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Sir Harry reist im Auftrag des britischen Geheimdienstes nach Paris und nimmt natürlich seine Ehefrau Kat mit - schließlich ist ein Aufenthalt in der französischen Hauptstadt immer ein Abenteuer. Doch der romantische Ausflug endet abrupt, als Harry plötzlich spurlos verschwindet. Kat beschließt, sich selbst auf die Suche nach ihm zu machen. Seine Spur führt sie von prächtigen Hotels zu den dunklen Nachtclubs der Place Pigalle - und schon bald wird klar: In der Stadt der Liebe kann ein einziger falscher Schritt tödlich sein ...
Über die Serie:
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
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Seitenzahl: 165
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Grußwort des Verlags
Über diese Folge
Titel
1. Ein unschöner Tag in Paris
2. Nichts geht über ein feines Frühstück
3. Eine unerwartete Abweichung
4. Vermisst
5. Dinner im Maxim's
6. Was nun?
7. Es wird Morgen in Paris
8. Planänderung
9. Auf der Flucht durch die Hauptstadt
10. Alte Freundinnen
11. Undercover-Operationen
12. Die Zeit ist um
13. Eine sichere Unterkunft
14. Auf ins Ritz
15. Die Wahrheit über »Lockstone«
16. Das Ende allen Tauschhandels
17. Dinner im Restaurant de la Tour Eiffel
Über die Autoren
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Impressum
Leseprobe
Cover
Inhaltsverzeichnis
Titelseite
Inhaltsbeginn
Impressum
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Sir Harry reist im Auftrag des britischen Geheimdienstes nach Paris und nimmt natürlich seine Ehefrau Kat mit - schließlich ist ein Aufenthalt in der französischen Hauptstadt immer ein Abenteuer. Doch der romantische Ausflug endet abrupt, als Harry plötzlich spurlos verschwindet. Kat beschließt, sich selbst auf die Suche nach ihm zu machen. Seine Spur führt sie von prächtigen Hotels zu den dunklen Nachtclubs der Place Pigalle - und schon bald wird klar: In der Stadt der Liebe kann ein einziger falscher Schritt tödlich sein ...
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant ...
Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen ...
MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS
Dunkle Schatten über Paris
Aus dem Englischen von Sabine Schilasky
Pavel Weiss verließ den Gare de l'Est und blinzelte gegen den hellen Maisonnenschein. Er knöpfte seinen Kaschmirmantel auf und blieb stehen, um die belebte Szenerie in sich aufzunehmen.Er schaute sich auf dem Bahnsteig um. Die letzten Passagiere stiegen ein, obwohl es bis zur Abfahrt noch zehn Minuten dauerte.
Ganz gleich wie oft er nach Paris kam, die Geräusche, die Bilder und die Düfte waren stets ausgesprochen erhebend!
Der großartige Boulevard erstreckte sich bis weit in die Ferne, gesäumt von Geschäften und hohen Wohnhäusern. Automobile, Taxen und Omnibusse rauschten mit trötenden Hupen vorbei, Arbeiter eilten zu ihren Büros, Cafés quollen über vor Kunden, die ihren Café crème tranken, vielleicht sogar einen frühen Absinth. Es war ideal, um Menschen zu beobachten.
Pavel umklammerte den Griff seines Koffers fest und überquerte die Straße zum Boulevard Strasbourg. Er wollte zum Hôtel d'Algérie, der kleinen Pension, die er vor der Abreise aus Istanbul gebucht hatte.
War das wirklich erst drei Tage her? Der Schlafwagen quer durch Europa hatte die Strecke länger erscheinen lassen, so, wie der Zug fortwährend angehalten, rangiert, zurückgesetzt und gewartet hatte. Belgrad, Wien, Straßburg und so weiter.
In Istanbul hatte er im Pera Palas Hotel zu Abend gegessen – köstlichen Wolfsbarsch, in Pergament gegart – und war um zehn am Bahnhof Sirkeci in den Zug gestiegen, wo er sich direkt in sein Erste-Klasse-Abteil zurückgezogen hatte.
Jenes Abendessen, zu dem er einen Gewürztraminer genossen hatte, war selbstverständlich extravagant gewesen. Ein luxuriöses Ritual zu dieser monatlichen Parisreise. Teuer, ja, doch die vierundzwanzig Stunden hier würden alles andere als angenehm werden. Ihn erwartete ein steinhartes Bett in einem flohverseuchten Zimmer, ein karges Mahl in einer schäbigen Taverne und eine Menge abgetragenen Schuhleders, um jedweder Verfolgung entfliehen zu können.
Der letzte Gedanke spornte ihn an, die Haltestange einer Straßenbahn zu ergreifen, als sie an einer Biegung langsamer wurde, um hineinzuspringen. Er drängte sich durch die dichte Menge auf der hinteren Plattform und blickte sich auf der Straße um, ob ihn jemand einzuholen versuchte.
Es war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Kein verdrossener »Beobachter«, der aus der Deckung trat und sich fragte, wie er sein Zielobjekt nur hatte verlieren können.
Pavel lächelte vor sich hin, als die Straßenbahn weiterratterte. Sein Handwerk beherrschte er instinktiv; es war ihm tief eingegraben. So, wie es sein sollte.
Er verdankte sein Leben der Ausbildung, die ihm die Briten vor all den Jahren hatten angedeihen lassen, als der Krieg ausgebrochen und ganz Europa zu einem Blutbad geworden war. Er konnte von Glück reden, diesem Wahnsinn lebend entkommen zu sein.
Immer noch auf der Hut, wartete er, dass die Straßenbahn anhielt. Und dann, als sie eben wieder losfahren wollte, sprang er hinunter und verschwand in einer Seitenstraße.
Er folgte seinem Orientierungssinn, als er im Zickzack durch ein Labyrinth enger Straßen zu seiner Pension zurückging.
Hin und wieder blieb er stehen und schaute sich um – nach einer Spiegelung in einem Caféfenster zum Beispiel –, um ganz sicher zu sein, dass ihm niemand folgte.
Für alle Fälle.
Dieses ständige Ausschauhalten war anstrengend. Doch lange wäre es nicht mehr nötig, das wusste er.
Pavel war aus dem Ruhestand gelockt worden und hatte das Geld als sehr reizvoll empfunden, um nicht zu sagen: Er hatte es dringend nötig. Doch im September wäre er endgültig aus dem Spiel – endlich! – und mit ein wenig Glück schon in seinem kleinen Cottage in der wunderschönen Provence.
Ja, finanziell würde es knapp werden, doch wie vollkommen wäre ein solches Leben in Südfrankreich!
Lange schlafen, Café au Lait und Croissants im Dorfcafé, ein Mittagessen auf der Terrasse, vielleicht ein wenig Boule auf dem Dorfplatz am Nachmittag. Dann ein Abendessen unter den Sternen ... mit dem schweren Jasminduft in der Abendluft.
Keine Zickzackreisen mehr über den Kontinent, wechselnde Identitäten, dauernd mit dem Blick über die Schulter ... ständig auf Abruf für irgendwelche fernen Agentenführer.
Wobei er zugeben musste, dass dieser gegenwärtige Auftrag nicht allzu anstrengend war.
Nur in diesem Monat noch einmal zur Hauptpost im Sirkeci gehen, ein »Päckchen« abholen und es an einen – natürlich namenlosen – Kontakt hier in Paris liefern.
Und danach mit dem, was auch immer er bekommen hatte, schnell zurück nach Istanbul. Ein hochgejubelter Briefträger, nichts anderes war er im Grunde! Auch wenn kein Briefträger der Welt so gut verdiente wie er.
Wer weiß, was in diesen Päckchen ist?
Pavel sah jedenfalls nie nach, wenngleich er lange genug in dem Geschäft war, um es sich denken zu können. Bargeld? Edelsteine? Gold? Drogen? Oder, was noch wertvoller wäre: Geheimnisse?
Das musste ihn nicht kümmern. Er war lediglich der Bote. Seine Aufgabe war es zu liefern, und nicht, Fragen zu stellen. Und genau das tat er.
Jetzt bog er in eine noch heruntergekommenere Straße ein und sah ein verblasstes, handgeschriebenes Schild an einer Tür: Hôtel d'Algérie. Er blieb stehen und schaute sich auf der Straße um.
Keine Menschenseele in Sicht.
Perfekt.
Er würde auf sein Zimmer gehen, ein wenig schlafen und irgendwo günstig essen.
Danach würde er zur vereinbarten Zeit das Päckchen abliefern und achtgeben, dass er den Schnellzug zurück nach Istanbul gleich morgen früh erwischte.
Jetzt aber überquerte er die Straße zum Hotel, den kostbaren Koffer fest in der Hand.
Zwölf Stunden später und erstaunlich erfrischt stand Pavel in der Tür des Hotels, nun in klassischer französischer Handwerkerkluft: verblasste Kleidung, zerkratzte Stiefel und eine fadenscheinige flache Schirmmütze.
Er trug eine zerschlissene Leinentasche über der Schulter, in der das Päckchen lag, das er ausliefern sollte.
Pavel neigte sich nach vorn und schaute sich auf der Straße um. Hier war inzwischen mehr los, obwohl es dunkel war. Jetzt wurden die zwielichtigen Geschäfte in Paris abgewickelt.
In der Bar gegenüber wurde zotig gesungen, und betrunkene Gäste torkelten mit Weinflaschen in den Händen heraus.
Aber nirgends war jemand, der Pavel beobachtete.
Er hatte sich einen Weg zu Les Halles ausgeguckt – zu Paris' großen Markthallen. Dort sollte sein Kontakt warten.
Nach einem letzten Blick zu dem belebten Café tauchte Pavel in die Nacht ein.
Er bahnte sich seinen Weg zwischen den hektischen Ständen von Les Halles hindurch, vorbei an Jungen mit Karren und bulligen Metzgern, die Karkassen heranschleppten; an Obst- und Gemüsehändlern, die ihre Kisten fast zwei Meter hoch stapelten.
Dieser Markt war ein Schmelztiegel der Geschäftigkeit, er schaffte alle erdenklichen Lebensmittel in die Großstadt. Hier glichen sich Tag und Nacht. Und in den Cafés, an denen Pavel vorbeikam, wurde zu jeder Zeit Frühstück, Mittag- und Abendessen serviert, alle begleitet von Karaffen mit kräftigem Rotwein.
Jetzt konnte er weiter vorn durch das Gewühl sein Ziel erkennen: das Bistro Au Chien Qui Fume.
Pavel blieb abrupt stehen und trat seitlich in den Schatten der Metzger-Laderampe, deren Boden mit Sägemehl ausgestreut war. Es roch intensiv nach frisch geschlachtetem Tier.
Von hier blickte er über die dicht gedrängte Menge vor dem Café und suchte nach seinem Kontakt.
Aber seltsamerweise war von dem keine Spur zu entdecken. Pavel zog seine Taschenuhr hervor und sah nach: Ja, es war Punkt Mitternacht. Er steckte die Uhr wieder ein. Das war außergewöhnlich.
Und ihm gefiel nichts Außergewöhnliches.
Gab es ein Problem?
Doch im nächsten Moment tippte ihm jemand auf die Schulter.
Er fuhr sehr schnell herum, während er gleichzeitig die Schultertasche fester packte und die andere Hand hob, um sich zu verteidigen. Doch dann sah er seinen Kontakt nur einen Meter entfernt dastehen. Der große, schmalgesichtige Mann lächelte.
Pavel trat zur Seite, sodass sie beide an einer Mauer lehnten und zum hektischen Markt hinausschauten.
Als würden sie nicht miteinander reden ... wären einander vollkommen fremd.
»Na? Ein bisschen schreckhaft heute Abend, was?«, fragte der Mann.
»Ich mag keine Überraschungen«, antwortete Pavel.
»Nein, natürlich nicht. Verständlich.«
Pavel nickte zum Café. »Probleme?«, fragte er seinen Kontakt. »Mit unserem üblichen Ort?«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich sah jemanden an der Bar, der mir nicht gefiel.«
»Lieber kein Risiko eingehen«, sagte Pavel.
»Dachte ich auch. Also, was jetzt?«
»Hier ist es zu öffentlich«, antwortete Pavel kopfschüttelnd. Er war verwundert, dass sein Kontakt keinen Ausweichplan in petto hatte. »Ein anderes Café?«
Pavel wartete, denn der andere Mann schien zu überlegen.
»Nein. Aber ... ich kenne einen Ort. Folgen Sie mir.«
Pavel sah, wie sein Gegenüber sich umwandte und wegging, vorbei an den Ladebuchten. Er wartete einige Sekunden, dann trat er gelassen in die Gasse und folgte dem Mann im Abstand von fünfzig Metern. Er schlenderte durch die Menge, als hätte er es nicht sonderlich eilig.
Pavel sah seinen Kontakt gelassen hinter eine der Buchten gehen, wobei er sich nur sehr kurz zu ihm umschaute, bevor er verschwand. Pavel folgte ihm und fand sich in einer dunklen Seitengasse wieder, in die das helle Licht des Marktes nicht hineinreichte.
Zwanzig Meter weiter vorn machte er den Schatten seines Kontakts aus, der kurz im Lichtkegel einer Straßenlaterne verharrte. Damit er ihm nachkam, dachte Pavel, der weiter in die Gasse hineinging.
Doch dann sah er einen weiteren Schatten über die Mauer an der Seite huschen und wusste sofort ... der gehörte nicht zu seinem Kontakt.
Es war noch jemand hier.
Und Pavel wurden unzählige Dinge auf einmal klar ...
Es war ein furchtbarer, schrecklicher Fehler gewesen, seinem Kontakt zu folgen.
Er hatte vergessen, was er gelernt hatte, und würde jetzt dafür bezahlen.
Er spürte die Schritte hinter sich eher, als er sie hörte. Doch zu spät, als dass er sich umdrehen und verteidigen könnte ...
Eine kräftige Männerhand in einem Handschuh wurde auf seinen Mund gepresst und riss seinen Kopf nach hinten. Dann sah er das entsetzliche Blitzen einer Messerklinge, die ihm sehr schnell über die Kehle gezogen wurde.
Und als er rückwärts auf den Boden fiel und merkte, wie ihm die wertvolle Tasche von der Schulter gerissen wurde, sah er seinen Kontakt vom Ende der Gasse kommen, über ihm stehen und warten. Darauf, das ahnte Pavel, dass das Leben aus seinen Augen wich.
Und mit einem letzten Gedanken schwand der Traum von jasminparfümierten Abenden unter dem Mond der Provence harter und endgültiger Schwärze.
Kat lehnte sich auf dem gepolsterten Korbstuhl vor dem Café de Flore zurück, trank ihren Kaffee und sog die Atmosphäre des prächtigen Boulevards Saint-Germain in sich auf.
»Ich glaube übrigens«, sagte Harry, der ein weiteres Brötchen aufbrach und ein Stück in seinen Kaffee tunkte, »dass ich es verstanden habe. Jeden Morgen geht die Hälfte der Pariser zur Arbeit, während die andere Hälfte draußen sitzt, Kaffee trinkt und zuschaut, wie die anderen vorbeieilen.«
Kat blickte zu der Reihe voller Cafés, die sich den Boulevard entlangzog, und überall waren die Stühle zum Gehweg und der belebten Straße hin ausgerichtet.
»Mein lieber Mann, ich glaube, du könntest recht haben«, konstatierte sie lachend. »Und eventuell ... tauschen sie jeden Tag die Rollen?«
»Oh, ganz sicher. Die Franzosen stehen sehr für Gleichheit.«
»Aber was sollen wir dann tun?«
»Wir sind Touristen, bilden also eine Ausnahme.«
»Ach, ja. Also dürfen wir morgen früh wiederkommen und einfach hier sitzen?«
»Genau. Obwohl ... nur zur Abwechslung ... wie wäre es, wenn wir stattdessen köstlich im Les Deux Magots frühstücken?«
Kat sah zu dem anderen Café, das nur einige Meter entfernt war.
»Werden wir dann Picasso treffen? Und James Joyce? Und die Surrealisten?«
»Ich kann garantieren, dass sie alle zweifellos dort sein werden«, antwortete Harry.
»Oh, gut! Und da wir bei Plänen sind, was ist mit Sonntag?«
»Nun, für Sonntag ... habe ich tatsächlich bereits einen Plan.«
»Deine Pläne liebe ich immer, Harry.«
»Ja, ich denke, dieser wird dir gefallen ...«
»Verrätst du ihn mir?«
»Mein Plan für Sonntag ist ... Wir werden so lange schlafen, dass wir das Frühstück auslassen müssen und direkt mit dem Mittagessen anfangen.«
»Oh ja! Im La Mère Catherine, j'espère?«
»Dein Lieblingsrestaurant, ja, wo sonst?«
»Austern und eine Flasche Muscadet?«, fragte Kat, wobei sie sich näher zu Harry neigte.
»Du liest meine Gedanken.«
»Und danach, so rate ich mal, gehen wir hoffentlich zurück ins Bett?« Sie legte eine Hand auf seine.
»Selbstverständlich. Solche Tage können recht ermüdend sein.«
»Dem stimme ich zu«, sagte Kate. »Und wir dürfen es nicht übertreiben.«
Sie gab ihm einen Kuss und schnappte sich grinsend das letzte Brötchen, um es mit goldener Butter zu bestreichen.
»Soll ich die restliche Aprikosenmarmelade nehmen?«, fragte sie und griff bereits danach. »Es wäre ein Jammer, sie zu verschwenden.«
»Sie gehört ganz dir«, antwortete Harry. Er blickte auf seine Uhr. »Oh, schade. Ich muss leider gehen. Um zehn soll ich Groves treffen.«
»Ich mag diesen Mann nicht«, sagte Kat, die einen großen Bissen von ihrem Brötchen mit Marmelade nahm.
Harry lachte. »Du kennst ihn überhaupt nicht!«
»Will ich auch nicht. Wäre er nicht, könnten wir ein wenig Käse und Wein kaufen, auf ein Bateau Mouche springen und den ganzen Tag auf der Seine tun, als wären wir ein französisches Liebespaar.«
»Ach, schön wär's. Aber dir ist klar, dass wir ohne Groves gar nicht in Paris wären, oder?«
Natürlich war Kat bekannt, dass es zu diesem überraschenden verlängerten Wochenende in Paris gekommen war, weil Harry bei seinem neuen Vorgesetzten in Whitehall darauf bestanden hatte, Kat mitnehmen zu dürfen.
Und der Grund der Reise war eine ziemlich dringende Budget-Besprechung mit jemandem, der »sehr verdeckt« für den britischen Geheimdienst arbeitete.
»Denkst du wirklich, dass es den ganzen Tag dauern wird?«, fragte Kat.
»Ich habe keine Ahnung. Kassenbücher und Konten durchzugehen ist nicht unbedingt meine Stärke.«
»Nein, das ist gewiss keine Aufgabe für einen furchtlosen internationalen Agenten wie dich, Liebling.«
»Einen Agenten, halb im Ruhestand, nicht zu vergessen«, erinnerte er sie lächelnd.
»Doch immer noch furchtlos, hoffe ich.«
»Oh, durchaus!« Harry lachte. »Aber du hast recht. Ich weiß ehrlich nicht, warum dieser neue Bursche Chalmers mich hiermit betraut. Der gute alte Sinclair hätte es gewiss nicht getan.«
»Tja, ich bin ihm überaus dankbar. Tatsächlich habe ich eben beschlossen, Groves zu verzeihen. Deine Besprechung heißt für mich, dass ich toute seule einkaufen gehen darf. Und später können wir Paris richtig genießen.«
»Mein liebster Zeitvertreib – du und ich in Genusslaune.«
Kat grinste, und Harry nahm einige Münzen aus der Tasche, die er auf den Tisch legte. Kat trank ihren Kaffee aus, als er aufstand.
»Gehen wir zusammen?«, schlug sie vor und erhob sich ebenfalls. »Wenigstens ein Stück. Dein Mr Grove wartet in der Nähe der britischen Botschaft, stimmt's?«
»Ja, nicht weit davon. Rue Montalivet«, antwortete Harry. Unterdessen erschien der Kellner, nahm die Münzen vom Tisch auf und dankte ihnen.
Kat hakte sich bei Harry ein, und sie gingen eine der Seitenstraßen hinunter zum Fluss.
»Mir kommt es ein wenig eigenartig vor, Harry, dass du ihn in seiner Privatwohnung treffen sollst anstatt in der Botschaft. Findest du nicht auch?«, fragte Kat.
»Ach, Groves eilt der Ruf voraus, Dinge auf seine Art zu handhaben. Anscheinend leitet er die Operation von zu Hause aus.«
»Wie mysteriös.«
»Nun ja, wie du weißt, liebe Kat, mag es der Geheimdienst Seiner Majestät mysteriös.«
Kat lachte. »Hm, manchmal denke ich, sie sind eher versehentlich ›mysteriös‹.«
Sie gingen bis zum Quai Voltaire, wo Kat über den breiten Fluss mit den Booten und Barkassen aller Größen schaute, die vorbeituckerten.
»Gehen wir über die Pont Royal und durch die Tuilerien«, schlug sie vor.
»Hast du früher hier Kaffee getrunken, als du in Paris stationiert warst?«, fragte Harry, als sie sich der Brücke näherten.
»Oh ja. Und du?«
»Jeden Tag, wenn es sich machen ließ.«
Auf der Pont Royal blieb Kat kurz stehen, um nach unten zu einer Reihe von Vergnügungsbooten zu schauen, die am anderen Ufer nahe dem Jardin des Tuileries vertäut waren.
»Wie wäre es, wenn wir uns am Sonntag ein Boot mieten und den Fluss hinaufschippern würden?«
»Eine glänzende Idee! Dort könnte unser Picknick stattfinden.«
Sie überquerten die Brücke. Anscheinend hatte sich Paris kaum verändert, seit Kat in den frühen Zwanzigern hier für die amerikanische Regierung gearbeitet hatte. Und ihre Rolle war nicht unähnlich der Harrys in der britischen Botschaft direkt nebenan gewesen.
»Wir müssen sehr oft auf dieser Brücke aneinander vorbeigekommen sein«, sagte sie.
»Ja, ich weiß. Warum haben wir uns da nicht schon kennengelernt und ineinander verliebt?«
»Das frage ich mich auch. Wo steckt Amor, wenn man ihn braucht?« Kat umfing seinen Arm fester. »Dennoch gestehe ich, dass ich damals eine Menge Spaß hier hatte. Und auf all den Einsätzen nach diesem.«
»Ich auch«, sagte Harry lächelnd.
