Mutterliebe - Alexander Urban - E-Book

Mutterliebe E-Book

Alexander Urban

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Beschreibung

Eine durchschnittliche Familie, Mann, Ehefrau und kleiner Junge. Es kriselt seit langem. Als die alkoholkranke Mutter ihren Job verliert, eskaliert die Situation. Sie tötet ihren schlaganfallgeschädigten Ehemann, der Junge kann entkommen. Aber vergessen kann er nicht ... Das Buch beinhaltet explizit geschilderte Gewaltszenen.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Mutterliebe

Vollstrecker

Rigor Mortis für seine Arbeit und das Cover (www.derrigormortis.de/) Tamara Wiegend für ihre Hilfe ([email protected]) Meiner Mutter für ihr Verständnis ... Besuchen Sie www.autorenteam2013.de BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Beginn

„Die Schlampe macht nur Ärger“, ruft Mutti, nachdem sie ein Telefonat mit ihrer Mutter abgebrochen hat. Ich spiele mit meinen Autos auf dem Boden der Küche. „Sieh mich nicht so an!“, brüllt Mutti, „Oder es setzt was!“ Verschämt spiele ich weiter. „Ach, Schatz, lass ihn doch spielen. Was hat er mit eurem schlechten Verhältnis zu tun ...“, versucht Vati einzuwenden. „Du hältst dich daraus!“, brüllt Mutti, woraufhin Vati wieder hinter seiner Zeitung verschwindet. Wie immer. Aber ich habe Mutti so lieb.

Mutti arbeitet als Verkäuferin in einem großen Supermarkt, Vati ist immer zuhause, er bekommt „Frührente“. Er hat vorher bei den Wasserwerken als Techniker gearbeitet, bis er einen „Arbeitsunfall“ hatte. Er kann seitdem nicht mehr richtig gehen. Er muss Krücken benutzen. „Das nennt man Unterarmgehhilfen!“, hat er mir einmal etwas böse gesagt, als ich mich beschwerte, dass er nicht mehr mit mir Fußball spielen könnte, wie andere Väter es mit meinen Schulfreunden machten. „Die haben keine Krücken!“, habe ich gesagt. Aber es tat mir nachher leid. Er konnte ja nichts dafür. Ich glaube, Mutti hat das mitbekommen.

In der Nacht, ich lag in meinem Bett, höre ich, wie die beiden sich streiten: „Nicht nur, dass ich eine Scheißmutter habe, die sich um mich einen Dreck kümmert, nein, in meinem Alter habe ich auch noch einen Ehemann, der zu nichts mehr taugt, weder im Bett noch im Haushalt. Das kotzt mich ... “ „Schrei doch nicht so, der Junge wird sonst noch wach!“ Ich war wach. „... und einen Sohn. Was habe ich mich breitschlagen lassen!“ Dann sagt sie was Schlimmes: „Ich wünschte, ich würde diesen ganzen Ballast los sein! Und jetzt halt die Fresse, ich will schlafen!“

Sicher nimmt sie jetzt ihre „Medizin“.

Ich weine mich in den Schlaf. Weil Mutti es so schwer mit uns hat.

 

Der Brief

Irgendwann nimmt Mutti ihre „Medizin“ auch tagsüber, vor der Arbeit. Vati wird immer trauriger, aber er versucht es vor mir zu verbergen. Er spielt mit mir mit meinen Autos, auch Brettspiele, um für mich da zu sein. Aber immer, wenn Mutti nachhause kommt, schimpft und sich beklagt, jetzt auch noch ihren „Ballast“ mit Essen zu versorgen, setzt er sich vor den Fernseher und reagiert erst wieder, wenn das Essen fertig ist. Es gibt fast immer nur Fertiggerichte aus der Mikrowelle.

Und sie streiten sich nachts immer wieder.

 „Es ist mir scheißegal, ob der Balg Geburtstag hat. Du kommst hier nicht her! Wenn du das versuchst, ich versichere dir, bringe ich dich um! Es gibt keine Party, dafür habe ich keine Zeit. Ich muss Geld verdienen. Soll er zu seinen Scheißfreunden gehen! Die Eltern können ja etwas arrangieren.“

Es war mein zwölfter Geburtstag. Ich weine. „Hör auf, zu flennen!“ „Ich war schon immer ein schwieriges Kind? Halt bloß die Klappe!“ Sie wirft den Hörer auf die Gabel.

Ich gehe zu niemandem an diesem Tag. Ich gehe zu niemandem meine Geburtstage feiern. Niemals. Denn Mutti muss uns versorgen. Sie hat keine Kraft, und ich hatte sie trotzdem lieb.

 Zwei Tage später, Mutti ist arbeiten, kommt ein Brief, den Vati sofort versteckt. „Er ist für dich“, „Wir lesen ihn gemeinsam, wenn Mutti sicher nicht kommt!“ „Aber sie ist doch bestimmt noch 4 Stunden arbeiten!“, sage ich. „Hm, na gut, setz dich zu mir auf die Couch.“ Ein Brief. Für mich. Ich setze mich neben Vati und lese auf dem Umschlag: Absender meine Oma, Empfänger ich!

 „Mach ihn auf, Vati!“, sage ich und rutsche aufgeregt auf der Couch hin und her. „Nun gut“, sagt Vati und nimmt den Brieföffner zur Hand.

 Im Umschlag befinden sich ein Brief und ein weiterer, kleinerer Umschlag mit der Aufschrift: „Für deinen Vater“.

Nach einem kurzen Blick hinein gibt mir Vati meinen Brief:

 

Hallo Sebastian!

Ich möchte dir ganz herzlich zu deinem zwölften Geburtstag gratulieren! Ich hoffe, dass ich dir hiermit ein wenig Freude bereiten kann! Es tut mir leid, dass meine Tochter (deine Mutter) und ich ein so schlechtes Verhältnis haben, aber störe dich bitte nicht daran, so schwer es dir auch fallen mag. Es war schon immer so. Halte dich an deinen Vater, er tut sein Bestes. Anbei dein Geschenk benutze es, wann immer du magst.

Ganz herzliche und liebe Grüße

Deine Großmutter Irene

 

„Warum ist denn das der erste Glückwunschbrief, den ich von Oma bekomme?“, frage ich Vati. „Das erkläre ich dir später“, sagt er. „Und was hat sie mir geschenkt?“, frage ich immer neugieriger. Mit großem Gebaren greift Vati in seinen Umschlag ...

„Bitte schön, Geburtstagskind!“ Er gibt mir einen 500-D-Mark-Schein.

Mit großen Augen sehe ich mir den Geldschein an. Ich denke sofort an ganz tolle Dinge, die ich mir kaufen würde. Aber Vati nimmt ihn mir wieder aus der Hand. „Ich denke, ich verwahre dein Geschenk erst einmal für dich.“ „Aber es gehört doch mir! Ich kann damit machen, was ich will!“ sage ich mit Tränen in den Augen. „Ja, aber denke an Mutti. Wir müssen noch warten, sie darf niemals davon erfahren!“ Das verstand ich trotz meiner Traurigkeit. „Aber wie lange denn?“ „Bis du erwachsen bist. Dann wirst du alles bekommen.“ "Alles bekommen", da war noch mehr? Ich frage Vati danach, er lächelte: „Wenn du erwachsen bist.“

Mutti habe ich nichts gesagt, es würde sie sicher gekränkt haben. Ich habe sie aber trotzdem ganz doll lieb.

Absturz

Ein Jahr später hat Vati einen „Schlaganfall“. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, kann er nur noch im Bett liegen, und muss gefüttert und gesäubert werden. Ich helfe Mutti, so gut ich kann, aber Mutti wird immer unzufriedener, schimpft und schreit ihn an: „Jetzt muss ich auch noch deine Scheiße wegmachen!“ Und solche Sachen. Sie nimmt immer öfter ihre „Medizin“.

Einen Tag vor meinem Geburtstag, ich füttere Vati, nimmt er zitternd meine Hand: „Sebastian. Geh in den Keller, im Boden ist eine lose Fliese.“ Er hustet Blut. „Darunter findest du alles, was ich für dich aufbewahrt habe!“ „Was denn, Vati?“ „Alles. Aber Mutti darf es niemals erfahren, warte, bis sie sicher nicht kommt, denn ...“ Er reißt die Augen auf und sieht Richtung Tür. „Aha!“ Ich drehe mich um. Mutti steht mit einer Flasche ihrer „Medizin“ im Türrahmen. Ich bekomme Angst und pinkele mir in die Hose, während Mutti sich umdreht und verschwindet. „Sebastian, lauf, verlasse das Haus!“ „Aber ...“ „HAU AB! Renn zu Nachbarn und bitte sie, die Polizei ...“

„Niemals wieder, du unnützes Stück Dreck!“ Mutti ist zurück, mit großen Augen sehe ich das Fleischermesser in ihrer Hand. Muttis Augen sind blutunterlaufen. Sie kommt auf uns zu ...

 ***

Polizeibericht

 

Name: Ruediger, Renate

Familienstand: verheiratet

Ehemann: Ruediger, Gerald

Kinder: 1

Kindesname: Ruediger, Sebastian

 

Tatvorwurf: Mord

 

Tathergang:

Frau Renate Ruediger kam erheblich alkoholisiert von ihrer Arbeitsstelle. Das Arbeitsverhältnis wurde seitens der Firma mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Grund war der erhebliche Alkoholmissbrauch während der Arbeitszeit, über den sich Kollegen und Kunden bei der Geschäftsleitung beschwert hatten.

(...)

Frau Ruediger verließ die Firma gegen 14:00 Uhr. Ihr weiterer Verbleib bis zum Eintreffen in der gemeinschaftlichen Wohnung ist nicht bekannt.

(...)

 ***

 Mutti hat nur Augen für Vati, noch. Sie rennt auf das Bett zu, das Messer weit erhoben. „Ihr seid Ballast, Ballast, nutzlos, ihr ...“ Ich renne zur Tür, durch den Flur, zur Haustür, ich höre schlimme Geräusche und Vati schreien. Ich renne weiter, zu den Nachbarn und weine die ganze Zeit.