NeoGen Academy: Narben des Feuers - Kian Talyn - E-Book
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NeoGen Academy: Narben des Feuers E-Book

Kian Talyn

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Beschreibung

»Jetzt werden alle dafür bezahlen. Bald wird niemand diese Welt wiedererkennen ... Sie wird brennen ... Sie wird brennen.« Fast ein Jahr nachdem Jake die NeoGen Academy verlassen musste, überrascht ihn sein Adoptivvater mit einer Einladung zu den Parcours Games. Ein neuer Lichtblick für den 15-Jährigen nach all der Zeit der Einsamkeit. Doch dort geschieht etwas Seltsames, das ihn in eine Welt katapultiert, die er nicht wiedererkennt. Zwar führt ihn sein Weg zurück in die NeoGen Academy, doch plötzlich ist er der berüchtigte Anführer des Hand Clubs und besitzt die Macht des Feuers. Gefürchtet und verachtet von seinen ehemals besten Freunden und niemandem, dem er trauen kann, muss er allein herausfinden, was passiert ist und wie er in seine Realität zurückkehren kann. Doch jede seiner Handlungen scheint alles nur noch schlimmer zu machen.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Kapitel 1 Eine neue Hoffnung
Kapitel 2 Ein stürmisches Wiedersehen
Kapitel 3 Verschiebung
Kapitel 4 Feuriges Erwachen
Kapitel 5 Was für ein Theater!
Kapitel 6 Audienz bei der Eule
Kapitel 7 Der Junge am See
Kapitel 8 Brennende Sicherheit
Kapitel 9 Das Geschenk
Kapitel 10 Das andere Selbst
Kapitel 11 Vis á vis
Kapitel 12 Willkommen zu Hause
Kapitel 13 Auf der Flucht
Kapitel 14 Vergangenheit der Narben
Kapitel 15 Schmerzhafter Ton
Kapitel 16 Gedämpft
Kapitel 17 Erinnerungen
Kapitel 18 Hallo, mein Name ist Felix
Kapitel 19 Tat des Mutes
Kapitel 20 Eine Lektion in Geschichte
Kapitel 21 Ein Freund für Maximilian
Kapitel 22 Nur ein Traum
Kapitel 23 Das Leben ist eine Bühne
Kapitel 24 Daria
Kapitel 25 Unsicherheitsfaktor
Kapitel 26 Die verlorene Stadt
Kapitel 27 Schmerzliche Realität
Kapitel 28 Tage wie dieser
Kapitel 29 Die Jubiläumsfeier
Kapitel 30 Ein mieser Plan
Kapitel 31 Labyrinth des Verstandes
Kapitel 32 Das Portal
Kapitel 33 Komm mit, lauf weg
Kapitel 34 Berichtigung
Weitere Romane von Kian Talyn
Impressum

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 Eine neue Hoffnung

 

 

 

Es war nun fast ein Jahr her, dass Jake eine mehr als turbulente Zeit erlebt hatte. Doch alles schien wie ein Traum, der langsam verblasste. Und mit ihm die Menschen.

Das letzte Mal hatte er vor etwa acht Monaten mit Felix gesprochen, als dieser sich auf seine Prüfungen vorbereitete. Er verabschiedete sich mit dem Versprechen, sich wieder zu melden, wenn der Stress vorbei sei, und seitdem herrschte Funkstille zwischen ihnen. Mit Sophie war es nicht viel anders. Und auch Martha, seine älteste Freundin, ließ sich nur noch selten bei ihm blicken. Digger war inzwischen mit seiner Familie weggezogen, und Kevin O’Reilly hatte sich schon lange vorher von ihm abgewandt, weil er ihn wegen seiner Fähigkeiten für einen Oberfreak hielt.

Das Leben, das er sich anfangs zurückwünschte, als seine psychokinetischen Fähigkeiten zum Vorschein kamen, entpuppte sich nun als wahrer Alptraum.

Die Hoffnung, dass seine Kräfte nach der Vision von Professor Eugenia Palmer zurückkehren würden, schwand immer mehr, da er keine weiteren Visionen dieser Art mehr hatte. Und inzwischen war er sich auch nicht mehr sicher, ob er sich das alles nicht nur eingebildet hatte und es, wie es ein Mitarbeiter des Gesundheitszentrums von Sapphire so schön ausdrückte, nur eine Begleiterscheinung eines stressbedingten Krampfanfalls war.

Jake hatte sich völlig zurückgezogen und tat nichts anderes, als Tag für Tag in seinem Zimmer zu sitzen und darüber nachzudenken, wie er seine Fähigkeiten wiedererlangen könnte. Da er die Holopads, die ihm die NeoGen Academy zur Verfügung gestellt hatte, nach seinem Weggang zurückgeben musste, blieben ihm nur die Aufzeichnungen von Talon Savage, die er mühsam aus dem Gedächtnis in ein kleines Notizbuch schrieb. Und das tat er nur, weil er darin die einzige Hoffnung sah, die Antwort auf die Wiedererlangung seiner Fähigkeiten zu finden.

 

»Jacob, mein Schatz. Willst du nichts essen?«, ertönte die Stimme von Paula Edwards, seiner Adoptivmutter, vom Treppenabsatz im Erdgeschoss.

Jake saß an seinem Schreibtisch und blickte von seinem Notizbuch auf, das bereits mehr als zur Hälfte beschrieben war. Doch je mehr er hinzufügte, desto frustrierter wurde er, da er sich bisher an nichts Brauchbares erinnern konnte.

Er sah zur halb offenen Tür.

»Nein, danke. Ich habe keinen Hunger«, antwortete er schroff.

»Aber du musst doch etwas essen. Du bist bald nur noch Haut und Knochen«, sagte sie besorgt.

Jake schob sein Shirt hoch und betrachtete seinen Bauch.

Eines hatte er noch getan, außer in dieses Heft zu schreiben. Wenn er sich an nichts mehr aus der Savage-Akte erinnern konnte, trainierte er mit der gleichen Besessenheit, bis sein Kopf wieder klar genug war, um weiterzuschreiben. Das Ergebnis war, dass er seinen ehemals flachen Kinderbauch in einen mehr als ansehnlichen jugendlichen Waschbrettbauch verwandelt hatte. Insgesamt war er viel muskulöser geworden, und das nur durch Klimmzüge, Sit-ups, Liegestütze und andere Übungen, bei denen er nur sein eigenes Körpergewicht einsetzte. Auch wenn diese athletische Figur nur das Ergebnis seiner Frustration war, so erfüllte sie ihn doch mit Stolz.

»Eher Haut und Muskeln«, sagte er sich zufrieden.

»Jacob, bitte«, flehte sie. »Ich habe dir auch die leckeren Blaubeerpfannkuchen gemacht, die du immer so gern mochtest.«

»Nein, danke. Ich habe wirklich keinen Hunger. Gib sie doch Annie«, erwiderte er entnervt, stand auf und wollte gerade die Zimmertür schließen, als er ein Flüstern hörte.

»Jetzt lass ihn, Paula«, sagte Frank Edwards, sein Stiefvater, mahnend.

Er streckte den Kopf in den Flur, um mehr von dem Gespräch im Erdgeschoss des Hauses zu verstehen.

»Aber er muss doch essen und sollte auch häufiger an die frische Luft gehen. Er sitzt nur noch in seinem Zimmer. Auch Martha ist nicht mehr so oft hier. Sie war die Einzige, die ihn wenigstens vor die Tür locken konnte. Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um ihn«, flüsterte sie und so wie sie es sagte, konnte Jake ihre Sorge mehr als deutlich hören.

»Er hat eine schwere Zeit hinter sich, zu viel, als dass ein Kind das eigentlich verkraften könnte, und dafür geht es ihm wirklich gut. Also gib ihm noch ein bisschen Zeit. Er wird schon wieder«, sagte er mit einfühlsamer Stimme.

»Meinst du wirklich?«, schniefte sie, als würde sie weinen. »Ich bin mir nicht sicher, ob er sich hier bei uns noch wohl fühlt, jetzt, wo seine Mutter und sein Vater in sein Leben getreten sind.«

Eine kurze Stille trat ein, und Jake vermutete, dass Mr. Edwards seine Frau tröstend umarmte.

»Mach dir keine Sorgen. Jacob weiß, wie sehr wir ihn lieben. Vor allem, wie sehr du ihn liebst. Mary und Godwin brauchen Zeit für sich, auch um sich wieder kennen zu lernen. Schließlich ist eine lange Zeit vergangen. Ob sie wieder zusammenkommen, ist nicht sicher. Und selbst wenn, ist nicht gesagt, dass Jacob auch bei ihnen leben will.«

»Und wenn doch?«, schluchzte sie.

»Dann müssen wir das akzeptieren.«

Jake wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schloss leise die Tür seines Zimmers.

Ja, das war eine weitere Sache, die ihn quälte und die er bisher zu verdrängen versuchte, weil er nicht wusste, wie er sich entscheiden würde, wenn der Tag kommen sollte, an dem er sich entscheiden musste.

Er ließ seinen Blick durch sein Zimmer gleiten. Entweder setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und schrieb weiter, oder er legte sich ins Bett und zermarterte sich das Hirn, oder ... Jake schüttelte den Kopf. Nein, dazu war er nicht in der Stimmung. Es gab nur eine einzige Alternative, er musste den Schmerz wegtrainieren. Also ging er auf den Boden und begann auf der Stelle Liegestütze zu machen.

 

Der Schweiß tropfte von seiner Nasenspitze auf den Boden unter ihm, sein Shirt klebte förmlich an ihm und seine Muskeln brannten, als sich die Zimmertür öffnete.

»98 ... 99 ... 100«, zählte er gequält.

»Hundert Liegestütze?«, fragte Mr. Edwards beeindruckt. »Ich erinnere mich, dass du nicht einmal zehn geschafft hast.«

Jake stand auf und wischte sich mit dem kurzen Ärmel den Schweiß aus den Augen.

»Was willst du?«, fragte er unwirsch. »Ich habe Mutter schon gesagt, dass ich keinen Hunger habe.«

»Und das habe ich verstanden. Deshalb bin ich auch nicht gekommen. Ich habe gerade eine Nachricht erhalten, die dich vielleicht interessieren könnte«, sagte er, während Jake zu seinem Schreibtisch ging, sich auf seinen Stuhl setzte und den Stift wieder in die Hand nahm.

»Und was sollte das sein?«, fragte er uninteressiert, ohne ihn anzusehen.

»Nun«, antwortete er geheimnisvoll und trat neben ihn. »Ich habe eine Einladung für dich, aus Peridot.«

Jake sah zu ihm auf und runzelte skeptisch die Stirn.

»Aus Peridot? Ich kenne niemanden aus Peridot.«

Jake wusste, dass das gelogen war. Er kannte sehr wohl jemanden aus der ersten der sieben Ringsiedlungen, Leroy Runner. Aber was sollte er von Jake wollen und vor allem aus welchem Grund sollte er ihn einladen? Schließlich war er kein Mitglied mehr in seinem Club, dem Club der Psychokinetiker.

»Aber anscheinend kennt dich dort jemand. Und der lädt dich zu den Parcours-Games ein.«

»Ich habe wirklich keine Lust, im Publikum zu sitzen und ...«, sagte Jake und wollte sich gleichgültig wieder seiner Schreibarbeit zuwenden, doch sein Vater unterbrach ihn: »Nicht als Zuschauer. Als Teilnehmer.«

Jake riss die Augen auf und wusste erst nicht, was er sagen sollte. Doch plötzlich keimte etwas in ihm auf. Etwas, das er schon sehr, sehr lange nicht mehr gespürt hatte - es war Freude.

»Aber ... aber ich bin doch 15 und an den Parcours-Games darf man erst mit 16 teilnehmen.«

»Nicht ab diesem Jahr. Leroy hat es wohl geschafft, den Produzenten der Show klar zu machen, dass in den 14- bis 15-Jährigen viel mehr Potenzial steckt, als man bisher angenommen hat, und dass sie durchaus mit den Erwachsenen mithalten können. Aber wenn du nicht willst, kann ich Leroy auch absagen und...«.

»Nein, nein. Nein, nein ... ich gehe hin«, sagte Jake und konnte seine Begeisterung kaum verbergen. Es war das erste Mal, seit er die Akademie verlassen hatte, dass er nicht über Talon Savage, Professor Palmer, den Verlust seiner Fähigkeiten oder den seiner Freunde nachdachte. Es war wirklich ein Hoffnungsschimmer, etwas, das ihn aus dem Loch herausholen konnte, in dem er sich unwissentlich befand.

»Okay. Das finde ich gut. Aber...«, sein Vater berührte das dünne Armband, über dem dann Ziffern schwebten. »Du solltest dich beeilen, denn du musst in anderthalb Stunden in Peridot sein. Und so kannst du da nicht hin«, sagte er mit Blick auf seinen Sohn, der da in seinem kurzen Pyjama saß, den er seit fast zwei Wochen nicht mehr gewechselt, geschweige denn ausgezogen hatte.

»Eineinhalb Stunden?«, wiederholte Jake erschrocken, sprang hektisch von seinem Stuhl auf und eilte zum Kleiderreplikator neben dem Stockbett, das er nicht übers Herz gebracht hatte, wieder in ein normales Bett umzubauen.

Jake drückte auf eine der gespeicherten Kleidungskombinationen und stand ungeduldig davor. Während er beobachtete, wie die ausgewählten Kleidungsstücke in Sekundenschnelle hinter der gewölbten Scheibe des schrankgroßen Geräts auftauchten, kurz darin schwebten und dann sanft zu Boden glitten. Dann endlich signalisierte ein grünes Licht, dass Jake die Tür des Replikators öffnen konnte, um seine Kleidung herauszuholen.

Hastig zog der Junge sein Shirt aus und wollte gerade das frische anziehen, als sein Vater sich laut räusperte.

Jake schaute ihn mit großen Augen überrascht an.

»Es mag sein, dass deine Geruchsnerven in den letzten Monaten durch deine eigenen Ausdünstungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber unsere funktionieren noch einwandfrei.«

Damit deutete er eindringlich auf die Hygienekapsel, die neben dem Schreibtisch seines Sohnes stand. Dass sie nach all der ungenutzten Zeit nicht schon Spinnweben angesetzt hatte, war letztlich nur dem Reinigungsbot zu verdanken.

Jake verdrehte genervt die Augen, ließ die Schlafhose an sich herabgleiten und stapfte trotzig auf die Kapsel zu, woraufhin sein Vater verständnislos den Kopf schüttelte.

»Wie können Mütter das nur Tag für Tag ertragen?«, murmelte er und ging zu der Stelle, wo sein Sohn gerade beide Teile seines Pyjamas achtlos auf dem Boden liegen gelassen hatte. Er bückte sich nach dem Shirt und der kurzen Stoffhose, als ihm augenblicklich ein stechender Geruch in die Nase stieg. Angewidert und mit aufgeblähten Wangen wandte er den Kopf ab, eilte zur Reinigungskapsel und warf die beiden Teile in den daneben stehenden, mülleimergroßen Utilisator.

»Ich werde deine Mutter bitten, dir ein paar Blaubeerpfannkuchen als Reiseproviant einzupacken«, sagte dann Mr. Edwards, den Blick auf seinen Sohn gerichtet, der voller Vorfreude strahlend in der offenen Reinigungskapsel stand.

»Danke«, erwiderte Jake, das erste freundliche Wort, das er seit langem zu seinem Vater gesagt hatte. Zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht verließ Frank Edwards das Zimmer seines Sohnes.

 

 

Peridot war eine von drei landwirtschaftlichen Siedlungen der Koloniegemeinschaft. Und wie alle Siedlungen, die Jake bereits besucht hatte, war auch diese in einem ganz eigenen Stil gestaltet. Welcher das war, wusste Jake noch nicht, als er den torpedoförmigen Zug in der Untergrund-Station von Peridot verließ, aber die Kleidung der Menschen auf dem Bahnsteig gab ihm eine vage Vorstellung.

Die meisten von ihnen waren chinesischer Abstammung und trugen weite, bequeme Gewänder, die an Roben erinnerten. Die Kleidung der Frauen war farbenfroh und mit kunstvollen Stickereien verziert. Die der Männer war eher schlicht und in Schwarz oder Erdtönen gehalten.

Sein Vater verabschiedete ihn mit den Worten: »Du wirst von Peridots Charme begeistert sein«, und er hatte nicht übertrieben. Denn schon als Jake die Treppe der U-Bahn-Station hinaufstieg, bot sich ihm ein Bild, das ihm den Atem raubte. Er fand sich auf einem großen Platz des Zentrums wieder, der, wie er es von Sapphire, aber auch vom mittelalterlichen Lapis kannte, von prunkvollen Gebäuden gesäumt war. Aber Peridots Zentrum glich keinem anderen. Es war im traditionellen chinesischen Stil erbaut. Die Gebäude strahlten eine Erhabenheit und Eleganz aus, wie Jake sie noch nie gesehen hatte.

Am auffälligsten waren die weit auskragenden Dächer über den sandfarbenen Steinmauern, die von dunklen Holzbalken durchzogen waren und sich an den Ecken leicht nach oben wölbten. Jedes einzelne Gebäude zeichnet sich durch eine elegante, funktionale Gestaltung, strenge Symmetrie und geschmackvolle Dekoration aus. Wie die alten chinesischen Baumeister legte man auch in Peridot großen Wert auf Farben. Überall sah er kunstvolle Ornamente und chinesische Schriftzeichen in Rot, Schwarz, aber auch in leuchtendem Gold.

Auf dem zentralen Platz, der eher einem Garten glich, standen vier prachtvolle Pavillons aus Holz, deren Säulen im traditionellen Rot gestrichen waren und die auch das charakteristische Dach mit den nach oben geschwungenen Ecken trugen. Ein Bach, in dem unzählige große weiß-rot gemusterte Fische schwammen, schlängelte sich verspielt durch den liebevoll angelegten Garten, über den hölzerne Brücken bogenförmig gespannt waren. Auch die Pflanzen unterschieden sich von denen, die Jake bisher gesehen hatte. Neben all den dicht mit Sträuchern und größeren Bäumen bewachsenen Flächen gefielen ihm die duftenden Bäumchen mit ihren dicht blühenden, blauvioletten, hängenden Trauben am besten. Sie sahen aus, als hingen dicke Regentropfen an den dünnen, zum Boden geneigten Zweigen. Der Höhepunkt war jedoch eine große goldene Drachenstatue inmitten des idyllischen Gartens, zumindest in Jakes Augen.

In seiner gewöhnlichen Kleidung fühlte er sich ein wenig wie ein Zeitreisender, der versehentlich im alten China gelandet war.

Etwas verloren blickte er sich um, denn er hatte sich vor seiner Reise keine Gedanken darüber gemacht, wohin er nach seiner Ankunft in Peridot gehen musste. Doch schon nach kurzer Zeit entdeckte er eine Gruppe von Menschen, die vom Hauptplatz in eine breite Gasse strömten und weder asiatisch aussahen noch die hier übliche traditionelle Kleidung trugen.

Das müssen auch Teilnehmer der Parcours Games sein, dachte Jake hoffnungsvoll und schloss sich ihnen an.

 

Nach einer Weile, als er sich noch fragte, ob er sich unwissentlich einer Touristengruppe angeschlossen hatte, erblickte er ein imposantes Bauwerk vor sich. Von außen sah es aus wie ein riesiger Tempel aus Holz und Stein, mit gewaltigen Säulen und kunstvoll geschnitzten Statuen von Drachen und anderen Tieren. Doch die holografischen Banner und Flaggen zeigten ihm, dass er hier genau richtig war - sie hießen ihn willkommen zur ersten Vorrunde der Parcours Games.

Je näher Jake mit der anfangs kleinen Gruppe dem Eingang kam, desto aufgeregter wurde er. Und mit seiner Aufregung schien auch die Menschenmenge zu wachsen, die sich aus den Seitenstraßen dem Strom anschloss.

 

Jake dachte, dass das Gedränge vor der Halle schon groß war, aber was sich dann in dem breiten, langen Gang im Inneren abspielte, war selbst für ihn, der nicht einmal im Ansatz an Klaustrophobie litt, extrem grenzwertig. Er konnte kaum einen Schritt machen, ohne jemanden zu berühren oder in die Hacken zu treten. So bewegte er sich in kleinen Schritten mit der Menge durch den Gang in eine große Halle, in der sich mindestens fünfzig Check-in-Terminals befanden, vor denen sich lange Schlangen bildeten. Jake merkte schnell, dass nur wenige Leute zu einem der äußeren Terminals gingen, also reihte er sich in eine Warteschlange ein, in der tatsächlich nur zwanzig Leute vor ihm standen.

Jetzt musste er nur noch warten, bis er an der Reihe war, und das gab ihm Zeit, sich in Ruhe umzusehen. Der Registrierungsbereich, in dem er sich befand, war von einer hohen, transparenten, flackernden Holowand umgeben. Die einzige Möglichkeit, in den weitaus geräumigeren Teil der Halle zu gelangen, war über die Terminals, hinter denen sich Türbogen in der holografischen Barriere befanden. Nur bei gültiger Eingabe fiel das Holokraftfeld im Inneren, begleitet vom grünen Aufleuchten des Bogens, und erst dann durfte man passieren.

Jake konnte es sich nicht verkneifen, auch einen Blick auf seine Konkurrenten zu werfen. Um ihn herum waren Menschen jeden Alters, beiderlei Geschlechts, jeder Haut- und Haarfarbe. Aber auch in ihren körperlichen Voraussetzungen und jeder wollte sich hier beweisen.

Es schien aber auch Leute zu geben, die sich beweisen wollten, ohne vorher angemeldet oder eingeladen worden zu sein.

Ein lautes Krächzen und ein rot blinkender Türbogen machten Jake auf einen Mann vor einem der Terminals aufmerksam, der seine Eingabe immer wieder korrigierte, was aber immer zum gleichen Ergebnis führte. Das erregte schließlich auch die Aufmerksamkeit eines Sicherheitsmannes, der am Rand stand. Der bullige Uniformierte eilte auf den Mann zu, dessen Verzweiflung sich in Panik zu verwandeln schien. Noch bevor der Wachmann ihn erreicht hatte, stürmte er auf den blinkenden Torbogen zu, setzte zum Sprung an, hielt sich an der oberen Kante fest und wollte sich gerade hochziehen, als ihn der Sicherheitsmann von hinten am Hosenbund packte und grob nach unten zog. Tobend, schreiend und mit allen Vieren um sich schlagend wurde der Mann von dem Uniformierten von dem versperrten Durchgang weggezerrt. Alle Wartenden sahen dem Schauspiel schweigend zu, bis der Wachmann mit dem unerwünschten Eindringling durch einen der Seiteneingänge verschwunden war.

Als Jake endlich an der Reihe war, tat er es seinem Vorgänger gleich und nannte deutlich seinen Namen: »Jacob Edwards«.

Plötzlich ertönte an dem Bogen vor ihm das gleiche ohrenbetäubende Krächzen wie bei dem kürzlich Abgeführten, und der Durchgangsbogen blinkte wild und höhnisch rot.. Jetzt waren alle Augen auf Jake gerichtet, dessen Herz augenblicklich zu hämmern begann.

So etwas hatte er befürchtet. Obwohl er noch eine Chance hatte, weil er vermutete, dass Leroy ihn nicht unter seinem vollen Namen, sondern unter der Kurzform angemeldet hatte, wurde er immer nervöser, wobei auch die Menschen hinter ihm eine nicht unbedeutende Rolle spielten.

»Schon wieder einer, der meint, er kann sich hier durchmogeln«, sagt ein Mann, worauf eine Frau antwortet: »Ja, die lernen es wirklich nie. Jedes Jahr das Gleiche.«

Noch bevor das Display ihm eine neue Eingabe erlaubte, kam der Wachmann, der gerade den ungeladenen Teilnehmer hinausgeworfen hatte, aus dem nahen Seiteneingang zurück und marschierte schnurstracks auf Jakes Terminal zu.

»Gibt es hier ein Problem?«, fragte dieser mit rauer Stimme.

Er war an die zwei Meter groß und warf ihm unter seiner tief ins Gesicht gezogenen Schirmmütze einen bedrohlichen Blick zu.

»Nein. Kein Problem«, antwortete Jake mit leicht zittriger Stimme nervös.

»Sicher gibt es ein Problem. Der kleine Bursche hier ist nicht vorgemerkt und hält die Schlange auf«, sagte der Mann mit dem schütteren blonden Haar und dem großen gezwirbelten Schnurrbart hinter ihm.

»Na, dann gehen wir beide mal raus«, sagte der Wachmann, packte Jake am Arm und zerrte ihn gerade weg, als das rote Licht am Durchgang erlosch und eine erneute Anmeldung ermöglichte. Noch vor einem Jahr wäre es dem kräftigen Sicherheitsbeamten vermutlich gelungen, ihn fast widerstandslos wegzuschleifen, aber Jake war inzwischen stärker, als es den Anschein hatte. Er machte wieder einen Schritt auf das Terminal zu und riss den Mann unerwartet mit sich.

»Jake Edwards«, sagte er schnell, und sofort leuchtete der Bogen in einem erlösenden Grün auf.

Überrascht blickte der Wachmann erst auf den Durchgang, in dem das Kraftfeld verschwand, dann verblüfft auf Jake, den er noch immer am Arm festhielt.

»Darf ich jetzt durch?«, fragte er mit einem frechen Unterton, woraufhin ihn der bullige Sicherheitsmann nur widerwillig losließ.

Dann drehte sich Jake zu dem Schnauzbartträger um, lächelte ihn verschmitzt an und sagte: »Ich bin sehr wohl vorgemerkt«, bevor er mit einem triumphierenden Grinsen durch den Bogen schlenderte.

Kapitel 2 Ein stürmisches Wiedersehen

 

 

 

Vor den Kleiderreplikatoren fand sich Jake erneut in einer langen Warteschlange wieder, die ihn wünschen ließ, er hätte schon zu Hause an die erforderliche Sportkleidung gedacht. Doch während er dort wartete, fragte er sich, wo er sich umziehen sollte. Und so ließ er seinen Blick durch den hell erleuchteten, sterilen Gang schweifen, in dem er sich befand. Er entdeckte ein holographisches Schild über mehreren Türen, auf denen Umkleide stand. Und vor denen sich noch längere Schlangen gebildet hatten als vor den Replikatoren.

All das Anstehen und Warten ließ seine Vorfreude und die Faszination für seinen Lieblingssport immer mehr schwinden. Er fragte sich, wie das alles so schlecht organisiert sein konnte, schließlich fand dieses Spektakel nicht erst seit heute statt, nein, das alles gab es schon lange vor seiner Geburt. Warum war es den Organisatoren nicht irgendwie möglich gewesen, all die Unannehmlichkeiten des Wartens zu vermeiden? Schon jetzt war er schweißgebadet und freute sich fast darauf, an einem der Hindernisse zu scheitern und ins kühle Nass zu fallen.

»Hey, wie geht’s?«, sprach ihn plötzlich jemand von der Seite an.

Jake drehte sich um und stellte zu seiner Überraschung fest, dass es Leroy war, den er mittlerweile deutlich überragte, was wegen seiner wild hochgestylten Haare zunächst gar nicht so offensichtlich war.

»Leroy! Hey Mann. Bist du dieses Jahr auch wieder dabei?«, begrüßte ihn Jake freudig.

Runner lachte selbstbewusst.

»Hör mal, ich habe schließlich einen Ruf zu verteidigen. Aber dieses Jahr gibt es ungewöhnlich viele Teilnehmer und durch die Herabsetzung der Altersgrenze auch jede Menge neue Konkurrenz. So wie du, nicht wahr?«

Jake setzte ein gequältes Lächeln auf, um seine Enttäuschung zu verbergen, und wollte gerade etwas Banales wie »Ja, da hast du recht« oder »Kann schon sein« sagen, weil ihm nichts anderes einfiel, als sich Leroy fragend umblickte.

»Aber sag mal, was machst du eigentlich hier? Hast du keine Klamotten von zu Hause mitgebracht?«

»Nein«, antwortete Jake etwas verlegen, »Das habe ich in der Eile ganz vergessen. Mein Vater hat mir erst vor zwei, vielleicht zweieinhalb Stunden gesagt, dass ich hier mitmachen darf.«

»Oh, okay«, erwiderte Leroy und zog ihn am Arm aus der Schlange. »Komm mit.«

Jake folgte Leroy den Gang entlang, vorbei an all den Wartenden, durch weitere Korridore, die immer leerer wurden, bis er in einen nicht mehr ganz so sterilen Bereich kam, in dem kaum noch jemand zu sehen war. Überall an den Wänden hingen lange Parcours Games Banner und Holoposter der Parcours Champions der letzten Jahrzehnte, die von der Decke bis zum Boden reichten. Dann entdeckte Jake Türen, an denen goldene Sterne mit verschnörkelten Schriftzügen hingen. Namen wie Henry Drake, Kronik, Samantha Blaze und viele andere Größen dieses Sports waren darauf zu lesen. Mit einem Mal wurde Jake bewusst, dass er sich im VIP-Bereich befand und damit unter den All-Stars der Parcours Games. Gerade als Leroy die Tür öffnete, an der ein Stern mit seinem Namen hing, ging hinter Jake eine andere Tür auf und Gregory Heyes trat heraus.

»Hey Leroy. Schleppst du wieder ein Groupie ab? Ich dachte, du stehst nur auf Weiber.«

Runner lachte laut auf. Jake stieg unversehens die Blässe ins Gesicht und er wich erschrocken einen Schritt vor Leroys offener Tür zurück.

»Was? Nein! So ein Quatsch. Das ist Jake Edwards, ein ehemaliger Schüler von mir. Und ja, ich stehe nur auf Weiber, aber ich würde meinen Ruhm nie so schamlos ausnutzen wie du, Heyes«, antwortete Leroy, packte den verunsichert dreinblickenden Jake an der Schulter und schob ihn in seine Kabine.

»Ich weiß nicht, für wen der sich hält«, sagte Runner schließlich, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Das erste Mal, dass er eine eigene Kabine im All-Star-Bereich hat, und schon denkt er, er sei der beste Freund von jedem hier.«

Der Anblick des gemütlich eingerichteten Raumes ließ Jakes Anspannung und die Befürchtung, von Leroy belästigt zu werden, augenblicklich abfallen. Neben einer großen Couch, einem Bett und einer eigenen Reinigungskapsel hatte Leroy auch seinen ganz persönlichen Kleidungsreplikator.

»Setz dich. Ich lasse dir ein paar Sportklamotten raus«, sagte er und deutete auf das knallrote Sofa.

Jake tat wie ihm geheißen und setzte sich, während sein ehemaliger Trainer und Sieger der vorletzten Parcours Games den Replikator ansteuerte.

»Ich nehme an, du möchtest lieber etwas Ärmelloses«, fragte er Jake, der nickte. »Und wenn du Hunger hast, sag es einfach.«

»Nein danke, ich habe unterwegs etwas gegessen«, antwortete er, merkte aber im selben Moment, dass seine Kehle trocken war. »Aber ein Glas Wasser wäre nicht schlecht.« Und kaum hatte er das gesagt, erschien vor ihm auf dem Couchtisch ein Glas mit einer kristallklaren Flüssigkeit.

»Du hast auch einen Replikatortisch?«, fragte Jake erstaunt, worauf Leroy grinste.

»Cool, oder?«

Nachdem Jake ein paar Schlucke getrunken hatte, präsentierte ihm Runner sein neues Trikot. Vorne quer über die Brust stand in großen Buchstaben JAKE, und als Leroy es umdrehte, las er zu seiner großen Überraschung ›TEAM RUNNER‹ auf dem Rücken.

»Du willst mich wirklich in deinem Team haben?«, fragte Jake verblüfft.

»Na klar. Ich habe gesehen, was du drauf hast. Und es ist nicht zu übersehen, dass du im letzten Jahr ordentlich an deinem Körper gearbeitet hast. Ich wüsste also nicht, was dagegen sprechen sollte.«

Jake war sprachlos. Ja, es stimmte, er hatte wie ein Verrückter an seinem Körper gearbeitet, aber auch nur aus Frustration, weil er seine Fähigkeiten verloren hatte und schon deshalb war er sich nicht sicher, ob er es wirklich verdient hatte, in diesem Team zu sein.

»Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber ich habe ...«, wollte er seinen ehemaligen Mentor und immer noch Vorbild über die Tatsache informieren, dass er keine psychokinetischen Kräfte mehr besaß, als die Zimmertür aufging und ein Mädchen mit schwarzen Haaren und leuchtend violetten Strähnen schwer atmend den Raum betrat.

»Hast du das gesehen? Die sind alle verrückt geworden. Ich kann von Glück sagen, dass ich es lebend hierher geschafft habe.«

»Jake, das ist Shyna Knobbs. Shyna, das ist Jake Edwards, unser neustes Teammitglied.«

»Oh, hey, was geht?«, sagte sie, die nicht viel älter als Jake sein konnte, eher unbeeindruckt zu ihm gewandt.

»Äh, ja, alles gut, und selbst?«

Doch Shyna hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass Jake auf ihre floskelhafte Begrüßung eingehen würde, und so wandte sie sich wieder ihrem Teamkapitän zu.

»Wir sind heute in Halle D, was gut ist. Letztes Jahr hat mich Halle F wegen der defekten Klimaanlage, die übrigens immer noch nicht repariert ist, fast umgebracht. Der Rundgang beginnt in zehn Minuten. Ich konnte schon einen Blick hineinwerfen und habe nichts Aufregendes gesehen. Ich denke, wir müssen uns keine Sorgen machen.«

»Gut, dann lass uns schon mal vorgehen, während sich unser Teamneuling noch umzieht«, sagte Leroy und drehte sich zu Jake um. »Halle D zu finden, ist im Grunde genommen ziemlich narrensicher. Vom All-Star-Gang aus musst du einfach links abbiegen und dann immer der Nase nach. Wir sehen uns dann dort und beeil dich, ich möchte dir nicht die Hindernisse erklären müssen, weil du zu spät gekommen bist.«

 

Kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war, riss sich Jake die Kleider vom Leib und zog sich in Windeseile seine Sportkleidung an. Nicht, dass er an sich zweifelte, Leroys Anweisung folgen zu können, aber ihm gefiel die Vorstellung, dass sie die Halle als geschlossenes Team betreten würden. So hoffte er sie einzuholen, bevor sie Halle D betraten. Doch als er aus der Kabine eilte, waren sie schon nicht mehr zu sehen. Irgendwie hatte er ein Talent dafür, immer und überall zu spät zu kommen, obwohl er es gar nicht mochte, ständig der Nachzügler zu sein. Aber zur Streckenbesichtigung wollte er auf jeden Fall pünktlich sein. Und die Chancen standen gut, dachte er zumindest.

Als er so der Wegbeschreibung folgte, immer geradeaus, musste er schmunzeln. Nach diesem holprigen Start und der Enttäuschung über die unorganisierten und chaotischen Abläufe hinter den Kulissen, die ihn fast dazu gebracht hätten, wieder nach Hause zu fahren, was er aber dank Leroy nicht tat, hatte Jake nun das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Er war tatsächlich hier, bei der Vorrunde der Parcours Games.

Wie lange hatte er davon geträumt. Aber noch verrückter war, dass er jetzt zum Team Runner gehörte, was seinen Traum bei weitem übertraf. Aber da war etwas, das diese Freude trübte - ein Hauch von Unsicherheit. Nicht, dass er sich das alles nicht zutraute und Angst vor den Hindernissen hatte - das kam vielleicht noch - aber er war sich nicht sicher, ob er es wirklich verdiente, in Leroys Team zu sein. Irgendwie fühlte sich Jake wie ein Betrüger. Er hoffte nur, dass er für Leroy ohne seine psychokinetischen Fähigkeiten keine allzu große Enttäuschung sein würde.

 

Keine fünf Meter vor ihm entdeckte Jake neben einem breiten Eingang ein Schild mit der Aufschrift ›Halle D‹. Mit schnellen Schritten ging er geradewegs darauf zu, als plötzlich jemand pfeilschnell aus dem Seitengang herausschoss und direkt in ihn hineinrannte. Anders als sonst, wenn Jake mit jemandem zusammenstieß, geriet er zwar leicht ins Wanken, blieb aber auf den Beinen.

Sichtlich überrascht, dass er nach diesem Zusammenstoß nicht auf dem Boden lag, wie so oft in seinem Leben, blickte er nach unten und sah einen rothaarigen Jungen mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den dunklen Fliesen sitzen. Es dauerte eine Weile, bis er erkannte, wen er vor sich hatte.

»Kevin?«, fragte Jake überrascht, woraufhin ihn der Junge verdutzt ansah.

Kevin O’Reilly hatte sich verändert. Er hatte zwar immer noch die feuerroten Haare und die unzähligen Sommersprossen, aber sein Gesicht zierte jetzt ein kurzer, kupferfarbener Bart - ein sogenannter Extended Goatee.

»Jake?«, fragte Kevin, worauf Jake seinem Sandkastenfreund die Hand reichte und ihm aufhalf.

Als er so vor ihm stand, bemerkte Jake, dass sein ehemals bester Freund jetzt mehr als einen halben Kopf kleiner war als er und dass der Bart, den er sich wachsen ließ, fast schon ein kläglicher Versuch war, erwachsen zu wirken.

»Mann, du hast ja ganz schön an Muskeln zugelegt. Ich dachte, ich wäre gegen einen Berg gelaufen«, sagte er schließlich und blickte fast neidisch auf seine Oberarme. Jake entging auch nicht Kevins flüchtiger Blick auf seine eigenen, immer noch dünnen Arme, woraufhin er sie schnell verschränkte und ihn wieder ansah.

»Ja, ich habe ein bisschen trainiert«, sagt Jake fast beiläufig. »Aber du hast dich auch verändert. Hast jetzt einen Bart und ...« Er hielt inne, weil er nicht wusste, wie er die kupferfarbene, drahtartige Wolle nennen sollte, die ihm aus dem Ausschnitt seines Tank-Tops quoll.

»Edwards! Sieh mal einer an. Der Junge ist ja richtig groß geworden«, sprach ihn plötzlich jemand von hinten an, und Jake wusste nur zu gut, wer es war.

»Wally«, knurrte Jake und drehte sich um.

Für einen kurzen Moment erstarrte er, als er Walter vor sich sah. Auch er hatte sich verändert, seit er ihn das letzte Mal am Bahnhof des Wohnkomplexes in Sapphire gesehen hatte. Sein seitlich gescheiteltes Haar war einer frechen nach oben gestylten Frisur gewichen. Und da er wie Kevin einen Extended Goatee trug, vermutete Jake, dass dies wohl das neue Markenzeichen ihrer Gang geworden war.

Eine gewisse Genugtuung überkam ihn, als er bemerkte, dass er jetzt sogar Wally deutlich überragte und seine Oberarme die des Tyrannen an Umfang in den Schatten stellten.

»Wo habt ihr Fossi gelassen? Fehlt eurem Riesen etwa der Mut, sich hier zu beweisen?«, fragte Jake höhnisch, da er überhaupt keine Furcht mehr vor Walter verspürte.

»Nein«, brummte jemand hinter ihm. »Ich war nur Pipi machen.«

Fossi war noch größer und vielleicht auch etwas breiter geworden. Aber die Größe seines Vaters hatte er noch lange nicht erreicht. Aber sein Verdacht, dass der Bart und die Stehfrisur ihr gemeinsames Markenzeichen waren, lag nun auf der Hand.

»Auf deinem Trikot steht Team Runner«, bemerkte Fossi.

»Aber nicht etwa Leroy Runner?«, fragte Kevin ungläubig und fast neidisch.

»Doch«, bestätigte Jake kurz und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

»Wir haben auch einen Teamnamen«, sagte Wally großspurig und packte Kevin an der Schulter, um ihm sein Trikot von hinten zu präsentieren, was dieser nur widerwillig über sich ergehen ließ.

»The Goatees«, hauchte Walter stolz mit einem breiten Grinsen. Doch Jakes mangelnde Begeisterung ließ seine Miene von einem Moment auf den anderen verfinstern.

»Ich habe gehört, dass du einer dieser Freaks bist. Wahrscheinlich hoffst du, mit deinen Zaubertricks weit zu kommen. Ist nicht jeder dazu geschaffen, das mit eigener Muskelkraft und Willensstärke zu schaffen. Stimmt’s?«, sagte Wally und warf ihm einen herausfordernden Blick zu.

»Ja, du hast völlig Recht. Ich wurde vor fast einem Jahr von Talon Savage meiner Fähigkeiten beraubt. Es wird sich also zeigen, wer von uns beiden hier mit reiner Kraft und bloßem Willen weiter kommt«, knurrte Jake, drehte sich von Wally und seinen Ziegenböcken weg und ging durch den breiten Eingang von Halle D.

Kapitel 3 Verschiebung

 

 

 

 

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, dachte Jake frustriert, als er nach nur einer Stunde wieder im Backstagebereich saß und sich wünschte, er könnte den Tag einfach noch einmal von vorne beginnen.

Durch die Kollision vor der Halle kam er nicht rechtzeitig zur Besichtigung und nicht einmal in die Nähe des Parcours. Jake wurde direkt in einen abgelegenen und isolierten Raum geführt, der sich nach und nach mit allen Konkurrenten füllte. Ob zu Recht oder nicht, Leroy schien sauer auf ihn zu sein. Auch seine Erklärung für die Verspätung konnte den Teamkapitän nicht besänftigen. Nur halbherzig informierte er ihn auf dessen Nachfrage über die bevorstehenden Hindernisse und unterhielt sich stattdessen lieber mit Shyna. Es folgte ein katastrophaler Lauf, der für Jake im Wasser endete. Und da ihm wegen der großen Teilnehmerzahl noch niemand sagen konnte, ob seine Leistung für die nächste Runde reichte, beschloss er, sich einfach irgendwo hinzusetzen und zu warten, bis ihm jemand Bescheid gab, ob er weitergekommen war oder wieder nach Hause fahren konnte.

»Darf ich mich zu dir setzen?«, fragte ihn plötzlich jemand und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

Jake blickte auf und sah Kevin vor Nässe triefend neben sich stehen.

»Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Jake unfreundlicher als er beabsichtigt hatte, was Kevin jedoch nicht davon abhielt, sich neben ihn auf den freien Metallstuhl zu setzen.

»Hör zu«, sagte er und atmete tief durch. »Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist.«

Jake sah ihn skeptisch an, weil er nicht genau wusste, worauf Kevin anspielte.

»Was meinst du damit? Dass das mit dem Parcours nicht so gut für mich gelaufen ist, oder die Aktion, die du bei meinem letzten Geburtstag gebracht hast?«

Kevin zögerte, als fiele es ihm sichtlich schwer, darüber zu sprechen.

»Na ja. So schlecht warst du doch gar nicht. Immerhin bist du beim letzten Hindernis vor der Wand erst baden gegangen. Da muss ich mir schon mehr Sorgen machen, ob ich weiter komme.«

Jake warf Kevin einen durchdringenden Blick zu. Am liebsten hätte er seinen ganzen Frust an ihm ausgelassen. Was für ihn gar nicht so schlimm war, war für Jake eine Katastrophe.

»Nein, ich meinte natürlich die Aktion an deinem Geburtstag. Es tut mir leid, wie ich mich da benommen habe und auch, dass ich dich einen Freak genannte.«

»Du hast mich einen Oberfreak genannt«, verbesserte er ihn vorwurfsvoll.

»Ja, das tut mir sehr leid.«

Jake kannte Kevin gut genug, um zu wissen, dass es ihm wirklich schwer fiel, Fehler zuzugeben, und wenn er sich doch einmal entschuldigte, war es immer aufrichtig gemeint. Aber so leicht wollte er es ihm nicht machen, auch wenn er ihm insgeheim längst verziehen hatte, was er damals noch für unmöglich hielt.

»Wo sind deine neuen Freunde?«

Kevin sah Jake missmutig an.

»Wally und Fossi würde ich nicht gerade als Freunde bezeichnen. Ja, am Anfang war es ganz okay mit den beiden. Aber mit der Zeit merkte ich, dass Walter niemanden neben sich duldete, der ihm ebenbürtig ist. Am Ende war ich nur ein weiterer Lakai. Ich hasse diesen Kerl und diesen blöden Bart, der mich wahnsinnig macht. Du ahnst nicht, wie sehr das Ding juckt.«

Jake lachte, während Kevin sich demonstrativ am Kinn kratzte.

»Ist es wirklich wahr, dass dieser Savage dir deine Kräfte genommen hat? Wie ist das passiert?«

 

Jake erzählte ihm alles. Angefangen bei Savages Experimenten. Wie seine Mutter sich dieses Serum gespritzt hatte, um ihn zu stoppen, das sie unheilbar krank, ihn aber zum perfekten Kandidaten machte, an dem Savage weiter experimentieren konnte, um einen Superheiler zu erschaffen. Wie er sich all die Jahre als Schulleiter der NeoGen Academy ausgegeben hatte und dann, kaum dass Jake an der Schule war, mit einer von ihm entwickelten Technologie vier Kindern ihre Fähigkeiten nahm, um sie Jake zu geben. Wie er sich gegen Savage auflehnte, der ihn lange in dem Glauben ließ, sein leiblicher Vater zu sein. Wie dieser ihm die zuvor übertragenen Fähigkeiten und auch seine angeborenen Kräfte einfach wieder wegnahm und sie seinem Freund Nathan Shaw gab. Er erzählte Kevin von dem letzten Kampf und wie Nathan schließlich der unkontrollierbaren Macht nicht standhalten konnte und sein Leben verlor, zuvor aber dessen Bruder Ayden und seine Mutter Mary Hollow heilte.

Kevin hörte Jake bis zum Ende aufmerksam zu und sah ihn dann schockiert an.

»Oh Mann. Und ich dachte, meine Zeit mit Wally und Fossi war schlimm. Aber was du durchgemacht hast, muss wirklich übel gewesen sein.«

»Ja, das war es und ist es immer noch«, bestätigte Jake und ließ seinen Blick durch den Warteraum schweifen. Er beobachtete, wie der Mann mit dem gezwirbelten Bart, der ihm jetzt nass an den Mundwinkeln herunterhing, wütend seine Tasche packte. Er warf Jake einen kurzen, verächtlichen Blick zu und marschierte dann zum Ausgang.

»Es gibt einen Grund, warum ich so heftig reagiert habe, als mir klar wurde, dass du über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügst«, sagte Kevin, woraufhin Jake seinen kupferhaarigen Freund interessiert ansah, nachdem er mit einer gewissen Genugtuung gesehen hatte, wie der Mann, der ihn einen Burschen genannt und ihn bezichtigt hatte, sich hineinmogeln zu wollen, gegangen war.

»Ich... ich«, stammelte Kevin und wagte nicht auszusprechen, was ihm schwer auf der Seele zu liegen schien. Jake wunderte sich sehr darüber, denn er hatte seinen Freund noch nie so um Worte ringen sehen. Für ihn war Kevin immer jemand gewesen, der offen aussprach, was er dachte. Diese Eigenart hat ihn nicht nur einmal in große Schwierigkeiten gebracht.

»Du kannst mir wirklich alles sagen, glaub mir.«

Kevin holte tief Luft und versuchte, einen Ansatz zu finden, um das auszusprechen, was er offenbar seit Jahren mit sich herumschleppte.

»Erinnerst du dich an die Winterlandschaft aus Watte im Zentrum von Sapphire vor etwa fünf Jahren?«

»Oh ja, wie könnte ich das vergessen. Ich wurde damals beschuldigt, sie angezündet zu haben. Und obwohl nie ein Feuerzeug bei mir gefunden wurde, bekam ich einen Monat Hausarrest. Ich weiß bis heute nicht, wie es dazu kam. Da wir aber die Einzigen in der Nähe waren und meine Aussage den Sicherheitsleuten am unglaubwürdigsten erschien, wurde mir natürlich der Schwarze Peter zugeschoben«.

Kevins Augen wurden feucht.

»Ich war es, und es tut mir immer noch leid, dass du deswegen so viel Ärger bekommen hast.«

Jake sah ihn ungläubig an, während die Wut in ihm zu steigen begann.

»Du warst es? Aber wie? Sie haben bei dir doch auch nichts gefunden, womit hast du die Watte angezündet? Hast du das Feuerzeug einfach verschwinden lassen?«, fragte Jake und musste sich wirklich beherrschen, ihn nicht anzuschreien.

»Nein. Es kam aus meinem Finger, glaube ich. Einfach so, ohne dass ich es wollte. Und ich hatte zu viel Angst, es zuzugeben, weil ich nicht wusste, was mit mir los war.«

Jakes Wut war mit einem Mal wie weggeblasen.

»Aber warum hast du mir das in all den Jahren nie erzählt?«

»Aus dem gleichen Grund wie du, nehme ich an. Ich hatte Angst, dass du mich so nicht akzeptierst.«

Jake konnte kaum glauben, was er da hörte. Kevin ging es genau so wie ihm. Er hatte die gleiche Angst wie er, von seinen Freunden abgelehnt zu werden. Und zum ersten Mal fragte sich Jake, wie er wohl reagiert hätte, wenn Kevin ihm das als Zehnjähriger gebeichtet hätte. Und zu seiner Überraschung hatte er keine Antwort.

Doch mit einem Mal war für Jake so vieles viel klarer geworden.

»Hattet ihr deshalb plötzlich keine Reinigungskapseln mehr bei euch zu Hause?«

Kevin sah Jake überrascht an, als ob er den Zusammenhang nicht so recht verstand. Und bevor er fragen konnte, erklärte er es ihm.

»Die Reinigungskapseln registrieren die Veränderung im Menschen und rufen die NeoGen Academy auf den Plan. Du wärst wie ich, nur viel früher, in die Schule für Kinder mit besonderen Fähigkeiten gekommen und hättest dort gelernt, mit deinen neuen Kräften umzugehen.«

Kevins Blick klärte sich.

»Gut möglich. Als mir das wieder passierte, kaum dass ich zu Hause war, drehte mein Vater vollkommen durch. Er nannte mich einen Freak und ja, kurze Zeit später waren die Reinigungskapseln tatsächlich weg und ich musste mich jeden Tag an einer replizierten Schüssel mit Wasser waschen, was sich bis heute nicht geändert hat. Mir wurde strengstens verboten, diese Kraft jemals wieder zu nutzen. Wenn ich es doch täte, sagte mein Vater, würde ich an einen schrecklichen Ort kommen und meine Familie und Freunde nie wieder sehen. Ich hatte so große Angst davor, dass ich es eine Zeit lang unterdrückte, aber irgendwann begann ich heimlich zu üben. Aber das Gefühl, unnormal zu sein, ein Freak, ging nie weg. Deshalb habe ich so heftig bei dir reagiert. All den Hass und die Ablehnung, die ich durch meinen Vater erfahren habe und auch gegen mich selbst entwickelte, habe ich dann an deinem Geburtstag an dir ausgelassen. Und als ich endlich begriff, dass du wahrscheinlich der Einzige bist, dem ich mich endlich hätte anvertrauen können, war es schon zu spät«, erzählte Kevin weinend.

»Für die Wahrheit ist es nie zu spät«, sagte Jake lächelnd und tätschelte ihm freundschaftlich das Knie.

Kevin sah sich verstohlen um und stellte fest, dass sie fast allein waren, abgesehen von ein paar anderen Teilnehmern, die weiter hinten saßen. Er wischte sich die Tränen weg.

»Willst du es sehen?«, fragte er aufgeregt, als hätte er sein ganzes Leben nur auf diesen einen Moment gewartet.

Jake nickte zur Bestätigung mit dem Kopf.

Noch einmal warf Kevin einen flüchtigen Blick in den Raum, dann hielt er seine Hand zwischen sie. Fasziniert betrachtete Jake die geöffnete Handfläche seines Sandkastenfreundes, in der eine Flamme zu lodern begann. Erst ganz klein, wie ein Funke, bis daraus eine feurige, golfballgroße Kugel wurde.

Anders als im letzten Jahr, als er die kleine blaue Sonne in seinen Händen hielt, spürte er die Hitze dieser viel kleineren Kugel nur allzu deutlich. Die Haut in seinem Gesicht begann sich zu spannen und in ihm wuchs der Wunsch, der unerbittlichen Hitze zu entkommen.

Doch bevor er Kevin bitten konnte, die Flamme zu löschen, geschah etwas Seltsames. Mit einem Schlag geriet alles um ihn herum ins Rütteln. Zuerst dachte Jake, dass etwas mit seinen Augen nicht stimmte oder dass sein Gehirn ihm einen Streich spielte. Das Phänomen dauerte nur ein paar Sekunden. Es verwirrte ihn jedoch so sehr, dass er erschrocken aufstand und sich im Warteraum umsah.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte Kevin, immer noch mit dem brennenden Ball in der Hand.

»Hast du das auch gesehen?«

»Nein, was denn?«, fragte Kevin, und während er sprach, war es wieder da.

Jake hörte die Stimme seines Freundes nur noch verzerrt, ebenso wie seine Umgebung. Ihm wurde schwindelig, was ihn förmlich zwang, sich wieder hinzusetzen.

Es war, als würde alles um ihn herum zerrissen. Kevin war mit einem Mal wie erstarrt, ebenso seine Flamme, während in Jake der Schmerz ins Unermessliche wuchs. Die gequälte Stimme, die aus seinem Mund kam, klang fremd, fast mechanisch verzerrt. Er wusste nicht, wie lange er das noch ertragen konnte, bevor er das Bewusstsein verlor. Dann, mit einem Mal, löste sich ein starrer Fetzen aus Kevins Flamme, schwebte auf Jakes Brust zu, hielt nur wenige Zentimeter vor ihr inne und drang dann in ihn ein, kurz bevor seine Realität vollständig zerrissen wurde.

 

»Da bist du ja, wir haben dich überall gesucht. Du bist jetzt dran«, sagte plötzlich jemand zu ihm, und Jake wurde am Arm gepackt und von einem Mann mittleren Alters mit längeren, lockigen, braunen Haaren durch ein paar dunkle Vorhänge gezogen. In einem schwach beleuchteten Bereich blieb er stehen, ließ seinen Arm los und drehte sich zu ihm um.

»Bin ich in der nächsten Runde?«, fragte Jake verwirrt und der Mann starrte ihn überrascht an.

»Klar doch. Schließlich hast du das letzte Match gewonnen, oder?«, entfuhr es ihm unwirsch und er fing an, sich an ihm zu schaffen zu machen. Es betastete seine Ellenbogen und Knie, wobei Jake nun erstmals bemerkte, dass er seltsame Kleidung trug. Wenn man das überhaupt Kleidung nennen konnte. Er trug Ellbogenschützer, Knieschoner und direkt darunter hohe Schnürstiefel. Ansonsten war er nur mit einer sehr engen Badehose bekleidet.

»Warum zum Geier trage ich dieses Zeug?«, fragte er den Mann völlig aufgelöst, der ihn nur mit aufgerissenen Augen fragend ansah.

»Sehr witzig«, sagte er und berührte seinen kleinen weißen Ohrstöpsel. »Er ist bereit.«

Plötzlich ertönte laute Bassmusik, und auf der anderen Seite des schwarzen Vorhangs, der mit einem weißen X markiert war, brach augenblicklich tosender Jubel aus.

Bevor Jake weitere Fragen stellen konnte, schob ihn der Mann durch den Vorhang in einen quadratischen Durchgang, der sich mit Rauch füllte und rot zu glühen begann.

Wo war er nur? Und was hatte das alles zu bedeuten, fragte er sich, als ihn jemand an der Schulter berührte.

»Lauf schon. Ich bin direkt hinter dir.«

Es war viel zu neblig, als dass er denjenigen, der ihn zum Weitergehen aufforderte, hätte erkennen können, und als er aus dem Durchgang und damit aus dem Rauch heraustrat, schien die Frage, wer hinter ihm war, wie weggefegt. Als er die niedrige Rampe betrat, erfüllte ein orkanartiges, jubelndes Dröhnen die riesige Halle vor ihm, und Jake bekam augenblicklich die Gänsehaut seines Lebens. Eine Menschenmenge starrte ihn an, wie er da stand und immer noch nicht zu begreifen schien, was hier vor sich ging. Direkt vor ihm ein sehr breiter Gang, gesäumt von einer hüfthohen Absperrung, über die die Zuschauer ihre Hände streckten. Und am Ende dieses Ganges ein quadratischer Wrestlingring, wie er ihn aus den unzähligen Übertragungen kannte, die er als Kind mit seinem Adoptivvater gesehen hatte.

»Was ist nur los mit dir? Wurdest du beim letzten Kampf zu hart am Kopf getroffen? Lauf schon zum Ring, die Leute wollen was geboten bekommen«, sprach ihn erneut der an, der ihn schon im Nebel angesprochen hatte. Jake drehte den Kopf zur Seite und entdeckte Ayden Shaw neben sich, den er nur an den dunkleren Haaren von seinem Zwilling zu unterscheiden vermochte, denn die Narbe auf der rechten Wange war verschwunden.

»Das nächste Match ist das Viertelfinale des Junior Crown Turniers, in dessen Finale die verbliebenen Teilnehmer um den World Junior Championship kämpfen werden. In diesem Match gibt es keine Disqualifikationen - alles ist erlaubt«, ertönte plötzlich eine Stimme durch die Musik.

»Von der NeoGen Academy. Er ist der furchtlose Anführer des Hand Clubs. Meine Damen und Herren, das ist Jacob Leon Hollow.

Wieder brach das Publikum in tosenden Applaus aus, aber Jake hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt, und Ayden verlor langsam die Geduld.

»Wenn du dich nicht sofort bewegst, und zwar nach vorne in den Ring, dann prügele ich dich da hinein. Hast du mich verstanden?«, fauchte er ihm ins Ohr, worauf Jake tatsächlich den ersten Schritt nach vorne machte, dem wie von selbst ein weiterer folgte.

»Und streck wenigstens die Arme hoch, damit du nicht wie ein blutiger Anfänger aussiehst«, knurrte Ayden noch einmal, was er dann auch befolgte.

Am Ring angekommen, der viel größer war, als er es sich vorgestellt hatte, ging er nur zögerlich die Metallstufen hinauf, am Mattenrand entlang und stieg zwischen dem zweiten und dritten Seil in den Ring. Kaum hatte er diesen betreten, ertönte auch schon eine andere Musik. Elektrische Gitarrenklänge erfüllten die Halle und das Publikum begann sofort zu buhen.

»Sein Gegner«, ertönte erneut der Ringsprecher. »Aus den Slums von Heptagon City, der Bulldozer der Goatees, Fossi.«

Kaum war die Ankündigung ausgesprochen, erschien unter der großen Holoprojektion, auf der immer wieder der Name der Gruppierung eingeblendet wurde, tatsächlich das große Schweinchen auf der Rampe, das nun aber eher wie ein wilder Eber aussah. Er trug eine mit Nieten und Metalldornen besetzte Lederjacke und seine sonst kurzen Haare waren deutlich länger und zu einem Hahnenkamm aufgestellt. Und auch er war nicht allein. Hinter ihm kam Wally aus dem Eingang und zu Jakes Überraschung auch Kevin.

»Das kann nicht euer Ernst sein«, sagte Jake zu Ayden, der neben ihm im Ring stand und den Einmarsch der Goatees beobachtete.

»Das habe ich auch gesagt. Eigentlich hätte ich es besser gefunden, wenn Wally gegen dich gekämpft hätte. Aber das wollen sich die Oberen für das Finale der Fehde aufheben.«

Finale? Fehde? Was sollte das alles? Er wollte doch nur an den Parcours Games teilnehmen, um sich zu beweisen. Und jetzt stand er kurz vor einem Ringkampf mit diesem Riesen-Eber? Das alles konnte nur ein böser Traum sein, aus dem Jake sofort aufwachen wollte.

Begleitet von lauten Buhrufen betrat Fossi über das oberste Seil den Ring, gefolgt von Wally, der vor Schadenfreude grinste. Kevin zeigte sich weniger enthusiastisch und verblieb unbeteiligt außerhalb des Rings.

Wally half seinem Lakaien aus der schweren Lederjacke, nahm sie und verließ mit ihr den Ring. Aber nicht ohne Jake zuvor einen bösen Blick zugeworfen und mit seinen Lippen die Worte »Du bist tot« geformt zu haben.

Im Gegensatz zu Jake trug Fossi ein äußerst langweiliges und eintöniges Wrestling-Outfit. Während auf seiner weißen, badehosenähnlichen Hose orange-rote Flammen aufgenäht waren, die sich auch dezent auf den Ellbogen- und Knieschonern wiederfanden, trug der Eber eine lange, schwarze, eng anliegende Sporthose und ein ebenso farbloses schwarzes Oberteil mit dünnen Trägern.

Inzwischen hatte auch Ayden hinter Jakes Rücken unbemerkt den Ring verlassen, so dass nur noch er, der wild schnaubende Eber und der Ringrichter im Ring waren.

Dann ertönte die Glocke, die den Kampf einläutete, und der Koloss preschte sofort auf ihn zu. Er versuchte, Jake zu packen, doch dieser wich allen Versuchen aus, woraus sich schnell eine Verfolgungsjagd durch den Ring entwickelte, die das Publikum zu irritieren schien.

Auch Ayden verstand nicht, was los war und rief immer wieder von außerhalb des Rings, er solle endlich eine Aktion zeigen. Aber Jake wollte nichts einfallen. Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern, welche der zahlreichen Moves, die er in seiner Kindheit im Fernsehen gesehen hatte, ihn aus dieser Situation befreien könnte, während er immer mehr außer Atem geriet. Dann warf er sich in die Seile, nutzte den Schwung und raste geradewegs auf das atemlose Wildschwein zu. Kurz bevor er ihn erreichte, sprang er ab, drehte sich leicht zur Seite und flog waagerecht auf Fossi zu. Dieser fing ihn jedoch mühelos auf.

Jake ahnte Schlimmes, als er ihn so hielt, einen Arm zwischen Hals und Schulter, den anderen zwischen den Beinen. Und er hatte nicht Unrecht. Nach einem kurzen Moment des Triumphes sprang Fossi ab, neigte sich in der Luft nach vorne und beförderte Jake mit dem Rücken voran auf den Ringboden.

Als ob der Aufprall nicht schon schlimm genug gewesen wäre, landete auch noch der Koloss mit seinem ganzen Gewicht auf ihm. Ein stechender Schmerz durchfuhr Jakes Rippen. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien, doch er konnte kaum normal atmen, sodass ihm nur ein schmerzerfülltes Quietschen entwich. Zum Glück erhob sich Fossi schnell, riss die Arme hoch und wurde vom Publikum mit lauten Buhrufen belohnt.

»Steh auf«, rief Ayden vom Rand des Rings, aber Jake kämpfte noch immer darum, wieder normal atmen zu können. Und noch bevor er aus eigener Kraft wieder auf die Beine kam, zog ihn Fossi an seinen kurzen Haaren nach oben. Eine Aktion folgte der anderen. Immer wieder rammte ihn der Eber mit dem Rücken auf den Ringboden, wobei er die verschiedensten Variationen von Wurfaktionen zum Einsatz brachte. Der einzige Trost war, dass er sich nicht noch zusätzlich mit seinem ganzen Körpergewicht auf ihn geworfen hatte. Jake hatte keine Chance, sich zu erholen. Alle Handlungen konzentrierten sich auf seinen Oberkörper, was zur Folge hatte, dass er nicht mehr unterscheiden konnte, welche Stelle mehr schmerzte.

Dann endlich legte Fossi eine Pause ein, um sich vom Publikum ausgiebig ausbuhen zu lassen. Er genoss die Rolle des Bösewichts sichtlich und strahlte über das ganze Gesicht. Jake nutzte die Zeit, um in eine der vier Ringecken zu robben, sich an den Seilen hochzuziehen und nach langer Zeit mehr oder weniger aus eigener Kraft mit den Eckpolstern im Rücken wieder auf die Beine zu kommen.

Das blieb auch Fossi nicht unbemerkt. Er sah den Moment gekommen, den Kampf zu seinen Gunsten zu entscheiden und seinen Finishing Move vorzubereiten.

Das Publikum rief Jake zu er solle da weg, während der Eber sich wild schnaubend in der gegenüberliegenden Ecke des Rings in Position brachte. Auch Ayden brüllte Jake an, er solle da abhauen, aber er war noch zu erschöpft, um zu erkennen, in welcher Gefahr er schwebte.

Dann stürmte Fossi direkt auf Jake zu, mit der Absicht, sich mit seinem ganzen Körpergewicht in die Ringecke zu werfen, in der Jake stand. Doch im allerletzten Moment, als der wilde Eber sich drehte, um ihn mit dem Rücken zwischen die Ringpolster zu quetschen, schlüpfte Jake blitzschnell durch die Ringseile an den Mattenrand. Fossi prallte krachend auf die Eckpolster. Der Schmerz war ihm deutlich anzusehen. Er taumelte vorwärts. Das Publikum jubelte und forderte Jake, der sein Glück kaum fassen konnte, auf, auf die Ringecke zu klettern.

Jake tat, was das Publikum wollte. Und als er ganz oben stand und mit den Sohlen auf den Seilen der Ringecke balancierte, drehte sich Fossi um. Doch bevor er begriff, was ihn erwartete, sprang Jake ab und traf ihn frontal mit beiden Füßen hart an der Brust. Der Riese taumelte und kam schließlich zu Fall. Die ganze Halle war auf einmal auf den Beinen und jubelte Jake zu. Und plötzlich waren da all die Möglichkeiten, die ihm durch den Kopf gingen. Hunderte von Wrestling-Moves und Kombinationen, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.

Jake stellte sich mit dem Rücken zu dem am Boden liegenden Fossi, sprang ab, drehte sich in der Luft rückwärts und landete auf dem massiven Bauch seines Gegners. Der Eber krümmte sich vor Schmerzen, kam aber relativ schnell wieder auf die Beine, woraufhin Jake eine Vielzahl von Aktionen durchführte. Er benutzte Sprünge und Haltegriffe, um sich zu erholen, aber auch leichte Hebeaktionen, die er trotz des großen Gewichtsunterschiedes relativ gut bewältigen konnte. Seine Lungen brannten, doch angefeuert von den Zuschauern ignorierte er die Atemnot. Dann spürte er, dass er den Kampf langsam zu Ende bringen musste, als Fossi wieder reglos auf dem Ringboden lag. Er wollte gerade erneut auf das oberste Seil einer Ecke klettern, als Wally einen Stuhl unter dem Ring hervorholte, damit in den Ring kam und auf Jake zulief, der gerade abspringen wollte. Doch Ayden konnte diesen Angriff von außen nicht einfach so hinnehmen. Er kletterte auf die Ringumrandung und sprang mit Hilfe des obersten Ringseils darüber und rammte ihm im Flug seine Schulter in den Oberkörper. Wally glitt während des Sturzes der Stuhl aus der Hand. Mit verschränkten Armen rollte er sich aus dem Ring und Ayden folgte ihm. Jetzt waren wieder nur Fossi und Jake im Ring. Jake wollte nun endlich seinen Flug auf den Riesen durchführen, um das Match zu beenden, doch Fossi war inzwischen wieder auf den Beinen. Er grinste Jake höhnisch an und forderte ihn auf zu springen. Jake ahnte, dass er versuchen würde, ihn zu fangen oder ihm auszuweichen. Doch während er darüber nachdachte, was er tun sollte, trat hinter Fossi Kevin in den Ring, der bis dahin alles unbeteiligt beobachtet hatte. Er griff nach dem Stuhl, den Wally fallen gelassen hatte.

Jake blickte kurz nach draußen, wo Ayden immer noch mit Wally außerhalb des Ringes beschäftigt war. Er konnte ihm nicht helfen. Jake sah sich nun zwei Gegnern gegenüber. Er überlegte gerade, ob es ihm gelingen könnte, beide mit einem Crossbody von den Beinen zu reißen, bei dem er den Gegner waagerecht ansprang, als Kevin den Stuhl über seinen Kopf hob. Doch was dann geschah, hatte Jake nicht erwartet. Kevin zog seinem Partner mit einem lauten Knall den Stuhl über den Rücken. Das Publikum brach in Jubel aus, während Fossi mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging.

Kevin gab Jake, der immer noch auf der Ringecke stand, das Zeichen zum Sprung. Jake suchte die Unterstützung des Publikums, das begeistert aufsprang und ihm zum zweiten Mal an diesem Abend eine Gänsehaut bescherte.

Kevin hielt Fossi an den Armen fest, als Jake leicht in die Knie ging, absprang und geradewegs in einem perfekten Winkel auf das am Boden liegende Wildschwein zuflog, als ihn plötzlich im Flug etwas hart am Kopf traf.

Jake spürte noch, wie er weich auf Fossi landete, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Begleitet von einem ohrenbetäubenden Pfeifen verlor er das Bewusstsein.

Kapitel 4 Feuriges Erwachen

 

 

 

Mit einem Schrei schreckte Jake aus dem Schlaf hoch.

Was für ein Alptraum, dachte er. Aber war es wirklich nur ein Traum? Das laute Pfeifen, an das er sich erinnerte, war nicht mehr da, aber sein Hinterkopf schmerzte genau an der Stelle, an der er in dem vermeintlichen Traum so brutal ausgeknockt worden war. Mit der Hand tastete er die Stelle ab und der Schmerz explodierte.

»Autsch«, entfuhr es ihm, und sofort kamen Zweifel in ihm auf, ob es wirklich nur ein Traum war. All die Schmerzen, die er bereits während des alptraumhaften Ringkampfes hatte ertragen müssen, sprachen eindeutig dafür, dass das alles real war. Aber wie war das möglich und wo zum Henker war er hier?

Jake saß in einem Bett, in einem völlig fremden Zimmer, nein, in einem Schlafsaal, wie er ihn vor fast einem Jahr im Cranewing-Haus bewohnt hatte, als er noch die NeoGen Academy besuchte. Aber hier war es irgendwie anders.

Und während er sich umblickte und seine Umgebung weiter in Augenschein nahm, stieg ihm plötzlich ein beißender Geruch in die Nase, die er anhob, um die Quelle ausfindig zu machen.

Ziemlich schnell war er sich sicher, dass es irgendwo brannte, aber er konnte in dem lichtdurchfluteten Schlafsaal kein Feuer ausmachen. Vielleicht lag es auch daran, dass er nicht im Entferntesten daran gedacht hatte, dass sein linkes, unbedecktes Bein in Flammen stehen könnte. Und ehe er sich versah, hatte das Feuer schon auf seine Bettdecke übergegriffen.

Mit rasender Geschwindigkeit breitete es sich über sein ganzes Bett aus, und saß er inmitten eines Feuerinfernos. Selbst sein Pyjamaoberteil blieb nicht verschont. Jake schrie wie am Spieß und obwohl er die Hitze wieder einmal nicht spüren konnte, schlug er panisch um sich, in der Hoffnung, den Flammen Herr zu werden. Doch alles half nichts, und als er endlich den einzig logischen Entschluss fasste, schnell aus dem Bett zu springen, ertönte ein ohrenbetäubender Alarm und noch bevor er seinen Plan, aus dem brennenden Bett zu fliehen, in die Tat umsetzen konnte, ging ein heftiger Regenschauer über ihm nieder.

Als die Sprinkler zum Stillstand kamen, war Jake nass bis auf die Knochen, während Rauch aus seinem verkohlten Bett aufstieg und sein Oberteil nur noch in feuchten Fetzen an ihm hing.

Die Tür zum Schlafsaal öffnete sich und sofort ertönte ein hämisches Lachen.

Zuerst glaubte Jake, Nathan in dem Jungen zu erkennen, der ihn spöttisch auslachte, doch schnell wurde ihm klar, dass es sich um seinen Zwillingsbruder Ayden handelte.

»Na, hattest du wieder einen heißen Traum?«, fragte er schließlich und ging feixend zu dem Bett neben Jakes.

»Ja, wahnsinnig lustig«, knurrte er ihn an, woraufhin dieser ihn überrascht ansah.

»Sei doch nicht so. Das letzte Mal, als mir das passiert ist, hast du auch gelacht«, erwiderte Ayden fast schon beschwichtigend.

Jake konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals über so etwas lachen würde. Aber das war ihm jetzt völlig egal. Viel mehr beschäftigte ihn die Frage, was hier eigentlich los war. Wie war er hierher gekommen? Warum war Ayden Shaw sein Bettnachbar und warum beherrschte er plötzlich Pyrokinese? Hatte das vielleicht etwas mit der Flamme zu tun, die von Kevin auf ihn übergesprungen war, bevor er in dieses turbulente Wrestling-Match verwickelt wurde?

So sehr er auch versuchte, es zu verstehen, das alles ergab absolut keinen Sinn - es war einfach total verrückt. Und das alles begann, kurz nachdem Kevin ihm seine Fähigkeit offenbart hatte.

»Du solltest dich schnell umziehen, wenn du vor dem Unterricht noch etwas zu beißen haben willst«, sagte Ayden, grinste ihn an und verschwand wieder aus dem Schlafsaal.