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Gay Dystopian Fantasy In einer Welt, in der nur noch das Recht des Stärksten zählt, sind Nevios dafür verantwortlich, das Gleichgewicht zwischen den Mächten auszubalancieren. Genetisch perfektionierte Krieger, die einsam durch die Großstadtdschungel schleichen, auf der Jagd nach der Beute, die ihnen zugewiesen wird. Sie unterliegen einem strikten Kodex, und wer ihn nicht einhält, wird selbst zum Opfer. Ilai ist einer von ihnen. Sein jüngster Auftrag ist nicht zu bewältigen, ohne den Kodex zu brechen. Genauso ist es unmöglich, den Auftrag abzubrechen. Ein Nevio versagt niemals! Während er nach Lösungen sucht, stolpert er über Yue – ein Nont. Ebenso genetisch modifiziert, gelten Nonts als Irrläufer der Wissenschaft. Sie besitzen Fähigkeiten, die an Magie grenzen und sind zugleich die Schwächsten der Schwachen. Ilai erkennt sofort, dass Yue die Antwort auf all seine Gebete ist, die er niemals aussprechen würde. Beten ist sinnlos, denn die Götter dieser Welt, sie sind müde … Ca. 72.000 Wörter Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte knapp 366 Seiten.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
In einer Welt, in der nur noch das Recht des Stärksten zählt, sind Nevios dafür verantwortlich, das Gleichgewicht zwischen den Mächten auszubalancieren. Genetisch perfektionierte Krieger, die einsam durch die Großstadtdschungel schleichen, auf der Jagd nach der Beute, die ihnen zugewiesen wird. Sie unterliegen einem strikten Kodex, und wer ihn nicht einhält, wird selbst zum Opfer.
Ilai ist einer von ihnen. Sein jüngster Auftrag ist nicht zu bewältigen, ohne den Kodex zu brechen. Genauso ist es unmöglich, den Auftrag abzubrechen. Ein Nevio versagt niemals!
Während er nach Lösungen sucht, stolpert er über Yue – ein Nont. Ebenso genetisch modifiziert, gelten Nonts als Irrläufer der Wissenschaft. Sie besitzen Fähigkeiten, die an Magie grenzen und sind zugleich die Schwächsten der Schwachen. Ilai erkennt sofort, dass Yue die Antwort auf all seine Gebete ist, die er niemals aussprechen würde. Beten ist sinnlos, denn die Götter dieser Welt, sie sind müde …
Ca. 72.000 Wörter
Im normalen Taschenbuchformat hätte diese Geschichte knapp 366 Seiten.
Müde Götter
von
Sonja Amatis
Inhalt
Kapitel 1: Unten am Fluss
Kapitel 2: Verwirrte Gespräche
Kapitel 3: Barbekanntschaften
Kapitel 4: Geschäftiges Treiben
Kapitel 5: Jailhouse Rock
Kapitel 6: Pflichterfüllung
Kapitel 7: Angriff
Kapitel 8: Verloren in Tokio
Kapitel 9: Elok Norek
Kapitel 10: Eine rechtlose Welt
Kapitel 11: Gebrannte Seelen
Kapitel 12: Der große Coup
Epilog: Neue Regeln
ue hasste sein Leben.
Nicht immer, nicht jeden Tag. Selbst heute hatte er schon einige gute Momente gehabt.
Jetzt gerade allerdings, in diesem Augenblick, hasste er es mit der gesamten Leidenschaft seiner vierunddreißig Jahre alten Seele.
„Verdammte Scheiße!“, brüllte er.
Nicht, dass irgendjemand ihn hören konnte. Abgesehen von Fischen natürlich. Wobei es gar nicht mehr so viele Fische in der Themse gab, heutzutage. Wen der Klimawandel noch nicht geschafft hatte, dem gab der Industrieschlamm den Rest.
Yue kämpfte noch ein bisschen. Er wehrte sich meistens, wenn er starb. Instinkte, Überlebenswillen, all das galt eben auch für ihn. Ein wenig hatte es zudem mit Stolz zu tun. Sterben war jedes Mal eklig und sehr, sehr peinlich und brachte tausende Unannehmlichkeiten mit sich. Da wollte er nicht einfach aufgeben und es über sich ergehen lassen! Fluchen, schimpfen, strampeln. So gut es möglich war, wenn man verschnürt wie ein Postpaket über Bord geworfen wurde.
„Bastarde! Dreckschweine! Euch soll der Blitz beim Scheißen treffen!“
Während er fluchte, traf ihn die Bugwelle eines Schiffes und drückte ihn mit dem Kopf unter Wasser. Weil er zu spät aufhörte zu schreien, atmete er unwillkürlich ein.
Die ätzende Drecksbrühe des Flusses brannte ihm die Lunge weg. Yue versuchte zu husten, befand sich bloß leider noch immer unter Wasser. Na ja, das war es dann also mal wieder. Er wusste nicht, wie oft er schon gestorben war. Tausende Male, und ausschließlich gewalttätig. Manchmal sehr schnell. Meistens langsam und qualvoll. Ertrinken war so mittelmäßig. Nicht hübsch, natürlich nicht, aber besser, als lebendig ausgeweidet zu werden. Ungeduld mischte sich unter die Todesangst. War irgendwie blöd, wenn man das Ganze schon häufig genug durchgemacht hatte, dass man noch Ressourcen zum bewussten Denken freisetzen konnte. Der zerreißende Druck auf der Brust, das Hämmern seines verzweifelt ums Überleben kämpfende Herzens, dieses gottverdammte Brennen … Hallo? Warum zur Hölle war er denn jetzt immer noch bei Bewusstsein? Flimmern vor den Augen, bleierne Schwere in den Gliedmaßen, das Sichtfeld schrumpfte rasant … Ja bitte, so lobte er sich das! Ein letztes Krümmen …
Dann war es vorbei.
Bis in einer Stunde, du beschissene Welt!
Ilai hockte stumpf brütend am Flussufer und starrte auf das in der Sonne glitzernde Wasser. Es sah recht hübsch aus, das musste er zugeben. Normalerweise machte er sich nicht viel aus dieser verseuchten Pestbrühe, die von der Regierung weitestgehend aufgegeben worden war. Gelegentlich versuchte man sein Glück mit Kläranlagen oder neuen Gesetzesvorgaben für die Industrie, die sich an der gesamten Themse rauf und runter drängelte wie ein Rudel obdachloser Streunerhunde um den Kadaver einer toten Ratte. Da es keine Leute gab, die die Einhaltung dieser Gesetze und Vorschriften kontrollieren konnten, ignorierten die Vorstände das Ganze mit freundlichem Desinteresse.
Natürlich wohnten die mit ihren Familien auch nicht in den entsprechenden Vierteln von London.
Es war dramatisch abwärts gegangen, seit die Sunak-Regierung im Jahre 2023 beschlossen hatte, vorübergehend aus der Klimawendepolitik auszusteigen. Es sollte der Partei die nächste Wahl sichern und man hatte sich auf stabilen Grund gewähnt. War England doch zu diesem Zeitpunkt führend in der Klimapolitik gewesen, sämtliche Industrien hatten investiert, um das große Ziel der Klimaneutralität im Jahre 2050 zu erreichen.
Eigentlich konnte man der Sunak-Regierung auch keinen Vorwurf machen. Es hatte schon Jahre zuvor begonnen, als irgendjemand die merkwürdige Idee hatte, Großbritannien müsse aus der Europäischen Union aussteigen. Brexit hatte man das damals genannt, und obwohl schnell klar war, dass dies eine wirklich, wirklich schlechte Idee war, hatte man das Ding durchgezogen, die Wirtschaft damit auf die Knie gezwungen und beim Versuch, diese irgendwie zu retten, den Sozialstaat vernichtet. Was das Volk unschön fand. Nun, ein Kieselsteinchen nach dem anderen kam ins Rollen und heute, viele Jahrzehnte später, war der Zug vor die Wand geprallt. Ziemlich gründlich und ziemlich aussichtslos. Tatsächlich war es ein weltweiter Zustand, diese Aussichtslosigkeit, auf ihrer hübschen Insel allerdings deutlich drastischer als an vielen anderen Orten.
Aussichtslos war auch gerade sein eigenes Dasein. Er hatte einen Job zu erledigen und nicht die geringste Ahnung, wie er das schaffen sollte. Normalerweise konnte er sich auf seine Fähigkeiten verlassen. Fähigkeiten, die ihn zu einem erstklassigen Nevio machten – ein albernes Kunstwort aus den Begriffen never – nie, niemals; new – neu; primo – der Erste. Es steckte zu viel in diesen paar Buchstaben und zu viel in dem, was das Wort bedeuten sollte. In Kurzfassung war er ein Mann für jene Art von Aufgaben, die normale Menschen nicht übernehmen konnten. Ein Geheimagent. Ein Assassine. Ein Spion. Alles zusammen und eigentlich nichts davon.
Im Augenblick war er ein gestrandeter Vollidiot, der versagt hatte. Leider gehörte Versager nicht mit auf die Liste der vielen Definitionen. Nevios versagten nicht. Sie bekamen einen Job zugewiesen und erledigten ihn. Manchmal, ganz selten, starben sie, bevor sie Erfolg hatten. Zumeist, wenn ein feindlicher Nevio ihnen in die Quere kam. Insgesamt waren solche Dummheiten nicht vorgesehen, und dennoch, hier saß er, wusste nicht weiter und starrte darum auf den Fluss. Es beruhigte ihn ein wenig. Vorhin hatte er noch an Selbstmord gedacht. So wie die japanischen Krieger in der grauen Vorzeit, die sich das Schwert in den Bauch gestoßen hatten, wenn sie ihre Ehre verloren.
Nun ja. Er war kein Japaner, er war kein mystischer Krieger und vollkommen aussichtslos war es schließlich auch nicht. Manchmal brauchte es bloß eine neue Perspektive, um ein Problem lösen zu können. Oder geeignete Hilfsmittel.
Ilai erhob sich, klopfte sich den Dreck von der Hose und ging ein wenig am Flussufer entlang. Bewegung half beim Denken. Klar, sein Hauptproblem würde sich mit Denken allein nicht lösen lassen, aber vielleicht fiel ihm irgendetwas anderes Nützliches ein, wer wusste das schon.
Sein Blick fiel auf ein unförmiges Etwas, das in Ufernähe im Wasser trieb. Ilai blieb stehen. War das eine Leiche? So etwas wäre nicht selten. Selbstmörder sprangen gerne von den Brücken. Am liebsten natürlich von der guten alten Tower Bridge. Mit rund fünfzig Meter Höhe konnte man wenigstens halbwegs sicher sein, dass man den Aufprall nicht überlebte. Neugierig ging er näher heran. Ja. Eindeutig ein Leichnam. Sah sogar noch ziemlich frisch aus. Er hatte schon andere gesehen, die mehrere Tage im Wasser herumgetrieben waren. Kein appetitlicher Anblick!
Ilai stieg auf einige herausragende Steine und kam so nah an den Toten heran. Ein junger Mann, wie es schien. Dunkles Haar verdeckte das Gesicht, trotzdem hatte Ilai spontan einen Eindruck von asiatischer Herkunft. Hm – man hatte dem Toten die Arme auf den Rücken gefesselt. Das bedeutete, er war ermordet worden. Jetzt war Ilais Interesse definitiv geweckt, schon weil es ihn von seinem eigenen Elend ablenkte. Er packte den toten Körper und zerrte ihn ächzend ans Ufer. In der Tat, es war ein asiatischer junger Mann, mindestens zwei Köpfe kleiner als Ilai, sehr schmal gebaut, vielleicht Anfang zwanzig, wenn es hochkam. Er trug dunkle Kleidung, ärmlich, zerrissen. Die blauschwarzen Haare waren im Nacken kurz rasiert, alles andere länger, sodass sie die Stirn bedeckten. Eine seltsame Frisur, die vor fünfzehn, zwanzig Jahren mal kurzzeitig beliebt gewesen war.
Ilai registrierte die dünnen Handschuhe, die der Mann trug und wusste bereits, was er sehen würde, noch bevor er ihn auf den Rücken drehte und die Stirn freilegte: Ein rundes Brandmal, ineinander verschlungene Knoten, die vage an ein keltisches Symbol erinnern sollten. Ein Zeichen für ewiges Leben. Das Schandmal der Nonts.
Sieh mal einer an!
Nonts waren das Abfallprodukt des gleichen Entwicklungsprozesses, aus dem die Nevios hervorgegangen waren. Genetische Supermodifizierung. Das Ziel waren Superkrieger gewesen. Übermenschen, die Aufgaben übernehmen sollten, die für normale Leute nicht zu bewältigen waren. Natürlich hatte es tausende Fehlversuche gegeben. Die erste interessante, vielversprechende Baulinie waren Menschen gewesen, die Hypersensibilität auf ein galaktisches Level anhoben. Extreme Sinnesschärfe. Leider derartig extrem, dass diese armen Geschöpfe bereits im Kleinkindalter den Verstand verloren, wenn man sie nicht permanent in einem Clean Room hielt. Keine Geräusche, keine Gerüche, keine visuellen Reize. Die geringste Abweichung von der Nulllinie konnte zu epileptischen Anfällen führen, zu stundenlangen Schreianfällen. Da Menschen natürlich selbst durch Organtätigkeit und Bewegung Reize produzierten, mussten diese Kinder permanent sediert bleiben, bis sie endlich irgendwann von ihrem Leid erlöst wurden.
Die Folgegeneration war schon brauchbarer. Nicht so extrem überreizbar, viele von ihnen lernten, mit ihren starken Sinnen umzugehen. Allerdings stellte man sehr frustriert fest, dass auch diese Versuchsreihe fehlerhaft war – an irgendeinem Punkt in der Pubertät entwickelten sie schlagartig die Fähigkeit, durch simple Berührung Gedanken, Empfindungen, Wissen aufzufangen, gleichgültig ob sie ein Lebewesen oder einen Gegenstand berührten. Sie erfuhren alles, was es zu wissen gab. Ein Talent, das man Psychometrie nannte. Wieder verloren reihenweise Versuchsobjekte den Verstand und diese Kreaturen erhielten ihren Namen: Nont stand für Non-Touchable. Im Sinne von „Bloß nicht anfassen“.
Der interessanteste Aspekt zeigte sich, als man versuchte, diese Nonts zu retten, indem man in ihr Gehirn eingriff, um die Aktivierung der psychometrischen Empfänglichkeit zu dämpfen, möglichst ohne sie umzubringen oder sie in sabbernde Idioten zu verwandeln. Jeder einzelne Nont, der einen hirnchirurgischen Eingriff erhielt, wurde anschließend unsterblich. Unkaputtbar. Man konnte sie verstümmeln, sie umbringen, sie wachten jedes Mal nach einer Stunde wieder auf, und sämtliche Zellen ihres Körpers befanden sich wieder in exakt jenem Zustand, in dem sie unmittelbar vor der Operation gewesen waren. Diese Nonts alterten nicht. Narben verschwanden, sobald sie aus dem Todesschlaf wiedererwachten. Verstümmelte oder abgetrennte Gliedmaßen wuchsen nach. Selbst die Haarlänge kehrte auf den Urzustand zurück. Endgültig vernichten konnte man sie nur, indem man ihnen den Kopf abschlug.
Die Versuchsreihe war noch jahrelang weitergeführt worden, weil man wissen wollte, wie sich die Psyche verhielt, wenn der Körper wiederholt starb und einem biologischen Reset unterzogen wurde, und es blieb die Hoffnung, sie doch noch reparieren zu können. Dabei hatten eine Reihe von Nonts die Flucht geschafft.
Niemand wusste, wie viele von ihnen frei herumliefen. Man erkannte sie an dem Brandzeichen, das sie bei Geburt erhielten und sie waren beliebte Jagdobjekte. Es galt als Sport, sie zu fangen, zu foltern und wiederholt umzubringen. Besonders reiche Jugendliche zogen nächtelang durch die Straßen, um Nonts zu finden und sich dabei zu filmen, wie sie mit ihnen „spielten“. Vor einigen Jahren hatte es da einen Hype gegeben. Mittlerweile war dies ein Großereignis, denn es waren kaum noch welche übrig, zumal es keinen Nachschub mehr gab – die Experimente wurden eingestellt.
Nachdenklich musterte Ilai den jungen Mann. Es war nicht unbedingt davon auszugehen, dass er bei vollem Verstand war. Andererseits waren diejenigen, denen die Flucht gelungen war, von Natur aus die widerstandskräftigsten Exemplare.
„Du bist die Antwort auf all meine Gebete“, brummte er und schnitt die Fesseln durch, die Hand- und Fußgelenke grausam zusammenschnürten. Pläne formten sich in seinem Kopf. Wunderschöne, detaillierte Pläne, die den Erfolg seiner Mission garantieren sollten. Nicht dass Ilai jemals Zeit und Atem für ein Gebet verschwenden würde. Es gab nur einen Gott in dieser Welt, der noch nicht vor Erschöpfung aufgegeben hatte, sich um die Menschheit kümmern zu wollen: Geld. Geld war Macht. Macht war absolut.
Leise summend kramte Ilai ein weißes Band aus flexiblem Material aus der Tasche. Es war vollgestopft mit Elektrotechnik. Er aktivierte es mit einem Irisscan, fütterte es per Fingerdruck mit seiner DNA. Somit erkannte das Band ihn als alleinigen Besitzer an, nur er konnte es öffnen und schließen. Den Prozess wiederholte er an seinem Fundstück. Als er ihm dafür ein Augenlid hochzog, bemerkte er eine sachte Bewegung. Kurze Überprüfung – jawohl, das Herz hatte zu schlagen begonnen. Sekunden später atmete der junge Mann tief ein. Seine Gesichtsfarbe wechselte von ungesund-stumpfem Grau zu einem belebten Porzellanfarbton. Er erwachte. Nun, das störte Ilai nicht weiter. Ohne jede Hast legte er ihm das DNA-Erkennungsband an. Es wies ihn als rechtmäßigen Eigentümer dieses Mannes aus und es war praktisch unmöglich, das Band zu zerstören oder irgendwie los zu werden. Praktischerweise verschwand es auch nicht, sollte sein Nont sterben. Die Kleidung und Ausrüstungsgegenstände wurden nicht vom Reset berührt. Im Gegensatz zu einer weiteren Maßnahme, die Ilai vornehmen wollte.
Er zog einen breiten Siegelring von seinem Finger und drückte auf einen winzigen Knopf an der Seite, wodurch sich die Oberfläche erhitzte, bis das Metall zu glühen begann. Ein großes G war darauf eingraviert – G wie Gouvernement. Es würde anzeigen, dass dieser Nont Regierungseigentum war und ihn somit zumindest teilweise vor Verfolgung und Tötung schützen. Dieses neue Brandmal würde leider sofort verschwinden, wenn es zu einem Reset kam. Bislang hatte Ilai damit nur Gegenstände gebrandmarkt und auch das sehr selten. Es fühlte sich extrem falsch an, es bei einem Menschen anzuwenden. Auch wenn Nonts vor dem Gesetz als Gegenstände galten, er atmete, er bewegte sich und er sah absolut menschlich aus. Nun denn. Es musste sein. Es war zu seinem Schutz.
Als Ilai sich über den jungen Mann schob, um ihm den Buchstaben in die Stirn einzubrennen, genau über das Nont-Symbol, traf ihn ein leicht glasiger Blick aus dunklen Augen. Erkenntnis flackerte auf. Obwohl gerade erst vom Tod wiederauferstanden, begriff der Junge sofort, dass er gebrandmarkt werden sollte. Beeindruckend! Sein Verstand funktionierte also bestens. Wut und Resignation bildeten sich, als Ilai ihn am Kinn packte, um ihn zu fixieren.
„Fick dich!“, stieß der junge Mann hasserfüllt hervor. Mit so viel Widerstand hätte Ilai wirklich nicht gerechnet. War der Kleine etwa doch noch frisch? Noch nicht häufig gestorben? Das Programm war seit Jahren beendet, als Fehlschlag aussortiert. Also nein, er musste schon älter sein. Sehr beeindruckend!
„Guten Morgen“, sagte Ilai freundlich. „Willkommen zurück im Leben. Ab jetzt gehörst du mir.“
ein Name ist Ilai. Ich bin ein Nevio.“
Yue nickte, als Zeichen, dass er ihn verstanden hatte. Unmittelbar nach der Wiederauferstehung, dem biologischen Reset nach einem einstündigen Todesanfall, war er noch geschwächt und desorientiert. Er konnte sich nicht wehren, egal was der Kerl ihm würde antun wollen.
Im Moment hatte er anscheinend erst einmal nichts vor, er tippte auf dem Slide Pad herum, das er am Handgelenk trug. Eine Weiterentwicklung der Smart Watches, die Anfang des 21. Jahrhunderts beliebt gewesen waren. Slide Pads mochten uralte Technologie sein, die mittels Hologrammen, schiebbaren Displays und schlichten Touchbuttons funktionierte, aber die Leute mochten sie, weil sie praktisch und zuverlässig waren. Brainchips, wie man die zerebralen Implantate nannte, hatten sich dagegen nie wirklich durchsetzen können. Sie arbeiteten zwar sehr viel schneller, aber wenn sie eine Störung hatten, fiel man für mehrere Stunden aus, um es operativ reparieren zu lassen. Das geschah viel zu häufig und war zudem auch noch sehr teuer. Ein neues Pad hingegen hatte man innerhalb von Minuten gekauft, es kostete praktisch nichts und man konnte es mit wenigen Handgriffen programmieren und sämtliche alten Daten übertragen.
Yue musterte den Kerl, der ihn als Besitz beanspruchte. Man erkannte Nevios schon rein optisch ziemlich zuverlässig, selbst wenn sie ihre Siegelringe versteckten, was sie meistens taten. Die wenigsten Menschen waren über zwei Meter groß, sehnig, auf schlanke Weise muskulös und besaßen absolut perfekte Proportionen und Gesichtszüge. Sie waren keine plumpen Kampfmaschinen, obwohl sie durchaus überdurchschnittliche Körperkraft besaßen. Ihre genetisch gezüchteten Vorteile waren auf Reflexe, Geschick, Ausdauer, Geschwindigkeit, extrem hohe Intelligenz und Anpassungsfähigkeit ausgelegt. Dazu heilten sie um ein Vielfaches schneller als normale Lebewesen, wurden praktisch nie krank, alterten kaum. Ihre natürliche Lebenserwartung konnte man bislang noch nicht herausfinden, da sie dazu neigten, eines gewaltsamen Todes zu sterben.
Nevios waren das Zünglein an der Waage. Der Ausgleich zwischen den beiden Machtblöcken, die diese Welt beherrschten: einmal die jeweiligen Landesregierungen, die Politiker, die zumindest versuchten, so etwas wie eine öffentliche Ordnung zu etablieren, in der Menschen in Sicherheit leben konnten; und einmal die sogenannten Oros. Die Großindustriellen, die teils in Familiendynastien, teils als Alleinherrscher weltweit operierten und den totalen Kapitalismus ausübten.
Bislang war Yue den Nevios stets erfolgreich ausgewichen. Er wollte ihnen nicht begegnen und auf keinen Fall interessant für sie sein. Jede Art von Aufmerksamkeit war potentiell tödlich für ihn. Da brauchte es keine genetisch hochgezüchteten Superkrieger, die sicherlich viel mehr Skrupellosigkeit und Geschick in Sachen Gewalt an den Tag legten als die gelangweilten reichen Teenager, mit denen Yue sich normalerweise herumärgern musste.
Ilai wirkte menschlicher, als Yue es erwartet hätte. Extrem gut aussehend, ja, aber nicht maskenhaft, sein Gesicht besaß durchweg Ausdruck und Leben. Wäre es nicht lachhaft, so etwas von einem Profikiller zu denken, würde er beinahe meinen, dieser Mann hätte etwas Sanftes an sich. Vermutlich waren das die Auswirkungen des jüngsten Todesanfalls, sein Gehirn wurde eindeutig noch nicht genug mit Sauerstoff versorgt.
Ilai ließ den handspannengroßen, grauen Slide-Bildschirm seines Pads einfahren und drückte stattdessen auf einen Knopf. Die ließen sich programmieren, häufig waren sie auf Magnetfahrzeuge abgestimmt – ja, da kam auch schon eines der Dinger lautlos herangeglitten.
Yue hatte noch nie ohne Fesseln in einem solchen Fahrzeug Platz genommen. Oft genug war er darin ermordet worden, in der Regel von unerfahrenen Kids, die damit mehrere Dinge gleichzeitig gelernt hatten: Echter Mord war gar nicht so cool, wie die digitale Welt es ihnen suggeriert hatte; Nonts bluteten genauso wie normale Menschen auch und viel spritzendes Blut auf einmal war eklig und ließ sich bloß schwer aus blütenweisen Autositzen entfernen; wenn man sich sehr ekelte und zudem noch mit Alkohol und Drogen vollgepumpt war, neigte man zum Kotzen, was innerhalb eines Magnetgleiters sehr unangenehm werden und zu Kettenreaktionen führen konnte; eine Stunde warten zu müssen, bis ein Nont wieder lebendig wurde, um ihn dann noch einmal zu ermorden, war ebenfalls weniger unterhaltsam, als man sich das vorab ausgemalt haben mochte.
In der Regel landete Yue also nach lediglich einer Ermordung auf irgendwelchen Hausdächern, in Hinterhöfen oder Gassen, besudelt mit dem eigenen Blut und fremder Kotze. Meistens genügte das, um andere Leute von ihm fernzuhalten.
Der Nevio hatte ihn nicht gefesselt. Das musste er auch gar nicht, mit dem DNA-Band war effektiv dafür gesorgt, dass Yue nicht vor ihm fliehen würde. Er hob Yue ohne jede Mühe vom Boden hoch und legte ihn auf dem Beifahrersitz des Fahrzeugs ab.
„Kommando: Wolldecke!“, befahl er, sobald sich die Tür des Gleiters sanft verriegelt und er Platz auf dem Fahrersitz genommen hatte. Eigentlich könnte man den auch in Programmierersitz umbenennen, denn man steuerte einen Gleiter für gewöhnlich nicht selbst, sondern programmierte lediglich das Ziel.
Ein Fach in der Armlehne öffnete sich auf das Stimmkommando hin, eine Wolldecke wurde nach oben geschoben. Ilai breitete sie über Yue aus. „Du hast elf Minuten, bis wir unser Ziel erreichen“, sagte er, ohne ihn anzusehen, während er eine Adresse in den Bordcomputer eintippte. „Ruh dich aus.“
„Ich hab Hunger“, sagte Yue und starrte ihn provozierend an. Das war eine Art Sport von ihm, wenn seine Entführer zögerlich waren. Er provozierte sie, bis sie ihn schlugen oder umbrachten. Manchmal hatte man ihn auch schon unbeschädigt laufen lassen, wenn er sich laut und furchtlos gebärdete, statt um Gnade zu flehen oder ohne jede Regung abzuwarten, was mit ihm geschehen würde. Man erwartete eine Opferhaltung von ihm. Dazu hatte er bloß keine Lust. „Hey? Hörst du mich? Ich hab Hunger! Ein Reset räumt die Reserven leer. Wirst du mich füttern? Gibst du mir was zu essen? Oder gehörst du zu denen, die Spaß dran haben, Menschen beim Verhungern zuzusehen? Hab ich schon mehrfach ausprobiert. Das dauert ziemlich lange, kann ich dir direkt schon mal sagen.“ Der Nevio reagierte nicht, sah ihn nicht einmal an. Yue setzte sich auf. „Hey!“, rief er, noch lauter als zuvor. „Bist du taub oder was?“
„Halt die Fresse“, beschied ihm Ilai in einem halb freundlichen, halb gelangweilten Ton und blickte dann wieder auf die Straße. Schlanke Magnetgleiter in sämtlichen denkbaren Farben glitten lautlos über die Schnellbahn, die zu den südlichen Außenbezirke von London führten. Gerade wechselte ihr eigenes Fahrzeug auf die Spur in Richtung Greenwich.
Yue überlegte, ob er noch weiter rebellieren sollte. Er war aber neugierig, was der Nevio mit ihm vorhatte, wozu er ihn als Eigentum markiert hatte. Also schwieg er und ließ sich zurücksinken. Hatte dieser Ilai ihn vielleicht aus anderen Gründen mitgenommen, als Spaß mit ihm zu haben? Nein, nicht sehr wahrscheinlich. Bestimmt wollte er irgendwelche Waffen oder Mordmethoden an ihm ausprobieren. Gift vielleicht. Oder er überreichte ihn als Geschenk für einen sadistisch veranlagten Oro. In Greenwich wohnten einige reichere Familien. Yue seufzte in sich hinein. Seine Zukunft hatte die übliche Farbe: tiefdunkelschwarz ohne Tendenz zur Aufheiterung.
Sie fuhren die Hausfassade eines großen Hotelgebäudes hinauf, seit einigen Jahren war diese Magnetspurentechnik auch in London flächendeckend auf allen wichtigen Gebieten verfügbar. Im 17. Stock hielt der Gleiter an. Ilai betätigte sein Slide Pad, das Hologramm einer indischstämmigen Frau erschien.
„Herzlich Willkommen im Greenwich Grand Hotel. Bitte bestätigen Sie die Buchung und überweisen jetzt den fälligen Betrag von 348 Credits pro Nacht für zwei Personen über sechzehn Jahren.“
Ilai tippte auf den Button für „Senden.“
„Vielen Dank, Mr. Crock, Ihre Zahlung ist eingegangen. Wünschen Sie Informationen zu unserem Raumservice?“
„Nein.“
„Vielen Dank. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich jederzeit …“
Er unterbrach das höfliche Gequatsche mit einer energischen Handbewegung. Das Hotelfenster öffnete sich, genauso wie die Tür des Gleiters. Sie konnten komfortabel aussteigen, ohne dabei in Gefahr zu geraten, die siebzehn Stockwerke abzustürzen. Nicht einmal ein kurzer Windstoß traf sie und sie kamen zu keinem Zeitpunkt in Kontakt mit anderen Menschen. Man konnte auf die altmodische Art sein Zimmer buchen, soweit Yue wusste, also unten in die Lobby hineingehen und mit einem echten Menschen oder Hologramm darüber reden, dass man einen Raum mieten wollte. Das machte vermutlich kaum noch jemand, vermutete er. Da er noch nie in die Verlegenheit geraten war, sich ein Hotelzimmer zu nehmen, wusste er nichts darüber.
Neugierig schaute er sich um, während der Gleiter auf das entsprechende Kommando hin automatisch in das Parkhaus hinabfuhr und das Fenster sich schloss. Pflegeleichter dunkler, edel aussehender Boden. Helle Möbel, klare Linien. Zahlreiche Pflanzen als Dekoelemente. Eine gesamte Wand war unterteilt in ein Aquarium mit bunten Fischen, ein Terrarium mit umherwimmelnden kleinen Eidechsen und eine gläserne Voliere mit Kolibris.
„Ist das echt?“, fragte er unwillkürlich und trat näher heran.
„Natürlich nicht“, brummte Ilai. „Echte Tiere gibt es nur in der Präsidentensuite und vermutlich noch nicht einmal dort. Die Viecher am Leben zu halten kostet ein Vermögen.“
Schade … Aber die Illusion war gut getroffen. Yue sah sich weiter um. Ein großes Doppelbett mit schwarzer Bettwäsche. Das sah bequem aus. Dem gegenüber befand sich eine Wand mit diversen Digitalangeboten, sowohl zwei- als auch dreidimensional effektiv. Wenn er die Bedienungsleiste am Kopfteil des Bettes richtig interpretierte, konnte man auch die vierte Dimension dazu haben, also Illusionen von Bewegungen und Gerüchen.
Er zog die Wolldecke fester um seine Schultern, stand da mitten im Raum in seiner nassen Kleidung. Sein Besitzer würde dieses Unterhaltungsangebot heute nicht benötigen. Er hatte schließlich ihn, Yue, um jede Menge Spaß zu haben.
„Da drüben ist das Bad“, sagte Ilai und wies auf eine Tür. „Geh dich duschen.“
Yue zögerte. Das klang, als sollte er vergewaltigt werden. Sexuelle Folter war ihm besonders unangenehm. Verhindern könnte er es nicht. Es gab nichts, was er diesem Nevio verweigern könnte. Der blickte ihn irritiert an, als er sein Zögern bemerkte.
„Waschen!“, sagte er betont. „Du warst in der Themse. Die Giftbrühe muss runter von dir. Abmarsch!“
Natürlich wollte er nicht selbst in Kontakt mit dem Flusswasser kommen, das konnte Yue gut verstehen. Es roch auch nicht wirklich lecker.
„Wirf die Decke und deine Klamotten anschließend in die Wäschebox!“, rief Ilai ihm hinterher. „Auch die Schuhe.“
„Ich mag meine Schuhe.“ Yue blickte auf seine Füße hinab. Das waren gute, stabile Schuhe, die er noch nicht lange besaß. Keine Löcher, keine Risse, und das Membranmaterial passte sich perfekt an die körperlichen Begebenheiten an.
„Wirf. Sie. Weg!“ Ilais Augenbrauen zogen sich bedrohlich zusammen. „Sie stinken. Das Flusswasser zersetzt das Material. In ein paar Tagen sind sie sowieso nur noch Abfall.“ Er wandte sich ab, beschäftigte sich wieder mit seinem Pad. Als wäre Yue bloß ein dummes Kind, das ungehorsam war und keine Aufmerksamkeit verdient hatte. Er überlegte, ob sich Rebellion lohnte. Ob er um seine Schuhe kämpfen sollte. Es lohnte sich vermutlich nicht, hm? Wenn der Nevio wollte, könnte er ihn zum Gehorsam prügeln. Ihm die Schuhe entreißen. Tja. Vielleicht würde Yue die heutige Nacht tatsächlich nicht überleben. Auch Nonts konnten endgültig sterben. In dem Fall würde er keine Schuhe mehr benötigen. Falls der Typ ihn weiterverschenken wollte, würde sich sein neuer Besitzer überlegen müssen, ob er Yue barfuß laufen ließ oder nicht. Das wäre dann nicht mehr seine eigene Entscheidung, er hätte keinerlei Kontrolle über sein Leben.
Wenn er doch irgendwie davonkäme, würde er sich eben neue Schuhe stehlen. Also, was sollte es? Yue straffte die Schultern und betrat das Badezimmer.
Sauberes Wasser in Trinkqualität war ein kostbarer Luxus. Der größte Teil der horrenden Kosten für dieses Zimmer dürfte darauf beruhen. Durch die Wasserstoffverbrennung, mit der zahllose Maschinen betrieben wurden, hatte man zwar unendliche Mengen von demineralisiertem Wasser zur Verfügung, doch das konnte man nicht trinken oder zum Duschen benutzen. Für gewöhnlich wusch sich Yue auf öffentlichen Toiletten. In einer solchen Luxusdusche hatte er überhaupt noch nie gestanden. Mittels Sprachsteuerung konnte er siebenundzwanzig verschiedene Düsen einstellen, bis er die absolut perfekte Temperatur genießen durfte. Massagestrahlen prasselten auf seinen Nacken und den gesamten Rücken. Er hatte die Auswahl zwischen sechs Duftsorten bei Shampoo und Körperseife und als er blitzsauber und abgetrocknet war, wurde ihm per Sprachbefehl eine Hautlotion angeboten. Noch nie zuvor hatte er sich Lotion auf die Haut gerieben. Es duftete unaufdringlich nach Blüten und hinterließ ein angenehmes Gefühl. Klar, der Nevio würde schon dafür sorgen, dass das vergebliche Mühe war, aber für ein, zwei Minuten durfte sich Yue daran erfreuen.
Zwischendurch, als er noch in der Glaskabine stand, kam Ilai rein und ging ans Waschbecken.
„Ignorier mich“, sagte er laut. „Wasch mir nur kurz die Hände. Lass dir Zeit.“ Er verschwand wieder, noch bevor Yue Gelegenheit hatte, sich Gedanken zu machen.
Eingedenk der Aufforderung nahm er sich tatsächlich Zeit, trocknete sich sorgfältig das Haar, kämmte es durch, betrachtete sich selbst im Spiegel. Das tat er sonst nicht, er war den Anblick seines eigenen Gesichtes nicht gewohnt. Interessiert studierte er es. Eigentlich gar nicht so unterschiedlich von einem normalen Menschen, oder? Wenn man sich das Nont-Mal wegdachte, könnte man glatt für einen harmlosen, langweiligen Jungen halten. Yue strich über dieses Mal. Untersuchte das neue Brandmal, das Ilai ihm gesetzt hatte. Es leuchtete feurig rot, doch es schmerzte schon nicht mehr allzu sehr. Die beschleunigte Heilung hatte eingesetzt, obwohl er nach seinem Reset eigentlich keine Reserven dafür hatte.
Irgendwann trieb er sich selbst aus dem Raum. Er wollte lieber freiwillig und aufrecht hinausgehen und erfahren, welches Schicksal ihm gleich blühte, als von dem Nevio herausgezerrt zu werden. In ein Handtuch gehüllt trat er ihm entgegen.
Ilai saß am Tisch und beschäftigte sich mit seinem Slide Pad.
„Wo soll ich mich hinlegen?“, fragte Yue sachlich, als kein Kommando erfolgte. Er ging davon aus, dass er auf dem Tisch bespielt werden sollte. Der war leicht zu reinigen, war stabil und hatte eine gute, angenehme Arbeitshöhe.
„Hinlegen? Wenn du müde bist, leg dich aufs Bett“, brummte Ilai, ohne hochzuschauen. „Da liegen auch Sachen für dich. Zieh dich an.“
„Anziehen?“ Yue blinzelte verwirrt. „Ist das eine Fetischsache?“ Noch nie hatte ihn jemand in Lack und Leder gesteckt, um ihn zu bespielen, aber es gab wohl für alles ein erstes Mal.
„Fetisch? Wovon sprichst du?“ Verwirrt starrte Ilai ihn an. Unbeirrt starrte Yue zurück. Er war das Opfer hier. Ilai war derjenige, der ihm entweder explizite, verständliche Anweisungen geben oder einfach handeln musste. Mit vor der Brust verschränkten Armen begegnete er unerschrocken seinem Blick. Da war keine Gier, kein Verlangen in seinem Gesicht, lediglich Verwirrung. Ilai war es, der zuerst beiseite schaute. Er sah zum Bett hinüber, dann wieder zu ihm. Erkenntnis wuchs heran.
„Okay, Kleiner“, sagte er und schluckte dabei sichtlich unbehaglich. „Ich habe dich mitgenommen, weil ich dich als nützliches Werkzeug benötige. Ich werde dich weder vergewaltigen noch foltern und auch nicht zu Tode spielen. Weder jetzt noch zu irgendeinem anderen Zeitpunkt. Es wäre zum einen völlig nutzlose Verschwendung von Ressourcen – deinen genauso wie meinen – und zum anderen entspricht es nicht meinen Neigungen. Dort auf dem Bett liegt normale Bekleidung. Zieh sie an, du musst hier nicht quasi nackt herumstehen.“
Yue dachte kurz darüber nach, was Ilai ihm gerade gesagt hatte. Nützliches Werkzeug. Also sollte er tatsächlich verschenkt werden. Einen anderen offensichtlichen Nutzen besaß ein Nont schließlich nicht. Es war allerdings eine nette Erfahrung, sich in Gesellschaft eines Menschen zu befinden, der ihn weder benutzen noch missbrauchen wollte. Das war ihm noch nicht häufig widerfahren und er hätte nie vermutet, dass ein Nevio freundlich sein konnte.
Er ging hinüber zum Bett. Die Kleidung war von ausgezeichneter Qualität, schwarz, neuwertig, schlicht. Damit würde er nirgends herausstechen, egal wohin er ging. Auch Schuhe waren dabei. Bessere als diejenigen, die er im Bad gelassen hatte, atmungsaktiv, wasserfest, aus anpassungsfähigen Membranen. Noch während er damit umherging und sich freute, weil alles perfekt passte, klopfte es an der Tür. Im Reflex glitt Yue sofort unter das Bett. Das war dumm, natürlich war er damit nicht verborgen, und wahrscheinlich war es sein zukünftiger Besitzer, der Einlass begehrte – oder?
Ilai erhob sich ohne Hast, entriegelte die Tür, die mit einem Code verschlossen war. Sekunden später schloss sie sich wieder, Yue hörte das Piepen, mit dem der Code neu eingegeben wurde.
„Komm her“, befahl Ilai und stellte etwas auf dem Tisch ab. Instinktiv wollte Yue sich verweigern. Doch er spürte keine Anwesenheit einer zusätzlichen Person, kein Laut wies darauf hin, dass jemand den Raum betreten hatte. Das weckte seine Neugier. Außerdem wollte er sich nach wie vor nirgends hervorzerren und zwingen lassen. Widerstand kostete Kraft, die musste er gut dosieren. Also kroch er unter dem Bett hervor und richtete sich auf.
„Alles sauber da unten?“, fragte Ilai spöttisch. Er wies auf ein großes Tablett, das auf dem Tisch vor ihm stand. Es quoll über mit Essen. Jetzt roch Yue es auch, was seine Angst zuvor verhindert hatte. Augenblicklich überfiel ihn Hunger wie ein wildes Tier, das die Klauen in seine Eingeweide schlug. Ilai bemerkte es, man sah es an dem schmalen Lächeln, das in seinen Mundwinkeln lag. „Setz dich und iss!“, kommandierte er.
Erschrocken schüttelte Yue den Kopf und wich einen Schritt zurück. War das ein Trick? Eine Falle?
„Bist du verrückt?“, brach es unbeherrscht aus ihm heraus, bevor er sich die Hände vor den Mund schlug. „Das geht nicht“, fuhr er rasch fort. „Ich bin ein belebter Gegenstand. Ein Ding. Ein Sklave. Du bist mein Besitzer, mein Herr. Sklaven sitzen nicht mit ihren Herrn an einem Tisch und essen mit ihnen. Das steht mir nicht zu!“ Warum zur Hölle stand er eigentlich hier und erklärte einem Nevio das Offensichtliche? Genauso gut könnte er ihm auch mitteilen, das Feuer heiß war!
„Ich bin nicht dein Besitzer und ganz bestimmt auch nicht dein Herr“, entgegnete Ilai sehr ernst. „Du bist Eigentum der Regierung, in ihrem Namen habe ich dich akquiriert. Ich bin ebenfalls Eigentum der Regierung und genauso sehr ein Sklave, wie du es bist. Ich habe sehr viel mehr Freiheiten und Befugnisse als du, keine Frage. Meine Leine ist sehr, sehr lang. Doch am Ende des Tages muss ich mich Regeln und Gesetzen unterwerfen und kann nicht frei entscheiden, wie ich mein Leben führe. Ich bin eine intelligente Waffe, die selbsttätig auf das Ziel feuert, das man mir anweist. Also setz dich, Kleiner. Wir sind beide Sklaven, wir dürfen an einem Tisch sitzen und gemeinsam essen.“
Aus großen Augen starrte der junge Mann ihn an, bleich, offenkundig verwirrt. Schließlich bewegte er sich zögerlich auf den Stuhl zu und nahm Platz. Ilai hatte sich das einfacher vorgestellt, einen Nont zu kontrollieren, das musste er zugeben. Der Junge war deutlich lebendiger, widerständiger, als er es ihm zugetraut hätte.
„Du heißt Yue, stimmt das?“, fragte er, während er Essen auf einen Teller schaufelte. Er hatte absichtlich proteinlastige Nahrung gewählt. Quinoabratlinge auf Auberginen und Tomaten, Linsensalat mit Tofu, Algenröllchen mit Reis, Avocado, Gurken, Möhren. Künstlich gezogener Käseersatz in Salzlake, Kunsthonig, Nüsse. Feldsalat mit Feigen und Granatapfelkernen. Nahrung war heilig, Nahrung war kostbar. Getreide, Obst und Gemüse konnten nur noch an wenigen Orten der Welt auf natürliche Weise angebaut werden, weil ständige schwere Unwetter, monatelange Hitzephasen im Wechsel mit monatelangen Regengüssen jede Ernte vernichteten. Man baute darum in gewaltigen Gewächshäusern an, züchtete in Laboren, was möglich war. Futter für Nutztiere konnte man schon seit Ewigkeiten nicht mehr verschwenden, weswegen weder Fleisch noch Fisch auf die Teller kam, das nicht aus einem Labor stammte. Es half, dass die Weltbevölkerung stark geschrumpft war. In vielen Ländern wurden Frauen massenhaft zwangssterilisiert, durch zahllose Katastrophen waren die Menschen zu hunderttausenden gestorben – teils an einem Tag. Niemand wusste genau, wie viele Menschen es noch auf ihrem Planeten gab. Manche gingen von zwei Milliarden aus, manche eher von einer Milliarde. Nahezu alle Menschen lebten in einigen wenigen Großstädten, zentriert, mit wenigen Ausreißern, die sich autark irgendwo im Hinterland durchschlugen. Es interessierte Ilai nicht sonderlich. Für ihn unterteilte sich die Menschheit in potentiell bedrohlich, potentiell befehlsberechtigt ihm gegenüber, und höchstwahrscheinlich irrelevant.
Der junge Mann, der ihm gerade verkrampft gegenübersaß und mit unverhohlener, verzweifelter Gier auf das Essen starrte, gehörte in keine der drei Gruppen. Das war verwirrend für Ilai, seltsamerweise auf eine Art, die sich gut für ihn anfühlte.
„Hm?“, bohrte er nach. „Stimmt das? Dein Name lautet Yue?“
Der Kleine fuhr zusammen und blickte zu ihm hoch.
„Woher weißt du das?“, fragte er.
„Deine DNA“, entgegnete Ilai. „Als ich dir das Band angelegt habe. Der Irisscan und die DNA hatten einen Treffer in der Datenbank. Demnach bist du Yue, Versuchsobjekt 291303, Klassifizierung Nont. Vierunddreißig Jahre alt. Mit einundzwanzig Jahren erfolgreich aktiviert, seitdem biologisch resetfähig. Knapp zwei Jahre nach Aktivierung aus dem Labor geflohen.“
„Das stimmt“, flüsterte Yue und leckte sich die Lippen, unfähig, den Blick von dem Essen zu wenden. Ilai quälte ihn nicht länger, sondern schob ihm den Teller entgegen, der randvoll mit allem war, was Ilai bestellt hatte.
„Guten Appetit“, sagte er höflich und füllte sich seinen eigenen Teller.
„Ist das … das ist alles für …?“
„Ja. Wenn du etwas davon nicht magst, lass es einfach liegen.“
Statt loszulegen, rutschte Yue auf dem Stuhl herum, griff stark verzögert nach seiner Gabel, betrachtete sie, als hätte er noch nie zuvor etwas Derartiges erblickt.
„Weißt du nicht, wie man damit umgeht?“, fragte Ilai.
Yue schüttelte den Kopf. „Im Labor hatten wir immer nur Löffel, damit wir niemanden verletzen können. Und seit ich fort bin, hatte ich niemals mehr etwas zu essen, das Besteck erfordert hätte.“
„Nimm halt das hier.“ Ilai schob ihm den Löffel hin, mit dem er das Essen verteilt hatte. Beinahe hätte er ihn ungeduldig angeschnauzt, sich wie ein Affe auf den Boden zu hocken und mit den Fingern alles in sich reinzuschieben, doch er zügelte sich mühsam. Der Junge konnte nichts dafür, wie er aufgewachsen war. Welches Leben man ihm aufgezwungen hatte.
Yue starrte den Löffel in seiner Hand an, als wäre er ein magischer Zauberstab. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er begann wie entfesselt, Essen in sich hineinzuschaufeln. Ilai starrte ihn entsetzt für einige Sekunden an, bevor er ihn hart am Handgelenk packte und auf diese Weise aufhielt. Yue erstarrte vollständig. Wie ein Katzenjunges, das vom Muttertier im Nacken gepackt worden war, rührte er keinen Muskel mehr.
„Woah, woah, woah!“, stieß Ilai hervor. „Ganz langsam. Ganz ruhig. Atmen. Kauen. Schlucken. Okay? Niemand wird dir den Teller wegnehmen. Du wirst manierlich essen. Dir wird allenfalls schlecht werden, wenn du solche Mengen in dich reinschlingst, also schön mit Bedacht.“ Er ließ ihn los. Yue blickte ihn großäugig an, er schien aufgewühlt, darum sprach Ilai weiter. „Du kannst ohne Gefahr essen. Niemand bedrängt dich. Es ist egal, wie lange es dauert, du hast ausreichend Zeit.“
„Ich … ich hatte das noch nie“, flüsterte Yue, nahm eine winzige Menge Linsen auf den Löffel, schob sie sich in den Mund. Kaute langsam, bevor er schluckte. „Im Labor hat man uns die Teller nach fünf Minuten weggenommen. Gleichgültig wie heiß alles war, wir mussten es so schnell wie möglich reinbekommen. Egal wie widerlich, es musste runter. Entweder das oder verhungern. Und seit ich draußen bin … Ich stehle Zeug aus den Billigsupermärkten. Dieser eingepackte Fraß, der nichts wert ist. Die Diebstahlerkennung verhindert, dass ich irgendwas raustragen kann, also muss ich zwischen den Regalen reinschieben, was geht, wenn die Fly Cameras gerade eine Lücke lassen.“
„Die nie länger als zehn Sekunden anhält.“ Ilai nickte verständig. Zehn Sekunden, um eine Verpackung aufzureißen, sich den Inhalt reinzuschieben und die leere Verpackung zu verstecken. Luft anhalten, und die nächste Überwachungslücke nutzen, um hastig alles runterzuwürgen. Das hielt vielleicht am Leben, aber wo blieb die Freude, verdammt?
„Nimm dir Zeit“, sagte er. „Riech an deinem Essen. Schmecke es. Das hier sind alles pure Lebensmittel, von den Kräutern und Gewürzen abgesehen. Nun gut, den Käse kannst du vergessen, aber das Gemüse, das ist auf diese Weise aus dem Boden gekommen. Würdige es. Lerne es kennen. Denk darüber nach, ob es dir schmeckt oder nicht. Essen ist eine hochgradig sinnliche Angelegenheit. Du wirst vermutlich so schnell nicht wieder in einem Hotel unterkommen und die Gelegenheit haben, eine solche Erfahrung zu machen, also nutze es aus.“ Er dachte irritiert darüber nach, warum er so viel quatschte, und so viel Blödsinn noch dazu. Irgendetwas machte es mit ihm, einen Nont in seinem Besitz zu haben. Die Verantwortung für ein Lebewesen zu tragen, das ihm in keiner Weise gefährlich werden konnte, das er allein seiner Nützlichkeit wegen ausgewählt hatte, und zugleich … Yue war wie er. Eine Laborzüchtung, entstanden, weil Wissenschaftler eine Idee gehabt hatten. Es machte etwas mit ihm, Yue dabei zuzusehen, wie er aß. Wie er bei jedem Bissen innehielt, in sich hineinhorchte. Wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen, wenn er den fremdartigen Geschmack anscheinend nicht zuzuordnen wusste. Er schien Avocado nicht zu mögen, obwohl er sie vollständig aufaß. Wie sich seine Mundwinkel hoben, als er von den Nüssen probierte – das gefiel ihm eindeutig.
„Kombiniere die Sachen untereinander“, sagte Ilai vergnügt. Er vergaß beinahe selbst zu essen, so viel Spaß hatte er, Yue zu beobachten. „Es entstehen völlig neue Geschmackswelten, wenn du sie mischst.“
Kunsthonig faszinierte ihn offenkundig. Klar, Süße besaß eine ganz eigene Anziehungskraft. Irgendwann musste er aufgeben.
„Ich bin satt“, sagte er, als wäre das ebenfalls eine neuartige Erfahrung für ihn. „Wenn ich noch einen Bissen mehr esse, platze ich.“
„Wir können jederzeit nachbestellen. Mein Budget ist praktisch unbegrenzt, solange ich nicht versuche, Luxemburg aufzukaufen.“ Ilai trug das Tablett vor die Tür, nachdem er den Button für den Dienstroboter gedrückt hatte. „Wie ist das nach dem Reset?“, fragte er dann. „Bist du erschöpft oder aufgeputscht?“
„Beides. Sofort nach dem Erwachen sind einerseits alle Reservetanks leer, andererseits feuern sämtliche Nerven auf Schmerzlevel acht. Ich habe jetzt gegessen, das System wird also runterfahren.“
„Es wird noch eine Weile dauern, bevor ich dich einsetzen kann. Würdest du mir …“ Ilai zog einen Kristallanhänger aus seiner Hemdtasche und legte ihn vor Yue auf den Tisch. „Untersuch ihn für mich. Sag mir alles, was dein Gespür dir darüber verrät.“
Yue nickte und zog die feinen Membranhandschuhe aus, die Ilai extra für ihn besorgt hatte. Das Gewebe schmiegte sich so leicht und exakt an die Haut, dass sie keinerlei Behinderung darstellten, und verhinderten dennoch zuverlässig die Flut von Informationen, die ein Psychometriker andernfalls bei jeder Berührung ertragen müsste. Er nahm den Anhänger hoch, drehte ihn zwischen den Fingern, die Augen geschlossen. Es zuckte heftig in seinen Wangenmuskeln, die Lippen öffneten sich leicht, er furchte die Stirn angestrengt.
„Du hast ihn von einer Frau erhalten“, begann er. „Nadjala Toma lautet ihr Name. Vor kurzem erst … Heute. Einige Stunden, bevor du mich gefunden hast. Ich spüre deinen Ärger. Du wolltest nicht, dass sie dir den Anhänger gibt, aber sie hat darauf bestanden. Sie ist … Politikerin. Ihr Haar ist grau, das Gesicht faltig. Sie weigert sich, die Verjüngungseingriffe machen zu lassen. Du findest das amüsant, weil sie eigentlich jung und schön sein möchte, sich absichtlich dagegen entscheidet, um sich abzuheben und so interessanter und besser wiedererkennbar zu sein. Sie hat dir einen Auftrag gegeben. Du sollst ihre Tochter finden. Angel Mallory Toma. Siebenundzwanzig Jahre alt, Jurastudentin. Auf dem Kristall gespeichert sind Daten, wo Angel zuletzt gesehen wurde, wie sie aussieht, mit welchen Leuten sie Kontakt hat, wo sie wohnt. Angel ist seit drei Tagen verschwunden. Du bist verärgert, weil dieser Auftrag dich von dem abhält, was du eigentlich zu tun hast. Eine große Mission, für die du mich brauchst.“ Yue legte den Kopf schräg, blickte dann zu ihm auf. „Ich habe beinahe Nadjala Tomas gesamtes Leben vor mir, obwohl sie den Kristallanhänger nur zweimal berührt hat. Von dir hingegen bekomme ich bloß sehr schwache, neblige Eindrücke, obwohl du den Anhänger am Körper getragen hast.“
„Nevios wurden nach den Nonts entwickelt“, entgegnete Ilai. „Man hat Wert darauf gelegt, dass Nonts uns nicht mühelos lesen können. Wenn wir uns darauf konzentrieren, können wir unsere Gedanken und Empfindungen vor euch verbergen. Das ist der Grund, warum ich dir den Anhänger gegeben habe. Ich wollte wissen, ob es funktioniert. Es ist das erste Mal, dass ich mit einem Nont zu tun habe.“
„Ich hatte, wie gesagt, auch noch nicht mit einem Nevio zu tun. Nadjala glaubt, dass ihre Tochter tot ist. Angel war schon einmal drogenabhängig. Die Informationen über ihre Drogendealer sind veraltet. Sie geht trotzdem davon aus, dass du ihr bald die Leiche überbringen wirst.