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Das Leben in Knechtschaft und den nahen Tod ihrer Familie möchte Coiras Schwester durch ihr Selbstopfer an den Grafen verhindern. Coira zweifelt an dem Erfolg. Und hat Recht. Aber eine Wesenheit hat Interesse an ihr gefunden ...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
„Ich hasse sie!“, denke ich erneut, als ich meine 2 Jahre jüngere Schwester betrachte. Sie sieht sogar noch beim Ausmisten des Schweinestalls gut aus. Selbst die uns noch gebliebenen Jungtiere halten sich fröhlich quiekend in ihrer Nähe auf. Das wird wohl vorbei sein, wenn Morgen der Gesandte des Grafen kommt und den Tribut einfordert. Die Ferkel hat er uns beim letzten Mal genommen, ungeachtet des Flehens von Vater und Mutter. „Ihr habt den Tribut zu zollen. Graf Aidan erlaubt Euch, sein Land zu bewirtschaften. Tut ihr es schlecht, werde ich es ihm gerne sagen“ Er ist mit seinen Soldaten und den Säuen. gegangen. Die Muttersau ließ er uns.
Wir waren alle verzweifelt. Wovon sollen wir leben, wenn wir keinen Eber kaufen können?
Vater ist immer schon Viehzüchter gewesen. Mutter pflegt ein kleines Weizenfeld und kennt den Müller, sodass wir wenigstens Brot haben. Sie muss ihm nur kleine Gefälligkeiten gewähren.
„Warum muss Mutter mit diesem übel riechenden Müller verkehren, dass wir zu Essen haben! Graf Aidan, so er noch unser Lehnsherr ist, grausam heute und ungerecht“, sage ich abends laut am Tisch der Küche, wo wir unsere kargen Mahlzeiten einnehmen.
Ein Schlag lässt mich vom Hocker stürzen. Über mir steht mein Vater: „Weib! Dass du nichts sagst über unseren Grafen, der uns viele Sonnen und Monde immer gut gesonnen war!“ Ich liege noch am Boden, mich schwindelt. Trotzdem wage ich eine Erwiderung, während mir Blut aus der Nase läuft:
„Aber seit Langem nicht mehr! Er rafft und blutet uns Knechte aus. Warum?“
Für einen Moment sieht es so aus, als würde mich mein Vater wieder schlagen wollen. Viele aufbegehrende Kinder werden totgeprügelt und verscharrt oder versenkt. Das ist keine Seltenheit. Aber ich werde ihm dabei in die Augen sehen und recke blutend trotzig mein Kinn vor.
„Bitte, lass sie leben!“ mischt sich erstmals meine Mutter ein. „Sie ist jung und weiß nicht, was sie sagt!“ Vater überlegt. Schließlich sagt er:
„Halte in Zukunft deinen vorlauten Mund!“, und setzt sich wieder an den Tisch.
„Söhne, ich hätte Söhne gebraucht“, sagt er leise, den Kopf gesenkt in seinen Händen haltend. Ja, Söhne, die kräftig sind, Söhne, die viel Arbeit leisten und damit die Familie ernähren könnten, Söhne als Schergen oder Soldaten Aidans, als Söldner vielleicht.
Ich stehe wieder auf und blicke zur Seite, damit mein hasserfüllter Blick nicht auffällt. Dann setze auch ich mich wieder. Meine Schwester sieht mich an, ist da ein Lächeln in ihrem Gesicht?
Meine Schwester hat das Glück, von uns beiden die hübscheste zu sein. Sie hat einen makellosen Körper, den ich bei unserer Waschung bewundern kann. Gesicht, Busen, ihr Gesäß werden jedes Mannes Traum sein.
Ich dagegen habe zwar auch weibliche Reize, aber einen rechten verkümmerten Arm. Dieser ist halb so lang wie der linke, verkümmert und kaum zu gebrauchen. Natürlich kann ich deswegen nur mühsam zur Arbeit beitragen. Wenn ich es denn kann. Ich habe Glück, dass ich nach der Geburt nicht sofort getötet wurde. Mutter hat mir einmal erzählt, sie hätte mit ihrem Tode gedroht, sollte Vater mich umbringen.