Mushoku Tensei: In dieser Welt mach ich alles anders (Light Novel): Band 5 - Rifujin Na Magonote - E-Book

Mushoku Tensei: In dieser Welt mach ich alles anders (Light Novel): Band 5 E-Book

Rifujin Na Magonote

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Beschreibung

Rudeus hat es gemeinsam mit Eris und Ruijerd nach eineinhalb Jahren endlich geschafft, den Dämonenkontinent zu durchqueren. Doch kaum erreichen sie Myrrishion, die Hauptstadt des heiligen Lands Myrris und Heimat seiner Mutter, geraten sie erneut in einen Entführungsfall. Als das Trio versucht, den Ruf der Spelledia als „Dead End“ reinzuwaschen, indem sie die entführten Kinder retten, geschieht etwas Unerwartetes: Rudeus hört plötzlich ein vertrautes „Ja, Rudi ...!“ – aus dem Mund des Entführers! Findet die Familie nach so langer Zeit in der Fremde wieder zueinander?

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Seitenzahl: 261

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Cover

Farbseiten

Kapitel 1: Das Heilige Land von Myrris

Kapitel 2: Pauls anderthalb Jahre

Kapitel 3: Vater gegen Sohn

Kapitel 4: Wiedersehen mit Paul

Kapitel 5: Neubestimmung der Richtung

Kapitel 6: Eine Woche in Myrrishion

Zwischengeschichte: Eris’ Goblinjagd

Kapitel 7: Auf zum Zentralkontinen

Zwischengeschichte: Roxy kehrt zurück

Nebengeschichte 1: Gegrilltes Drachenfleisch à la Nanahoshi

Nebengeschichte 2: Der Tod von Ariel

Charakterentwürfe

Über JNC Nina

Impressum

Orientierungsmarken

Farbseiten

Inhaltsverzeichnis

Teil 5: Kindheit, Wiedersehen

Kapitel 1: Das Heilige Land von Myrris

Gestatten, Rudeus Greyrat. In meinem früheren Leben war ich ein Erwachsener um die vierzig, aber jetzt bin ich elf Jahre alt und ein verdammt hübscher Junge. Meine Stärke ist die Magie. Dank meiner Fähigkeit, Zauber ohne Beschwörungsformel zu wirken, habe ich es zu einigem Ansehen gebracht. Vor etwa eineinhalb Jahren wurde ich in eine magische Katastrophe verwickelt und auf den Dämonenkontinent teleportiert. Der Dämonenkontinent liegt vom Fürstentum Fittoa im Königreich Asura aus gesehen auf der anderen Seite der Welt, und um wieder nach Hause zu kommen, ist eine halbe Weltreise erforderlich. Ich wurde ein Abenteurer und trat die lange Reise nach Hause an. Nun, nach eineinhalb Jahren, habe ich den Dämonenkontinent durchquert und den Großen Wald hinter mir gelassen.

★ ★ ★

Die Hauptstadt des Heiligen Königreichs Myrris, Myrrishion:

Von der Straße des Heiligen Schwerts aus hat man einen guten Überblick über die gesamte Stadt. Aus den Blauen-Drachen-Bergen fließt der Nikolaus-Fluss in den blauglänzenden Grand-See. Mitten im See schwimmt der erhabene, schneeweiße Weiße Palast. Weiter flussabwärts befinden sich eine goldglänzende Kathedrale und die silbern leuchtende Zentrale der Abenteurergilde. Die Straßen sind schachbrettartig angelegt. Sieben stattliche Türme prägen das Stadtbild und weite Grasflächen breiten sich rund um die Stadt aus. Würde und Harmonie vereinen sich in dieser schönsten Stadt der Welt.

Aus „Wanderungen durch die Welt“ von Bloody Kant

Die Harmonie aus Grün und Blau, typisch für eine Fantasy-Welt, und die Straßen waren in einem wunderschön sauberen Raster angelegt, das mich an Sapporo oder das alte Edo erinnerte. Der Anblick bewegte mich auf eine Weise, wie es Rikarisu nie getan hatte. Es war wunderschön.

„Oh wow ...“ Das Mädchen, das neben mir saß und gerade mit offenem Mund auf die Aussicht starrte, hieß Eris. Eris Boreas Greyrat, um genau zu sein. Sie war die Enkelin von Sauros, dem Herrn von Fittoa. Eine Zeit lang hatte ich als ihr Hauslehrer gedient.

Sie war eine unglaublich wilde junge Dame. Obwohl sie normalerweise auf mich hörte, würde sie sogar einem Präsidenten ins Gesicht schlagen, wenn er ihr nicht passte. Allerdings litt sie extrem unter Seekrankheit und vermied daher Schiffe, wenn es irgendwie ging.

„Ho“, bemerkte der blasse, glatzköpfige Mann neben ihr. Das ist Ruijerd. Ruijerd Spelledia. Seit er sich den Kopf rasierte, fiel es nicht mehr auf, aber er gehörte zum Stamm der Spelledia, Dämonen mit smaragdgrünem Haar. In dieser Welt waren Dämonen mit grünen Haaren der Inbegriff des Schreckens. Er konnte durchaus einmal grob werden, aber für uns war er nur ein kinderlieber Onkel.

Ich hatte die beiden immer so eingeschätzt, dass sie eher an praktischen als hübschen Dingen interessiert waren, aber es schien, dass auch sie von so einer Schönheit nicht unbeeindruckt blieben.

„Toll, oder?“, sagte ein Mann mit einem Affenkopf stolz. Das war Geese. Er war ein Abenteurer, der wegen eines Missgeschicks beim Glücksspiel mit mir im Gefängnis gelandet war. Er gehörte zwar nicht offiziell unserer Gruppe an, aber er wollte bis ins Heilige Land von Myrris mit uns reisen und schloss sich uns dafür im Großen Wald an. Obwohl ich mich fragte, warum er so stolz war, konnte ich es bei so einer Aussicht verstehen. Auch ich würde stolz darauf sein.

„Es ist beeindruckend, aber mit einem so großen See muss die Regenzeit doch ziemlich schlimm sein, oder?“, entgegnete ich ihm, um ihn nicht zu übermütig werden zu lassen. Aber es war auch eine aufrichtige Frage.

Mitten in der Stadt befindet sich ein riesiger See, und im Großen Wald, der sich direkt nördlich davon erstreckte, hatte es drei Monate lang ununterbrochen geregnet. Das musste doch auch hier Auswirkungen haben.

„Früher war das wohl ein großes Problem, aber jetzt wird das Wetter von den sieben Türmen perfekt kontrolliert. Deshalb steht das Schloss auch mitten im See. Und siehst du? Es gibt keine Stadtmauer. Das liegt daran, dass die Türme ständig eine Barriere aufrechterhalten.“

„Verstehe. Das heißt, wenn man das Heilige Land von Myrris erobern will, muss man zuerst diese Türme ausschalten.“

„Mach keine solchen gefährlichen Witze, selbst wenn das nur Spaß ist. Wenn die Heiligen Ritter das hören, wird man dich festnehmen.“

„Dann sollten wir vorsichtig sein.“

Geese erzählte, die Hauptstadt und ihre Bewohner seien vor Katastrophen und Seuchen geschützt, solange diese sieben Türme existieren. Keine Ahnung, wie das genau funktionierte, aber es ist auf jeden Fall praktisch.

„Dann mal so schnell es geht weiter!“

Durch Eris’ aufgeregten Ruf setzten wir unsere Fahrt mit der Kutsche fort.

Die Stadt Myrrishion war in vier Bezirke unterteilt: Im Norden lag das ‚Wohngebiet‘. Hier reihten sich Wohnhäuser aneinander. Es gab zwar Unterschiede zwischen den Vierteln der Adligen und Ritterfamilien und denen der einfachen Bürger, aber grundsätzlich fand man hier nur Wohnhäuser.

Im Osten lag das ‚Gewerbegebiet‘. Hier konzentrieren sich alle Arten von Geschäften. Es gab zwar kleine Läden, aber die großen Handelsgesellschaften dominierten hier. Auch Schmieden und Auktionshäuser waren hier zu finden.

Im Süden lag das ‚Abenteurerviertel‘. Es war der Treffpunkt für Abenteurer. Rund um das Hauptquartier der Abenteurergilde befanden sich Geschäfte und Gasthäuser, die sich ganz auf die Abenteurer eingerichtet hatten. Man musste hier vorsichtig sein, da es auch einen Slum gab, in dem gescheiterte Abenteurer hausten. Auch die Spielhöllen und der Sklavenmarkt waren eher hier als im Handelsviertel angesiedelt.

Im Westen lag das ‚Heilige Viertel‘. Hier war das Domizil vieler Angehöriger der Heiligen Kirche von Myrris. Es gab eine riesige Kathedrale und einen Friedhof. Auch das Hauptquartier der Heiligen Ritter von Myrris war hier angesiedelt.

Geese erklärte uns alles sehr ausführlich.

Wir gingen außen einmal um die Stadt herum und betraten sie durch das Abenteurerviertel. Laut Geese schlug einem das Misstrauen entgegen, wenn ein Fremder durch ein anderes Stadttor als das des Abenteurerviertels kam, und es kostete dann viel Zeit, eingelassen zu werden. Eine mühsame Stadt.

Sobald wir drin waren, umgab uns eine geschäftige Atmosphäre. Myrrishion sah aus der Ferne sauber und ordentlich aus, aber von innen war die Stadt nicht viel anders als andere Städte. Am Stadteingang befanden sich Gasthäuser und Stallungen. Weiter drinnen reihten sich die Stände der Straßenhändler, die lautstark ihre Waren anpriesen. Etwas abseits der Hauptstraße sah ich auch Geschäfte für Waffen und Rüstungen. In den engen Gassen gab es vermutlich hochklassigere Gasthäuser. Übrigens war das silberglänzende Hauptquartier der Abenteurergilde schon vom Eingang aus zu sehen.

Zunächst gaben wir die Kutsche im Pferdestall ab. Es stellte sich heraus, dass es hier einen Service gab, der das Gepäck direkt ins Gasthaus lieferte. In anderen Städten war uns das noch nicht begegnet. In einer großen Stadt mussten wohl auch solche Dienstleistungen angeboten werden, um zu überleben.

„Also, ich habe hier noch was zu erledigen, daher verabschiede ich mich!“, sagte Geese abrupt, nachdem wir unsere Kutsche abgestellt hatten. „Was? Trennen wir uns schon?“, fragte ich überrascht. Ich hatte erwartet, dass wir zumindest bis zum Gasthaus zusammenbleiben würden. „Was ist los, Boss? Bist du traurig?“, neckte er mich. „Natürlich bin ich traurig“, antwortete ich ehrlich. Unsere Bekanntschaft war zwar kurz, aber Geese war kein schlechter Kerl. Ein Begleiter, mit dem man auf einer Wellenlänge liegt, ist auf Reisen immer kostbar. Geese hatte meinen Stress erheblich reduziert. Außerdem würde das Essen wieder ziemlich fade schmecken, wenn er weg war.

„Mach dir keine Sorgen, Boss. Wir sind immer noch in derselben Stadt; wir laufen uns schon wieder über den Weg“, sagte Geese, zuckte mit den Schultern und tätschelte mir den Kopf. Dann wollte er weitergehen, doch Eris stellte sich ihm in den Weg. „Geese!“, rief sie mit verschränkten Armen und angriffslustig vorgerecktem Kinn – ihre typische Pose. „Wenn wir uns das nächste Mal sehen, bringst du mir das Kochen bei!“

„Ich sagte doch, dass ich das nicht will. Boah, bist du lästig“, antwortete Geese, kratzte sich am Hinterkopf und schlüpfte an ihr vorbei. Beiläufig klopfte er Ruijerd auf die Schulter. „Mach’s gut, Kumpel“, sagte er. „Sauber bleiben, ne. Mach keine Dummheiten“, antwortete Ruijerd. „Ich weiß, ich weiß“, erwiderte Geese und verschwand winkend im Getümmel.

Es war schwer zu glauben, dass wir zwei Monate zusammen unterwegs gewesen waren. Es war ein rasches und einfaches Abschiednehmen. „Oh, Boss“, rief Geese, bevor er endgültig im Gewühl verschwand. „Vergiss nicht, dich bei der Abenteurergilde zu melden!“

„Hm? Äh, klar!“, antwortete ich. Wir mussten schließlich Geld verdienen, also würde ich die Abenteurergilde aufsuchen. Aber warum sagte er das gerade jetzt? Ich verstand es nicht, aber Geese verschwand im Getümmel, kaum dass er meine Antwort gehört hatte.

★ ★ ★

Zuerst suchten wir nach einem Gasthaus. Es war unser Standardprozedere, wenn wir in einer Stadt ankamen. In Myrris gab es viele Gasthäuser abseits der Hauptstraße, und als wir kurz durch die Gassen flanierten, fanden wir ein Viertel voller Gasthäuser. Nachdem wir uns umgesehen hatten, entschieden wir uns für das „Licht der Morgendämmerung“.

Dieses Gasthaus lag etwas abseits der Hauptstraße, jedoch weit genug entfernt vom Elendsviertel und daher in einer relativ sicheren Gegend gelegen. Es bot eine Vielzahl von Dienstleistungen und schien für Abenteurer der Ränge C bis B gut geeignet. Einziger Nachteil: Es gab etwas wenig Tageslicht.

Normalerweise, nachdem wir das Gasthaus betreten hatten, richteten wir uns in unserem Zimmer ein, organisierten unsere weitere Reise und besuchten wichtige Orte in der Stadt, einschließlich der Abenteurergilde. Wenn noch Zeit übrig war, genossen wir unsere Freizeit, bevor wir ins Gasthaus zurückkehrten und eine Lagebesprechung abhielten. Das war unser üblicher Ablauf.

„Warum nehmen wir nicht ein billigeres Gasthaus ...“, sagte Eris fassungslos. Sie hatte recht. Ich predigte oft, dass wir sparsam sein sollten. Aber momentan hatten wir etwas finanziellen Spielraum. Das Geld, das wir in den drei Monaten als Wachen im Dorf der Doldia verdient hatten, zusammen mit dem Geld, das wir vom Anführer des Tiermenschenvolks, Gyues, erhalten hatten, betrug insgesamt sieben Myrris-Goldmünzen und ein paar Zerquetschte. Obwohl wir definitiv Geld verdienen mussten, waren wir nicht sofort in Geldnot. Ein wenig Luxus konnte nicht schaden. Ich schlief auch ab und zu gern mal in einem weichen Bett.

„Nun, das kann man sich schon mal gönnen“, sagte ich und betrat das Zimmer, während Eris mich noch immer ungläubig anstarrte. Das Zimmer war ziemlich sauber und ordentlich. Es gab einen Tisch und Stühle in der Ecke des Raums. Das Zimmer konnte abgeschlossen werden und die Fenster hatten Läden. Es war zwar weit entfernt von einem Business-Hotel in der Welt, in der ich früher gelebt hatte, aber für ein Gasthaus in dieser Welt war es mehr als ausreichend.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, gingen wir wie üblich vor: Wir pflegten unsere Ausrüstung und notierten, bei welchen Verbrauchsmaterialien wir Nachschub kaufen mussten. Das Bett wurde gelüftet und die Bettwäsche gewaschen, dazu wurde das Zimmer gereinigt. Diese Abläufe waren Routine geworden und jeder erledigte sie schweigend, ohne extra Anweisungen zu benötigen.

Als wir fertig waren, war es bereits dunkel geworden. Wir hatten am frühen Nachmittag eingecheckt. Es blieb keine Zeit mehr, die Gilde aufzusuchen, aber es würde auch keinen Unterschied machen, ein, zwei Tage später hinzugehen. Nach dem Essen in der Taverne neben dem Gasthaus kehrten wir in unser Zimmer zurück. Wir setzten uns zu dritt zusammen und begannen unsere Besprechung.

„Nun dann, ich eröffne die Besprechung des Teams ‚Dead End‘. Das ist unser erstes Teammeeting seit unserer Ankunft in der Hauptstadt von Myrris, ich will Begeisterung sehen!“ Als ich „Applaus“ sagte und in die Hände klatschte, erwiderten Eris und Ruijerd den Applaus halbherzig. Die Stimmung war zwar nicht die beste, aber das war in Ordnung.

„Nun, endlich sind wir hier angekommen“, begann ich, fast andächtig. Es war ein langer Weg gewesen. Ein Jahr und ein paar Monate auf dem Dämonenkontinent, vier Monate im Großen Wald. Anderthalb Jahre insgesamt, um endlich wieder auf das Gebiet von Menschen zu gelangen. Wir hatten die gefährlichen Orte hinter uns gebracht. Von hier an waren die Straßen ausgebaut, und der Weg war eben. Im Vergleich zu vorher konnte man es als sicher bezeichnen. Dennoch war der Weg nach Asura noch lang. Von Myrris nach Asura war es, als würde man ein Viertel der Welt umrunden. Selbst wenn der Weg einfacher war, verkürzte das nicht die Distanz. Es würde wahrscheinlich immer noch ein Jahr dauern.

Unser größtes Problem war das Geld. „Zunächst möchte ich in dieser Stadt etwas Geld verdienen“, sagte ich.

„Warum?“, fragte Eris.

Ich erklärte es ihr geduldig. „Wir sind durch den Dämonenkontinent und den Großen Wald gereist, aber in den menschlichen Gebieten sind die Lebenshaltungskosten hoch.“ Ich erinnerte mich an die Preise, die ich bisher recherchiert hatte. Obwohl ich die Preise in Zantport nicht hatte prüfen können, hatte ich die allgemeinen Preise auf dem Dämonenkontinent und in den Städten, in denen wir Rast gemacht hatten, im Kopf. Im Vergleich dazu waren die Preise im Heiligen Land Myrris und im Königreich Asura hoch. Der Preis für dieses Gasthaus war im Vergleich zu den Gasthäusern auf dem Dämonenkontinent astronomisch. Die Menschen waren eben habgierig und maßen Geld mehr Bedeutung bei als andere Völker.

„Die Währung von Myrris hat einen hohen Wert. Sie ist nach dem Asura-Königreich die zweithöchste der Welt. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, aber auch die Belohnungen für Aufträge sollen hoch sein. Statt in jeder Stadt auf dem Dämonenkontinent eine Woche zu bleiben und Geld zu verdienen, wäre es effizienter, sich hier in dieser Stadt einen Monat lang auf das Geldverdienen zu konzentrieren.“

Da die Währung von Myrris hoch im Kurs stand, sollte es uns nicht an Geld mangeln, wenn wir hier genug verdienten, um die Reise durch den Süden des Zentralkontinents zu finanzieren.

„Wir wissen auch nicht, wie viel es kostet, wenn ein Mitglied der Spelledia an Bord eines Schiffs gehen will“, fügte ich hinzu.

Bei der Erwähnung eines Schiffs verzog Eris angewidert ihr Gesicht. Sie dachte wohl an ihre Seekrankheit. Für sie war es eine unangenehme Erinnerung, aber für mich war es schön. Seufz. Ich dachte oft daran zurück.

„Wenn wir hier Geld sparen und dann direkt nach Asura reisen, könnte es sein, dass wir für die Spelledia keine gute PR machen können. Ruijerd, ist das in Ordnung?“

„Ja.“ Ruijerd nickte.

Nun, die PR-Maßnahmen für die Spelledia waren etwas, das ich aus eigenem Antrieb tat. Ich würde gerne an einem Ort verweilen und mich für die Rehabilitation des Rufs der Spelledia einsetzen. Ein halbes Jahr oder ein Jahr in einer großen Stadt würde sicher einen starken Einfluss haben. Aber wir hatten bereits anderthalb Jahre bis hierher gebraucht. Das war jetzt keine kurze Zeitspanne, und ich wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Im Prinzip galt ich nun schon anderthalb Jahre als vermisst. Paul und die anderen machten sich bestimmt Sorgen.

Wie es ihnen wohl geht ...Ach ja, ich habe immer noch keinen Brief geschrieben. Ich wollte es tun, aber habe es immer wieder vergessen.

„Morgen legen wir einen Ruhetag ein“, sagte ich.

Der Ruhetag war ein Konzept, das auch ich irgendwann eingeführt hatte. Zuerst war es, um Rücksicht auf Eris zu nehmen, aber dann auch, um mich selbst zu erholen. Eris bekam man irgendwann nicht mehr müde, und auch Ruijerd war ein zäher Kerl. Der schwache, bemitleidenswerte Typ, das war ich. Natürlich hatte ich jetzt mehr Ausdauer als in meinem früheren Leben. Ich konnte zwar mit den beiden nicht mithalten, aber ich hatte ungefähr die Ausdauer eines durchschnittlichen Abenteurers in dieser Welt. Körperlich ermüdete ich also nicht.

Meine Ermüdung war stets eher psychischer Natur. Ich hatte immer noch eine große Abneigung dagegen, Lebewesen zu töten, und jedes Mal, wenn ich ein Monster tötete, sammelte sich ein seltsamer Stress an.

Heute bin ich nicht erschöpft. Aber wenn ich mich auf Informationsbeschaffung, Aufträge in der Gilde und andere Aufgaben konzentriere, vergesse ich bestimmt wieder den Brief. Das war bisher immer so. Deshalb werde ich mir morgen den ganzen Tag freihalten und endlich meinen Brief schreiben.

„Rudeus, fühlst du dich wieder nicht wohl?“, fragte Eris.

„Nein, diesmal geht es um etwas anderes. Ich möchte einen Brief schreiben.“

„Einen Brief?“

Ich nickte auf ihre Frage hin. „Ja, einen Brief, um Bescheid zu geben, dass es uns gut geht.“

„Hmm ... Nun, ich bin sicher, dass du das gut hinkriegst, Rudeus.“

„Ja.“

Morgen schreibe ich meine Briefe. Ich denke ans Dorf Buena, einen Brief an Paul und einen an Sylphie. Damals, als ich Hauslehrer war, hat er es mir verboten, aber in dieser Situation dürfte Paul wohl nichts dagegen haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Briefe ankommen, ist nicht sehr hoch. Als ich mit Roxy zwischen Asura und Shirone korrespondierte, kam nur einer von sieben Briefen an. Deshalb habe ich damals mehrere identische Briefe mit verschiedenen Boten verschickt. Das werde ich auch diesmal tun.

„Und was macht ihr zwei?“

„Ich jage Goblins!“, antwortete Eris auf meine Frage.

„Goblins?“, fragte ich nach. „Goblins, also Goblins?“

Goblins waren etwa halb so groß wie Menschen, trugen Knüppel oder ähnliche Waffen, hatten gelbgrüne Haut und eine hohe Fortpflanzungsrate. In Fantasy-Eroge-Spielen traten sie häufig auf und spielten eine ähnliche Rolle wie Darsteller in Adult-Videos.

„Ich habe vorhin in der Stadt gehört, dass es hier in der Gegend Goblins gibt. Ein Abenteurer sollte wenigstens einmal Goblins gesehen haben!“, sagte Eris munter.

Ich tat so, als wüsste ich es nicht, aber eigentlich hatte ich während unserer Reise von Goblins gehört. Goblins waren in dieser Welt wie Ratten. Sie vermehrten sich rasch und verursachten Probleme. Obwohl sie sprechen konnten und daher als magische Kreaturen galten, handelten die meisten von ihnen nur instinktiv. Wenn ihre Population zu groß wurde, wurden sie daher dezimiert.

„Verstanden. Ruijerd, begleite sie ...“, wollte ich gerade sagen, doch schon fiel mir Eris lautstark ins Wort.

„Mit Goblins werd ich schon alleine fertig!“, rief sie empört.

Sie sah mich beleidigt an.

„Öh ...“

Was soll ich nur tun? Okay, Eris ist stark. Und Goblins sind nur Monster vom Rang E. Gesehen hab ich noch keinen, da es sie auf dem Dämonenkontinent nicht gibt, aber ich habe gehört, dass sogar Kinder, die nur ein wenig mit dem Schwert umgehen können, sie besiegen können. Eris hingegen kann es mit Monstern des B-Rangs aufnehmen. Es wäre übertrieben, ihr einen Begleitschutz wie Ruijerd zur Seite zu stellen. Aber wenn eine weibliche Abenteurerin von Goblins besiegt wird, wird sie doch sicher sofort als Liebessklavin missbraucht!

Ich wusste nicht viel über die Goblins in dieser Welt, aber in meiner Welt war das oft der Fall. Wenn ich ein Goblin wäre und das Glück hätte, Eris in die Finger zu kriegen ... Nun, ich würde mein Goblin-Leben in vollen Zügen genießen. Jeder würde das tun. Wieso sollte ich eine Ausnahme sein?

Zu 90 Prozent würde alles gut gehen. Aber was, wenn nicht? Wenn Eris während meiner Abwesenheit in Schwierigkeiten geriet, wie könnte ich dann Ghislaine oder Philip in die Augen sehen?

„Rudeus. Das passt schon so. Lass sie gehen“, sagte Ruijerd, der meine Sorgen bemerkte.

Das war selten. In den letzten anderthalb Jahren hatte Ruijerd Eris jede Art des Kämpfens beigebracht. Seine Lehrmethoden waren für mich schwer nachvollziehbar, aber Eris lernte bei ihm gut.

„Okay. Eris, sei nur nicht zu übermütig, nur weil die Gegner schwach sind.“

„Natürlich nicht!“

„Bereite dich gut vor.“

„Mach ich!“

„Und wenn es gefährlich wird, lauf weg, als wärst du ein Hase!“

„Ja, ja. Ich weiß!“

„Falls es wirklich brenzlig wird, greif den Gegner und ruf laut ‚Dieser Kerl ist ein Perverser!‘ ...“

„Boah, kannst du einem auf die Nerven gehen! Ich kann sehr wohl Goblins besiegen!“, zeterte sie. Ich wurde ausgeschimpft. Obwohl ich immer noch besorgt war, vertraute ich auf Ruijerds Worte.

„Dann habe ich nichts mehr zu sagen. Außer: Viel Erfolg!“

„Danke, ich werde mir alle Mühe geben!“, sagte Eris zufrieden.

„Und du, Ruijerd, was wirst du tun?“

„Ich treffe mich mit einem Bekannten.“

Es war das erste Mal, dass ich Ruijerd von einem Bekannten sprechen hörte.

„Oh, ein Bekannter? Es gibt also Leute, die du kennst?“

„Natürlich.“

Ich dachte, er wäre die ganze Zeit allein gewesen ... Nun, nach 500 Jahren hat man sicherlich ein, zwei Bekannte. Warum in Myrrishion? Vielleicht gerade weil die Stadt so groß war, lebte hier jemand, den Ruijerd kannte.

„Was ist das für ein Bekannter?“

„Ein Krieger.“

Aha. Ein Krieger. Vielleicht jemand, den er früher auf dem Dämonenkontinent gerettet hat. Ich frag mal nicht weiter nach. Wäre schon unhöflich, zu fragen, mit wem er sich an seinem freien Tag trifft.

★ ★ ★

Am nächsten Tag gingen Eris und Ruijerd ihrer Wege und auch ich machte mich auf, um Papier, Tinte und eine Feder zu kaufen. Während ich die Marktstände durchstöberte, überprüfte ich nebenbei die Preise im Heiligen Land Myrris. Die Lebensmittel waren hier viel günstiger als auf dem Dämonenkontinent, und die Auswahl war unvergleichlich besser. Frisches Fleisch und Fisch lagen aus, und erfreulicherweise gab es sogar frisches Gemüse zu kaufen.

Am meisten überraschten mich jedoch die Eier. Hühnereier wurden hier zu extrem niedrigen Preisen verkauft – frische Eier, am selben Tag gelegt! Auf dem Dämonenkontinent gab es zwar auch gelegentlich Eier zu kaufen, aber es handelte sich dabei um Eier von magischen Kreaturen, und sie waren nicht gerade billig. Zudem waren sie nicht zum Essen gedacht, sondern um die Wesen darin zu zähmen und aufzuziehen.

Übrigens gab es auch in dieser Welt Hühnerfarmen. In Buena gab es Leute, die Hühner hielten, und auch in Myrris war die Hühnerzucht weitverbreitet. Ich verspürte einen starken Drang, endlich mal wieder ein einfaches Gericht aus Reis und rohem Ei zu essen. TKG (Tamago Kake Gohan) war schließlich ein komplettes Mahl. Aber obwohl es Eier gibt, fehlten mir dafür Reis und Sojasoße. Genau wie im Königreich Asura war das Hauptnahrungsmittel im Heiligen Land Myrris Brot; Reis wurde auf dem Markt nicht verkauft.

Ich wusste allerdings, dass es in dieser Welt Reis gab. Reis wurde hauptsächlich im nördlichen bis östlichen Teil des Zentralkontinents angebaut. Roxy schrieb mir in einem Brief, dass es im Königreich Shirone Reis gab. Dort wurde Reis meist mit Fleisch, Gemüse und Meeresfrüchten zu einer Art gebratenem Reis oder Paella verarbeitet. Allerdings hatte man dort keine Hühner. Entweder passt das Klima nicht oder es gab schlicht keine Hühner. Hühnereier waren dort jedenfalls schwer zu bekommen.

Auch Sojasoße hatte ich hier noch nie gesehen. Laut Pflanzenlexikon gab es eine Pflanze, die der Sojabohne sehr ähnlich war, aber der Versuch, sie zu fermentieren und zu einer Soße zu verarbeiten, scheint hier noch nicht unternommen worden zu sein. Aber irgendwo musste es sie geben. Schließlich gab es auch Eier und Reis. Eines Tages werde ich sie finden und ich werde Tamago Kake Gohan essen! Reis mit rohem Ei drüber!Die Hygiene der Eier ist mir schnurz. Wenn ich eine Salmonellenvergiftung bekommen sollte, kann ich mich einfach entgiften lassen.

Nachdem ich den Markt erkundet und das Briefpapier gekauft hatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Gasthaus und überlegte dabei, wie ich den Brief schreiben sollte. Es war das erste Mal, dass ich Paul und Sylphie einen Brief schrieb. Sollte ich bei meiner Zeit im Hause Boreas beginnen? Nein, wichtiger war es, ihnen mitzuteilen, dass ich am Leben war. Ich wollte ihnen alles schreiben, was nach der Teleportation auf den Dämonenkontinent passiert war.

Eigentlich war ziemlich viel passiert. Ich hatte einen Spelledia als Reisegefährten, traf die Großherrscherin des Dämonenreichs und verbrachte drei Monate im Dorf der Tiermenschen. Würde mir das jemand glauben? Egal. Ob sie es glaubten oder nicht, ich hatte vor, ihnen die Tatsachen zu schildern. Zumindest die Geschichte, dass ich die Große Kaiserin des Dämonenreichs traf und ein Dämonenauge erhielt, würde man mir wohl nicht glauben.

Apropos Dorf der Tiermenschen, ich fragte mich, ob Ghislaine wohlauf war. Auch sie musste teleportiert worden sein. So stark wie sie war, dürfte sie auf keine nennenswerten Probleme gestoßen sein, solange sie nicht an einen extrem gefährlichen Ort teleportiert wurde. Die Teleportationslichter breiteten sich von der Festungsstadt Roa aus, was bedeutete, dass auch die Mitglieder des Boreas-Hauses teleportiert worden sein könnten. Philip, Sauros, Hilda, der Butler Alphonse und die Dienstmädchen. Na, der alte Sauros brüllte wahrscheinlich lautstark, wo immer er auch war.

„Ich mache mir Sorgen“, murmelte ich, als ich in eine schmale Gasse einbog. Myrrishion hatte viele solcher engen Gassen. Aus der Vogelperspektive sah die Stadt wie ein sauberes Schachbrett aus, aber durch das ständige Bauen und den Abriss von Gebäuden hatten sich die Größen und Positionen der Häuser verschoben, wodurch diese engen, feuchten Gassen entstanden. Da die Straßen jedoch in einem Schachbrettmuster angelegt sind, bestand keine Gefahr, sich zu verirren. Daher nutzte ich gelegentlich Abkürzungen und nahm verschiedene Wege.

Vielleicht entdeckte ich sogar ein malerisches Gässchen, das sich perfekt für ein Date eignete. Meine rothaarige Gefährtin mochte zwar etwas wild sein, aber sie hatte auch ein Gespür für schöne Dinge. Wenn wir einen Monat hierblieben, würde sich sicher mal eine Gelegenheit für ein Date ergeben. Dann könnte ich sie an einen schönen Ort führen und so ihre Zuneigung gewinnen.

Als ich so vor mich hinträumte, sah ich fünf Männer schnell durch die enge Gasse auf mich zukommen. Sie sahen nicht wie Abenteurer aus, eher wie Stadtstreuner. Ihre Kleidung wirkte leicht bedrohlich. In einer so engen Gasse sollte man sich nicht in einer Gruppe von fünf Personen breitmachen. Der Weg sollte ordentlich geteilt werden. Auch wenn ich ein Kind und kleinwüchsig bin, sollten alle Rücksicht aufeinander nehmen und in einer Reihe gehen, mit dem Blick leicht nach unten gerichtet, um einander Platz zu machen ...

„Weg da!“

Ich drückte mich an die Wand. Versteht mich nicht falsch, ich wollte nur unnötigen Streit vermeiden. Sie schienen es eilig zu haben, und ich nicht. Es war nicht so, dass ich ihnen aus dem Weg ging, weil sie wie jugendliche Straftäter aussahen. Wirklich nicht. Ich hatte keine Angst, wirklich nicht.

Man sollte Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Diese Straßenräuber könnten in Wirklichkeit berühmte Schwertkämpfer sein. Wenn ich meine Stärke überschätzte und sie zurechtwies, könnte sich herausstellen, dass einer von ihnen ein wahnsinniger Adliger ist. Das könnte fatal enden. In einer Welt, in der ein kleines Mädchen am Straßenrand in Wirklichkeit die Großherrscherin der Dämonen sein konnte, war es am klügsten, unnötigen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen.

Als sie an mir vorbeigingen, bemerkte ich, dass die beiden in der Mitte einen Leinensack trugen. Aus dem Sack ragte eine kleine Hand hervor. Wahrscheinlich hatten sie ein Kind in den Sack gestopft.

Wieder ein Menschenraub.

Diese Welt ist wirklich voller Kidnapper. Kriminelle nutzten jede Gelegenheit, um Kinder zu entführen. Ob im Königreich Asura, auf dem Dämonenkontinent, im Großen Wald oder im Heiligen Land Myrris – Menschenräuber über Menschenräuber! Laut Geese war Menschenraub ein lukratives Geschäft. Trotz einiger Konflikte herrschte derzeit weitgehend Frieden in der Welt, und Sklaven kamen hauptsächlich aus dem mittleren oder nördlichen Teil des Zentralkontinents. Dennoch gab es viele, die Sklaven halten wollten, besonders in wohlhabenden Ländern wie dem Heiligen Land Millis oder dem Königreich Asura. Es gab mehr Nachfrage als Angebot. Menschenraub blieb ein lukratives Geschäft, solange Sklaven hohe Preise erzielten. Nur ein großer Krieg könnte dem ein Ende setzen.

Aber es handelte sich um ein Kind. Dass fünf Männer beteiligt waren, deutete auf eine geplante Tat hin. Das Kind in dem Sack könnte der Sohn oder die Tochter einer prominenten Person sein. Ehrlich gesagt, wollte nicht involviert werden. Erst vor einigen Monaten wurde ich inhaftiert, weil man dachte, ich gehöre zu den Entführern, nachdem ich ein Kind gerettet hatte.

Soll ich das Kind also im Stich lassen? Nein, das geht nicht. Dass es immer Menschenraub geben wird, meine schlechten Erfahrungen und das Nicht-Helfen eines Kindes sind verschiedene Dinge.

Erste Regel von „Dead End“: Lass niemals ein Kind im Stich.

Zweite Regel von „Dead End“: Lass niemals ein Kind im Stich.

„Dead End“ steht auf der Seite des Guten. Bösewichte werden besiegt, Kinder gerettet. So verbreiten wir den guten Namen der Spelledia.

Ich folgte den fünf Männern.

★ ★ ★

Ich konnte mich mittlerweile viel besser heimlich anschleichen und andere beschatten. Vielleicht lag es daran, dass ich im Dorf der Doldia geübt hatte, mich an Eris und ihre Freundinnen heranzuschleichen. Die fünf Männer bemerkten nicht, dass ich mich an ihre Fersen geheftet hatte und betraten ein Lagerhaus. Sorglose Typen. Wenn sie mich bemerken wollten, sollten sie ihren Geruchssinn trainieren. Wer Hormone wittern kann, hat mich sofort.

Das Lagerhaus lag im Abenteurerviertel, aber weiter entfernt als das Gasthaus, in dem ich wohnte.

Der Zugang war nur über eine schmale Gasse möglich, die nicht direkt zur Straße führte. Eine Kutsche konnte hier natürlich nicht hinein, und wegen der engen Gasse war auch der Transport großer Gegenstände nicht möglich. Man könnte meinen, dass das Lagerhaus in einem toten Winkel gebaut wurde und man den Verantwortlichen dafür zur Rede stellen möchte. Vermutlich stand das Lagerhaus zuerst, und die umliegenden Gebäude wurden später gebaut. Ein Nebeneffekt der Stadtplanung.

Während ich darüber nachgrübelte, sah ich, wie die Männer das Lagerhaus betraten, und schlich mich zur Rückseite des Gebäudes. Mit Erdmagie ließ ich mich hochheben und kletterte durch ein Oberlicht ins Innere. Ich versteckte mich in einer der chaotisch gestapelten Holzkisten und beobachtete das Geschehen.

Die fünf Männer unterhielten sich lebhaft. Anscheinend befanden sich viele ihrer Kumpanen in der benachbarten Taverne, und einer von ihnen wurde aufgefordert, jemanden zu holen, da die Arbeit erledigt war. Sollte ich sie alle vor ihrer Verstärkung ausschalten oder erst die Gesichter der Kumpanen sehen und nur das Kind retten?

Natürlich entschied ich mich für Letzteres. Also wartete ich geduldig in der Kiste. Da es dunkel war, hatte ich nicht genau gesehen, was in der Kiste war. Es fühlte sich nach Stoff an, aber es war zu klein, um Kleidung zu sein. Seltsamerweise beruhigte mich das Gefühl. Ich nahm eines der Teile heraus. Diese Haptik, diese Form, kam mir bekannt vor. Der Stoff war dreidimensional genäht und hatte drei Löcher. An einer Stelle war der Stoff doppelt, und von dieser Stelle ging eine subtile, angenehme Stimmung aus.

„Das sind doch Höschen!!“

„Ist da wer?“

Verdammt! Jetzt haben sie mich entdeckt! Blöde Kacke. So eine gemeine Falle.

„In der Kiste?“

„Raus mit dir!“

„Hey, holt den Anführer!“

Oje. Mist.

Wenn ich zögerte, riefen sie Verstärkung.

Planänderung: Ich rette nur das Kind und verdufte.

Aber sie würden mein Gesicht sehen.

Nein, kein Problem. Ich habe eine Maske dabei.

„Hoho!“ Ich fühlte mich ekstatisch. Oder so ähnlich.

Ich dachte daran, auch meinen Mantel zu tragen, um meine Identität zu verbergen, aber ich hatte ihn nicht dabei, da ich nur zum Einkaufen unterwegs war und auch meinen Stab nicht mitgenommen hatte. Also gut, so wird es laufen!

„Was zum ...“

„Der hat ja eine Unterhose auf dem Kopf ...“

„Ist der pervers ...“

Die Männer waren schockiert, als ich auftrat. Und nun meine Rede:

„Ihr, die ihr unschuldige Kinder ihren Beschützern entreißt und eure niederträchtigen Begierden daran stillt, schämt euch für eure Taten! Man nennt das ... ‚Entführung‘!“

Ich imitierte einen bekannten Gerechtigkeitshelden.

„Und wer bist dann du?“

„Ich bin Ruijerd von Dead End!“

„Was? Dead End?“

Oh nein, oh Mist, das war ein Fehler! Aus Gewohnheit habe ich meinen Namen genannt. Das war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Fettes Sorry, Ruijerd. Von heute an bist du der Perversling, der mit einem Höschen auf dem Kopf Menschen rettet. Aber zumindest das Kind rette ich!