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Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Pädagogik - Schulwesen, Bildungs- u. Schulpolitik, Note: 2,0, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Wirtschaftspädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: Die berufliche Bildung gehört in den Staaten der Europäischen Union seit jeher zu dem Bereich, der sich vorwiegend durch nationale Konzepte, wie das duale System in Deutschland, und einem eher geringen internationalen Austausch auszeichnet. Jedes Land, in Deutschland sogar jedes Bundesland, hat sein eigene Bildungsstruktur und tut sich schwer andere Systeme zu akzeptieren. So benötigte es beispielsweise langjährige Einigungsprozesse, um nationale Bildungsabschlüsse wenigstens im Grundsatz international zu regeln und anzuerkennen. Durch die fortschreitende Globalisierung und Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere durch das Zusammenwachsen der europäischen Staaten, ergeben sich für Unternehmen neue Anforderungen und Chancen. Sie brauchen Weiterbildungskonzepte, um gegen die neuen Wettbewerber zu bestehen und um ihre Mitarbeiter auf den Einsatz im Ausland vorzubereiten. Aufgrund seiner Lage, seiner Geschichte, seiner Kultur und den vielfältigen Außenbeziehungen ist Frankreich eng mit Europa verbunden. Zusammen mit Deutschland bilden die beiden Länder die Hauptachsen der Europäischen Union. Sie sind einerseits bekannt als der "Motor" der europäischen Einigung und andererseits für ihre Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Wissenschaft. Im Oktober 2006 haben zum Beispiel beide Regierungen beschlossen, die Kooperation auf Zukunftsbereiche wie Energie, Klimaschutz, Weltraum und digitale Wirtschaft auszuweiten. An wirtschaftlichen Indikatoren, wie beispielsweise am Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder am Bruttonationaleinkommen (BNE) gemessen, ähneln sich beide Länder und im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten bilden sie mit Skandinavien wirtschaftlich gesehen die Spitze. Doch die Unterschiede in der Organisation der einzelnen Berufsbildungssysteme in der Europäischen Union sind enorm. Der Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich zeigt dies deutlich. So existiert in Deutschland ein duales System mit starker Einbindung der Wirtschaft und einem vergleichsweise geringen schulischen Teil der Ausbildung, welcher dezentral geregelt wird. In Frankreich hingegen ist die Bildung in einem überwiegend zentralisierten System geregelt, in dem der Staat auf allen Ebenen der Berufsausbildung eine wesentlich höhere Entscheidungsbefugnis als die Unternehmen hat. Dieses folgt aus einem Misstrauen des Staates gegenüber den Unternehmen, die oft nur ihre wirtschaftlichen Einzelinteressen verfolgen.
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Veröffentlichungsjahr: 2010
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3-Monats-Arbeit im Rahmen der Prüfung für Diplom-Handelslehrer an der
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ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AFPA Association pour la formation professionnelle des adultes ANIFRMO Association nationale interprofessionnelle pour la formation de la main d’oeuvre
Brevet d’études professionelles
Baccalauréat technologique
Brevet de technicien supérieur
Chambres de Commerce et d’Industrie
CEDEFOP Centre européen pour le développement de la formation professionnelle Collège d’ensiegnement secondaire
Centre de formation d'apprentis Confédération française démocratique du travail Confédération française de l'encadrement - Confédération générale des cadres
Confédération française des travailleurs chrétiens
Centres de formation professionnelle acclérée Confédération générale du travail Central Itelligence Agency Comité interministériel à l'intégration Contrat d'insertion dans la vie sociale CM Cours moyen
Commission nationale de la certification professionnelle
Diplôme approfondi de langue française
Diplôme d'études en langue française Droit individuel à la formation Départements d’Outre Mer Diplômes universitaires de technologie European Credits Transfer SystemEcole Franco-Allemande de Commerce et d'IndustrieVertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft Examen spécial d’entrée à l’université
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Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Fédération de l’éducation nationale Fonds national pour l’emploi
Fédération syndicale unitaire
Institut national de la statistique et des études économiques Instituts universitaires technologiques
Kultusministerkonferenzen
Ministère de l’Education Nationale Organisation for Economic Co-operation and Development Office public d'aménagement et de construction Les permanences d’accueil, d’information et d’orientation Répertoire national des certifications professionnelles Programme for International Student Assessment
Sciences et techniques médio-sociales
Sciences et techniques industrielles
Sections de techniciens supérieurs
Stages d’initiation à la vie professionnelle
Validation des acquis de l'expérience
Zones d’Education Prioritaire
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Die berufliche Bildung gehört in den Staaten der Europäischen Union seit jeher zu dem Bereich, der sich vorwiegend durch nationale Konzepte, wie das duale System in Deutschland, und einem eher geringen internationalen Austausch auszeichnet. Jedes Land, in Deutschland sogar jedes Bundesland, hat sein eigene Bildungsstruktur und tut sich schwer andere Systeme zu akzeptieren. So benötigte es beispielsweise langjährige Einigungsprozesse, um nationale Bildungsabschlüsse wenigstens im Grundsatz international zu regeln und anzuerkennen.
Durch die fortschreitende Globalisierung und Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere durch das Zusammenwachsen der europäischen Staaten, ergeben sich für Unternehmen neue Anforderungen und Chancen. Sie brauchen Weiterbildungskonzepte, um gegen die neuen Wettbewerber zu bestehen und um ihre Mitarbeiter auf den Einsatz im Ausland vorzubereiten. Aber warum erst bei der Weiterbildung anfangen? Sollte nicht auch die berufliche Erstausbildung schon auf die Anforderungen des europäischen Markts abzielen?
Aufgrund seiner Lage, seiner Geschichte, seiner Kultur und den vielfältigen Außenbeziehungen ist Frankreich eng mit Europa verbunden. Zusammen mit Deutschland bilden die beiden Länder die Hauptachsen der Europäischen Union. Sie sind einerseits bekannt als der "Motor" der europäischen Einigung und andererseits für ihre Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Wissenschaft. Im Oktober 2006 haben zum Beispiel beide Regierungen beschlossen, die Kooperation auf Zukunftsbereiche wie Energie, Klimaschutz, Weltraum und digitale Wirtschaft auszuweiten. An wirtschaftlichen Indikatoren, wie beispielsweise am Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder am Bruttonationaleinkommen (BNE) gemessen, ähneln sich beide Länder und im Vergleich zu den anderen europäischen Staaten bilden sie mit Skandinavien wirtschaftlich gesehen die Spitze.
Doch die Unterschiede in der Organisation der einzelnen Berufsbildungssysteme in der Europäischen Union sind enorm. Der Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich zeigt dies deutlich. So existiert in Deutschland ein duales System mit starker Einbindung der Wirtschaft und einem vergleichsweise geringen
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schulischen Teil der Ausbildung, welcher dezentral geregelt wird. In Frankreich hingegen ist die Bildung in einem überwiegend zentralisierten System geregelt, in dem der Staat auf allen Ebenen der Berufsausbildung eine wesentlich höhere Entscheidungsbefugnis als die Unternehmen hat. Dieses folgt aus einem Misstrauen des Staates gegenüber den Unternehmen, die oft nur ihre wirtschaftlichen Einzelinteressen verfolgen.
Doch das französische Berufsbildungssystem wird aufgrund der überaus hohen Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich als besonders problematisch gesehen. Im November 2005 zündeten erst unzählige Jugendliche u. a. Autos, Schulen und Turnhalten an, um ihre Perspektivlosigkeit zum Ausdruck zu bringen. Kurze Zeit später wurden verschiedene Bildungseinrichtungen von Studenten eingenommen, die dadurch die Rücknahme des Vertrages zur Ersteinstellung verlangten und schafften. Dieser Vertrag sollte u. a. eine Antwort auf die Uneinigkeiten vom November 2005 sein. Er beinhaltete eine Regelung zur Lockerung des Kündigungsschutzes für Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren, sodass Unternehmen eher bereit sein sollten junge Menschen einzustellen.
Es stellt sich also auf der einen Seite die Frage, warum ein so wirtschaftlich starkes Land solche großen Schwächen in der Berufsausbildung aufweist und auf der anderen Seite welche Stärken des französischen Bildungssystems auf Deutschland übertragbar wären. So gehören zu den französischen Reformbestrebungen bemerkenswerte Versuche, die nicht kopiert, aber verstanden werden sollten, um daraus Anregungen für die eigenen Reformbemühungen zu ziehen. Bislang wurde noch weitestgehend übersehen, dass Vergleiche der Ausbildungs- und Fortbildungssysteme sich ebenso fruchtbar erweisen wie Betriebsvergleiche in technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht.
Ziel dieser Arbeit soll es also sein, die Grundzüge und neueren Entwicklungen des französischen Berufsbildungssystem darzustellen, zu verstehen und zu analysieren sowie in Bezug auf die Ziele eines Bildungssystem mit dem deutschen System zu vergleichen und mögliche Rückschlüsse zu ziehen. Außerdem sollen auch die Tendenzen und Perspektiven des Systems u. a. in Hinblick auf die europäische Integrität erörtert werden, weil diese im Zuge der fortschreitenden Globalisierung immer wichtiger wird.
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Aufbau der Arbeit
Um dieses nicht einfache, aber wichtige Bildungssystem des Nachbarlandes zu verstehen ist es nötig seine geographischen Besonderheiten, seinen geschichtlichen Hintergrund, seine Bevölkerung und Kultur, sein politisches System und seine Volkswirtschaft in einem ersten Schritt kennenzulernen und anschließend zu erörtern. Dieses ist notwendig, da auch das Bildungssystem auf den Grundsätzen der Französischen Revolution von 1798 beruht. Anders gesagt lässt sich in der Praxis die Wirkungsweise eines Bildungssystems nicht losgelöst von jeglichen gesellschaftlichen Strukturen verstehen. Besonders in Frankreich sind die Eigenheiten des Bildungssystems eng mit bestimmten Merkmalen der französischen Gesellschaft verknüpft.
Nach Beschreibung der landeswissenschaftlichen Rahmenbedingungen sollen die Grundzüge des Bildungssystems kurz betrachtet werden. In diesem Abschnitt stellt sich die Frage, welche Ziele das System verfolgt und wie diese umgesetzt werden. Des Weiteren sollen die Stärken und Schwächen des Systems herausgestellt werden. Es soll geklärt werden, warum es zu hoher Jugendarbeitslosigkeit kommt und warum sich im Vergleich zu Deutschland nur wenige Jugendliche für eine alternierende Ausbildung, die der dualen Ausbildung ähnelt, entscheiden.
Anschließend wird das Berufsbildungssystem aus dem allgemeinem Schulsystem herausgegriffen und genauer erörtert. Hierbei wird der Fokus sowohl auf die Varietäten der beruflichen Erstausbildung als auch auf das französische Weiterbildungssystem gelegt. Der Begriff der beruflichen Bildung wird in Frankreich umfassend verstanden, sodass das französische Berufsbildungssystem auch Hochschulstudiengänge in diesen Begriff mit einschließt. Infolgedessen wird auch das Hochschulwesen unter dem Überbegriff des Berufsbildungssystems mit betrachtet. Der Trend der Vollzeitschulausbildung zieht sich auch durch das tertiäre Bildungssystem, was interessante Fragen aufwirft. Warum entscheiden sich so viele Schüler dazu eine schulische Vollzeitausbildung oder ein Hochschulstudium zu machen? Welches sind die Vor- und Nachteile dieser Ausbildungsform und mit welchen Problemen müssen sich das Tertiär- und Weiterbildungssystem auseinandersetzten?
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Im analytischen Teil dieser Arbeit geht es um einen Vergleich des deutschen und des französischen Bildungssystems. Hier steht das weitestgehend schulische Berufsbildungssystem in Frankreich dem traditionell gewachsenen Modell der dualen Ausbildung in Deutschland gegenüber. Interessant ist es zu betrachten, welche Bildungsziele generell von einem System verfolgt werden und wie jene dies- und jenseits des Rheins umgesetzt werden. Anders gesagt soll der Vergleich zunächst auf der institutionellen Ebene und anschließend auf curricularer Ebene erfolgen. Ein direkter Vergleich von ausgewählten Ausbildungsberufen soll beispielhaft die unterschiedlichen Kompetenzen der einzelnen Berufe beleuchten.
Im letzten Kapitel dieser Arbeit sollen die Tendenzen und Perspektiven des französischen Berufsbildungssystems betrachtet werden. Hierbei erscheint es sinnvoll und notwendig zunächst die innerschulischen Herausforderungen zu erläutern und anschließend die arbeitsmarkbezogenen Anforderungen zu erörtern. Hierbei soll u. a. untersucht werden wie sich Frankreich bzgl. der europäischen Integration, die in naher Zukunft immer wichtiger wird, positioniert.
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2. Landeswissenschaftliche Rahmenbedingungen
Ein Bildungssystem lässt sich nicht abstrakt ohne Betrachtung von gewissen Rahmenbedingungen verstehen. Vor allem in Frankreich sind die Besonderheiten und Eigenheiten des Bildungssystems eng mit bestimmten Merkmalen der französischen Gesellschaft verknüpft und laut IRIBARNE & IRIBARNE 1999 entspricht diese kaum der theoretischen Vorstellung einer „modernen“ Gesellschaft. So stoßen bildungspolitische Reformvorschläge meistens auf Widerstände und hartnäckige Ablehnung durch das französische Volk. Dieses lässt sich u. a. anhand der Geschichte erklären, die durch viele Volksaufstände geprägt ist. Anders gesagt ist ein Bildungssystem immer durch die geographischen, historischen, sozio-ökonomischen, rechtlich-organisatorischen und kulturellen Kontextbeziehungen des jeweiligen Landes gekennzeichnet. In Folge dessen werden diese Rahmenbedingungen im Folgenden erörtert.
Das Vorhandensein von Bodenschätzen und einer guten Infrastruktur haben einen unmittelbaren Einfluss auf ein effizientes Bildungssystem. Denn nur wenn Unternehmen investieren und produzieren können, benötigen sie Arbeitskräfte. Des Weiteren muss das Bildungssystem auf die geographischen Besonderheiten ausgerichtet sein. Da Frankreich aufgrund seiner Geographie über zahlreiche touristische Gebiete verfügt, ist es notwenig, dass es berufsbildende Schulen gibt, die speziell auf das Hotelfach ausgerichtet sind. Hierbei handelt es sich um ein sog.Lycée hôtelier et tourisme.
Mit einer Fläche von 544.000km² ist die französische Republik vor Spanien (504.782km²), Schweden (449.964km²) und Deutschland (356.800km²) das größte Land Europas. Sie grenzt an sechs Nachbarländern, im Norden an Belgien und Luxemburg, im Osten an Deutschland und die Schweiß, im Südosten an Italien und im Südwesten an Spanien (vgl. LAUTERBACHET AL.2007, S. F-15).
Die außerordentliche Landschaftsvielfalt bietet Frankreich erhebliche Vorteile. Zum einen liegt Frankreich im Westen direkt am atlantischen Ozean und im Süden am Mittelmeer, was besonders im Sommer viele Touristen anzieht und zum anderen sind das Zentralmassiv im Osten und die Pyrenäen im Süden zentrale
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Bestandteile Frankreichs.1Des Weiteren bildet die französische Republik im Zentrum Europas einen Kreuzungspunkt, der sich durch ein sehr gut ausgebautes Verkehrsnetz auszeichnet. Die östlichen Regionen liegen direkt am weiträumigen Industrie- und Siedlungsgebiet von Belgien, Luxemburg und Deutschland und der Nordwesten ist nicht weit von den Industriezonen Großbritanniens entfernt. Neben den Grenzen zum Atlantik und dem Mittelmeer besitzt die französische Republik noch einen Zugang zur Nordsee und zum Ärmelkanal. Diese ausgedehnten Küsten, die sich über 5.500km erstrecken, erleichtern die Beziehungen zu Nordeuropa, den Vereinigten Staaten, Lateinamerika und Afrika (vgl. MINISTÈREDESAFFAIRES ETRANGÈRES 2000, S. 7).
Ebenso wie für die touristischen Küsten ist Frankreich auch für sein reichhaltiges Kulturerbe und für die vielfältigen Landschaften bekannt. Im Westen der Diagonale der Städte Bayonne bis Sedan ist das Relief mit einer Höhe von 200m relativ flach. Die südöstliche Region ist dagegen wesentlich gebirgiger. Manche Alpenketten haben sehr hohe Gipfel und sehr schmale Täler, was ein erhebliches Hindernis für das Verkehrsnetz darstellt (vgl. MINISTÈREDESAFFAIRES ETRANGÈRES 2000, S. 9f.).
Bezüglich der Flüsse Frankreichs sind die bekanntesten die Loire (1.012km), die Garonne (575km), die Seine (776km) und die Rhône (522km). Diese bilden wichtige Verkehrsadern und haben dementsprechend auch eine besondere Bedeutung für die industrielle und städtische Entwicklung des Landes. Auch der Rhein, der die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich bildet, hat eine zentrale Bedeutung, denn er ist einer der wichtigsten Schifffahrtswege auf der Welt.
Betreffend des Bodens in Frankreich liefert dieser zwar viele Baumaterialien, wie Kies, Sand und Kalk sowie Rohstoffe, wie zum Beispiel Porzellanerde, Talk, Schwefel, Salz und Kali, aber Energiequellen und Erze sind kaum vorhanden. So decken die Erdöl- und Erdgasvorkommen weniger als 5% des französischen Bedarfs. Des Weiteren geht die Kohleproduktion ständig zurück und alle Bergwerke sind bereits geschlossen. Allerdings besitzt Frankreich relativ viele Wasserkraftwerke, wobei der Bau dieser Anlagen bereits abgeschlossen ist (vgl. MINISTÈREDESAFFAIRES ETRANGÈRES 2000, S. 14).
1Schaubild: Frankreich (geographische Karte) siehe Anlage 1
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Bezüglich des Klimas liegt Frankreich zwischen dem 41. und 52. nördlichen Breitengrad am westlichen Rand des eurasischen Kontinents und gehört somit der klimatisch gemäßigten Zone an. Das Klima in Frankreich ist besonders durch den Einfluss des Meeres besonders vielfältig. So ist im Westen zum Beispiel das Seeklima, welches sich durch regelmäßig auftretende Niederschläge, die durch die atlantischen Tiefs hervorgerufen werden, vorherrschend. Zum Landesinnern hin nimmt der Einfluss des atlantischen Ozeans ab. Im Elsass ist somit der kontinentale Einfluss, mit heißem, gewitterreichem Sommer, kälterem Winter und weniger Niederschlägen, bestimmend. Schließlich herrscht Mitterlmeerklima an der Côte d’Azur und auf Korsika, welches durch wolkenlosen Himmel, einen heißen und trockenen Sommer und einen milden Winter gekennzeichnet ist (vgl. MINISTÈREDESAFFAIRES ETRANGÈRES 2000, S. 9f.).
Bevor Frankreich durch Julius Caesar erobert wurde, bewohnten keltische Stämme, oft auch Gallier genannt, das Land. Mit der Eroberung der Römer zivilisierte sich das Land, eine erste gallo-romanische Kultur entstand, Straßen und Schulen wurden gebaut und eine gemeinsame Sprache wurde gesprochen. Dadurch, dass die Römer Schulen errichteten und die Infrastruktur des Landes verbesserten, ging die vulgärlateinische, romanische Sprache mit keltischen Substrateinflüssen2als Siegersprache im Konflikt zwischen der lateinischen und keltischen Sprache hervor. Damit zählt die französische Sprache heute zu den romanischen Sprachen, obwohl die Bevölkerung nicht überwiegend römischer Abstammung ist. Allerdings ist die keltische Sprache nicht ausgestorben. In der heutigen Bretagne gibt es eine Minderheitensprache, dasBréton,welches eine keltische Sprache ist und als Regionalsprache in der Bretagne unterrichtet wird (vgl. GECKELER & DIETRICH 1995, S. 139ff.).
Unter dem Frankenkaiser „Karl der Große“ bzw. „Charlemagne“ entstand das Westfränkische Reich, welches den Kern des späteren Frankreichs bildete. Einerseits konnte dieser Kern seine Grenzen ab dem 14. Jahrhundert nach
2Ein „sprachliches Substrat“ liegt vor, wenn in einer bestimmten Region eine Sprache von einer
anderen überdeckt wird, allmählich aufgegeben wird und dabei in der siegreichen Sprache Spuren
hinterlässt (vgl. Geckeler und Dietrich 1995, S. 139ff.).
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Nordosten, Osten und Südosten ausdehnen und anderseits gelang es den französischen Königen schrittweise eine starke Zentralgewalt zu errichten, sodass Frankreich eine Vormachtstellung in Europa erringen konnte (vgl. LAUTERBACHET AL.2007, S. F-15).
Unter der Regierung von Louis XIV, dem Sonnenkönig, erreichte Frankreich im 17. Jahrhundert den Höhepunkt des Absolutismus. Jener Monarch prägte den Spruch „l’Étatc’est moi“3und machte sich und seine höfischen Anhänger somit zu einer beinahe allmächtigen Zentralverwaltung. Die Lebensart der letztgenannten wurde zum allgemeinen Bildungsideal des gesamten europäischen Adels. Doch das französische Volk setzte sich zur Wehr und schaffte mit dem Schlachtruf „Liberté,Egalité, Fraternité“4in der Französischen Revolution von 1789 die Vormachtstellung des Adels ab. Seither ist der „Sturm auf die Bastille“ vom 14. Juli 1789 der französische Nationalfeiertag. Die Zeit nach diesem Ereignis wurde geprägt durch die Terrorherrschaft der Jacobiner, die jeden, der sich gegen die Revolution stellte, ohne Prozess hinrichteten. Eine weitere Folge war, dass die Kirchen geschlossen wurden und somit der Unterricht, der bisher von der Kirche getragen wurde, abgeschafft werden musste. Diese Herrschaft hielt an bis 1804 Napoléon I. zum Kaiser gekrönt wurde. Dieser versuchte während seiner Kaiserherrschaft (1804-1815) ganz Europa einzunehmen. Er scheiterte allerdings in Russland, wurde später nach Elba verbannt und starb auf Sankt Helena (vgl. GROßE 1996, S. 330ff.).