Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie - Verena Laqua - E-Book

Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie E-Book

Verena Laqua

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Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich BWL - Unternehmensethik, Wirtschaftsethik, Note: 1,3, Universität Kassel (Volkswirtschaftslehre), Sprache: Deutsch, Abstract: Der liberalisierte Welthandel führte zu einem globalen Austausch von Waren, Kapital und Informationen. Multinationalen Unternehmen der Industrieländer wurde es zunehmend erleichtert, ihre Herstellungskosten durch eine weltweite Arbeitsteilung zu minimieren und sich über nationale Rechtsprechung hinwegzusetzen. Insbesondere die Bekleidungsindustrie ist durch eine internationale Arbeitsteilung gekennzeichnet und bietet Entwicklungs- und Schwellenländern eine Grundlage zur Industrialisierung. Besonders arbeitsintensive Wertschöpfungsstufen, wie der Baumwollanbau, bieten eine lukrative Quelle zur Devisenerwirtschaftung. Allerdings ist der konventionelle Baumwollanbau mit hohen umweltbelastenden,gesundheitlichen und finanziellen Risiken verbunden. Mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie - Die Folgen des liberalisierten Welthandels am Beispiel des Baumwollanbaus in Usbekistan und dem angrenzenden Aralsee sowie Lösungsansätze zu deren Überwindung - “, widmet sich diese Bachelorarbeit den weitreichenden Auswirkungen des Baumwollanbaus auf die Natur und die Menschen, stellt Alternativen zum konventionellen Baumwollanbau vor und ermittelt Lösungsansätze zur Implementierung von Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Bekleidungsindustrie. Ziel dieser Arbeit ist es, den Konsumenten am Ende der Wertschöpfungskette die Möglichkeit zu geben, ethisch motivierte Kaufentscheidungen in Bezug auf Kleidung, anhand transparenter und vertrauenswürdiger Qualitätszeichen treffen zu können.

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INHALTSVERZEICHNIS

 

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Nachhaltigkeit und Globalisierung

2.1 Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Kontext der Globalisierung

2.2 Starke und schwache Nachhaltigkeit

3. Die Bekleidungsindustrie

3.1 Abgrenzung der Naturfaser zur Chemiefaser

3.2 Die textile Wertschöpfungskette für die Verarbeitung von Baumwolle

4. Der Baumwollanbau

4.1 Weltwirtschaftliche Bedeutung des Baumwollanbaus

4.2 Kultivierung von Baumwollpflanzen

4.3 Der Welthandel mit Baumwolle

4.4 Auswirkungen des Baumwollanbaus am Beispiel Usbekistan und dem angrenzenden Aralsee

4.5 Mögliche Alternativen zum konventionellen Baumwollanbau

5. Qualitätszeichen der Bekleidungsindustrie

5.1 Die Frage der Verantwortung

5.2 Cotton made in Africa

5.3 Fairtrade Certified Cotton

5.4 Gobal Organic Textile Standard

5.5 NATURTEXTIL IVN zertifiziert Best

5.6 Abschließende Bewertung der Qualitätszeichen

6. Fazit und Ausblick

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

 

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

 

Abbildung 1: Globales Angebot und weltweiter Handel mit Baumwolle 2007/08 bis 2012/13

Abbildung 2: Regionale Verteilung der mit dem GOTS-Siegel zertifizierten Betriebe in 2010 und 2011

 

1. Einleitung

Der liberalisierte Welthandel führte zu einem globalen Austausch von Waren, Kapital und Informationen. Multinationalen Unternehmen der Industrieländer wurde es zunehmend erleichtert, ihre Herstellungskosten durch eine weltweite Arbeitsteilung zu minimieren und sich über nationale Rechtsprechung hinwegzusetzen. Insbesondere die Bekleidungsindustrie ist durch eine internationale Arbeitsteilung gekennzeichnet und bietet Entwicklungsund Schwellenländern eine Grundlage zur Industrialisierung. Besonders arbeitsintensive Wertschöpfungsstufen, wie der Baumwollanbau, bieten eine lukrative Quelle zur Devisenerwirtschaftung. Allerdings ist der konventionelle Baumwollanbau mit hohen umweltbelastenden, gesundheitlichen und finanziellen Risiken verbunden. Mit dem Thema „Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie - Die Folgen des liberalisierten Welthandels am Beispiel des Baumwollanbaus in Usbekistan und dem angrenzenden Aralsee sowie Lösungsansätze zu deren Überwindung - “, widmet sich diese Bachelorarbeit den weitreichenden Auswirkungen des Baumwollanbaus auf die Natur und die Menschen, stellt Alternativen zum konventionellen Baumwollanbau vor und ermittelt Lösungsansätze zur Implementierung von Sozial- und Umweltstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Bekleidungsindustrie. Ziel dieser Arbeit ist es, den Konsumenten am Ende der Wertschöpfungskette die Möglichkeit zu geben, ethisch motivierte Kaufentscheidungen in Bezug auf Kleidung, anhand transparenter und vertrauenswürdiger Qualitätszeichen treffen zu können.

Nach der Einleitung werden in Kapitel zwei die theoretischen Grundlagen abgesteckt. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird in den Kontext der Globalisierung eingeordnet und die Grundkonzepte „starke und schwache Nachhaltigkeit“ werden voneinander unterschieden. Kapitel drei befasst sich mit der Bekleidungsindustrie. Zunächst wird die Naturfaser von der Chemiefaser abgegrenzt und im Anschluss die textile Kette für die Verarbeitung von Baumwolle vorgestellt.

Im Anschluss fokussiert Kapitel vier den Anfang der Wertschöpfungskette, den Baumwollanbau. Einleitend wird die weltwirtschaftliche Bedeutung des Baumwollanbaus aufgezeigt. Darauffolgend wird die Kultivierung von Baumwollpflanzen erläutert und es werden verschiedene Auswirkungen herkömmlicher Anbaumethoden dargestellt. Zudem werden die Folgen der internationalen Konkurrenz im Welthandel mit Baumwolle erläutert. Im Anschluss werden die Auswirkungen des Baumwollanbaus am Beispiel Usbekistans und dem angrenzenden Aralsee konkretisiert. Abschließend werden mögliche Alternativen zum konventionellen Baumwollanbau vorgestellt und bewertet.

Kapitel fünf beschäftigt sich mit Qualitätszeichen der Bekleidungsindustrie. Nachdem im ersten Teil die Frage der Verantwortung im Hinblick auf eine natur- und humanverträgliche Herstellung von Bekleidung beleuchtet wurde und Anforderungen an die Güte eines Qualitätssiegels für die Bekleidungsindustrie aufgestellt wurden, werden einzelne Qualitätszeichen vorgestellt. Diese umfassen Cotton made in Africa, Fairtrade Certified Cotton, Global Organic Textile Standard und NATUTEXTIL IVN zertifiziert Best.

2. Nachhaltigkeit und Globalisierung

 

2.1 Die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Kontext der Globalisierung

 

Die westlichen Staaten sind durch eine liberale Ordnung gekennzeichnet, die auf weitgehenden Freiheiten des Individuums sowie Demokratie beruht und, im Zuge ihrer Entwicklung, den westlichen Staaten Wohlstand bescherte. Dieser Wohlstand, verbunden mit einem hohen Lebensstandard, kommt allerdings lediglich einem Fünftel der Weltbevölkerung zugute. Die Bevölkerung des Südens ist dagegen oftmals von extremer Armut betroffen, ohne Zugang zu einer sozialen Absicherung und Bildung. Weiterhin wird die Lage der Menschen im Süden durch politische Instabilität und Kriege verschärft. Daneben reihen sich große ökologische Risikoherde ein. Die Folge der größtenteils westlichen Lebens- und Wirtschaftsweise ist eine Übernutzung von Ressourcen, die mit weitreichenden Konsequenzen für Klima und Ökosysteme verbunden ist. Die Bevölkerung im Westen stellt 20 Prozent der weltweiten Bevölkerung dar und verbraucht 80 Prozent der globalen Ressourcen. Zudem steuern die bevölkerungsstarken südlichen Länder in ihrer Entwicklung den westlichen Lebensstil an.[1]

 

Die oben genannten und weitere globale Probleme veranlassten die Vereinten Nationen (UN) 1987 die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung in Stockholm einzuberufen. Unter der Federführung der norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland entstand im Ergebnis der „Brundtland-Bericht“, der der Umwelt- und Entwicklungspolitik eine neue Richtung vorgab, den Begriff „Nachhaltigkeit“ populär machte und ein bis heute vorherrschendes Begriffsverständnis einläutete. Der Ausgangspunkt war die Annahme, dass eine aufholende Industrialisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern nicht ohne weiteres realisierbar wäre, wenn die Lebensstile und Konsumniveaus der Industrieländer nicht grundlegend überdacht werden würden[2]. Ein Expertengremium nahm sich der Aufgabe an, Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die auf eine dauerhafte Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse unter Berücksichtigung der Tragekapazität der natürlichen Umwelt ausgerichtet waren.[3]

 

Die bedeutende Stellung des Leitbildes „Nachhaltigkeit“ wurde 1992 in Rio de Janeiro konstatiert. So wurde Nachhaltigkeit auf der Konferenz über Umwelt und Entwicklung in das Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert (,Agenda 21‘) eingebunden.[4]

 

Auf dem anschließenden Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg im Jahr 2002 („Rio+10-Konferenz“) wurden neue Ziele und Programme zur Bekämpfung der Armut und dem Schutz der Umwelt festgelegt und in einem Implementierungsplan verabschiedet.[5]

 

Nachdem die wichtigsten historischen Etappen der Begriffsentwicklung und die Bedeutung im internationalen Kontext erläutert wurden, wird der Begriff „Nachhaltige Entwicklung“ im Folgenden definiert und in seinen Dimensionen entfalten.

 

Nach dem Brundtland-Bericht, der das allgemeine Begriffsverständnis von Nachhaltigkeit geprägt hat, ist eine Nachhaltige Entwicklung eine „[...] Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß [sic!] künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“[6] Aus dieser Definition folgen zwei Formen von Gerechtigkeit, die intra- und die intergenerationelle Verteilungsgerechtigkeit zwischen der heute lebenden Bevölkerung und den zukünftigen Generationen.[7] Nachhaltigkeit ist ein normativer Begriff, der auf eine zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweise ausgerichtet ist, die auf moralischen Verpflichtungen in Bezug auf zukünftige Generationen fußt. Das kollektive Ziel der Nachhaltigkeit kann aber lediglich erreicht werden, wenn individuelle und kollektive Verpflichtungen erfüllt werden. Diesen Verpflichtungen in Bezug auf zukünftige Generationen kann die Menschheit nachkommen, indem individuelle und kollektive Hinterlassenschaften gebildet werden.[8] Was man unter Hinterlassenschaften für künftige Generationen versteht und in welcher Form diese gebildet werden, ist abhängig von dem jeweiligen Grundkonzept, das Nachhaltigkeit zugrunde gelegt wird. Die Grundkonzepte werden im folgenden Kapitel in ihren Dimensionen entfalten.

 

2.2 Starke und schwache Nachhaltigkeit

 

Die im letzten Kapitel angesprochenen individuellen und kollektiven Hinterlassenschaften für zukünftige Generationen sollen diesen ermöglichen, moralisch selbstständig ihre individuelle Vorstellung eines guten Lebens zu realisieren. Die Frage danach, zu welchen Hinterlassenschaften wir gegenüber zukünftigen Generationen verpflichtet sind, führt zu der Unterscheidung, auf welchem Grundkonzept Nachhaltigkeit basiert. Hinterlassenschaften umfassen im Allgemeinen den Aufbau, den Erhalt und die Reproduktion von Gütern und Möglichkeiten, die auf Kapitalien fußen. Unter Kapitalien versteht man wiederum Bestände, die Menschen Nutzen stiften oder deren Fähigkeiten fördern. Allgemein kann man zwischen Sach-, Natur-, Sozial-, Human- und Wissenskapital unterscheiden. So fordert eine egalitär-komparative Perspektive auf die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen, dass den in der Zukunft lebenden Menschen ein Gesamtkapitalstock hinterlassen werden muss, der in der Größe mindestens dem heutigen entspricht.[9]

 

Die Konzepte starke und schwache Nachhaltigkeit lassen sich grundsätzlich darin unterscheiden, inwieweit eine Substitution von Naturkapital angenommen wird. Das Grundkonzept der starken Nachhaltigkeit fordert, dass das Naturkapital über den Verlauf der Zeit konstant gehalten werden muss. Entgegengesetzt argumentiert das Grundkonzept der schwachen Nachhaltigkeit, dass eine unbegrenzte Substitution von Natur- in Sachkapital möglich sei, wenn der Durchschnittsnutzen von Menschen auf Dauer konstant gehalten wird. Demnach wäre in der Vorstellung der schwachen Nachhaltigkeit auch eine Welt möglich, in der keine Natur mehr existiert, wenn zuvor hinreichende Investitionen in nutzenstiftendes Sachkapital getätigt wurden. Gesellschaftliche Kapitalbestände wären demnach vollständig untereinander substituierbar und folgen dem neoklassischen Prinzip der Nutzenmaximierung. Des Weiteren geht das Konzept der schwachen Nachhaltigkeit von der Möglichkeit aus, dass benachteiligte Personen entschädigt werden können. Infolgedessen sollen Vorhaben realisiert werden, wenn deren nutzenstiftende Wirkung die Kosten übersteigt, unabhängig von dem Eintreten externer Effekte. Um den konstanten Durchschnittsnutzen künftiger Generationen zu gewährleisten, wird das Prinzip der Diskontierung (d. h. gleichbleibende Raten, die sich an den Zinsen des Kapitalmarktes orientieren) für zukünftigen Nutzen (Wohlfahrt) und zukünftige Kosten für angemessen gehalten.[10] Die Höhe der Diskontraten bestimmt, welcher Wert künftigem Schaden und Nutzen in der Gegenwart beigemessen wird. Der Schaden, der aus der Naturzerstörung entsteht, lässt sich allerdings schwer in monetären Kosten messen und wird aus diesem Grund in das ökonomische Nutzenkalkül (Grundmodell der schwachen Nachhaltigkeit) nicht integriert und oftmals gänzlich ausgeblendet. Monetär schwer messbare externe Effekte werden oft mit Null beziffert, wie bspw. der Verlust fruchtbarer Böden.

 

Die dargestellten Grundannahmen des Konzeptes schwacher Nachhaltigkeit werden zwischen Ökonomie und Umweltethik kontrovers diskutiert. Für die Anhänger starker Nachhaltigkeit stehen Natur- und Sachkapital komplementär zueinander. Nach dieser Auffassung wird die anthropogene Ökonomie als Teilsystem der allumfassenden Biosphäre verstanden. Die Ökonomie ist von der Biosphäre insofern abhängig, dass die Verfügbarkeit von Ressourcen und die Aufnahmefähigkeit von natürlichen Senken sichergestellt werden muss. Demnach fragt das Konzept starker Nachhaltigkeit, inwieweit die Ökonomie natürliche Ressourcen beanspruchen darf, ohne dabei die Belastbarkeitsgrenzen der Biosphäre zu überschreiten. Es wird allerdings kein gänzlicher Verzicht auf nichterneuerbare Ressourcen gefordert, wie oftmals angenommen wird, sondern eine Investition gewonnener Erträge aus dem Verbrauch nichterneuerbarer Ressourcen in erneuerbare Ressourcen und die Forderung der Sparsamkeit bei der Nutzung. Folgt man der Logik der Ökonomie, sollten Investitionen in den limitierenden Produktionsfaktor getätigt werden, der angesichts zunehmender Umweltzerstörung nicht länger Sach-, sondern Naturkapital ist. Zudem sollte sich das physische Ausmaß der Ökonomie bestenfalls verkleinern, zumindest aber konstant bleiben. Demzufolge kann die Funktion von Naturkapital innerhalb der Produktion von Nutzen bzw. Wohlfahrt, nicht durch Sachkapital ersetzt werden. Wobei eine Substitutionselastizität von Null zwischen Natur- und Sachkapital zu hinterfragen ist. Aus der Praxis lassen sich viele Beispiele für Substitutionen, zumindest zwischen Natur- und kultiviertem Naturkapital, nennen.

 

Das Grundkonzept der schwachen Nachhaltigkeit fokussiert den Anthropozentrismus. Die unendliche Substituierbarkeit gewährleistet jeder Zeit ein Äquivalent, wobei lediglich der Preis in das Nutzenkalkül einbezogen wird und nichts einen eigenen Wert hat.[11] Dieser Auffassung entgegen, ist das Grundkonzept der starken Nachhaltigkeit aufgeschlossen gegenüber der Möglichkeit, Natur einen moralischen Eigenwert beizumessen. Der optimale Umfang ökonomischer Systeme ist bei einer anthropozentrisch fokussierten schwachen Nachhaltigkeit größer als bei einer physiozentrisch ausgelegten starken Nachhaltigkeit.

 

Zu beiden vorgestellten Konzepten wurden Kritikpunkte geäußert, die zu vermittelnden Positionen führen. Diese versuchen die Stärken beider Konzepte zu einem Gesamtkonzept zu vereinen. So gehen Vertreter vermittelnder Positionen davon aus, dass teilweise substituiert werden kann und teilweise eine Komplementarität besteht. Demnach kann so lange substituiert werden, wie die ,kritische Substanz‘ des Naturkapitals (,critical natural capital‘) unangetastet bleibt. Im Einzelfall sollten eine empirische Überprüfung und eine sorgfältige Abwägung durchgeführt werden. Jedoch stellen vermittelnde Positionen keine Kriterien zur Verfügung, die eine Identifikation der kritischen Substanz des Naturkapitals erlauben würden. Somit lassen sich keine konsistenten Aussagen darüber treffen, wie weit der aktuelle Bestand eines Ökosystems von dem kritischen Bestand entfernt ist. Bei der Umsetzung der vermittelnden Positionen sind diese eher dem Konzept der starken Nachhaltigkeit zugewandt; vorausgesetzt sind risikoaverse Vorsichtsmaßregeln. Zudem wurde von Anhängern der vermittelnden Positionen die ,constant natural capital rule‘ als prima- facie-Leitlinie einer Nachhaltigkeitspolitik akzeptiert. So gelten auch die Verpflichtungen, die aus dem Konzept der starken Nachhaltigkeit resultieren prima facie und können im Falle höherer Verpflichtungen diesen untergeordnet werden.[12]

 

Keines der vorgestellten Konzepte ist eindeutig falsifizierbar, allerdings sind die Grundannahmen eines Nachhaltigkeitskonzeptes zentral für die weitere Beschäftigung mit dem Thema. Grundlage dieser Ausarbeitung ist ein vermittelndes Konzept, das sich eher an die starke Nachhaltigkeit anlehnt. Es wird in Kapitel vier um eine umwelt- und sozialverträgliche Bewirtschaftung der Böden im Baumwollanbau gehen, nicht darum das Gewinnmaximum aus den Böden zu erwirtschaften und die Gefahren für die Umwelt und die Bevölkerung auszublenden.