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Nach der magischen Katastrophe, in der Rudeus mit Eris auf den Dämonenkontinent teleportiert wurde, durchqueren die beiden in Begleitung des Dämonen Ruijerd vom Volk der Spelled in einem Jahr den ganzen Kontinent. Rudeus hilft schließlich in der Hafenstadt Wenport der Großherrscherin der Dämonen Kirishika Kishirisu, wofür sie ihn mit einem Dämonenauge belohnt! Doch ist es vielleicht zu viel für ihn? Nach der Überfahrt auf den heiligen Kontinent Myrris warten bereits weitere Abenteuer auf die Gruppe „Dead End“. Rudeus arbeitet weiter an der Wiederherstellung des Rufs der Spelled und daran, Eris sicher nach Hause zu bringen.
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Seitenzahl: 314
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Farbseiten
Kapitel 1: Wenport
Kapitel 2: Aneinander vorbeigehen, Teil 1
Kapitel 3: Aneinander vorbeigehen, Teil 2
Kapitel 4: Der weise Mann an Bord
Kapitel 5: Der Dämon im Lagerhaus
Kapitel 6: Die Kinder der Tiermenschen
Kapitel 7: Die kostenlose Unterkunft
Kapitel 8: Der Feueralarm
Kapitel 9: Hundstage im Dorf Doldia
Kapitel 10: Die Straße des Heiligen Schwerts
Bonuskapitel: „Schutzmagier Fitz“
Über JNC Nina
Impressum
Farbseiten
Inhaltsverzeichnis
Am nächsten Tag zog ich los, den Arm voller Essen von einer der Fressbuden an der Straße, und schlenderte durch Hinterhöfe und Seitengassen. Ich hatte verschiedenste Spießchen vom Grill gekauft. Es gab Jakobsmuscheln, die denen aus Japan ähnelten, eine Art Makrele am Spieß und diverses anderes Meeresgetier, das ich nicht mal identifizieren konnte. Der Besitzer des Stands erklärte nicht, was es war, und an den Straßenständen gab es eine Vielzahl davon. Also entschied ich mich, das zu kaufen, was am leichtesten zu tragen war.
Das letzte Mal, als Hitogami mir einen Rat gab, hatte ich viel zu viel nachgedacht. So wie ein Amateurkoch zu viele Zutaten zu einem Gericht hinzufügt, hatte mich das Überdenken im übertragenen Sinne in die Scheiße geritten. Dieses Mal würde ich seinen Rat genau befolgen. Ich würde ohne Hirn einfach seine Anweisungen befolgen, das Essen kaufen, wie er mir auftrug, und mich dann ebenso hirnlos durch die Gasse treiben lassen, was auch immer passieren würde. Das war ein Rollenspiel. Was auch immer von hier an geschah, wäre völlig ungeplant. Ich würde mir über nichts den Kopf zerbrechen. Ich würde so einfältig wie möglich handeln. Dieser Trottel mochte Unterhaltung. Er rechnete damit, dass ich wieder über alles nachdenken würde. Solange ich das aber nicht tat, hätte er nichts, was ihn unterhielt.
Diese Gedanken beschäftigten mich, während ich einige Minuten lang ziellos umherwanderte, bevor mir plötzlich etwas klar wurde: „Moment, das ist genau das, was er erwartet! Stimmt doch, oder?“
Ich war ihm auf den Leim gegangen! Er hatte mich mit seinem beeindruckenden Gerede verführt, und nun war ich im Begriff, genau das zu tun, was er von mir wollte. Als mir das klar wurde, war ich stinksauer. Ich tanzte genau nach seiner Pfeife.
Erinnere dich an seine ursprüngliche Absicht. Erinnere dich daran, wie du dich bei eurer ersten Begegnung gefühlt hast. Hitogami ist niemand, dem ich vertrauen kann.
Also gut, das wäre das letzte Mal, dass ich tat, was er mir sagte. Ich würde seinen Rat befolgen und abwarten, wie sich die Dinge dieses Mal entwickeln würden, aber das nächste Mal würde ich ihm nie und nimmer gehorchen. Auf keinen Fall würde ich zu seiner Marionette werden und mich von ihm an der Nase herumführen lassen! Punkt!
★★★
Ich marschierte ein Gässchen entlang. Allein. Natürlich.
Warum musste ich überhaupt allein sein? Das war dieses Mal der wichtigste Teil seines Rats. Es muss etwas sein, das Ruijerd und Eris nicht gutheißen würden. Nein, denk nicht zu viel nach. Wenn du schon grübeln willst, dann denk einfach daran, wie du dich freust, wenn es sich als sexy herausstellt.
Ich hatte Ruijerd und Eris gesagt, dass ich den Tag über allein unterwegs sein würde. Es war gefährlich, Eris sich selbst zu überlassen, deshalb hatte ich Ruijerd mit ihrem Schutz betraut. Vielleicht waren die beiden gerade am Strand.
„Moment mal ... haben die dann grade ein Date?“ In meinem Kopf sah ich die beiden zusammen am Strand, kurz bevor ihre Silhouetten hinter dem Schatten eines großen Felsens verschwanden.
Nein, nein, nein! Das gibt’s doch nicht! Beruhige dich einfach, okay? Wir reden hier von Eris und Ruijerd, richtig? Das ist nicht irgendeine sexuelle Fantasie. Es ist nichts weiter als Babysitten. Kinderhüten!
Ah! Aber Ruijerd war doch wirklich stark, und Eris schien ihn sehr zu respektieren! Mich behandelte sie in letzter Zeit nur noch wie einen Meutenmeister.
Nein, nein, woher kommt denn nun diese Panik?, schalt ich mich. Tief durchatmen, alles ist in Ordnung. Meister Ruijerd, du nimmst sie mir doch nicht weg, oder? Ich habe doch nichts zu befürchten, oder? Wenn ich zurückkomme, seid ihr euch doch nicht auf mysteriöse Weise nähergekommen, oder? Ich vertraue euch, okay?!
In meinem Kopf simulierte ich einen Kampf zwischen Ruijerd und mir. Im Nahkampf konnte ich auf keinen Fall gewinnen. Wenn ich mit ihm fertig werden wollte, musste ich irgendwo außerhalb seines Erfassungsbereichs beginnen. Dann müsste ich ihn mit Wasser aus dem Weg räumen. Schließlich hatte er uns den Spaß am Strand verdorben. Als Rache dafür würde ich ihn mit Wasser angreifen. Wenn ich eine große Menge Wasser beschwor, konnte ich ihn bis ins Meer spülen. Das wäre das Ende! Er triebe hinaus auf die offene See, bis er ertrank. Muahaha!
Halt, versteht mich nicht falsch. Ich vertraute Ruijerd ja schon. Es war nur so ... na ja ... Ihr kennt doch das Sprichwort: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt.
★★★
In den Seitengassen war es ruhig. Schon das Wort „Seitengasse“ beschwor das negative Bild von skrupellosen Halunken herauf, die sich dort zusammenrotteten. In Wirklichkeit war die Gefahr groß, dass ein zartes, unschuldiges Jüngelchen wie ich entführt wurde, wenn es sich an so einem Ort herumtrieb. In dieser Welt war Entführung eine der häufigsten Formen von Verbrechen, um Geld zu verdienen. Wenn jemand dumm genug war, mich zu entführen, würde ich ihm natürlich Arme und Beine zerquetschen, ihn foltern, bis er sagte, wo er wohnte, dann alles Wertvolle in seiner Wohnung mitnehmen, bevor ich ihn schließlich den Behörden übergebe.
„Heh heh heh. Kleines Mädchen, wenn du mit mir kommst, kriegst du ganz viel in den Mund, bis dein Bauch ganz dick wird.“
Wie aufs Stichwort ertönte eine Stimme aus einer der Gassen. Ich spähte schnell in ihre Richtung und entdeckte einen zwielichtig aussehenden Mann, der an der Hand eines Mädchens, das sich an eine Hauswand gelehnt hatte, zog.
Es war leicht zu erraten, was vor sich ging. Wer als Erster reagiert, gewinnt, also machte ich meinen Stab bereit. Dann erschuf ich eine modifizierte Steinkanone mit der Geschwindigkeit und Kraft eines Boxerschlags und zielte auf den Rücken des Kerls. Im vergangenen Jahr hatte ich gelernt, die Kraft meiner Zauber auszubremsen.
„Aua!!“
Als er über seine Schulter schaute, feuerte ich einen weiteren Schuss ab. Diesmal verstärkte ich ihn ein wenig.
„Gah!“
Der Zauber klatschte ihm mit einem heftigen Aufprall ins Gesicht, wo er zersplitterte und zu Boden bröselte. Der Mann taumelte und stolperte, bevor er zusammenbrach. Ich war sicher, dass er nicht tot war. Ich hatte gute Arbeit geleistet, meine Kraft zu beschränken.
„Geht es dir gut, junge Dame?“ Ich versuchte, so cool und gelassen wie möglich zu wirken, als ich dem Mädchen, das fast entführt worden war, die Hand reichte.
„J-ja ...“ Sie war jung und trug ein aufreizendes schwarzes Lederoutfit: kniehohe Stiefel, Hotpants und ein Tube-Top. Die blasse Haut ihres Schlüsselbeins, ihre schlanke Taille, ihr Bauchnabel und ihre Oberschenkel waren entblößt. Obendrein hatte sie Hörner wie eine Ziege und voluminöses, gewelltes lila Haar.
Mit nur einem Blick wusste ich: Sie war ein Succubus. Ein junger noch dazu. Es bestand kein Zweifel, dass sie jünger war als ich. Vielleicht war das die Art und Weise, wie Hitogami mich für meine harte Arbeit belohnte. Vielleicht hatte er ja doch noch etwas Verstand.
Nein, hey, das war kein Succubus. Soweit ich wusste, gab es unter den Dämonenvölkern keine Succuben. Wenn ich mich richtig erinnerte, lebten Succuben auf dem Begaritt-Kontinent. Paul hatte einen ungewöhnlich angespannten Gesichtsausdruck gehabt, als er mir sagte: „Unser Volk hat keine Chance gegen sie.“ Selbst ich wäre sicherlich machtlos gegenüber einem Succubus, wenn ich tatsächlich einem begegnen würde. Succuben waren der natürliche Feind der Familie Greyrat.
Davon abgesehen gab es in der Stadt keine Monster. Mit anderen Worten, sie war kein Succubus. Sie war nur ein Dämonenkind in knapper Kleidung.