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Während Pascal Weber nach einem Autounfall schwer verletzt im Krankenhaus liegt, wird er mit seiner unrühmlichen Vergangenheit konfrontiert. Gelingt ihm trotzdem der Weg zurück ins Leben?
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Seitenzahl: 40
Veröffentlichungsjahr: 2019
Über den Autor:
Herbert Glaser, geboren 1961, arbeitet als Sounddesigner bei einem Münchner Fernsehsender.
Nach erfolgreichem Abschluss eines einjährigen Online-Kurses über das Verfassen von Kurzgeschichten schreibt er regelmäßig eigene Texte.
Einige seiner Erzählungen wurden bereits in Anthologien veröffentlicht.
Im September 2018 konnte er die Monatsausschreibung und die Ideenwertung des Schreiblust-Verlages gewinnen.
Er ist Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt mit seiner Frau nördlich von München.
NEUSTART ist sein erster Roman.
Herbert Glaser
NEUSTART
Eine gescheiterte Existenz. Ein schrecklicher Unfall. Ein Neubeginn?
© 2019 Herbert Glaser
Umschlaggestaltung: Herbert Glaser
Lektorat: Petra Hennebach
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7482-1661-2
Hardcover:
978-3-7482-1662-9
e-Book:
978-3-7482-1663-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
PROLOG
Nachdem sein Wagen das Brückengeländer durchbrochen hatte, nahm Pascal Weber die Hände vom Lenkrad, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Wie aus einem U-Boot glitt das Scheinwerferlicht durch die Dunkelheit der Nacht. Dabei beleuchtete es eine Gruppe von Bäumen, die nichts ahnten von der bevorstehenden Katastrophe.
Teil 1
Der Tsunami in seinem Kopf riss alle Gedanken fort. Die gigantische Welle brach an den Küsten des Bewusstseins, wich wieder zurück und bildete einen unendlichen Ozean aus Erinnerungen und Emotionen.
Berührungen.
Zupackend. Grob. Kalt.
Hände und Maschinen pumpten Blut und Sauerstoff durch den leblosen Körper.
Blitze durchzuckten ihn.
Dem Chaos entrissen stieg er unaufhaltsam empor und trieb unter der schäumenden Oberfläche seines Verstandes dahin.
Gefangen in einem Nebel aus Schmerz- und Narkosemitteln.
Schläuche saugten Flüssigkeiten aus seinem Körper ab, als wollten sie sich von ihm ernähren.
Messgeräte überwachten Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung, Körpertemperatur und Gehirnströme. Eine Lungenmaschine, rasselnd wie ein alter Schiffsdiesel, pumpte unablässig.
Rhythmische Lebensbewahrer, die alle ihrem eigenen Takt folgten.
Der Missklang der Geräte drang nur gedämpft zu Laura durch, während sie ausdruckslos durch eine Scheibe der Intensivstation starrte.
„Er wird also durchkommen“, bemerkte sie mehr zu sich selbst als zu dem Arzt, der hinter ihr stand.
„Ja“, bestätigte der ruhig, „Sein Zustand war wegen innerer Verletzungen lange kritisch. Nach der Notoperation ist er aber außer Lebensgefahr. Welche Langzeitfolgen durch den Trümmerbruch des Beines bleiben, ist noch nicht abzusehen. Die Kopfverletzungen sind zum Glück weniger gravierend, er sollte daher bald zu Bewusstsein kommen.“
„Schön.“ Abrupt machte Laura auf dem Absatz kehrt, als wollte sie weiteren Ausführungen des Mediziners zuvorkommen. Sie bemerkte seine leichte Irritation.
„Das ist wirklich eine gute Nachricht“, schob sie fast schuldbewusst hinterher. „Es ist nur … ich habe damit nichts mehr zu tun. Wir sind seit über sechs Monaten geschieden.“
Mit unbewegter Miene sah er sie an.
„Mir ist unklar, warum ich angerufen wurde.“
„Das ist einfach zu erklären“, erwiderte er mit nun deutlich distanzierterer Tonlage, „im Portemonnaie hat man eine Notiz von ihm gefunden.“
Laura hob fragend die Hände.
„Er wollte, dass Sie bei einem Notfall benachrichtigt werden … ausschließlich Sie!“
Sie lachte kurz auf. „Das sieht ihm ähnlich.“
Der arktische Blick des Arztes nötigte ihr eine Rechtfertigung ab.
„Sie halten es für eine sentimentale Geste? Glauben Sie mir, es ist nur eine weitere Gemeinheit mir gegenüber.“
Mit einer Handbewegung wischte sie das Thema beiseite, sah ein letztes Mal zu ihrem verschlauchten Ex-Mann und ging zur Tür. „Danke Doktor Fiedler, ich informiere jetzt unseren Sohn.“
Roman lief durch kahle Flure, die kein Ende zu nehmen schienen. Hinter Deckenverkleidungen verborgene Leuchten spendeten neutralweißes Licht. Irritiert blieb er vor einer Durchgangsschleuse mit der Aufschrift IMC stehen. Als er gerade umkehren wollte, näherte sich eine Krankenschwester mit schnellen Schritten.
„Entschuldigung … “
Wortlos ging die Schwester an Roman vorbei.
„Entschuldigen Sie bitte … ich suche meinen Vater.“
Sie öffnete hastig eine Tür, während sie sich zu ihm umdrehte. „Ihren Vater?“
„Pascal Weber … er hatte ein Verkehrsunfall.“
„Weber … ach ja … warten Sie … bin gleich bei Ihnen.“
Einige Minuten später passierten beide die Durchgangschleuse.
„Liegt er nicht mehr auf der Intensivstation?“
„Wir befinden uns hier im sogenannten Intermediate Care-Bereich, der Bindeglied zwischen Intensivpflegestation und Normalstation ist. Ihr Vater atmet wieder selbstständig, sein Zustand ist stabil. Die Ärzte haben entschieden, ihn hierher zu verlegen, wo er weiterhin lückenlos überwacht wird.“
Roman zupfte imaginäre Fussel vom Ärmel. „Aber er ist noch nicht aufgewacht?“
Die Schwester schüttelte den Kopf und deutete auffordernd zur Tür.
Zögernd drückte der junge Mann die Klinke hinunter und betrat das Zimmer. Ein Sonnenstrahl lugte durch die halb geöffnete Jalousie und warf gelbe Streifen in den Raum, der mit modernster Technik ausgestattet war. Auf einem Vitaldatenmonitor wurden Kurven und Ziffern vor dunklem Hintergrund laufend aktualisiert.
Roman trat an das Krankenbett. Aus dem linken Bein ragte ein Fixateur externe, ein mit Schrauben fixiertes Metallgestänge.
„Man hat mir gesagt, dass niemand weiß, warum mein Vater noch nicht aufgewacht ist. Wie lange kann so etwas dauern?“