Muller, Theissen und Carpe frite - Urs-Jan Barlander - E-Book

Muller, Theissen und Carpe frite E-Book

Urs-Jan Barlander

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Beschreibung

Es wird Herbst im Pays de Brisach und die Bäume des Foret Kastenwald zeigen noch einmal all ihre Farbenpracht, ehe ihre Blätter fallen und die Waldwege mit dichtem Laub bedecken. Jahre sind vergangen, seit sich der pensionierte deutsche Hauptkommissar Hartmut Theissen und sein inzwischen ebenfalls verrenteter Elsässer Kollege Gerard Muller begegnet sind. Der Zufall aber will es, dass sich ihre Wege noch einmal kreuzen. Als beide kurz darauf vom Mord an einem Restaurantkritiker erfahren, erwachen in ihnen die alten Ermittlerinstinkte.

 

Kann Jaques Breiler, ein junger Küchenmeister und Restaurantbesitzer aus Knoeringue, wirklich einen Menschen umgebracht haben? Gerard Muller hat Zweifel an der scheinbar reibungslosen Ermittlungarbeit eines Ex-Kollegen, die den Koch in Polizeigewahrsam gebracht hat.

 

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Veröffentlichungsjahr: 2023

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Urs-Jan Barlander

Muller, Theissen und Carpe frite

Für Karl Heinz als Dank für Rat und Tat!BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Im Wald bei Saint Louis

Bloß weg hier! Das verdammte Blut war nur so aus dem Dreckskerl herausgespritzt und jetzt klebte es auch noch an seinen Fingern. Umständlich öffnete er die Tür seines Ford, die er bei all der Hektik und Eile offenbar gar nicht verschlossen hatte. Wo war der verdammte Zündschlüssel? Hatte er ihn verloren? Dann war alles aus. Löbolt lag keine hundert Meter entfernt in seinem Blut und sein Auto stand hier. Er konnte es nicht hier lassen. Es musste weg. Und noch viel wichtiger: Er musste weg! Dass immer irgendwas dazwischenkommen musste! Alles war doch wie geplant gelaufen. Er durchforstete mit der sauberen linken Hand seine Mantel- und Hosentaschen. Das war alles nicht wahr! Der verdammte Schlüssel war weg, einfach verschwunden. Er konnte nur noch aussteigen und den Weg zurückverfolgen. Dabei war es stockdunkel. Irgendwo im Handschuhfach lag eine alte Taschenlampe. Aber damit machte er doch nur unnötig auf sich aufmerksam.

 

Noch einmal stieß er die Wagentür auf, stieg aus seinem Mondeo und ging alle Möglichkeiten durch. Nur nicht in Panik geraten! Langsam hob er den Blick und wollte sich schon wegdrehen, als die Innenbeleuchtung des Wagens erlosch. Für den Bruchteil einer Sekunde hatten seine Augen etwas Metallisches im Wageninneren gestreift. Er lag auf dem Fahrersitz, musste ihm wohl aus der Hand gerutscht sein, als er vor vielleicht einer Viertelstunde ruckartig ausgestiegen und das Messer an sich genommen hatte, das er auf dem Boden unter dem Beifahrersitz bereitgelegt hatte. Erleichtert, fast euphorisch, riss er die Tür wieder auf, schnappte nach dem Schlüssel und merkte erst jetzt wieder, dass Löbolts verdammtes Blut ja noch immer  auf seiner rechten Hand und an den Ärmeln klebte. Scheiß drauf! Um die Flecken auf dem Sitzpolster konnte er sich später noch kümmern. Ohne die Scheinwerfer einzuschalten, legte er den Rückwärtsgang ein, kam wieder auf die Straße und raste davon. Über Weil am Rhein nahm er die Autobahn Richtung Norden. In einer guten halben Stunde würde er zu Hause sein, das Auto in die Garage stellen und Eva erzählen, wie nett es doch wieder mit den alten Kollegen gewesen sei. 

 

Seit sie wieder bei ihm war, hatte sein Leben neuen Schwung bekommen. Und das Schwein, das dort im Wald lag, sollte nicht noch einmal alles zerstören. Die heimlichen Anrufe auf Evas Handy und seine Nachrichten hatten heute Abend endgültig aufgehört. Hatte sie wirklich geglaubt, er hätte nichts gemerkt? Ein gebrannte Kind scheute jedes Feuer. Warum nur war sie damals gegangen? Alles hatte doch gepasst. Das kleine Gasthaus brachte viel Arbeit mit sich, aber es begann sich doch zu lohnen und sie war beileibe keine schlechte Wirtin gewesen. Aber dann war eines Tages  dieser Suppen- und Soßenvertreter aufgetaucht. Bald war er immer öfter in der Gaststube erschienen und immer seltener hatte er überhaupt noch den Schein seines armseligen Gewerbes gewahrt und gefragt, ob der Chef des Hauses zu sprechen sei.  

 

Eines Morgens war Evas Bett leer gewesen, ihre Koffer, ihre Kleider verschwunden. Der Schmerz saß tief. Ohne sie war alles sinnlos, das Kartenhaus seiner Pläne für eine gemeinsame Zukunft war zusammengebrochen. Nur langsam hatte er sich wieder aufgerappelt, den Pachtvertrag gelöst, eine Stelle gefunden und ein neues, ein einsameres Leben begonnen. Längst war er ein alter Mann. Die Rente reichte für ein winziges Glück und eine Eigentumswohnung. Mehr brauchte man eigentlich nicht. Aber die einsamen Abende und der Gedanke, dass sie ihn im Stich gelassen hatte wegen dieses Cretins, das alles nagte noch immer an ihm. Wie unwirklich war ihm der Moment erschienen, als sie im April vor seiner Tür gestanden hatte! Betrogen hatte er sie, der alte Bock! Und so hatte er sie wieder in sein Leben gelassen, ohne zu ahnen, dass alles von vorne losgehen würde. 

 

Nur hatte er diesmal nicht klein beigegeben. Ihr Handy hatte ihn verraten. Sie hatte es liegen lassen, als sie letzte Woche zum Einkaufen gegangen war. Er hatte die verpassten Anrufe auf dem Bildschirm gesehen, hatte die Nummer notiert und selbst dort angerufen. Es hatte genügt, die Stimme wieder zu hören. Löbolts Pech, dass er sogar auf Evas Handy gesprochen hatte! Er müsse am Vierten und am Siebten des Monats nach Saint Louis in den Goldenen Engel um dort Eindrücke für seinen nächsten Gourmetartikel zu sammeln. Am Tag darauf könne man sich ja treffen. Dazu würde es jetzt mit Sicherheit nicht mehr kommen. 

 

Es war gar nicht schwierig gewesen, vor dem Goldenen Engel zu warten und ihm dann zu folgen. Grau war er geworden, aber die elegante Kleidung, die er schon früher trug, sein etwas wippender Gang und die Freiburger Autonummer hatten ihn verraten. Hinter Saint Louis hatte Löbolt endlich die Lichthupe hinter seinem BMW bemerkt, hatte angehalten, war ausgestiegen und hatte seinen Verfolger gefragt, was denn los sei. Dann war alles ganz schnell gegangen. Er war um sein Leben gerannt, nachdem er ihn und sein blankes Metzgermesser erkannt hatte. Aber er war nicht schnell genug gewesen.

 

Bald war er wieder zu Hause. Die Hände konnte er in einer Toilette an der Autobahn gründlich waschen, den Mantel warf er in einen Mülleimer auf dem Rastplatz bei Bellingen. 

 

Als er ankam, brannte das Küchenlicht. Eva hatte er schon am Vortag erzählt, dass er auch heute mit seiner Clique unterwegs sein würde. Sie hatte keine Fragen gestellt. Um die Flecken auf dem Sitzpolster würde er sich morgen kümmern. Vorerst reichte es, wenn er eine Decke aus dem Kofferraum darüber warf.