15,99 €
Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Soziologie - Methodologie und Methoden, Note: 1,0, Universität Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird die Durchführung einer Diskursanalyse beschrieben. Als Material dienen dabei zehn Plakate, die die Bundeswehr im Rahmen einer größeren Kampagne seit November 2015 an öffentlichen Orten aushängt, um neue Mitarbeiter_innen zu gewinnen. Die Forschungsfragen der Analyse lauteten: Welche Strategie verfolgt die Bundeswehr bei der Anwerbung von Mitarbeiter_innen? Welcher (visueller und sprachlicher) Mittel bedient sie sich dabei? Welche Vorzüge, die potentielle Bewerber_innen überzeugen sollen, hebt sie hervor und welche Aspekte verschweigt sie? Weil es sich bei Plakatwerbung um reflexiv überhöhte Daten handelt, wurden die Forschungsfragen dementsprechend angepasst. Es war wichtig, darauf zu achten, welchen Zweck die Kampagne verfolgt. Es ist der Zweck der Anwerbung neuer Mitglieder für die Bundeswehr. Deswegen ist davon auszugehen, dass die Plakate das Ergebnis strategischen Handelns sind und ein bestimmtes, vorher definiertes Ziel erreichen möchten. Bevor die Forschungsfragen beantwortet werden, werde ich jedoch zuerst die Methodik der Diskursanalyse(n) vorstellen. Um die Zielsetzung zu verstehen, ist es anfangs notwendig, kurz auf die Theorien von Michel Foucault eingehen, die zur Entwicklung des Forschungsfeldes der Diskursanalyse(n) geführt haben. Anschließend werden allgemeine Informationen über die praktische Arbeitsweise bei Diskursanalysen gegeben und auf die Besonderheiten von visuellen Diskursanalysen hingewiesen. Es folgt der Praxisteil, der neben der Analyse selbst, auch eine Zusammenfassung der Ergebnisse enthält. Außerdem wird im Praxisteil darauf eingegangen, wie die Vorgehensweise entwickelt wurde.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2016
Impressum:
Copyright (c) 2015 GRIN Verlag / Open Publishing GmbH, alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. Kopieren und verbreiten nur mit Genehmigung des Verlags.
Bei GRIN macht sich Ihr Wissen bezahlt! Wir veröffentlichen kostenlos Ihre Haus-, Bachelor- und Masterarbeiten.
Jetzt beiwww.grin.com
Gliederung
1. Einführung
2. Methodik: Diskursanalyse
2.1 Theoretische Grundlagen
2.2 Diskursanalyse in der Forschungspraxis
2.3 Besonderheiten von visuell orientierten Diskursanalysen
3. Praxis: meine Forschung
3.1 Entwicklung einer Vorgehensweise
3.2 Analyse
3.3 Zusammenfassung der Analyseergebnisse
4. Reflexion
4.1 Hilfreiche Strategien während des Forschungsprozesses
4.2 Schwierigkeiten während des Forschungsprozesses
5. Fazit
5.1 Inhaltlich weiterführende Fragestellungen
5.2 Methodisch weiterführende Fragestellungen
6. Anhang
6.1 Literaturverzeichnis
6.2 Liste der Grafiken inklusive Quellenangaben
In dieser Arbeit beschreibe ich meine Erfahrungen bei der Durchführung einer Diskursanalyse. Als Material dienen dabei zehn Plakate, die die Bundeswehr im Rahmen einer größeren Kampagne seit dem November 2015 an öffentlichen Orten aushängt, um neue Mitarbeiter_innen[1] zu gewinnen. Die Forschungsfragen bei der Analyse lauteten: Welche Strategie verfolgt die Bundeswehr bei der Anwerbung von Mitarbeiter_innen? Welcher (visueller und sprachlicher) Mittel bedient sie sich dabei? Welche Vorzüge, die potentielle Bewerber_innen überzeugen sollen, hebt sie hervor und welche Aspekte verschweigt sie?Weil es sich bei Plakatwerbung um reflexiv überhöhte Daten handelt, wurden die Forschungsfragen dementsprechend angepasst. Es war wichtig, darauf zu achten, welchen Zweck die Kampagne verfolgt. Es ist der Zweck der Anwerbung neuer Mitglieder für die Bundeswehr. Deswegen ist davon auszugehen, dass die Plakate das Ergebnis strategischen Handelns sind und ein bestimmtes, vorher definiertes Ziel erreichen möchten.
Bevor die Forschungsfragen beantwortet werden, werde ich jedoch zuerstdie Methodik der Diskursanalyse(n) vorstellen. Um die Zielsetzung zu verstehen, ist es anfangs notwendig, kurz auf die Theorien von Michel Foucault eingehen, die zur Entwicklung des Forschungsfeldes der Diskursanalyse(n) geführt haben.
Anschließend werden allgemeine Informationen über die praktische Arbeitsweise bei Diskursanalysen gegeben und auf die Besonderheiten von visuellen Diskursanalysen hingewiesen. Es folgt der Praxisteil, der neben der Analyse selbst, auch eine Zusammenfassung der Ergebnisse enthält. Außerdem wird im Praxisteil darauf eingegangen, wie die Vorgehensweise entwickelt wurde.
Die Diskursanalyse bezieht sich auf Michel Foucault. Schwab-Trapp beschreibt Foucaults Diskursbegriff als einen, der sich auf ,,regelgeleitete Praktiken" [Schwab-Trapp 2011: 284] bezieht. Eine Aussage wird also dann zu einem Diskurs, wenn sie durch ein dahinter liegendes Prinzip ihrer Formierung geprägt wird [Keller 2007: 46]. Focault interessierte sich für Auseinandersetzungen um die Wahrheit, die von der jeweiligen sozialen Position ihrer diskursiven Akteure geprägt werden. Hier wird deutlich, wie Diskurse von Machtverhältnissen geprägt sind. Wichtig ist auch der Begriff des Wissens. Wissen entsteht aus Diskursen und trägt einen Wahrheitsanspruch in sich. Es kann konkurrierendes Wissen geben. In Deutungskämpfen werden die Wissensansprüche verhandelt. Wesentlich ist für Foucault außerdem die Trias von Subjekt, Macht und Diskurs. Der Begriff von Subjektivierung bezieht sich laut Langer und Wraner [Langer/Wraner 2010: 346] hauptsächlich auf die Positionen der Sprecher_innen und die Macht, die sie besitzen oder nicht besitzen.
Alle diese Fragen nach Macht, Subjekt und Diskurs sollen also in der Diskursanalyse praktisch unter Hinzunahme natürlicher Dokumente analysiert werden. Methodisch hat Foucault seine Vorgehensweise nicht näher beschrieben oder gar Hinweise für ein Vorgehen geliefert. Deswegen haben sich in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und Theorietraditionen verschiedene Ansätze herausgebildet.
Allgemein lässt sich festhalten, dass im Zentrum der Diskursanalyse die Frage steht: Warum besteht genau diese Ordnung und keine andere? [vgl. Sarasin: 2005, S.64]. Diskursanalyse fragt also ,,was wie wozu" diskursiv produziert wurde [Langer/Wraner 2014: 347]. Wer hat welche Interessen? Wer spricht von welcher Position? Es sind die Fragen nach den ,,Relationen von Aussageproduzenten“ [Keller 2011: 99], die die Analyse leiten sollen, um so Erkenntnisse über Macht, Diskurs und Subjektivierung zu gewinnen. Foucault selbst hat sich inhaltlich beispielsweise mit Diskursen von Wahnsinn, Klinik, Selbstdisziplinierung und Sexualität beschäftigt und selbst Analysen durchgeführt.
Es gibt nicht die Diskursanalyse, sondern nur verschiedene diskursanalytische Ansätze. Auch Foucault selbst betont die Uneindeutigkeit der Methode. ,,Ich habe keine Methode, die ich unterschiedslos auf verschiedene Bereiche anwendete" [Foucault 2003: 521; zitiert nach Reggli 2014: 46]. Laut Keller haben jedoch alle Ansätze vier Gemeinsamkeiten: Sie beschäftigen sich mit Sprache und anderen Symbolformen, sie gehen von sozial konstruierten Bedeutungen aus, sie verstehen Deutungen als Ergebnis des gesellschaftichen Kontextes und sie teilen die Grundannahme, dass symbolische Ordnung durch Strukturen entstehen [Keller 2011: 9]. Alle diskursanalytischen Strömungen arbeiten mit natürlichen Daten.
Um die Vielfalt der verschiedenen diskursanalytischen Ansätze zu illustrieren, seien hier nur ansatzweise einige Ansätze genannt: Eine diskursanalytische Strömung ist beispielsweise linguistisch geprägt. Im Zentrum steht der Sprachgebrauch. Doch auch in der Geschichtswissenschaft, Anthropologie werden entsprechende Fragestellungen bearbeitet. Laut Keller gibt es einen Trend zu interdisziplinären Ansätzen. Außerdem hat sich die kritische Diskursanalyse herausgebildet, die einen gesellschaftskritischen Anspruch hat und Verbesserungsempfehlungen für den Sprachgebrauch gibt. Marxistische Denktraditionen, Linguistik und Sozialwissenschaften sind in die Entwicklung dieses Ansatzes eingeflossen, der von Norman Fairclough entwickelt wurde und im deutschsprachigen Raum z.B. von Jäger vertreten wird. Im Gegensatz zu Fairclough beziehen sich Jäger et.al. Dabei auf Ansätze des Literaturwissenschaftlers Jürgen Link [Keller 2011: 32].