Nachhaltigkeit in der Kritik -  - E-Book

Nachhaltigkeit in der Kritik E-Book

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Beschreibung

Reisen zählt zu einer der schönsten Aktivitäten der Menschheit. Dennoch hinterlassen 1,3 Mrd. grenzüberschreitende Ankünfte (2017) Spuren - ökonomisch, aber auch sozial und ökologisch. Das von den Vereinten Nationen zum "Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung" erklärte Jahr 2017 sollte dazu dienen, auf die positiven wie negativen Auswirkungen des Tourismus hinzuweisen. Das Forum Zukunft Tourismus 2018 blickte mit hochrangigen Expert/innen kritisch auf das IY2017 zurück, und hinterfragte, was davon wirksam übrig blieb, wie es um die Nachhaltigkeit im Tourismus derzeit bestellt ist, und welche Zukunftschancen im Social Entrepreneurship im Sinne einer Tourismuswende liegen.

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Seitenzahl: 100

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Vorwort

Marco Riederer

Liebe Leserinnen und Leser,

Nachhaltigkeit ist per Definition ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.

Nachhaltiger (oder auch „sanfter“) Tourismus beschreibt eine Form des Reisens, deren Anliegen es ist, der bereisten Natur möglichst keinen Schaden zuzufügen, sich der Kultur des bereisten Landes möglichst anzupassen und die Natur möglichst nah, intensiv und ursprünglich zu erleben.

Bereits 2015 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Jahr 2017 zum „Internationales Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung“ erklärt.

Und da sich der österreichweit agierende Club Tourismus als unabhängiger und branchenübergreifender Verein versteht, dessen Anliegen über den Netzwerkgedanken hinausgehen, wagten wir mit dem Forum Zukunft Tourismus einen kritischen Blick zurück. Was ist geblieben vom Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus? Wo müssen wir ansetzen, wenn wir gesellschaftliche Veränderungen herbeiführen wollen?

Österreich hat seit diesem Jahr ein Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus. Als erster großer Schritt wurde die Erarbeitung eines Tourismusstrategie-Masterplans angekündigt. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Masterplan auch mit der nachhaltigen Entwicklung beschäftigen wird und wir hoffen, dass der Fokus nicht nachhaltigem Tourismus-Wachstum liegen wird, sondern den sanften Tourismus auch tatsächlich in den Vordergrund stellt.

Wie sich der theoretische Masterplan in weiterer Folge durch die föderale Tourismuskompetenz-Verteilung auf die einzelnen Bundesländer auch tatsächlich umsetzen lässt, steht auf einem anderen Blatt. Wir hoffen jedenfalls, dass mit dem Masterplan nicht nur abermals ein Papier produziert wird, dass nach medialer abflachender Aufmerksamkeit „schubladisiert“ wird. Bundesministerin Elisabeth Köstinger hat offensichtlich engagierte Pläne – Wir freuen uns auf eine engagierte Umsetzung!

Marco Riederer, Präsident Club Tourismus

Mit freundlicher Unterstützung des

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Marco Riederer

Teil 1 Nachhaltigkeit im Tourismus – Ein Theoretischer Rahmen

Das Internationale Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung 2017 im internationalen und nationalen Kontext

Angelika Liedler-Janoschik

Measuring Sustainable Tourism—The UNWTO Initiative

Leandry Moreno

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit des Tourismus— Messung und Herausforderung am Beispiel Österreich

Peter Laimer

Zukunftsszenarien der Nachhaltigkeit

Fritz Hinterberger

Unternehmensverantwortung für eine nachhaltige Tourismusentwicklung: Rückblick und Ausblick

Dagmar Lund-Durlacher

Teil 2 Social Entrepreneurship – Sozialunternehmen als Zukunftsmodell?

„Nachhaltigkeit als Beschwörungsformel? Warum „more of the same“ nachhaltig wirkt…“

Harald Friedl

Nachhaltiger Tourismus für Entwicklung– Was bleibt vom IY 2017? Eine Kurzanalyse

Christian Baumgartner

Freiwillige Verpflichtungen versus gesetzliche Vorgaben

Astrid Winkler

Die Kraft von Social Entrepreneurship

Alexander Kesselring

Wirkungsorientierte Unternehmen im Tourismus

Kerstin Dohnal

Autorinnen und Autoren

Teil 1 Nachhaltigkeit im Tourismus – Ein Theoretischer Rahmen

Reisen im Allgemeinen zählt zu einer der schönsten Aktivitäten der Menschheit, dennoch hinterlassen 1,3 Mrd. grenzüberschreitende Ankünfte (2017) Spuren - ökonomisch, aber auch sozial und ökologisch. Das im Jahr 2017 seitens der UN ausgerufene „Internationale Jahr des nachhaltigen Tourismus für Entwicklung“ diente grundsätzlich dazu, auf die Auswirkungen des Tourismus - ökonomisch, sozial und ökologisch – hinzuweisen; zudem sollte das Bewusstsein geschärft werden, mit den zur Verfügung stehenden und für die Reiseindustrie so maßgeblichen natürlichen Ressourcen entsprechend sorgsam umzugehen. Im ersten Panel des Forums stand ein Rückblick auf das Internationale Jahr 2017 im Vordergrund. Dabei kamen VertreterInnen formgebender Institutionen wie der UNWTO, des BMNT sowie ExpertInnen im Bereich Lehre und Statistik zum Thema Nachhaltigkeit zu Wort, um über die Ergebnisse des Internationalen Jahres 2017 zu diskutieren.

Das Internationale Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung 2017 im internationalen und nationalen Kontext

Angelika Liedler-Janoschik

Abstract

In 2015 the United Nations adopted the 2030 Agenda for Sustainable Development, along with 17 ambitious Sustainable Development Goals (SDGs) to, inter alia, end extreme poverty and fight inequality, injustice and climate change until 2030. Tourism has been included in three goals, but it has the potential to contribute to all of the goals. This capability was further highlighted by the United Nations declaring 2017 as the International Year of Sustainable Tourism for Development.

Over recent years the tourism ministry together with partners from the public and private sector have been active to develop tourism in a more sustainable way. This includes for example the allocation of funding and the promotion of energy efficiency, the conservation of resources and environmental-friendly solutions in companies as well as sustainable human resource management. Moreover, initiatives for more accessibility in tourism are supported, in order to assure tourism for each and every one. Also tourism and mobility providers are working together to develop sustainable mobility solutions.

In 2017 the various initiatives in Austria on the occasion of the UN-Year mainly focused on awareness raising particularly among the public, regional and local tourism players and tourism.

Internationale Initiativen

AGENDA 2030

Im September 2015 wurde die Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDGs) durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschlossen. Bis 2030 soll dieser ambitionierte Aktionsplan in 193 Staaten durch soziale, ökonomische und ökologische Maßnahmen erreicht werden. Die Agenda 2030 richten sich nicht nur an Staaten und öffentliche Stellen, sondern es werden dezidiert auch Unternehmen aufgerufen „ihre Kreativität und Innovationskraft zur Lösung der Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung anzuwenden“.

IYSTD 2017

Österreich unterstützte von Beginn an die Idee das Jahr 2017 als das Internationale Jahr des Nachhaltigen Tourismus für Entwicklung auszurufen. Der Beschluss der Vereinten Nationen ist eine wichtige Anerkennung des Potenzials einer nachhaltigen Tourismusentwicklung. Tourismus ist zwar nur in drei der 169 untergeordneten Ziele - in SDG 8 (inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum), SDG 12 (nachhaltiger Konsum und Produktion) und SDG 14 (nachhaltiger Nutzen von Ozeanen und Meeresressourcen) - explizit angesprochen, jedoch hat der Tourismus das Potential, unmittelbar oder mittelbar zu allen SDGs beizutragen.

Die UNWTO fungierte als zentrale Koordinationsstelle des Internationalen Jahres 2017 und rief zu zielgerichteten Initiativen auf. Ein besonderer Fokus lag auf der Sensibilisierung von Tourismusverantwortlichen und der Bevölkerung. Eine eigene Website entstand, die u.a. einen Überblick über nationale Initiativen und Projekte bot und zur Beteiligung aufrief. Weltweit wurden mehr als 1000 Aktionen unter das Dach des Internationalen Jahres 2017 gestellt, die sowohl ökologische als auch ökonomische und sozio-kulturelle Nachhaltigkeitsaspekte ansprachen.

Kern der UNWTO-Kommunikationskampagne bildet das Video - Travel. Enjoy.Respect - das Reisende zu Respekt gegenüber den bereisten Ländern auffordert: https://youtu.be/4GhKvI9PFvU.

Chengdu Deklaration

Ein weiteres wichtiges Signal der internationalen Tourismuswirtschaft wurde im Rahmen 22. UNWTO Generalversammlung im September 2017 gesetzt. Die Mitgliedsstaaten verabschiedeten die „Chengdu Declaration on Tourism and the Sustainable Development Goals”, die Tourismusakteure aufruft, den positiven Beitrag des Tourismus auf Wirtschaft, Umwelt und Sozialgefüge zu verstärken, die Zusammenarbeit zu verbessern und innovative Lösungen zur Erreichung der SDGs und der Agenda 2030 zu erarbeiten.

Nationale Initiativen

Das Thema Nachhaltigkeit wird seit Jahren als integrativer Bestandteil der österreichischen Tourismusentwicklung behandelt.

So finden Nachhaltigkeitsaspekte in der Tourismuspolitik zum Beispiel bei der Vergabe von Förderungen Berücksichtigung, tourismuspolitische Impulse begünstigen die Umsetzung von energieeffizienten, ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Lösungen in den Unternehmen und Barrierefreiheit wird unter „Tourismus für alle“ erlebbar gemacht. Tourismus- und Mobilitätsanbieter arbeiten gemeinsam erfolgreich an nachhaltigen Mobilitätslösungen.

Eine riesige Herausforderung bleibt das Thema Klimawandel, aber auch hier setzt die gesamte Branche Maßnahmen zur Anpassung, z.B. umweltfreundlichere Verkehrslösungen und alternative Winterangebote. Saisonentzerrung ist ein weiteres schwieriges Thema.

Initiativen 2017

Das Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus 2017 bot eine gute Gelegenheit, sich intensiv mit allen Dimensionen der Nachhaltigkeit auseinander zu setzen:

Die Tourismusabteilungen des ehem. BMWFW unterstützten die Übersetzung der UNWTO Unterlagen zum Internationalen Jahr 2017 und veröffentlichten eine online Broschüre, die anhand von nationalen Beispielen das Bekenntnis der UNWTO untermauert, dass Tourismus einen Beitrag zu allen Nachhaltigkeitszielen (SDGs) leisten kann.

Aufgrund der Bedeutung dieser Thematik lud das Ministerium am Welttourismustage 2017 zu einem grenzüberschreitenden Austausch rund um die Erfolgsfaktoren und Herausforderungen nachhaltiger Tourismusentwicklung auf regionaler sowie Gemeindeebene ein. Tourismusregionen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz waren bei dieser Tagung vertreten. Wichtig war es Vertreter/innen aus Politik, Verwaltung, Tourismus und Wirtschaft an einen Tisch zu bekommen, um Motive, Ziele und Erwartungen bei der regionalen Entwicklung zu diskutieren. Die gewonnen Einblicke und praktischen Beispiele wurden zu einer Sammlung von Anregungen für Entscheidungsträger/innen zur Gestaltung regionaler Nachhaltigkeitsprozesse zusammengefasst.

Im Oktober 2017 fand der nunmehr 4. Tourismus-Mobilitätstag in Werfenweng (Salzburg) unter dem Dach des VN-Jahres 2017 statt. Über 150 Teilnehmer/innen aus 7 Alpenländern nutzten die Möglichkeit sich über nachhaltige Mobilitätslösungen in Tourismusdestinationen und die Herausforderungen veränderter Mobilitätsbedürfnisse im Alpenraum auszutauschen, Ideen zur regionalen Angebotsentwicklung zu sammeln und über mögliche grenzüberschreitende Kooperationen zu sprechen.

Um die kommende Generation in die Thematik stärker einzubinden, wurden Ende 2017 in Zusammenarbeit mit ECPAT Österreich und dem Österreichischen Umweltzeichen Nachhaltigkeitstage an österreichischen Tourismusschulen initiiert, woraus kreative Projekte entstanden.

Ein weiteres wichtiges Anliegen der Tourismusabteilungen ist Ethik im Tourismus. Bereits seit 2002 wird 1-2 mal jährlich ein „Runder Tisch“, eine nationale Koordinationsplattform für aktuelle Ethik-Thema im Tourismus organisiert. In diesem Rahmen werden auch Sensibilisierungsaktionen für die internationale Kinderschutzkampagne „Don´t Look Away!“ - Meldeplattform von Verdachtsfällen sexueller Ausbeutung von Kindern im Tourismus - beschlossen. 2017 wurde eine Plakataktion an österreichischen Bahnhöfen unterstützt.

Measuring Sustainable Tourism—The UNWTO Initiative

Leandry Moreno

More than 1.3 billion tourists crossed international borders in 2017 – the eighth consecutive year of growth for our sector – benefiting economies and communities globally. UNWTO forecasts that this figure will grow to 1.8 billion by 2030, heightening the collective need to ensure that in our sector growth and sustainability go hand-in-hand.

To know if we are going in the right direction we need to accurately assess our impact in all three pillars of sustainability - economic, social and environmental. Measuring tourism’s impacts is the only way the sector can be sure of its contribution to reducing CO2 emissions, improving how sites, infrastructure and carrying capacity are managed, and curbing the possible negative impacts that tourism may have on society.

The United Nations (UN) has called for statistics to be the base of the process to define indicators for the Sustainable Development Goals (SDGs), the 17 global goals that explicitly call for more integrated policies for sustainable development.

Integrated policies need integrated data. We need an integrated base for the three dimensions of sustainable tourism – economic, social and environmental – and we need a common language for measurement that is standardized across destinations, countries and regions.

With support from the United Nations Statistics Division, UNWTO has launched the Measuring Sustainable Tourism (MST) initiative, which has three main streams of work:

A Statistical Framework to expand tourism statistics beyond its largely economic focus to also integrate environmental and social considerations, and to provide some guidance as to how to go about this across the relevant spatial scales (global, national and subnational);

Engagement with the definition and measurement of SDG indicators, including the development of a complementary set of sustainable tourism indicators;

A Toolkit to support the implementation of the Statistical Framework for Measuring Sustainable Tourism (SF-MST).

Overall, measuring sustainable tourism will help to better inform policies on sustainable tourism, create dialogue between different sectors and support better decision-making.

Ms Moreno was so kind to share her presentation, which is based on the official factsheet on measuring sustainable tourism, for the purpose of this publication. The factsheet is available under the following link:

http://cf.cdn.unwto.org/sites/all/files/docpdf/folderfactsheetweb.pdf

Measuring Sustainable Tourism – the UNWTO Initiative–

Club Tourismus Vienna, Austria, 12 March 2018

About UNWTO

United Nations specialized agencyPromotion of responsible, sustainable and universally accessible tourismGlobal forum for tourism policy issues, practical source of tourism know-howMainstreaming tourism in global agenda158 Member States, +500 Affiliate Members

Tourism is economic growth and development

MEASURING SUSTAINABLE TOURISM

Measuring Sustainable Tourism

WHY MEASURE?

Measuring Sustainable Tourism: Measure better to manage better

WHY MEASURE?

Target 8.9 – by 2030, devise and implement policies to promote sustainable tourism that creates jobs and promotes local culture and products.

Target 12.b – develop and implement tools to monitor sustainable development impacts for sustainable tourism that creates jobs, promotes local culture and products.

Target 14.7 – by 2030 increase the economic benefits to SIDS and LDCs from the sustainable use of marine resources, including through sustainable management of fisheries, aquaculture and tourism.

WHAT TO MEASURE?

WHAT TO MEASURE?

Tourism that takes full account of its current and future economic, social and environmental impacts, addressing the needs of visitors, the industries, the environment and host communities.