NATIONAL GEOGRAPHIC Reiseführer Karibik -  - E-Book

NATIONAL GEOGRAPHIC Reiseführer Karibik E-Book

0,0

Beschreibung

Mehr Wissen. Besser Reisen. Die National Geographic-Experten begleiten Sie auf Ihrer Reise zu allen Highlights und unvergesslichen Erlebnissen. Mit übersichtlichen Detailkarten und 3D-Grafiken sind Sie immer auf dem richtigen Weg. Mit über 500 Adressen. Antillen, Trinidad und Tobago: Die Karibik ist ein riesiges tropisches Paradies mit türkisfarbenem Meer, Korallenriffen und Regenwald und sie ist das Reiseziel für entspannten Urlaub mit einem Hauch von Luxus. Der National Geographic Reiseführer bringt Sie auf die schönsten Inseln, verrät die Geheimnisse der kreolischen Küche und entdeckt mit Ihnen Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps in der Karibik - von Kuba bis Barbados. Mit Hintergründen und Fakten tauchen Sie ein in die faszinierende Kultur, Gesellschaft und Geschichte der Karibik.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 631

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



KARIBIK

Auf der Suche nach Stachelrochen vor Grand Cayman Island

Geschmückt mit Tabakblättern wird die Nacht während des Karnevals in Gosier auf Guadeloupe durchgetanzt

INHALT

KARIBIK

KARIBIK

mit Farbcodierung

RÜCKSICHTSVOLL REISEN

ÜBER DIE AUTOR UND DEN FOTOGRAFEN

TOP 10 TIPPS

TOP 5 FOTO-TIPPS

DIE REISE PLANEN

GESCHICHTE & KULTUR

Die Karibik heute

Geschichte & Kultur

Special: Essen & Trinken

JAMAIKA

Special: Der Rastakult

Autotour: Mandeville-Rundtour

CAYMAN ISLANDS

Special: Korallenriffe in der Karibik

TURKS & CAICOS ISLANDS

DOMINIKANISCHE REPUBLIK

Spaziergang durch das Kolonialviertel

PUERTO RICO

Spaziergang durch Old San Juan

Special: Kreuzfahrten

Autotour: Die Panoramaroute

JUNGFERNINSELN

KARIBISCHE NIEDERLANDE & ARUBA

INSELN UNTER DEM WINDE

FRANZÖSISCHE ANTILLEN

Special: Sklaverei

Autotour durch den Norden von Basse-Terre

Autotour durch die Pitons du Carbet nach St-Pierre

INSELN ÜBER DEM WINDE

BARBADOS

Special: Zucker

TRINIDAD & TOBAGO

Special: Kricket in der Karibik

REISEINFORMATIONEN

Hotels & Restaurants

Einkaufen

Sport & Aktivitäten

REGISTER

BILDNACHWEIS

IMPRESSUM

Skyline von San Juan, Puerto Rico

RUNDGANGS- & AUSFLUGSKARTEN

Sehenswürdigkeit

Gebäudeumriss

Park

Empfohlene Laufrichtung

Beschriebene Sehenswürdigkeit

Vorgeschlagener Rundgang

Rundgang San Juan, Puerto Rico

ÜBERSICHTSKARTEN

Ländername

Benachbarte Region

Ausgangspunkt Fußweg/Rundfahrt

Korallenriff

Berg

Flughafen

Buchstabe des Planquadrats

Ziffer des Planquadrats

Norden(nur bei nicht genordeten Karten)

SYMBOLE IM TEXT

Kartenverweis

Anschrift

Telefonnummer

Öffnungszeiten, günstige Zeiten (Rundgänge, Fahrten)

Eintritt von $ (unter 2 $) bis $$$$$ (über 25 $)

Öffentliche Verkehrsmittel

Fähre/Boot

Flugzeug

Entfernung

Beginn/Ende

Hotel

Restaurant

Anzahl der Zimmer

Parkplätze

Aufzug

Nichtraucher

Klimaanlage

Pool im Haus

Pool im Freien

Fitnessclub

Kreditkarten

RÜCKSICHTSVOLL REISEN

Umsichtige Urlauber brechen voller Neugierde auf und kehren reich an Erfahrungen nach Hause zurück. Wer dabei rücksichtsvoll reist, kann seinen Teil zum Schutz der Tierwelt, zur Bewahrung historischer Stätten und zur Bereicherung der Kultur vor Ort beitragen. Und er wird selbst reich beschenkt mit unvergesslichen Erlebnissen.

Möchten nicht auch Sie verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll reisen? Dann sollten Sie folgende Hinweise beachten:

Vergessen Sie nie, dass Ihre Anwesenheit einen Einfluss auf die Orte ausübt, die Sie besuchen.

Verwenden Sie Ihre Zeit und Ihr Geld nur auf eine Weise, die dazu beiträgt, den ursprünglichen Charakter eines Ortes zu bewahren.

Entwickeln Sie ein Gespür für die ganz besondere Natur und das kulturelle Erbe Ihres Urlaubslandes.

Respektieren Sie die heimischen Bräuche und Traditionen.

Zeigen Sie den Einheimischen ruhig, wie sehr Sie das, was den besonderen Reiz ihres Landes ausmacht, zu schätzen wissen: die Natur und die Landschaft, Musik, typische Gerichte, historische Dörfer oder Bauwerke.

Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Geldbeutel Einfluss zu nehmen: Unterstützen Sie möglichst solche Einrichtungen oder Personen, die sich um die Bewahrung des Typischen und Althergebrachten bemühen. Entscheiden Sie sich für Läden, Restaurants, Gaststätten oder Reiseanbieter, denen offensichtlich an der Bewahrung ihrer Heimat gelegen ist. Und meiden Sie Geschäfte, die den Charakter eines Ortes stören.

Wer auf diese Weise reist, hat mehr von seinem Urlaub, und er kann sicher sein, dass er seinen Teil zum Erhalt und zur Verbesserung eines Ortes oder einer Landschaft beigetragen hat.

Diese Art des Reisens gilt als zeitgemäße Form eines sanften, auf Nachhaltigkeit bedachten Tourismus. NATIONAL GEOGRAPHIC verwendet dafür auch den Begriff des »Geo-Tourismus«. Gemeint ist damit ein Tourismus, der den Charakter eines Ortes – seine Umwelt, seine Kultur, seine natürliche Schönheit und das Wohlergehen seiner Bewohner – nicht aus den Augen verliert. Weitere Informationen zum Thema gibt es im National Geographic’s Center for Sustainable Destinations unter www.nationalgeographic.com/travel/sustainable

ÜBER DIE AUTOREN UND DEN FOTOGRAFEN

Emma Stanford lebte in Australien, Frankreich und Großbritannien; seit 30 Jahren arbeitet sie als Reiseschriftstellerin. Sie hat mehr als drei Dutzend Reiseführer zu Zielen in Europa und Nordamerika geschrieben, außerdem eine Zusammenstellung von Kreuzfahrten in die Karibik verfasst und einen Motorradreiseführer herausgegeben. Ihre Zeitungsartikel behandelten so aufregende und vielfältige Themen wie Kit-Car-Rennen durch die Sahara, eine Reise durch den Hindukusch zu Pferd und eine Mountainbike-Tour durch Frankreich und Spanien nach Santiago de Compostela. Stanford überarbeitete den Text und schrieb neue Kastentexte für die vorliegende Ausgabe dieses Reiseführers.

Nick Hanna ist seit 30 Jahren hauptberuflich Autor von Reiseführern und Fotograf. Er schreibt Artikel für die Reisejournale zahlreicher Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland und hat bereits neun Reiseführer veröffentlicht, darunter einen über die 200 schönsten tropischen Strände der Welt. Er ist Mitautor eines Bandes über den Schutz von Korallenriffen und publiziert regelmäßig Texte zum Thema Unterwasserwelt und Tauchen.

Der Fotograf Matt Propert lebt in Washington, D. C. Seine Arbeiten erschienen in vielen Publikationen weltweit und wurden auch in Einzelausstellungen gezeigt. Für die National Geographic Society hat Propert außer der Karibik auch Miami und die Florida Keys sowie weite Teile Italiens fotografiert.

Schöne typische Straße in San Juan, Puerto Rico

TIPPS DER NATIONAL GEOGRAPHIC REISEEXPERTEN

ZEHN SPOTS, DIE SIE NICHT VERPASSEN DÜRFEN

El Morro(Puerto Rico)

Puerto Rico hat eine Menge zu bieten: Traumstrände, tropischen Regenwald und eine Panorama-Autoroute durch einige der schönsten Landschaften. Doch die meistbesuchte Sehenswürdigkeit liegt wenig einladend auf Felsen am nordwestlichen Ende der Altstadt von San Juan: die trutzige Festung Castillo de San Felipe del Morro, kurz El Morro genannt. Eine Verteidigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert, an der 1595 selbst der berühmte Sir Francis Drake scheiterte. (S. 146 ff.)

Die Festung El Morro

Inselhüpfen(Jungferninseln)

Mehr als 100 Jungferninseln soll es in der nordöstlichen Karibik geben und nur einige der fruchtbarsten und grünsten sind bewohnt. Wen es also im Urlaub nicht an einem Orte hält, der kann sich hier per Fähre, Flugzeug oder Segelschiff im Inselhüpfen üben. Auch wenn manche Eilande nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind: Durch ihre US-amerikanische, britische oder dänische Vergangenheit und Zugehörigkeit liegen oft Welten zwischen ihnen. (S. 170 ff.)

Inselhopping auf den Jungferninseln

Twin Pitons(St. Lucia)

Die Insel besitzt mit La Soufrière einen Vulkan mit dampfenden Schwefelquellen und kochend heißen Schlammlöchern. Aber der steht ganz im Schatten der Pitons (»Gipfel«), zweier erkalteter Vulkankerne, 770 und 743 Meter hoch, einige Kilometer südlich der Hauptstadt Soufrière. Und die haben es nicht nur zu den bekanntesten Wahrzeichen St. Lucias, sondern, in stilisierter Form, sogar auf die Nationalflagge des Inselstaates gebracht. (S. 292 ff.)

Strandblick auf einen der Pitons

Bob Marley Museum(Jamaika)

Fotografieren verboten – Erinnern erlaubt. Von 1975 bis zu seinem Tod 1981 hat der berühmteste ReggaeMusiker der Welt in der Hope Road Nummer 56 in Kingston gelebt und gearbeitet. Heute ist das Haus ein Museum, und die Reihe der Fans, die ihrem Idol hier nahe sein wollen, reißt nicht ab. Sogar die Hütte aus dem Armenviertel Trenchtown, in der Bob Marley einen Teil seiner Jugend verbrachte, wurde hier rekonstruiert. (S. 44 f.)

Bob Marley in den Straßen von Kingston

Ciudad Colonial(Dominikanische Republik)

Sie umfaßt weniger als fünf Quadratkilometer – aber jede Menge Geschichte. Die Altstadt von Santo Domingo, am Westufer des Ozama-Flusses gelegen, ist die älteste permanent bewohnte europäische Ansiedlung in der Neuen Welt, gegründet von Bartolomeo Kolumbus, Bruder des großen Genueser Entdeckers. Den Besucher erwarten mehr als 300 historische Gebäude und Plätze – von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. (S. 116 ff.)

Kolumbus-Statue in Santo Domingo

Meerespark(Saba)

Die Karibik ist ein Paradies für Schnorchler und Taucher; ihre Reviere sind legendär. 1987 wurde das Küstengewässer rund um Saba unter Schutz gestellt, eine überaus vielfältige Unterwasserlandschaft mit Korallenhainen, Schwammkolonien und Felsspalten, zwischen denen Rochen, Barsche, Makrelen und Schildkröten auf Jagd gehen. Wer hier untertaucht, hilft mit einer geringen Gebühr, diese Naturschönheit zu erhalten. (S. 201 ff.)

Schnorcheln in traumhafter Kulisse

Karneval(Trinidad)

Katholische Siedler brachten den Karneval mit auf die Karibikinsel. Heute feiern die Einheimischen und die Gäste ausgelassen und in farbenfrohen Kostümen miteinander. In der Hauptstadt Port of Spain wird mit Calypso- und Steelband-Musik am »Dimanche Gras« (fetter Sonntag) und mit einem großen Umzug am Montag vor Aschermittwoch gefeiert. Höhepunkt ist am Faschingsdienstag die Parade der Bands auf der Queens Park Savannah. (S. 343)

Aufwendig verzierte Maske

Bibliothèque Schoelcher(Martinique)

1889 wurde das Gebäude für die Pariser Weltausstellung entworfen, danach in Einzelteile zerlegt, in die Karibik verschifft und auf Martinique wieder aufgebaut. Heute ist in dem denkmalgeschützten Haus die öffentliche Bibliothek der Inselhauptstadt Fort-de-France untergebracht. Benannt wurde sie nach Victor Schoelcher (1804–1893), einem französischen Politiker sowie Gegner der Sklaverei. (S. 273 f.)

Schoelcher-Haus

Segeln mit Leidenschaft(St. Barts)

Segeln ist auf der Insel der Schönen und Reichen mehr Leidenschaft als Sport. Eine Regatta folgt der nächsten – und die Teilnehmer reichen von altmodischen, hölzernen Schiffen bis hin zu den vielen Millionen teuren Superjachten. Schauen Sie den Booten beim Halsen und Wenden zu – ob beim »Saint-Barth Cata-Cup«, bei der »Bucket Regatta« oder dem »Event Les Voiles«. Beeindruckend ist auch die Neujahrsparade rund um die Insel. (S. 267)

Hafen von St. Barts

Landhuizen(Curaçao)

Geografisch gehört die Insel zu Südamerika, politisch als eigenständiges Bundesland zum niederländischen Königreich. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts erhoben die Europäer aus dem Land der Windmühlen und Grachten ihren Anspruch auf Curaçao – und brachten ihre Sprache, ihre Kultur und Architektur mit. Etwa 300 »Landhuizen« gibt es im Inselinneren. Gebaut im Laufe des 19. Jahrhunderts, viele restauriert und zu besichtigen. (S. 208)

Bunte Häuser in Willemstad

TOP 5 FOTO-TIPPS

Die National Geographic Your Shot Community, 2006 gegründet, hat mehr als eine halbe Million Mitglieder aus 196 Ländern. Sie steht allen Interessierten offen, ob Hobbyfotograf oder Profi. Dieser Traveler präsentiert Ihnen die fünf schönsten Fotos zum Thema Karibik – als Inspiration oder zum Nachfotografieren.

Schwelgen im Paradies

Was Matt Swinden am Strand der Isla Mujeres (Quintana Roo) vor die Linse kam, ist wohl der Inbegriff eines Postkartenmotivs: ein gemächlich dahinsegelndes Boot und die Erkenntnis, dass das Leben schöner kaum sein kann.

Ort: Isla Mujeres, Quintana Roo, Mexico

Brennweite: 55 mm – Belichtungszeit: 1/3200 s – Blende: f/5,6 – ISO 200

Karneval in der Karibik

Mucurapo (Republik Trinidad und Tobago) im Ausnahmezustand: Zum J’Ouvert, einem zweitätigen Straßenfest zur Karnevalszeit, das auf französische Einwanderer zurückgeht, ist farbenfroh noch lange nicht bunt genug.Ort: Mucurapo, City of Port of Spain, Trinidad and Tobago(keine technischen Angaben)

Schwerstarbeit

Maggie Jackson war fasziniert von dieser Eidechse, die sich aus ihrer alten Haut schälte, um in neuer Pracht zu erstrahlen. Die Mühe hat sich für beide gelohnt.

Ort: Aruba, ABC-Inseln

Brennweite: 235 mm – Belichtungszeit: 1/250 s – Blende: f/5,6 – ISO 400

Jeder braucht mal eine Pause

Mehr Karibik geht kaum: Geoff G. wanderte in den Pitons (St. Lucia) und schoss bei einer Rast in drückender Hitze dieses Bild. Rot-gold-grüne Freiheitsliebe mit dem berühmten Fels im Hintergrund.

Ort: Soufriere, Soufriere, Saint Lucia

Brennweite: 17 mm – Belichtungszeit: 1/200 s – Blende: f/4 – ISO 100

Abenteuer Hochzeit

Dressed for Adventure nannte Jennifer Jo Stock ihr Bild, das sie noch immer in Staunen versetzt: Während sie Stechrochen auf Grand Cayman fotografierte, spazierte dieses Paar Hand in Hand durchs Bild.

Ort: Kaimaninseln

Brennweite: 15 mm – Belichtungszeit: 1/200 s – Blende: f/22 – ISO 200

Sie wollen mit Ihren Fotos Teil der Your Shot Community werden? Nähere Infos finden Sie unter yourshot.nationalgeographic.com

DIE REISE PLANEN

Ein tropisches Paradies mit Sandstränden, türkisfarbenem Meer, Korallenriffen und Regenwald – die Karibik ist das ultimative Reiseziel im Winter. Die mehr als 50 Inseln, die weder die Bahamas noch Bermuda umfassen, und Tausende von unbewohnten Inselchen, Felsen und Riffen bilden einen 4000 Kilometer langen Bogen. Er reicht von Kuba, 145 Kilometer südlich von Key West an der Spitze Floridas, bis Trinidad, 11 Kilometer vor der Küste Venezuelas.

Die Inseln der Karibik, die 2,6 Millionen Quadratkilometer des karibischen Meeres umfassen und im Westen vom Atlantik begrenzt werden, teilen sich in zwei Hauptgruppen: die Großen und die Kleinen Antillen. Die Großen Antillen im Westen reichen von Kuba (in diesem Reiseführer nicht beschrieben) über die Cayman Islands, die Turks and Caicos Islands, Jamaika, Hispaniola (Dominikanische Republik/Haiti; Haiti ist in diesem Reiseführer nicht beschrieben) und Puerto Rico bis zu den Amerikanischen und Britischen Jungferninseln. Die Kette der Kleinen Antillen umfasst die Inseln unter und über dem Winde, die Französischen Antillen, die Niederländischen Antillen, Barbados sowie Trinidad und Tobago.

WAHL DES REISEZIELS

Die richtige Mischung für den perfekten Karibikurlaub zu wählen, bedarf ein wenig Planung. Die typische karibische Insel gibt es nicht. Jede hat ihren eigenen Stil, der sich durch Geologie, historische Einflüsse und Lebenseinstellung dramatisch von den Nachbarinseln, die nur wenige Seemeilen entfernt liegen, unterscheiden kann. Wenn Ihr Urlaub vor allem eine Erholung für Körper und Seele im tropischen Ambiente auf feinem Sand unter Palmen sein soll, sind fast alle karibischen Inseln perfekt. Doch wenn Sie wirklich ein Gefühl für die Inseln bekommen möchten, sollten Sie historische Orte und Festungen der Kolonialzeit besuchen, in den Regenwald vordringen, tauchen, schnorcheln und durch die fantastische Inselwelt segeln. Die Übersicht auf Seite 22 zeigt die besten Möglichkeiten.

Die Helikonie, eine tropische Blume, die es überall in der Karibik gibt, wird meist von Kolibris bestäubt

Die Wahl der Unterkunft ist ein guter Ausgangspunkt für die Reiseplanung (siehe Reiseinformationen S. 386–428). Soll es ein romantisches Plantagen hotel auf St. Kitts and Nevis sein oder eine familienfreundliche Ferienanlage mit reichem Wassersportangebot? Auf den Inseln der Großen Antillen gibt es herrliche Strände und die besterschlossenen Ziele der Region.

TOURISTENINFORMATION

Alle wichtigen karibischen Inseln haben ein Fremdenverkehrsbüro und eine Website, sodass Sie sich vor Ihrer Reise informieren können. Viele besitzen auch Vertretungen in Europa (Kontaktadressen finden Sie bei der jeweiligen Insel in den Reiseinformationen, S. 360–385). Wenn Sie an Ihrem Ziel ankommen, finden Sie die aktuellste Information zu Sehenswürdigkeiten, ebenso Landkarten, Fahrpläne und Taxitarife an Touristeninformationen am Flughafen oder am Schiffsanleger. Häufig gibt es auch kostenlose Zeitschriften mit Beschreibungen von Touren und Aktivitäten.

Jamaika, die Dominikanische Republik und Puerto Rico haben außerdem eine tolle Bergkulisse und zahlreiche Sportmöglichkeiten zu bieten. Unter den Kleinen Antillen sind Aruba, Anguilla, Antigua und die Grenadinen wegen ihrer Traumstrände eine gute Wahl.

AKTIVURLAUB

Früher bedeutete ein Karibikurlaub vor allem: am Strand liegen. Heute stellt Aktivurlaub ein wesentliches Marktsegment dar. Tauchen ist für viele Besucher die Hauptattraktion. Die Cayman Islands liegen am Rand des Kaimangrabens und haben spektakuläre Tauchreviere.

Die Niederländischen Antillen, Bonaire, Saba und Sint Eustatius bieten bessere Tauchplätze als Strände. Oder Sie besuchen die Inseln über dem Winde, wo Dominica gerade in Mode kommt (Walbeobachtung ist dort die Spezialität) und reisen weiter südlich nach Tobago.

Die Inseln unter dem Winde, einschließlich St. Lucia und Grenada, sind bekannt für ihren üppigen Regenwald mit fantastischen Wandermöglichkeiten, während Trinidad am Ende der Inselkette ein Paradies für Ornithologen und einer der wichtigsten Legeplätze von Schildkröten weltweit ist. Die benachbarten französischen Inseln Guadeloupe und Martinique ähneln einander, und sie bilden das Zentrum der lebendigen kreolischen Kultur. Frankophile werden dagegen die kleine Insel St-Barthélemy vorziehen, deren Jetset an die französische Riviera erinnert.

Doch ob Sie auf St. Thomas Marline angeln möchten, in Stingray City auf den Cayman Islands schnorcheln oder eine Kaffeeplantage in den Blue Mountains von Jamaika besuchen – planen Sie im Voraus.

SPRACHE

Als Erbe der Kolonialzeit werden in der Karibik Englisch, Spanisch, Französisch und Niederländisch gesprochen. Am weitesten verbreitet ist Englisch: von Jamaika, den Cayman Islands und Turks & Caicos Islands im Norden über die Jungferninseln, Inseln unter und über dem Winde (wo auf Dominica und St. Lucia ein französisches Patois gesprochen wird) bis nach Trinidad & Tobago. Die meisten der spanischsprachigen Puerto Ricaner sprechen auch Englisch, während abseits der Touristenzentren in der Dominikanischen Republik ein spanischer Sprachführer vonnöten ist. Die Bewohner der Karibischen Niederlande sind im Allgemeinen zweisprachig: Deutsch und Englisch. Auf den französischen Antillen wird außerhalb der besseren Hotels meist nur Französisch gesprochen.

Dieser kurze Überblick gibt nur einen ersten Eindruck von allem, was möglich ist. Weitere Ideen finden Sie auf der Website der Caribbean Tourism Organization (www.onecaribbean.org).

IN EINER WOCHE

Zu den Zielen, die direkt international angeflogen werden und eine Menge an Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten bieten, gehören Puerto Rico, Jamaika, die Cayman Islands und die Dominikanische Republik in der westlichen Karibik; in der östlichen Karibik sind St. Thomas (USVI), Antigua (Inseln über dem Winde) und Aruba (Karibische Niederlande) Verkehrsknotenpunkte.

Das klassische karibische Inselhüpfen ist in einer Woche eigentlich nur bei einer Kreuzfahrt möglich (siehe S. 152 f.), bei der Sie im Schlaf von Insel zu Insel gebracht werden. Die wichtigsten Häfen für Kreuzfahrtschiffe liegen auf Puerto Rico und Barbados. Mit einer gecharterten Jacht können Sie in einer Woche die Jungferninseln (siehe S. 189) erkunden. Von den meisten zentralen Zielen lassen sich Tagesausflüge zu anderen Inseln unternehmen. Wer nach Puerto Rico reist, kann einen Ausflug auf Vieques Island unternehmen (etwa 75 Min. mit der Fähre ab Fajardo oder10 Min. mit dem Flugzeug ab Ceiba); häufige, preiswerte Fährverbindungen bestehen zwischen den Amerikanischen und den Britischen Jungferninseln. In nur etwa 40 Minuten bringt Sie ein Flugzeug für einen ein- oder zweitägigen Aufenthalt vom touristischen Grand Cayman auf das ruhige Cayman Brac. Antigua eignet sich auch gut als Standort; von dort gibt es eine schnelle Fährverbindung (90 Min.) ins Vogelparadies Barbuda und Flugverbindungen (unter einer Stunde) zum stark vulkanisch geprägten Montserrat und den historischen Inseln St. Kitts & Nevis.

Die von zwei Bergen flankierte Hauptstadt von Saba heißt The Bottom

MIT MEHR ZEIT

Für einen Karibikurlaub, der länger als eine Woche dauert, bieten die größeren Inseln der Großen Antillen perfekte Möglichkeiten. Teilen Sie Ihre Zeit zwischen den Stränden Jamaikas und den Blue Mountains, so lernen Sie auch die Landschaft der Insel kennen. In der Dominikanischen Republik lässt sich ebenfalls viel unternehmen. Das Kolonialviertel von Santo Domingo ist ein Muss, dann gibt es Whale Watching vor Samaná und Vogelbeobachtung am Lago Enriquillo.

REISEZEIT

Die Karibik liegt in den Tropen, daher bleiben die Temperaturen ganzjährig an der Küste ziemlich gleichmäßig bei 26–30 °C am Tag und 15–18 °C in der Nacht. Hochsaison ist in der Karibik in der Regel die kühlere, trockenere Zeit zwischen Dezember und April; dann verlangen die Hotels die höchsten Preise und Reservierungen sollten vor allem für Weihnachten und Neujahr weit im Voraus gemacht werden. Die Feuchtigkeit steigt hin zur Regenzeit (Juni–Nov.), obwohl Schauer das ganze Jahr über auftreten, im Regenwald des Hochlandes sogar täglich. Im Sommer fallen die Preise dann ist es möglich, echte Schnäppchen zu finden.

SICHERHEIT

Die größte Gefahr für Reisende in der Karibik ist Diebstahl (Gewaltverbrechen betreffen meist Einheimische), und die beste Sicherheitsvorkehrung ist der gesunde Menschenverstand. Seien Sie achtsam in Menschenmengen und am Flugplatz, lassen Sie nichts im Auto liegen (Mietwagen werden gern aufgebrochen). Dokumente oder größere Geldbeträge tragen Sie am besten in einem Geldgürtel. Kreditkarten werden fast überall akzeptiert und lassen sich bei Verlust leicht sperren. Alleinreisende Frauen werden oft angesprochen, aber ein festes »Nein« oder »Ich bin verheiratet« reicht in der Regel. Es ist unklug, einsame Strände allein zu besuchen.

Wer auf den Kleinen Antillen mehr Zeit hat, sollte wenigstens einmal die Insel wechseln. St. Vincent ist einzigartig mit der Verbindung von Vulkanwanderungen und Segeltörns durch die Inselwelt der Grenadinen. Die Zwillingsinseln Trinidad & Tobago locken Naturliebhaber. Wanderungen durch den Nationalpark von Guadeloupe lassen sich mit einem Aufenthalt auf Marie-Galante verbinden. Abenteuerlustige können eine ganze Woche auf dem Wai’tukubuli Trail auf Dominica verbringen, gefolgt von Tauchgängen und Whale Watching.

Segeln, ob als Sport oder zum Vergnügen, ist in der Karibik sehr beliebt

GESCHICHTE & KULTUR

Die Karibik heute

Geschichte & Kultur

Special: Essen & Trinken

Erfrischung für die Besucher – die Annandale Falls auf Grenada

DIE KARIBIK HEUTE

Bei den meisten Deutschen weckt allein das Wort Karibik Urlaubsträume: Bilder von endlosen weißen Sandstränden, Kokospalmen und blauem Meer tauchen auf. Dieser wundervolle Tagtraum wird von der Wirklichkeit noch übertroffen, von dem Gefühl des weichen Sandes unter den Füßen, dem Kreischen und der Farbenpracht eines Papageis im Urwald oder dem Geschmack einer frischen Mango.

KARIBISCHE KULTUR

Unsere Vorstellungen von der Karibik entsprechen den Gegebenheiten: Sonne, Strände, Hochland mit Regenwald und Meereskorallen. Wer jedoch an der Oberfläche kratzt, entdeckt schnell, dass die karibischen Inseln wesentlich vielschichtiger und interessanter sind. Neben dem Klima und der Topografie gibt es eine Fülle an historischen und kulturellen Einflüssen, die viel zur Atmosphäre der Inseln und der Einstellung der Menschen beitragen.

Noch heute erschließen sich Kultur und Traditionen der Inseln nicht ohne das koloniale Erbe. Sprache, Architektur, Religion, Feste und, vor allem, die karibischen Menschen selbst, die zumeist von afrikanischen Sklaven abstammen, lassen sich in ihren Ursprüngen auf die Kolonialherren der Region zurückführen. Manche Verhaltensweisen sind auch nach Jahrhunderten noch fest verwurzelt, wie die höflichen Begrüßungen auf den französischen Inseln oder die leichte Steifheit des britischen Einflusses auf Barbados, wo Nachmittagstee und Umziehen zum Abendessen in gewissen Kreisen zum guten Ton gehören. Trotz des bunten Karnevalsspektakels oder der von Rum beflügelten Reggae-Sessions sind die Bewohner im Grunde ihres Herzens konservativ. Meist sind sie freundlich, hilfsbereit und teilen ihr regionales Wissen gern. Dafür erwarten sie höfliche, respektvolle Behandlung.

NACHHALTIGER TOURISMUS

In der Karibik gibt es einige unabhängige Inselstaaten und mehrere abhängige Inseln. Tourismus ist die wirtschaftliche Hauptstütze, obwohl auch Zucker, Bananen und Ölprodukte wesentlich zur jeweiligen nationalen Wirtschaft beitragen. Nachhaltiger Tourismus ist heute das Schlagwort in der Karibik, und es werden beträchtliche Anstrengungen unternommen, um die natürlichen Lebensräume an Land und im Meer zu bewahren. Leider wurden die Korallenriffe, die Mangrovengebiete der Küsten und die einheimische Tierwelt durch den Raubbau in der Region bereits deutlich geschädigt, doch die wachsende Nachfrage nach Ökotourismus weckte das Bewusstsein der Behörden für den Schutz der Natur. Das Zunehmen des Ökotourismus hat dazu geführt, dass Besucher sich stärker für den Charakter der Reiseziele interessieren. Wanderungen, Mountainbike-Touren und andere Aktivitäten sowie das Tourismusangebot einzelner Orte ermuntern Gäste, das Areal ihres Hotels zu verlassen und den Charme der Inseln und ihrer Bewohner zu entdecken. Solche Ausflüge bauen Brücken zwischen Einheimischen und Besuchern und bringen den Kommunen ein willlkommenes Einkommen, das in der Vergangenheit direkt an Schifffahrtslinien und ausländische Hotelgruppen ging.

Ein Sprung ins kühle Nass auf Martinique

FLORA & FAUNA

Dichter Regenwald bedeckt die Berge der karibischen Inseln. Besonders gut gedeiht er auf fruchtbarer Vulkanerde. Echter Regenwald gilt als reichster natürlicher Lebensraum der Erde und benötigt eine hohe jährliche Niederschlagsmenge (ca. 1800 mm), für die unter anderem die tropische Lage des Karibischen Meeres und die jeweilige Lage der Inseln zum vorherrschenden Nordostpassat verantwortlich ist. Im Treibhausklima unter dem dichten Blätterdach wachsen Dutzende von Farnarten, Kletterpflanzen und Bambus zu Füßen riesiger Kapokbäume, Mahagonis, karibischer Kiefern und Eibische.

Im Gebirgsregenwald leben Bromelien oder Orchideen in Symbiose auf Bäumen. In höheren Lagen bedecken Flechten Bäume und Felsen, darüber erstrecken sich Grasflächen, die oft in Wolken und im Nebel verschwinden.

Sprache, Architektur, Religion, Feste und, vor allem, die karibischen Menschen selbst lassen sich in ihren Ursprüngen auf die Kolonialherren der Region zurückführen.

Vulkan in Costa Rica

Im Regenwald sind nur wenige Säugetiere heimisch; selten erspäht man einheimische Arten wie Gürteltiere, Opossums und Agutis. Deutlich häufiger bekommt man Baumfrösche, Leguane und Eidechsenarten zu Gesicht, ebenso Insekten wie Schmetterlinge und Fliegen. Auf den meisten Inseln leben ungiftige Schlangen, eine Ausnahme bildet die Lanzenotter auf Martinique und St. Lucia.

Vogelliebhaber kommen in der Karibik mit Sicherheit auf ihre Kosten. Auf den Inseln über dem Winde leben einige äußerst seltene Papageienarten, in flacheren Regionen tummeln sich zahlreiche Kolibris und Nektarvögel, die den Regenwald häufig verlassen und in den Gärten der Menschen umherschwirren.

Viele Reiher, Watvögel, Enten und andere Wasservögel bevölkern die Mangrovensümpfe an den Küsten von Jamaika und Trinidad, während auf Bonaire und am Lago Enriquillo in der Dominikanischen Republik vor allem große Flamingokolonien leben. Seevögel, darunter Tölpel, Fregattvögel, Pelikane und Tropikvögel, bewohnen die Felsküsten.

VULKANISMUS

Die Inseln liegen am Rand der Karibischen und der Amerikanischen Platte. Die meisten von ihnen sind vulkanischen Ursprungs, Ausnahmen bilden niedrige Korallenatolle wie die Cayman Islands und Anguilla oder die wüstenähnlichen niederländischen Inseln unter dem Winde. Die ältesten Inseln der Region befinden sich im Norden: Jamaika, Hispaniola (Haiti und Dominikanische Republik) und Puerto Rico entstanden bereits vor etwa 70 Millionen Jahren.

In der östlichen Karibik gibt es auf Montserrat, Guadeloupe, Martinique, Dominica, St. Lucia, St. Vincent und Grenada noch aktive Vulkane mit brodelnden Lavatöpfen und Felsspalten, aus denen Schwefeldämpfe entweichen.

Nicht nur im Regenwald gedeihen unzählige Pflanzenarten; viele Inselbewohner legen zudem wundervolle Blumengärten an. Touristen sollten am besten einen der zahlreichen botanischen Gärten besichtigen, denn dort wachsen mächtige Helikonien und Ingwerbäume, Gewürzbäume wie Muskatnuss- und Zimtbäume sowie gelb oder rosa blühende Mimosen, scharlachrote Ixonen und Immergrüne, die sich im Januar und Februar in voller Pracht präsentieren.

WIRBELSTÜRME

Es gibt in der Karibik kaum klimatische Extreme, doch das Gebiet liegt in der Zone der tropischen Wirbelstürme. 2016 tobte Hurrikan Matthew mit zerstörerischen Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern über Inseln und Meer. Die offizielle Hurrikansaison dauert von Juni bis November. Laut Statistik besteht Mitte September die größte Wahrscheinlichkeit, dass in der Karibik ein Hurrikan auftritt.

Einer der Seven-Sisters-Wasserfälle im Grand Étang National Park auf Grenada

GESCHICHTE & KULTUR

Am 12. Oktober 1492 sichtete Christoph Kolumbus San Salvador, eine der Bahama-Inseln. Im Irrglauben, auf dem Seeweg nach Indien zu sein, erreichte er das Karibische Meer. Mit der Ankunft der Europäer begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Region. Die Inseln erhielten den Namen Antillen nach dem mythischen Eiland Antillia.

DIE PRÄKOLUMBISCHE ZEIT

Die ersten Siedler, Indianer aus Mittelamerika oder Florida, kamen Tausende von Jahren vor Kolumbus über das Meer. Auf den Großen Antillen gehen die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung durch Ciboney-Indianer bis in die Steinzeit zurück. 6000 Jahre alte Ciboney-Stätten förderten Archäologen auf Kuba zutage; die frühesten Überreste auf Hispaniola sind etwa 4000 Jahre alt. Als Nomaden ernährten sich die Jäger und Sammler von Fisch und Meerestieren, Vögeln, Leguanen, Schlangen, Wurzeln und Beeren. Sie fertigten Werkzeuge und Geräte aus Stein, Holz, Knochen und Muscheln.

Mit der Ankunft der Europäer im Jahr 1492 begann ein neues Kapitel in der Geschichte der Region.

Um 300 v. Chr. wanderten die ersten Arawak-Indianer ein. Sie stammten vermutlich ursprünglich aus dem Amazonasbecken, waren von dort aus in den Nordosten Südamerikas gezogen und setzten dann von den heutigen Staaten Venezuela und Guyana zu den Inseln über. Sie bewegten sich nordwärts von einer Insel zur nächsten, und bei Ankunft von Kolumbus lebten auf den Großen Antillen und den Bahamas drei große Arawak-Stämme: die Taino (Kuba, Jamaika und Hispaniola), die Borequio oder Borinquen (Puerto Rico) und die Lucayan (Bahamas).

Die Arawak verfügten über differenziertere Fertigkeiten als die Ciboney. Sie pflanzten Maniok, Yams, Mais, Bohnen, Kakao, Erdnüsse, Tabak und Baumwolle an und fingen Fische. Außerdem stellten sie Tongefäße für den Alltag und für religiöse Zwecke her.

Die Arawak besaßen klar geordnete Gesellschaftsstrukturen. Über jede Gemeinschaft herrschte ein Kazike (Dorfhäuptling), der über weltliche und religiöse Angelegenheiten entschied. Die Dörfer lagen meist an der Küste; in ihrer Mitte gab es einen großen offenen, mit Stroh gedeckten carbet (Unterstand), in dem der Kazike mit dem Ältestenrat tagte. Frauen und Kinder durften diesen Bereich nur auf Einladung hin bei besonderen Zeremonien betreten. Bis zu hundert unverheiratete Männer schliefen in Hängematten hier oder in einem anderen Unterstand. Die Religion spielte im Alltag eine wichtige Rolle. Götter und Geister in Gestalt von Pflanzen und Tieren sorgten für eine gute oder schlechte Ernte. Bei religiösen Zeremonien versetzten sich die Teilnehmer mit narkotisierenden Pflanzen und durch Tänze in Trance. Sie huldigten zemi, Statuetten aus Holz, Knochen oder Stein. Die Arawak glaubten an ein Weiterleben nach dem Tod und bestatteten ihre Verstorbenen sehr sorgfältig. Sie gaben ihnen ihre persönliche Habe mit ins Grab (starb ein Häuptling, wurden seine Frauen lebendig mit ihm begraben), außerdem Proviant für die Reise nach Coyaba, einem paradiesischen Ort ewiger Freuden und Tänze.

ANKUNFT DER KARIBEN

Nach etwa 1000 Jahren bereiteten die kriegerischen Kariben dem friedlichen Dasein der Arawak ein jähes Ende. Sie stammten ebenfalls aus Südamerika und zogen über die Kleinen Antillen nordwärts. Auf ihrem Weg töteten sie die Arawak-Männer und gliederten Frauen und Kinder in ihre eigenen Stämme ein. Angeblich waren die Kariben sogar Kannibalen, die nicht nur gefangene Arawak aßen, sondern auch die ersten Europäer verspeisten, die ihnen in die Hände fielen. Sie waren hervorragende Bogenschützen und griffen spanische Segelschiffe mutig von hölzernen Kanus aus an. Von ihren Einbäumen (piragua) leitet sich das Wort Piroge ab, wie man auf den Inseln über dem Winde noch immer ein Fischerboot bezeichnet. Die Europäer drängten die Kariben zurück in die kargen Regionen der Inseln über dem Winde, wo sie noch weitere 200 Jahre lang lebten. Auf Dominica und St. Vincent soll es noch einige ihrer Nachfahren geben.

Eine spanische Karte von 1562 zeigt Amerika

DIE ANKUNFT DER EUROPÄER

Christoph Kolumbus reiste viermal in die Karibik; auf seiner vierten Reise (1502–1504) erkundete er schließlich das mittelamerikanische Festland und sicherte es dem Königreich Spanien.

Im frühen 16. Jahrhundert entstanden auf den Großen Antillen spanische Siedlungen, zunächst auf Hispaniola, dann auf Kuba, Jamaika und Puerto Rico. Die Arawak wurden versklavt und in nur 50 Jahren vollständig ausgerottet. Die meisten starben an eingeschleppten Krankheiten oder bei der Arbeit in Bergwerken auf dem amerikanischen Festland.

Seeräuber und Freibeuter hatten es auf die mit Schätzen beladenen Flotten abgesehen, die von Amerika nach Spanien segelten. Während des 16. und 17. Jahrhunderts überfielen Franzosen, Briten und Holländer immer wieder spanische Schiffe und freuten sich über die reiche Beute. Bald schon kamen die Länder auf den Gedanken, selbst Kolonien in der Karibik zu gründen. Dies gelang umso leichter, als der spanische Einfluss in Europa im 17. Jahrhundert zurückging. Engländer und Franzosen beanspruchten die Kleinen Antillen und kämpften 250 Jahre lang um die Vorherrschaft über die östliche Karibik. Die Niederländer besetzten nur wenige, dafür aber strategisch wichtige Inseln entlang der Handelswege.

DIE KOLONIALZEIT

Um 1630 führten niederländische Pflanzer Zuckerrohr aus Brasilien auf den Antillen ein (siehe S. 328 f.). Bald schon entwickelte sich die Zuckerproduktion zu einem einträglichen Geschäft, und immer mehr Europäer ließen sich in der Karibik nieder, um Gewinn aus dem »Weißen Gold« zu schlagen. Für den arbeitsintensiven Anbau von Zuckerrohr benötigten sie jedoch sehr viele billige Arbeitskräfte. Die Spanier hatten damit begonnen, Sklaven aus Westafrika nach Südamerika und in die Karibik zu verschiffen, doch erst mit dem Zuckerrohr kam der Dreieckshandel richtig in Schwung. Millionen von Afrikanern wurden versklavt und über den Atlantik gebracht. Tausende starben bereits auf dem Weg (siehe S. 252 f.). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sank der Absatz von Zuckerrohr aus der Karibik, denn die europäische Produktion aus Zuckerrüben deckte nun die Nachfrage. 1808 verbot in Großbritannien erstmals ein Gesetz den Sklavenhandel. 1834 folgte der Emancipation Act, der den Besitz von Sklaven unter Strafe stellte. Die übrigen europäischen Nationen schlossen sich dem nach und nach an, und bald verlor der Zucker aus den Kolonien an Bedeutung.

DIE QUEDAGH MERCHANT

Jahrhunderte nach Kolumbus überfielen Piraten, die sogenannten Freibeuter, reich beladene Handels- und Piratenschiffe. Im Jahr 1698 kaperte der Freibeuter Captain Kidd im Indischen Ozean die »Quedagh Merchant«, die Gold, Silber, Seide und Opium geladen hatte. Bei seiner Flucht versenkte Kidd das Schiff vor der Isla Catalina (Dominikanische Republik). Dort liegt die »Quedagh Merchant« noch immer, gerade mal drei Meter unter Wasser; sie soll zukünftig ein Unterwassermuseum werden.

Freundliche Gesichter muss man in der Karibik nicht lange suchen

Nachdem die befreiten Sklaven die Plantagen verlassen hatten, stellten Pflanzer auf Jamaika, Trinidad und anderen Inseln indische Kontraktarbeiter ein, doch ihre einstige wirtschaftliche Bedeutung erlangten die Kolonien nie wieder.

MODERNE ZEIT

Durch den Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 dehnten die USA ihre Einflusssphäre auf die Karibik aus. Als erste Insel eroberten sie Puerto Rico, 1917 folgte der Kauf der Jungferninseln, die vorher Dänemark gehört hatten. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre wirkte sich auch auf die Antillen aus – die ökonomischen Probleme der Inseln verschärften sich. Dies führte zur Entstehung erster Arbeiterbewegungen, deren Mitglieder sich für eine größere Autonomie gegenüber den europäischen Mutterländern einzusetzen begannen.

1962 erlangte Jamaika als erste britische Kolonie die Unabhängigkeit, die übrigen Besitzungen folgten in den 1970er und 1980er-Jahren. Einige kleinere Inseln entschieden sich für den Status einer Kronkolonie (heute britische Überseegebiete), andere schlossen sich als unabhängige Staaten dem British Commonwealth an. Niederländer und Franzosen pflegen noch engere Bande zu ihren Besitzungen.

DAS KOLONIALE ERBE

Die europäischen Kolonialherren versuchten auf den Inseln, die sie in Besitz genommen hatten, möglichst viele heimattypische Elemente einzuführen. In der Dominikanischen Republik und in Puerto Rico spiegeln Kirchen und historische Städte das katholische Erbe wider. In den ehemaligen britischen Kolonien auf den Inseln unter und über dem Winde stehen zahlreiche Schmuckstücke georgianischer Architektur. Das typische Savoirvivre prägt das Bild vieler Orte auf den französischen Antillen. Und das ehemals niederländische Curaçao mit seinen eleganten Giebelbauten wurde zum Weltkulturerbe ernannt.

Auch die Sprache zählt zum Erbe der Kolonialzeit – Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch sind die wichtigsten Sprachen der Region (siehe Kasten S. 20).

Die Mehrheit der Antillenbewohner stammt von Afrikanern ab, und obgleich sich die europäischen Kolonialherren bemühten, das afrikanische Erbe auszulöschen, verschwand es nicht völlig. Heute ist sein Einfluss gerade in der Musik und der Küche wieder spürbar. Afrikanische animistische Glaubensvorstellungen, überlagert mit christlichen Elementen, hielten sich stets, wodurch der für die Karibik typische Synkretismus entstand.

MUSIK

Calypso, Reggae und Soca (Soul-Calypso) gehören zu den charakteristischen Klängen; typisches Instrument sind die Steeldrums. Auf Puerto Rico tanzt man Salsa, in der Dominikanischen Republik Merengue und auf den Französischen Antillen ertönt überall der afrokaribische Zouk.

Die Ursprünge des Calypso lassen sich bis zu den aus Westafrika stammenden Sklaven zurückverfolgen.

Die Ursprünge des Calypso lassen sich bis zu den aus Westafrika stammenden Sklaven zurückverfolgen. Die Europäer führten den Karneval, der traditionell den Beginn der Fastenzeit vor Ostern einläutet, in der Karibik ein.

Zwar hatte man ihnen verboten, ihre Muttersprache zu sprechen, aber am Singen mochte man sie nicht hindern, förderte es doch ihre Arbeitsbereitschaft. Die Sklaven nutzten die Musik, um ihre Überlieferungen zu bewahren und weiterzugeben.

Im Hafen von Port of Spain auf Trinidad entstand während des Zweiten Weltkriegs die Steeldrum-Musik, als junge Männer auf leeren Ölfässern zu trommeln begannen. Der Reggae stammt aus dem Getto Trenchtown in Kingston auf Jamaika. Sein prominentester Vertreter war Bob Marley.

Auf allen Inseln bieten Clubs und Bars regelmäßig Livemusik. Darüber hinaus gibt es viele Musikfestivals. Zu den berühmtesten gehören das »Reggae Sunfest« auf Jamaika (Juli/Aug.), das »International Jazz Festival« auf St. Lucia (Mai) und das »St. Kitts Music Festival« (Juni).

KARNEVAL

Der Karneval wird in der Karibik mit Kostümen, Musik, Gesang und Tanz gefeiert. Die Europäer führten den Karneval in der Karibik ein, doch erhielt er hier eine ganz eigene Bedeutung. Nach dem Ende der Sklaverei veranstalteten die ehemaligen Sklaven ihre eigenen Umzüge mit folkloristischen Tänzen, afrikanischen Trommeln und Gesängen.

Karneval in der Küstenstadt Grand Anse auf Martinique

ESSEN & TRINKEN

Die karibische Küche spiegelt, wie viele Aspekte der karibischen Kultur, das vielfältige Erbe wider und vermischt afrikanische, spanische, französische, englische und indische Einflüsse. Ein Rumgetränk oder ein kaltes Bier sind an einem Sommerabend die perfekte Ergänzung zum Essen.

Die traditionelle karibische Küche ist einfach, nahrhaft und nützt einheimische, sättigende Zutaten. Frischer Fisch und Meeresfrüchte stehen ebenso auf jeder Karte wie verschiedene tropische Gemüsesorten und Obst. Hühnchen gibt es häufiger als Rindfleisch. Zu den auf allen Inseln verbreiteten Gerichten gehören Reis und rote Bohnen, Kochbananen, die spinatähnliche Suppe Callaloo, Brotfrüchte und Wurzeln wie Yams und Maniok. Letztere dienen vor allem bei der ärmeren schwarzen Bevölkerung als Grundnahrungsmittel. Mutige Touristen sollten ruhig einmal Bataten oder Huhn mit Melasse probieren.

INSIDERTIPP

Immer mehr karibische Restaurants bieten eine naturbelassene Küche mit heimischen Produkten. Eine Liste der locavore-Lokale finden Sie unter www.happycow.net.

LARRY PORGESNATIONAL GEOGRAPHIC-REDAKTEUR

Guadeloupe und Martinique sind für ihre gute kreolische Küche berühmt (siehe Kasten gegenüber). Auf Puerto Rico sollten Sie lechón asao (Spanferkel) probieren, in der Dominkanischen Republik verheißt locrio, eine Paella-Variation, kulinarische Genüsse. Auf Trinidad verweisen Currys und Chapatirollen mit gewürztem Fleisch, Meeresfrüchten oder Gemüse auf indische Einflüsse. Auf den Nachbarinseln genießt man die gleichen Gerichte als Snacks. Jerk, die typisch jamaikanische Kochmethode, soll von entlaufenen Sklaven entwickelt worden sein.

Frische Tropenfrüchte auf einem Markt in Fort-de-France, Martinique

RUM UND BIER

Seit dem 17. Jahrhundert produzierte man auf den Zuckerrohrplantagen Rum, zunächst als Abfallprodukt. Der beste Rum stammt aus Barbados, Jamaika, Guadeloupe und Martinique. Die bekanntesten Rum-Cocktails sind Piña Colada mit Sahne, Ananas und Kokosnuss; Cuba Libre, Daiquiris und Planter’s Punch. Darüber hinaus gibt es diverse alkoholfreie Cocktails auf Saftbasis. In der Karibik wird kein Wein angebaut; er ist deshalb teuer. Dafür stellen einige Brauereien recht gutes Bier her. Als besonders empfehlenswert gelten »Banks« aus Barbados, »Carib« aus Trinidad mit Lizenzbrauereien auf einigen Inseln sowie »Presidente« aus der Dominikanischen Republik und »Red Stripe« aus Jamaika.

Eine Räucherhütte bei Ocho Rios, Jamaika

KREOLISCHE KÜCHE & ESSENGEHEN

Die kreolische Küche von Guadeloupe und Martinique vereint französische Kochkunst, traditionelle afrikanische Küche und karibische Zutaten. Fisch und Meeresfrüchte tauchen in kreolischen Speisen in allen möglichen Varianten und Formen auf, von einfachen accras (Stockfischkroketten) bis zu blaff (Eintopf aus Fisch oder Meeresfrüchten in einem Sud aus Wein und Kräutern).

Spezialitäten sind auch cirique oder étrille (kleine Meereskrebse), chatrou (Tintenfisch), lambi (Muscheln mit Limettensaft als Salat). Crabe farcis sind gefüllte Krebse; die Einheimischen füllen sie mit getrockneter Kokosnuss und scharfem Pfeffer, damit sie besser schmecken. Kosten Sie colombo, einen Eintopf aus Hähnchen- oder Ziegenfleisch, gewürzt mit Koriander, Kreuzkümmel, Senf, Ingwer und Pfeffer.

Traditionelle Beilagen sind fruit à pain, die Frucht des Brotfruchtbaums, und christophene, ein tropischer Kürbis, der roh oder gekocht verzehrt wird.

Essen gehen kann teuer sein; kreolisches Essen kostet meist weniger als französisches. Menüs (menu touristique) sind eine gute Wahl, der Service ist inbegriffen (compris). Ein Digestif muss ganz einfach das Essen abschließen, zur Wahl stehen Dutzende örtlich produzierter Rumsorten.

JAMAIKA

Erster Überblick

Kingston

Port Royal

Blue Mountains

Erlebnis: Wandern & Biken in den Blue Mountains

Port Antonio und Umgebung

Oracabessa

Ocho Rios und Umgebung

Erlebnis: Begegnungen mit Einheimischen

Falmouth & Umgebung

Montego Bay

Erlebnis: Cockpit Country

Negril

Special: Der Rastakult

Mandeville

Autotour: Mandeville-Rundtour

Die Südküste

Weitere Sehenswürdigkeiten im Süden

Spanish Town

Hotels & Restaurants

In der Hafengegend von Falmouth, Jamaika

JAMAIKA

Die Taíno, die sich auf Jamaika niederließen, nannten ihre Insel Xaymaca (»Land von Holz und Wasser«), eine Beschreibung, die noch immer passt. Das bergige Inselinnere ist weitgehend unberührt, trotz langer Kolonialherrschaft, die mit den Spaniern 1510 begann. Die meisten Inselbewohner stammen von Sklaven ab, die im 17. und 18. Jahrhundert auf die Plantagen gebracht wurden. Die lebendige Kultur mischt afrikanische und europäische Einflüsse.

Unter britischer Herrschaft erreichte der Sklavenhandel seinen Höhepunkt. Auf Jamaika hielten sich auch Piraten und Freibeuter auf, die Kingstons Port Royal mit Einverständnis der Briten zu ihrem Heimathafen machten und von dort aus spanische Schiffe angriffen. Mehrfach kam es zu Sklavenrevolten, bis die Briten 1834 die Sklaverei verboten. 1866 erhielt die Insel den Status einer britischen Kronkolonie, ab 1890 reisten die ersten Touristen aus Nordamerika an. In den 1930er-Jahren entstanden die ersten Gewerkschaften und die sozialistische People’s National Party (PNP) unter Norman Manley. 1944 kam das allgemeine Wahlrecht, 1962 die Unabhängigkeit.

Rastafaris und Reggae prägen die Kultur. Frech klingt das Jamaican Patois, der Dialekt der Insel. Armut und fehlende Perspektiven führten in der Vergangenheit zu Aufständen und bestimmen die Lage nach wie vor. Mit mehr als zwei Millionen Besuchern pro Jahr gehört Jamaika zu den wichtigsten Touristenzielen der Karibik. Das Angebot an Unterkünften reicht von Luxusvillen über einfache Hütten am Strand bis hin zu Bergbauernhöfen. Die wichtigsten Touristenziele (Montego Bay, Ocho Rios und Negril) liegen im Norden und Westen der Insel.

Die 10 992 Quadratkilometer große Insel weist unterschiedliche Landschaften auf. Aus Vulkangestein bestehen die Blue Mountains. Höchster Gipfel ist mit 2256 Metern der Blue Mountain Peak. Rings um die Berge erstrecken sich Kalksteinplateaus. Im Lauf der Zeit entstanden durch Erosion Höhlen und Spalten. Geologisch interessant ist das Cockpit Country. Vor der Nordküste mit weißen Sandstränden liegt ein schützendes Korallenriff. Die Ostküste ist dagegen viel rauer. Schwarze Vulkansandstrände kennzeichnen die Süd- und Westküste. Die Hälfte der Insel wird landwirtschaftlich genutzt.

Auf Jamaika leben knapp drei Millionen Menschen, fast ein Drittel davon in der Hauptstadt Kingston.

KINGSTON

In Jamaikas dynamischer Hauptstadt an der Südküste der Insel leben rund 950 000 Menschen. Die größte englischsprachige Stadt der Karibik ist sowohl kulturelles und politisches Zentrum der Region als auch ein wichtiger Hafen.

Kingston verdankt seine Bedeutung dem natürlichen Hafen, dem siebtgrößten der Welt. Schon früh erkannten die Briten seine strategische Bedeutung und legten im 17. Jahrhundert auf der sandigen Landzunge von Port Royal fünf Festungen an (siehe S. 46 f.). Als am 7. Juni 1692 ein Erdbeben Port Royal zerstörte, flohen die Bewohner nach Kingston. Fortan konzentrierte sich hier die ökonomische und politische Macht, sodass man 1872 die Hauptstadt von Spanish Town nach Kingston verlegte. Das Stadtgebiet dehnt sich heute bis zu den Ausläufern der Blue Mountains aus.

Die Unterstadt von Kingston umfasst die Uferpromenade, mehrere historische Stätten und nach Westen hin einige der berüchtigtsten Slums. Im Zentrum liegt die Parade, der ehemalige Exerzierplatz der britischen Truppen. Heute bieten Verkäufer hier zu Reggaeklängen Zuckerrohrsaft, CDs, Busfahrscheine und Nippes aller Art feil. Der Sir William Grant Park, ein schattiger Platz mit einem Brunnen und Statuen von Königin Viktoria, Norman Manley (siehe S. 40) und Alexander Bustamante (1884–1977), dem Gründer der ersten jamaikanischen Gewerkschaft, bildet das grüne Herz des Areals, umringt von der Straße »The Parade«. Auf der Nordseite steht das Ward Theatre(Tel. 0876/922 32 13), ein 1911 vollendeter, eleganter Bau, in dem Amateurgruppen und die nationale Balletttruppe auftreten. Am Westende der Parade findet der farbenprächtige Jubilee Market statt. Nach Osten sind es vom Park aus nur wenige Minuten Fußweg durch die Duke Street bis zum Headquarters House. 1755 erbaute der Kaufmann Thomas Hibbert die Villa mit der weißen Fassade und dem großen Fächerfenster. Sie diente u. a. als Hauptquartier der Armee und war bis 1960 Sitz des Parlaments. Heute beherbergt sie die Büros des National Heritage Trust; einige Teile wie der Parlamentssaal und ein Aussichtspunkt auf dem Dach mit schönem Blick auf Kingston, den Hafen und die Berge stehen Besuchern offen. Nebenan liegt das Gordon House(81 Duke St., Tel. 0876/922-0200), der Sitz des Senats und der Abgeordnetenkammer (bei Tagungen freier Eintritt zur Besuchertribüne).

Blick auf New Kingston vor der Gebirgskette Long Mountain

KINGSTON

  41 F2

Besucherinformation

  64 Knutsford Blvd.

  0876/929-9200-19

  Geschl. So, Mo

www.visitjamaica.com

JUBILEE MARKET

  43 A2   The Parade

  Geschl. So, Mo

NATIONAL HERITAGE TRUST

  43 B2   79 Duke St.

  0876/922 12 87

  Geschl. So, Mo

www.jnht.com

Die Gegend am alten Hafen von Kingston wurde in den 1960er-Jahren umgestaltet. Zeitgleich entstand weiter westlich der neue Hafen. Bürogebäude, Läden, Hotels und Apartmenthäuser säumen den Ocean Boulevard, die Uferpromenade. Auf halber Höhe steht die Bronzeskulptur »Negro aroused«, ein Werk von Edna Manley (1900–87), der Ehefrau des Politikers Norman Manley: Die Darstellung eines schwarzen Arbeiters, der sich aus den Fesseln der Sklaverei befreit, fängt den Geist der frühen Arbeiterbewegung ein. Das Original befindet sich in der National Gallery, dem schönsten Gebäude an der Uferpromenade. Die interessante Dauerausstellung präsentiert Holzschnitzereien, darunter besonders sehenswerte Stücke von Edna Manley, außerdem Gemälde afrikanischer Prägung und im Rastastil, Veduten sowie zeitgenössische Fotografien.

Zwei Straßen weiter westlich findet der Crafts Market(Ocean Blvd., geschl. So) statt, auf dem man neben Holzschnitzereien auch T-Shirts, Souvenirs und Schmuck erwerben kann. In der anderen Richtung befindet sich in der East Street das Institute of Jamaica, das seit 1879 Literatur, Wissenschaft und Künste fördert. Im Gebäude sind auch die Nationalbibliothek und das Museum für Naturgeschichte untergebracht.

NATIONAL HEROES PARK

Zwischen der Unterstadt und der New Kingston genannten Oberstadt liegt der National Heroes Park, ein rund 30 Hektar großer offener Platz, auf dem einst Pferderennen stattfanden. Nach der Unabhängigkeit wandelte die Regierung Teile von ihm in einen Gedächtnispark zu Ehren nationaler Helden um.

NEW KINGSTON

New Kingston erstreckt sich von den verkehrsreichen Kreuzungen der Half Way Tree Road bis Vale Royal. Im 18. Jahrhundert ließen sich hier zunächst reiche Kaufleute nieder. Heute befinden sich in dem Stadtviertel Firmen und Privathäuser sowie Hotels.

Viele Touristen kommen nach New Kingston, um das Bob Marley Museum, die wohl beliebteste Sehenswürdigkeit der Stadt, zu besichtigen. In dem Gebäude hatte früher das Aufnahmestudio von Marleys Plattenlabel Tuff Gong seinen Sitz; außerdem wohnte der Musiker hier von 1975 bis zu seinem Tod 1981. Eine Skulptur von Bob Marley mit seiner Lieblingsgitarre und einem Fußball steht vor dem Eingang. Die einstündige Führung schließt das Grundstück und das Haus mit zahlreichen Erinnerungsstücken aus Marleys Leben ein, darunter seine Goldenen und Platinschallplatten sowie einige ungewöhnliche Gitarren. Auch Wail’n’Soul, die Hütte im Armenviertel Trenchtown, in der Marley in Kingston zunächst lebte, wurde im Museum rekonstruiert. Die Führung endet mit einem Film über sein Leben. Im Komplex liegen noch eine Fotogalerie, ein Restaurant und Andenkenläden.

Eine Statue vor seinem Museum zeigt Bob Marley mitsamt seiner Lieblingsgitarre

Auch die zweite wichtige Sehenswürdigkeit von New Kingston, Devon House, zieht viele Besucher an. Jamaikas erster schwarzer Millionär, George Stiebel (1820–96), baute es 1881. Sein Vermögen hatte er mit einer Goldmine in Südamerika erworben. Die georgianische Villa wurde wieder im Stil ihrer Bauzeit ausgestattet. Im Hof, in dem einst die Baracken der Sklaven standen, befinden sich heute ein Kunsthandwerksladen, eine ausgezeichnete Bäckerei und eine Eisdiele. In den Stallungen lädt ein Restaurant ein.

Ebenfalls an der Hope Road können Sie durch das Tor einen Blick auf das Jamaica House werfen, den Sitz des Ministerpräsidenten.

Die Hope Botanical Gardens gelten als größter botanischer Garten der Karibik, sie ziehen sich an der Peripherie von New Kingston entlang. Ursprünglich befand sich hier der Sommersitz des Majors Richard Hope, der 1655 mit Oliver Cromwells Truppen nach Jamaika kam. Pfade durchziehen den 81 Hektar großen Garten mit seinen Teichen, Gewächshäusern und blühenden Bäumen. Kinder dürfen sich auf das Aquarium, den kleinen Zoo und einen Spielplatz freuen, außerdem gibt es ein Kokosnussmuseum, ein Orchideenhaus, ein Labyrinth und eine Palmenallee.

NATIONAL GALLERY

  43 A2   12 Ocean Blvd.

  0876/922-1561

  Geschl. So, Mo

  $

INSTITUTE OF JAMAICA

  43 B2   10–16 East St.

  0876/922-0620

  Geschl. So, Mo

NATIONAL HEROES PARK

  43 B2   Duke St.

BOB MARLEY MUSEUM

  43 B3   56 Hope Rd.

  0876/927-9152   Geschl. So

  $$$

www.bobmarleymuseum.com

DEVON HOUSE

  43 B3   26 Hope Rd.

  0876/929-0815

  Führungen: $$

HOPE BOTANICAL GARDENS

  43 C3   Old Hope Rd.

  0876/927-1736   $

PORT ROYAL

Im 17. Jahrhundert gehörte Port Royal zu den reichsten Hafenstädten der Karibik. Die Stadt lag auf einer kleinen Insel im Hafen von Kingston und war über einen Damm mit dem Festland verbunden. Zunächst reparierten die Spanier hier ihre Schiffe. Als die Engländer die Insel 1655 eroberten, bauten sie fünf Festungen über dem heutigen Fischerdorf.

Händler schätzten die Vorzüge des sicheren Hafens, und bald schon lebten in Port Royal 6000 Menschen. Kaufleute und Piraten machten die Stadt zu einer der reichsten der Karibik, was sich in eleganten Backsteinbauten, Wasserleitungen sowie unzähligen Kneipen, Spielhöllen und Bordellen äußerte.

Die katholische Kirche bezeichnete Port Royal einmal als »verderbteste Stadt der Christenheit«, und viele glaubten an ein Strafgericht Gottes, als ein heftiges Erdbeben am 7. Juni 1692 große Teile der Stadt im Meer versinken ließ. 2000 Menschen kamen dabei ums Leben und sämtliche Schiffe im Hafen sanken. Die Überlebenden flohen nach Kingston. 1702 brannte der Ort ab, 1907 folgte ein weiteres Erdbeben.

Der Innenhof von Fort Charles, das zum Schutz von Port Royal entstand

Heute ist Port Royal ein Fischerdorf und Stützpunkt der jamaikanischen Küstenwache. Von Kingston aus gelangen Sie Autotour oder mit der Fähre (mehrmals täglich) dorthin. Sie können die Strecke auch als Wanderung (2–3 Stunden) einplanen. Von den erhaltenen Gebäuden beeindruckt Fort Charles, die erste der fünf um den Hafen erbauten Festungen, am stärksten. Wegen des Erdbebens von 1692 ist es heute von Land umschlossen, doch die Läufe der Kanonen weisen noch zum Meer hin.

In der Festung befindet sich das Meeresmuseum mit Dokumenten zur Geschichte von Port Royal und aus dem Wasser geborgenen Artefakten. An einer Seite des Exerzierplatzes erhebt sich eine Plattform, die den Namen »Nelsons Achterdeck« trägt. Als 1779/80 eine Invasion der französischen Flotte drohte, überwachte der junge Admiral von hier aus den Hafen. Zwischen Festung und Wasser steht Giddy House, ein Munitionsdepot, das fast umzukippen scheint. In der Nähe liegt die Victoria and Albert Battery, die durch das Erdbeben von 1907 beschädigt wurde.

INSIDERTIPP

Vereinbaren Sie in der »Y-Knot Bar« mit einem Fischer eine Überfahrt zum Lime Cay, einer Landzunge 3 Kilometer vor Port Royal, wo man gut schnorcheln kann.

CHARLES KULANDERNATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER MAGAZINE, AUTOR

Auch das Old Naval Hospital, ein 1819 aus Stein und Gusseisen errichtetes Gebäude, lohnt einen Besuch. Auf dem Friedhof von St. Peter’s Church erzählt ein Grabstein vom Franzosen Lewis Galdy, der beim Erdbeben verschluckt, von der anschließenden Druckwelle hinaus ins Meer gerissen wunderbarerweise gerettet und 80 Jahre alt wurde.

Der versunkene Teil von Port Royal, 13 Hektar groß, liegt heute zwölf Meter unter Wasser. Meeresarchäologen der Universität von Texas förderten hier eine Uhr zutage, deren Zeiger am 7. Juni 1692 um 11.43 Uhr stehen geblieben waren. Port Royal gehört zu einer kleinen Gruppe archäologischer Stätten, die über viele Jahrhunderte unberührt blieben. Alltagsgegenstände wie Möbel, Geschirr und Werkzeuge sind noch an Ort und Stelle – allerdings unter Wasser.

PORT ROYAL

  41 F1

FORT CHARLES

  nahe der Elizabeth Ave.

  0876/967-8438   $$

Y-KNOT BAR

  Norman Manley Hwy./Port Royal Slip Way

  0876/967-8448

  Fr–So geöffn.

BLUE MOUNTAINS

Die mächtigen Blue Mountains, eine der längsten zusammenhängenden Bergketten der Karibik, durchziehen das östliche Drittel von Jamaika. Mit 2256 Metern ist der Blue Mountain Peak der höchste Gipfel. An den Hängen wächst zwischen üppigen Waldgebieten eine der besten Kaffeesorten der Welt.

Hinter Kingston bilden die 45 Kilometer langen Blue Mountains einen deutlichen Kontrast zu der quirligen Stadt. Recht hohe Niederschlagsmengen lassen eine üppige Vegetation sprießen, darunter Epiphyten wie Flechten, Moos und Bromelien, aber auch Bambus und Farne sowie über 500 Blütenpflanzen. In den Bergen leben auch Riesenschwalbenschwänze, mit Spannweiten bis zu 15 Zentimetern die größten Schmetterlinge Amerikas, Coneys (die Jamaika-Ferkelratte), Baumfrösche und ein vielfältiges Spektrum an Vogelarten, darunter Pirole, Papageien und Kolibris wie etwa der Wimpelschwanz. Die Männchen dieser nur auf Jamaika vorkommenden Vogelart tragen bis zu 17 Zentimeter lange Schwanzfedern. Im Jahre 1993 wurde ein 78 100 Hektar großes Gebiet, der heutige Blue & John Crow Mountains National Park, unter Schutz gestellt. Die am leichtesten zugänglichen Teile des Parks erreicht man im Westen über die B1, die von Kingston nordwärts nach Buff Bay führt. Die Cinchona Botanical Gardens(Tel. 0876/927-1257) entstanden 1886 als Chininplantage. Heute wächst hier auf vier Hektar Fläche eine Vielzahl teils endemischer Pflanzen. Die kurvenreiche Straße ist schwierig.

INSIDERTIPP

Die Cinchona Botanical Gardens sind einer meiner Lieblingsplätze in Jamaika. Der höchstgelegene botanische Garten der Welt ist magisch.

CHARLIE BURBURYEIGENTÜMER/MANAGER, LIME TREE FARM PLANTATION RESORT

Kaffeeanbau an den Hügeln des Craighton Estate in den Blue Mountains von Jamaika

WANDERN & BIKEN IN DEN BLUE MOUNTAINS

Dutzende von Wanderwegen überqueren die Blue Mountains, viele folgen alten Maultierpfaden. Am tollsten ist der Blue Mountain Trail (11 km) von Mavis Bank zum Blue Mountain Peak. Führer sind empfehlenswert (beim Jamaican Tourist Board, Tel. 0876/929-9200-19, www.jtbonline.org, oder in örtlichen Hotels); das Forestry Department(Tel. 0876/924-2667-8, www.forestry.gov.jm) betreibt Hütten und Campingplätze, falls Sie früh aufbrechen wollen, um in der Morgendämmerung den Gipfel zu erreichen. Bringen Sie Lebensmittel und Vorräte mit; es kann kühl und feucht sein, sogar in der Trockenzeit (Dez.–April). Blue Mountain Bicycle Tours(Tel. 0876/974-7075, www.bmtoursja.com, $$$$$) bieten populäre Radtouren den Berg hinunter; Teilnehmer werden in den Feriengebieten abgeholt.

Leichter gestaltet sich der Besuch des Holywell National Recreational Park(Tel. 0876/960-2848-9, www.jcdt.org.jm) drei Kilometer nördlich von Newcastle. In dem 121 Hektar großen Bergwald leben zahlreiche Vögel in den häufig in Nebel gehüllten Bergkiefern und Eukalyptusbäumen.

Besonders berühmt ist der Blue-Mountains-Kaffee, der seit dem 18. Jahrhundert in der Region angebaut wird. Die Bohnen erzielten in Europa Höchstpreise, doch nach Abschaffung der Sklaverei 1834 erlitt der Kaffeeanbau einen empfindlichen Rückschlag. In den 1950er-Jahren versuchte die Regierung die Plantagen zu retten und schuf unter anderem das Blue-Mountain-Label, das nur an Bohnen aus dem Hochland (1525 Meter) vergeben wird.

In der Mavis Bank Coffee Factory erhält jeder Besucher eine Tasse des köstlichen Gebräus. Die schon seit über einem Jahrhundert existierende Firma Mavis Bank ist Hauptproduzent des Blue-Mountain-Kaffees.

BLUE & JOHN CROW MOUNTAINS NATIONAL PARK

  41 G2   0876/920-8278-9

www.blueandjohncrowmountains.org

MAVIS BANK COFFEE FACTORY

  31 F2   Mavis Bank, St. Andrew

  0876/977-8015 oder 977-8005

  Geschl. Sa, So; Führungen   $$$

www.exportjamaica.org

PORT ANTONIO

Die glorreichen Tage des einstigen Bananenhafens und luxuriösen Ferienortes liegen weit zurück. Heute dient das verträumte Örtchen vor allem Individualtouristen als Basis für Ausflüge in die Region. Zwischen den beiden Häfen erstreckt sich die Region Portland Parish in die Ausläufer der östlichen Blue Mountains und in eine tropische Landschaft mit Wasserfällen und trägen Flüssen.

Port Antonio war einst Jamaikas Hauptbananenhafen, unsterblich geworden durch Harry Belafontes »Banana Boat Song« (»Day-O«). Als Errol Flynn 1946 hier während eines Hurrikans seine Jacht auf Grund setzte und später das in der Bucht gelegene Navy Island erwarb, kam ein Hauch von Hollywood in diese entlegene Gegend der Insel. Auch heute kann man gelegentlich Prominente sehen, vor allem Musiker, die bei Plattenaufnahmen im Geejam Studio in San San Beach eine Pause einlegen.

HAFENBEREICH & INNENSTADT

Die Errol Flynn Marina soll Port Antonio wieder einen Platz auf der touristischen Landkarte verschaffen. Anlegeplätze für Jachten befinden sich neben einem Pier, an dem kleine Kreuzfahrtschiffe festmachen können. Es gibt Läden, Restaurants und eine hölzerne Uferpromenade.

Ein Platz mit Uhrturm bildet den Mittelpunkt des Stadtzentrums. Von hier aus können Sie alle Sehenswürdigkeiten leicht erreichen. Am Platz selbst lädt der geschäftige Musgrave-Markt zum Stöbern ein. Von dort aus sind es nur wenige Schritte zur Titchfield Peninsula, welche die beiden Häfen voneinander trennt. An ihrer Spitze liegen die Überreste von Fort George(Fort George St.) von 1791. Heute erinnern noch einige Kanonen und Teile der drei Meter dicken Mauern daran, dass die Festung einst als mächtigste der Region galt. Werfen Sie im Vorübergehen einen kurzen Blick in die sehenswerte DeMontevin Lodge(21 Fort George St., Tel. 0876/993 26 04), ein Gebäude im Kolonialstil von 1881.

INSIDERTIPP

Ein Besuch in Port Antonio wäre nicht vollständig ohne »da jelly« (gefrorenen Kokossaft). Angeboten wird er am Musgrave Market.

CHARLES KULANDERNATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER MAGAZINE, AUTOR

PORT MALL & VOR DER KÜSTE

Wieder im Stadtzentrum angelangt, sollten Sie die Port Mall, auch Village of St. George genannt, einen ungewöhnlichen Gebäudekomplex an der Uferpromenade (Gideon Ave.), besuchen. Der jamaikanische Architekt Ziggy Fahmi plante das Ensemble, das mehrere typische Stadthäuser verschiedener Zeiten und Baustile vereint. Im Innern befinden sich Läden.

Ein Touristenboot bei den Somerset Falls in Port Antonio

Gegenüber steht die Christ Church(35 Harbour St., Tel. 0876/993-3527), ein neoromanisches Gebäude aus rotem Backstein, das um 1850 eine ältere Kirche ersetzte. Sie birgt imposante Grabmäler aus dem 17. Jahrhundert. Direkt vor der Küste bei Port Antonio liegt Navy Island, wo sich im 18. Jahrhundert Werften und Kasernen der britischen Marine befanden. Errol Flynn kaufte das 24 Hektar große Eiland, als er Port Antonio erstmals besuchte, und kam dann regelmäßig hierher. Heute gehört die Insel der Hafenbehörde; die Strände sind öffentlich nicht zugänglich.

ATHENRY GARDENS UND NONSUCH CAVES

Lange vor der Ankunft von Columbus bewohnten Arawaks die Höhlen in den Kalksteinausläufern der Berge. 9,5 Kilometer südlich von Port Antonio wurden in den Athenry Gardens und den Nonsuch Caves(zurzeit geschlossen – telefonisch nachfragen) Arawak-Relikte entdeckt. Die Höhlen bergen beeindruckende Gesteinsformationen, die Tieren und anderen Gestalten gleichen. In der Cathedral Cavern haust eine Fledermauskolonie.

Gut beschilderte Pfade führen durch den einen Hektar großen Garten mit tropischen Pflanzen. In 183 Metern Höhe befindet sich ein Aussichtspunkt, der herrliche Blicke auf die Küste und Port Antonio freigibt.

PORT ANTONIO

  41 G2

Besucherinformation

  City Center Plaza

  0876/993 30 51

www.portantoniojamaica.com

ATHENRY GARDENS & NONSUCH CAVES

  41 G2 Nonsuch, Portland

  0876/779-7144

Zurzeit geschl., vor dem Besuch telefonisch nachfragen

  $$$

RUND UM PORT ANTONIO

Die Küste im Osten von Port Antonio gehört zu den reizvollsten Landstrichen der Insel. Raue Felsen wechseln hier ab mit goldenen Sandstränden, an denen einige besonders hübsche Hotels stehen. (Tagesbesucher müssen einen geringen Betrag zahlen, der die Nutzung der Hoteleinrichtungen einschließt.)

Wenn Sie Port Antonio auf der A4 verlassen, passieren Sie zunächst das imposante Trident Castle, ein Fantasiegebäude, das zum benachbarten Trident Hotel gehört (Port Antonio, Tel. 0876/633-7100, www.thetridentcastle.com). Eineinhalb Kilometer weiter liegt Frenchman’s Cove. Ein Gebirgsbach mündet an dem kleinen Strand ins Wasser, der sich malerisch zwischen zwei felsigen Landzungen erstreckt. Noch einen Kilometer weiter können Sie vom San San Beach, einem Sandstreifen vor einer breiten Bucht, zu Schnorcheltouren ums Riff aufbrechen oder zur winzigen Pelew Island an der Ostseite der Bucht hinüberschwimmen. Gleich hinter dem San San Beach dehnt sich die Blaue Lagune aus, eine von üppigem Wald umrahmte Doline, die von unterirdischen Quellen gespeist wird. Hier wurde der Film »Die Blaue Lagune« (1980) mit Brooke Shields gedreht. Im Restaurant mit Bar direkt am Wasser entstand der Streifen »Club Paradise« (1986). In der Blauen Lagune lässt es sich herrlich baden.

Junge Jamaikaner baden und surfen an der Boston Bay

JERK-SPEZIALITÄTEN

Maroons (siehe Kasten S. 54) sollen die Jerk-Küche im 17. Jahrhundert eingeführt haben. Sie jagten in den Bergen Wildschweine und bereiteten sie auf eine höchst schmackhafte Weise zu. Heute gibt es die berühmten Jerk-Gerichte auf ganz Jamaika. Das Fleisch (meist Huhn oder Schwein) wird mit einer speziellen Würzmischung (darunter Pfeffer, Zimt und Muskat) mariniert und dann langsam über einem offenen Feuer gegrillt. Am Boston Beach können Sie die Marinade in Flaschen als Souvenir kaufen. Zu Jerk-Fleisch passt ein kaltes Bier – denn an Schärfe wird nicht gespart.

Drei Kilometer weiter östlich liegt die Dragon Bay(Port Antonio, Tel. 0876/993-8751). Im Hotel können Sie an der Strandbar einen Rumpunsch trinken. Diese diente bereits Tom Cruise im Film »Cocktail« (1988) als Kulisse.

INSIDERTIPP

Besuchen Sie in Charles Town, 24 Kilometer östlich von Port Antonio, den »Safu Yard« für eine Jam Session der Charles Town Drummers, eine Schlagzeug- und Tanzgruppe im Stil der Maroons.

JENNIFER ALLARDNATIONAL GEOGRAPHIC-MITARBEITERIN

ENTLANG DER KÜSTE

Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Boston Bay, einem großen öffentlichen Strand, an dem man leckere Jerk-Gerichte (siehe Kasten oben) kosten kann. In erster Linie legen hier Fischerboote an, doch bei rauer See können Sie dort auch wunderbar surfen. Am Strand und entlang der Hauptstraße stehen zahlreiche Imbissstände.

Wiederum drei Kilometer weiter östlich auf der A 4 liegt die Long Bay, ein breiter Sandstreifen, der als bestes Surfgebiet Jamaikas gilt. An der Straße gibt es diverse Strandbars, Pensionen und Diskotheken, die Individualreisenden die nötigen Annehmlichkeiten bieten. Die Wellen sind toll, der Strand selbst lässt ein wenig zu wünschen übrig. Zu den Hauptattraktionen an diesem Küstenabschnitt zählen die Reach Falls, die man von Manchioneal aus über eine gute Straße erreicht. Die Wasserfälle gehören zum Driver River, der sich in Kaskaden von den John Crow Mountains hinab in kristallklare Becken ergießt. Dort können Sie schwimmen und sich herrlich entspannen.

FRENCHMAN’S COVE

  31 G2

  Rte. A4 (3 km östlich von San Antonio) 0876/993-7270

  $$ für Besucher, die nicht Gäste des Frenchman’s Cove Hotels sind

www.frenchmanscove.com

Zubereitung einer Jerk-Spezialität an der Boston Bay

RIO GRANDE