Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Fortsetzung des Romans "Liebesabenteuer auf Gran Canaria" Mona hat sich einigermaßen von den turbulenten Ereignissen des letzten Jahres erholt, doch der Schein trügt. Das Verdrängte kommt peu à peu wieder hoch und zwingt sie dazu, sich erneut mit überraschenden, problematischen Situationen und Begegnungen auseinanderzusetzen. Der bärtige, schweigsame Mann, den Mona in dem Glauben aufgenommen hat, es handele sich um Rafael, gibt ihr Rätsel auf. Außerdem stellt sie fest, dass eine ihrer Freundinnen in dubiose Machenschaften verwickelt ist. Es beginnt eine Odyssee, während der sie dem Tod begegnet, erotischen Versuchungen erliegt und mystische Erlebnisse hat. Sie plant einen Neubeginn auf Fuerteventura, will aber vorher unbedingt herausfinden, was es mit den gelben Pillen auf sich hat und was aus Rafael geworden ist. Einem Impuls folgend, fährt sie zu einer tantrischen Gemeinschaft nach Teneriffa. Wird sie dort Antworten finden?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 551
Veröffentlichungsjahr: 2022
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
In stiller Demut, unbeschwerter Freude, und unendlicher Dankbarkeit für die positiven Fügungen, befruchtenden Erfahrungen, liebevollen Begegnungen, Geschenke des Universums und Eingebungen des Augenblicks, die dieses Werk haben entstehen lassen…
Kapitel 1: Der Bärtige
Kapitel 2: Ausschweifungen
Kapitel 3: Erschreckende Entdeckung
Kapitel 4: Ilka kommt
Kapitel 5: Ungute Erkenntnisse
Kapitel 6: Umzug nach Teror
Kapitel 7: Vom Himmel in die Hölle
Kapitel 8: Aufklärungszeiten
Kapitel 9: Begegnung mit dem Tod
Kapitel 10: Suche auf Fuerteventura
Kapitel 11: Tantra auf Teneriffa
Kapitel 12: Majstro G.
Kapitel 13: Angekommen
Nachwort
Über die Autorin
Bereits veröffentlichte Werke
Poema sobre dos Islas Canarias
Mona sitzt am Küchentisch, auf dessen Mitte stehend eine Kerze leicht vor sich hin flackert. Ein Fenster ist geöffnet, der Nachtwind aus dem Höhlental tut ihr gut. Sie ist nervös. Ihre Hände gehen immer wieder durch ihre nun zwischenzeitlich zehn Zentimeter langen blonden Haare, die dadurch struppig nach allen Seiten abstehen. Sie kann nicht schlafen. Immer wieder muss sie an den bärtigen Mann denken, den sie vor einigen Stunden bei sich im hinteren Höhlenhaus einquartiert hat und von dem sie annahm, es sei Rafael.
Die Fahrt zum Höhlenanwesen hatte ewig gedauert. Vom Startpunkt in den Bergen, wo sie ihn aufgelesen hatte, waren es nur um die fünfzig Kilometer bis zu ihrem Grundstück in Guayadeque. Doch dorthin zu gelangen, das glich fast einer Weltreise. Mona entschied sich, über Cruz de Tejeda, El Roque und Ingenio zu fahren, auch wenn diese Wegstrecke überwiegend aus Serpentinen besteht. Sie hoffte auf weniger Verkehr, statt die Straßen über Arucas und dann von Las Palmas aus über die Autobahn zu nehmen. Angehalten zu werden, wollte sie vermeiden, sie musste sich aber im Dunkeln auf den engen Bergstraßen extrem konzentrieren.
Kurz nachdem sie mit dem Bärtigen losgefahren und er neben ihr eingenickt war, bekam sie Zweifel. So wie er ausschaut, muss doch irgendetwas passiert sein. Vielleicht sollte ich ihn doch lieber in ein Krankenhaus bringen?
Der Mann war nach der Hälfte des Weges aufgewacht, als in einer Kurve ein Lkw laut hupte. Immer wieder murmelte er: „Neniu polico! Neniu hospitalo! Mi bonfartas. Sólo necesito descansarme un poquito.“ Sie hatte ihn gefragt, wo er hin will, ob er Schmerzen hat, was ihm passiert ist. Doch immer wieder flüsterte er dieselben Sätze. Polico und hospitalo hatte Mona erraten, aber sie wusste nicht, was das für eine Sprache ist. Vielleicht Portugiesisch?
Aber gerade das macht Mona schlaflos. Dieser Mann redet irgendeine Sprache und Spanisch durcheinander. Rafael konnte neben Spanisch noch Deutsch, Englisch und Französisch, aber sonst keine weitere Sprache, jedenfalls hatte er es ihr nie gesagt. Hat sie sich wirklich so getäuscht? Als sie ihm in den Bergen in die von Haaren umwucherten Augen blickte, sah sie Rafael. Doch nun ist sie sich komplett unsicher. Sie steht auf, geht durch den Höhlengang in den Garten zur Voliere, wo die beiden Hunde schlafen. Sie hatte ihnen darin gemütliche Hütten aus Holz gebaut. Die Voliere kann sie auch schließen, sodass die Hunde bei Besuch, der keine Hunde mag, immer noch einen großen Auslauf haben. Die Papageien konnte sie damals retten, indem sie sie an den Palmitos Park verkaufte.
Masha und Bardo freuen sich über ihren nächtlichen Besuch und schmiegen sich an sie. Schon oft hatte Mona darüber nachgedacht, auf ihrem Grundstück eine Hundepension zu eröffnen und Hunde aufzunehmen, die herrenlos auf der Insel herumlaufen. Doch dazu war sie noch nicht gekommen, zu viel müsste investiert werden, um den Tieren eine artgerechte Haltung zu ermöglichen.
Masha und Bardo hatten vor ein paar Stunden den bärtigen Mann freudig begrüßt. Am liebsten würde Mona jetzt nach hinten gehen und schauen, ob es ihm gut geht, ob er schläft. Sie hatte ihm etwas Obst hingelegt, den Rest des selbst gebackenen Brotes und einen Krug Wasser hingestellt. Wasser, sie muss dringend Trinkwasser besorgen und noch einige andere Lebensmittel. Sie ist nicht darauf eingestellt, einen Gast zu bewirten. Doch sie traut sich nicht, zu ihm zu gehen. Ich lasse ihn einfach schlafen. Weglaufen kann er nicht, dazu müsste er die steilen Felswände hinaufklettern. Sie kuschelt sich noch ein Weilchen an die ruhenden Hunde. Der Himmel ist klar, so kann sie viele Sterne und sogar die Milchstraße sehen.
Sie wird aber das ungute Gefühl nicht los, dass die heilsame Ruhe, die sie im letzten Jahr hier erleben konnte, zu Ende geht. Irgendetwas ist nicht stimmig und das macht sie unruhig. Langsam steht sie auf, geht zurück ins vordere Höhlenhaus und legt sich in ihr kuscheliges Bett. Auch wenn es auf der Insel meist warm ist, in den Höhlentälern herrschen nachts manchmal unter zehn Grad und sie hat keine Heizung im Haus. Weit nach drei Uhr nachts schlummert sie ein.
Erschrocken springt Mona aus dem Bett. Die Hunde bellen laut. Das hört sie auch im vorderen Höhlenhaus, wenn die hintere Tür zum Durchgang geöffnet ist. Sie wirft sich ihren Morgenmantel über und eilt durch den Gang in den Garten. Die Hunde springen bellend am Ende des Gartens am Zaun herum, der den Ziegenbereich vom Gemüseanbau abtrennt. Sie hatte die trennende Mauer zwischen Feld und Garten von Helfern aus Francoises Gruppe abtragen und einen Zaun setzen lassen, um den Ziegenbereich besser im Blick zu haben. Hinter dem Ziegenstall sieht sie den bärtigen Mann neben dem Holzkreuz in der Sonne sitzen. Er gleicht einer im Schneidersitz betenden Statue. Wahrscheinlich hat die Regungslosigkeit des Mannes die Hunde irritiert. Ihr Bellen scheint ihn nicht gestört zu haben. Trotzdem schickt Mona die Hunde in die Voliere in ihre Hütten und schließt ab. Sie läuft wieder zum Ziegenbereich und begibt sich erst einmal zum Ziegenstall. Sie muss die Ziegen melken, dann hat sie wenigstens für ihren Gast etwas Ziegenmilch zum Frühstück. Als sie mit dem Melken fertig ist, nimmt sie den Eimer, schüttet die meiste Milch in den abgedeckten Topf, welchen sie in einer kühlen Felsnische stehen hat und den Rest in eine Kanne. Mit dieser geht sie vorsichtigen Schrittes an dem noch immer in Kontemplation Versunkenen vorbei, um sie ins Haus zu stellen. Sie hat nicht gewagt, ausgiebig hinzuschauen, denn wie sie blitzschnell erfasst hat, sitzt der Mann nackt im Yogasitz auf der Erde, die Hände hoch zum Himmel gereckt.
Auf dem Rückweg sieht sie, dass er auf dem Rücken eine tätowierte Sonne hat. Rafael hätte sich niemals tätowieren lassen. Gerade, als sie an ihm vorbeischleicht, dreht der bärtige Mann seinen Kopf in ihre Richtung.
„Guten Morgen, ich weiß deinen Namen nicht, wie soll ich denn zu dir sagen?“, wendet sich Mona auf Spanisch an ihn.
Er antwortet auf Spanisch mit leiser, tiefer Stimme: „Mein Name ist Giorgio.“
„Du bist Italiener? Verzeih, dann habe ich dich verwechselt. Das ist mir jetzt richtig peinlich. Was kann ich für dich tun?“ Der Mann, der Giorgio heißt, schaut Mona aus seinem völlig von Kopf- und Barthaaren umwucherten Gesicht still an.
„Wasch mir bitte meine Sachen und häng sie in die Sonne, damit sie rasch trocknen. Ich war auf der Suche nach Wasser, aber die alten Bäche, die ich von früher kannte, sind ausgetrocknet.“ Mona muss sich anstrengen, zu verstehen, was er sagt, denn er redet extrem leise und undeutlich.
„Ach, du wohnst schon länger auf der Insel?“ Sie bekommt keine Antwort. So plaudert sie weiter: „Ja in den letzten zwei Jahren hat es so gut wie kaum geregnet, bis auf das eine heftige Unwetter, aber da war das Wasser fast komplett oberflächlich in den Atlantik weggeflossen. Ich hole mal deine Sachen.“
Trotzdem der Mann einen italienischen Namen hat, kommt er ihr immer noch vertraut vor. Sie kann sich das nicht erklären. Doch sein Gesicht ist fast komplett zugewachsen, die dunklen Haare gehen bis zu den Schultern, der Bart bei gesenktem Gesicht bis zur Brust. Interessant sieht er auf jeden Fall aus, aber er ist sehr mager. Rafael war nicht so dünn, aber das hat ja auch nichts zu sagen. Sie betritt den Höhlenhausraum und findet seine schmutzigen Sachen feinsäuberlich zusammengelegt auf dem Stuhl. Das wiederum erinnert sie an Rafael, denn er war extrem ordentlich. Mona greift sich die Sachen, welche aus einem Hemd, einer Unterhose und einer Hose bestehen, geht wieder hinaus am Mann vorbei, teilt ihm dabei mit, dass sie nun seine Sachen waschen wird und fragt, ob er noch etwas braucht. Langsam schüttelt er den Kopf.
„Wie ist dein Name?“
„Oh, natürlich, ich habe dir, als wir uns gestern in den Bergen begegneten, meinen Namen gesagt, aber da warst du wohl vor Durst und Erschöpfung nicht aufnahmefähig. Mein Name ist Mona.“
„Vaya, vaya.“, murmelt der Mann in seinen Bart, was so viel wie „so, so“ bedeutet. Dann versenkt er sich wieder in seine meditative Starre.
Mona geht zum vorderen Haus, befreit beim Vorbeigehen die Hunde aus der Voliere und beide folgen ihr vor Freude schwanzwedelnd. Sie hat keine Waschmaschine, denn der Wasserdruck ist so gering, dass sie nicht funktionieren würde. So füllt sie eine Schüssel mit Wasser, nimmt eine selbst hergestellte Seife und will gerade die Sachen ins Waschwasser tauchen, da fühlt sie etwas Hartes. Aus der Hemdtasche zieht sie einen italienischen Reisepass, der auf Giorgio Grasso ausgestellt ist. In der Hosentasche findet sie einen Autoschlüssel, welcher einen Anhänger mit dem Bild einer Frau hat. Sie legt beides auf den Küchentisch. Komisch, dass er keine Geldbörse und kein Handy bei sich hat. Sie wäscht gedankenverloren die Sachen des Mannes und hängt sie im Garten in die Sonne. Noch immer trägt sie nur ihren Morgenmantel. Jetzt ist aber Zeit, dass ich mich zurechtmache. Ich muss heute nach Agüimes fahren, um Lebensmittel und Wasser einzukaufen. Außerdem ist mein Tank fast leer.
Mona hatte sich im Garten eine kleine Dusche gebaut. Im Behälter ist noch genügend Wasser. Sie braucht nur an einer Leine ziehen, dann schüttet sich ein Schwall kalten Wassers über sie. Sie empfindet das heute früh als besonders angenehm. Die gestrige Fahrt durch die Dunkelheit steckt ihr noch immer in den Knochen. Außerdem spürt sie verstärkt eine Unruhe, die sie schon lange nicht mehr hatte. Dieser Zustand erinnert sie an damals, als sie mit Rafael zusammen war und auch an die Zeit, als er weg war und sie sich verstecken musste.
„Nein“, redet sie vor sich hin, „das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Du bist jetzt in einer völlig anderen Situation. Dieser Mann ist nicht Rafael. Und du bist komplett losgelöst von irgendwelchen Medikamenten oder Pillen. Also überlege, wie du jetzt diese Unruhe in den Griff bekommst, damit du nicht irgendeinen Fehler machst oder überreagierst.“ Gerade bückt sie sich, noch immer nackt, um ihren Morgenmantel aufzuheben, da fühlt sie sich beobachtet. Sie schaut sich um und sieht den Bärtigen im Gemüsefeld stehen. Wer weiß, wie lange er mich schon beobachtet hat? Sie wirft sich schnell den Mantel über, um ihre Blöße zu bedecken. Der Mann steht nackt in der Sonne. Eine seltsame Erregung erfasst Mona beim seinem Anblick und sie bebt am ganzen Körper.
Dieses starke Gefühl erinnert sie an eine Stelle aus einem ihrer Lieblingsromane, den sie als junges Mädchen gelesen hatte. Sie war 16 Jahre alt und hatte noch nie einen nackten Mann gesehen und gespürt. Die Szene, in der die Lady den Waldhüter heimlich beim Waschen seines nackten Körpers beobachtet hatte, ließ in ihr enorme orgastische Energien entstehen, die sie auch jetzt spürt.
Mona schüttelt sich aus ihrer erregten Paralyse.
„Ich habe irgendwo einen Arbeitsanzug, der müsste dir passen. Dann brauchst du nicht die ganze Zeit nackt herumlaufen, solange deine Sachen trocknen“ Sie eilt ins mit nassen Haaren ins Haus. Durch das Erscheinen des Mannes hat sie vergessen, sich zu Ende abzutrocknen. Wo ist nur dieser verdammte Arbeitsanzug? Den hatte einst Jörg vergessen, als er Mona zur Übergabe des Opels besuchte. Jetzt erinnert sie sich, er hatte im hinteren Höhlenhaus übernachtet. Wahrscheinlich befindet sich der Arbeitsanzug in der Kiste, in der sich damals das Werkzeug befand und die sie später unters Bett geschoben hatte. Rasch rubbelt sie sich die Haare trocken, kämmt sie sich nach hinten, zieht sich Jeans und T-Shirt an und eilt wieder nach draußen. Die Hunde wollen mit ihr laufen.
„Ihr müsst zurückbleiben, ihr wisst, in den Ziegenbereich sollt ihr nicht.“ Die Hunde trotten gehorsam in Richtung Vogelvoliere zurück. Mona kann Giorgio draußen nicht erblicken. Sie betritt das kleine Höhlenhaus, welches einen kleinen Küchenwohnraum, einen WC-Verschlag und einen in den Fels gemauerten Schlafbereich hat. Giorgio sitzt auf einem Stuhl am Tisch, kaut eine kanarische Banane und trinkt Ziegenmilch.
„Lass es dir schmecken. Der Anzug muss hier unter dem Bett sein.“ Sie kniet sich auf die Stufen und schaut unter das alte Holzbett. Ganz hinten in der Ecke ist die Kiste. Mona kriecht bäuchlings unter das Bett und versucht, sie zu angeln. Giorgio sagt keinen Ton.
Er amüsiert sich sicherlich, wie ich hier unter dem Bett herumfuchtele. Endlich bekommt sie die Kiste an einer Ecke zu fassen und zieht sie nach hervor. Sie öffnet den Deckel und tatsächlich, hier ist der Arbeitsanzug von Jörg. Er liegt auf ein paar alten Decken, die sie damals bei ihrem Einzug auf dem Ehebett von Isidro vorgefunden hatte. Es sind kanarische Handarbeiten, die wollte Mona nicht wegwerfen, aber erst einmal auch nicht selbst benutzen. Zu sehr hatten sie die Begegnung und das Ableben von Isidro mitgenommen. Das Berühren und Erblicken dieser Decken lassen plötzlich wieder Erinnerungen in ihr hochkommen und Tränen steigen ihr in die Augen. Schnell schließt sie die Kiste und bugsiert sie wieder unter das Bett. Doch irgendetwas verhindert, dass sie sie an die alte Stelle schieben kann. Mona rutscht rückwärts auf dem Bauch unter dem Bett hervor, ihr T-Shirt ist verschmutzt und hochgerutscht, als sie Giorgio den Arbeitsanzug überreicht. Als sie an sich herunterblickt, bemerkt sie, dass ihre Brüste teilweise entblößt sind und zieht schnell das Shirt runter. Giorgio schaut zu ihr, aber sie kann seine Augen nicht sehen, sie sind wieder von Haaren verdeckt.
„Der könnte passen“. Giorgio sagt keinen Ton. Mona ist irritiert. Warum redet er nicht mit mir. Da fällt ihr ein, was sie in seiner Kleidung gefunden hat.
„Ich habe vorn im Haus deinen Pass und einen Autoschlüssel zu liegen. Das war alles, was ich in deinen Sachen gefunden habe. Hast du denn gar kein Portmonee, kein Handy? Wo ist dein Auto? Möchtest du, dass ich dir mein Handy leihe, damit du jemanden anrufen kannst? Aber das geht nur vor dem vorderen Haus, hier hinten gibt es kein Netz.“Giorgio steht auf, noch immer ist er nackt. Er greift sich den Arbeitsanzug und zieht ihn über. Mona hat sich weggedreht, ihr ist es peinlich, obwohl sie sehr gerne den Körper genauer betrachtet hätte. Sie hatte nur kurz gesehen, dass er extrem stark schambehaart ist. Rafael war immer komplett rasiert.
„Soll ich dir den Pass und den Schlüssel bringen? Brauchst du noch etwas? Ich fahre jetzt gleich nach Agüimes, um Wasser und noch ein paar andere Dinge zu besorgen.“
Giorgio murmelt einfach nur:
“Bring sie her.“ Er begibt sich zum Bett und legt sich hinein. Mona verlässt kopfschüttelnd das Haus. Wieder im vorderen Haus angekommen, legt sie sich einen Apfel und eine Banane bereit. Sie holt die Schatulle mit dem Kräuterbuch von Isidro hervor, welche sie in einer Vertiefung im Boden unter dem Küchenschrank versteckt hat. Darin bewahrt sie auch ihre handgeschriebenen Teerezepte auf. Mit den getrockneten Kräutern, die in Gläsern im Küchenschrank aufbewahrt sind und dem restlichen Wasser, bereitet sie sich nach einem der Rezepte Beruhigungstee. Die Schatulle versteckt sie als ihren heimlichen Schatz sofort wieder.
Auf die Tischplatte stierend, kaut sie ohne Appetit auf der süßen kanarischen Banane herum. Sie fühlt sich nicht wohl mit der Situation, weiß aber nicht, was sie im Moment daran ändern kann. Als sie ihren Tee ausgetrunken hat, nimmt sie sich Zettel und Stift, um ihren Einkaufs- und Ausflugsplan aufzuschreiben, denn sie weiß, wenn sie gedanklich abwesend ist, vergisst sie einiges.
Zuerst will sie in Agüimes in die Iglesia de San Sebastián gehen, dort eine Kerze anzünden und meditieren, um ein wenig zur Ruhe kommen. Dann muss sie in den Supermarkt, um Wasser, Lebensmittel und einige Drogerieartikel zu kaufen. Am liebsten würde sie das Trinkwasser in Teror bestellen, der Hersteller liefert es an. Doch das kostet um einiges mehr, als Achtliterflaschen zu kaufen. Das Bargeld, welches sie im Umschlag vom Nachlassgericht erhalten hatte, ist schon fast aufgebraucht. Sie muss sich also auch Gedanken machen, wie es finanziell weitergeht, denn Einnahmen hat sie außer ihrer Rente von sechshundert Euro pro Monat keine. Die sind schnell für Wasser, Nahrung, Drogerieartikel, Kleidung, Hundefutter, Tierarzt, Zahnarzt, Unterhaltung des alten Autos usw. ausgegeben.
„Ich muss Francoise anrufen. Wenn Giorgio noch immer dort hinten wohnt, können am Samstag die Leute nicht zum Treffen kommen. Solange ich nicht geklärt habe, was mit diesem Mann ist, wie lange er bleibt, möchte ich niemanden empfangen. Das ist mir alles zu viel“, spricht sie leise vor sich hin.
„Ilka muss ich auch anrufen.“ Mit dem Handy ins Ausland anrufen ist extrem teuer, deswegen will sie dafür ein Internetcafé mit Fernsprecher aufsuchen. Ilka plant, ihren Urlaub bei Mona zu verbringen, und das soll wahrscheinlich schon in drei Wochen sein. Den genauen Flugtermin hatte sie noch nicht mitgeteilt.
„Tja, was mache ich dann mit Ilka? Ich muss mit Giorgio ins Gespräch komme und endlich erfahren, wann er gedenkt, mein Haus wieder zu verlassen.“Der Bärtige ist zwar erst seit einem Tag da, aber seine Anwesenheit macht Mona extrem nervös.
„Ach ja, die Gasflasche muss ich mitnehmen und eine gefüllte wieder mitbringen, sonst kann ich nicht kochen.“ Der Zettel ist geschrieben, sie steckt ihn sich in die Hosentasche, kämmt sich noch einmal kurz das Haar, trinkt einen Schluck Wasser, greift sich ihre Tasche und den Autoschlüssel.
„Ach so, ich muss ja noch die Autoschlüssel und den Pass nach hinten bringen.“ Sie hat überhaupt keine Lust, Giorgio jetzt noch einmal zu begegnen. Schnellen Schrittes läuft sie durch den Garten. Masha und Bardo springen freudig in der Voliere herum, wohl in der Hoffnung, freigelassen zu werden.
„Ihr müsst leider drinbleiben. Wir haben einen Gast und ich kann euch nicht frei rumlaufen lassen. Vielleicht kommt er, wenn ich weg bin, in den Garten, da lasse ich euch lieber in eurem gesicherten Auslauf.“ Sie öffnet leise das Gatter zum Ziegenbereich, geht über den staubigen Platz am Kreuz vorbei. Die Tür zum kleinen Höhlenhaus ist nur angelehnt. Sie betritt den Wohn- und Küchenraum und hört ein lautes Schnarchgeräusch aus der Nische. Erleichtert legt sie Schlüssel und Pass auf den Tisch und entfernt sich unbemerkt.
Die Fahrt nach Agüimes dauert etwa dreißig Minuten. Es sind zwar nur etwa sechzehn Kilometer, aber einige Serpentinen sind zu überwinden, so dass ihre Fahrgeschwindigkeit relativ gering ist. Das ist auch gut so, denn die leere Gasflasche hat sie diesmal ungesichert auf den Rücksitz gelegt. Jedes Mal wenn sie bremst, befürchtet sie, dass die schwere Flasche zwischen die Sitze kracht.
„Ich muss Francoise fragen, ob sie irgendeine Idee hat, womit ich Geld verdienen könnte.“ Francoise ist, seit sie mit ihrer Verlobten zusammenlebt, sehr zurückhaltend. Mona hat auch den Eindruck, dass die Verlobte, die in irgendeiner spirituellen Vereinigung aktiv ist, einen sehr besitzergreifenden Einfluss auf Francoise ausübt.
Endlich ist Mona an der Iglesia de San Sebastián angekommen und stellt ihr Auto auf dem Parkplatz ab. Nachdem sie in der Kirche meditiert hat, begibt sie sich in das ihr bekannte Internetcafé. Die Telefonkabinen sind im Moment besetzt. So nimmt sie vor einem Computer Platz und überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, doch endlich mal ein E-Mail-Konto zu eröffnen, um besser kommunizieren zu können. Doch dazu muss sie jedes Mal zum Internetcafé fahren. Außerdem telefoniert sie viel lieber, als ein paar Sätze hin und her zu schicken. Selbst SMS findet sie abartig. Bei nur drei bis vier Sätzen, die ausgetauscht werden, können enorme Missverständnisse entstehen. Aber ich könnte mir dennoch eine E-Mail-Adresse anlegen. Vielleicht hilft mir das, wenn ich auf Arbeitssuche gehe. In der spanischen Suchmaschine werden verschiedene Anbieter angezeigt. Sie entscheidet sich letztendlich für einen kostenfreien Mailaccount. Die Mailadresse lässt sich völlig komplikationslos nur unter Eingabe eines Vor- und Zunamens und einer PIN-Nummer anlegen. Sie überlegt kurz, ob sie den Namen ihres zweiten Passes verwenden soll, den ihr Jörg damals, als sie untertauchen musste, besorgt hatte, verwirft aber den Gedanken sofort wieder. Als PIN-Nummer gibt sie das Geburtsdatum ihres verstorbenen Sohnes Jan an. Noch immer sind die Telefone besetzt, da kommt ihr eine Idee. Sie gibt die von dem Bärtigen gesprochenen Worte so, wie sie sie verstanden hat, in einen Onlineübersetzer ein. Neniu, polico, hospitalo, mi bonfartas. Erstaunt schaut sie sich das Ergebnis an: Keine Polizei, kein Krankenhaus, mir geht es gut. Der Mann hat Esperanto gesprochen. Sie kennt diese Weltsprache, die sich leider nie durchgesetzt hat, von ihrem verstorbenen Vater. Er hatte sich, als sie ein junges Mädchen war, sehr intensiv damit befasst. Sie fragte ihn, warum er das tue und er antwortete immer, weil er an die Verbundenheit aller Menschen glaube und etwas dafür tun möchte. Just in dem Gedankenmoment wird eine Telefonkabine frei.
Als erstes wählt Mona die Nummer von Francoise. Sie hat zwischenzeitlich Festnetz und das ist über Fernsprecher günstiger zu erreichen, als wenn Mona über ihr Handy anrufen würde. Sie lässt es lange klingeln. Endlich wird abgenommen.
„Diga!“ Es ist Francoises Verlobte.
„Soy Mona, me gustaría hablar con Francoise.“
„Momentito.“
„Hola Mona, was gibt es denn. Ist es wegen unserem Zusammentreffen am Samstag?“
„Hola Francoise.“ Mona sagt ihr, dass sie nun schon so weit ist, alles auf Spanisch zu besprechen, da sie die letzten Monate die Sprache sehr intensiv autodidaktisch weiter gelernt hat.
„Sehr gerne“ erwidert Francoise auf Spanisch.
„Ich möchte kurz ein paar Dinge mit dir bereden. Es kann sein, dass ich den Samstag absagen muss, denn ich habe in den nächsten Tagen eine wichtige Sache zu regeln. Das kann ich dir später mal genauer erklären.“ Mona will mit Francoise im Moment nicht über Giorgio reden. Sie weiß auch gar nicht, was sie dazu sagen soll, dass sie einen Mann aufgenommen hat, von dem sie gedacht, geglaubt oder gehofft hatte, dass es Rafael sei. Je länger sie darüber nachdenkt, desto absurder wird ihr das Ganze.
„Macht nichts“, sagt Francoise, „ist in Ordnung. Ich habe mit meiner Verlobten Luna am Samstag sowieso einiges vorzubereiten. Wir werden am Sonntag auf der Gesundheitsmesse Fería de Salud in Telde auf dem Plaza de San Juan mit einem Stand sein. Ich befasse mich schon seit einiger Zeit sehr intensiv mit Trinkwasseraufbereitung. Wir bieten ein Filtersystem an, mit dem wir das aus dem Wasserhahn kommende, bisher nicht genießbare Wasser so filtern können, dass es dann trinkbar wird. Ist doch toll, oder? Komm doch mal zu uns nach Mogán, dann zeige ich dir, wie es funktioniert.“
„Ihr wohnt jetzt in Mogán?“
„Ja, wir sind spontan umgezogen. Da ist eine alte Finca frei geworden, die passt genau zu unseren spirituellen Heilaktivitäten.“
„Prima“, sagt Mona. „Wenn ich Zeit finde, werde ich euch gerne besuchen kommen. Diese Telefonnummer bleibt noch?“
„Nein, die wird sich ändern. Wir sind gerade in der alten Wohnung noch den Rest holen und putzen. Festnetz haben wir dann erst einmal nicht und Handyempfang ist dort schlecht. Aber ich werde dich auf jeden Fall kontaktieren und wenn ich mal spontan zu dir komme. Du hast dich viel zu lange in deiner Höhlenwelt verkrochen.“ Francoise lacht.
„Ich werde versuchen, Sonntag nach Telde zu der Gesundheitsmesse zu kommen. Bin gespannt, was da noch alles angeboten wird. Dazu kann ich dann gleich meine zweite Frage stellen. Ich brauche dringend einen Job. Meine Geldreserven sind so gut wie aufgebraucht. Kannst du mir eventuell etwas vermitteln?“
„Du Mona, lass uns doch dann am Sonntag darüber reden. Wir finden bestimmt ein halbes Stündchen Zeit, wenn Luna sich um den Stand kümmert.“
„Prima Francoise, genauso werden wir es machen. Danke für dein Verständnis und ich freue mich dann auf Sonntag und auf dich und auf die Messe.“ Francoise hat aufgelegt.
Nun will Mona Ilka anrufen. Dabei fällt ihr ein, dass sie das Gespräch ins Ausland bei der Dame an der Kasse anmelden muss. Sie hat Glück, die Kasse ist frei und die Dame mit den perfekt lackierten Fingernägeln und den schwarzen, lockigen, langen Haaren vermittelt ihr ein Gespräch über eine halbe Stunde auf Ilkas Nummer.
„Wenn das Telefon klingelt, kannst du sofort rangehen“, sagt sie und im gleichen Moment klingelt es auch schon. Mona stürzt in die Kabine, nimmt den Hörer ab. Dieses Klingelgeräusch kennt sie, es hört sich genauso an wie damals, als sie von Deutschland aus bei Rafael angerufen hatte.
„Wer ist da?“ Es ist Daniel.
„Hallo Daniel, hier ist Mona. Wie geht es euch?“
„Ach Mona, du hast ja schon ewig nichts von dir hören lassen.“
„Wie geht es Mutti? Ist sie zu Hause?“
„Ja, aber sprich mal lieber mit ihr selber, ich habe keine Zeit.“
Es dauert bestimmt eine halbe Minute, ehe Ilkas Stimme am Ende der Leitung ertönt.
„Mona, meine Liebe, ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Du hast dich so lange nicht gemeldet. Und wenn ich mal angerufen hatte, war dein Handy immer nicht erreichbar.“
„Ach Ilka, es ist so schön, deine Stimme zu hören. Tut mir leid, dort wo ich lebe, ist das Netz schlecht. Deswegen bin ich schwer erreichbar. Und um nach Deutschland anzurufen, muss ich extra in einen anderen Ort fahren und in ein Internetcafé gehen. Ach was soll´s, ich bin froh, dass wir uns endlich hören können.“
„Nun erzähl doch mal, was hast du denn die letzten Wochen so getrieben?“
„Ich möchte jetzt erst mal nach deiner Gesundheit fragen. Du hast ja eine ziemlich schwere Operation hinter dir und einige Behandlungen. Wie geht es dir denn nun zwischenzeitlich, Ilka?“
„Ach weißt du, ich möchte da gar nicht drüber reden. Es ist jeden Tag anders und irgendwie komme ich schon klar. Wie lange das alles noch läuft und wann ich wieder Behandlungen bekomme, das weiß ich nicht. Ich genieße jeden Tag, an dem ich nicht darüber nachdenken muss.“
„Das verstehe ich sehr gut. Übrigens, ich habe inzwischen zwei Hunde.“
„Von dem zweiten weiß ich noch gar nichts.“
„Er ist ein toller, lieber Rüde. Ich gehe täglich mit den beiden in den Bergen spazieren. Und ich habe Spanisch gelernt, mich mit Kräuterwissen beschäftigt. Drei Ziegen habe ich noch und mache Ziegenkäse, muss meinen Gemüseanbau pflegen, Obstbäume abernten. Damit habe ich so viel zu tun, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergangen ist.“
„Dein Leben möchte ich haben. Und, kommst du finanziell klar?“
„Es geht so. Weil ich viel anbaue und die Ziegen mir Milch und Käse geben, ich wenig herumfahre, halten sich die Geldausgaben im Rahmen.“
„Hast du Freunde, einen liebevollen Partner?“
„Ich lebe zurückgezogen und weit abseits von allem Trubel. Das tut mir aber nach den ganzen Turbulenzen im letzten Jahr auch gut. Stell dir vor, ich habe schon ewig keinerlei Medikamente oder irgendwelche Aufputschmittel genommen. Und schlafen kann ich auch ganz gut. Ich bin froh, dass ich hier so unbehelligt in meinem Höhlenhaus leben kann.“
„Ich habe bis heute nicht verstanden, wie du zu diesem Höhlenhaus gekommen bist. Du hast mir nie richtig davon erzählt. Und auch nicht, was aus deiner großen Liebe Rafael geworden ist. “
„Es gibt so viel zu erzählen. Wir hatten einfach nie die Gelegenheit. Und über Telefon macht sich das schlecht. Du hattest ja gesagt, dass du bald zu mir kommen möchtest. Darauf freue ich mich.“
„Ja, deswegen ist es auch gut, dass du mich anrufst. Ich habe nämlich nun mein Flugticket. Mein Plan ist, mich im Urlaub richtig zu erholen und will deshalb drei Wochen bleiben.“ Mona schluckt ein wenig. Das ist eine sehr lange Zeit, damit hatte sie nicht gerechnet. Drei Wochen mit Ilka über die Insel reisen, das wird einerseits zwar eine Abwechslung, aber auch teuer und ganz schön anstrengend.
„Dann sag mir doch bitte, wann du ankommen wirst?“
„Nächsten Dienstag landet mein Flieger auf Gran Canaria.“ Mona hört in Ilkas Stimme deren Vorfreude, sie selbst versteinert innerlich ein wenig. Dienstag schon! Und was mache ich, wenn Giorgio bis Dienstag nicht weg ist? Ich müsste ihn bitten, zu gehen. Ilka kann ich nicht aufs Grundstück lassen, wenn er noch da ist.
„Dienstag also. Welche Uhrzeit kommt dein Flugzeug an?“
„18:20 Uhr, wobei ich nicht weiß, ob das jetzt meine Zeit ist oder deine?“
„Es ist immer die Zeit des jeweiligen Ortes, die auf dem Flugplan steht. Also 18:20 Uhr meine Zeit, hier ist es ja eine Stunde früher als bei dir.“
„Kannst du mich denn abholen?“
„Natürlich, ich habe einen kleinen alten Opel. So viele Koffer wirst du ja nicht haben, oder?“ Sie lachen.
„Ja nun sag mir, was kann ich dir mitbringen aus Deutschland? Gibt es irgendetwas, was du dort nicht bekommst, worauf du Appetit hast, was du vielleicht haben möchtest?“ Mona überlegt einen Moment. Spontan sagt sie:
„Bring mir doch mal bitte ein Wörterbuch mit und zwar Deutsch-Esperanto und Esperanto-Deutsch.“
„Wie kommst du denn jetzt darauf?“
„Ach, das kann ich dir dann immer noch erzählen.“
„Noch etwas?“
„Gesichtscreme von Flora. Die Creme, die es hier gibt, ist sehr teuer. Ich habe schon alles Mögliche versucht, auch Kokosöl, aber das fettet zu sehr nach. Floracreme mit Aloe Vera, die hatte ich immer gut vertragen.“
„Wird gemacht. Irgendetwas zum Naschen oder Medikamente?“
„Ich lebe zwischenzeitlich sehr spartanisch, esse überwiegend Gemüse und Obst, Rohkost oder gedünstet, Ziegenkäse und Ziegenmilch und backe mein Brot selber.“
„Vielleicht sollte ich dir Mehl mitbringen, Vollkornmehl? Das wäre doch fürs Brotbacken perfekt und ein wenig Sauerteigextrakt, so backe ich nämlich immer mein Brot.“
„Ach, du backst Brot auch selber?“
„Ja, ich muss doch jetzt aufgrund meiner Krebserkrankung besser auf meine Ernährung achten. Du hattest mir mal gesagt, dass es auf der Insel so gut wie keine Vollkornprodukte zu kaufen gibt, sondern immer nur Weißmehl.“
„Stimmt, da hast du recht. Da habe ich jetzt gar nicht drüber nachgedacht. Ja, wenn das dein Koffer noch hergibt, dann bring Vollkornmehl mit. Am besten Roggen- und Dinkelmehl.“
„Was soll ich für Kleidung mitbringen? Wie ist das Wetter dort zu der Zeit?“
„Im September und Oktober ist es hier immer recht lau. Dann sind die straffen Winde von Nordost nicht so heftig und es ist auch nicht mehr ganz so heiß wie im August. Aber in den Bergen kann es doch schon kühl sein. Also solltest du Sommersachen mitbringen, Badesachen natürlich und Kleidung für kühlere Nächte.“
„Ich bin schon sehr aufgeregt. Wirst du mir die Insel zeigen?“
„Klar werde ich das tun. Wenn ich anderweitig beschäftigt bin, kannst du dich am Strand entspannen oder am Meer spazieren gehen. Wir können abends Essen gehen und dabei auf den Atlantik schauen. Ich freue mich schon sehr darauf, dich wieder zu sehen und das bringt mir auch Abwechslung in mein Dasein.“
„Also wenn mir noch irgendetwas einfällt oder dir, wir können uns ja auch SMS schreiben.“
„Ja. Wenn ich noch mal anrufen soll, oder du mich anrufen willst, dann schreib mir einfach und ich schaue, dass ich dann entsprechend Netz habe.“
Mona vermeidet, irgendetwas über ihren männlichen Gast verlauten zu lassen. Das soll noch geheim bleiben, auch wenn Ilka ihre beste Freundin ist. Sie weiß einfach nicht, wie sie das mit Giorgio erklären könnte
„Prima, dann freue ich mich auf Dienstag. Es sind ja nur noch vier Tage.“
„Vier Tage? Ist heute nicht Donnerstag?“
„Den Donnerstag habe ich gar nicht mehr mitgerechnet. Ich bin ja schon fast bei dir. Freitag, Samstag, Sonntag, Montag und Dienstag fliege ich, also vier Tage.“ Mona hört, wie sehr sich Ilka freut. Die war noch nie auf den kanarischen Inseln, überhaupt noch nie weit aus Berlin rausgekommen. Als Alleinerziehende hatte es ihr immer an Geld gemangelt, um größere Reisen zu unternehmen.
„Ich freue mich auch sehr auf dich, ich umarme dich und bestell liebe Grüße an Daniel. Wir können uns, wenn du bei mir bist, ganz in Ruhe unterhalten.“
„Ja, so machen wir das. Ich wünsche dir einen schönen Abend später.“ Ilka hat aufgelegt.
Nach dem Telefonat mit Ilka erledigt Mona ihre Einkäufe im Supermarkt. Sie ist gedanklich abwesend. Nur gut, dass sie sich einen Zettel gemacht hat, ansonsten würde sie sicher einiges vergessen. Nach dem Füllen der Gasflasche macht sie sich auf den Rückweg. Alles hat länger gedauert, als sie eigentlich eingeplant hatte. Es ist schon Nachmittag. Mittag wollte sie zurück sein. Sie muss die Ziegen melken. Vor vier Wochen hatte sie die meisten Ziegen an einen Bauern abgegeben, es war ihr einfach zu viel geworden. Was sollte sie mit so viel Ziegenmilch und Ziegenkäse. Alleine essen und trinken konnte sie das nicht, und das ganze professionell aufziehen, um dann den Käse zu verkaufen, dafür fehlen ihr die Utensilien und die Kontakte. Nur für sich will sie Ziegenkäse herstellen, am liebsten aber für zwei. Sie wünscht sich, auf der Insel mit einem Partner zu leben. Deswegen war sie einst nach Gran Canaria gekommen.
Eilig fährt sie die Strecke zu ihrem Höhlenanwesen. Sie parkt das Auto direkt vor dem Höhlenhaus. Ich werde Giorgio fragen, ob er mir hilft, diese schwere Gasflasche aus dem Auto zu hieven und in die Küche zu stellen. Ich schaffe das heute nicht allein. Vielleicht ist es aber einfach auch nur, weil sie sich erhofft, über den näheren Kontakt mit diesem Mann vielleicht doch noch ihren Wunsch bestätigt zu bekommen, dass Giorgio Rafael ist.
Sie trägt die Einkaufstüten ins Haus und eilt erst einmal in den Garten, um die Hunde aus der Voliere zu befreien. Die freuen sich wie verrückt und rasen wie angestochen im Garten umher. Sie selbst geht zum Ziegenbereich, denn als erstes muss sie die Ziegen melken. Die drei verbliebenen Ziegen trappeln schon aufgeregt im Stall herum, als Mona diesen betritt. Sie setzt sich auf den Schemel, nimmt sich den danebenstehenden Eimer und fängt an zu melken. Das Melken der drei Ziegen wird ungefähr drei Liter Milch geben. Als sie fertig ist, streichelt sie die Tiere, nimmt den Eimer, schließt den Verschlag und holt den großen Topf mit der kühl gestellten Milch, um ihn auf den Tisch zu stellen. Sie öffnet den Deckel und in dem Moment legen sich zwei Hände auf ihren Kopf. Mona erstarrt. Diese Hände strahlen eine extrem starke Energie aus. Giorgio steht hinter ihr, sie spürt ihn leise atmen, wagt nicht, sich zu bewegen. Die Energie seiner Hände fließt durch ihren ganzen Körper und sie beginnt zu zittern. Giorgio tritt zurück und entfernt sich schweigend wieder. Es dauert eine Weile, ehe sich Mona aus ihrer vibrierenden Erstarrung lösen kann. Es ist nicht unangenehm, aber es kam überraschend. Diós, hat dieser Mann eine starke Energie. Irgendwie erinnert sie dieses Spüren doch wieder an Rafael. Sie schüttet die gemolkene Milch in den Topf, es werden gesamt so zehn Liter sein. Daraus kann sie etwa ein Kilo Käse herstellen. Der Topf kommt wieder in die Felsnische zum kühl halten.
Sie eilt nach draußen, um sich im Wasserbottich kurz die Hände zu waschen und ihr Gesicht zu erfrischen. Die Energie dieses Mannes, das Melken und die kräftige Sonnenstrahlung haben ihren Körper erhitzt. Die Hunde sausen immer noch fröhlich bellend über das Gemüsefeld.
Mona begibt sich zum kleinen Höhlenhaus. Als sie es betritt, findet sie Giorgio im Schneidersitz auf dem Fußboden vor dem Bett sitzend. Mona will ihn nicht stören und macht leise kehrt. Sie verlässt den Ziegenbereich, schließt das Gatter und wirft Stöcke für die Hunde. Beide rasen um die Wette, um ihr diese wieder zurückzubringen. Doch in gleichen Moment, als Masha ihr einen Stock bringt, quietscht Bardo heftig. Sie eilt zu ihm und stellt fest, dass sein linkes Hinterbein wie ausgerenkt aussieht. Dass er mit diesem Hinterlauf ein Problem hat, das hatte sie schon länger bemerkt. Sie kennt die Vorgeschichte des Hundes nicht, wusste nur, dass er eine Zeit lang allein auf der Insel herumgelaufen war. Der linke Hinterlauf ist dünner, die Muskeln scheinen verkümmert. Bardo steht auf drei Beinen und bewegt sich nicht mehr. Sein linker Hinterlauf hängt etwas schief über dem Boden. So ein Mist. Jetzt muss ich auch noch zum Tierarzt fahren. Und ich habe die Gasflasche im Auto. Wie kriege ich denn jetzt einen Hund auf drei Beinen ins Auto hinein. Er wiegt an die vierzig Kilo. Masha sperrt sie in die Voliere, Bardo lässt sie sich hinlegen und legt ihre Hände auf den Hinterlauf. Er lässt es geschehen. Vielleicht kann ich über meine gegenwärtig enorme Energie ein wenig Heilung bewirken, denkt Mona und streichelt Bardo mit den Händen ganz sanft. Er schließt die Augen. Ihr Händeauflegen hat bestimmt eine halbe Stunde gedauert und als sie sich erhebt, sind ihre Knie ganz steif.
„Komm Bardo, versuch mal aufzustehen. Ich fahre mit dir zum Tierarzt. Aber du musst laufen. Ich kann dich nicht die ganze Zeit tragen.“ Bardo erhebt sich mühsam. Er humpelt hinter Mona her. Masha bleibt zurück und weint. Ihre Stimme hört sich wirklich klagend an.
„Du musst hierbleiben, Masha. Ich kann dich leider nicht mitnehmen.“Hoffentlich hat der Tierarzt jetzt noch auf. Mona beschließt, die Praxis von unterwegs anzurufen. Wenn die nicht aufhat, dann vielleicht eine im Süden. Es gibt auch eine Notfallnummer, die müsste als Aushang an der Tierarztpraxis sichtbar sein.
Mona versucht, sich zu beruhigen. Bardo hat es humpelnd bis zum Auto geschafft. Sie signalisiert ihm, sich noch einmal hinzulegen. Jetzt muss sie die Gasflasche aus dem Auto wuchten und ins Haus rollen. Ich muss dringend heute noch die Milch erwärmen, damit ich das Lab zusetzen kann, sonst verdirbt mir alles. Das Heben der schweren Gasflasche hat ihrem Rücken nicht gutgetan. Sie merkt ein leichtes Ziehen dort, wo sich ein Hexenschuss bilden kann. Aber ihr Adrenalinspiegel ist so hoch, dass sie es nur im Unterbewusstsein wahrnimmt.
Sie greift sich ihre Tasche, verlässt das Haus und schließt nicht ab. Es könnte ja sein, dass Giorgio das Grundstück verlassen will. Im Moment hofft sie das inständig, denn seit er da ist, häufen sich bei ihr die seltsamen Vorfälle.
Sie hebt Bardo vorsichtig auf die Rückbank des Autos. Er ist tapfer und gibt keinen Laut von sich. Vorsichtig fährt sie den Weg nach Agüimes, am heutigen Tag nun zum zweiten Mal. Zwischenzeitlich ist es 16 Uhr. Unterwegs hält sie kurz und ruft an. Der Tierarzt hat noch geöffnet. Als sie ankommt, hilft sie Bardo aus dem Auto und dabei knackt es bei ihr im Rücken. Nun humpeln beide in die Tierarztpraxis.
Sie muss gar nicht lange warten, da werden sie schon aufgerufen. Der Tierarzt befühlt Bardos Hinterlauf und seine Hüfte. Es scheint ein grundsätzliches Problem zu geben. Er vermutet, dass das Hüftgelenk ausgerenkt ist. Der verkümmerte Hinterlauf ist ein alter Schaden, den kennt der Tierarzt schon.
„Wir müssen röntgen, um zu sehen, was genau kaputt ist. Das kann ich aber erst morgen machen. Bis dahin hilft weiter nichts, als ruhigstellen und Schmerzmittel.“ Er gibt Mona eine Packung Schmerztabletten für Hunde.
„Spaziergänge unterlassen, den Hund nicht zum Spielen animieren. Am besten ist, Sie lassen ihn in einem kleinen Raum und geben ihm viele positive Signale und Streicheleinheiten.“
„Das hört sich vernünftig an. Also muss ich meine beiden Hunde trennen.“
„Ja, das ist am besten.“
„Wobei ich auch immer gedacht habe, dass andere Hunde merken, wenn es einem Artgenossen schlecht geht. Vielleicht ist ja die Nähe des anderen auch heilsam?“
„Nun, Sie können es versuchen. Aber sie sollten sie dabei nicht allein lassen.“
Siebzig Euro hat Mona die Untersuchung samt Tabletten gekostet.
„Wie viel Geld muss ich für das Röntgen einplanen?“
„Kommen Sie morgen früh 9 Uhr. Der Hund muss nüchtern sein. Ich muss ihm eine Vollnarkose geben. Das kostet insgesamt so um die 300 Euro.“
Sie verlässt die Tierarztpraxis humpelnd. Ihr Rücken schmerzt noch mehr, nachdem sie Bardo ins Auto gehievt hat. Er hat eine Injektion bekommen, die Schmerzen und Entzündung lindern soll und liegt nun apathisch auf der Rückbank. Langsam fährt sie nach Hause und ist froh, dass sie nicht bis in den Süden fahren musste.
Auf dem Rückweg überlegt Mona, wie sie Bardo in einem geschützten Raum unterbringen kann. Am besten wäre es, beide Hunde mit in ihr Zimmer zu nehmen, jedenfalls über Nacht. Tagsüber könnte Masha draußen herumlaufen. Bardo müsste dann immer in der Voliere bleiben, bis auf die Zeit, in der Mona ihn begleitet, damit er sich lösen kann.
Zuhause angekommen, lässt sie Bardo in ihr Höhlenhaus humpeln, welches ja genau wie das hintere einen etwas verwinkelten Raum hat, der aus Schlafnische, Wohn- und Küchenbereich besteht. Der Hund ist matt und legt sich sofort vorsichtig vor ihr Bett. Mona läuft durch den Gang hinaus, um Masha zu befreien. Die freut sich und rast im Garten umher.
„Komm mit mir, Masha, du kannst jetzt deinem Bardo ein paar heilende Impulse geben.“ Und tatsächlich, Masha wittert sofort, dass es Bardo nicht gut geht. Sie fährt ihre Energie herunter und legt sich vorsichtig an ihn heran, ihren Kopf auf seine Schulter. Das Bild rührt Mona, sie fängt an zu weinen.
Sie setzt sich wieder an den Küchentisch, stützt den Kopf in die Hände und überlegt, was jetzt noch zu tun ist.
Die Ziegenmilch, ich muss sie nach vorne holen. Nur gut, dass ich die Milch von gestern in die kühle Höhlennische gestellt hatte. Die Zubereitung des Frischkäses aus der Ziegenmilch wird nochmals etwa eine Stunde in Anspruch nehmen.
Mona hat Hunger, greift sich eine Banane und eine Papaya. Nachdem sie sich gestärkt und etwas getrunken hat, begibt sie sich wieder nach draußen. Sie nimmt nun Masha mit, damit sie noch ein wenig Auslauf hat.
„Du darfst mit in den Ziegenbereich.“ Sie öffnet das Gatter und der Hund weiß, dass er sich in diesem Bereich ruhig zu verhalten hat, um die Ziegen nicht zu verschrecken. Masha läuft schnüffelnd auf dem Ziegengelände herum und säuft erst mal ausgiebig aus dem Wassertrog. Mona holt den abgedeckten Topf. Beim Verlassen des Ziegenbereiches wirft sie noch einen Blick auf das hintere Höhlenhaus, Giorgio ist nicht zu sehen. So geht sie wieder nach vorne und beschäftigt sich mit der Herstellung des Frischkäses. Die Milch ist noch in Ordnung und nach einer Stunde ist alles fertig. Sie macht einen Teller zurecht, auf den sie Frischkäse, Brotscheiben, etwas Butter, Gurke, Paprika und Zwiebeln legt. Außerdem greift sie sich einen Behälter mit acht Litern Trinkwasser.
„Wir gehen jetzt den seltsamen Mann besuchen. Der muss ja auch irgendwann mal etwas essen.“ Bardo schläft und Masha folgt Mona zum hinteren Höhlenhaus. Als sie dort ankommen, ist die Tür geschlossen. Sie klopft. Jetzt muss ich auch noch an mein eigenes Haus anklopfen, denkt sie und nach dem nicht geöffnet oder reagiert wird, klopft sie noch etwas lauter. Da hört sie von drinnen die gedämpfte Stimme des Bärtigen.
„Adelante!“ Wenigstens spricht er Spanisch und nicht Esperanto. Die Idee, Esperanto zu lernen, findet Mona richtig spannend. Das wäre doch auch was für die Truppe, die sonst am Wochenende immer hierherkommt. Es sind Portugiesen, Italiener, Franzosen, Holländer, Deutsche und Russen dabei, die wenig Spanisch sprechen. Wenn wir, auch die Spanier, alle die gleiche Sprache sprechen würden, könnten wir uns auf Dauer richtig gut verständigen und ein Zeichen für die ganze Welt setzen.
Mona betritt das Höhlenhaus. Ein muffiger Geruch kommt ihr entgegen. Sie lässt die Tür offen. Da fällt ihr ein, dass sie natürlich auch den WC-Eimer leeren muss. Den hat er sicherlich benutzt. Der Bärtige liegt im schummrigen Höhlenhaus in der Schlafnische im Bett. Mona stellt Teller und Wasserbottich auf den Tisch.
„Ich habe dir etwas Abendessen gebracht, außerdem frisches Trinkwasser bereitgestellt.“ Das Einzige, was aus der Schlafnische kommt, ist ein undeutliches „Dankon“. Langsam setzt Giorgio sich im Bett auf. Obwohl es schummrig ist, kann Mona seine Umrisse gut erkennen. Es sieht so aus, als hätte er eine Aura um sich herum, eine Art Lichtschein. Starke Energie kommt zu ihr geflossen, so ähnlich wie vorhin, als er ihr die Hände auf den Kopf legte. Ich muss hier raus, denkt sie und sagt:
„Brauchst du noch irgendetwas? Ich gehe sonst nach vorne in mein Haus. Du kannst gerne zu mir kommen, falls du Gesellschaft haben oder mit mir den Abend verbringen möchtest. Was auch immer, ich kann es dir nur anbieten. Natürlich habe ich auch nichts dagegen, wenn du hier in Ruhe bleiben möchtest.“ Giorgio antwortet nicht. Masha sitzt neben Mona auf dem Fußboden und schaut still auf diesen Mann. Erstaunlich, wie sich die Hündin verhält, denn sie ist Fremden gegenüber meist ziemlich ungestüm.
„Komm Masha, lass uns nach vorne gehen.“ Beide verlassen das hintere Höhlenhaus, nachdem Mona noch einen kurzen Blick auf den WC-Eimer geworfen hatte. Der kann noch bis morgen stehen bleiben, hat sie beschlossen. Langsam begibt Mona sich zu den Ziegen und streichelt sie. Deren und die Anwesenheit des Hundes machen sie ruhiger. Die Sonne ist schon lange hinter den Felsen verschwunden und Kühle breitet sich aus. Fröstelnd begibt sie sich mit Masha nach vorne in ihr Höhlenhaus. Sie füttert die Hunde, Bardo will kaum etwas fressen. Dann setzt sie sich selbst zum Abendessen hin, aber sie hat kaum Appetit. Ihr Körper ist unter Anspannung. Trotzdem nimmt sie etwas Ziegenkäse, eine Scheibe Brot mit Butter und eine halbe grüne Gurke zu sich.
„Ihr dürft heute bei mir vor dem Bett schlafen. Ach was, ihr dürft ab jetzt immer bei mir im Haus schlafen. Warum habe ich das nicht schon länger zugelassen. Ich verstehe mich manchmal selbst nicht“, redet Mona vor sich hin. Es ist noch nicht sehr spät und deswegen überlegt sie, wie sie nun den Abend verbringt. Heute ist Freitag oder Donnerstag? Sie hat es schon wieder vergessen. Ilka kommt in vier Tagen am Dienstag, hatte sie gesagt. Montag, Sonntag, Samstag, Freitag, also ist heute Donnerstagabend. Jetzt habe ich noch vier Tage, um mein Problem mit Giorgio zu lösen. Ich muss ihn dazu bringen, mit mir zu reden und ihn fragen, wann er gedenkt, mein Höhlenhotel wieder zu verlassen.
Die Hunde schnarchen friedlich. Mona hat keine Lust, weiter über problematische Dinge zu grübeln. Die Energie des Bärtigen hat sie plötzlich wieder voll im Griff. Das erstaunliche ist, es ist nicht nur eine faszinierende Energie für den Moment. Sie muss nun pausenlos daran denken, wie sehr sie Zärtlichkeit, Berührung, körperliche Nähe und Sexualität mit einem geliebten Mann vermisst. Solche Bedürfnisse hatte sie die ganzen letzten Monate nicht. Auf einmal sind sie wieder da und zwar mächtig. Da es aber keinen geliebten Mann gibt, überlegt sie, wie sie diese Energien am besten umsetzt. Sie holt sich Papier und Stift, zündet sich noch zwei weitere Kerzen an, setzt sich, nachdem sie den Tisch abgeräumt hat, hin und beginnt, eine erotische Geschichte zu schreiben. Die Worte fließen nur so aus ihrem Kopf über ihre Hand aufs Papier.
Tantrisches Liebeserlebnis
Sabia hatte intensiv von einem Mann geträumt, mit dem sie einst eine kurze Liaison hatte. Sie hatte ihn einmal im tiefsten Winter besucht. Draußen herrschten Minusgrade und es tobte ein Schneesturm. Die See war eine bizarre Eisfläche, der Strand sah aus wie die Antarktis. Der Mann war hoch spirituell, lebte bescheiden, sich vegan ernährend, sehr spartanisch in einem uralten Haus an der Küste. Es stand relativ nah an den Dünen, die Fenster waren dick vereist. Das einzige Zimmer wurde durch einen offenen Kamin geheizt, welcher in der Nacht regelmäßig ausging. So schliefen sie in dicken Schlafsäcken, um die Temperaturen auszuhalten.
In den ersten Tagen ihres Zusammenseins hatten sie sich sexuell gegenseitig regelrecht verschlungen. Er war so ausgehungert, dass er ihr Hals und Nacken zerbissen hatte. Sabia erinnert sich besonders an einen Morgen. Ihr war es im Schlafsack unglaublich heiß und es drängte sie danach, sich zu vereinigen. Die Vereinigung mit diesem Mann hatte etwas ganz Besonderes. Er schien jedes Mal neu erschaffen, so rein, so jungfräulich, zitterte unter ihren Berührungen, als hätte er noch nie in seinem Leben Sex gehabt. Sie brauchte bloß ihre Brüste entblößen, da schnellte sein Lingam nach oben und seine Steifheit wollte nicht mehr weichen.
Also kroch sie aus dem Schlafsack, strich im zärtlich über die Haare und weckte ihn mit sanften Küssen. Sie kniete nackt neben ihm und präsentierte ihm ihre prallen Brüste. Langsam öffnete sie den Reißverschluss seines Schlafsackes. Und da war er, der prächtige Morgenlingam dieses hoch spirituellen und jeden Tag mehrere Stunden lang meditierenden Mannes, der kaum etwas aß, sich überwiegend von Rohkost und Tee ernährte.
Seine braunen Augen leuchteten sie an, seine Hände griffen nach ihr. Sie beugte sich nieder und umspielte mit ihrer Zunge zart seinen heißen Körper. Sie wusste, dass er es sanft mochte. Und obwohl es so kalt im Raum war, spürten beide die Kälte nicht. So begann sie, seinen Körper zu massieren und küsste ihn immer wieder. Er setzte sich auf, sie ließ sich vor ihn zwischen seinen Schenkeln nieder, umschlang mit ihren Beinen seine schmalen Hüften und ihre Köpfe senkten sich in Zeitlupe Stirn an Stirn. Seine Hände glitten sanft streichelnd über ihren Rücken, ihren Nacken, durch ihr Haar.
So verharrten sie meditierend aneinander, bis er in sie eindrang, fast ohne sich zu bewegen. Sie spürte das heiße Pulsieren in sich. Sie saßen reglos, die Gesichter rot, Wange an Wange, Körper an Körper, vereint, bis sich das gegenseitige Erschauern durch beide gleichzeitig ergoss. Zeit und Raum lösten sich auf. Irgendwann legte er den Schlafsack wie eine Höhle um sie beide herum und so saßen sie und atmeten im gleichen Rhythmus. Sie fühlte die Energien fließen. Ein Orgasmus folgte dem nächsten, ohne dass sie sich auch nur einmal bewegt hätten.
Es war die absolute Erfüllung. Die Kälte spielte keine Rolle mehr, es gab nur noch diese beiden Seelengeistkörper, die ineinander verschmolzen waren und sich spürten. Irgendwann waren sie aneinander eingeschlafen und der Schlafsack von ihnen gerutscht. Als sie die Kälte erwachen ließ, lösten sie sich ganz langsam voneinander und bedankten sich gegenseitig für diese einzigartige, tantrische Liebeserfahrung.
Mona legt den Stift beiseite. Das Geschriebene hat sie in Ekstase versetzt. Sie spürt regelrecht den Körper des Mannes an sich und hat im Moment nur einen Wunsch, doch endlich wieder einmal heiß geliebt zu werden, so, wie es anfänglich mit Rafael war, verzehrend, leidenschaftlich, sanft, zärtlich und für die Ewigkeit. Sie begibt sich zu Bett, die beiden Hunde liegen ruhig davor, alles ist still. Am liebsten würde sie nach hinten zum Höhlenhaus gehen und über Giorgio herfallen, so dermaßen erregt ist sie. Doch das macht sie nicht. Er ist ein fremder Mann, auch wenn sie immer noch die Hoffnung hat, dass sich hinter dem Bart und dem abgemagerten Körper vielleicht doch Rafael versteckt. Sie spürt noch immer, wie magisch das Zusammensein mit Rafael auf sie gewirkt hatte. So etwas kannte sie aus ihren früheren Beziehungen oder männlichen Begegnungen nicht. Ihr verstorbener Ehemann war recht pragmatisch gewesen. Er war ihr erster Mann und sie hatte angenommen, dass die eher kühle körperliche Liebe mit ihm so normal sei. Ein paar Jahre nach dem Ableben von Mann und Sohn hatte sie es wieder mit Sex versucht und dabei festgestellt, dass es mit jedem Mann anders ist und hatte keine wirkliche Erfüllung erfahren. Und dann traf sie auf Rafael und er hatte sie völlig in den Bann gezogen, der heute noch wirkt, wie sie deutlich merkt. Denn während sie mit sich spielt, kann sie nur an ihn und seine enorme sexuelle Energie denken, sie fühlt ihn regelrecht. In ihrer Lust explodiert sie diesmal besonders heftig, ihr Atem geht schnell, ihr Körper zuckt noch lange nach.
Normalerweise kann sie nach einem Orgasmus gut einschlafen, das funktioniert aber heute nicht. Sie wälzt sich hin und her. Diese friedliche Stille scheint irgendwie trügerisch. In ihr klingeln die Alarmglocken, als ob irgendetwas auf sie zukommt. Hat es was mit Giorgio zu tun? Seitdem er da ist, fühlt sie Unruhe. Die zwei Tage haben ausgereicht, sie aus ihrer entspannten Ruhe zu reißen. Und in ein paar Stunden muss sie zum Tierarzt fahren und ihren lieben Bardo röntgen lassen. Er war am Abend überhaupt nicht mehr aufgestanden, wahrscheinlich vor Schmerzen. Irgendwann schlummert Mona dann ein und hat einen extremen Albtraum. Sie war zu ihrem alten Haus geschlichen, spähte durch die Fenster und sah darin Rafael, eine junge Frau und ein Baby. Beide küssten es und lachten glücklich. Als Mona aufwacht, ist sie schweißgebadet. Dieser Traum hat sie noch mehr durcheinandergebracht. Sie schaut auf die Uhr, es ist schon acht. Sie wollte viel früher aufstehen, der Tierarzt öffnet neun Uhr. So macht sie eine Katzenwäsche, verzichtet auf den Frühstückskaffee, isst Brot und Ziegenkäse nebenbei und steckt sich einen Apfel und eine Banane in ihre Tasche.
„Du musst wieder hierbleiben, Masha. Ich muss mit Bardo zum Tierarzt.“ Sie führt den Hund in die Voliere, um dann mit Mühe und Not Bardo ins Auto zu bugsieren. Monas Rücken schmerzt wieder kräftig, als sie den schweren Hund auf die Rückbank hebt.
Mit klopfendem Herzen fährt sie los. Sie hatte nicht nach Giorgio geschaut, dafür war heute früh einfach keine Zeit gewesen. Der Tierarzt ist jetzt wichtiger, soll er doch die Ziegen selber melken. Mona ist frustriert, wütend und angespannt. Während der Fahrt zum Tierarzt versucht Mona, nicht an das Kommende zu denken. Sie ärgert sich, dass sie wieder nicht meditiert hat. Alles ist durcheinander. Bald kommt Ilka. Übermorgen ist die Gesundheitsmesse in Telde. Den morgigen Tag muss sie nutzen, um mit Giorgio ins Gespräch zu kommen und bewirken, dass er ihr Anwesen verlässt. Mona ist nicht in der Lage, ihn einfach raus zu werfen. Ihr ist es schleierhaft, warum sie so zögerlich ist.
Beim Tierarzt angekommen, lässt sie Bardo im Auto. Sie wird ihn erst holen, wenn sie dran sind. Im Wartezimmer sitzen schon drei Leute mit ihren Tieren. Als Mona sich anmeldet, fällt ihr ein, dass sie vergessen hat, Geld mitzunehmen.
„Kann ich hier auch mit Karte zahlen?“
„Wenn es sein muss. Das Kartenlesegerät funktioniert manchmal nicht.“, antwortet die Sprechstundenhilfe. Monas Konto sieht nicht rosig aus, aber sie kann 500 Euro überziehen, bis das Konto gesperrt wird. Zuhause hat sie noch etwa 430 Euro Bargeld, das ist der Rest nach dem Ziegenverkaufserlös, hat aber kein Geld eingesteckt. Kaum hat sie sich ins Wartezimmer gesetzt, da wird sie auch schon aufgerufen. Der Tierarzt fordert sie auf, mit dem Hund in ein anderes Zimmer zu kommen, wo er ihn in Narkose versetzen und röntgen kann. Mona bittet um Hilfe beim Reintragen des Hundes, denn er will nicht laufen. Mit gemeinsamer Kraft legen sie Bardo auf den Röntgentisch. Mona muss ein Papier unterschreiben, in dem die Nebenwirkungen dieser Narkose aufgeführt sind.
„Sie brauchen nicht dabei sein“ sagt der Tierarzt, „es wird eine Weile dauern. Die Narkose muss erst wirken, dann findet die Röntgenuntersuchung statt. Danach braucht es noch mindestens eine halbe bis eine Stunde, bis der Hund wieder aufwacht. Solange lassen wir ihn hier liegen. Sie können also in der Zwischenzeit gerne etwas erledigen.“ Mona nickt. Ihr ist es nur recht. Sie hat überhaupt nicht das Bedürfnis zuzuschauen, wie ihr Hund in Narkose gebracht wird. Sie streichelt Bardo kurz über den Kopf und verlässt dann die Tierarztpraxis.
Mona entscheidet, ins Internetcafé zu gehen, denn Ilka hatte ihr per SMS ihre E-Mail-Adresse gesendet. Ich werde Ilka eine Mail mit meiner Adresse schreiben, falls irgendetwas ist und sie allein zu mir finden muss. Gerade will Mona das Internetcafé betreten, da hört sie jemand ihren Namen rufen.
„Mona!“ Überrascht dreht sie sich um. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht Jörg und winkt. Er kommt schnellen Schrittes über die Straße gelaufen und umarmt Mona stürmisch.
„Mensch Mona, wir haben uns ja ewig nicht gesehen. Gut siehst du aus. Ich hatte immer gedacht, dass du dich mal meldest.“
„Ach, bei mir ist es so schön still und ich brauchte eine lange Zeit, mich von den ganzen Turbulenzen zu erholen. Du weißt, wovon ich spreche.”
„Natürlich weiß ich das. Ich bin heilfroh, dass wir so glimpflich davongekommen sind.“
„Und wie geht es dir? Was machst du? Was macht dein Vater?“
„Wir haben schon wieder eine neue Kfz-Werkstatt aufgemacht. Die vorherige war zu weit abseits. Wir hatten allerdings richtig gut Glück. War ein Schnäppchen. Sie ist jetzt in El Tablero.“
„Mensch, das ist ja toll.“
„Was macht dein alter Opel?“
„Vom Grunde bin ich zufrieden. Manchmal springt er nicht gleich an, aber er fährt. Ich bin allerdings auch nicht viel mit ihm unterwegs, meistens nur bis Agüimes, manchmal fahre ich zum Al Campo Richtung Telde oder nach Vecindario einkaufen. Das ist aber eher selten.“
„Na da bin ich ja froh, dass die alte Karre noch fährt. Wenn was ist, du kannst jederzeit zu uns kommen. Wir machen es dir gratis.“
„Oh wie großzügig.“
„Na klar, ich habe immer noch das Gefühl, dass ich an dir etwas gutmachen muss.“
„Sag mal, hast du noch irgendwas gehört, vielleicht von Rafael oder von Cesaro?“
„Ne du, da lass ich auch tunlichst die Finger davon. Ich weiß, dass Walter mal in der Kneipe irgendetwas aufgeschnappt hatte. Ich will aber davon nichts wissen, habe die Nase voll von diesem Kram. Ich nehme auch keine Drogen mehr.“
„Herzlichen Glückwunsch Jörg. Und was macht die Liebe?“
„Das sieht man mir wohl an. Ich habe eine kanarische Frau gefunden. Sie ist jung und wunderschön. Wir wollen heiraten. Sie ist schwanger.“
„Ich habe gerade in der letzten Nacht von einer Frau mit einem Baby geträumt.“
„Das dauert noch etwas. Aber ich habe jetzt Verantwortung für die beiden und das tut gut.“
„Es macht mich froh, dass du dein Glück gefunden hast, Jörg.“
„Und was hast du für Pläne?“
„Du, so richtig weiß ich das auch nicht. Ich bin irgendwie in der Schwebe.“ Mona will auch Jörg nichts über Giorgio erzählen.
„Nächste Woche kommt meine Freundin aus Deutschland für drei Wochen zu Besuch. Mit der werde ich ein paar Inseltouren machen.“
„Na dann kommt doch mal bei uns vorbei. Ich stell dir meine zukünftige Frau vor. Walter freut sich immer, wenn du kommst. Du weißt, er hatte ja wirklich ein Auge auf dich geworfen.“
„Ich weiß, Jörg. Dein Vater ist einfach nicht mein Typ, aber er ist trotzdem ein netter Kerl. Auf jeden Fall ist er lustig und ich denke, mit Ilka zusammen werden wir viel Spaß haben. Vielleicht können wir auch abends mal zusammen ausgehen. Ich habe ja sonst kaum Kontakte und ihr kennt euch aus.“
„Na klar. Ich gebe dir unsere Karte, darauf stehen unsere neue Adresse und unsere neue Nummer.“
„Danke. Ich muss jetzt gleich zurück zum Tierarzt.“
„Was ist denn?“
„Einer meiner Hunde hat irgendwas am Hinterlauf und muss mit Vollnarkose geröntgt werden.“
„Hast du jetzt mehrere Hunde?“
„Ich habe zwei. Masha kennst du ja und nun habe ich noch Bardo, das ist ein Bardino. Er hat sich kaum noch bewegt, muss wohl kräftige Schmerzen haben.“
„Na dann drück ich dir mal die Daumen. Jetzt muss ich aber weiter, habe noch Termine. Lass es dir gut gehen.“ Nach typisch spanischer Tradition gibt Jörg Mona eine Umarmung, rechts und links auf die Wange einen Kuss und eilt davon.
Die Begegnung mit Jörg hat Mona beschwingt. Das wird bestimmt lustig, wenn wir an einem Abend zusammen mit Ilka im Süden etwas unternehmen. Mona war schon lange nicht mehr dort. Sie hat keine Lust auf Touristen und den ganzen Trubel. Aber wenn Ilka da ist, dann wird sie ihr auf jeden Fall alles zeigen. Sie freut sich schon, mit ihr über die Strandpromenade und die Dünen zu wandern, in einem schönen Restaurant aufs Meer zu schauen, einen Sangria zu trinken und leckere Pizza zu essen. Sie geht ins Internetcafé, checkt ihre Mails. Es ist alles nur Werbung, wer soll auch schreiben, die Mailadresse ist ja neu. Sie schickt ihre Adresse an Ilka und teilt mit, dass sie sich auf deren Ankunft freut, schon viele gute Ideen hat, wohin sie fahren und was sie alles unternehmen können, und dass Ilka ihr genau schreiben soll, wann sie am Dienstag tatsächlich ankommt, damit sie sie pünktlich vom Flughafen abholen kann. Vom Grunde könnte ich ja schnell noch Geld abheben, dann brauche ich nicht mit Karte zahlen. Mona verlässt das Internetcafé, läuft zum nächsten Geldautomaten, holt 300 Euro in der Hoffnung, dass es für die Röntgenuntersuchung reicht. Ein Blick auf die Uhr sagt ihr, dass eine dreiviertel Stunde vergangen ist. Eilig macht sie sich auf dem Weg zurück zum Tierarzt.
„Da sind Sie ja endlich“, sagt die Sprechstundenhilfe aufgeregt.
„Kommen Sie, Doktor Carlos will mit Ihnen reden. Es gibt da Probleme.“ Mona durchfährt es heiß. Die Sprechstundenhilfe klopft an die Tür zum Untersuchungsraum und öffnet sie dann vorsichtig. Der Arzt sitzt am Schreibtisch und winkt Mona heran.
„Setzen Sie sich bitte.“
„Was ist denn los? Wie geht es Bardo. Was haben Sie gesehen? Was hat er?“
„Ich muss Ihnen leider eine schlechte Nachricht übermitteln. Während des Röntgens haben wir festgestellt,