Na dann prost Mahlzeit! - Günther Juris - E-Book

Na dann prost Mahlzeit! E-Book

Günther Juris

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Beschreibung

Nach der törichten Wahl Dagobert Dumpfs zum Präsidenten von Westland, wozu ihm Vladl, der Präsident von Ostland, verholfen hat, quillt das Chaos über. Andere Machthaber wie der aus Türkiii stammende Erdogaggi, sowie der gleichfalls durchgeknallte Präsi von Nordkori, der immer wieder Fischschwärme mit seinen Raketen bedroht, die ums Verrecken nicht bis Westland fliegen wollen, möchten auch mitschnabeln und tun das auch. Genauso wie die Einfaltspinsel in den Dazwischenstaaten, von denen einer eine umtriebige Kanzlerin hat und eine Ursi von den Laien. Der Herr stehe uns bei! Die Kleingroßbrittis haben einen Bori Johnsi, die sind noch schlimmer dran. Die Historik und Extravaganzen vieler Länder und ihrer Anführer werden präsentiert, wobei Wunderliches ans Licht kommt. Fehlgriffe prominenter Fuzzis aus dem Sport sowie die dringende Notwendigkeit der Korruption werden obendrein anschaulich erläutert. Zum Himmel schreiende Irrtümer aller einzig wahren Religionen offenbaren ihren höllischen Charakter. Der unvermeidliche tägliche Gang des Autors in den Biergarten und seine dortigen Begegnungen sorgen für unerwartete philosophische Eindrücke, die uns nebenbei die Folklore und die Traditionen des weltweit beliebtesten Volksstammes Bavariari näherbringen.

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Seitenzahl: 292

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Ähnliche


Gewidmet all jenen, die noch an das Überleben der Menschheit glauben. Geben Sie sich keinen Illusionen hin. Dummheit ist tödlicher als Waffen. Beides geht in einer unheilvollen Allianz einher.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Erde und Erdi

Los geht es mit: Der-schon-bald-Präsident von Westland

Der Präsident von Ostland

Der Präsident von Westland

Die Präsidenten von Ostland und Westland – abwechselnd

Der sehnlichst erwartete Bericht.

Weltreligionen und der Nahe und der Mittlere und der Ferne Osten

Die Afgannis gibt es auch noch

Dagobert Dumpf zwitschert mal wieder

Algeri hat auch einen Präsidenten

Der Tagesplan von Dagi Dumpf wird bekannt

Dagobert Dumpf besucht zum zweiten Mal Kleingroßbritti

Infiti wiedergewählt – wer sonst!

Das Urteil für einen Serienmörder

Dagobert zündelt schon wieder

Erdogaggis politischer Niedergang wird eingeläutet

Der G20-Gipfel

Dazwischenländer-Union am Scheideweg

Die hohe Schule der Diplomatie

Der Super-Gau

Dagobert Dumpf schickt politische Gegnerinnen nach Hause

Das Verfallsdatum der Despoten rückt näher

Erlöse uns von dem Übel, oh Herr!

Epilog

Vorwort

In einer Zeit, in der die Präsidenten zweier Supermächte das Geschehen auf dem Planeten bestimmen, mischen sich ab und zu ein paar Machthaber kleinerer unbedeutender Staaten ein und wollen ein paar Takte mitschnabeln. Diese kleineren Staaten befinden sich genau dazwischen, und ihre Präsidenten und Präsidentinnen schütteln beinahe täglich den Kopf über das, was die beiden anderen so aushecken. Es bereitet denen anscheinend Freude, alle anderen um sich herum zu foppen, weil sie sie für bescheuert halten (manchmal zu Recht).

Die beiden großen Länder, die Ostland und Westland heissen, sind so groß, dass sich ihre Präsidenten einbilden, tun und lassen zu können, was immer ihnen beliebt. Und wenn man ein bisschen hinter die Kulissen blickt und sich mit der Vergangenheit dieser Männer vertraut gemacht hat, wird einem klar, warum der Himmelskörper, auf dem sie agieren, so ist, wie er ist und deshalb nicht mehr lange Bestand haben kann. Es sei denn, die beiden werden möglichst bald abgelöst.

Die Figuren dieser Geschichte sind frei erfunden. Das muss ich aus rechtlichen Gründen so schreiben, obwohl es nicht stimmt. In Wirklichkeit sind alle Namen und die Typen dahinter korrekt und genau so in den Fels der Geschichte eingemeißelt.

Ein Rätsel bleibt jedoch, und es will nicht einleuchten, warum zwei solche Chaoten an der Spitze zweier Großmächte von ihren Völkern geduldet werden. Auch wenn man die Tatsache ins Feld führt, dass mindestens die Hälfte eines jeden Volkes gaga ist, ist es dennoch verwunderlich, dass es solche Leute immer wieder schaffen, in die höchsten Ämter gewählt zu werden. Wenn auch zu befürchten ist, dass heutzutage in diesen Fällen nicht mehr das Volk darüber entscheidet, sondern gut ausgebildete Helferlein, die letzten Endes dafür sorgen, dass jede Gesellschaft (vorwiegend der Gaga-Anteil) erfährt, was oder wer gerade „in“ ist. Die sozialen Medien, über die 99 Prozent der Menschen erfahren, wie sie zu denken und zu agieren haben, sorgen dafür, dass die Welt nicht führerlos wird, und wirklich jeder das Richtige tut. Der klägliche Rest, der keine Ahnung hat und am Ende gar instinktiv vernünftig handelt, kann da nicht mitreden. Er beobachtet aus der Ferne, wie die Lemminge einer nach dem anderen zu den Klippen pilgern, um sich dort ins Ungewisse zu stürzen. Gott sei Dank gibt es aber noch so viele pragmatisch Handelnde, dass eines Tages mit einem Neuanfang begonnen werden kann. Jedenfalls ist das meine Hoffnung. Der große Geist, der für dieses Dilemma verantwortlich ist, weil er nicht vorhersehen konnte, was geschehen wird, wenn einigen Lebewesen ein Gehirn eingepflanzt wird, mit dem man nicht nur denken kann, sondern auch sollte, er muss das nächste Mal ein anderes Konstrukt entwerfen.

Da fällt mir ein, dass ich heute im Internet auf einen Gag aufmerksam wurde, der sich „Kiki-Challenge“ nennt, wobei der Fahrer oder die Fahrerin eines Autos, noch während dieses rollt, herausspringt, auf der Fahrbahn prähistorische oder moderne Tänze aufführt und sich dabei vom Beifahrer filmen lässt. Dabei werden manche bereits beim Herausspringen vom eigenen Auto erfasst oder vom Gegenverkehr überrollt, den sie übersehen haben. Oder sie knallen gegen einen ebenfalls übersehenen Laternenmast.

Vor solchen Errungenschaften sollte meiner Ansicht nach nicht länger gewarnt werden, denn sonst verzögert sich der Neubeginn der Menschheit und wird unnötig nach hinten geschoben.

Eine Gesangskünstlerin, die sich der Gaga-Bewegung sehr verbunden fühlt, hat extra ihren Namen in „Madame Gaga“ umgewandelt und diesen als Künstlernamen angenommen. Ihre Rechnung war wohl, dass ihre Follower (Hinterherrenner) mindestens die Hälfte der Welt ausmachen würden. Und da hatte sie gut gerechnet mit der Zunahme der Gaga-Mehrheit, zu der es zwangsläufig kommen musste, weil sich Gaga-Leute wie die Kaninchen vermehren. Wohingegen der intellektuelle Anteil jeder Bevölkerung immer mehr abnimmt.

Umfragen seriöser Agenturen haben ergeben, dass diejenigen, die selbstständig denken können, immer seltener bereit sind, Kinder in diese Welt zu setzen.

Für all die zuletzt genannten, die das Pech haben, in einer solchen Zeit leben zu müssen, mag es vielleicht tröstlich sein, hier die Erklärung zu finden, wie es dazu kommen konnte. Die Lebensgeschichten zweier Präsidenten, die von den Umständen profitieren, weil sie sonst keine Präsidenten geworden wären, werden in diesem Buch erzählt. Ebenso die gegenwärtigen politischen Fehlleistungen von weniger wichtigen Präsidenten, deren Ergeiz dem der anderen aber in nichts nachsteht. Und aller Lemminge, die nur mit zwei Beinen und einem beschädigten Gehirn ausgestattet wurden und sich nicht als Lemminge sehen, sondern sich anmaßend als homo sapiens, quasi „die Krone der Schöpfung“, begreifen.

Erde und Erdi

Zunächst stutzt man, wenn man diese drei Wörter nebeneinander stehen sieht. Mir ging es ebenso, aber dann wurde ich neugierig, was es damit auf sich hat.

Erklärt haben es mir zwei meiner besten Freunde, die sich in ihrer Freizeit mit Astronomie beschäftigten. Gali Gallili behauptet, er sei italienischer Herkunft, und von Niki Koperni weiß keiner, wo der herkommt. Beide weihten mich in ihr Geheimnis ein, an dem ich nun auch Sie teilhaben lassen möchte – mit der Erlaubnis meiner beiden Freunde natürlich, das versteht sich von selbst. Bei Gali bin ich mir nicht so sicher, ob seine Angaben stimmen, denn mir scheint, er bringt Ereignisse durcheinander und vor allem die Zeiten und Örtlichkeiten, wann sie sich wo ereignet haben. Manchmal kommen mir die zwei vor, als wären sie von einem anderen Stern, was natürlich Unsinn ist, aber weiß man`s? Sie wissen sehr genau, was sich dort abspielt, und normalerweise haben Astronomen davon keine Ahnung.

Sie erzählten mir völlig glaubwürdig von einem Planeten, den sie entdeckt und Erdi getauft haben. Erdi deshalb, weil er bis auf ein paar Kubikmeter völlig identisch mit der Erde ist, auf der wir leben. Auch die Verschiebungen der Erdplatten und Kontinente stimmen überein. Was mich außerdem an ihrer Geschichte hellhörig gemacht hat, ist der Umstand, dass sich auf der Erdi die Doppelgänger der Erdenmenschen herumtreiben und völlig irrsinnige Handlungen hinlegen, die aus unbekannten Gründen das Geschehen auf der Erde nach sich ziehen, ohne dass wir hier das Geringste dagegen tun können. Laut ihrer Erklärung befindet sich der Planet Erdi genau gegenüber unserer Erde in der gleichen Umlaufbahn um die Sonne, jedoch hinter ihr, so dass wir ihn nicht sehen und auch seinen Polizeifunk nicht mithören können. Außer Gali Gallili und Niki Koperni ist noch kein Astronom auf die Erdi aufmerksam geworden. Vielleicht erfahren wir ja, wie den zweien das gelungen ist – aber wenn überhaupt, dann später.

Bemerkenswert und nachvollziehbar an ihrer wahren, von mir chronologisch aufgezeichneten Geschichte ist auch, dass bei den Menschen, die denen auf der Erde aufs Haar gleichen, am Ende ihres Namen oftmals ein i steht (z.B. Kimi Jongi Uni aus Nordkori). Genauso bei den Ortsnamen, die ebenfalls fast immer ein i am Ende stehen haben (z.B. Neu Yoki). Das erleichtert es Ihnen, die geographischen Lokalitäten zu identifizieren und auf unserem Globus zu finden. Vorausgesetzt, Sie haben in der Schule in Geographie besser aufgepasst als Dagobert Dumpf, der momentane Präsident von Westland, der von Erdkunde so viel Ahnung hat wie ein Nashorn vom Kuchenbacken. Er deutet immer in die falsche Richtung, wenn er von einer Stadt oder einem Land spricht, über die bzw. das er sich gerade ärgern muss. Wundern Sie sich also nicht, wenn es gelegentlich konfus zugeht und Sie glauben, dass sich dies oder jenes unmöglich auf der Erde zugetragen haben kann, weil es an Irrsinn nicht mehr zu überbieten ist.

Meiner Meinung nach ist es völlig undenkbar, dass solche Knalltüten, wie es sie auf der Erdi gibt, auch auf der Erde eine Chance hätten, ungestraft ihr Unwesen zu treiben. Da aber auf der Erdi scheinbar alles möglich ist (zum Beispiel Küken schreddern), kann sich das auch nur dort zugetragen haben. Und da ich mich in meiner Niederschrift der Ereignisse nur mit prominenten Fuzzis befassen konnte, die hauptsächlich in der Politik, beim Sport und allen einzig wahren Religionen ihr Unwesen treiben, wird Ihnen so manches Ereignis bekannt vorkommen, und es wird Ihnen jeweils ein Pendant dazu auf unserer Erde einfallen.

Völlige Verdummung scheint es also auf allen Planeten zu geben, auf denen Leben möglich ist.

Ein wirksames Mittel gegen Dummheit gibt es leider bis heute nicht, obwohl es für die Pharmaindustrie eine tolle Herausforderung wäre, eines zu finden. Andererseits würden die Leute eine solche Pille nicht kaufen, weil nur die anderen dumm sind – man selber ja nicht. Das ist wie bei den Autofahrern. Nur die anderen sind zu blöd zum Fahren. Man bekommt gar nicht mehr beide Hände ans Lenkrad, weil man ständig nach allen Richtungen den Vogel zeigen muss. Leider kommt an dieser Stelle heutzutage immer öfter der ausgestreckte Mittelfinger zum Einsatz. Hier kann man am besten den Verfall der Werte und die Verrohung der Sitten beobachten.

Bei diesem Gedanken fällt mir vorweg das Erlebnis mit einem Geisterfahrer ein, der in meinem Beisein zum Polizisten sagte: „Von wegen falsche Richtung! Wissen Sie überhaupt, wo ich hin will?“

Ach ja, zum Thema Verkehr ein weiterer kurzer Beitrag, der auch ganz gut hierher passt:

In der englischen Hauptstadt London hat kürzlich ein Autofahrer einen blinden Fußgänger, der sich bereits auf dem Zebrasreifen befand, beinahe umgefahren. Er blieb erst nach dem Fußgängerüberweg stehen, weil er bemerkt hat, dass der Stock des Blinden sein Auto berührte. Wutentbrannt sprang er aus seinem Wagen und prügelte auf den Begleiter des Blinden ein, weil der seiner Meinung nach besser auf den Behinderten hätte aufpassen sollen. Wenigstens hat er nicht den Blinden vermöbelt. Was vielleicht geschehen wäre, wenn der alleine unterwegs gewesen wäre. Wer weiß das schon?

Fest steht jedenfalls, dass es allen in diesem Buch skizzierten Politikern schwerfallen würde, selbst bei einem der vielen Schaustellerbetriebe auf dem weltberühmten Volksfest der Bavariaris im Oktober eine Beschäftigung zu finden, nicht einmal als Karussellbremser. Sie konnten praktisch nur in der Politik Karriere machen. Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig! Dort treffen tagtäglich ungelernte Kräfte aufeinander, die es versäumt haben, einen Beruf zu erlernen und so ihrem Leben einen Sinn zu geben. Sie haben lieber Jura studiert, und wenn`s hoch kommt vielleicht noch Politische Wissenschaften, das war nicht so anstrengend und kam ihrer hinterfotzigen Wesensart mehr zupass. Da mussten sie sich nach der Arbeit auch nicht die Hände waschen.

Nun überlasse ich es ihnen, welchem Planeten und seinen Bewohnern Sie welche Ereignisse zuschreiben oder zutrauen wollen. Dabei spielt es keine Rolle, wenn Sie gelegentlich durcheinander kommen. Ist mir auch passiert!

Apropos Berufswahl. Vorgestern, als ich mir beim Metzger zwei Leberkäs-Semmeln für die Brotzeit holte, wurde ich unfreiwillig Zeuge, wie sich zwei Mütter hinter mir in mittlerer Lautstärke über die Zukunft ihrer Sprösslinge Gedanken machten. Bei denen soll es bald mit einer Lehre losgehen.

Die eine, die Dicke, sagte: „Wir haben uns überlegt, ob wir den Ludwig nicht Metzger werden lassen, der mag doch die Viecher so gern.”

„Das ist eine gute Idee”, sagte die Dünne, „unsere Lena will ja partout Freudenmädchen werden!”

Darauf die Dicke: „Das ist auch eine supi Idee, die hat ja schon als Kind immer so gern g`lacht!”

Los geht es mit: Der-schon-bald-Präsident von Westland

Am 1. April des Jahres Soundsoviel wurde der spätere Präsident von Westland auf der anderen Seite der Grenze Westlands geboren, in einem schrecklich armen Land in einer noch ärmeren Region, wo es keine Arbeit und nichts zu Essen für die Menschen gab und sie deshalb einer nach dem anderen versuchten, über die streng bewachte Grenze nach Westland zu gelangen. Dort erwartete sie für wenig Lohn die Drecksarbeit, die dort keiner verrichten wollte. Dafür wurden sie nicht selten von ihren Herrschaften beschimpft, bespuckt und sogar geschlagen. Das alles nahmen sie jedoch in Kauf, denn sie folgten dem westländischen Traum „vom Scheißhausputzer zum Millionär”. Dieser Traum, von dem sie wussten, dass er sich schon ein paar Mal erfüllt hat, hatte sich so sehr in ihre Gehirne eingebrannt, dass es unmöglich war, sich ihm zu verweigern. Dafür nahmen sie alles hin, auch jede mögliche Variante von Demütigung, denn sie wussten, dass sie es nur hier zu etwas bringen konnten, vorausgesetzt sie hielten durch.

An jenem 1. April, als Ramos Dumpf seinen Sohn erstmals schreien hörte, legte er das alte zerfledderte Micky-Maus-Heft beiseite und lauschte den Tönen, die der Junge von sich gab. Sie schienen Verdruss im Gepäck zu haben. Seine sechs anderen Kinder haben ganz anders geschrien, moderater, wie ihm schien. Egal, die Vorbereitungen für seine Flucht nach Westland waren so weit gediehen, dass er sich in den nächsten Tagen, zunächst noch ohne Familie, hinübermachen (das ist ein beliebter Ausdruck aus einem der Dazwischenländer, als es noch nicht wiedervereint war) wollte. Bald würde er Frau und Kinder nachholen. Sein Vetter, der schon zwei Jahre in Westland lebte, hat bereits Quartier und Arbeit für ihn besorgt, so dass er gleich loslegen und ein nützliches Mitglied der Müllbeseitigung und somit der westländischen Gesellschaft werden konnte.

Den neuen Sohn, den er wegen seiner abgöttischen Verehrung Walt Disneys „Dagobert” nannte, holte er mit seiner Frau als erstes nach Westland. Die anderen Kinder blieben vorerst bei der Familie seines Bruders. Dessen Frau konnte keine eigenen Kinder bekommen und sie waren deshalb voller Glück ob dieser Konstellation.

Ramos Dumpf, dessen Vater aus einem fruchtbaren Land jenseits des östlichen Ozeans (Atlanti) stammte, in dem gefüllter Saumagen gegessen wird, hatte eines Abends nach dem Genuss einer Flasche Tequila eine Vision, in der sein Sohn Dagobert eines Tages im Geld schwimmen würde, so wie es ihm sein Namensvetter aus den Comics vorlebte. Das war auch der Grund, warum er gegen den Willen seiner Frau und den Willen der restlichen Familie, sogar den Willen des ganzen Dorfes, diesen Namen durchsetzte. Egal, wenn er erst in Westland war, dann hatte der Junge mit dem klangvollen Namen bessere Chancen. Dass jedoch das Handeln eines Mannes oftmals anders bewertet wurde als sein Name und sein Gequassel, darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht.

Dagobert Dumpf wuchs schnell heran. Seine beachtlichen sportlichen Leistungen machten die Direktoren verschiedener Universitäten auf ihn aufmerksam, was ihm eine Berufung in das Footballteam der weniger bedeutenden Universität Hillbill einbrachte. Der Direktor förderte ihn bei jeder Gelegenheit. Denn er wurde durch ihn immer wieder an seine eigene Jugend erinnert, als er in ärmlichsten Verhältnissen aufwachsen musste und sein Vater wegen seines schwarzgebrannten Whiskys für oftmalige Umzüge zu unpassenden Zeitpunkten verantwortlich war. Immer dann, wenn wieder eine seiner Destillen ausgehoben und niedergebrannt wurde. Dass Ramos Dumpf bei der Einschreibung seines Sohnes im Sekretariat des Direktors einen Geschenkkorb mit ein paar Flaschen des eigenen Selbstgebrannten hinterlegt hatte, half ebenfalls, worüber aber kein Aufhebens gemacht wurde. Die rote Nase des Direktors gab allerdings Zeugnis davon, dass ihm in der Folgezeit die monatlichen Lieferungen Ramos Dumpfs nicht zuwider waren.

Sorgen machte sich der Direktor gelegentlich wegen der ungewöhnlichen Art und Weise, wie sich Dagobert mit Lügen und hinterfotzigen Aktivitäten unzählige Vorteile verschaffte, die seinen Kommilitonen in ausnahmslos allen bekannt gewordenen Fällen schadeten (auch in den nicht bekannt gewordenen). Immer wieder mogelte er sich mit kleineren und größeren Betrügereien durch das Studienjahr.

Irgendwann hatten diese Gaunereien ein Ausmaß angenommen, das nicht länger toleriert werden konnte, und so wurde er von der Uni verwiesen, sehr zum Leidwesen des Direktors, der überstimmt worden war. Aber nur zu dessen Bedauern. Alle anderen atmeten auf.

Das war für Dagobert aber nicht so schlimm, denn den Handlanger bei seinen Aktionen hatte es ebenfalls zerbröselt. Der musste auch das Feld – besser gesagt, das gemeinsame Zimmer räumen.

Es war jedoch der Startschuss zu einer unglaublichen Entwicklung und einer atemberaubenden Karriere. Dagoberts Vorbilder dafür waren ein Typ, der eine Eisenbahn quer durch Westland gebaut hatte und ein anderer, der einer Organisation angehörte, die sich Maffi nannte, und der es als deren Pate zu Reichtum und Ansehen gebracht hatte. Allerdings auch zu einer Bleivergiftung (er starb im Kugelhagel der Konkurrenz). Aber das war das Risiko des Ruhms, soviel wusste Dagobert Dumpf aus der westländischen Geschichte. Keinen Schimmer hatte er jedoch vom Berechnen von Risiken und den Folgen unüberlegter Handlungen. Das gehörte nicht zu seinen Stärken. Dafür konnte er Fußball spielen.

Den abenteuerlichen Weg seiner Idole würde nun auch Dagobert einschlagen, denn er fühlte sich ihnen verstandesmäßig ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen; nicht wissend, dass die beiden es mit unternehmerischem Geist und überragender Intelligenz zu etwas gebracht hatten, und nicht nur mit hinterhältigen Methoden und zwielichtigen Machenschaften (außer dem Maffiboss diesmal), bei denen es immer einen Verlierer gab. Egal, solange nicht er der Verlierer war, war alles in Butter.

In den vergangenen Ferien hatte er sich ein paar Mal auf dem Bau verdingt. Er war kräftig und konnte sich dort ein bisschen Taschengeld verdienen. Bei Gesprächen, die seine Bauleiter mit Kunden führten, erfuhr er viel über das Geschäft und die Verstrickungen, die manchmal so undurchsichtig waren, dass er Probleme hatte, sie zu durchschauen. Aber dafür hatte er seinen Handlanger, der ihn fortan bei seinen Lauschangriffen begleitete. Sie brachten sich geschickt in gute Positionen und erfuhren nach und nach, wie man andere auf noch elegantere Weise, als ihnen bis dahin bekannt war, aufs Kreuz legen konnte. Und dabei musste man noch nicht einmal damit rechnen, ins Kittchen zu wandern, denn alles war legal. Ein tolles Land, dieses Westland. Seinem Vater war er so dankbar dafür, dass er mit seiner damaligen Flucht alles richtig gemacht hatte. Ihm selbst und seinem Mittäter, der ihm ab jetzt nicht mehr von der Seite weichen sollte, boten sich ungeahnte Möglichkeiten. Er brauchte nicht einmal eigenes Kapital. Nur ein paar frisierte Bilanzen, für die sein Helferlein schon bald darauf sorgte. Der hatte in Buchführung in der Schule gut aufgepasst, es war sein Lieblingsfach.

Nach einem Vierteljahr war von ihm ein überaus rentables Firmengeflecht konstruiert worden, das jeden Banker davon überzeugen musste, in Dagobert Dumpf einen kongenialen Partner gefunden zu haben, dessen Seriosität auf Jahre hinaus nicht versiegende Geldströme versprach. Banken auf der ganzen Welt rissen sich schon bald darum, Dagobert Dumpf als Geschäftspartner zu gewinnen.

Vergessen war bei ihm die Abwandlung seines Namens, unter der er während seiner Schulzeit gelegentlich gelitten hatte. Der Zusatz „backe” an seinem Familiennamen war für alle Zeit getilgt. Denen, die davon reichlich Gebrauch gemacht hatten, würde er es zeigen.

In den nächsten vierzig Jahren wurde er mit Krediten zugeschissen, die zu bedienen er schon bald nicht mehr in der Lage war. Die externen Handwerker, die er mit Aufträgen überhäuft hatte, wurden von ihm nicht mehr bezahlt oder nur mit einem kläglichen Teil abgespeist. Dazu wandte er immer die gleiche Masche an, die von Anfang an so gut funktioniert hatte. Er beanstandete die Arbeit der von ihm engagierten Firmen als minderwertig oder fehlerhaft und weigerte sich danach, die restlichen Zahlungen zu leisten. Weil durch die wachsenden Außenstände deren Mitarbeiter nicht bezahlt werden konnten, musste ein Betrieb nach dem anderen dicht machen. Dagobert Dumpfs gewitzte Anwälte sorgten dafür, dass durch langes Hinauszögern den Handwerkern die Luft und schließlich das Geld ausging. Sie mussten Insolvenz anmelden und er war fein aus der Sache raus. Der volkswirtschaftliche Schaden, den er dabei anrichtete, war immens. Später, als er Präsident war, brüstete er sich damit, Arbeitsplätze geschaffen zu haben, wie kein anderer Präsident zuvor. Mit seiner Politik war es jedoch gelungen, genau das Gegenteil zu erreichen. Es gelang ihm noch nicht einmal, wenigstens die Arbeitsplätze wieder zu beschaffen, die er zuvor persönlich vernichtet hatte.

Nach seiner Wahl zum Präsidenten von Westland war er als Geburtshelfer des Begriffes Fake-News, was so viel wie Erstunken und Erlogen bedeutet, in Erscheinung getreten. Ein wunderbares Mittel, um ein ganzes Land zu verunsichern und ins Chaos zu stürzen. Keiner wusste mehr, was wahr war und was nicht. Er schaffte es in Rekordzeit, alle Medien zu verunglimpfen, so dass kein Mensch mehr glaubte, was er da las oder in den TV-Nachrichten sah. Er tat jede Meldung, die ihm nicht zum Vorteil gereichte, als Falschmeldung ab und behielt somit stets eine weiße Weste.

Vorher noch kam der Präsident von Ostland ins Spiel und lief zu einer grandiosen Form auf. Aber das kommt etwas später. Zunächst soll noch ausführlicher von Dagobert Dumpfs Lebensphilosophie berichtet werden. Wir wollen ihn ja erst ein wenig besser kennenlernen.

Dass er weder bei Handwerkern noch bei Banken seinen Verpflichtungen nachkam, störte das Volk von Westland nicht. Dieses Volk war inzwischen weit mehr als zur Hälfte Gaga geworden. Ihr künftiger Leader hatte sich deshalb zu einem grandiosen Showman entwickeln können, der in den Klatschspalten für unbegrenzte Unterhaltung sorgte. Fast täglich tauchte sein Name im Zusammenhang mit feudalem Lebensstil auf, an dem alle Mitbürger seines Landes künftig teilhaben werden, dann, wenn er erst der Präsident Westlands sein würde. Jedenfalls versprach er das beinahe täglich, spätestens wenn ihm ein Mikrofon gereicht wurde und er von dessen Macht Gebrauch machen konnte. Dabei erweckte er den Eindruck, dass ihm und nur ihm zu verdanken ist, dass Westland zivilisiert und von den Ureinwohnern befreit werden konnte. Was zeittechnisch gar nicht möglich war. Er verbarg, wenn ihm das wieder einmal vorgerechnet wurde, nicht, dass er garantiert dabei gewesen wäre, als vor mehr als hundertfünfzig Jahren den stolzesten Völkern, die die Welt je gesehen hat, die Lebensgrundlage entzogen und auf diese Weise der Garaus gemacht wurde. Und zwar von Leuten seines Kalibers, die es schon damals im Überfluss gegeben hat. Leute, die aus Habsucht Büffel töteten, mit dem festen Vorsatz, die Ureinwohner so von der Bildfläche zu tilgen. Unzählige Säuberungsaktionen, in deren Verlauf Frauen, ihre Kinder und alte Menschen abgeschlachtet worden sind, wurden als von Gott gewollt oder von ihm ausdrücklich begrüßt oder zumindest gebilligt, verkauft. So bekam jedes Massaker einen legitimen Anstrich. Verträge, die mit den edlen Menschen, die sich mit Federn von Adlern schmückten, abgeschlossen wurden, sind schon bald von dem eingewanderten Mob gebrochen und für null und nichtig erklärt worden; immer dann, wenn man feststellte, dass sie plötzlich nicht mehr zum Vorteil der neuen Besitzer des Landes gereichten. Eines Landes, das sie niemals besessen, sondern gestohlen haben. Dieses wundervolle Land, für das von den Ureinwohnern so viel Liebe und Sorgfalt aufgewendet worden war, wurde von den Ursurpatoren entlang ihrer Trails zugemüllt, und nach und nach auch der Rest des Landes.

Mit neuen Methoden wird neuerdings daran gearbeitet, selbst die Grundlagen jeglicher Existenz, nämlich das Trinkwasser, zu vergiften und somit sogar das eigene Leben zu vernichten. Sie nennen es Fracking, weil das ein Begriff ist, den niemand sonst auf der Welt kennt oder versteht. Der aber hauptsächlich modern klingt. Grundwasserverseuchen hat dagegen einen eher unpopulären Klang.

Das alles war nach Dagobert Dumpfs Geschmack und entsprach seiner Natur, denn es brachte viel Geld ein. Dass er am Jüngsten Tag nichts mehr davon haben wird, hat sich noch nicht bis zu ihm herumgesprochen.

Bis dato hat sich nichts am Wirken der Westländer geändert. Inzwischen weiß man selbst im letzten Winkel der Erde, dass es keinen Sinn macht, mit einem Westländer Verträge abzuschließen. Denn kein Mensch kann sich daran erinnern, dass von denen jemals einer eingehalten wurde.

Gerne mischen sie sich überall auf der Welt ein. Vielleicht auch nur als Zeitvertreib. Dabei stürzen sie Regierungen aus fadenscheinigen Gründen, und dort, wo ihr Eingreifen notwendig wäre, erklären sie sich für nicht zuständig, weil für sie nichts dabei rausspringt. Das allerdings sagen sie nicht. Es ist aber das Ergebnis von Recherchen.

Und nun bekommen sie Dagobert Dumpf zum Präsidenten, der zu ihnen wie die Faust aufs Auge passt und der dieses Tohuwabohu erwartungsgemäß ausweiten wird.

Die ganze Welt lacht sich inzwischen über seine lächerliche Frisur kaputt, die allerdings von den Damen des horizontalen Gewerbes sowie von Filmsternchen, die es über das Agieren in Pornofilmen hinaus noch nicht sehr weit gebracht haben, toleriert wird.

Nachdem er enttäuscht feststellen musste, dass Nichtbezahlen in deren Branche keine Freundinnen schafft, löhnt er neuerdings das Honorar für ihre Dienste schon vor der Orgie. Und wenn nicht er, dann sein Anwalt, der früher als sein Handlanger fungierte, und nun seine noch rechtere Hand und deshalb unverzichtbar geworden ist.

Diese Damen müssen nicht gleich Insolvenz anmelden, wenn einer mal den Lohn verweigert. Das hatte er vorher nicht gewusst. Und auch nicht, dass sie mit einer wertvollen Information über seine Paktiken zur rechten Zeit einen mächtigen Schaden anrichten konnten. Sein handlangender Anwalt hat ihn auch zu spät darüber aufgeklärt. Über diese Umstände hätte er sich besser selbst Gedanken machen sollen, bevor er sich für das Präsidentenamt von Westland aufstellen ließ. Doch dazu hätte er fähig sein müssen, die Kontrolle über seinen Hosenstall zu behalten, was ihm bis heute verwehrt blieb.

Obwohl er mittlerweile bereits zum x-ten Mal verheiratet ist, zeigt er sich bei seinen oftmaligen Streifzügen durchs Milieu großzügig, denn auch jede dieser Damen hat schließlich eine Wählerinstimme. Sieben Stimmen hat er schon verloren. Deshalb war er jetzt in diesem vertrauten Umfeld so umtriebig. Es galt, verlorenen Boden gutzumachen und noch weiteren dazu zu gewinnen. Bei Wählerstimmen käme eigentlich jetzt der Präsident von Ostland ins Spiel. Aber ganz so weit sind wir noch nicht.

Nochmal kurz zu seiner Frisur. Anlässlich einer selbst einberufenen Pressekonferenz fragte ihn ein Reporter aus einem Nichtschurkenstaat, was eigentlich sein Friseur von Beruf sei. Dagobert Dumpf war so perplex, dass ihm minutenlang der Mund offenblieb, ohne dass sich ein Wort daraus vernehmen ließ. Er war bis jetzt der Meinung gewesen, dass sein Friseur von Beruf Friseur ist. Was aber unmöglich der Fall sein konnte, wenn man sich die Bemühungen seines … ja was eigentlich? betrachtet.

Im Westen von Westland ist vor vielen Jahren ein Spielerparadies entstanden, dessen Name eine grasige Ebene oder ein fruchtbares Tal bedeutet. Wovon aber nichts zu sehen ist, weder das eine noch das andere. Unter Spielern hat er sich trotzdem schnell herumgesprochen. Viele der Männer und Frauen, die mit enormen Gewinnen aus Grundstücksgeschäften und anderen zwielichtigen Einkommen, die sie nicht zuletzt den damaligen Verträgen ihrer Vorväter mit den Ureinwohnern verdankten, ausgestattet waren, verloren dort ihr zusammengerafftes Vermögen wieder. Das brachte Dagobert Dumpf auf die Idee, eine eigene Spielerstadt zu bauen, und zwar am anderen Ende von Westland, nämlich in dessen Osten. Da die Geldraffer aber zwischenzeitlich das ergaunerte Geld bereits auf der grasigen Ebene verloren hatten, hatten sie keine Kohle mehr, um es in Dagobert Dumpfs Stadt zu verjubeln. Das kam ihm sehr ungelegen, denn inzwischen waren die meisten der mit ihm befreundeten Banker nicht mehr mit ihm befreundet. Sie verlangten völlig unerwartet ihr Geld zurück. Das war aber nicht möglich, weil er pleite war. Da kam ihm die nächste geniale Idee. Er schlug ihnen vor, ihm noch mehr Geld zu leihen, um die Chance zu wahren, das Geld, das er ihnen bis dahin schuldete, überhaupt zurück zu bekommen. Das leuchtete den Bankern ein, und so schossen sie immer mehr des guten Geldes ehrlicher Menschen dem schlechten Geld Dagobert Dumpfs hinterher (dieses Bankenprinzip hat sich erstaunlicherweise bis heute halten können). Inzwischen wusste niemand mehr, wie pleite oder vermögend er überhaupt war. Die Banken hatten längst den Überblick verloren, da sie sich über die ganze Welt verteilten, und keiner vom anderen wusste. Und dadurch, dass er überall und bei jeder sich bietenden Gelegenheit hinausposaunte, wie reich er war, glaubt ihm das Gaga-Volk kritiklos und ist sogar stolz darauf, einen so erfolgreichen Präsidenten zu haben, der auch sie alle reich machen wird. Er hat es ja versprochen. Alles andere sind Erstunken-und-Erlogen-Meldungen, die ab jetzt Fake-News heißen, und die es vor seinem Auftauchen nicht gegeben hat.

Ein Mann, der ein solches Durcheinander anzettelt, ist unmöglich in der Lage, das alles alleine zu schaffen. Er braucht einen Kumpan, und zwar ganz woanders, dort, wo ihn niemand vermutet. Und da kommt endlich der Präsident von Ostland ins Spiel. Obwohl, ist es schon so weit? Nein, noch nicht ganz.

In Westland hat sich seit der Einführung einer Regierung mit einem durch ein Gaga-Wahlsystem bestimmten Präsidenten eine stabile Tradition entwickelt, die vorsieht, dass durchschnittlich jeder zweite Präsident während seiner Amtszeit erschossen, erstochen oder anderweitig abgemurkst wird und so den Platz für einen anderen Präsidenten frei macht. Für einen Präsidenten, der ebenfalls an den mannigfachen Möglichkeiten partizipieren möchte, die eine solche Position garantiert. Das wäre aus verständlichen Gründen nicht gut möglich, wenn einer zu lange an seinem Sitz festklebt. Weil Dagobert sich aus mangelnder Zeit nie so ausgiebig mit der westländischen Geschichte befasst hat, ist ihm diese Tatsache verborgen geblieben. Ansonsten hätte er es sich womöglich anders überlegt und auf die Kandidatur für das höchste Amt im Lande verzichtet. Sein Antrieb war aber der Tatbestand, dass der Präsident von Ostland, der sein ganzes Leben lang für Ostland gearbeitet hat und somit eigentlich den Status eines Beamten inne hatte, auf wundersame Weise der reichste Mann seines Landes geworden ist. Ein Umstand, der nicht möglich wäre, wenn er sein monatliches Gehalt auf die Bank gebracht und dort hätte liegen lassen. Es musste sich also rentieren, wenn man ein solches Amt bekleidete. Woher Dagobert Dumpf das wusste? Jetzt werden wir es erfahren.

Bei einem Besuch in Ostland war er zuerst zu einem Ballett und danach zu einem Bankett eingeladen worden. Dort wurde er mit Vladl, dem Präsidenten von Ostland, bekannt gemacht. Er durfte sogar bei ihm am Tisch sitzen. Nachdem alle anderen Gäste unter den Tischen lagen, weil sie dem in diesem Land bevorzugten Getränk, das sich Wodkatz nennt (weil sein Geschmack an die Ausscheidungen des zweiten Teils des Wortes erinnert), zu sehr zugesprochen hatten, waren nur noch Dagobert und der Präsident Ostlands wach, wenngleich sie sich beide nur noch mühsam am Tisch festklammern konnten. Dabei prahlte der Präsident von Ostland, wie leicht es jedem Präsidenten eines jeden Landes gemacht wird, Geld im Überfluss anzuhäufen. Das ist auch der Grund, warum dieses Amt bei den meisten Schülern weltweit an erster Stelle auf ihrer Liste von Berufswünschen steht. Sehr viel später erst kommt Feuerwehrmann und dann Pilot.

Eine sehr rentable Möglichkeit war zum Beispiel, durch die Androhung des Erlassens von Gesetzen, die eine bestimmte Branche benachteiligen, dafür zu sorgen, dass an der Börse eine Panik ausbricht, und alle, die in diesem Bereich investiert haben, ihre Aktien veschleudern. Wenn dann ein Tiefpunkt erreicht ist, kauft der Präsident über einen Mittelsmann so viele Aktien auf, wie er sich leisten kann und dementierte danach sein Vorhaben, das diesen Crash verursachte. Die Aktien steigen und steigen wieder und füllen den eigenen Tresor, bis er überquillt und ein neuer, noch größerer angeschafft werden muss. Zusätzlich gründet man ein Firmengeflecht, an dem jedes Mitglied der Familie und engste Freunde beteiligt sind. Die Regierungsaufträge, die zu vergeben sind, werden hauptsächlich von diesen Firmen bedient. So können fantasievolle Rechnungen gestellt werden, die von ihm abgezeichnet und vom Staatssäckel anstandslos bezahlt werden. Genial!

So kam es, dass zum Beispiel Olympische Spiele und Fußallweltmeisterschaften und andere sportliche Großveranstaltungen immer zu den teuersten der Geschichte wurden. Jede Veranstaltung, für die nagelneue Stadien und Infrastrukturen benötigt wurden, sorgten für einen neuen Weltrekord. Ein Großteil der Kosten landete im nächst größeren Tresor, der wieder einmal fällig geworden war. Inzwischen standen 64 Tresore in verschiedenen Größen in des Präsidenten Wochenendhaus, das man in seinem Land Datschi nennt. Dieses Datschi steht mitten in einem Birkenwald nahe der Hauptstadt und wird von einer Kompanie Elitesoldaten bewacht.

Dies alles erzählte der Präsident von Ostland an jenem Abend seinem neuen Freund aus Westland, und leutselig wie sie beide in diesem Moment waren, tranken sie Brüderschaft und küssten sich innig und der eine, der es schon geschafft hatte, versprach dem anderen, der heute auf eine Idee gebracht worden war, dass er ihm gerne behilflich sein werde, dieses Ziel in Westland zu erreichen. Dann könnten sich auch die Beziehungen ihrer beider Länder wieder verbessern, die in den letzten Jahren ein wenig gelitten hatten. Auf die Sanktionen, die weltweit gegen sein Land verhängt worden waren, und die so gar nicht nach dem Geschmack des Präsidenten von Ostland waren, konnte dann verzichtet werden. Sein Volk fing deshalb schon zu murren an. Gott sei Dank betraf die Regel, dass mindestens die Hälfte eines Volkes Gaga ist, auch sein Land. Und so konnte er sein Volk durch gezielte Desinformationen wiederholt ruhig stellen. Immer öfter kamen ihm jedoch Zweifel, ob sich das noch lange durchhalten ließ, und ob die wirklich alle so blöd waren.

Der Präsident von Ostland hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, nachdem er am späten Nachmittag nach dem Gelage aufwachte und in seinem Gehirn das Geschehene Revue passieren ließ. Aber versprochen ist versprochen. Und daran muss man sich halten, wenn man ein Präsident von Welt sein will.

Um sein Versprechen Dagobert Dumpf gegenüber einhalten zu können, musste er schnellstmöglich eine Mannschaft zusammentrommeln, die sich mit Computern und sozialen Netzwerken weltweit auskannte. Das war nicht so schwer, denn in seinem Land gab es – wie in jedem anderen Land auch – eine geistige Elite, die sich mit enormer krimineller Energie das benötigte Wissen erforderlichenfalls selbst aneignet.

In kürzester Zeit hatte er das Problem aus der Welt geschafft und einem geeigneten Team ein Gebäude zur Verfügung gestellt, in dem es künftig sein Unwesen treiben konnte. Sie gravierten einen Fantasienamen auf das Firmenschild und waren fortan ein privates Unternehmen, das sich “Agentur für Internet-Forschung” nannte und absolut nichts mit der Regierung Ostlands zu schaffen hat. Darauf hat der Präsident bestanden.

Ihre Spezialität sollte die Einflussnahme bei x-beliebigen Ländern werden, wenn dort wieder einmal Wahlen anstanden. Und nebenbei, quasi als Draufgabe für den geliebten Präsidenten, die Destabilisierung von nicht befreundeten Ländern anzukurbeln und voranzutreiben. Jetzt war aber vorrangig Dagobert Dumpf an der Reihe. Es blieb nicht mehr viel Zeit, denn die Wahlen in Westland waren bereits in neun Monaten angesetzt.

Eine Woche später stand der Chef der Truppe, die sich intern Troll-Armee und auch liebevoll Vladlbots nennt, bei Vladl auf der Matte und unterbreitete dem Präsidenten seine Vorschläge: „Mit fingierten Identitäten werden wir in den sozialen Medien und Online-Foren die Stimmungen in den betreffenden Ländern manipulieren und damit die Meinungen Pro-Ostland beeinflussen. Die Gagas weltweit merken das sowieso nicht, und so können wir Regierungsgegner nach Belieben diskreditieren und Marionetten in höchste Ämter hieven. So haben wir zuletzt auch die Anti-Vladl-Proteste beendet. Mit diesem Dagobert Dumpf machen wir weiter. Die Ungaris und die Polis haben wir schon im Sack. Die funktionieren besser als erwartet. Jetzt kommt der Knallkopf in Westland dran. Das sollte keine großen Probleme bereiten. Die 4000 Quadratmeter des Gebäudes, das Sie uns zur Verfügung gestellt haben, reichen dann allerdings nicht mehr aus.” Vladl meinte: „Würden denn 12000 Quadratmeter weiterhelfen?”

„Das könnte hinhauen” sagte der Ober-Troll und grinste über das ganze Gesicht. Er hatte schon ein geeignetes Objekt im Hinterkopf, mit finnischer Sauna, Türkiiibad und Thailandi-Massage-Brigade. „Kein Problem”, meinte Vladl jovial und winkte generös ab. So wie es eben eines Staatsmannes seines Formats geziemt.