MUT - Alexandra Lux - E-Book

MUT E-Book

Alexandra Lux

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Beschreibung

Anschaulich und an Hand vieler praktischer Übungen wird einem das komplexe Thema von achtsamer Begleitung im Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen nahegebracht. So lernen Sie mehr den Signalen und Impulsen Ihres gemeinsamen Lebens zu folgen, mit der inneren Sicherheit das Richtige für sich und Ihre Schützlinge zu tun. Alexandra Lux ist nicht nur Montessori Pädagogin, Mitbegründerin einer Montessori Schule, LernCoach und Bildungsreformerin mit Herz. Sie geht noch weiter. Ihre Vision ist es, das Miteinander mit Heranwachsenden, Eltern und Pädagog:innen zu dem Lebensraum zu gestalten, in der sich alle Beteiligten wohl und angenommen fühlen. Dies geschieht in einer lockeren und herzlich-mitreißenden Art, die sich auch in diesem Buch widerspiegelt.

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IMPRESSUM:

myshow Verlag, Lochhamer Straße 31, 82152 Planegg

Copyright © 2016 und © 2023 bei myshow Verlag

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass alle Rechte vorbehalten sind. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, öffentliche Voträge, Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, Print, auch einzelner Abschnitte oder Absätze. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form, z.B.: Durch Fotografie, Social Media, etc. eingespeichert, vervielfältigt, verarbeitet oder verbreitet werden.

Wenn Sie Texte oder Bilder in irgendeiner Weise ntuen wollen, dann wenden Sie sich bitte an den Verlag.

Sehr gerne helfen wir Ihnen hier weiter. Vielen Dank.

www.my-show.org

2. Auflage vom 24.02.2018

3. Neuauflage vom 31.03.2023

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2016 myshow Verlag

Umschlaggestaltung: Andreas Rintzner

Umschlagbild und Autorinnenbild: Andreas Rintzner

Foto Tiger: iStock.com, Mitgliedsname: anankkml, Nr.515222639

Satz und Layout: Manuel Westhagen

Gestaltung: Claudia Westhagen

Illustration: Alexandra Lux

Printed in Germany, Recyclingpapier

ISBN: 978-3-757920-38-8.

Hinweis:

Die im vorliegenden Buch dargestellten Methoden und Ergebnisse sind nach bestem Wissen und Gewissen erklärt. Die diversen Informationen sollen und können aber ärztlichen Rat und ärztliche Hilfe nicht ersetzen. Autorin und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für Schäden, die sich eventuell aus dem Gebrauch oder Missbrauch der in diesem Werk erläuterten Methoden ergeben können.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur neuen Auflage

Vorwort

1. Wie es zu diesem Buch kam

2. Wie Sie mit dem Inhalt dieses Buchs umgehen können

3. Elternnöte

4. Die 10 Wünsche der Kinder

4.1. Bedingungslose Liebe

4.2. Die Achtung

4.3. Gelassenheit

4.4. Begleitung

4.5. Fehler als Lernchance

4. 6. Orientierung

4. 7. Klarheit und Grenzen

4. 8. Zuverlässigkeit

4. 9. Kongruenz

4.10. Lebensfreude

5. Kinder altersgerecht fördern und fordern - ohne sie zu überfordern

6. Hausaufgaben

6.1. Ein kleiner Ausflug ins NLP?

6. 2. Ein kleiner Ausflug in die Gehirnforschung?

6. 3. Automatismen im Alltag

6. 4. Der Umgang mit Lehrern

6. 5. Erste Hilfe bei Hausaufgaben

7. Lernerfolge mit LernCoaching

7.1. Wie arbeitet ein LernCoach?

7. 2. Wie können Eltern coachen?

7. 3. Ein paar Definitionen

7. 4. Vorraussetzungen für erfolgreiches Lernen

7. 5. Negative Einflüsse auf das Lernen

7. 6. Wie kann LernCoaching beim Ausbleiben von Lernerfolgen helfen?

7. 7. Ganz konkret...

7. 8. Wie Sie an einen LernCoach kommen?

8. Pubertät

8. 1. Pubertät betrifft jeden.

8. 2. Warum muss Pubertät sein?

8. 3. Schule kontra Interesse

8. 4. Herausforderungen der Pubertät für Erwachsene

8. 5. Wer braucht was?

9. ICH - So wird mein Kind selbstständig und selbstbewusst

9. 1. Wie Selbstständigkeit entsteht

9. 2. Wie Selbstbewusstsein entsteht

10. Was Kinder stark macht …

11. Eigene Grenzen sinnvoll setzen

11. 1. Grenzmodelle

11. 2. Bedeutung von Grenzen

11. 3. Grenzfindung in der Familie

11. 4. Erziehungsstile

11. 5. Sinnvolle Grenzen finden

11. 6. Umgang mit Grenzüberschreitung

12. Mut für neue Wege - Impulse für Pädagogen

Ein ganz -liches Dankeschön geht an ...

Die Autorin

Quellen und weiterführende Literatur

Weiterführendes ...

my show verlag

Notizen

Vorwort zur neuen Auflage

Ich freue mich sehr, Ihnen die überarbeitete Auflage von „Mut - Impulse zu mehr Mut in der Erziehung“ von Alexandra Lux präsentieren zu können. Seit der Erstveröffentlichung des Buches hat sich die Nachfrage stetig erhöht, was die Aktualität und Relevanz des Themas unterstreicht.

Jeder, der mit achtsamer Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu tun hat, steht vor einer wunderschönen Herausforderung. Denn Kinder und Jugendliche sind einzigartig und individuell, und ihre Bedürfnisse und Entwicklungen erfordern eine sensible und achtsame Begleitung.

In der Erziehung und Betreuung von Kindern geht es nicht nur darum, Regeln und Strukturen zu vermitteln, sondern auch darum, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und das Kind in seiner Persönlichkeit zu stärken. Dies erfordert Mut und die Bereitschaft, sich auf den gemeinsamen Weg mit dem Kind einzulassen.

Achtsamkeit und Respekt sind dabei zentrale Werte, die helfen, eine positive und liebevolle Atmosphäre zu schaffen. Es geht darum, das Kind in seinen Bedürfnissen wahrzunehmen, auf seine Gefühle und Empfindungen einzugehen und ihm Raum zu geben, um seine eigene Persönlichkeit zu entfalten.

Die Herausforderung liegt darin, nicht nur auf das Kind zu achten, sondern auch auf sich selbst. Denn nur wer in seiner eigenen Mitte ist und selbstbewusst den gemeinsamen Weg geht, kann eine vertrauensvolle Beziehung zu einem Kind aufbauen und ihm Orientierung geben.

Alexandra Lux, eine erfahrene Pädagogin, Erziehungsexpertin und internationale Referentin, zeigt in diesem Buch, wie Eltern und Erzieherinnen und Erzieher ihre Kinder und Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen können, mutig zu sein und selbstbewusst durchs Leben zu gehen. Die praktischen Tipps und Übungen in diesem Buch bieten eine wertvolle Hilfe, um Kinder und Jugendliche zu ermutigen, Risiken einzugehen und ihre eigenen Grenzen zu überwinden.

Wie eine Seminarteilnehmerin so treffend sagte: „Dieses Wochenende hat mir nicht nur das Verständnis zu meinen Kindern wieder näher gebracht. Ich habe auch für‘s Leben gelernt.“

Ich bin überzeugt, dass dieses Buch auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird, um Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen dabei zu unterstützen, mutige und selbstbewusste Kinder großzuziehen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung der Impulse aus diesem Buch.

Ihre

Claudia Westhagen

myshow Verlag

Vorwort

Erstens: Wenn Alexandra Lux ihre Elternschule online, die es bislang nur in Webinar-Form gab, nun auch als Buch anbietet, dann können die LeserInnen getrost davon ausgehen, dass sie keine RatSCHLÄGE bekommen werden. Und zweitens richtet sich dieses Buch nicht ausschließlich an Eltern, sondern hat auch professionellen Erziehern etwas zu bieten – als Fortbildungsmöglichkeit quasi.

Dass Alexandra Lux das Wort „Entwicklungsbegleitung“ lieber mag, als das herkömmliche „Erziehung“, zeigt, in welche Richtung es geht. „Starke und selbstbewusste Kinder durch achtsame Begleitung“ vermittelt nicht von oben herab Erziehungstipps und -tricks, sondern begegnet den LeserInnen da, wo sie sich befinden, und bringt sie durch Denkanstöße weiter.

Wo sie sich befinden - das kann bedeuten: bei Unsicherheiten, bei Versagensgefühlen, bei Verzagtheit. Das kann aber auch bedeuten, dass sie Erfahrung und guten Willen mitbringen und darüber hinaus bereit sind, weiter- oder umzudenken.

Dass es im Laufe eines Elternlebens immer wieder Krisen gibt, bestreitet vermutlich keiner, der je Kinder groß gezogen hat. Dass es nicht leicht ist, mit dem Thema „Schule“ angemessen umzugehen, ebenfalls. Und wie vehement die Pubertät in bisher friedlich interagierende Familien einbrechen kann, glaubt erst, wer selbst davon betroffen ist.

Warum all dies normal und nicht beunruhigend ist, zeigt dieses Buch. Es bleibt aber dabei nicht stehen, sondern es gibt den LeserInnen wertvolle Denkanstöße – und dadurch Zuversicht. Es lädt dazu ein, die Perspektive zu wechseln und nicht immer nur im eigenen Saft zu schmoren, macht aber gleichzeitig Mut, auf sich selbst und die eigene innere Stimme zu hören. Vielleicht fühlen sich die LeserInnen auch schlichtweg bestätigt in ihrem Tun.

Das wirklich Besondere: Wie die Webinare von Alexandra Lux beschränkt sich auch „Starke und selbstbewusste Kinder durch achtsame Begleitung“ nicht auf Theorie, sondern bietet immer wieder Gelegenheit zur „praktischen“ Arbeit in Form von Übungen und Anleitungen zur Eigenreflexion.

Für Menschen, die ihr Erzieher-Sein ernst nehmen, ist dieses Buch Unterstützung im Allgemeinen und Hilfe im Besonderen!

Heidemarie Brosche

Lehrerin und Autorin von Kinder- und Jugendbüchern, sowie Sachbüchern zum Thema Lernen und Schule.

1. Wie es zu diesem Buch kam

Seit vielen Jahren gebe ich meine Erfahrungen und mein Wissen nicht nur in Coachings an Eltern und Pädagogen weiter. Ich halte Elternabende und Vorträge bei verschiedenen Institutionen rund um München, sowie international bei Kongressen und Tagungen.

Auch in die Montessori-Diplomkurs-Workshops, die ich für die Akademie Biberkor halte, fließen meine Gedanken mit ein. TeamCoachings und Inhouse-Seminare für pädagogische Teams geben mir ebenfalls die Rückmeldung, dass meine Impulse bestätigen, stärken und neue Gedanken ermöglichen. Es ist mir wichtig, Fragen aufzugreifen und durch meinen professionellen Blickwinkel andere Sichtweisen zu eröffnen und eigene Lösungen zu finden.

Meine Haltung Kindern und Erwachsenen gegenüber ist von der Überzeugung Maria Montessoris geprägt, die ich zu Beginn meiner Berufstätigkeit als Erzieherin kennen und schätzen gelernt habe. Schon ganz zu Beginn all dieser Tätigkeiten kamen immer wieder Menschen auf mich zu und forderten mich auf, doch einmal ein Buch zu schreiben. Ich wüsste so viel, meine Erfahrung wäre so reich und die Impulse so wertvoll. Das freute mich natürlich. Doch ich sollte ein Buch schreiben? In meiner Vorstellungswelt machten das damals nur Menschen, die „wichtig“ waren und über profundes Wissen verfügten. Ich hatte überdies keinerlei Erfahrung mit Schreiben, schon gar nicht für ein Buch. Die Idee gefiel mir.

Es war eine neue Herausforderung und so könnten auch Menschen, die sich nicht in meinem unmittelbaren Umfeld befinden, von meinem Wissen profitieren.

Es gab schon aus einem vorhergehenden Projekt Texte zu den Vorträgen und so baute ich diese aus und dieses Buch entstand. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und Bearbeiten. Denn ebenso wie in meinen Vorträgen bietet das Buch immer wieder Phasen mit Impulsen, die das Er- und Beziehungswissen bewusst machen, oder bereichern, sowie Reflexionen zulassen zu eigenen Gedanken, Überzeugungen und automatisierten Handlungen.

Im Laufe der Zeit hat sich die Zielgruppe auch auf Fachpublikum erweitert, auf Kolleginnen und Kollegen, die sich weitere Impulse für ihren Alltag holen möchten.

Bereits in der zweiten Auflage wurde das ganze Buch überarbeitet und meine dazugekommenen Erfahrungen und Impulse der letzten Jahre eingebracht.

Immer wieder bekomme ich begeisterte Rückmeldungen. Das Buch lese sich so leicht, es finde sich nicht die Schwere eines Ratgebers. Manche Leserinnen erzählen mir, dass sie beim Lesen das Gefühl hätten, ich sitze neben ihnen und würde erzählen. Oder sie fühlen sich wie in einem Gespräch mit mir. Ein Leser sagte mir, es müsse eine Pflichtlektüre für alle Väter werden.

So soll es sein. Ich schreibe wie ich rede. Es soll verständlich und umsetzbar sein. Ich bin gespannt, wie Sie es erleben …

Anregungen, Rückmeldungen, Fragen oder was Sie sonst noch loswerden wollen, können Sie gerne per Mail an mich richten: [email protected]

2. Wie Sie mit dem Inhalt dieses Buches umgehen können

In meinen Vorträgen und auch in den Webinaren gibt es immer wieder Fragen, die Sie zur Reflexion Ihres eigenen Verhaltens anregen sollen. Danach tauschen wir uns über Ihre Erfahrungen aus. Hier können Sie sich direkt Notizen machen, oder Sie legen sich ein kleines extra Notizbuch bereit.

Sie können natürlich auch mit mit anderen Menschen zusammen reflektieren.

Dennoch lade ich Sie herzlich ein, die Fragen zu überdenken. Sie erkennen sie an folgendem :

Ab und zu baue ich Übungen mit ein, die Sie mitmachen dürfen, wenn es Ihnen die Situation und Umgebung erlaubt.

Seien Sie gespannt und lassen Sie sich überraschen, was dadurch alles passiert.

Kommentare zum Austausch oder Ihre Erfahrungen können Sie gerne in facebook auf der Fanseite des Buches hinterlassen. Ich freue mich sehr darauf.

Ich möchte Sie mit diesem Buch ermutigen, neue, andere Wege in der Beziehung zu Kindern zu gehen. Denn damit Kinder sich frei entfalten können, fordert Gerald Hüther für ihre Entwicklung drei Dinge:

Aufgaben, an denen sie wachsen können

Vorbilder zur Orientierung

eine Gemeinschaft, in der sie sich aufgehoben fühlen

Ich verzichte weitgehend auf den Begriff der „Erziehung“, denn ich will kein Kind irgendwo hinziehen. Wir Erwachsene sind Begleiter der Kinder auf dem Weg ihrer Entwicklung. Das ist die ursprüngliche Aufgabe des Pädagogen im alten Griechenland, Kinder zum Lehren zu begleiten.

Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen habe ich weitgehend auf Aufteilung der einzelnen Geschlechter verzichtet. Selbstverständlich sind immer beide Geschlechter gemeint.

3. Elternnöte

Zwischen Angst, Vertrauen und Zuversicht

Heute ein Kind groß zu ziehen ist nicht unbedingt leichter als vor 100 Jahren. Damals gab es eher wirtschaftliche Nöte, heute sind es Gesellschaftliche. Gute Ratschläge, was ein Kind braucht und was ihm schadet, gibt es von allen Seiten. Ratgeber füllen die Regale, Magazine in vielen Variationen, Kurse, Vorträge, Webinare, Artikel, Elternabende und Anregungen von Eltern, Schwiegereltern, Großeltern, Verwandten und Bekannten.

Seit Jahren schwelt in unserer Gesellschaft die Angst, dass Kinder keine Chancen haben, wenn sie schulisch nicht in der oberen Liga mitspielen können. Wer Geld hat, schickt seine Kinder in teure Privatschulen und erhofft sich so, Extraförderung zu kaufen - mit Abiturgarantie - versteht sich. Eine Stufe weiter unten stehen dann Nachhilfeinstitute, die seit Jahren wie Pilze aus dem Boden schießen und nicht selten Jahresverträge verkaufen. Der Staat hat die Hauptschulen entweder abgeschafft, oder sie einfach umbenannt, weil dort ja niemand mehr sein Kind hinschicken wollte. Kinder die an diesen Schulen sind, halten nichts von sich, da sie sich als Looser fühlen. Tatsächlich entgegnete mir eine 6.-Klässlerin an einer Mittelschule, an der ich das Projekt „Lernen lernen“ versuchte einzuführen, „Frau Lux, was soll das denn bei uns noch nützen? Wir sind doch sowieso blöd! Wir sind doch Hauptschüler!“ – Ich hatte Tränen in den Augen, denn der Ernst ihrer Aussage und ihre Verzweiflung traf mich mitten ins Herz. So sehen sich also viele Mittelschüler, als nutzloser Rest.

Es wird sogar behauptet, dass Kinder morgen auf dem Arbeitsmarkt mit der ganzen Welt konkurrieren. Städtische Angestellte oder Beamte, Krankenschwestern und sogar Ärzte oder Rechtsanwälte tun das bestimmt nicht. Es ist ein sehr geringer Prozentsatz der oberen Manager, die mit internationalen Bewerbern in Konkurrenz stehen. Die große Mehrheit ist davon nicht betroffen.

Irgendwann werden auch die Eifrigsten erkennen, dass pures Wissen ohne Persönlichkeit und Charakter keinen Mehrwert hat. Was ein Mensch aus Wissen macht, kommt auf die grundlegenden Erfahrungen an, die er in seinem Leben gemacht hat. Mit welchen Beziehungen konnte er in sein Leben starten, welche Lern-Erfahrungen - und hier spreche ich nicht von den Schulischen - durfte er machen? Wie wurde sein Lernen von Anfang an begleitet, geachtet, gesehen und geschätzt? Welche Rückmeldungen hat er dazu bekommen? Welche Werte wurden in seiner Umgebung gelehrt, wie wurde auf seine Bedürfnisse eingegangen, was wurde ihm an Anregungen geboten? Was war erlaubt und wofür gab es eventuell Strafen? Was konnte er sich in seinem Leben aus seiner Umgebung abschauen, was hat er übernommen, auch um selbst zu überleben?

Es rührt mich immer wieder, wenn ich Kinder erleben und beobachten kann, die als Geschenk ihrer Eltern aufwachsen dürfen. Die nicht als „Statussymbol“ und „Hoffnungsträger“ oder „Wunscherfüller“ ihrer Eltern dienen, sondern einfach nur sie selbst sein dürfen. Diese Kinder ruhen in sich selbst, sie können warten und sich zurücknehmen. Sie müssen sich nicht durch ihr Verhalten in den Vordergrund bringen, um gesehen zu werden. Sie sind sich ihrer selbst sicher. Es rührt mich auch, wenn ich spüren kann, wie Eltern ihrer natürlichen Intuition vertrauen und achtsam mit ihren eigenen und den Bedürfnissen des Kindes umgehen.

Mir scheint, es ist ein Gebrechen unserer Zeit, dass wir vergessen haben, auf unsere Intuition, unser Gefühl zu achten. Lange genug ist uns eingeredet worden, dass alleine der Verstand richtig ist und alles andere Gefühlsduselei sei. So haben wir verlernt, auf unsere Intuition zu achten. Macht sie sich dann bemerkbar, wird sie oft so lange missachtet, bis wir krank werden.

Eltern haben ein ganz natürliches Wissen, was für ihr Kind gut ist. Ratgeber über den Rhythmus von Essen- und Schlafenszeiten, Anleitungen, wie Kinder schlafen lernen und Lehrpläne für Kinderkrippen und Kindergärten verwirren dieses Wissen und verbreiten die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen. Sich über diese gutgemeinten Ratschläge hinweg zu setzen und einen eigenen Weg zu gehen ist eine echte Herausforderung. Diese Eltern müssen sich ständig rechtfertigen, warum sie gewisse Dinge anders machen. Die eigene Familie, Nachbarn, Freunde, Kindergarten- oder Schulgemeinschaft, Erzieher und Lehrer, so viele, die es scheinbar besser wissen. Auch ihre Kinder müssen sich oft zwischen ‚zwei Welten‘ bewegen, daher ist die Überlegung der Eltern oft, ob sie dies ihren Kindern zumuten möchten, nicht im Mainstream mit zu schwimmen.

In meiner jahrelangen Berufstätigkeit in verschiedenen pädagogischen Feldern und Umgebungen konnte ich viele Beobachtungen machen und habe eine große Bandbreite an Erfahrungen. Ich möchte Sie hier daran Teil haben lassen. Dabei ist es gar nicht wichtig, zu welchen „Kreisen“ sich die Familien zugehörig fühlen oder nach welchem Motto sie Ihr Leben gestalten. Wie das Kind außerhalb seiner Keimzelle auf die Diversität reagiert, hängt davon ab, wie sein Verhältnis zu seinen Eltern ist und auch welche grundlegenden Anlagen es mitbringt.

Eltern leben ihren Kindern ihre Werte vor. Damit gehen die Kinder dann in ihre Lebensräume wie KiTas und Schulen und werden dort mit einer Vielfältigkeit von Verhaltensmöglichkeiten konfrontiert. Manche Persönlichkeiten kommen tolerant damit zurecht, andere wiederum stoßen an ihre Grenzen und haben Schwierigkeiten mit der Akzeptanz und der eigenen Haltung dazu.

Von außen kann ich sehr schnell erkennen, welche Beziehung zwischen Eltern und Kind herrscht und welcher Bindungsgrad hergestellt werden konnte. Ich beobachte zum Beispiel Kinder, die sich immer wieder in den Vordergrund stellen müssen, um das Gefühl zu haben, wahrgenommen zu werden. Das tun sie oft auf sehr originelle Art und Weise. Andere Kinder können sehr schlecht zuhören und abwarten, bis sie an der Reihe sind. Das haben sie wahrscheinlich nie gelernt, weil sie entweder immer im Mittelpunkt standen oder sonst heute noch warten würden, bis sich ihnen jemand zuwendet. Und dann erlebe ich Kinder, die sich zurückhalten. Es kann sein, dass sie gewiss sind, dass auch sie ihre Aufmerksamkeit bekommen, dass sie satt an Aufmerksamkeit sind oder sich nicht trauen, da sie schon öfter schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Natürlich ist jedes Kind anders und Kategorisierungen lehne ich grundsätzlich ab, doch ähnliche Ausprägungen im sichtbaren Verhalten sind einfach erkennbar. Spüre, schaue und höre ich genauer hin, kann ich auch die Ursachen dafür erahnen, welche dann noch auf ihre Richtigkeit überprüft werden müssen.

Ich bin davon überzeugt, dass ALLE Eltern das Beste für ihr Kind wollen. Was das Beste ist, wäre dann ja noch zu definieren und das ist sicherlich eine Aufgabe, die viele Diskussionen auslöst. Nehmen wir an, es gibt „das Beste“ und es gibt viele unterschiedliche Ausprägungen vom „Besten“, dann sieht „das Beste“ wohl je nach Situation und Familie ein bisschen anders aus. Über die Grundlage jedoch lässt sich sicher nicht streiten: Ernährung, Kleidung, Zugehörigkeit. Auf dieses Beste gehe ich im Kapitel „Grundbedürfnisse der Kinder“ näher ein.

Da das Beste dann doch wieder individuell ist, ist die Entwicklungsbegleitung eines Kindes alles andere als ein Kinderspiel. Mein Wunsch wäre es, dass bereits in der Schule Werte, Pädagogik, Psychologie und Kommunikation diskutiert werden. Denn um ein Kind groß zu ziehen, müssen Eltern sich immer wieder gemeinsam Gedanken machen. Kinder bringen uns immer wieder an unsere Grenzen, in Situationen, mit denen wir nie rechnen konnten und auch an schmerzliche Erfahrungen, die wir verdrängt und begraben haben.

Erziehung bedeutet Positionierung: in der Partnerschaft, den eigenen Familien, dem direkten Umfeld und der Gesellschaft.

Eltern sind jedoch auch wieder durch ihre Erziehung und ihre Erfahrungen in Gemeinschaften und der Gesellschaft geprägt. Vielleicht sehen sie sich jetzt vor Herausforderungen, die sie vorher weder kannten noch ahnten. Doch wie jetzt damit umgehen?

Mein Ziel in all meiner Arbeit, meinen Vorträgen, Workshops, Coachings und Gesprächen mit Eltern und Pädagogen ist immer, das eigene Verhalten und die Gedankenmuster zu überprüfen. Eine Mutter hat es nach einem Vortrag einmal so formuliert: „Jetzt bin ich hier hergekommen, um zu erfahren, wie ich meinem Kind helfen kann, und muss nun doch wieder zuerst an mir arbeiten.“

JA. Genau das ist es. Eigene Grenzen überwinden, um dem Kind die passende Unterstützung geben zu können. Aus der eigenen Komfortzone heraustreten und gesellschaftliche Normierungen auch mal durchbrechen. Müssen Kinder und Erwachsene sich tatsächlich ungeprüft an alles anpassen, nur weil es schon immer so war, oder weil alle anderen es auch so machen?

Ich halte nichts davon, dass Eltern ihren Kindern ALLE Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, also die sogenannten „Curling-Eltern“, die den Weg des Kindes glattwischen. Auch die „Helikopter-Eltern“, die ihr Kind immer und überall überwachen, sollten sich lieber auch anderen Aufgaben zuwenden. Kinder brauchen auch Herausforderungen im Leben, um wachsen zu können, um Frustrationstoleranz zu üben, Kreativität in der Lösungsfindung zu entwickeln und Erfolgserlebnisse zu erleben. Doch wenn die Umgebung einfach nicht passt, dann muss sie anderweitig vorbereitet werden.

Und schon sind wir wieder bei der Intuition. Besinnen wir uns darauf zurück, vertrauen unserer Bauchintelligenz wieder, nehmen sie neu wahr und beachten sie. Das konnten wir schon einmal. Kleine Kinder leben so. Sie entscheiden aus dem Bauch heraus was sie brauchen, was ihnen gut tut. Diese Intelligenz ermöglicht ihnen auch, in ihrem ganz engen Umfeld die passenden Strategien zu entwickeln, um zu überleben.

Intuition: Wir haben sie. Wir haben sie alle. Sie ist oft nur zugeschüttet von Vernunft und Pflichterfüllung, ein guter im Sinne von angepasster Mensch und Bürger sein zu wollen.

Erinnern Sie sich doch kurz, wie oft Ihnen der Gedanke kam, etwas anders zu machen, sie gegen ihre innere Überzeugung gehandelt haben?

Lassen Sie sich auf ein neues Abenteuer der Sichtweisen ein. Lassen Sie sich von den folgenden Kapiteln inspirieren, achten Sie auf Ihr Gefühl, beobachten Sie Ihre Intuition.

Ihr Kind braucht SIE. So, wie Sie sind, mit allen Facetten, mit allen Möglichkeiten Ihres Wachstums und Wandels als Vorbild, als Orientierung. Sehen Sie Ihr Kind als ganz kleines Baby, als es Sie neugierig mit offenen Augen angesehen hat. Ohne Erwartung nur mit Liebe und Freude auf dieses Leben. Es hat sich Ihnen anvertraut. Nehmen auch Sie dieses Vertrauen an.

Es ist nie zu spät. Wann auch immer in Ihrer Eltern-Phase Sie dieses Buch lesen, wird es Ihnen Bestätigung geben, Sie an Vorhaben und Ideale erinnern und Ihnen neue Impulse geben. Und für jedes Ihrer Kinder braucht es eine neue Positionierung.

Kein Kind wünscht sich perfekte Eltern. Jedes Kind wünscht sich genügend gute Eltern, die für es da sind, ohne die eigenen Bedürfnisse aufzugeben. Alle Menschen haben das Potenzial in sich, gute Eltern für ihr Kind zu sein. Die einzige Voraussetzung ist sich auf das Abenteuer der Elternschaft mit all seinen Anforderungen einzulassen. Ihr Kind wird Ihnen den Weg zeigen. Gehen Sie ihn gemeinsam, lernen Sie voneinander. Entlassen Sie sich selbst aus der Anforderung immer alles besser wissen zu müssen. Übernehmen Sie Verantwortung für dieses einzigartige Menschenkind und teilen Sie diese Schritt für Schritt mit ihm.

Vielleicht möchten Sie, bevor Sie weiter lesen ein paar Minuten in sich gehen und über Ihre inneren „Erziehungsnöte“ reflektieren. Dann dienen Ihnen die folgenden Fragen als Impulse …

Was könnte sich ergeben, wenn ich - nicht nur - in der Erziehung wieder meine Intuition entdecke und danach handle?

Was würde passieren, wenn mein Kind sich entwickeln darf und ich es auf seinem Weg wohlwollend, liebend und bejahend begleite?

Wohin könnte meine Angst sich begeben, dass ich meinem Kind nicht all das Mögliche eröffne? Frage: Woher kann ich wissen, was mein Kind später einmal alles braucht?

Was wäre möglich, wenn ich dem inneren Bauplan meines Kindes und seiner Intelligenz Vertrauen schenken?

Natürlich gelten diese Impulse auch für diejenigen, die dieses Buch nicht als Eltern sondern Großeltern, Lernbegleiter, Lehrer oder Pädagogen lesen. Gerade wer Pädagogik als Beruf gelernt hat, hat sich viel damit auseinandergesetzt und oftmals Lehrmeinungen übernommen. Ich lade Sie ein, diese kritisch zu hinterfragen und auch auf Ihre Inutition zu vertrauen. Diese haben Sie unbestritten, sonst hätten Sie diesen Beruf niemals ergriffen.

4. Die 10 Wünsche der Kinder

Grundnahrungsmittel für die Seele

Liebe, Achtung, Gelassenheit, Begleitung, Fehler als Lernchance, Orientierung, Klarheit, Zuverlässigkeit, Kongruenz, Lebensfreude sind die Bedingungen für eine gesunde, ganzheitliche Entwicklung zu einem eigenständigen, mündigen Menschen, der sich in der Welt und all ihren Herausforderungen sicher bewegen kann.

Die Herausforderung für Eltern und Pädagogen ist, einen Schutzraum für die kindliche Entwicklung zu gestalten.

Entdecken Sie, was Sie Ihrem Kind schon alles bieten und was Sie noch gestalten können.

Die 10 Wünsche der Kinder, die ich hier im Folgenden behandle, habe ich bei Claus-Dieter Kaul einem gegenwärtigen Montessori-Pädagogen und Ausbilder gefunden. In seinem Buch geht er auf diese Wünsche ein und erklärt, wie sie in der Montessori-Pädagogik umgesetzt werden können. Ich fasse sie etwas globaler.

---ENDE DER LESEPROBE---