NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Alaska - Ole Helmhausen - E-Book

NATIONAL GEOGRAPHIC Reisehandbuch Alaska E-Book

Ole Helmhausen

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Beschreibung

Mehr Wissen. Besser Reisen. Die National Geographic-Experten begleiten Sie auf Ihrer Reise zu allen Highlights und unvergesslichen Erlebnissen. Mit übersichtlichen Detailkarten und 3D-Grafiken sind Sie immer auf dem richtigen Weg. Mit über 500 Adressen. Was die Amerikaner einst als Schnäppchen von Russland kauften, entpuppte sich als spektakuläre Natur mit Gletschern und imposanten Bergen. Dieser Alaska-Reiseführer lotst Sie auf der Inside Passage, lässt Sie den Yukon erleben und weiß, wo sie im Denali den besten Blick auf den Mount McKinley haben. Ein National Geographic Traveler, der mit Ihnen eintaucht in die Welt der Abenteurer, der Rentiersteaks und Buffalo Burger. Mit Hintergründen und Fakten tauchen Sie ein in die faszinierende Kultur, Gesellschaft und Geschichte Alaskas.

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Seitenzahl: 407

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ALASKA

Mehr wissen – besser reisen

Tipp Die persönlichen Tipps der National Geographic Experten laden zum Entdecken ein

Wissen Hintergründe und Fakten zu Geschichte, Kultur, Gesellschaft, um das Land besser zu verstehen

Erlebnis Erlebnisse und Aktivitäten, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten

Vor der majestätischen Kulisse des Mendenhall-Gletschers blühen Weidenröschen

Auf Expedition in einer Gletscherhöhle

INHALT

ALASKA

mit Farbcodierung

Rücksichtsvoll reisen

Über den Autor und den Fotografen

Top 10 Tipps

Top 5 Foto-Tipps

Die Reise planen

Geschichte und Kultur

Alaska heute

Alaskas Landschaften

Alaska damals

Kunst und Kultur

Südostalaska

Ketchikan

Wrangell

Petersburg

Sitka

Juneau

Glacier Bay National Park and Preserve

Haines

Skagway

Weitere Sehenswürdigkeiten

Anchorage und Mat-Su

Anchorage

Turnagain Arm

North Anchorage

Mat-Su Borough

Weitere Sehenswürdigkeiten

Kenai Peninsula

Seward

Kenai Fjords National Park

Kenai National Wildlife Refuge

Kenai und Umgebung

Homer

Jenseits der Kachemak Bay

Weitere Sehenswürdigkeiten

Alaska Peninsula und Aleutian Islands

Lake Clark National Park and Preserve

McNeil River State Game Sanctuary

Katmai National Park and Preserve

Kodiak Island Archipelago

Aleutian Islands

Alaska Maritime National Wildlife Refuge

Weitere Sehenswürdigkeiten

Prince William Sound und Umgebung

Valdez

Prince William Sound

Cordova und Copper-River-Delta

Wrangell-St. Elias National Park and Preserve

McCarthy/Kennicott

Weitere Sehenswürdigkeiten

Zentralalaska

Talkeetna

Denali Highway

Denali National Park and Preserve

Nenana

Fairbanks

Chena Hot Springs Road

Steese Highway

Elliott Highway

Weitere Sehenswürdigkeiten

The Bush

Dillingham und Umgebung

Bethel und Umgebung

Nome und Umgebung

Kotzebue

Dalton Highway

Kobuk Valley National Park

Gates of the Arctic National Park and Preserve

Arctic National Wildlife Refuge

Barrow

Weitere Sehenswürdigkeiten

Reiseinformationen

Reiseplanung

Unterwegs in Alaska

Praktische Tipps

Jährliche Veranstaltungen

Literatur

Hotels und Restaurants

Einkaufen

Unterhaltung

Freizeit

Register

Bildnachweis

Impressum

Eine junge Tänzerin in traditioneller Tracht

Ein Walrossschädel zwischen Wildblumen in der Tundra der entlegenen Pribilof Islands

BOOTSTOUREN- & AUTOTOURENKARTEN

Bootsroute

Autoroute

Sehenswürdigkeit

Buchstabe des Planquadrats

Staatspark, Nationalpark, Schutzgebiet, Naturdenkmal, Waldfläche, Staatsforst, Tierschutzgebiet

Gletscher

Autotour Denali Nationalpark

ÜBERSICHTSKARTEN

Eielson Visitor Center

Sehenswürdigkeit

Ausgangspunkt

Highway

Eisenbahn

Fähre

Wanderpfade

Flughafen

Berg

SYMBOLE IM TEXT

Kartenverweis

Anschrift

Telefonnummer

Öffnungszeiten, günstige Zeiten (Rundgänge, Fahrten)

Eintritt von $ (unter 5 $) bis $$$$$ (über 20 $)

Entfernung

Beginn/Ende

Hotel

Restaurant

Anzahl der Zimmer

Anzahl der Plätze

Parkplätze

Aufzug

Nichtraucher

Klimaanlage

Pool im Haus

Pool im Freien

Fitnessclub

Kreditkarten

RÜCKSICHTSVOLL REISEN

Umsichtige Urlauber brechen voller Neugierde auf und kehren reich an Erfahrungen nach Hause zurück. Wer dabei rücksichtsvoll reist, kann seinen Teil zum Schutz der Tierwelt, zur Bewahrung historischer Stätten und zur Bereicherung der Kultur vor Ort beitragen. Und er wird selbst reich beschenkt mit unvergesslichen Erlebnissen.

Möchten nicht auch Sie verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll reisen? Dann sollten Sie folgende Hinweise beachten:

Vergessen Sie nie, dass Ihre Anwesenheit einen Einfluss auf die Orte ausübt, die Sie besuchen.

Verwenden Sie Ihre Zeit und Ihr Geld nur auf eine Weise, die dazu beiträgt, den ursprünglichen Charakter eines Ortes zu bewahren. (Auf diesem Weg lernen Sie ein Land auch sehr viel besser kennen.)

Entwickeln Sie ein Gespür für die ganz besondere Natur und das kulturelle Erbe Ihres Urlaubslandes.

Respektieren Sie die heimischen Bräuche und Traditionen.

Zeigen Sie den Einheimischen ruhig, wie sehr Sie das, was den besonderen Reiz ihres Landes ausmacht, zu schätzen wissen: die Natur und die Landschaft, Musik, typische Gerichte, historische Dörfer oder Bauwerke.

Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Geldbeutel Einfluss zu nehmen: Unterstützen Sie möglichst solche Einrichtungen oder Personen, die sich um die Bewahrung des Typischen und Althergebrachten bemühen. Entscheiden Sie sich für Läden, Restaurants, Gaststätten oder Reiseanbieter, denen offensichtlich an der Bewahrung ihrer Heimat gelegen ist. Und meiden Sie Geschäfte, die den Charakter eines Ortes stören.

Wer auf diese Weise reist, hat mehr von seinem Urlaub, und er kann sicher sein, dass er seinen Teil zum Erhalt und zur Verbesserung eines Ortes oder einer Landschaft beigetragen hat.

Diese Art des Reisens gilt als zeitgemäße Form eines sanften, auf Nachhaltigkeit bedachten Tourismus; NATIONAL GEOGRAPHIC verwendet dafür auch den Begriff des »Geo-Tourismus«. Gemeint ist damit ein Tourismus, der den Charakter eines Ortes – seine Umwelt, seine Kultur, seine natürliche Schönheit und das Wohlergehen seiner Bewohner – nicht aus den Augen verliert. Weitere Informationen zum Thema gibt es im National Geographic’s Center for Sustainable Destinations unter www.nationalgeographic.com/maps/geotourism/about.

ÜBER DEN AUTOR UND DEN FOTOGRAFEN

Bob Devine schreibt von seiner Heimat in Oregon aus über Umweltthemen, Naturkunde und Reisen. National Geographic hat viele seiner Arbeiten veröffentlicht, u. a. Guide to America’s Outdoors: Western Canada und Alien Invasion: America’s Battle with Non-native Animals and Plants. Bob Devine reiste erstmals 1987 nach Alaska und kehrt seither immer wieder dorthin zurück.

Michael Melford ist ein angesehener Fotograf, der neben seinen sonstigen Aufträgen schon eine Reihe von Reisebänden bebildert hat. Seine preisgekrönten Arbeiten erschienen in vielen US-amerikanischen Publikationen, darunter National Geographic Traveler, Travel and Leisure, Life, Fortune und Newsweek. Seine Fotos erscheinen auch häufig in der Zeitschrift National Geographic. Er lebt mit seiner Familie in Mystic, Connecticut.

Diese Ausgabe wurde aktualisiert von Ole Helmhausen. Nach dem Studium der Völkerkunde und Soziologie verschlug es ihn nach Kanada. Ein Jahr später siedelte er der Liebe wegen über. Inzwischen kennt er das Land und 40 der 50 US-Bundesstaaten wie seine Westentasche. Helmhausen ist (Co-)Autor von über 60 Reiseführern und Bildbänden über Nordamerika.

Blick vom Flattop, einem beliebten Ziel östlich von Anchorage

EMPFEHLUNGEN DER NATIONAL GEOGRAPHIC REISEEXPERTEN

WAS SIE NICHT VERPASSEN SOLLTEN

Seekajakfahren vor wilden Küsten

Noch näher dran geht nicht: Man sitzt nicht nur Zentimeter über dem eiskalten Wasser, sondern sieht, spürt und hört Alaskas kaum gebändigte Natur wie sonst nur noch beim Hiking in menschenleerer Wildnis. Die Fjorde rund um Juneau im landschaftlich abwechslungsreichen Südostalaska eignen sich ganz besonders für Seekajakfahrten. Zahlreiche Anbieter (siehe S. 74) organisieren hier Touren zu Gletschern und Wasserfällen. Begegnungen mit Walen sind dabei nicht selten.

Durch die Inside Passage

Nebelschleier, aus denen sich schneebedeckte Berge schälen, undurchdringliche Regenwälder und Tausende Inseln, Fjorde und Kanäle: Die Inside Passage (siehe S. 78f), der knapp 1700 km lange Wasserweg von Vancouver nach Skagway, führt, geschützt vor den stürmischen Launen der offenen See, durch eine labyrinthartige, märchenhafte Welt zwischen Bergen und Pazifik. Man kann diese maritime Verkehrsader an Bord von Segeljachten, luxuriösen Kreuzfahrtschiffen oder Fähren bereisen.

Unter Braunbären

Es gibt nichts Aufwühlenderes, als einem der größten Landraubtiere der Welt in die Augen zu schauen – aus respektvoller Entfernung natürlich: Eine Begegnung mit Braunbären (siehe S. 152f) erweckt im Menschen längst vergessene Instinkte. Im Katmai National Park erfolgt die Beobachtung der Braunbären in kleinen, von erfahrenen Guides geführten Gruppen.

Alaskas Ureinwohner

In Alaska leben über 200 der 562 in den USA anerkannten Stämme. Das sorgt für eine ungewöhnlich hohe kulturelle und sprachliche Vielfalt. Gelegenheiten, tiefer in die Welt der Ureinwohner einzutauchen, gibt es im Alaska Native Heritage Center (siehe S. 123) im Norden von Anchorage. Dort zeigen Ureinwohner aus elf Kulturen ihr Brauchtum und ihren Alltag.

Kalbende Gletscher

Es gibt rund 100 000 Gletscher in Alaska. Gut 650 haben einen Namen, und davon kalben Dutzende in Seen und Fjorde. Täglich, ja sogar stündlich kalbt der Margerie Glacier im Glacier Bay National Park (siehe S. 90ff). Von der mehr als 70 Meter hohen Gletscherkante brechen ständig riesige Eisbrocken ab: ein spektakuläres Schauspiel, das man nicht so schnell vergisst.

Nordlichter beobachten

Nordlichter (siehe S. 257) in einer sternenklaren Nacht zu beobachten, ist ein erhebendes Erlebnis. Nordlichter können reglos verharren, spektakulär wabern oder munter tanzen. Die beste Zeit für Nordlichter in Alaska ist zwischen September und April, die beste Tageszeit in der Regel nach Mitternacht. Also warm anziehen, Geduld und heiße Getränke mitbringen!

Denali voraus!

Mit 6190 m ist der Denali – 2015 erhielt der Mt. McKinley seinen alten Namen zurück – der höchste Berg Nordamerikas und das Aushängeschild des Denali National Park (siehe S. 223ff). Die 148 km lange Denali Park Road (siehe S. 226f), die einzige Straße im Park, nähert sich ihm und führt zu einigen grandiosen Aussichtspunkten: ein faszinierender Leckerbissen für Fotografen.

Whale Watching

Das geduldige Warten gehört ebenso dazu wie die Möglichkeit, ohne eine einzige Sichtung an den Pier zurückzukehren. Walsichtungen (siehe S. 83) lassen sich eben nicht vorbestellen. Hat man jedoch Glück, ist alle Anspannung vergessen: Die Atemfontäne oder gar einen tonnenschweren Wal beim Sprung zu beobachten, gehört zu den Highlights jeder Alaskareise.

Die White Pass Railroad

Der legendäre Goldrausch am Klondike und in Skagway gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Bei diesen Namen bekommen Jack-London-Fans feuchte Augen. Mit der White Pass & Yukon Route Railway (siehe S. 102f) kann man den Spuren der Goldgräber und mutigen Abenteurer von einst folgen. Die historische Eisenbahn arbeitet sich von Skagway aus die steilen Berge hinauf bis zum 873 m hohen White Pass Summit.

Roadtrip auf dem Dalton Highway

Der 667 Kilometer lange Dalton Highway (siehe S. 254f) von Fairbanks über den Polarkreis nach Deadhorse führt durch das leere Backcountry des Bundesstaats und endet bei den Ölfeldern vor der Eismeerküste. Er vermittelt einen Eindruck vom rauen Alltag der Trucker und von der Weite Alaskas. Wer ihn fährt, weiß, was die Einheimischen unter dem »Alaska Factor« verstehen – das Gefühl, dass Alaska endlos ist.

TOP 5 FOTO-TIPPS

Die NATIONAL GEOGRAPHIC Your Shot Community, 2006 gegründet, hat mehr als eine halbe Million Mitglieder aus 196 Ländern. Sie steht allen Interessierten offen, ob Hobbyfotograf oder Profi. Dieses Reisehandbuch präsentiert Ihnen die fünf schönsten Fotos zum Thema Alaska – als Inspiration oder zum Nachfotografieren.

Trekking durch eine Welt aus Eis

Wer den Mendenhall Glacier mit seinen kolossalen Ausmaßen hautnah erleben will, muss sich vom Hubschrauber absetzen lassen. Joseph Sean Harrington fotografierte diese Wanderer vom Westrand des Gletschers aus.

Brennweite: 250 mm – Belichtungszeit: 1/2000 s – Blende: f/6,3 – ISO 160

Spaziergang am frühen Morgen

Diese Bärenfamilie war frühmorgens unweit von Anchorage unterwegs. P. Warner drückte auf den Auslöser, als sich die Bärin gerade umdrehte und die miteinander rangelnden Jungen sanft, aber nachdrücklich disziplinierte.

Brennweite: 210 mm – Belichtungszeit: 1/4000 s – Blende: f/11 – ISO 1000

Windschiefe Hütte in der Wildnis

Im September legt sich in den höheren Lagen Schnee auf die herbstliche Landschaft und schafft wunderbare Kontraste. In Hatchers Pass fotografierte Mark Eastwood mit dieser baufälligen Hütte ein Stück Vergänglichkeit.

Brennweite: 4,15 mm – Belichtungszeit: 1/5650 s – Blende: f/2,2 - ISO 32

Nordlichter über einer Bergkette bei Mondschein

Norio Matsumoto gelang dieses Bild beim Camping in der Alaska Range. Angesichts des launischen Wetters hatte er Glück, überhaupt Nordlichter zu sehen. Bessere Chancen, schreibt er, habe man vom Hotel in Fairbanks aus.

Brennweite: 50 mm – Belichtungszeit: 1/1000 s – Blende: f/1,6 – ISO 2000

Zärtliche Umarmung im Eis

Die beiden Seeotter im Golf von Alaska schenkten Roman Golubenko einen der schönsten Momente seiner Fotografenkarriere. Die Tiere zeigen sich oft in Küstennähe, tauchen aber unter, wenn man sich zu hastig nähert.

Brennweite: 800 mm – Belichtungszeit: 1/4000 s – Blende: f/10 – ISO 2000

Sie wollen mit Ihren Fotos Teil der Your Shot Community werden? Nähere Infos finden Sie unter yourshot.nationalgeographic.com

DIE REISE PLANEN

Das »Great Land«. Ein passender Spitzname für Alaska, denn das Land, die Landschaft, steht hier eindeutig im Mittelpunkt. Im Rest der Vereinigten Staaten umgibt von Menschen geprägtes Land Naturoasen, in Alaska hingegen schließt ungezähmte Wildnis menschliche Enklaven ein.

Der US-Bundesstaat bietet auch einige kulturelle Sehenswürdigkeiten, aber Sie haben Alaska nicht gesehen, wenn Sie nicht in der Wildnis waren. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass Sie wandern oder campen müssen, obwohl sich das Land auf die Art gut erleben lässt. Sie können auch eine Hütte im Wald mieten, eine einsame Straße fahren, in einer Lodge in der Wildnis bleiben oder im Schiff eine unerschlossene Küste entlangfahren. Ziehen Sie organisierte Touren in Betracht, denn so reisen Sie sicherer; siehe S. 39.

VERKEHRSMITTEL

Für eine Rundreise durch Alaska bieten sich verschiedene Verkehrsmittel an. Sie können ein Auto oder ein Wohnmobil mieten; es gibt Busse, die Alaska Railroad (www.alaskarailroad.com) verkehrt regelmäßig zwischen Seward und Fairbanks; Buschpiloten, die auf Landebahnen, Feldern, Seen, Schotterflächen oder Fjorden landen können, bieten ihre Dienste stundenweise an. Der Staat betreibt einen regelmäßigen Fährservice zwischen den Küstenorten, vor allem an der Inside Passage im Südosten des Staates. Näheres dazu siehe S. 269f.

Totempfahl im Sitka National Historic Park

START IN ANCHORAGE

Wer zum ersten Mal nach Alaska kommt und nicht mehr als eine Woche Zeit hat, sollte in Anchorage beginnen, wo 300 000 von den 740 000 der Bewohner Alaskas leben. Sehen Sie sich unbedingt das Anchorage Museum und das Alaska Native Heritage Center an; Sie werden nicht nur Ihren Spaß daran haben, sondern auch besser auf den Rest des Staates vorbereitet sein. Um einen ersten Eindruck von der Natur zu bekommen, unternehmen Sie eine Radtour auf dem Tony Knowles Coastal Trail im Westen der Stadt oder fahren in den Chugach State Park im Osten.

Wenn Sie von allem, was Alaska bietet, ein bisschen sehen möchten, sollten Sie auf dem Seward Highway zur Kenai Peninsula fahren. Dort gibt es Gelegenheit zum Wandern, Fischen, Rafting, Campen, zur Tierbeobachtung, zum Kanufahren und zum Suchen von Strandgut. Besuchen Sie in Seward das Alaska SeaLife Center, ein herausragendes Museum mit Forschungsbetrieb, das sich dem Ökosystem Meer widmet. Unternehmen Sie dann eine Schifffahrt zum nahe gelegenen Kenai Fjords National Park, wo Sie Weißkopfseeadler, Seeotter, Papageitaucher und kalbende Gletscher sehen werden. Fahren Sie auf der anderen Seite der Halbinsel bis zum Ende des Highways und genießen Sie die Kunstgalerien, Museen und weiteren Reize von Homer. Fahren Sie mit dem Schiff zur berühmten Homer Spit und zur wunderschönen Kachemak Bay und wandern Sie vielleicht im Kachemak Bay State Park. Um das weitläufige Innere Alaskas für einige Tage kennenzulernen, wenden Sie sich von Anchorage 386 Kilometer nach Norden in den riesigen Denali National Park. Zu den Landschaftsformen des Parks zählen breite Flusstäler, windgepeitschte Tundra, Gletscher und die imposante Alaska Range mit dem 6194 Meter hohen Mount McKinley, Nordamerikas höchstem Berg. Besonders faszinierend ist ein Flightseeing-Trip über den Berg. Doch betrachten Sie das Land auch vom Boden aus, bei einer Fahrt mit dem Tourbus des Nationalparks tief in die Wildnis hinein, wo es Karibus, Wölfe, Elche, Dallschafe und Grizzlybären zu sehen gibt.

Eine gute Alternative, um eine Woche in Alaska zu verbringen, ist eine Tour durch Südostalaska mit Fähren durch die Inside Passage. Dieses Labyrinth bewaldeter Inseln, verborgener Buchten und geschützter Gewässer ist eine eigene Welt. Die atemberaubende Kulisse lockt im Sommer viele Kreuzfahrtschiffe an, doch es bringt mehr, eine der staatlichen Fähren zu nehmen und ein- oder zweitägige Zwischenstopps in dem einen oder anderen Hafen zu machen. Alternativ kann man auch eine mehrtägige Bootsfahrt auf einem auf kleine Gruppen ausgelegten Schoner unternehmen.

Wissen

BESUCHERINFORMATIONEN ONLINE

Allgemeine Infos: www.travelalaska.com, www.alaskausa.de und www.state.ak.us

National Park Service: www.nps.gov/locations/alaska/index.htm

Alaska Public Lands Information Centers: www.alaskacenters.gov

U.S. Fish & Wildlife Service, Region Alaska: www.fws.gov/alaska/

Alaska State Parks: http://dnr.alaska.gov/parks/

Bureau of Land Management, Alaska: www.blm.gov/alaska

U.S. Forest Service (Chugach und Tongass National Forests, Region Alaska): www.fs.usda.gov/chugach und www.fs.usda.gov/tongass

Wissen

DIE ALASKA PUBLIC LANDS INFO CENTERS

Wo kann ich im südlichen Zentralalaska wandern? Gibt es in Alaska Giftschlangen? Wo kann ich bei Anchorage gut Lachse fangen? Die Alaska Public Lands Information Centers (APLIC) geben Ihnen gern Antworten auf alle Ihre Fragen. Sie bieten Informationen über das gesamte Gebiet Alaskas, das in staatlichem Besitz ist, das sind etwa 75 Prozent der Gesamtfläche.

Wer eine Reise plant, findet auf der Website von APLIC (www.alaskacenters.gov) jede Menge Informationen. Es ist auch möglich, die vier Center anzurufen (Anchorage Tel. 907/644-3661; Fairbanks Tel. 907/459-3730; Ketchikan Tel. 907/228-6220; Tok Tel. 907/883-5667). Sind Sie erst einmal in Alaska eingetroffen, bekommen Sie bei einem der APLIC weitere Informationen.

WENN SIE MEHR ZEIT HABEN

Wenn Sie mehr Zeit haben, sollten Sie darüber nachdenken, ob Sie nicht entlegenere Gegenden ansehen wollen. Sie könnten etwa einige Tage in dem Fischerort Cordova verbringen, der nur per Schiff oder Flugzeug zu erreichen ist. Bummeln Sie durch den Ort, kosten Sie den berühmten Lachs vom Copper River, fahren Sie die 80 Kilometer lange Sackstraße durch das an Tieren reiche Delta des Copper River. Nach einiger Zeit verstehen Sie das Leben der Einheimischen. Es gibt ähnliche Orte im ganzen Staat: Ketchikan und Haines im Südosten, Kodiak auf Kodiak Island, Dillingham im Westen und Sitka im Osten.

WILDNIS UND NOCH MEHR WILDNIS

Oder verbringen Sie ein paar Tage in irgendeinem der vielen Wildnisgebiete. Reisen Sie per Flugzeug, Schiff, Kajak, Floß oder per pedes und verlassen Sie die Straße, um ins Hinterland (siehe S. 259) zu gelangen. Reservieren Sie sich eine Hütte im Tongass National Forest im Südosten. Wachen Sie jeden Morgen im Dunst des gemäßigten Regenwaldes auf. Diese besondere Vegetationsform besteht aus einem Reich üppiger Farne, Blumen und hoch aufragender Fichten, deren Durchmesser oft Ihre Größe übertrifft. Oder begeben Sie sich nördlich des Polarkreises in die baumlose Tundra im Gates of the Arctic National Park, wo die Eiszeit weiterlebt. Oder besuchen Sie den Chugach State Park, in dem trotz seiner Nähe zu Anchorage einige Berge noch immer keinen Namen tragen.

Wissen

FÜR UND WIDER DER »SHOULDER SEASON«

In Alaska gibt es den Sommer (Juni–August), den Winter (Oktober–April) und dazwischen die »shoulder seasons«: Mai und September. Sie bieten günstigere Preise, weniger Besucher, weniger Insekten und gewisse jahreszeitliche Schönheiten wie die leuchtenden Herbstfarben in den Birkenwäldern und auf der weiten Tundra. Es gibt dann auch noch – anders als im Winter – reichlich Wärme und Sonne. Der Mai ist einer der besten Reisemonate; er ist in weiten Teilen des Staates trockener als der Sommer. Der September ist der feuchteste Monat, bleibt aber noch von der Winterkälte verschont. Beachten Sie, dass Anfang Mai und Ende September viele Sehenswürdigkeiten geschlossen haben.

Wissen

MOBILFUNKPROBLEME IN ENTLEGENEN GEGENDEN

Sie stürzen beim Wandern und brechen sich den Knöchel. Es schmerzt, doch wenigstens haben Sie Ihr Handy dabei. Sie holen es heraus, um Hilfe zu holen – aber Sie haben kein Signal. Können Sie zehn Kilometer zum Anfang des Weges zurückhumpeln? Verlassen Sie sich in Alaska nicht auf Handys. Sie funktionieren in den Städten, auf weiten Strecken der wichtigsten Highways, doch im Hinterland sieht es mit dem Empfang schlecht aus.

Welche Wildnis Sie auch immer auswählen und dann besuchen, Sie werden beginnen, den wahren Charakter des »Great Land« zu verstehen, ja vielleicht werden Sie sich nach langer Zeit endlich wieder denken hören, die absolute Stille genießen und die berauschende und ungewohnte Entdeckung machen, im Umkreis von drei-, vierhundert Kilometern die einzige Menschenseele zu sein.

Jungbären am Brooks River

Geschichte und Kultur

Alaska heute

Alaskas Landschaften

Alaska damals

Kunst und Kultur

Die zerklüftete Flanke des Exit Glacier lässt eine Gruppe Wanderer winzig erscheinen

ALASKA HEUTE

Alaska – der Name weckt die Assoziation legendärer Abgeschiedenheit. Für viele Menschen ist Alaska mehr Mythos als Realität: eine ungezähmte Wildnis mit Grizzlybären, Elchen und Wölfen.

Alaska steht für dramatische Landschaften mit nackten Felswänden, nebelverhangenen Wäldern, windumtoster Tundra und Gletschern, die ins Meer kalben. Ein Land, in dem nur Inuit und Pioniere auf Dauer leben können. All das ist Teil von Alaska, doch dieses Bild ist so unvollständig, dass es in der Tat an Mythos und Legende grenzt. Auch in Alaska gibt es Espressobars, Farmen, Luftwaffenstützpunkte, Kunstgalerien, Vier-Sterne-Restaurants, Sommertage mit 27 °C, College-Basketball, Internetcafés, Bürokraten und Sanddünen. Alaska ist eine faszinierende Mischung aus unwegsamer Wildnis und Zivilisation, aus Tradition und Moderne sowie aus unterschiedlichen Landschaften und Klimazonen.

Das Wandgemälde sagt »Alaska«, die Jugendlichen in Juneau passen in jede andere US-Stadt

Der Hauptgrund, warum es in Alaska noch so viel ursprüngliche Natur gibt, liegt auf der Hand: Das Land fordert seinen Bewohnern viel ab, und entsprechend dünn ist es besiedelt. Obwohl Alaska der größte Bundesstaat der USA ist – mehr als fünfmal so groß wie Deutschland –, leben hier nur knapp 740 000 Menschen. Alaskas einziges urbanes Zentrum ist Anchorage. Dort leben über 280 000 Menschen in einer typisch amerikanischen Stadt: Es gibt Wolkenkratzer, Verkehrsstaus, Clubs, Vororte, gute Museen und die übrigen Annehmlichkeiten und Probleme einer modernen Großstadt. Doch zeigt sich selbst in Anchorage die Nähe zur Wildnis: Elche und Bären sind häufige Gäste in Vorgärten. Nicht weit entfernt ragen die vergletscherten Chugach Mountains in den Himmel. Und selbst von der Innenstadt aus braucht man mit dem Auto nur 20 Minuten in unberührte Natur.

Obwohl Alaska der größte Bundesstaat der USA ist – mehr als fünfmal so groß wie Deutschland –, leben hier nur knapp 740 000 Menschen.

Zur Lachssaison im Sommer und Herbst kommen viele Auswärtige, um »Kings«, »Reds« und »Silvers« zu fangen, aber die meisten Angler sind Einheimische, die ihre Gefriertruhen füllen wollen. Und es kommt vor, dass man in einem Restaurant in Anchorage einen Gast erzählen hört, wie er am Vortag einen Elch geschossen hat.

Für viele Bewohner Alaskas stellen Lachs und Elch nicht irgendein Nahrungsmittel dar, das man im Supermarkt kauft. Tausende sind Selbstversorger: Sie fangen Lachse, aber auch Äschen, Tomcods (Microgadus proximus), Weißlachs, Aale und jagen alles mögliche Wild; sammeln Beeren, Vogeleier, Gemüse und Muscheln. Manchen gefällt diese Lebensweise, doch viele haben keine andere Wahl – insbesondere angesichts der enormen Lebenshaltungskosten in Alaska. Je weiter man in die Wildnis vordringt, desto teurer werden die Nahrungsmittel.

VOM LAND LEBEN

Flächenmäßig große Regionen Alaskas unterstehen der Aufsicht des Staates und Organisationen der Ureinwohner, und über die Hälfte des Landes wird von der Bundesregierung verwaltet. Anders als in den meisten anderen amerikanischen Bundesstaaten darf dieses öffentliche Land zur Subsistenzwirtschaft sowie zur Jagd und zum Fischfang genutzt werden. Dies gilt sogar für so bekannte Gebiete wie den Denali National Park. Besucher realisieren meist nicht, dass der offizielle Name Denali National Park and Preserve lautet. Der Zusatz »and Preserve«, der sich übrigens bei den meisten Nationalparks Alaskas findet, bedeutet, dass in den solchermaßen ausgewiesenen Teilen eines Parks Jagd und Fischfang zur Selbstversorgung und als Sport erlaubt sind. Lediglich der als »wilderness« gekennzeichnete Bereich (der gewöhnlich die wichtigsten Touristenattraktionen einschließt) ist für Jäger und Angler tabu. Wer indes das Hinterland bereist, kann durchaus auf Fischernetze, Fallen und andere Gerätschaften von Selbstversorgern stoßen. Sie sollte man unbedingt in Ruhe lassen.

DIE URBEVÖLKERUNG

Viele, die sich als Jäger und Sammler selbst versorgen, zählen zu den Ureinwohnern, die rund 19 Prozent der Gesamtbevölkerung Alaskas ausmachen. Entgegen der landläufigen Meinung sind sie keineswegs alle Inuit (»Eskimos«). Die Bezeichnung Inuit wird für alle Völker verwendet, die entlang der West- und Nordküste leben. Die Menschen fühlen sich kleineren kulturellen Gruppen zugehörig. Die beiden wichtigsten sind die Inupiat, die die Nordküste sowie die Westküste nördlich des Norton Sound bewohnen, und die Yupik, die man südlich des Norton Sound entlang der Westküste bis hinab zur Bristol Bay antrifft. Beide Völker lassen sich in Untergruppen unterteilen, beispielsweise die Nunamiut, die eigentlich weiter landeinwärts wohnende Inupiat sind.

Wissen

OUTDOOR-TRIPS FÜR NEUGIERIGE

Wenn Sie in Alaska einen geführten Outdoor-Trip unternehmen wollen, sich aber nicht unter all den Möglichkeiten entscheiden können, gibt es Anbieter, die genau das Richtige für Sie haben. Alaska Discovery, ein Teilbetrieb von Mountain Travel Sobek (www.mtsobek.com), bietet ein achttägiges Abenteuer, zu dem Besichtigungsflüge, Kajakfahren auf dem Meer, Rafting, Tierbeobachtung und eine Fahrt mit einem Panoramazug gehören. Und das ist nur das Grundprogramm. Es kann auch um Wandern, Kanufahren, Mountainbiken und Angeln erweitert werden. Im Internet lassen sich mehr Anbieter solcher Touren finden. Einige dieser Touren erfordern große Fitness und Erfahrung, doch die meisten sind auch für durchschnittlich trainierte Anfänger mit viel Energie geeignet. Bei manchen Touren wird im Zelt übernachtet, oft aber auch in bequemen Lodges.

Da Landesinnere Alaskas sowie einige kleinere Stücke der Südküste sind der Lebensraum der Athabasken. Sie sind mit den Indianern (First Nations) Kanadas und des US-amerikanischen Festlands verwandt und nennen sich selbst Indianer, bevorzugen in der Regel aber den Namen kleinerer Gruppierungen wie Dena’ina, Ahtna und Tanana.

Von der Mount Roberts Tramway bieten sich großartige Ausblicke auf die raue Bergwelt um Juneau

Die Halbinsel Alaska und die 1770 Kilometer lange Inselkette der Aleuten sind die Heimat der Aleuten, die sich selbst Unangan nennen. Eng mit ihnen verwandt sind die Alutiiq, die im Südosten der Halbinsel Alaska, auf dem Kodiak-Archipel und am Prince William Sound wohnen. Schließlich gibt es noch die Völker des Südostens: die Tlingit, die Haida, die Tsimshian und die Eyak. Sie haben viele kulturelle Gemeinsamkeiten mit den Ureinwohnern British Columbias und Washingtons.

Wie bei indigenen Völkern rund um den Erdkreis markierte auch in Alaska die Ankunft fremder Eroberer einen kulturellen Wendepunkt. Die Russen drangen Mitte des 18. Jahrhunderts in das Gebiet der Aleuten vor. Die gut bewaffneten Europäer brachten die meisten Einheimischen direkt (mittels Waffengewalt) oder indirekt (mittels eingeschleppter Seuchen) um und unterwarfen die restlichen als Sklaven. Von schätzungsweise 20 000 Aleuten überlebte nur ein winziger Bruchteil. Mitte des 19. Jahrhunderts führten Walfänger dann Alkohol ein, der das Leben der Ureinwohner veränderte. Alkoholismus ist nach wie vor ein ernsthaftes Problem; in zahlreichen Gemeinden herrscht absolutes Alkoholverbot.

Immerhin konnten viele Ureinwohner Alaskas ihre Position in jüngster Zeit deutlich verbessern. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt dem 1971 ausgehandelten Abkommen ANCSA (Alaska Native Claims Settlement), das ihnen umfassende Landnutzungsrechte einräumte. Zwölf regionale sowie Dutzende dörfliche Gemeinschaften wurden eingerichtet, die zusammen knapp 18 Millionen Hektar Land besitzen. Durch Fischfang, Forstwirtschaft, Bergbau, Erdölförderung und Tourismus erwirtschaften sie mehrere Milliarden Dollar.

Von Verwaltungstätigkeiten abgesehen, arbeiten die meisten Menschen in der Rohstoffwirtschaft, namentlich in der Erdölförderung, im Fischfang, in Holzbetrieben sowie in der Tourismusbranche.

EUROPÄISCHE EINFLÜSSE

Obwohl die Russen starken Einfluss auf die Entwicklung der Region nahmen, siedelten sie sich niemals in größerer Zahl an. Doch sie hinterließen eine beträchtliche Anzahl von religiösen Konvertiten, deren Nachfahren bis heute die vielen russisch-orthodoxen Kirchen des Bundesstaates besuchen. Eine Ausnahme bilden die Altorthodoxen, die erst im 20. Jahrhundert nach Alaska einwanderten. Sie zählen nur wenige Tausend, und die meisten leben sehr abgeschieden auf der Kenai-Halbinsel und rund um Kodiak. Als Besucher begegnet man ihnen zuweilen in Geschäften oder beim Fischfang; die Frauen tragen knöchellange Kleider und Haube oder Schal, die Männer ausnahmslos einen Bart.

Die Siedler, die in den ersten Jahren nach dem Verkauf Alaskas an die USA im Norden eintrafen, waren meist west- und mitteleuropäischen Ursprungs und stammten aus Deutschland (19 %) oder Irland (12 %).

WIRTSCHAFT

Wegen seiner isolierten Lage gibt es in Alaska nur wenige Großbetriebe, die Fisch verarbeitende Industrie einmal ausgenommen. Klima und Topografie schließen Erwerbszweige wie etwa großflächigen Ackerbau aus. Von Verwaltungstätigkeiten abgesehen, arbeiten die meisten Menschen daher in der Erdölförderung, dem Fischfang, dem Bergbau, in Holzbetrieben sowie in der Tourismusbranche.

Der bekannteste Erwerbszweig Alaskas dürfte die Ölindustrie sein, die dem Staatssäckel beträchtliche Einnahmen beschert. Sie bietet mehreren Tausend Menschen Arbeit, und ihre Zulieferbetriebe zählen zu den größten Unternehmen der Region. Von dem Rohöl, das in der Prudhoe Bay gefördert wird, profitiert jeder Einwohner Alaskas: Einem 1976 verabschiedeten Gesetz zufolge fließt ein gewisser Prozentsatz der Einnahmen aus dem Öl in einen Fonds, der jedem Einwohner Alaskas eine jährliche Dividende zahlt. Auch der kommerzielle Fischfang ist ein riesiger Wirtschaftszweig. Unalaska, Dillingham, Kodiak, Cordova und andere Städte in der Nähe reicher Fischgründe sind Heimathafen Tausender Fischereischiffe und Standorte zahlreicher Fisch verarbeitender Fabriken. Über die Hälfte der US-amerikanischen Fischereierzeugnisse werden in Alaska produziert.

Der drittgrößte Wirtschaftssektor Alaskas ist der Fremdenverkehr, der ökologisch weitgehend nachhaltig zu sein scheint, wenngleich bestimmte Nationalparks notorisch überlaufen sind und die Luftverschmutzung durch Wohnmobile kontinuierlich zunimmt. Kulturell wie wirtschaftlich ist es aber wenig nachhaltig, wenn die Tourismusindustrie von auswärtigen Firmen gelenkt wird, wie es in einigen Hafenstädten Südostalaskas der Fall ist, die von großen Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden. Nationale und internationale Konzerne kaufen dort Ladenflächen auf und verdienen an den Passagieren viel Geld.

Andererseits gibt es auch zahlreiche einheimische Führer. Anstelle von Stoffbären bieten sie Ausflüge an, bei denen man echte Grizzlys oder Wale beobachten, Hundeschlittenfahrer kennenlernen oder den gemäßigten Regenwald erkunden kann, dazu Flüge über Gebirge, Aufenthalte in Reservaten, Kajak- und Kanufahrten. Von dieser Art Geschäft profitieren beide: die Bewohner Alaskas und die Besucher.

Wasserflugzeuge bringen Besucher in unzugängliche Regionen, etwa zum Kulik Lake im Hinterland des Katmai National Park und ins Naturschutzgebiet auf der Halbinsel Alaska

ALASKAS LANDSCHAFTEN

Ungezähmte Wildnis und urwüchsige Natur kennzeichnen Alaska, das »letzte Grenzland«, das vom Polarkreis zum Golf von Alaska und vom kanadischen British Columbia bis in die Nähe Russlands reicht. Das Klima, die Landschaften, das Ökosystem sowie Flora und Fauna sind legendär – und ringen selbst verwöhntesten Besuchern ehrfürchtige Bewunderung ab.

GEOLOGIE

So jung und dynamisch Alaska hinsichtlich seiner Besiedlung ist, so lebhaft ist es auch in seiner Geologie. Die Pazifische Platte driftet nordostwärts auf die Nordamerikanische Platte zu. Da sie insgesamt dichter und somit schwerer ist, schiebt sie sich dabei unter die Nordamerikanische Platte. Alaskas mächtige Berge sind das Ergebnis dieses Aufeinandertreffens, und viele werden immer noch weiter gehoben. Auch der Denali (Mount McKinley), mit 6194 Metern bereits höchster Gipfel des Kontinents, wächst immer noch.

Allerdings verursacht diese langsame Plattenkollision auch Erdbeben und Vulkanismus. Allein auf der Halbinsel Alaska liegen 15 aktive Vulkane. Zeugnisse vergangener Vulkanausbrüche sind allgegenwärtig. So erinnert die knapp zehn Kilometer breite und über 600 Meter tiefe Aniakchak-Caldera an die gewaltige Explosion, die vor 3500 Jahren einen 2000 Meter hohen Vulkan zerriss. Als 1912 der Novarupta ausbrach, war dies 1600 Kilometer weit zu hören. Während der 60-stündigen Eruption wurden gigantische Gesteins- und Aschemengen in die Luft geschleudert.

Allein die Halbinsel Alaska birgt 15 aktive Vulkane. Spuren von Ausbrüchen in der Vergangenheit sind reichlich vorhanden.

Der Denali (Mount McKinley) – Einheimische nennen ihn schlicht »den Berg« – überragt den Kettle Lake im Denali National Park und das Naturschutzgebiet

Am 27. März 1964 erschütterte ein von einer Verwerfungslinie im Prince William Sound ausgehendes Erdbeben das südliche Zentralalaska mehrere Minuten lang. Es hatte eine Stärke von 9,2 auf der Richterskala, war also 80-mal so verheerend wie das berühmte Erdbeben von San Francisco 1906. An einigen Stellen hob sich der Boden um zehn Meter, an anderen sackte er über drei Meter ab, sodass das Meer flachere Landstriche überfluten konnte und nach und nach alle Bäume abstarben. In manchen Ortschaften wölbten sich Straßen wie Zugbrücken. Im Zentrum von Anchorage brach die gesamte Nordseite der Fourth Street ein. Doch noch Schlimmeres sollte folgen: Eine über 20 Meter hohe Flutwelle spülte das Ureinwohnerdorf Chenega fort. In Seward schlugen durch das Beben Brennstofftanks leck und fingen Feuer – der Tsunami trug die brennende Flüssigkeit mehrere Hundert Meter weit landeinwärts, brachte Überflutung und Feuersturm in einem. Der am Wasser gelegene Teil von Valdez rutschte ins Meer ab, der Rest wurde von einem Tsunami überrollt. Als Folge baute man die Stadt 6,5 Kilometer vom alten Ort entfernt an einem sichereren Platz wieder auf.

Ein Fluss fließt durch ein Gletschertal im Katmai National Park and Preserve

Gletscher sind ein weiteres Phänomen. Sie gruben Fjorde und Bergtäler ein; ihre Schmelzwässer formten ebenfalls die Landschaft. Die gewaltigen Eisströme findet man fast überall in Alaska: von den höchsten Bergen bis hinab zum Meer. Zählt man auch die kleineren dazu, gibt es mehr als 100 000 Gletscher, von denen nur 616 einen Namen tragen. Überraschenderweise blieb Alaska während der Eiszeit frei von Eis. Durch das weltweite Gefrieren von Wasser zu Eis sank der Meeresspiegel um Hunderte Meter. In der Zeit zwischen etwa 40 000 und 10 000 v. Chr. lag die Beringstraße deshalb mehrfach trocken und bildete eine breite Landbrücke zwischen Asien und Nordamerika. Man nimmt an, dass die ersten Einwohner Nordamerikas über diese Landbrücke eingewandert sind.

KLIMA

Alaska ist riesig – je nach Region herrschen völlig unterschiedliche klimatische Verhältnisse. Attu an der Westspitze der Aleuten liegt mehr als 3600 Kilometer vom Arctic National Wildlife Refuge in der nordöstlichen Ecke des Bundesstaates entfernt. Und genauso weit ist es von Ketchikan im Südosten nach Barrow im Nordwesten. Ketchikan, Kodiak und der Rest der Südküste verdanken der warmen Kuroschio-Meeresströmung ein relativ mildes maritimes Klima. Es gibt zwar keine lauen Nächte, aber die Sommerwerte steigen auf 10 bis 20 °C. Auch im Winter bleiben die Temperaturen häufig oberhalb des Gefrierpunktes. Allerdings ist es hier auch sehr feucht: In Ketchikan liegt die jährliche Niederschlagsmenge bei rund 4000 Millimetern, andernorts sind es durchschnittlich 2000 bis 2500 Millimeter. Und es regnet im Winter wie im Sommer sehr häufig.

Zentralalaska unterliegt den Extremen des Kontinentalklimas: In Fairbanks kann das Thermometer auf über 30 °C klettern, die Durchschnittstemperatur im Sommer liegt bei gut 20 °C. Und obwohl der Sommer hier Regenzeit ist, bleibt es meist trocken; die jährlichen Niederschläge erreichen gerade einmal wüstenähnliche 380 Millimeter. Dafür wird es im Winter bitterkalt – monatelang liegen die Temperaturen unter dem Gerfrierpunkt, oft sogar bei –35 °C bis –45 °C.

Dann ist da die Arktis, das »obere Drittel« Alaskas nördlich des Polarkreises. In Barrow, dem nördlichsten Punkt, liegen die Temperaturen an durchschnittlich 324 Tagen im Jahr unter dem Gefrierpunkt. Die pelzbesetzten Inuit-Anoraks sind hier also kein modisches Accessoire, sondern ein absolutes Muss. Im Sommer steigt die Quecksilbersäule von –1 °C bestenfalls bis auf 10 °C, und es ist sehr trocken – es fallen nur rund 110 Millimeter Niederschlag jährlich.

Überall in Alaska kommt man im Sommer in den Genuss der Mitternachtssonne. Der Nordpol der Erde neigt sich in diesen Monaten der Sonne zu, wodurch die Tage umso länger werden, je weiter nördlich man sich befindet. Der Polarkreis markiert den Breitengrad, jenseits dessen die Sonne zur Zeit der Sommersonnenwende nicht mehr unter den Horizont sinkt. An der Küste des Eismeers, 400 Kilometer nördlich des Polarkreises, geht die Sonne 80 Tage lang nicht unter. In Anchorage, rund 550 Kilometer südlich dieser Linie, steht sie 18 oder 19 Stunden lang über dem Horizont. Noch um zwei Uhr früh ist es hell. Im Polarwinter ist es dann umgekehrt: 80 sonnenlose Tage am Polarmeer und gerade einmal fünf oder sechs Stunden Tageslicht in Anchorage. Ein kleiner Vorteil der langen Nächte: Das einzigartige Naturschauspiel der Nordlichter (Aurora borealis) lässt sich ungestört bestaunen.

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SCHLAFEN WÄHREND DER MITTERNACHTSSONNE

Nachts um drei angeln? Die ganze Nacht lang wandern? Was spricht gegen Alaskas berühmte Mitternachtssonne? Wohl die Tatsache, wie schwer es ist, Schlaf zu finden, wenn die Sonne so viele Stunden am Himmel steht. Da kann man leicht zum Schlafwandler werden, schlechte Laune ist vorprogrammiert, und auch das Risiko von Autounfällen ist hoch. Selbstbeherrschung kann dies zwar verhindern, doch auch der Körper hat Probleme mit der Mitternachtssonne. Für ihn ist Dunkelheit das Zeichen zur Melatoninausschüttung, die den Schlaf beeinflusst. Daher sollten Reisende Vorkehrungen treffen – etwa Alufolie über die Fenster kleben und vor dem Zubettgehen eine Sonnenbrille aufsetzen.

LANDSCHAFTEN

Grob lässt sich Alaska in drei Vegetationszonen gliedern: Küstenregenwald, Taiga und Tundra. Die Inseln und Küstenregionen im Südosten, in Südzentralalaska und einem kleinen Teil Südwestalaskas werden von gemäßigtem Küstenregenwald überzogen. Gemäßigter Regenwald ist weit seltener als tropischer Regenwald, braucht aber ebenso gleichmäßig über das Jahr verteilte hohe Niederschlagsmengen.

Die Trans-Alaska-Pipeline transportiert Rohöl etwa 1280 Kilometer weit vom Polarmeer zum Hafen von Valdez und zum Prince William Sound

Im Küstenregenwald Alaskas herrschen Sitkafichten und Hemlocktannen vor, dazwischen gibt es aber auch andere Nadelbäume wie Zedern und Kiefern. Im dichten Unterholz fühlen sich Lachsbeere, Teufelskeule, Heidelbeere, Akelei, Farne und viele andere Feuchtigkeit liebende Arten wohl. Weiter landeinwärts beginnt jenseits der Küstengebirge der boreale Nadelwald, danach die Taiga, die den größten Teil des Landesinneren bedeckt. Im Süden erreichen die Bäume der relativ üppig grünen Wälder noch 25 bis 30 Meter Höhe, in der Gegend des Polarkreises werden die verkrüppelten Gewächse gerade noch drei Meter hoch. Vorherrschend ist die kleine Weiß- und Schwarzfichte. Dazu gesellen sich Birken, Espen, Lärchen, Erlen, Weiden und Balsampappeln. In der nördlichen Taiga und dort, wo der Boden mager oder moorig ist, findet man riesige Areale verkümmert wirkender Schwarzfichten.

Die Tundra schließt sich oberhalb der Baumgrenze an: Dort gedeihen wegen der Kälte, der kurzen Vegetationszeit, einer nur dünnen Humusschicht und der schneidenden Winde keine Bäume mehr.

Die Tundra schließt sich oberhalb der Baumgrenze an: Dort gedeihen wegen der Kälte, der kurzen Vegetationszeit, einer nur dünnen Humusschicht und der schneidenden Winde keine Bäume mehr. In Alaska hat dieses »oberhalb« zweifache Bedeutung: höhere Lage oder höherer geografischer Breitengrad. Im Süden Alaskas liegt die Baumgrenze bei 600 bis 900 Metern, oberhalb davon beginnt die Tundra. Reist man weiter nordwärts in noch kältere Klimazonen, sinkt die Baumgrenze kontinuierlich, bis sie, knapp nördlich des Polarkreises, auf Höhe des Meeresspiegels angelangt ist. In anderen Worten: Auf der von Tundra bedeckten North Slope zwischen Brooks Range und Eismeer wachsen keine Bäume mehr.

In tiefer gelegenen Gebieten und geografischen Breiten herrscht die »feuchte Tundra« vor: Wanderer verfluchen dieses Dickicht aus hüfthohen Weiden und Zwergbirken, hohen Gräsern und Seggen und jeder Menge Pfützen, Tümpel und Teiche. Ungleich besser wandert es sich in der alpinen, trockenen Bergtundra in höheren Lagen. Auf den ersten Blick erscheint diese Tundra karg, doch wer genauer hinschaut, entdeckt eine faszinierende farbenfrohe Pflanzenwelt, die den unwirtlichen Lebensbedingungen tapfer trotzt. Je nach Region findet man hier Lupinen, Krähenbeere, Zypressenheide, Bärentraube, Rispensteinbrech, Storchschnabel, Stängelloses Leimkraut, Alpenazalee, Moosbeere, Lappenrose, Strauchfingerkraut und das himmelblau blühende Vergissmeinnicht, das als Wappenblume Alaskas fungiert.

Berge gehören in Alaska immer zum Landschaftsbild. Lediglich ganz im Norden gibt es eine Ebene. Selbst viele der Inseln im Südosten sowie die Aleuten warten mit zerklüfteten Gipfeln auf – kein Wunder freilich, wenn man bedenkt, dass diese Inseln nichts anderes sind als die Spitzen wesentlich größerer Berge, die vom Meeresboden aufragen.

Der König aller Berge, der Denali (Mount McKinley, 6194 m), ist gleichzeitig der höchste Gipfel Nordamerikas. Er krönt die Alaska Range, die sich durch das südliche Zentralalaska zieht. Fast noch beeindruckender sind die vulkanischen, vergletscherten Wrangell Mountains und St. Elias Mountains, die sich südwärts anschließen. Zu ihnen zählen zwölf der 15 höchsten Berge Alaskas und zehn der 15 höchsten Nordamerikas. Die nördlich des Polarkreises gelegene Brooks Range ist geologisch wesentlich älter. Ihre höchste Erhebung, der Mount Michelson, erreicht lediglich 2816 Meter. Mehr als 150 Kilometer breit, bildet diese Gebirgskette einen fast 1000 Kilometer langen mächtigen Wall, der sich von der kanadischen Grenze im Osten bis zur Tschuktschensee im Westen quer durch den Bundesstaat zieht. Außerdem ist die Brooks Range, die genau nördlich des Polarkreises liegt, eine bedeutende Wasserscheide, die Arctic Divide. Die am Südhang entspringenden Flüsse fließen zur Beringsee, die an den Nordhängen entspringenden zum Nordpolarmeer.

TIERWELT

Alaska ist ein Bärenland. Darüber, wie man sich Bären gegenüber richtig verhält, informiert die Broschüre Bear Safety in Alaska’s Parklands, das der National Park Service (www.nps.gov/sitk/planyourvisit/upload/Bear_Safe_in_AK_Parklands.pdf) herausgibt. Wer die Ratschläge beherzigt, wird eine Begegnung mit Bären unbeschadet überstehen. Glücklicherweise leben in den Touristengebieten Alaskas nur wenige Eisbären. Diese cremeweißen Riesen sind in der Tat gefährlich, bewohnen aber in erster Linie die abgeschiedene West- und Nordküste Alaskas und verbringen die meiste Zeit in der Packeiszone. Grizzlys (oder Braunbären) und Schwarzbären machen Alaska zum einzigen amerikanischen Bundesstaat, in dem alle nordamerikanischen Bärenarten leben. (Der Kodiak-Bär ist nur eine Unterart des Grizzlys, der aufgrund genetischer Isolation eine abweichende Schädelform entwickelte.) Weil sie sich vorwiegend von den nahrhaften Lachsen ernähren, werden diese Küstenbraunbären fast doppelt so groß wie ihre Artgenossen im Landesinneren. Männchen können aufgerichtet 2,70 Meter erreichen und um die 550 Kilogramm auf die Waage bringen. Grizzlybären gibt es überall in Alaska – an den Stränden, in den Wäldern, in der Tundra, hoch auf den Bergen und sogar auf vielen Inseln. Verständlicherweise wirken Grizzlys schon allein ihrer Größe wegen Furcht einflößend, doch die nur ein Drittel so großen Schwarzbären sind mindestens genauso gefährlich. Sie trifft man allerdings kaum jemals außerhalb der Waldgebiete. Besucher, die Grizzlys, Küstenbraunbären oder Schwarzbären gefahrlos beobachten möchten, werden in Alaska jedenfalls sicher Gelegenheit dazu finden.

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GEFÄHRDUNG DURCH ELCHE

Jedes Jahr werden Einheimische und Besucher von diesen mehr als 800 Kilo schweren Tieren getötet oder verletzt, selbst in der Nähe von Anchorage. Doch fast all diese Angriffe lassen sich vermeiden.

Hören Sie auf Ihren gesunden Menschenverstand. Kühe mit Kälbern sind wohl am gefährlichsten (obwohl auch Bullen in der Brunft kampflustig sind); halten Sie sich fern von ihnen und trennen Sie vor allem nie das Kalb von der Mutter. Wenn die Haare auf dem Buckel eines Elchs aufgestellt und die Ohren angelegt sind, stürmt er vielleicht gleich los. Steigen Sie sofort wieder ins Auto, klettern Sie auf einen Baum oder bringen sich irgendwie in Sicherheit.

Informationen bietet das Alaska Department of Fish and Game, Division of Wildlife Conservation (Tel. 907/465-4190).

Besucher sehen sie zwar nur selten, aber an der Nordküste Alaskas gibt es noch zahlreiche Eisbären. Sie halten sich bevorzugt am Rande des Packeises auf

Viele Einwohner Alaskas haben mehr Respekt vor Elchen als vor Bären. Für Außenstehende ist dies schwer nachvollziehbar, denn die Pflanzenfresser sehen so lieb und harmlos aus. Doch Elche sind so groß wie Braunbären, genauso schnell, zahlreicher, viel launischer und, vor allem Kühe mit Kälbern, auch wesentlich aggressiver. Einem Elch kann man allerdings leichter entkommen als einem Bären.

Die ebenso vielfältige wie faszinierende Fauna ist einer der Höhepunkte jedes Alaskaaufenthalts. Vom Regenwald bis hinauf zur arktischen Tundra kann man dem Heulen der Wölfe lauschen. Auf den Steilhängen des Hochlandes weiden weiße Dallschafe. Sie sind enge Verwandte der weiter südlich beheimateten Dickhornschafe. Die Männchen lassen bei Rivalenkämpfen ihre langen gewundenen Hörner geräuschvoll aufeinanderprallen. In noch höher gelegenen und steileren Regionen sieht man mit etwas Glück weiße Schneeziegen, die Kletterkünstler unter den Huftieren. Zentralalaska und der hohe Norden sind die Weidegebiete der Karibus. Bei entsprechender Planung können Sie vielleicht sogar eine der riesigen Karibuherden bestaunen, die mehrere Zehntausend Tiere umfassen.

Karibus ziehen durch weite Teile Alaskas. Die größte Herde zählt an die 325 000 Tiere

In Alaska sind mehr als 400 Vogelarten heimisch. Weißkopfseeadler sind entlang der Küste verbreitet, während die Steinadler über der Tundra kreisen und nach Murmeltieren und Hasen Ausschau halten. Bekannt sind auch Trompeterschwan, Kanadakranich und Wanderfalke. Wer Papageitaucher, Alken und die riesigen Brutkolonien der Seevögel sehen will, muss sich aufs Wasser begeben. Bootsfahrten bieten auch Gelegenheit, einen Blick auf die vielfältige Meeresfauna zu werfen, zu ihren Stars zählen Buckelwale, Schwertwale (Orcas), Weißwale, Seelöwen, Walrosse, Seehunde und natürlich die putzigen Seeotter. Leider gibt es noch eine weitere Kategorie von Tieren: Blutsaugende Insekten wie die Stechmücken können zu einer echten Plage werden.

Der Bundesstaat unterhält den größten Nationalpark, das größte Wildlife Refuge und den größten State Park.

LAND IN STAATSBESITZ

Das Naturerlebnis wird in Alaska dadurch vereinfacht, dass der größte Teil in Staatsbesitz ist. Der Bundesstaat unterhält den größten Nationalpark, das größte Wildlife Refuge und den größten State Park. Die meisten Schutzgebiete sind relativ unberührte Wildnis mit bestenfalls ein oder zwei Besucherzentren oder Ranger-Stationen. Informationen erhalten Sie beim entsprechenden Park oder über die ausgezeichneten Alaska Public Lands Information Centers (www.alaskacenters.gov; siehe Kasten S. 20).

ORGANISIERTE TOUREN

Wegen der abgeschiedenen Lage und des unbeständigen Wetters sind organisierte Touren sehr zu empfehlen. Das Spektrum ist riesig: Kajaktouren, Angelausflüge, Tierbeobachtungen, Wanderungen und Rundflüge sind einige der Angebote. In Begleitung eines Führers erlebt man das Land nicht nur sicherer, sondern man erfährt auch viel mehr.

ALASKA DAMALS

In der Geschichte Alaskas spielen Rohstoffe eine bedeutende Rolle. Die ersten Menschen, die über die Bering-Landbrücke nach Nordamerika kamen, folgten vermutlich Mammuts und anderen großen Beutetieren. Als die Europäer erstmals die Gewässer Alaskas erreichten, geschah dies auf der Jagd nach Robben und Seeottern. Und der erste Ansturm aus dem Süden bestand aus Goldgräbern.

Doch mit den Glücksjägern kamen immer auch Menschen nach Alaska, die sich auf Dauer ansiedeln wollten. Ob Ureinwohner, die seit nahezu 500 Generationen hier leben, oder kürzlich Angekommene: Diese »Alaskans« sind fester Bestandteil der Geschichte des 49. Bundesstaates der USA.

DIE ERSTEN SIEDLER

Über die Ankunft der ersten Menschen in Amerika werden viele Debatten geführt (siehe Kasten). Ob die ersten »Nordamerikaner« sich sofort in Alaska ansiedelten oder zunächst südwärts wanderten und später zurückkehrten, wird man wohl nie erfahren. Sicher ist, dass die heutigen Ureinwohner seit Jahrtausenden in Alaska leben. Während dieser Zeit – und möglicherweise auch schon vor ihrer Ankunft in Alaska – spalteten sie sich in viele Sprach- und Kulturgruppen auf. Einige lebten weiterhin als Nomaden, während andere feste Siedlungen bauten. Alle aber entwickelten immer ausgefeiltere Methoden zur Jagd auf Karibus, Lachse, Grönland- und Weißwale sowie zum Sammeln von Pflanzen aus Wald und Tundra. Und auch die Kunst machte große Fortschritte: Elfenbeinschnitzerei und Steinmetzarbeit ebenso wie Korbflechterei, Tanz und Geschichtenerzählen, das Schnitzen von Totempfählen und die Fertigung kunstvoller Masken.

DIE RUSSEN KOMMEN

Im frühen 18. Jahrhundert waren die europäischen Großmächte damit beschäftigt, die Welt, einschließlich Nordamerika, unter sich aufzuteilen. Doch sie ignorierten zunächst den östlich von Sibirien gelegenen großen weißen Fleck auf ihren Landkarten. Lediglich der russische Zar Peter der Große zeigte Interesse. Kurz vor seinem Tod sandte er Vitus Bering mit dem Befehl los, von der Halbinsel Kamtschatka aus ostwärts zu segeln. Erst 1741 entdeckten Berings zwei Schiffe das heutige Südalaska. Berings Expeditionsmannschaft kehrte mit zahlreichen Pelzen zurück, darunter auch Seeotterfellen, die von der wohlhabenden Oberschicht wegen ihrer unvergleichlichen Wärme besonders geschätzt wurden. Ein gutes Seeotterfell kostete in etwa den dreifachen Jahreslohn eines gewöhnlichen Handwerkers. Berichte über den Pelzreichtum der Region lockten die sogenannten promyśchlenniki an – Fallensteller und Händler, die häufig auch einheimische Geiseln nahmen und als Lösegeld Felle forderten. Außerdem schleppten die promyśchlenniki europäische Seuchen ein, die einen Großteil der Ureinwohner dahinrafften. Nicht minder profitorientierte russische Geschäftsleute gründeten in Südost- und dem südlichen Zentralalaska Handelsniederlassungen.

Zar Peter der Große schickte Vitus Bering auf seine erste Fahrt nach Alaska

Mehrere Jahrzehnte lang konnten die Russen das Geheimnis der Seeotter bewahren, doch in den 1770er-Jahren erkundeten auch britische und spanische Seefahrer Alaska. Die Jagd auf Seeotter sowie die Suche nach der legendären Nordwestpassage, politische Überlegungen und wissenschaftliche Neugier führten bis 1805 zu rund 200 europäischen Forschungsfahrten in die Gewässer Alaskas. Dennoch konnten die Russen dank Alexander Baranow (1746–1819), dem mit eiserner Faust regierenden Direktor der Russisch-Amerikanischen Handelskompanie, ihre Machtposition in Alaska nicht nur behaupten, sondern sogar ausbauen.

Drastische Überjagung ließ die Pelztierpopulationen zwischen 1820 und 1840 massiv zurückgehen. Wegen diverser Kriege, innenpolitischer Rückschläge und geringerer Fellausbeute verlor Russland zunehmend das Interesse an Alaska. In den 1850er-Jahren war der Zar schließllich bereit, Alaska zu verkaufen. Da er jedoch nicht wollte, dass die Region in die Hände der Briten oder anderer europäischer Konkurrenten fiel, bot er Alaska 1865 nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs den USA an.

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ANKUNFT IN AMERIKA

Es herrscht die Ansicht vor, dass die ersten Menschen vor 10 000 bis 30 000 Jahren eingewandert sind, als die Gletscher während der Eiszeit so viel Wasser banden, dass der Meeresspiegel um etwa 76 Meter fiel. Die seichte Beringstraße, an der Russland und Alaska nur 90 Kilometer weit auseinanderliegen, bildete damals eine Landbrücke. Sie war wohl mehrere Hundert Kilometer breit und könnte jahrtausendelang Bestand gehabt haben. Möglicherweise wurde sie sogar zwischenzeitlich wieder überflutet, um anschließend wieder trocken zu fallen. Angesichts dieser langen Zeitspanne liegt die Vermutung nahe, dass sibirische Jägervölker ihrer Beute über die Landbrücke bis nach Alaska folgten.

SEWARDS GENIESTREICH

Der US-Außenminister William H. Seward und andere führende Politiker waren ebenso begierig, Alaska zu kaufen, wie die Russen es loswerden wollten. Seward war ein Verfechter des »Manifest Destiny«, d. h. der vermeintlichen Bestimmung der USA, ganz Nordamerika zu beherrschen. Doch es gab auch Kritiker, die Alaskas abgeschiedene Lage und das extreme Klima als Gegenargumente anführten. Dennoch unterzeichnete Seward 1867 den Vertrag mit den Russen und erwarb das Land für 7,2 Millionen Dollar. Nach Abschluss des Geschäftes fragten sich immer mehr Amerikaner, was man sich da eigentlich eingehandelt hatte. Die neuen Eigentümer wussten nicht einmal, wie sie ihre Neuerwerbung nennen sollten. Seward entschied sich schließlich für »Alaska«, das aleutische Wort für »großes Land«. Die Aleuten hatten diesen Begriff zwar nur für die heutige Alaska Peninsula gebraucht, doch Seward übernahm ihn als Name für das gesamte … ja, das gesamte Was?

Die Bundesregierung weigerte sich zunächst einmal, das Land zum Territory zu erklären. Dieser Status hätte alle Einwohner Alaskas zu vollwertigen US-Bürgern und Alaska zum Anwärter für einen souveränen Bundesstaat gemacht, was Alaska nach Ansicht des Kongresses nicht verdiente. Stattdessen ließ man den Status Alaskas in der Schwebe, was zur Folge hatte, dass weder Russen noch Ureinwohner Anspruch auf eine US-amerikanische Staatsbürgerschaft hatten. Im Grunde genommen war Alaska somit nichts anderes als eine Kolonie.

Die folgenden Jahrzehnte überließ die Regierung das Land der Verwaltung durch eine Pelzhandelskompanie, der Alaska Commercial Company. Diese interessierte sich in erster Linien für Robbenfelle – die Seeotter waren fast ausgerottet. Als auch der Robbenbestand massiv eingebrochen war, vereinbarten Unternehmen und Regierung, »nur« noch 100 000 Tiere im Jahr zu erlegen und Weibchen und Junge ganz zu schonen. Doch selbst mit dieser Selbstbeschränkung erwirtschaftete die Company immer noch immense Gewinne aus dem Handel mit Fellen.

JOHN MUIR UND ANDERE BESUCHER

In den ersten Jahren unter amerikanischer Ägide wurde Alaska von dem Naturforscher John Muir besucht, der sich vor allem für die Gletscher interessierte. 1879 nahm er ein Schiff nach Wrangell in Südostalaska und begab sich von dort aus in Begleitung von vier Tlingit-Paddlern und einem