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Gefährlichen Hybrid-Wesen und meisterhafte Detektivarbeit. Dieses Detektivtrio nimmt es mit jedem Mysterium auf! Für alle Fans von Stranger Things und Die Drei Fragezeichen, ab 8. Die Freunde Caspar und Bob sind einem mysteriösen Geheimnis auf der Spur. Jemand scheint Tiere, Pflanzen und Technik miteinander zu kreuzen, um gefährliche Hybrid-Wesen zu erschaffen. Stecken die Geheimagenten dahinter, die Caspar und Bob auf den Fersen sind? Zusammen mit dem Wissenschaftler Doc folgen die Jungs den Hinweisen in die Wüste vor Las Vegas. Doch dort lauert eine noch viel größere, achtbeinige Gefahr. Ihnen bleibt nur wenig Zeit, die riesigen, blitze-spuckenden Bestien zu besiegen. Denn bald soll die ganze Stadt von ihnen überrannt werden. Lust auf weitere Action-Abenteuer von Max Held? Dann darfst du Wild Claws nicht verpassen: Wild Claws (1). Im Auge der Python Wild Claws (2). Der Biss des Alligators Wild Claws (3). Im Visier der Haie
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2022
Weitere Bücher des Autors im Arena Verlag:
Mystery Hunter (1). Die kriechende Gefahr
Wild Claws (1). Im Auge der Python
Wild Claws (2). Der Biss des Alligators
Wild Claws (3). Im Visier der Haie
Max Held ist ein waschechter Abenteurer. In seiner Freizeit legt er sich mit wilden Tieren an, seilt sich aus selbst gebauten Minihubschraubern ab und kommt mysteriösen Geheimnissen auf die Spur – zumindest in seinen Büchern. Der Autor lebt und schreibt in Bonn.
Philipp Ach, geboren 1993, hat Illustration und Design an der Fachhochschule Münster und der HAW Hamburg studiert. Heute arbeitet er als freiberu.icher Illustrator im Emsland. Er illustriert Spiele, Bücher und alles, was kleine Abenteurer in fantastische und fremde Welten eintauchen lässt. Wenn er nicht gerade arbeitet, genießt er seine Zeit beim Gärtnern oder bei einem guten Brettspiel.
Ein Verlag in der Westermann Gruppe
1. Auflage 2022
© 2022 Arena Verlag GmbH
Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Text: Max Held
Umschlag- und Innenillustrationen: Philipp Ach
Lektorat: Deborah Schirrmann
Umschlagtypografie: Juliane Lindemann
Satz: Hermann Zanier
E-Book ISBN 978-3-401-81012-6
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Das Geräusch ähnelte dem Brummen einer fliegenden Hummel. Einer riesigen Hummel mit Husten. Explosionsartige Laute unterbrachen das Surren des Rotors, der das merkwürdige Fluggerät in der Luft hielt. Es klang, als könne der Motor jeden Moment ausfallen. Was bei einer Flughöhe von knapp einhundert Metern nicht gerade beruhigend wirkte.
»Und wenn das Ding abschmiert?«, rief Caspar in sein Headset.
»Der Kopter stürzt nicht ab«, gab Bob vom Pilotensitz zurück.
»Und wenn doch?« Schon beim Einsteigen in die Bumblebee hatte Caspar ein mulmiges Gefühl gehabt, was auch daran lag, dass er mehrere Bauteile des Zwei-Mann-Helikopters wiedererkannte. Bob hatte sie ein paar Tage zuvor auf dem Sperrmüll gefunden und mit zu Doc genommen.
Caspar hatte angenommen, der Wissenschaftler würde die Teile für sein Gewächshaus oder in seinem Labor verwenden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie in einem Hubschrauber Marke Eigenbau zum Einsatz kämen. Einem Minihubschrauber, der mit achtzig Sachen über die Mojave-Wüste jagte.
»Keine Panik«, sagte Bob, »ich habe Doc beim Zusammenbau geholfen und kann dir versichern …«
»Vorsicht!«
Ein Schatten raste auf sie zu. Bob riss den Steuerknüppel nach links. Die Bumblebee kippte zur Seite weg und verfehlte das Objekt nur um Haaresbreite. Es handelte sich um einen kalifornischen Kondor. Ziemlich groß. Und ziemlich ungehalten, wie Bob dem krächzenden Schimpfen entnahm. Hätten sie ihn gerammt, wäre die Bumblebee vermutlich abgestürzt.
»Sag mal, findest du es nicht auch merkwürdig, dass Doc den Kopter Bumblebee genannt hat?« Caspar warf einen Blick zum Las Vegas Airport, der nicht weit entfernt lag.
»Warum? Der Kopter sieht einer Hummel doch auch ziemlich ähnlich.«
»Aber Hummeln müssten nach allen Gesetzen der Aerodynamik eigentlich flugunfähig sein …«
»Wir sind da«, überging Bob die Bemerkung und zeigte nach unten. Im goldgelben Wüstensand zeichnete sich schwach der Abdruck eines Objekts ab, das einen runden Körper mit acht langen Fortsätzen gehabt haben musste. Er erinnerte an eine Spinne. Eine Spinne, gegen die der verlassene Jeep daneben wie ein Spielzeugauto wirkte.
Die Bumblebee setzte auf dem Wüstenboden auf. Und obwohl sich die Sonne am Horizont bereits auf dem Weg in den wohlverdienten Feierabend befand, war die Luft noch immer brütend heiß.
Caspar und Bob schlüpften in die Schutzanzüge, die Doc speziell für diesen Auftrag entwickelt hatte: Overalls aus gelbem Kunststoff plus Atemmaske. Sie sahen weder cool noch spacig aus, sondern erinnerten an Müllsäcke, in die man ein paar Löcher geschnitten hatte.
»Wir wissen nicht, womit ihr es in der Wüste zu tun bekommt«, hatte Doc beim Anprobieren der Overalls erklärt. »Diese Spezialanzüge schützen gegen biologische und chemische Stoffe sowie gegen Strahlung. Und das Beste ist: Ich habe eine Kühlung eingebaut!« Darauf war Doc besonders stolz gewesen.
Die Kühlung war allerdings das Erste, das ausfiel, nachdem Caspar und Bob in die Anzüge gestiegen waren.
»Hoffentlich hat sich Doc bei den übrigen Schutzmaßnahmen mehr Mühe gegeben«, sagte Bob über Funk. »Sonst sehen wir womöglich bald so aus.« Er zeigte zu einem unförmigen Objekt, das ein paar Meter entfernt im Sand lag. Erst auf den zweiten Blick war ein von der Sonne verbrannter Kadaver eines Wolfs zu erkennen.
Caspar und Bob wankten durch den Sand. Mit dem unbequemen Anzug und den schweren Boots fühlten sie sich wie Astronauten auf dem Mond. Die klobige Atemmaske erschwerte zudem das Luftholen. Nach den rund zwanzig Metern bis zum Abdruck fühlten sie sich, als hätten sie einen Hundert-Meter-Sprint hingelegt.
»Kennst du Tarantula?«, fragte Bob, während er mit einem Strahlengerät die Gegend sondierte.
Caspar legte seinen Koffer auf den Sand und öffnete ihn. Ein buntes Sammelsurium aus Lupen, Lampen, Reagenzgläsern und einem Seil kam zum Vorschein. »Heißt euer neuer Nachbar nicht so?«, fragte er und entnahm dem Koffer einen Probenbehälter. Er schraubte den Deckel ab und füllte etwas Wüstensand in das Glas.
»Der heißt Tarantino«, sagte Bob. »Tarantula ist der Name eines Films. Darin züchtet ein durchgeknallter Wissenschaftler eine Riesenspinne, die nach einem Laborunfall abhaut und die Gegend unsicher macht. Das Ding ist ein Klassiker.«
Mit Filmen kannte sich Bob aus. Das lag zum einen daran, dass er und Caspar in Los Angeles lebten und Hollywood nur ein paar Blocks entfernt von ihren Häusern war. Zum anderen arbeitete Bobs Mum als Stuntfrau und sein Dad war Tricktechniker. Das Haus der Richards war dementsprechend mit Requisiten aus Filmen vollgestopft. Zudem besaß Bobs Dad eine riesige Filmsammlung, in der sich nicht nur die neuesten Actionkracher fanden, sondern auch Klassiker der über hundertjährigen Filmgeschichte. Tarantula gehörte dazu, und obwohl der Film fast siebzig Jahre auf dem Buckel hatte, war er immer noch ziemlich gruselig.
Der Sand vor Bobs Füßen begann zu rieseln. »Was ist denn jetzt kaputt!?!«
Plötzlich brach der Boden weg. Bob taumelte rückwärts, bekam aber keinen Halt und fiel hin. Langsam rutschte er in das immer größer werdende Loch hinein.
Etwas peitschte neben ihn auf den Sand.
»Nimm das Seil!«, rief Caspar und Bob griff zu. Im selben Augenblick brach ein weiteres Stück des Untergrunds weg und Bob baumelte in der Luft. »Zieh mich raus!«, rief er.
»Versuch ich ja«, ächzte Caspar. »Aber du bist … so was von … schwer …«
In der Finsternis unter Bob bewegte sich etwas und streckte seine Fühler nach ihm aus. »Nun mach schon!«, brüllte Bob.
»Ich … kriege … keinen … Halt …« Caspar versuchte, seine Füße in den Sand zu stemmen, der aber unter ihm wegrutschte.
Die Fühler betasteten Bobs Boots.
Ein Schatten fiel auf sein Gesicht. Sofort zuckten die Fühler zurück. Unvermittelt gab es einen kräftigen Ruck und Bob wurde aus dem Loch gezogen. Erst jetzt kapierte er, dass es nicht Caspar war, der ihn gerettet hatte. Sondern ein Mann mit ernster Miene und dichtem Bart.
»Alles in Ordnung?«, fragte Bobs Retter mit tiefer Stimme.
Bob schluckte. »Ja, alles okay. Bis auf den Schrecken.«
»Ich versteh dich nicht.« Der Mann deutete auf Bobs Atemmaske. »Nimm das Ding ab.«
»Und was ist mit der Strahlung?« Bob sah sich um. Ein paar Meter entfernt stand Caspar neben einem Geländewagen, der bis eben noch nicht dort gewesen war. Er hatte den Helm bereits abgenommen. Bob seufzte und tat es ihm gleich.
»Danke, Sir«, sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich habe den Halt verloren. Und dann war da noch dieses …« Er stutzte. Etwas an der Miene seines Gegenübers ließ ihn zögern.
»Da war noch dieses … was?«, fragte der Mann. Aus den Augenwinkeln sah Bob, wie Caspar den Kopf schüttelte.
»Dieses … äh, Loch«, sagte Bob rasch. »Weiß auch nicht, woher das plötzlich kam.« Er warf einen Blick zurück, aber von der Kreatur mit den Fühlern war nichts zu sehen.
»Ach nein?« Der Mann beäugte ihn misstrauisch. »Und wieso sind du und dein Kumpel hier in der Wüste? In Schutzanzügen? Mit einem selbst gebauten Helikopter?«
Gute Frage, dachte Bob. Und schwierige Antwort. »Wir drehen einen Film«, sagte er deshalb. »Mit dem Smartphone. Ein Projekt unserer Schule.«
»Ein Projekt eurer Schule«, wiederholte der Mann und klang nicht sehr überzeugt. »Mitten in den Ferien. Ist ja sehr interessant. Darüber möchte ich gerne mehr erfahren. Genauso wie über euer … Fluggerät. Ihr habt ja sicher nichts dagegen, mich zu begleiten. Dann könnt ihr mir alles erzählen.«
Eine Stunde später saßen sie in einem Büro auf dem Gelände des Las Vegas Airport. Bei dem unbekannten Retter handelte es sich nämlich um den Leiter der Flugsicherung, Mr Douglas.
Ein Fluglotse hatte die Bumblebee auf dem Radar entdeckt und versucht, sie anzufunken, weil sich der Kopter unerlaubt im Flugraum aufhielt. Sofort nachdem die Jungs gelandet waren, war Mr Douglas mit dem Geländewagen losgerast.
»Die Sache mit dem Film glaube ich euch keine Sekunde«, knurrte er, während er Caspars Koffer durchsuchte. »Oder wozu braucht ihr Dosierflaschen, Filtergeräte, hochprozentigen Alkohol und Chemikalien? Alles Dinge, die man aus einem Labor kennt.«
»Sie haben recht, das mit dem Film war eine Lüge«, gab Caspar zu. »Aber wir sind trotzdem im Auftrag der Schule unterwegs. Wir wollen nämlich bei Jugend forscht mitmachen und haben ein Instrument zur Messung von Strahlung entwickelt, den Scan-O-Mat.« Er zeigte auf den kleinen grauen Kasten, den ihnen der Leiter der Flugsicherung abgenommen hatte.
Mr Douglas beäugte ihn skeptisch. »Und was für Strahlung untersucht ihr damit?«
»Alles Mögliche«, sagte Caspar. »UV-Strahlung, Infrarotstrahlung …«
»Atomstrahlung«, fügte Bob hinzu. Caspar stieß ihn unter dem Tisch mit dem Fuß an.
»Aua!«, murrte Bob empört. »Wieso trittst du mich?«
Caspar verdrehte die Augen.
Mr Douglas schnaubte. »Ihr glaubt, ihr könnt mich verschaukeln. Aber da habt ihr euch den Falschen ausgesucht! Wegen eures Flugmanövers hätten wir beinahe die Landung einer Passagiermaschine abgebrochen. Das ist kein dummer Jungenstreich, sondern eine ernste Angelegenheit. Also frage ich euch zum letzten Mal: Was wolltet ihr in der Wüste und wer hat euch mit Schutzanzügen, Strahlungsgerät und Minihelikopter ausgerüstet?«
»Also gut«, seufzte Bob. »Hier kommt die Wahrheit: Wir glauben, dass sich eine riesige Spinne aus dem Wüstensand gegraben hat und verschwunden ist. Sie könnte eine unbekannte Strahlung aussenden, deshalb hat uns ein genialer Wissenschaftler die Anzüge und den Hubschrauber gebaut. Wir sind nämlich Monsterjäger.«
Mr Douglas starrte ihn regungslos an. »Eine riesige Spinne«, sagte er schließlich.
Bob nickte. »Sie kennen doch Tarantula, oder?«
Mr Douglas übergab Caspar und Bob dem Sheriff, der die beiden nach einer kurzen Befragung nach Los Angeles zu ihren Eltern brachte.
Und die waren alles andere als erfreut, denn die Freunde hatten erst vor Kurzem gegen ihre Vorschriften verstoßen. Deshalb verhängten sie nun härtere Strafmaßnahmen. Zur Auswahl standen Gartenarbeit, alten Menschen in einem Pflegeheim vorlesen und Müllsammeln am Strand. Caspar entschied sich für den Müll, Bob für die Senioren.
Ein paar Tage später war Bob ein gern gesehener Gast in der Seniorenresidenz Zum trägen Flamingo. Gerade las er den Showdown aus Das grauenvolle Ding aus dem Sumpf vor: »Das grauenvolle Ding bestand aus einer Mischung aus Glibber und Schleim«, sagte Bob mit Schauerstimme. »Augen und Zähne steckten in dieser unförmigen Masse wie Rosinen im Kuchenteig. Schnodder rann aus der Nase, Sabber troff aus dem Mund. Und immer wieder lösten sich Schleimstücke von dem Ding und landeten klatschend auf dem Boden. ›Nein!‹, brüllte Maggie, eine Blondine, die mit Lianen an einen Baum gefesselt war und hilflos dabei zusehen musste, wie die Kreatur näher kroch. ›Ich bin doch noch so jung und habe mein ganzes Leben vor mir. Ich will nicht sterben! Und ich will auch nicht, dass meine Klamotten was von diesem ekligen Schleim abkriegen. Die sind nagelneu!‹ Aber das grauenvolle Ding aus dem Sumpf kannte keine Gnade. Es öffnete sein gewaltiges Maul und …«
»Yo, Bro, go to de Show and show how to grow …«, rapte eine Stimme und kündigte damit einen Anruf auf Bobs Smartphone an.
»Sekunde, Leute«, sagte Bob zu den Heimbewohnern, die auf Sesseln und in Rollstühlen sitzend seiner Lesung mit weit aufgerissenen Augen lauschten.