen Sie, geht es vielleicht um die rote Ampel, die ich vor kurzem überfahren habe?“
„Nein“, sagte die Stimme am Hörer, „es geht um ein Verbrechen und sie sollen nur als Zeuge vernommen werden.“
„Und in welcher Angelegenheit?“
„Das kann ich Ihnen jetzt zwischen Tür und Angel nicht erklären, ich bitte um Verständnis.“
„Na gut, dann bis nachher.“
Ich hängte auf und ging ins Badezimmer zurück. Polizeibesuch um acht Uhr morgens! Kann man denn nicht mal in Ruhe duschen? Was wollen die von mir? Eine Zeugenaussage? Ein Verbrechen? Ich habe nichts gesehen, ich habe nichts gehört! Lasst mich doch in Frieden mit solchen Geschichten!
Peinlich war es obendrein, dass die Polizei hier vor dem Haus stand. Sicherlich würden die anderen Hausbewohner alles mitbekommen. Und dann würde wieder getratscht und gefeixt. Ich öffnete das Badezimmerfenster einen Spalt weit und tatsächlich stand da unten ein Streifenwagen. Der Polizist war in Uniform und stieg gerade ein. Das würde im Haus wieder ein Geschwätz geben.
Mein guter Ruf ist mir extrem wichtig. Ich bin Freiberuflicher, meine Reputation ist die Grundlage für meinen Lebensunterhalt und ich kann es nicht leiden, wenn durch so einen albernen Vorfall auch nur der Schatten eines Verdachtes auf mich fällt. Ein Verbrechen? Wahrscheinlich ein Missverständnis oder eine Verwechslung, ich weiß von keinem Verbrechen.
Verärgert beendete ich meine Morgentoilette und zog mich an. Den Polizeibesuch wollte ich möglichst schnell hinter mich bringen und dann Herrn Lochberger an seiner Schule besuchen.
Gestern Abend hatte ich nach dem Telefonat von Lochberger mit Becker die Fernwartung seiner Rechner durchgeführt und dabei auf seiner SD-Karte einen Virus gefunden, allerdings einen uralten Virus, der vor etwa zwanzig Jahren aufgetaucht war und Dateien aller Art zerstört hatte. Wie der Direktor sich diesen Schädling eingefangen hatte, war mir schleierhaft. Eigentlich war die Infektion nur dadurch möglich, dass er die Datenkarte in einem anderen infizierten Rechner verwendet hatte. Überhaupt waren ausschließlich Daten auf der SD- Datenkarte des Rektors betroffen. Weder auf seiner Festplatte noch in sonstigen Bereichen des gesamten Schulnetzes wurden irgendwelche Schädlinge gefunden. Dies sprach dafür, dass meine Hypothese korrekt war. Lochberger hatte wahrscheinlich seine Karte zuhause oder sonst wo in einen anderen Rechner gesteckt und sich dort den Virus eingefangen. Seine Daten konnte ich teilweise wiederherstellen und auf die Datenkarte zurückspielen. Das Notebook des Direktors war also wieder in Ordnung.
Ich zog mich an, machte mir einen Kaffee, und versuchte, meine schlechte Laune loszuwerden. Polizeibesuch vor dem Frühstück! Es blieb einem doch nichts erspart!
Ich habe nichts gegen die Polizei, vor allem nicht gegen die deutsche. Man weiß, dass es in diesem Land Gesetze gibt, die einen vor willkürlichen Aktionen schützen. Ich als ehemaliger Ausländer weiß das besonders zu schätzen. In meinem Geburtsland Argentinien gab es vor wenigen Jahrzehnten üble Zustände unter der Militärdiktatur, ähnlich wie damals im Dritten Reich in Deutschland. Da kamen Polizisten nachts um vier an die Haustür und holten einen ab zu einem Verhör, einer „Zeugenaussage“, und oft tauchten diese Menschen nie wieder auf, sie verschwanden spurlos, wurden ermordet.
Meine Mutter ist Gott sei Dank mit mir rechtzeitig aus Argentinien weggegangen. Wir kamen 1955 in Berlin an, da war ich gerade drei Jahre alt. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, meine Mutter war alleinerziehend. Als sie in Buenos Aires Helmut kennenlernte, einen Berliner Unternehmer, der sie unbedingt heiraten wollte, nahm sie das Angebot an und wir zogen zu ihm nach Berlin. Das mit der Heirat klappte aber nicht so schnell wie geplant. Der Mann hatte damals noch ein Scheidungsverfahren laufen. Die Sache zog sich hin, denn seine damalige Ehefrau versuchte, die Scheidung zu verhindern.
Zwei Jahre lang lebten wir mit Helmut zusammen in seiner geräumigen Villa und meine Mutter wartete auf das Scheidungsurteil, das sich immer wieder verzögerte. Mir war das damals egal, ich konnte das alles ohnehin noch nicht so richtig verstehen. Für mich waren die neuen Umstände angenehm und aufregend, wir hatten einen großen Garten, es gab einen Schäferhund, mit dem ich gerne spielte und unser Dienstmädchen Carina verwöhnte mich sehr.
Helmut war wohlhabend und in seinem Mercedes fuhren wir oft zusammen an den Wochenenden an den Wannsee oder zu Wanderungen in die Umgebung. Es war eine schöne Zeit und ich lernte schnell Deutsch, denn bis zu meinem dritten Lebensjahr hatte ich nur Spanisch gehört und gesprochen. Als wir bei Helmut einzogen, stellte er die Bedingung, dass zuhause nur Deutsch gesprochen würde.
„Der Junge muss richtig Deutsch lernen, sonst wird er es hier nicht weit bringen. Spanisch kannst du ihm später immer noch beibringen“, sagte damals Helmut zu meiner Mutter. Das war in der Tat sehr weitblickend von ihm und eine weise Entscheidung, obwohl ich dadurch die paar Brocken meiner Muttersprache schnell vergaß. Meine Mutter hielt sich eisern an seine Vorgabe, nur Deutsch mit mir zu reden. Leider hat sie später nicht mehr daran gedacht, mir das Spanische nahezubringen. Erst im Studium fing ich selber an, mir diese Sprache zu erarbeiten.
Meine Mutter beherrschte bei ihrer Übersiedlung nach Berlin nur wenige Brocken Deutsch und musste es mühsam erlernen. Sie lernte es praktisch gleichzeitig mit mir.
Eigentlich war das Ganze ein Treppenwitz der Familiengeschichte. Die Mutter meiner Mutter war deutsche Jüdin und im Jahr 1931 mit ihrem spanischen Freund und späteren Ehemann Joaquin nach Argentinien ausgewandert, aus Angst vor den Nazis, die sie schon sehr frühzeitig als Gefahr erkannte. Meine Großmutter hatte daher damals im Erwachsenenalter Spanisch lernen müssen. Als dann ihre Tochter, also meine Mutter, im Jahr 1932 geboren wurde, war die Sprache zuhause ausschließlich Spanisch, denn mein Großvater war Spanier und außerdem lebte man ja in Argentinien.
Meine Mutter wuchs infolgedessen spanischsprachig auf. Die paar Brocken Deutsch, die sie als Baby von ihrer Mutter gehört hatte, waren schnell vergessen. In zwei aufeinanderfolgenden Generationen hat also in unserer Familie ein Kind nicht die Sprache seiner Mutter gelernt, das ist schon eine merkwürdige Konstellation.
Noch heute, nach über fünfzig Jahren in Deutschland, spricht meine Mutter nicht fehlerfrei Deutsch. Das Einzige, was ich ihr in diesem Zusammenhang vorwerfen kann, ist ihre Bequemlichkeit. Sie hat sich nie wirklich mit der Grammatik beschäftigt. Bis heute kann sie Dativ und Akkusativ nicht auseinanderhalten und macht ständig Fehler, die man einer Anfängerin nachsehen würde, aber die bei jemandem, der schon so lang im Lande lebt, etwas peinlich sind. Aber sie ist immer eine liebevolle und gute Mutter gewesen, und ich verdanke ihr sehr viel. Was bedeuten da schon ein paar missglückte Akkusative? Gerade damals in Berlin, wo der Satz „Ich liebe dir“ schon immer als korrektes Deutsch galt, fiel das ohnehin niemandem auf.
Leider kam es dann nicht mehr zur Hochzeit, weil Helmut im Jahr 1958 bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam. Das war für uns beide ein großer Schock und ein harter Schicksalsschlag. So behielt meine Mutter ihren Mädchennamen Alumno, und das ist der Grund, warum ich heute als Deutscher immer noch diesen Namen trage.
Als Freiberufler in Deutschland habe ich dann oft festgestellt, dass mein Name gewisse Barrieren aufbaut. Leichteren Zugang zu Kunden hätte ich als Emil Schulze oder Hans Schmidt gehabt. Bei Winfried Alumno zucken viele zurück und fragen dann erst mal: „Woher kommen Sie eigentlich?“ Mein Name löst ein gewisses Misstrauen aus, und erst wenn ich diese anfängliche Hürde überwunden habe, dann merken die Leute, dass auch ich ein Mensch bin wie jeder andere. Deutscher Staatsbürger bin ich ja schon lange, seitdem meine Mutter uns 1970 einbürgern ließ.
Meine 1931 ausgewanderte Großmutter hieß Katharina Birnbaum, und der Name Birnbaum wäre mir lieber gewesen und hätte mir in meiner Existenz in Deutschland sicherlich manche Türen leichter geöffnet als der etwas exotische Familienname Alumno. Aber ich habe mich damit abgefunden und in meinem Alter habe ich keine Ambitionen mehr, an meinen Lebensumständen noch allzu viel zu verändern.
Meine kleine Firma für Computernetzwerke ist seit Jahren erfolgreich, ich habe keinen Grund zur Klage. Es geht mir gut hier, und oft sehe ich mit Bedauern und einem gewissen Schmerz Fernsehberichte über Argentinien. Dass dieses einstmals so reiche Land dermaßen heruntergewirtschaftet wurde und dass die Menschen dort zunehmend in Armut und Elend leben, ist wirklich traurig. Meiner Mutter, sie starb leider letztes Jahr, kann ich nicht genug dankbar sein dafür, dass sie uns damals nach Deutschland gebracht hat.
Ein Blick auf die Uhr unterbrach meinen Gedankengang. Es war Zeit, mich für den Besuch auf dem Polizeipräsidium vorzubereiten. Langsam trank ich den Kaffee aus und machte mich fertig zum Weggehen.
„Bitte stellen Sie in den nächsten sechzig Minuten keine Telefonate durch“, sagte Kriminalkommissar Sauer zu seiner Sekretärin, die soeben sein Büro verließ. Ihm gegenüber saß Herr Degen, der stellvertretende Direktor des Schiller-Gymnasiums, ein Mann Mitte fünfzig, mit freundlichem Gesicht, breitschultrig und von kräftiger Gestalt.
„Schön, dass Sie so schnell kommen konnten“, begann Sauer das Gespräch. „Es ist ja unfassbar, was da passiert ist.“
„Ja, wir sind alle schockiert! Furchtbar!“, gab Degen zurück.
„Haben Sie denn irgendeinen Anfangsverdacht? Gab es irgendeinen Kollegen, der Konflikte mit Ihrem Direktor hatte?“ Der Kommissar runzelte fragend die Stirn.
„Nein, wir können uns da überhaupt keinen Reim darauf machen. Natürlich gab es immer mal kleine Reibereien mit dem oder jenem Kollegen, aber das alles hielt sich im Rahmen des Normalen. Im Berufsleben gibt’s eben hin und wieder Konflikte, das wird hier bei Ihnen auch nicht anders sein, nehme ich an.“
„Ja, völlig klar, und dass man sich deswegen umbringt, kommt eher selten vor.“ Der Kommissar grinste etwas maliziös über seinen eigenen Scherz.
„Also dass irgendjemand aus dem Kollegenkreis so ein brutales Verbrechen begehen könnte, kann ich mir nicht vorstellen“, verteidigte Degen die Ehre seines Berufsstandes.
„Ach wissen Sie, vorstellen kann man sich so manches, wenn man wie ich seit dreißig Jahren Polizist ist. Einen Mord muss man im Übrigen nicht unbedingt persönlich ausführen.“
„Sie denken an einen Auftragsmord? Das klingt mir aber doch etwas zu phantastisch.“
„Na ja, im Moment kann ich nur mit Sokrates sagen: Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Sauer grinste und zuckte mit den Schultern. „Wir müssen planmäßig vorgehen, wenn wir hier weiterkommen wollen. Fangen wir mal bei gestern Abend an. Wie lange waren Sie gestern am Arbeitsplatz?“
„Ich ging gegen siebzehn Uhr.“
„Und wo waren Sie so zwischen halb zehn und halb elf Uhr?“
„Na, Sie kommen ja gleich zur Sache ....“
„Jeder Lehrer bekommt diese Fragen gestellt, da kann ich bei Ihnen keine Ausnahme machen.“
„Ist doch klar, Herr Sauer. Also ich war ab zwanzig Uhr zuhause, mit meiner Frau, und wir hatten Besuch von Bekannten.“
Der Kommissar machte sich Notizen auf einem Papierblock.
„Können Sie mir die Namen Ihrer Besucher sagen? Wir müssen alle Angaben überprüfen, das ist reine Routinesache.“
„Ja, das verstehe ich vollkommen. Bei uns waren Herr und Frau Kiesberger, sie wohnen in Lundenburg in der Herzogstraße.“
„Danke, das hab ich notiert. Ihr Chef war ja noch sehr spät abends im Schulhaus? Kam das denn oft vor?“
„Ja, das gab es schon relativ häufig, allerdings nicht so spät wie gestern, er ging meist so zwischen sieben und acht Uhr.“
„Waren denn gestern Abend noch andere Kollegen im Haus? Und wenn ja, wie lange?“
„Die Frage kann ich nicht genau beantworten, wir wissen nie, wer im Haus ist. Es gibt ja bei uns keine Stechuhren, die Kollegen kommen und gehen, wann es ihnen passt, ich meine außerhalb der Unterrichtszeiten.“
„Sie wissen also nicht, ob Herr Lochberger gestern Abend allein im Schulhaus war, sagen wir ab zwanzig Uhr?“
„Ich weiß nur, dass anscheinend drei Kollegen bis circa neun Uhr direkt neben dem Rektorat waren. Sie haben wohl noch kopiert.“
„Aha, und woher wissen Sie das?“
„Herr Lochberger hat mir abends gegen Viertel nach neun eine E-Mail geschrieben, in der er behauptete, er sei Opfer eines Anschlags geworden. Sein Notebook sei dabei durch Viren verseucht worden.“
Der Kommissar runzelte die Stirn und sah Degen fragend an.
„Warten Sie einen Moment, ich will Ihnen das erklären. Der Chef war gegen neun Uhr kurz auf der Toilette. Als er zurückkam, kamen die Kollegen Strasser, Baum und Pobler wohl gerade aus dem Kopierraum heraus und waren offenbar dabei, zu gehen. Alle verabschiedeten sich vom Chef. Als Lochberger dann weiterarbeiten wollte, gab sein PC eine Alarmmeldung aus wegen Virenbefall. Die Daten auf seiner SD-Karte waren zerstört. Er glaubt, dass die drei Kollegen während seiner Abwesenheit sein Notebook infiziert hatten.“
Der Kommissar hatte gespannt zugehört und schaute skeptisch.
„Das ist eine abenteuerliche Geschichte. Für mich hört sich das etwas unrealistisch an. Halten Sie denn das überhaupt für möglich?“
Degen wiegte den Kopf hin und her, er war sich unschlüssig.