Neuanfang mit dem sexy Ex? - Katherine Garbera - E-Book

Neuanfang mit dem sexy Ex? E-Book

Katherine Garbera

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Beschreibung

Sexy, feurig und charmant: Hadley kann ihren Ex-Liebhaber Mauricio nicht vergessen. Damals hat sie mit ihm Schluss gemacht, weil sie überzeugt war, er sei untreu. Doch als sie den vermögenden Immobilienmakler auf einer High-Society-Party wiedersieht, landet sie prompt mit ihm im Bett. Es ist mehr als Sex: Sie spürt, dass er sich verändert hat. Zu gern glaubt sie an einen Neuanfang. Bis Mauricio ohne sie auf eine Gala geht - und Hadley am nächsten Tag in der Klatschpresse entdeckt, wie er eine andere küsst! Hat sie sich so in ihm getäuscht?

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Seitenzahl: 206

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2019 by Katherine Garbera Originaltitel: „One Night with His Ex“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2152 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Monika Paul

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 09/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733726379

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Hassliebe – das Wort beschrieb wohl am besten, was Hadley Everton für ihren Heimatort Cole’s Hill in Texas empfand. Seit die NASA ein neues Trainingszentrum ein Stück außerhalb des Provinznests eröffnet hatte, war die Stadt gewachsen, das musste man fairerweise zugeben, aber nur geografisch. In puncto Weltoffenheit hatten die Bewohner der Kleinstadt noch ordentlich Nachholbedarf.

Alleine heute hatte Hadley bereits ein paarmal einen großen Bogen um die Damen der lokalen Prominenz schlagen müssen, die es zwar gut mit ihr meinten, sich aber furchtbare Sorgen machten, weil Hadley immer noch keinen Mann hatte. Hadleys Schwester feierte heute ihre Verlobungsparty, deswegen richtete sich die geballte Aufmerksamkeit der Damenriege um Hadleys Mutter nun auf Hadley in der Hoffnung, sie würde endlich Vernunft annehmen und sich einen Ehemann angeln.

Schließlich herrschte in Cole’s Hill kein Mangel an geeigneten Junggesellen, hatte eine Nachbarin ihrer Eltern Hadley wohlmeinend, aber unverblümt erklärt. Hadley hatte die freie Auswahl. Nur sollte sie sich in Zukunft von den Gebrüdern Velasquez fernhalten, empfahl die Dame in ihrer unendlichen Weisheit weiter, besonders nachdem sich Hadley vor nicht allzu langer Zeit von Mauricio getrennt hatte.

Gerade rechtzeitig entdeckte Hadley, dass schon wieder zwei Freundinnen ihrer Mutter Kurs auf sie nahmen. Sie täuschte einen Niesanfall vor und verschwand in der Küche des Country Clubs. Das Personal dort hatte alle Hände voll damit zu tun, die Tabletts mit den Häppchen so herzurichten, dass sie den hohen Ansprüchen von Hadleys Mutter gerecht wurden. Ob Hadley eine richtig gute Partie ausgeschlagen hatte und nun zu einem Leben als Single verdonnert war, interessierte hier keinen Menschen.

Um niemandem im Weg zu stehen, quetschte Hadley sich in eine Ecke gleich neben der Tür. Unglücklicherweise hörte sie dadurch unfreiwillig das Gespräch der beiden Tratschtanten auf der anderen Seite mit.

„Angeblich hat sie ihm die Pistole auf die Brust gesetzt“, sagte Mrs. Abernathy gerade. „Entweder er macht ihr einen Antrag oder sie macht Schluss.“

„Woraufhin er Reißaus genommen hat“, ergänzte Mrs. Crandall. „Was ist bloß los mit den jungen Leuten heutzutage? Statt dass er auf der Stelle vor ihr niederkniet! Der Bursche ist schon fast dreißig, und, mal ehrlich, welche Frau wird sich noch für den Kerl interessieren, nachdem er so mit Hadley umgesprungen ist?“

Mit gesenktem Kopf versuchte Hadley, sich zum Hinterausgang hinauszustehlen, aber schon nach wenigen Schritten stieß sie auf ein Hindernis: ihre Schwester Helena.

Mit ihrem herzförmigen Gesicht, den wunderschön geschwungenen Augenbrauen und den himmelblauen Augen, um die Hadley sie schon immer beneidet hatte, galt Helena als die hübschere der beiden Schwestern, zumal sie ein ganzes Stück größer war als Hadley. Heute trug sie ein schmal geschnittenes Kleid, das ihre Kurven auf dezente Weise betonte. Überhaupt war Helena eher zurückhaltend und vor allem gelassen – nur im Moment wirkte sie ziemlich angespannt.

„Was machst du denn hier?“, fragte Hadley.

„Dasselbe wie du.“ Automatisch strich Helena eine Strähne, die sich aus Hadleys tief im Nacken sitzenden Chignon gelöst hatte, hinters Ohr, und genauso automatisch zupfte Hadley sie wieder hinterm Ohr hervor. Dass Helena sie ständig bemuttern musste!

„Hey, das ist immerhin deine Party da draußen!“

Die Tür ging auf, und plötzlich stand Candace Everton in der Küche. Sie sah aus wie eine einundzwanzig Jahre ältere Ausgabe von Helena. Das Grau, das sich in ihre rotblonde Mähne zu schmuggeln versuchte, hielt sie mit vierzehntägigen Frisörterminen in Schach, und ihre Figur stählte sie beim Tennis. Ihre Mutter schien immer alles im Griff zu haben, und Hadley hatte sich schon tausendmal gewünscht, nur halb so souverän wie sie mit dem gesellschaftlichen Druck umzugehen, den das Leben in einer Kleinstadt mit sich brachte, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen.

Candace inspizierte ein Tablett mit Fingerfood, ehe einer der schwarz gekleideten Kellner es hinaustragen konnte, und ließ es wegen einer Kleinigkeit naserümpfend zurückgehen. Unwillkürlich drückte Hadley den Rücken durch und schob die störrische Strähne unauffällig hinters Ohr.

„Was treibt ihr denn hier, Kinder?“, wollte Candace wissen.

„Kurz mal verschnaufen“, antwortete Helena. „Außerdem habe ich Hadleys Hilfe gebraucht: Mit meinem Reißverschluss stimmt was nicht.“

„Lass mich mal sehen.“ Nachdem Candace den Reißverschluss kritisch geprüft hatte, legte sie die Arme um die Schultern ihrer Töchter. „Wollen wir dann mal wieder zurück zu den Gästen?“

Nein – aber das war definitiv nicht die Antwort, die Candace hören wollte. Unerbittlich schob sie die beiden in Richtung Saal, doch schon wenige Schritte hinter der Tür blieb Hadley wie vom Blitz getroffen stehen. Da drüben stand Mauricio Velasquez! Er sah so heiß aus, als käme er direkt aus einem ihrer wildesten Träume. Das war das Vertrackte am Schlussmachen und etwas, wovor sie kein Mensch gewarnt hatte: Ihr Unterbewusstsein scherte sich nicht darum, dass sie fertig war mit dem Kerl, stattdessen bescherte es Hadley jede Nacht heiße Träume mit Mauricio in der Hauptrolle.

Er hatte ein Kinn „wie gemeißelt“ – den Ausdruck hatte eine der Freundinnen ihrer Mutter benutzt. Seine Augen waren so dunkel wie Hadleys Lieblingsschokolade, und sein Blick schien den Schutzwall, den Hadley um sich herum errichtet hatte, mühelos zu durchdringen und sich direkt in ihr Herz zu bohren. Das täuschte allerdings. Hätte Mo in Hadleys Herz sehen können, wäre er ja wohl kaum auf die Idee gekommen, mit Marnie Masters, der Femme fatale von Cole’s Hill, in die Kiste zu springen, während seine Beziehung zu Hadley vorübergehend auf Eis lag. Hadley war nämlich immer davon ausgegangen, dass sie wieder zueinanderfinden würden – bis sie ihn mit Marnie erwischt hatte.

„Hadley?“ Sanft berührte Candace ihre jüngste Tochter am Arm.

„Entschuldige, Mutter, es … Mauricio ist hier!“

„Na und?“

„Ich kann noch nicht mit ihm reden.“

„Schätzchen, heute ist Helenas großer Tag. Du wirst also gefälligst Grandmas Perlenkette zurechtrücken, zu ihm rübergehen und ihn wie einen alten Freund willkommen heißen.“

Hadley atmete tief durch. Natürlich hatte sie gewusst, dass er kommen würde, schließlich war er der beste Freund von Helenas Verlobtem. Außerdem konnte sie ja wohl schlecht ihrem gesamten Freundeskreis den Umgang mit ihrem Ex verbieten. „Du hast recht. Entschuldige, Helena.“

„Schon gut“, meinte die. „Aber ich hatte dich gewarnt! Mo gehört nun mal zu den Trauzeugen. Ihr werdet euch im Rahmen der Hochzeitsvorbereitungen zwangsläufig immer wieder über den Weg laufen.“

Helena hatte Hadley sogar extra zum Brunch in Hadleys Lieblingslokal ausgeführt, um ihr schonend beizubringen, welche Rolle Mo bei der Hochzeit spielen würde. Doch Hadley hatte immer nur daran denken müssen, wie er, nur mit einem Handtuch bekleidet und mit dieser Schlampe von Marnie Masters im Schlepptau, aus dem Bad gekommen war. Egal. Schließlich ging es um ihre Schwester.

„Das weiß sie doch“, sagte Candace. „Außerdem ist sie meine Tochter, das heißt, sie hat Rückgrat. Und exzellente Manieren.“

Wenn es bloß so einfach wäre. Leider weckte Mauricios Anblick bei Hadley die widersprüchlichsten Gefühle: Wut, das war ja klar, und natürlich Schmerz, denn so leicht war es nicht, einen Strich unter eine Beziehung zu ziehen. Außerdem Schuldgefühle. Und noch ein ganz anderes Gefühl, das sich bemerkbar machte, während sie ihn von Kopf bis Fuß musterte, von dem maßgeschneiderten Hemd, das seinen breiten Schultern schmeichelte, über das Sakko, welches seine schmalen Hüften betonte, bis zu der Hose, die seine langen Beine perfekt zur Geltung brachte.

Sie musste laut geseufzt haben, denn Helena zwickte sie mahnend in den Arm. Und dann tauchte auch noch Jackson Donovan, Hadleys offizielles Date für den heutigen Anlass, hinter Mauricio auf und winkte Hadley.

„Er wird doch hoffentlich keinen Ärger machen“, zischte Hadleys Mutter, als Mauricio sich zu Jackson umdrehte.

„Auf keinen Fall“, behauptete Hadley mit größerer Zuversicht, als sie tatsächlich verspürte, und flitzte los, um zwischen ihrem alten Lover und ihrem neuen Freund zu vermitteln.

Mauricio war mit Absicht erst ziemlich spät zu der Party gekommen, obwohl Malcolm Ferris einer seiner besten Freunde war. Es war eine heikle Situation, und Mo gehörte nicht zu den Menschen, die ihre wahren Gefühle hinter einer freundlichen Maske verbergen konnten; er war eine ehrliche Haut. Sein Zwillingsbruder behauptete immer, das sei der Grund, weshalb sie im Geschäftsleben so erfolgreich waren. Mo hatte da so seine Zweifel, aber sowohl sein Immobilienunternehmen als auch Alecs Firma, die sich auf IT und Soziale Medien spezialisiert hatte, florierten tatsächlich. Eines jedenfalls stand ohne jeden Zweifel fest: Auch Monate nach der Trennung von Hadley Everton war er nicht in der Lage, diese Frau anzusehen, ohne dass ihm heiß und kalt wurde.

Heute präsentierte sie sich als klassische Südstaaten-Lady: Sie trug ein wunderschönes marineblaues Kleid mit einem eng anliegenden Oberteil, das die zart geschwungene Linie ihres Halses betonte und ihre Perlenkette, ein altes Familienerbstück, perfekt in Szene setzte. Es hatte etwas verdammt Prickelndes, sie in diesem eleganten Outfit zu sehen und gleichzeitig zu wissen, wie sie darunter aussah.

Mit einem leisen Fluch wandte er sich ab. Cool bleiben? Das konnte er vergessen. Nichts wie weg! Leider tauchte genau in diesem Moment Jackson Donovan neben ihm auf. Mo konnte den Kerl nicht ausstehen, und das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Jackson war schon in der Schule einer von diesen widerlichen Musterknaben gewesen, und das hatte sich nicht geändert, auch wenn aus dem mageren Streber inzwischen ein muskelbepackter Kerl geworden war.

Jackson begrüßte ihn mit Handschlag. „Mo, lange nicht gesehen!“

Mo verzog keine Miene, obwohl Jackson seine Finger kräftig quetschte. „Ich wusste gar nicht, dass du mit Malcolm befreundet bist.“

„Bin ich auch nicht. Ich bin mit Hadley hier.“

Mo traute seinen Ohren nicht. Ja, sie hatten Schluss gemacht, und zwar endgültig, wie es schien. Aber einen Besseren als den hätte Hadley doch allemal …!

Wie von Zauberhand stand sie plötzlich neben ihnen „Na, ihr?“ Sie küsste Jackson auf die Wange und begrüßte Mauricio dann mit einem Lächeln.

Er rang sich ebenfalls ein Lächeln ab. „Du siehst toll aus. Wie immer.“

„Danke, Mauricio. Macht es dir was aus, wenn ich dir Jackson entführe? Mutter möchte ihn ihrer Cousine vorstellen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, hakte sie sich bei Jackson unter und verschwand in der Menge.

Mo konnte die Augen nicht vom Schwung ihrer Hüften losreißen. Hatte sie immer schon so endlos lange Beine gehabt?

„Hast du da eben wirklich mit Jackson geplaudert, Bruderherz?“, fragte eine Stimme. Mos Bruder Diego tauchte auf und drückte ihm eine Flasche Bier in die Hand. Dankbar nahm er einen kräftigen Schluck.

„Mama hat mir befohlen, mich heute zu benehmen, und nach der Sache im vergangenen Herbst werde ich den Teufel tun und ihr noch einmal Schande machen.“

„Das hört man gern.“

„Außerdem kann ich schlecht allen Leuten aus dem Weg gehen, mit denen wir als Paar zu tun hatten.“

„Sehr vernünftig.“

Hoffentlich, dachte Mo. Zumindest gab er sich Mühe, sein Leben wieder in den Griff zu kriegen. Es war erst ein Jahr her, als er sich schier aufgerieben hatte bei dem Versuch, die Leitung seines Immobilienunternehmens hier im Texas Hill Country und die Arbeit für eine Reality-Show im Fernsehen in Houston sowie seine Beziehung mit Hadley unter einen Hut zu bringen. Hadley hatte zu der Zeit als Designerin bei einer renommierten Firma gearbeitet und war von ihrem Arbeitgeber gerade in die New Yorker Niederlassung versetzt worden. Damals war er bereits kurz vor dem Zusammenbruch gewesen, und die Sache mit Hadley hatte ihm den Rest gegeben.

„Falls du Lust hast, mal wieder was zu unternehmen“, fuhr Diego fort, „ich habe sturmfrei. Pippa ist diese Woche in London.“ Er führte eine Fernbeziehung mit Pippa Hamilton Hoff, der Geschäftsführerin eines weltbekannten britischen Juweliers, die zwischen London und Cole’s Hill pendelte.

„Großartig! Morgen Abend wollten wir die Holzgerüste für die ersten Häuser für ‚Homes for Everyone‘ aufbauen.“ Mauricio engagierte sich in jeder freien Minute für eine Organisation, die es Familien mit niedrigem Einkommen ermöglichte, ein eigenes Haus zu erwerben – nicht nur, indem er geeignete Grundstücke ausfindig machte, sondern er packte auch immer wieder tatkräftig mit an. „Da können wir jedes Paar Hände gebrauchen.“

Malcolm und Helena hatten inzwischen angefangen, ihre Geschenke auszupacken. Während die übrigen Gäste neugierig zusahen, hatte Mauricio nur Augen für Hadley. Heute hatte sie die üppigen dunklen Locken zu einem tief im Nacken sitzenden Knoten geschlungen. Ein paar Strähnen hatten sich bereits gelöst und umspielten ihr herzförmiges Gesicht. Während sie, aufs Äußerste konzentriert, über jedes Geschenk genauestens Buch führte, kaute sie auf der Unterlippe, bis von ihrem Lippenstift nichts mehr übrig war. Nicht dass sie den nötig hatte: Auch ohne Make-up sah sie absolut umwerfend aus.

Mauricios Blick wanderte tiefer und blieb schließlich an dem V-förmigen Ausschnitt ihres Kleides hängen. Das war keine gute Idee, musste er feststellen. Hätte er sich bloß niemals von Malcolm überreden lassen, Trauzeuge zu werden! Aber was tat man nicht alles für seinen besten Kumpel!

„Ich gehe kurz Luft schnappen“, erklärte er Diego und wandte sich ab.

Doch er kam nicht weit. Schon nach wenigen Schritten wurde er von Malcolm eingeholt. Sie kannten sich, seit sie im Alter von acht Jahren in derselben Polomannschaft gespielt hatten, und waren seither unzertrennlich. Nachdem Malcolms Vater früh verstorben war, hatte seine Mutter wieder angefangen zu arbeiten, und Malcolm hatte viel Zeit im Haus der Familie Velasquez verbracht. Inzwischen war er Teilhaber an Mauricios Immobilienfirma, und die beiden hatten sich auf die Fahne geschrieben, darauf zu achten, dass die Stadt, die sie beide liebten, kontrolliert wachsen konnte, ohne sich zum Nachteil zu verändern.

„Hiergeblieben!“, rief Malcolm. „Ich möchte ein Foto von allen Trauzeugen. Außerdem habe ich noch eine Überraschung für euch.“

„Wozu? Wir sind alle heilfroh, dass du endlich die Frau fürs Leben gefunden hast. Genügt das nicht?“

„Ich kann immer noch kaum glauben, dass sie Ja gesagt hat“, meinte Malcolm kopfschüttelnd. „Eigentlich ist Helena viel zu gut für mich, aber ich werde alles tun, damit sie ihre Entscheidung niemals bereut.“

Mauricio klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Na hör mal! Mit dir hat sie es doch wirklich gut getroffen.“

„Ich habe dich vorhin mit Hadley und Jackson gesehen.“

„Ja, es war fast gar nicht peinlich.“

Malcolm lachte. „Einer der wenigen Nachteile am Leben in Cole’s Hill: Man hat keine Chance, einer Ex aus dem Weg zu gehen. Helena hat mir übrigens aufgetragen, ein Auge auf dich zu haben. Tu mir den Gefallen und zettle bitte keinen Streit an. Nicht mit Hadley, nicht mit Jackson und schon gar nicht mit mir.“

„Keine Angst, die Zeiten sind vorbei. Ich habe nur eine schwierige Phase durchgemacht.“

„Na gut“, meinte Malcolm, „denn auch wenn es sich keine der Everton-Ladys anmerken lassen würde: Besonders gut sind sie nicht auf dich zu sprechen.“

Mo konnte es ihnen nicht verdenken. „Ich werde mich benehmen, versprochen.“

Er folgte Malcolm in einen großen Raum mit vielen gemütlichen Sitzmöbeln. Ein riesiges Panoramafenster eröffnete einen spektakulären Blick auf die Hügel dahinter, die über und über mit prächtig blühenden violetten Lupinen bewachsen waren.

Die Fotografin, Crissanne Moss, kündigte an, dass sie zunächst die Brautjungfern, danach den Bräutigam mit seinen Freunden und zuletzt die gesamte Gruppe fotografieren wollte. Crissanne war relativ neu in der Stadt. Sie war mit Ethan Caruthers verlobt, der um ein paar Ecken mit Mauricio verwandt war.

„Ich hasse Fotos“, schimpfte Malcolm, während sie warteten. „Es ist immer das Gleiche: Entweder ich fletsche die Zähne wie für eine richtig gruselige Zahncremewerbung, oder ich sehe aus, als würde man mich foltern.“

„Entspann dich“, riet Mauricio. „Schau zu Helena. Wenn du sie anlächelst, sieht das nie gruselig aus.“

„Na danke.“

Nachdem die Brautjungfern fotografiert waren, wurden Plätze getauscht. Als Mauricio sich dahin stellte, wo Crissanne ihn haben wollte, erhaschte er einen Hauch von Hadleys blumigem Parfum, und unwillkürlich atmete er tief ein. Crissanne machte erst ein klassisches Foto, dann eines, auf dem sie alle eine Grimasse schneiden sollten, und Mauricio schwor sich, sich so schnell nicht mehr fotografieren zu lassen.

Dann folgte das große Gruppenfoto mit dem Brautpaar in der Mitte. Es dauerte eine ganze Weile und gab einiges Geschiebe und Gedränge, bis die Fotografin alle so positioniert hatte, dass es ein ausgewogenes Bild ergab. Mit seinen knapp eins neunzig landete Mauricio wie praktisch auf jedem Gruppenfoto in der letzten Reihe. Crissanne ließ noch zwei Brautjungfern Plätze tauschen – und plötzlich stand Hadley direkt vor seiner Nase. Er wich so weit zurück, wie es ging, und richtete sich auf.

„Sehr schön. Wenn die Herren jetzt bitte noch die Hand auf die Schulter der Dame vor ihnen legen!“

Mo gehorchte. Sofort durchzuckte ihn ein elektrischer Schlag. Auch Hadleys linker Arm überzog sich mit einer Gänsehaut, wie er bemerkte, und sie zog fast unmerklich die Schultern hoch. Ihr Atem ging hastig, und ihr Hals und ihr Nacken waren leicht rosa. Mauricio überlief es heiß und kalt, aber er versuchte, diesen Umstand zu ignorieren. Das gelang ihm auch … bis Hadley sich umwandte und sich ihre Blicke kreuzten.

Ja, sie hatten sich getrennt, und nein, diesmal gab es keine Chance auf eine Versöhnung – dennoch sprühten die Funken zwischen ihnen. Das Prickeln war immer noch da. Und obwohl Mo wusste, dass er es schrecklich büßen würde, konnte er dem Drang nicht widerstehen, ganz zart den schmalen Streifen nackter Haut zu berühren, den der breite Träger ihres Kleides aussparte. Ihre Haut fühlte sich noch samtiger an als in seiner Erinnerung, und er spürte, wie Hadley zu zittern begann.

Dann war das Foto im Kasten, sie waren entlassen – und Hadley verschwand, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her.

2. KAPITEL

Eine winzige Berührung nur, und die letzten Monate schienen wie ausradiert. Hadley sah sich suchend im Saal um. Jackson fing ihren Blick auf und gab ihr ein Zeichen, sich draußen mit ihm zu treffen. Mühsam bahnte Hadley sich einen Weg durch die Menge, immer auf der Hut vor den mütterlichen Matronen, die nur darauf brannten, ihr einen gut gemeinten Rat zuteilwerden zu lassen. Draußen angekommen, atmete sie erst einmal tief durch. Sicher war nur das Gedränge im Haus schuld daran, dass sie so heftig auf Mo reagiert hatte. Leider prickelte ihre Haut immer noch an der Stelle, wo er sie gestreichelt hatte; immer noch spürte Hadley seinen Atem in ihrem Nacken.

„Na, du?“ Fürsorglich nahm Jackson ihren Ellbogen. „Sieht aus, als hättest du die Nase voll dem Theater da drinnen.“

Eine nette Geste … und Lichtjahre davon entfernt, so eine gewaltige Kettenreaktion in Hadleys ganzem Körper auszulösen wie die zarte Berührung von Mauricios Fingerspitzen. Das war das Problem.

Sie musterte Jackson. Sie waren schon ewig befreundet, seit der Highschool, als sie beide an dem International-Baccalaureate-Programm teilgenommen und mehrere Kurse zusammen belegt hatten. Klein und schmächtig war er gewesen, seine Brille viel zu groß für sein Gesicht. Seither hatte er sich enorm verändert. Um ehrlich zu sein, hatte er sich zu genau dem Typ Mann gemausert, der Hadley gefallen könnte. Wenn ihr Körper nur nicht nach diesem verfluchten Mauricio verlangen würde!

Vielleicht sollte sie einfach mit Jackson schlafen. Vielleicht reagierte sie nur deshalb so heftig auf Mauricios Berührung, weil er ihr erster und bisher einziger Lover war. Aber dann sah sie den Blick in Jacksons Augen und verwarf den Gedanken. Jackson war ein netter Kerl. Er hatte es nicht verdient, als Lückenbüßer missbraucht zu werden.

„Dein Blick sagt schon alles: Es wird nichts mit uns, oder?“, fragte Jackson.

Es war einer von diesen heißen Spätsommernachmittagen. Die Sonne knallte unbarmherzig auf sie hinunter, und es machte keinen Spaß, sich lange im Freien aufzuhalten. Genau das ging Hadley durch den Kopf, als sie über Jacksons Schulter hinweg sah, dass Mo auf die Terrasse des Country Clubs trat. Sie schüttelte den Kopf. Das mit ihnen war vorbei, und zwar schon, ehe es wirklich angefangen hatte.

„Es tut mir leid“, flüsterte sie, ohne genau zu wissen, ob sie mit Jackson sprach oder mit sich selbst. „Du …“

„Ich bin eben nicht Mauricio.“ Jackson redete nie lang um den heißen Brei herum. „Werde ich auch nie sein. Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen.“

„Das würde ich nie von dir erwarten. Ich glaube nicht, dass du sein willst wie er“, sagte sie. „Ich mag dich, Jackson.“

Er nahm Hadley bei der Hand, führte sie zu einer uralten Weide, deren dichtes Geäst wie ein Vorhang bis zum Boden herabfiel, und schob die Zweige zur Seite, sodass sie in den Schatten dahinter treten konnten. Sogar einigermaßen kühl war es in dieser natürlichen Laube. In der Ferne hörte man das melodische Plätschern eines Springbrunnens.

„Ich mag dich auch, Hadley, aber nicht genug, um mich damit zufriedenzugeben, die zweite Geige zu spielen. Es gab mal eine Zeit, da hätte ich mich vielleicht mit dieser Rolle begnügt, aber …“ Jackson ließ ihre Hand los.

„Unsinn, dafür bist du viel zu stark und selbstbewusst. Das bewundere ich an dir.“

„Aber das sind rein freundschaftliche Gefühle.“

„Ja. Hast du dir etwa mehr erhofft?“

„Nein. Es wäre natürlich ein Schlag ins Gesicht für Mauricio gewesen, wenn es zwischen uns gefunkt hätte und wir eines Tages heiraten würden, aber ich möchte unsere Freundschaft nicht gefährden.“

„Ich auch nicht“, sagte sie und nahm sein Gesicht in beide Hände. Auf dem markanten Kinn sprossen bereits nachmittägliche Bartstoppeln. Jacksons Augen waren grau und so ganz anders als die gefährlich glitzernden, dunklen Augen von Mauricio. Im Grunde entsprach Jackson exakt dem Typ Mann, in den sich Hadley gerne verliebt und den sie vielleicht sogar geheiratet hätte. Nur dass ihr Herz das anders sah. „Es tut mir leid.“

„Schon gut“, murmelte er. Dann zog er sie an sich und presste den Mund auf ihre Lippen. Hadley schloss die Augen und öffnete leicht den Mund. Seine Lippen schmeckten nach Minze, nicht unangenehm, aber der Funke fehlte. Sie empfand nichts. Gar nichts. Keine Chance, mit Jacksons Hilfe über Mo hinwegzukommen. Schon gar nicht, wenn sie daran dachte, was Mos flüchtige Berührung vorhin mit ihr angestellt hatte. Sosehr sie sich auch wünschte, dass es zwischen Jackson und ihr knisterte, das gewisse Etwas fehlte.

Er ließ sie los und schüttelte den Kopf. „Sehr bedauerlich. Wie’s scheint, ist es uns bestimmt, Freunde zu bleiben.“

Sie schmunzelte über die Wortwahl. „Ja, ich hatte auch auf mehr gehofft.“

„Schwindlerin!“, brachte er lachend hervor. „Gehst du wieder rein? Soll ich dich begleiten?“

Hadley schüttelte den Kopf. Sie hatte die Nase voll davon, die vornehme Dame zu spielen, nur um ihre Mutter bei Laune zu halten. Sie hatte keine Lust mehr, sich im selben Raum aufzuhalten wie der Mann, der ihre Sinne verrücktspielen ließ, oder sich von den Damen der High Society für ihren Mangel an Verehrern bemitleiden zu lassen. „Nein“, antwortete sie deshalb, „für heute habe ich meine schwesterliche Pflicht erfüllt.“

Also verabschiedete sich Jackson, und sie blieb allein im Schatten der Weide zurück. Am liebsten hätte sie auf irgendetwas oder irgendjemanden eingeschlagen. Auf Mauricio Velasquez zum Beispiel, der ihr den Appetit auf jeden anderen Mann verdorben hatte. Doch bevor sie in die Verlegenheit kam, ihren Frust laut hinauszubrüllen, beschloss Hadley, abzuhauen. Sie musste weg, weg von der Verlobungsparty, von ihren Eltern und vor allem weg von dem Mann, der viel zu häufig durch ihre Gedanken geisterte.

Mauricios erster Weg führte an die Bar. Wenn er das Bild von Hadley und Jackson beim Händchenhalten aus dem Kopf kriegen wollte, brauchte er einen härteren Drink, daher ignorierte er Diego, der ihm mit einer Flasche Bier winkte. Ja, er hatte jeden Anspruch auf Hadley verloren, und eigentlich war er der Meinung gewesen, dass er sich damit abgefunden hatte. Bis er sie berührt hatte.

In dem Moment hatte er kapiert, dass all seine Bemühungen in den Monaten nach der Trennung ihn nicht einen Schritt weitergebracht hatten. Der Funke war immer noch da. Vielleicht würde es helfen, noch einmal mit ihr zu schlafen, um die Sache ein für alle Mal abzuschließen, nur leider konnte er sich nicht vorstellen, dass Hadley für diese Idee zu begeistern war.