New York Revenge: Alle Teile der fesselnden Romantic Suspense-Dilogie in einem Bundle! - Laurien Laufer - E-Book

New York Revenge: Alle Teile der fesselnden Romantic Suspense-Dilogie in einem Bundle! E-Book

Laurien Laufer

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Beschreibung

»Heute in 4 Monaten ist der 15. Januar – dein Todestag.«  Das New Yorker It-Girl April lebt im Funkeln der High Society. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt. Seit ihre beste Freundin spurlos verschwunden ist, stolpert April über immer mehr Abgründe. Der heiße Clubbesitzer Miles könnte ihr Ausweg sein. Er zieht sie in seinen Bann, raus aus ihren Pflichten und zurück auf die Suche nach ihrer Freundin. Doch auch der Bad Boy hat seine Geheimnisse. Wie gut kennt April ihn schon wirklich? Kann sie ihm vertrauen? Als sie nach der Ankündigung ihres eigenen Todes immer mehr bedrohliche Nachrichten erhält, trifft April eine folgenschwere Entscheidung.  Romantic Suspense trifft auf Forbidden Love in der New Yorker High Society. Für alle »Gossip Girl«- und »Riverdale«-Fans!  Textauszug:  »Wie wäre es mit einem richtigen Drink?« Er steht hinter mir. Direkt hinter mir. Der Mann, der mich nur mit seinen Augen in seinen Bann gezogen hat. Dafür muss ich mich nicht einmal umdrehen. Ich kann es spüren. Es ist fast so, als würde selbst die Atmosphäre zwischen uns um Atem ringen müssen.    //Alle Romane der Romantic Suspense »New York Revenge« in einem Bundle:  -- Band 1: Show Your Darkness  -- Band 2: Chase My Shadows//  Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Impress Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH, Völckersstraße 14-20, 22765 Hamburg © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2025 Text © Laurien Laufer, 2025 Coverbild: shutterstock.com / © Greens87 Covergestaltung der Einzelbände: 100covers4you ISBN 978-3-646-61235-6www.impressbooks.de

© privat

Laurien Laufer, geboren 1997, lebt mit ihrem Freund und ihrer kleinen Hündin Erna in der Nähe vom schönen Hamburg. Während sie beruflich gern in Paragrafen wühlt, geht sie privat mit viel Euphorie, jedem kreativen Hobby nach. In ihrer Freizeit sieht man sie meistens mit einem Buch in der Hand oder sie tüftelt gerade an Romanideen voller Emotionen, Spannung und Humor.Auf Instagram kann man sie unter @LaurienLaufer verfolgen.

Wohin soll es gehen?

Autor*innenvita

Band 1: Show Your Darkness

Band 2: Chase My Shadows

Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.

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Laurien Laufer

New York Revenge 1: Show Your Darkness

»Heute in 4 Monaten ist der 15. Januar – dein Todestag.«Das New Yorker It-Girl April lebt im Funkeln der High Society. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt. Seit ihre beste Freundin spurlos verschwunden ist, stolpert April über immer mehr Abgründe. Der heiße Clubbesitzer Miles könnte ihr Ausweg sein. Er zieht sie in seinen Bann, raus aus ihren Pflichten und zurück auf die Suche nach ihrer Freundin. Doch auch der Bad Boy hat seine Geheimnisse. Wie gut kennt April ihn schon wirklich? Kann sie ihm vertrauen? Als sie nach der Ankündigung ihres eigenen Todes immer mehr bedrohliche Nachrichten erhält, trifft April eine folgenschwere Entscheidung.

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Danksagung

Für alle, die vergessen haben, dass sie um sich selbst kämpfen dürfen.

Vorbemerkung für die Leser*innen

Liebe*r Leser*in,

dieser Roman enthält potenziell triggernde Inhalte. Aus diesem Grund befindet sich hier eine Triggerwarnung. Am Romanende findest du eine Themenübersicht, die demzufolge Spoiler für den Roman enthält.

Entscheide bitte für dich selbst, ob du diese Warnung liest. Gehe während des Lesens achtsam mit dir um. Falls du während des Lesens auf Probleme stößt und/oder betroffen bist, bleib damit nicht allein. Wende dich an deine Familie, Freunde oder auch professionelle Hilfestellen.

Wir wünschen dir alles Gute und das bestmögliche Erlebnis beim Lesen dieser besonderen Geschichte.

Laurien Laufer und das Impress-Team

Prolog Vor sechs Jahren

»Du willst dich also trauen, kleine Four?« Mit verschränkten Armen lehnt er lässig am abgewetzten Gerüst. Auch wenn die schwarze Nacht uns umgibt und nur vereinzelt Strahler die Wege beleuchten, kann ich die Herausforderung, die durch seine Augen wie grelle Blitze schießt, nicht ignorieren. Als sich keine Worte aus meiner Kehle lösen wollen und mein Mund sich bewegt wie ein Fisch an Land, kommt er auf mich zu. Direkt vor mir, zwischen uns nur wenige Millimeter, hält er inne. Meine Augen folgen wie hypnotisiert seinem Finger, der sich erhebt und an meiner Wange die Kontur meines Gesichtes entlang gleitet. Das sanfte Streicheln bringt mein Herz aus dem Takt, bis er schließlich an meinem Kinn verharrt. »Vertrau mir, du wirst es nicht bereuen.«

Schon oft war ich dabei gewesen, doch bisher nur als Zuschauerin. Die wenigsten gehen so weit wie er. Bis in das endlose Meer aus Sternen, in die dunkle Nacht, in das tiefe Schwarz. Soll ich es wagen und diesen Schritt gehen? Der Gefahr trotzen, um der Unendlichkeit ein Stückchen näher zu kommen?

Ich nicke nur, das Adrenalin in meinen Adern lässt mich alles vergessen – wer ich bin, wo ich bin und was um uns herum passiert. Auch wenn ich es kaum glauben kann, ich werde es tun.

Ich greife nach der Hand, die er mir entgegenstreckt. Lasse mich führen. Lasse mich in die Wärme fallen, die sich nach Zuflucht und Zukunft anfühlt.

Kapitel1April

Meine aufgestellten Nackenhaare sind kein gutes Omen. Seit Tagen werde ich dieses beklemmende Gefühl nicht los. Es fühlt sich genauso an, wie Judith, die Protagonistin meines absoluten Lieblingsthrillers, es beschreibt, wenn ihr Feind ihr mal wieder direkt auf den Fersen ist. Nur hatte dieses Gefühl in Judiths Fall eine ganz klare Berechtigung.

Ich wiederum stehe mir lediglich seit Stunden die Beine in den Bauch. Was wohl daran liegt, dass ich den Stehtisch in der äußersten Ecke des prachtvollen Ballsaals umklammere wie einen Rettungsring. Wahrscheinlich sehe ich aus wie Rose aus dem Film Titanic, die versucht, sich mit allerletzter Kraft auf der Holztür über Wasser zu halten. Doch wenn nur ein einziger Mensch in diesem Raum in mein Inneres schauen könnte, würde er wegen des verdammt passenden Vergleichs laut loslachen. Denn solange ich mich erinnere, tue ich genau das. Überleben, mich retten und das möglichst unauffällig.

Was sich bei meiner Familie tatsächlich nicht ganz leicht gestaltet. Meine Eltern würden keine Möglichkeit verstreichen lassen, um im Rampenlicht zu stehen. Weshalb auch ich mich regelmäßig in dieser Lage wiederfinde.

Also kein Grund für schlechte Vorboten. Die einzige lauernde Gefahr in meinem Leben ist nur eine weitere scheußliche Veranstaltung voller elitärem Gequatsche und falschem Lächeln. Nur mehr Hände, die zu schütteln sind, von Menschen, die sich unfassbar wichtig fühlen, es aber in den seltensten Fällen wirklich sind. Allein in der letzten halben Stunde habe ich mich schon so oft gefragt, wie es sich wohl anfühlen würde, mir den Absatz meiner Stilettos in den Magen zu rammen, dass ich nicht mehr mitzählen kann.

Heute findet die jährliche Benefizgala meiner Mutter für krebskranke Kinder statt. Und wer hätte es gedacht? Der Schein trügt. Große Überraschung in den vordersten Reihen der Elite, nicht wahr?

Diese Veranstaltung ist nicht so selbstlos, wie es für die ganze Welt aussehen mag. Meine Verwandtschaft ist die letzte, die sich wirklich für das Leid der Kinder oder deren Familien interessiert.

Bis auf Olive, aber sie ist nicht mehr hier. Sie ist nicht mehr bei mir, um all das erträglicher zu machen. Hier geht es, wie so oft, nur um das Sehen und Gesehen werden. Würde meine Mutter nicht wie jedes Jahr mit einem ganzen Kamerateam am Sonntag ins Kinderhospiz fahren, um den Scheck zu übergeben, wäre ich mir sicher, dass das Geld dort niemals ankäme und sie es einfach bei Robert ausgeben würde. Robert ist ihr Schönheitsdoc, zu dem sie ständig rennt, damit ja keine Falte ihr Gesicht verunstaltet. Andere reiche Frauen haben eine äußerst enge Bindung zu ihrem Tennistrainer oder zu ihrem Masseur. Meine Mutter nicht. Sie ist in einer innigen und gleichermaßen abhängigen Beziehung zu Nervengift. Zum Glück ist es nur das Botox. Sonst hätte mein Vater sie schon längst im hohen Bogen rausgeschmissen. Denn wenn er eines hasst, dann ist es Illoyalität. Weshalb wir ausnahmslos auf allen Veranstaltungen als glückliche Familie auftreten.

Diese geheuchelte Shitshow widert mich so an. Wenn ich darüber nachdenke, frage ich mich, von wem ich meine Gene vererbt bekommen habe. Schon angefangen bei dem offensichtlichen. Nach meiner Mutter komme ich definitiv nicht, denn unterschiedlicher könnten wir nicht aussehen. Ich habe dunkelbraune aalglatte Haare. Ihre eisblauen Augen, die im Licht irgendwie einen silbernen Schimmer haben, sind das genaue Gegenteil von meinen. Meine grünen sind der totale Ausreißer in der Familie. Mein Vater hat hellgraue Augen und in jüngeren Jahren war sein Haar ähnlich blond wie das meiner Mutter. Auf Bildern von früher ergeben sie ein hübsches Paar. Sie die Eiskönigin mit den langen hellen Haaren, die aussehen wie gemalt, und er ein stattlicher Mann mit der Ausstrahlung eines Hollywoodstars. Jetzt hat er schütteres weißes Haar, aber die starke Ausstrahlung ist geblieben. Was wohl auch ein Grund dafür ist, warum er nur einen Raum betreten muss und alle erweisen ihm den seiner Meinung nach nötigen Respekt. So viel dazu, wie sehr wir uns optisch unterscheiden. Charakterlich ist das, nochmal ne ganz andere Nummer.

Mein Champagnerglas habe ich gerade in einem Zug geleert, als mein Vater mit einem Mann in seinem Alter auf mich zusteuert. Wenn man vom Teufel spricht oder in diesem Fall denkt. Ich habe Glück, so wie mein Vater schaut, ist mein Augenrollen unbemerkt geblieben. Jahrelange Übung macht sich irgendwann bezahlt.

»Gary, darf ich dir meine Tochter April vorstellen?« Mit dem Tumbler in der Hand zeigt er auf mich. »April, das ist Gary Fisher. Ein langjähriger Freund der Familie. Er wurde letzte Woche zum Police Commissioner ernannt.«

Es wäre doch auch gelacht, wenn das höchste Tier in der Polizeihierarchie nicht mit meinen Eltern befreundet wäre. Ich schüttle dem Mann in dem viel zu großen Anzug, dem etwas zu tief gerutschten Blick und den schweißnassen Haaren zur Begrüßung die Hand. Bestimmt, aber nicht zu fest. So hat es mir mein Vater, seit ich ein kleines Mädchen war, immer und immer wieder eingebläut. Selbstsicher auftreten aber nicht zu dominant für eine Frau, wir wollen doch niemanden verschrecken.

Wenn es nach mir gehen würde, würde ich diese reichen alten Säcke nicht mal mit der Kneifzange anfassen. Aber mir sind die Konsequenzen mehr als bewusst, also tue ich das, was von mir erwartet wird.

»Gary, du musst wissen, dass April tatsächlich an der NYU studiert. Wir sind unglaublich stolz, dass unsere Tochter ein so ambitioniertes Studium anstrebt. Da sieht man mal wieder, wie wichtig die Erziehung ist.«

Darf ich vorstellen, das ist mein Vater. Richard Woods, von allen geliebt und Meister der Lügen. Das kann er sogar besser als alle Klatschmagazine zusammen. Auch bekannt als die Verkörperung des alten Geldes. Oft vergesse ich, wie geschickt er darin ist, alles zu seinen Gunsten auszulegen. Bestimmt eine seiner besten Qualitäten.

»Ja, ihr Engagement ist wirklich imponierend. April interessiert sich sehr für Menschen aller Gesellschaftsschichten, weshalb wir uns auch gegen eine klassische New Ivy entschieden haben.«

Hat mein Vater gerade imponierend gesagt? Ich muss mich verhört haben. Dass ich an der NYU Moderne Kunst im Hauptfach und Management im Nebenfach studiere, empfindet mein geliebter Vater als verachtenswert. Das weiß ich so genau, weil er es mir bei jeder erdenklichen Gelegenheit ins Gedächtnis ruft. Wenn schon studieren, April, dann doch bitte eine richtige Universität. Das ist auch so eine Sache, für ihn ist eine Universität, die nicht aus Efeu und alten reichen weißen Männern zusammengehalten wird, keiner Erwähnung wert.

Gerade will ich mir eine passende Ausrede zurechtlegen, um der Unterhaltung zu entfliehen, da ertönt hinter mir eine Stimme, über die ich mich noch nie so gefreut habe wie in dieser Minute.

»Endlich hab ich dich gefunden.« Eine Hand gleitet über meinen Rücken und verharrt kurz über meinem Steißbein. In jedem anderen Moment würde ich Ryle die Hand abhacken. In diesem kommt es mir eher wie eine Antwort auf meinen stillen Hilferuf vor. Müsste ich mich zwischen einer Fortsetzung der Unterhaltung mit meinem Vater und dem wirklich unangenehm riechenden Police Commissioner oder Ryle entscheiden, ist Ryle wirklich das geringere Übel.

Der Blick meines Vaters huscht zwischen mir und dem aufstrebenden Staatsanwalt hin und her. Dann verabschiedet er sich schnell von uns und verschwindet mit Gary an der Bar. Beim Gehen schaut er nochmal zu uns. Ob sein Blick mir gewidmet ist oder Ryle, kann ich nicht sagen und was er bedeutet, schon gar nicht.

»Na, amüsierst du dich?«

Nicht schallend loszulachen, kostet mich gerade immens viel Kraft. Um davon abzulenken, nippe ich an meinem Glas.

»Du brauchst mir nichts vormachen. Ich weiß, dass du es hasst.«

O wow, so viel Grips habe ich ihm gar nicht zugetraut und dass er weiß, was Sarkasmus ist, ist mir auch neu. In Bezug auf Körpersprache und zwischenmenschliche Beziehungen ist er ehrlich gesagt nicht die hellste Kerze auf der Torte. Den Spruch »Augen auf bei der Berufswahl« hat sich Ryle offensichtlich nicht sonderlich zu Herzen genommen. Als Staatsanwalt wären solche Kompetenzen sicherlich nicht verkehrt gewesen.

»Dir entgeht aber auch rein gar nichts.« Mein Gesichtsausdruck müsste ihm in diesem Fall jedoch verraten, dass mein Interesse an einem Gespräch mit ihm oder sonst jemandem in diesem Raum gegen null geht. Innerlich danke ich ihm für die Rettung, aber nun ist die Zeit für ihn gekommen, die Biege zu machen. Zu gern würde ich ihm meine Worte an den Kopf werfen, schaffe es aber, mich in Zurückhaltung zu üben. Denn wir haben Publikum. Mein Vater und meine Mutter werfen uns immer wieder Blicke zu. Auch ein paar der anderen Gäste schenken uns ihre stumme Aufmerksamkeit.

»Wir könnten abhauen.« Seine Stimme ist mehr ein Raunen und eindeutig zu dicht an meinem Ohr, was mich schaudern lässt. Aber abhauen? Das klingt so verlockend. Wer hätte gedacht, dass gerade Ryle es schafft, meine Neugierde zu wecken?

»Jetzt überrascht du mich aber, sowas hätte ich dir gar nicht zugetraut. Scarlett wird dich direkt nach mir köpfen, wenn sie Wind davon bekommt, und das wird sie ganz sicher.« Auch wenn meine Eltern ihn vergöttern, dürfe das nicht auf Beifall stoßen.

»Ich glaube nicht, dass sie das tun wird. Jedenfalls nicht, wenn wir ihr sagen, dass wir die Zeit genutzt haben, um uns etwas besser kennenzulernen.« Mit seiner Hand erhöht er den Druck auf meinen Rücken und sein Zeigefinger malt Kreise auf den Stoff meines Kleides.

Gänsehaut überströmt meinen Körper, aber nicht die von der guten Sorte. Den Impuls, mit den Augen zu rollen, versuche ich gar nicht erst zu unterdrücken. Aber mal ganz im Ernst, es hätte mich auch sehr gewundert, wenn Ryle mal ein ganz klein wenig cool sein könnte.

»Nein.«

»Ach komm schon, April. Irgendwann muss man einen Mann für seine Bemühungen belohnen. Jetzt wäre ein wunderbarer Zeitpunkt dafür, meinst du nicht auch? Du könntest von hier verschwinden und ich würde, sagen wir mal, etwas Überzeugungsarbeit leisten.«

Belohnen? Überzeugungsarbeit? Unter keinen Umständen ist ein Date mit Ryle eine Option. Niemals! Ich bin nicht gewillt, ihn näher kennenzulernen. Ich bin mir sogar sicher, dass es nichts zum Kennenlernen gibt. Dieser Mann besteht zu 95 Prozent aus Arbeit. Die anderen 5 Prozent sind eine Mischung aus seiner aalglatten Art und dem zu schweren Eau de Toilette, das er trägt. Optisch ist er absolut nicht mein Typ, obwohl ihn viele Frauen sicherlich ansprechend finden. Für mich sieht er mit seinen blonden Haaren, die er immer mit viel zu viel Gel nach hinten kämmt, einfach nur schmierig aus. Vermutlich fühlen sie sich an wie ein Helm, und würden einen hohlen Laut von sich geben, wenn man darauf klopfen würde. Er ist schlank und seine Anzüge wählt er stets etwas zu knapp, was wahrscheinlich unwiderstehlich wirken soll, nur tut es das auf mich nicht. Würde ich eine Wette abschließen, dass er selbst zu Hause auf der Couch im Anzug sitzt, wenn er nicht sogar darin schlafen geht, wäre mir der Sieg sicher.

Abgesehen davon wüsste ich gern, von welchen Bemühungen er spricht. Bisher hat er mich einfach nur ständig gefragt, ob er mich auf ein Date schleppen darf. Obwohl auch ernsthaftes Bestreben nichts an der Tatsache ändern würden. Vor einigen Monaten kam meine Mutter mit der Schnapsidee um die Ecke, dass sie es begrüßen würde, wenn wir es mal miteinander versuchen würden. Was ich für mich kategorisch ausschließe, ist für Ryle zu einer neuen Lebensaufgabe geworden. Dass er mich so lange fragen wird, bis ich davon tot umkippe, kommt mir dabei nicht allzu unrealistisch vor.

»Jemanden so lange zu nerven, bis er nachgibt, sind keine Bemühungen«, gebe ich spitz zurück.

Als Antwort bekomme ich nur ein Schnauben. Kurz schweigt Ryle sichtlich beleidigt, bis er sagt, dass er sich einen neuen Drink besorgen will und die Flucht ergreift. Ist klar. Sein Glas ist allerdings noch halb voll oder bereits halb leer, je nachdem wie man es sehen will. Für mich ist es definitiv halb leer.

Ich lasse meinen Blick über die Gäste gleiten, bis ich meine Mutter entdecke. Gerade spricht sie mit einem älteren Ehepaar, das aussieht, als wäre steinreich nicht im Ansatz eine passende Beschreibung. Das ist der perfekte Moment, um mich mit einer faulen Ausrede zu verabschieden. Magenschmerzen vorzutäuschen, ist nicht meine beste Nummer, aber sie würde eine kreative Notlüge auch nicht zu schätzen wissen. Also wozu Kraft dafür verschwenden?

Zielstrebig steuere ich direkt auf sie zu. Je näher ich komme, desto deutlicher höre ich die aufgesetzt freundliche Stimme meiner Mutter. »Wenn sie mir ihre Spenden anvertrauen, dann wissen sie, dass sie in den besten Händen sind.«

Bevor die Dame darauf antworten kann, grätsche ich dazwischen. »Guten Abend«, bei den Worten lächle ich einmal in die Runde. Meine Mutter dreht den Kopf zu mir herum und sofort sehe ich darin die Missbilligung. Wie konnte ich es nur wagen sie zu unterbrechen? »Ich möchte gar nicht lang stören, aber mir geht es nicht so gut.« Um dies zu unterstreichen, halte ich mir die Hand auf den Bauch. »Ich werde nach Hause fahren und mich ausruhen müssen. Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, nicht das du dir Sorgen machst, wenn du mich nicht findest.«

Sie zieht nicht eine Sekunde in Betracht mir abzukaufen, dass es mir nicht gut geht, was mir das kurze Zucken ihres Augenlids verrät. Denn das hat sie schon immer der Lüge überführt. Ihr Pokerface mag für Fremde perfekt wirken, doch schon im Grundschulalter habe ich sie durchschaut. Immer wenn etwas nicht nach Plan läuft oder sie lügt, verrät sie ihr eigenes Gesicht. Dabei ist es ja nicht mal gelogen. Ich fühle mich unwohl, was zwar nicht an meinem Magen liegt, aber an der Gesellschaft. Wortklauberei, wenn ihr mich fragt.

Für die Menschen um uns herum drückt sie aufmunternd meine Schulter. Für mich ist es die Voranmeldung einer Strafpredigt für meinen viel zu frühen und unpassenden Abgang. Glücklicherweise bin ich das schon gewohnt und habe mir eine dicke Haut zugelegt.

»Das klingt ja gar nicht gut liebes. Ich hoffe, dir geht es bald wieder besser.«

Mit einem kurzen Nicken verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg Richtung Ausgang. Den brennenden Blick, mit dem meine Mutter mich gerade versucht zu erdolchen, spüre ich bis ins Mark.

Ich musste schon früh lernen, die Worte meiner Eltern nicht zu nah an mich heranzulassen. Sie wissen ganz genau wie sie jedes noch so kleine Fehlverhalten meinerseits für sich ausnutzen können. Früher hat Olive zwischen uns vermitteln können, doch nun ist da nichts und niemand mehr, der unsere verhärteten Fronten beruhigen kann. Mit der Zeit habe ich mir eine Art Schutzschicht zugelegt, eine Rüstung, die die Peinigungen meiner Eltern an mir abprallen lassen soll. Es war ein langer Weg bis dahin, verdammt lang und auch noch heute fällt es mir nicht immer leicht. Es ist sogar immer wieder wirklich hart.

Trotzdem schlucke den aufkochenden Schmerz herunter. Das ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür. Würde ich dem Gefühl Platz in mir einräumen – ich möchte mir nicht mal ausmalen, was dann mit mir passieren würde. Ich verpasse meinem Schutzpanzer eine weitere Schicht und marschiere durch die große Eingangshalle. Während nur die lauten Schritte meiner Stilettos auf dem glänzenden Marmorboden zu mir durchdringen, bestelle ich mir ein Uber. Die große Halle mit den geschwungenen Bögen und den meterhohen Decken will ich genauso schnell hinter mir lassen wie das Innere des Ballsaals, als mir eine ungelesene SMS ins Auge fällt. Den Absender kenne ich nicht.

Unbekannt:

Hallo kleine April,

ich werde mich nicht bei dir vorstellen. Aber du darfst mich Sev nennen. Vielleicht findest du ja irgendwann heraus, wer ich bin, oder eben nicht. Eigentlich ist mir das ganz egal.

4 Monate

122 Tage

1.928 Stunden

175.680 Minuten

10.540.800 Sekunden

Willst du wissen, was das für Zahlen sind? Die dürften dich brennend interessieren.

Heute in 4 Monaten ist der 15.01.2025 – dein Todestag.

Sei unbesorgt, das ist keine leere Drohung. Das verspreche ich dir!

Sev

Ich bin fassungslos. Ist das die neue Hallo Mama, das ist meine neue Nummer und wenn wir schonmal schreiben, ich brauche ganz dringend Geld-Masche? Die werden echt immer kreativer. Ich schüttle den Kopf, werfe die Nachricht in meinen mentalen Papierkorb und steuere die Ausgangstüren an.

Doch so einfach will man es mir heute Abend nicht machen. Zu meinen Schritten gesellen sich weitere dazu. Schritte, die schnell zu mir aufholen. Bitte geh weiter. Bitte geh weiter. BITTE GEH WEITER! Sei einfach jemand, der an mir vorbei joggt, um ein Taxi zu erhaschen. Jemand, der genauso schnell hier abhauen will wie ich. Fehlanzeige. Wäre auch zu schön gewesen. Niemand Geringeres als Ryle schließt zu mir auf und grinst mich dämlich an. Hat er wirklich noch nicht genug für heute?

»Deine Mutter meint, dir würde es nicht gut gehen.«

»Jap.« Meine Mutter lässt ihre kleine Rache also nicht bis morgen früh auf sich warten. Sie schlägt lieber direkt zu. Guter Zug Mutter, den habe ich nicht kommen sehen!

»Ich werde dich nach Hause bringen. Wenn es dir nicht gut geht, ist es besser, wenn dich jemand begleitet.«

Der liebe, oder auch nicht so liebe, Herr Gott will mich wohl für irgendwas bestrafen. Anders kann ich mir diese Farce eines Abends nicht erklären. Meinen Blick richte ich demonstrativ nach vorn. »Ich habe mir einen Uber bestellt. Nicht nötig, den Babysitter zu spielen, Ryle.«

»Du musst doch nicht extra ein Uber nehmen. Mir macht es nichts aus, dich nach Hause zu fahren.«

»Mir macht es aber etwas aus, okay? Und jetzt lass gut sein.« Ich beschleunige meine Schritte, mit der Hoffnung nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, dass ich vor ihm flüchten würde.

Hinter mir erklingt noch einmal seine Stimme. »April, warte doch.«

Aber mir ist verdammt nochmal nicht nach Warten zumute. Ich werde jetzt in das Uber steigen und diesen Abend schnell aus meinem Gedächtnis streichen. Die Schritte verstummen, was mir ohne einen Blick über die Schulter verrät, dass Ryle aufgegeben hat. Jedenfalls für den Moment.

Kapitel2April

Mein Handy leuchtet auf, als ich eine Benachrichtigung bekomme.

Sie werden gefahren von Archer. Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt!

Archer hat eine durchschnittliche Bewertung von 4,5 Sternen, was nicht schlecht ist. Ich habe in der Vergangenheit schon halsbrecherischen Fahrten beigewohnt und bin nicht sonderlich scharf drauf, nochmal Bekanntschaft mit einer Stoßstange zu machen. Wie letzten Dienstag, als Estefanía uns beide fast umgebracht hat, als ihr die Notbremsung beinahe nicht gelungen ist. Zu abgelenkt, mir von ihrem letzten Date zu erzählen. Nicht das ich danach gefragt hätte. Schweißnass bin ich aus dem pinken Flitzer gestiegen.

Jetzt wird man sich wahrscheinlich fragen, wie jemand wie ich nicht den Luxus eines Fahrservices oder sogar eines persönlichen Chauffeurs genießt. Nennt es meine kleine Art der Rebellion. Sobald ich mir ein Uber bestelle, pocht eine Ader am Hals meiner Mutter so energisch, dass der Teufel auf meiner Schulter einen Siegestanz hinlegt und das Engelchen daneben vielleicht sogar ansteckt.

Laut der Live-Verfolgung ist er nur noch fünf Blocks entfernt. Ich nutze die Zeit, um die Anspannung, die sich den ganzen Abend in mir festgesetzt hat, loszuwerden. Mit dem Rücken lehne ich mich an die Steinmauer des Gebäudes hinter mir. Die kalte Oberfläche auf meiner Haut fühlt sich gut an. Ich atme dreimal tief ein und aus und merke, wie ich mich langsam entspanne. Mir ist nicht begreiflich, wieso meine Mutter so ein großes Interesse daran hegt, mich mit Ryle zu verkuppeln. Selten habe ich sie bei etwas, das sie nicht direkt selbst betrifft, mit so viel Hartnäckigkeit erlebt. Würde ich sie nicht so gut kennen, würde ich wohl denken, dass sie sich eben nur eine gute Partie für ihre Tochter wünscht. Doch Scarlett ist nun mal nicht diese Art Mutter. Egal wie sehr ich mir das auch wünsche. Es wird einen Grund für ihre Beharrlichkeit geben und meistens geht das auf meine Kosten.

Wenige Minuten später taucht vor mir ein schwarzer Land Rover Defender auf.

»Hi, bist du April?« Aus dem offenen Beifahrerfenster schaut mich ein Typ an, der gerade mal ein paar Jahre älter sein kann als ich.

»Wenn du Archer bist, dann ja.«

Er lacht. »Sonst nicht?«

Ich schüttle den Kopf. »Nein, weil du dann vielleicht ein Serienmörder bist und nicht Archer mit den 4,5 Sternen auf Uber.«

Jetzt lacht er lauter und wirft den Kopf in den Nacken. »Dann schwing dich mal in meine Kutsche, April.« Er zeigt mit dem Daumen auf die Rückbank.

Das muss er mir nicht zweimal sagen. Ich lasse mich schräg hinter ihm in den Sitz des SUVs fallen und massiere dabei mit zwei Fingern meine Schläfen.

»Anstrengender Abend?«, fragt er und schaut mich durch den Rückspiegel an.

Er hat ja keine Ahnung. »Anstrengend beschreibt es noch nicht mal im Ansatz.«

Sein kurzes Nicken wirkt verständnisvoll. »Geht’s nach Hause oder besteht noch die Chance darauf, dass der Abend besser wird?«

Was für eine selten dämliche Frage. Der Abend wird schlagartig besser werden, wenn ich erstmal mit einem Buch in meinem Bett liege. »Eindeutig nach Hause. Was das andere aber nicht ausschließt.«

»Du verbringst deinen Abend also lieber auf der Couch als in Gesellschaft?«, hakt er nach.

»Das kommt ganz auf die Gesellschaft an. Und wie sieht es bei dir aus?«

»Wenn der eine Job beendet ist, fängt der andere an«, gibt er schlicht zurück.

Ich frage mich, was er wohl noch für andere Jobs hat, bohre aber nicht weiter nach.

»Workaholic und so«, fügt er lächelnd hinzu.

In den vorbeifliegenden Lichtern kann ich gerade so sein Profil ausmachen. Er wirkt nett auf mich, aber es scheint mir so, als würde er nicht allzu viel von sich preisgeben wollen. Aber wer sollte es ihm auch verübeln, wenn er seinen Fahrgästen nicht seine ganze Lebensgeschichte erzählen will? Sonst empfinde ich es selbst als wahnsinnig nervtötend, wenn mir irgendwelche Leute ungefragt ihre Memoiren erzählen. Wie Estefanía … Ich nicke knapp, als er wieder über den Rückspiegel zu mir schaut. Die ausgelassene Stimmung, die bis eben zwischen uns geherrscht hat, ist zu einem angenehmen Schweigen geworden.

Diese Fahrt hat wirklich rein gar nichts mit den Uber-Fahrten gemein, wie ich sie bisher erlebt habe. Es ähnelt eher dem Fahrservice meiner Eltern. Wir sitzen zwar meist in einer gepanzerten Limousine und das hier ist ein gewöhnlicher SUV, dennoch muss er ein Vermögen wert sein. Ich würde darum wetten, dass er jedes unnütze Feature verbaut hat, das es zur Auswahl gibt. Ich saß schon ein Dutzend Mal in einem Toyota Corolla oder Honda Civic, hinter dessen Steuer ein Student oder der eine oder andere merkwürdige Familienvater saß. Das ist hier definitiv nicht der Fall. Archer wirkt freundlich und verhält sich auf den Straßen genau so, wie man es sich wünscht. Was mich auch dazu bringt, den prüfenden Blick über seine Schulter abzuwenden, mich zurückzulehnen und in die kühle Septembernacht hinauszuschauen.

»Stört es dich, wenn ich das Fenster aufmache?«

Er antwortet mir nicht, aber zwei Sekunden später öffnet es sich von ganz allein. Dankend lächle ich ihn über den Spiegel an. Ich halte mein Gesicht raus in den Fahrtwind und habe für heute das erste Mal das Gefühl, richtig atmen zu können. Meine Lungen füllen sich mit der kalten Nachtluft und mein Körper lechzt danach, wie ein Kokainsüchtiger nach der nächsten Line.

Die Ampel vor uns wechselt von Gelb auf Rot und Archer bringt den Wagen zum Stehen. Auf dem Fußgängerweg rechts von mir steht eine ziemlich runtergekommene Bushaltestelle. Auf dem feuchten Boden liegen zwischen Glassplittern und Zigarettenstummeln alte Bier- und Coladosen sowie undefinierbare dunkle Stofffetzen. Meine Aufmerksamkeit wird jedoch von etwas anderem angezogen.

Auf der elektronischen Reklametafel, auf der gerade noch ein blondes Model mit ihrem Allerwertesten für eine neue Jeans-Marke posiert hat, verdunkelt sich der Bildschirm, bevor dichter Nebel aus dem tiefen Schwarz sickert und aus der Trübung eine leuchtend blaue Schrift auftaucht. Überzogen von Nebelschwaden prangt das Wort Olymp auf der Werbetafel. Wie hypnotisiert schaue ich auf die eher weniger aussagekräftige Werbung. Nennt mich Werbeopfer, aber bei mir funktionierts, weshalb ich mich jetzt auch an Archer wende.

»Weißt du, was das ist?«, frage ich und zeige auf die Reklametafel, gerade pünktlich, bevor die Werbung für Jeanshosen wieder erscheint.

»Du meinst das Olymp?« Er zuckt mit der Schulter. »Ein Club. Ganz hier in der Nähe.«

»Warst du schonmal dort?«

»Ja, schon öfter.« Archer trommelt mit den Fingern auf dem Lenkrad. »Ziemlich cooler Laden, wenn du mich fragst.« Die Ampel springt wieder auf Grün und wir rollen langsam über die Kreuzung.

Keine Ahnung, was ich mir dabei denke, wahrscheinlich gar nichts. Ganz bestimmt gar nichts, aber die Worte haben meinen Mund schneller verlassen, als ich sie noch hätte aufhalten können. »Macht es dir etwas aus, mich dort abzusetzen?« Von der Seite aus kann ich sehen, dass er versucht, sich das Grinsen zu verkneifen. Was daran so amüsant ist, erschließt sich mir nicht, aber ich frage auch nicht weiter nach.

»Ihr Wunsch sei mir Befehl.« Mit der Hand ahmt er die Bewegung nach, die Soldaten beim Salutieren machen.

Es dauert nicht lang, da biegen wir auch schon in die Straße ein, in welcher dieser mysteriöse Club sein soll. Die Gegend kenne ich bisher nur vom Hören aber sie gehört nicht gerade zu den Vertrauenswürdigsten in New York. Die Stimme meiner Mutter donnert in einer der hintersten Ecken meines Schädels: »Ist dir bewusst, was es für Auswirkungen hätte, wenn dich jemand in einem Etablissement wie diesem sieht?«

Innerlich rolle ich wieder mit den Augen. Wäre sie einfach besorgt um mich, wenn ich mich in Gegenden wie diesen aufhalte, könnte ich es vielleicht verstehen, aber nein. Ihr geht es nur darum, welchen Eindruck ich damit hinterlasse. Was die Presse und ihre Freunde dazu sagen würden. Ich schüttle die Stimme meiner Mutter ab. Ein einziges Mal ist es egal, was sie denkt und will. Sie ist nicht hier und wird auch nichts davon erfahren. Hoffentlich. Ich bin zu ausgelaugt davon, immer das zu tun, was man mir aufträgt. Was spricht schon gegen einen freien Abend?

Archer fährt die Straße weiter hinunter, mein Ziel ist nicht zu übersehen. Die Schrift mit dem Namen des Clubs ist riesig und beleuchtet die ganze Straße. Mit jedem Meter, den wir dem Ziel näherkommen, wird das Kribbeln und das Drängen in mir stärker. Keine Ahnung, was es genau ist, aber es ist beinah wie hypnotisierend. Dann sehe ich allerdings die riesige Menschentraube vor dem Club, die versucht an den Türstehern vorbeizukommen. Was für ein Mist. Wie soll ich verdammt nochmal da reinkommen? Mal ganz davon abgesehen bin ich völlig unpassend angezogen. Ich trage immer noch das Outfit von der Gala. Ein langes schwarzes ausgestelltes Satinkleid, was oben so eng geschnitten ist wie eine Korsage und meine Schultern freilegt. Ab der Hüfte ist es weit ausgestellt und endet erst an meinen Stilettos.

Archers Stimme reißt mich aus meinem Gedankenkarussell. »Wir sind da.«

Mein Blick huscht unentschlossen zum Olymp und wieder an mir herab. Was zum Teufel habe ich mir dabei nur gedacht?

»Ich kann dich immer noch nach Hause fahren.«

Selbst der Uber-Fahrer, den ich vor keiner Stunde kennengelernt habe, scheint mich zu durchschauen. Wie dämlich muss ich für ihn aussehen? Ich bin einfach armselig. Das reiche Mädchen, das nicht weiß, was sie will …

»Schau dir mal die Schlange an. Da komm ich nie rein.« Ich klinge entmutigter, als ich es gehofft habe.

Archer öffnet und schließt seinen Mund immer wieder. Dabei wirkt er wie eine düstere Version eines Karpfens. Ein unentschlossener Karpfen, in Lederjacke und mit Badboy-Vibe. Als er seine Stimme wiederfindet, dreht er sich zu mir um. »Also ich hab da so meine Kontakte. Ich könnte dich reinbringen, wenn du willst.«

Irgendwas an diesem Mann sagte mir, dass er eine ganz besondere Art von Uber-Fahrer ist. Oder vielleicht kennt man als Uber einfach Gott und die Welt? »Du kennst den Türsteher?«

»So könnte man es sagen, ja.«

Meine Gedanken rasen schneller als jede Achterbahn und schlagen in Sekunden an die zwanzig Loopings.

»Also?« Wieder zieht er mich zurück in die Realität.

Ganz offensichtlich setzt mein Hirn vollständig aus oder eventuell habe ich einen Schlaganfall. So musste es sein, denn warum sollte ich sonst sagen, was ich gleich sagen werde? »Hast du zufällig ein Taschenmesser oder sowas in deinem Wagen?«

Archer entgleiten alle Gesichtszüge. Er sieht mich nur aus aufgerissenen Augen an, auch sein Mund steht jetzt offen. Ich lache laut auf und nestle am Saum meines Kleides herum. Als er endlich versteht, was ich vorhabe, umrundet er in Rekordgeschwindigkeit das Auto, öffnete mir die Tür und hilft mir ganz gentlemanlike beim Aussteigen. »Hier.« Er hält mir genau das unter die Nase, nachdem ich gefragt habe, auch wenn es nicht wirklich etwas mit einem Standardtaschenmesser gemein hat. Das schwarze geschwungene Stück Metall ist breit und sieht eher aus, als würde es aus irgendeinem Militärbestand kommen. Es klappt aus einem dunklen Griff hervor, der mit Einkerbungen für die Finger versehen ist. Auf der Schneide ist der Name des Herstellers eingraviert – Walther. Was zum Teufel?!? Natürlich trägt Archer kein Erinnerungsstück aus alten Pfadfinderzeiten durch die Gegend. Selbstverständlich ist es von einem der größten Waffenhersteller der Welt. Wieso sollte es auch anders sein? Das würde den Look des düsteren und gefährlichen Uber-Fahrers definitiv zerstören.

Andere wären wohl schreiend davongelaufen, aber Archer macht mir keine Angst. Auch nicht mit einer Klinge in der Hand, welche nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht schwebt.

Als könne er meine Gedanken hören, beantwortet er mir meine unausgesprochene Frage. »Ich geh gern campen.«

Die Geschichte ist natürlich absolut lächerlich. Dieser Mann geht definitiv nicht campen.

Noch immer hält er mir das Messer vor die Nase. Bevor ich meinen Plan nochmal überdenken kann, schnappe ich es mir. Ich setze es an, um aus dem unverschämt teuren Ballkleid das kleine Schwarze zu machen, welches jede Frau im Kleiderschrank hängen hat. Das Kribbeln, das sich immer weiter in mir ausbreitet, wirkt auf mich wie ein Befreiungsschlag. Als ich vorne den Stoff durchtrennt habe, drehe ich mich um und reiche Archer das Klappmesser. »Könntest du bitte? Es soll nicht aussehen, als hätte ich das Kleid aus dem Müll gefischt.«

»Das lass ich mir nicht zweimal sagen.«

Redet er mit all seinen Fahrgästen so? Ich werfe ihm einen Blick zu, der sagt, dass ich ihm auch ohne Messer wehtun werde, wenn er sich nicht benimmt.

Er hebt die Hände entwaffnend rechts und links von seinem Kopf. »Lass die Waffen sinken. Aber nur fürs Protokoll, die Bewertungen in dem Bereich sind noch besser als die auf Uber.« Er wackelt mit den Augenbrauen, was mir einen Grunzlacher entlockt.

»Das ist scharf«, kommentiert Archer schmunzelnd. Wofür er von mir einen Stoß kassiert.

Lachend und kopfschüttelnd kniet er sich hinter mich und macht mit dem Stoff meines Kleides kurzen Prozess.

Ich blicke an mir herunter und stelle fest, dass sich unsere Arbeit sehen lassen kann. Für die Fashion Week würde es wohl nicht reichen, aber ich fühle mich bereit für meinen ganz persönlichen Auftritt. Und eigentlich macht es das Kleid dadurch nur noch viel besser.

Archer schließt das Auto mit einem Knopfdruck ab und ich hake mich bei ihm unter. »Dann bringen wir dich mal rein, Kleine.«

Unser Auftauchen bleibt nicht unbemerkt. Die Leute schauen uns verblüfft hinterher, was wohl nicht nur daran liegt, dass Archer so selbstverständlich an all den wartenden Gästen entlangläuft, sondern auch an ihm selbst.

Mit seinen scharfen Gesichtszügen, dem Buzz-Cut und dem dazu passenden Dreitagebart, ist er wirklich attraktiv. An seiner Seite zu sein, fühlt sich verdammt gut an. Ich stand schon oft auf irgendwelchen Gästelisten, doch das kam nicht ansatzweise an dieses Gefühl heran. Mich führt ein attraktiver Mann in einen der wahrscheinlich heißbegehrtesten Clubs New Yorks. Dem Ansturm nach zu urteilen, sollte er das jedenfalls sein. Und das nicht, weil er weiß, wer ich bin, sondern einfach, weil … keine Ahnung. Vielleicht einfach nur so. Mein Herz schlägt drei Takte schneller als gewöhnlich. Archer hat mich kennengelernt und mir einfach einen Gefallen getan, ohne zu wissen, wer ich bin oder wer meine Eltern sind. Zumindest gibt er mir dieses Gefühl. Ich weiß nicht, wann das zuletzt vorgekommen ist oder ob es vorher überhaupt schonmal passiert ist.

Vor dem Eingang des Olymps nehmen uns die beiden Türsteher erstmal gar nicht wahr. Als sich Archer dann jedoch räuspert, schauen sie zu uns. Erst sind ihre Blicke so grimmig, dass ich Archer gerade ein Zeichen zum Rückzug geben will, doch dann verändert sich etwas in ihren Gesichtern. Sind sie so überrascht, Archer zu sehen?

»Hallo A-Archer«, stammelt der eine. »Wir haben heute nicht mit dir gerechnet.«

Da ich immer noch in Archers Arm eingehakt bin, spüre ich, wie er sich etwas mehr aufrichtet. »Das war auch nicht so geplant. Ich wollte euch nur bitten, meine neue Freundin reinzulassen. April darf ich vorstellen, Calvin und Chilian.«

Es ist nicht zu übersehen, dass die beiden Brüder sind. Vielleicht sind sie sogar Zwillinge. Sie haben beide kurzgeschorenes blondes Haar und verbringen wahrscheinlich die meiste Zeit des Tages im Fitnessstudio. Sie ähneln mehr dem unglaublichen Hulk als uns Normalsterblichen, nur in weniger grün.

»Freut mich. Ich bin April.« Zur Begrüßung hebe ich die Hand. Die beiden schauen mich etwas erstaunt an.

»Hi, April. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Ich glaube, es ist Chilian, der nach meiner Hand greifen will, um ihr einen Kuss aufzudrücken. Doch sein Bruder rammt ihm seinen Ellenbogen in die Seite.

»Was denn?«, fragt er genervt und zwinkert mir zu.

Was sind das bloß für Vögel? Archer hat irgendwie merkwürdige Freunde.

»Also gut. Ich muss dann wieder an die Arbeit. Die Stadt wartet auf den unglaublichsten Fahrer, den sie zu bieten bekommt.«

Wenig damenhaft platzt das Lachen nur so aus mir heraus. Worauf ich einen feindseligen Blick als Antwort kassiere. Ich schlage mir die Hand vor den Mund, um nicht doch noch auf andere Weise Bekanntschaft mit Archers Taschenmesser zu machen. »Vielen Dank Archer. Das war die aufregendste und interessanteste Uber-Fahrt, die ich je hatte.«

»Kein Ding.« Bevor er sich umdreht und wieder zum Wagen geht, reicht er mir eine Visitenkarte. »Ruf mich gern jederzeit an. Mein Wagen steht dir immer zur Verfügung.« Jetzt zwinkert er mir zu und marschiert im Laufschritt davon. Ich will mich gerade mit meinem wahrscheinlich ziemlich dümmlich wirkenden Grinsen umdrehen und an den Türstehern vorbeigehen, als ich Archer nochmal rufen höre. »Vergiss nicht, mir eine Bewertung da zu lassen.« Er joggt die letzten Meter zu seinem Wagen. Was für ein verrückter Typ. Kopfschüttelnd und mit einer Prise Unglauben betrete ich endlich das Olymp und das Gefühl in mir, das ich nicht im Ansatz beschreiben kann, droht zu explodieren.

Kapitel3April

Als ich das Olymp betrete, schlägt mir der Geruch von Rauch, Schweiß und Alkohol entgegen. An der Garderobe tummeln sich einige Menschen, die ihre Jacken und Mäntel abgeben wollen. Ich schlängle mich an ihnen vorbei und trete auf den Eingang am anderen Ende des langen Flurs zu. Von der Decke beleuchten blau- und lilafarbene Neonröhren den Weg. Sie spiegeln sich in den silbrig tapezierten Wänden.

Mit jedem Schritt, dem ich der Tür näher komme, dröhnt der Bass lauter und mein Herz schlägt fast im selben Rhythmus wie der Beat. Als ich vor der großen schwarzen Flügeltür stehe, greife ich nach dem glänzenden Knauf. Ich atme nochmal durch, dann stoße ich sie auf. Die Aufregung steigt mir kribbelnd vom Bauch bis in den Hals. Dieses Gefühl ist sowohl einnehmend als auch berauschend zu gleich. Ich trete bis an das Geländer heran, welches in geschnörkelten Linien aus dem Boden emporragt. Ich fühle mich etwas wie Julia, die von ihrem Balkon zu Romeo runter schaut. Nur kann ich von hier oben den gesamten Olymp überblicken und nicht in die aufrichtigen Augen meines Verehrers schauen. Es ist riesig. Alles um mich herum ist in ein blaues Licht getaucht. Die Nebelmaschinen, die überall verteilt stehen, lassen mit dem weißen Rauch alles etwas unwirklich erscheinen. Hinter mir fällt die Tür wieder ins Schloss und das Klacken, welches dabei ertönt, riegelt die Außenwelt hinter mir ab.

Rechts und links gehen geschwungene Stufen hinab, die zur Tanzfläche führen. Sie erinnern an die Treppen aus einem alten Herrenhaus, in dem Bälle veranstaltet wurden. Langsam steige ich diese herunter und visiere die Bar an. Von oben sieht sie aus wie eine Schlange, die sich einmal quer durch die Tanzfläche windet. Dort angekommen kann ich noch einen der wenigen Hocker ergattern. Die Barkeeper tragen allesamt dieselben Outfits. Schwarze Shirts mit dem Logo des Clubs auf der Brust und schwarze Hosen.

Einer kommt auf mich zu. Schreiend fragt er mich: »Hey, was kann ich dir bringen?«

Gerade will ich rein aus der Gewohnheit heraus ein Glas Champagner bestellen, als mir eine andere Idee kommt. Ich neige mich etwas nach vorn und brülle über die Musik hinweg: »Einen Sex on the Beach bitte!«

Der Barkeeper hält seinen Daumen in die Höhe und wendet sich von mir ab. Rasant bereitet er meinen Cocktail zu. Eindrucksvoll wirft er den glänzenden Shaker in die Luft. Die Lichter spiegeln sich auf der glatten Oberfläche. Nach zwei Umdrehungen im freien Fall fängt er ihn wieder auf. Ich drücke ihm ein paar Scheine in die Hand, dann wendet er sich lächelnd einer Gruppe von jungen Frauen zu. Sie stehen um eine ihrer Freundinnen herum, die strahlt und superbetrunken zu sein scheint. Sie trägt ein weißes Tutu, eine billige Plastikkrone und eine Schärpe um die Brust mit der Aufschrift Bride.

Bei meinem Anblick würden sich meiner Mutter die Fußnägel aufrollen. Wie ich hier sitze, mit diesem bunten und wenig eleganten Drink in der Hand, neben mir ein Junggesellinnenabschied, der direkt aus einer amerikanischen RomCom entsprungen sein muss. Von meinem Vater ganz zu schweigen. Für ihn gibt es ausschließlich Kaffee und hochprozentige bernsteinfarbene Flüssigkeiten. Wie so viele andere Frauen auch sieht man mich auf sämtlichen Anlässen immer nur mit einem Champagnerglas in der Hand. Es ist elegant, zeigt Geschmack und wo du in der Gesellschaft hingehörst. Eine weitere antiquierte, völlig elitär überzogene Darstellung eines ach-so-erfüllenden-Lebens. Ich koste den exotischen Drink und lasse die kalte Flüssigkeit auf meiner Zunge zergehen. Es wundert mich nicht, dass der Drink so beliebt ist. Er ist süß, verdammt süß sogar, wodurch der Alkohol kaum zu schmecken ist. Ich finde ihn allerdings verdammt widerlich. Dennoch kann ich es irgendwie genießen. Von einem schlechten Drink lasse ich mir sicherlich nicht meinen kleinen Ausflug versauen. Durch den Strohhalm ziehe ich immer mal wieder einen Schluck. Nicht weil ich das süße Zeug plötzlich genieße, sondern weil er anders schmeckt. Irgendwie nicht nach meinem Leben. Sondern nach einem bunteren und freieren Leben.

Die Tanzfläche ist brechend voll. Direkt vor mir reibt eine Frau ihren Hintern an einem Typen, dessen Hände sich in eine nicht jugendfreie Region bewegen. Eilig will ich meinen Blick abwenden, doch leider nicht schnell genug. Denn der Typ, der ein wenig aussieht wie Johnny Galecki, und sich an der Frau seiner Begierde rubbelt, zwinkert mir zu. O mein Gott, das hat er nicht gemacht? Ich blinzle in meinen Drink hinein, tue so, als hätte ich ihn nicht gesehen.

Doch leider rücken sie gemeinsam in tanzenden Bewegungen zu mir auf, bis sie direkt vor mir stehen. »Hey Süße, willst du dich uns anschließen?«

Wenn ich nicht reagiere, gehen sie bestimmt einfach wieder weg oder begrapschen sich weiter. Ich muss sie nur weiter igno…

»Ich weiß, dass du mich gehört hast.«

»Mich stört das nicht, je mehr, desto besser«, stimmt jetzt die Frau mit dem milchigen Blick mit ein.

O bitte nicht …

Beide schauen mich auffordernd an. Dabei wackelt er so hektisch mit seinen Augenbrauen, dass ich lieber einen Krankenwagen rufen möchte, als auf diese unwiderstehlichen Verführungskünste einzugehen. Sie wiederum nimmt neue Fahrt auf und versucht, den Paarungstanz weiter anzufachen. Die grüngefärbten Haare kleben ihr schweißnass an den Schläfen.

Ich schüttle den Kopf. »Danke, aber meinem Freund würde das nicht gefallen.« Auch wenn dieser nicht wirklich existiert.

Bevor sie sich endgültig von mir abwenden, ruft die Lady mit den grasgrünen Haaren noch: »Falls du es dir anders überlegst, weißt du, wo du uns findest.« Dabei zwinkert sie mir lasziv zu.

Es ist schwierig, euch nicht zu übersehen … Ich nicke ihr zu und drehe mich in eine andere Himmelsrichtung. Es ist wahrscheinlich besser, wenn mein Blick die beiden nicht nochmal kreuzt. Sicher ist sicher.

Ich mustere meine Umgebung. Überrascht stelle ich fest, dass alle so verschieden aussehen. Manche haben lässige Jeans und ein Shirt kombiniert mit Sneakern an. Einige Mädels tragen wie ich High Heels und elegantere Kleider, ihre Begleitungen passend dazu Hemd und Stoffhose. Und alle tanzen Seite an Seite. Die Menschen haben hier einfach eine tolle Zeit, ohne einen dämlichen Dresscode. Was vielleicht auch der Grund ist, dass ich mich unsichtbar fühle, aber im guten Sinne. Ich bin hier und mich bemerkt niemand, nur weil ich April Woods bin. Ich gehe in der Menge unter und ich liebe es.

Erst jetzt bemerke ich, dass sich über der Tanzfläche eine Galerie befindet. Wahrscheinlich ist dort oben der VIP-Bereich. An jedem anderen Tag und an jedem anderen Ort, genau der abgetrennte Bereich, in dem ich sonst sitzen würde.

Gerade will ich meinen Blick wieder abwenden, doch da bleiben meine Augen an etwas haften, oder besser gesagt an jemandem. Er lehnt mit den Unterarmen auf dem Geländer. In seiner Hand hält er einen Tumbler mit bernsteinfarbener Flüssigkeit. Mit seinem Mittelfinger tippt er gegen das Kristallglas. Auch von hier aus kann ich sehen, dass er groß und muskulös ist. Der Stoff seines Sakkos spannt an den Oberarmen. Mein Blick wandert etwas höher und ich werde beim Starren erwischt. Mist. Seine Augen fixieren mich, was meinen gesamten Blutkreislauf lahmlegt. Mein Mund trocknet so schnell aus, dass ich Sorge habe, trotz des Drinks in meiner Hand zu verdursten. Dann wäre hier entdeckt zu werden, meine geringste Sorge. Die Schlagzeile würde sich von: Woods Tochter im zwielichtigen Nachtclub gesichtet – gerät sie auf die schiefe Bahn? zu: April Woods verdurstet im Olymp aufgefunden – Clubbesitzer muss sich wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten ändern.

Hitze bildet sich in meinem Bauch und bahnt sich einen Weg über meine Brust und kribbelt in meinen Wangen. Ich kann nicht sagen, wie viele Herzschläge es braucht, bis ich meinen Blick endlich von diesem verboten gut aussehenden Bruce-Wayne-Verschnitt losreißen kann, um endlich einen Schluck von meinem Drink zu nehmen. Schließlich würde ich wirklich ungern mit vollem Glas in der Hand einen sicheren Tod durch Dehydrierung finden.

Als ich wieder hinaufschaue, ist er fort. An seiner Stelle lehnt jetzt ein Frauenrücken gegen das Geländer. Ich scanne die gesamte Galerie nach ihm ab, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht ist das auch besser so …

Nach der gefühlt hundertsten Chance, die ich dem orange-rosafarbenen Drink nun gegeben habe, kann ich ganz getrost sagen, dass wir keine Freunde mehr werden. Meinen Geschmacksnerven zu urteilen, wird es eigentlich immer widerlicher. Zuerst hat es künstlich und furchtbar süß geschmeckt, inzwischen würde ich ihn als ungenießbar einstufen. Hätte ich gewusst, dass in einem Sex on the Beach Ananassaft gehört, hätte ich ihn mir nie und nimmer bestellt. So oft habe ich den Cocktail auf irgendwelchen Getränkekarten angestarrt, was nicht unbedingt am Getränk selbst lag. Sondern daran, was er für mich bedeutet. Wenn ich an bunte Cocktails mit Dekoschirmchen denke, sehe ich vor mir einen aufregenden Abend. Erlebnisse, die zu erzählenswerten Geschichten werden, und Freundschaften, die ein Leben lang halten können oder auch nur toll für den Moment sind. Ob ich das Ganze viel zu sehr romantisiere? Definitiv. Trotzdem spiegelt es genau das Gegenteil wider, was die Leute in meinem Leben unter einem gelungenen Abend verstehen.

Doch inzwischen mischt sich ein bitterer Geschmack unter das fruchtige Aroma. Der Abend hat furchtbar begonnen, nahm eine überraschende Wendung, aber ganz kann ich meinen Erfolg trotzdem nicht genießen. Denn als das sehe ich meinen Ausflug hierher. Einen erfolgreichen kurzweiligen Ausbruch aus den Zwängen, die ich mein Leben nenne. Der Geschmack der Freiheit sollte sich wohlig auf meinem Gaumen anfühlen. Zurück bleibt nur der bittere Geschmack der Erkenntnis. Denn die Realität schmeckt nicht nach rosaroter Zuckerwatte. Eher wie ein Kaffee am Morgen mit saurer Milch.

Gerade legt der DJ am anderen Ende des Raumes einen meiner Lieblingssongs auf, das Intro von We are never ever getting back together ertönt aus den Boxen. Wie es sich wohl anfühlen würde, jetzt aufzuspringen und sich einfach der Musik hinzugeben? Alles um mich herum zu vergessen und Spaß zu haben? Aber so mutig fühle ich mich nicht. So gerne ich es auch wäre. In meinem ziemlich kurz geratenen provisorischen Kleid fühle ich mich zwar ziemlich heiß, doch leider reicht das nicht aus, um allein die Tanzfläche zu stürmen und meine Hemmungen das Klo hinunterzuspülen. Auch wenn ich das nicht zulassen sollte, beschert das meiner Stimmung einen ordentlichen Dämpfer.

Was würde Olive wohl zu meiner kleinen Rebellion sagen? Ich glaube, sie wäre begeistert. Könnte sie hier sein, dann würde sie wie ein Wirbelwind durch den Club fegen. Sie würde mich auf die Tanzfläche zerren, singen, jubeln und tanzen, bis wir die Letzten wären und beim Abschließen helfen würden.

Gerne wäre ich mutiger. Allein herzukommen ist vielleicht einem kurzen Anflug von Mut entsprungen, aber es war sicherlich nicht clever. Nur einer der Gäste müsste ein unvorteilhaftes Foto von mir schießen und noch bevor das Bild durch die Presse gehen würde, säße ein Krisenstab im Arbeitszimmer meiner Mutter. Schließlich müsste der Schaden für unser Image so gering wie möglich gehalten werden.

Als der Song ein Ende findet, richte ich mich auf, schiebe den scheußlichsten Cocktail aller Cocktails von mir und bin gerade in Begriff zu gehen, als eine Stimme hinter mir ertönt.

»Wie wäre es mit einem richtigen Drink?« Er steht hinter mir. Direkt hinter mir. Der Mann, der mich nur mit seinen Augen in seinen Bann gezogen hat. Dafür muss ich mich nicht einmal umdrehen. Ich kann es spüren. Dasselbe prickelnde Gefühl kriecht durch meinen Körper. Es ist fast so, als würde selbst die Atmosphäre zwischen uns um Atem ringen müssen, wenn das denn möglich wäre. Ich drehe mich um und versuche, mir das Kribbeln unter der Haut nicht anmerken zu lassen.

Ohne meine Antwort abzuwarten, legt er seine Hand auf meinen unteren Rücken und dirigiert mich durch die Menschenmenge.

»Wo gehen wir hin? Wir standen doch gerade schon an der Bar!« Verwirrt lasse ich mich von ihm leiten. Mein Körper macht keine Anstalten, Abstand zwischen uns zu bringen.

Er beugt sich zu meinem Ohr und raunt tief: »Wir gehen dorthin, wo es etwas ruhiger ist.«

Spätestens jetzt sollte mein inneres Warnsignal Alarm schlagen, doch in meinem Hirn herrscht nur Stille. Stille, die meinen Verstand mit wehenden Fahnen vertrieben hat. Was bleibt, sind nur weiche Knie. Es ist ja nicht nur so, dass ich mit einem fremden Mann mitgehe, obwohl ich nicht einmal weiß, wohin er mich bringt. Ich bin die Tochter der Woods. Ich sollte niemandem einfach so über den Weg trauen. Besonders nicht in einem Club wie diesem. Es hatte schließlich seine Gründe, warum ich mich niemals in dieser Gegend aufhalte oder dass meine Eltern mich oft nur in Begleitung und das auch gern in Form eines Bodyguards ausgehen lassen. Ein ominöser Club grenzt hier an den anderen. In den Nachrichten berichteten sie oft von Schießereien in benachbarten Straßen. Vor Kurzem hörte ich Senator Prett darüber in irgendwelchen Interviews sprechen. Er versucht in Zusammenarbeit mit der Polizei die Kriminalität einzudämmen, was nahezu unmöglich ist. Und trotzdem setze ich einen Fuß vor den anderen. Mein ganzer Körper vor Nervosität gespannt.

Völlig routiniert lenkt mich mein neuer unbekannter Begleiter durch den Club. Sobald uns jemand zu nahekommt, schiebt er uns geübt an ihnen vorbei. Seine Hand fühlt sich groß und kräftig in meinem Rücken an. Ganz und gar nicht wie Ryles. Sie durchströmt mich mit Wärme, nicht mit Unbehagen.

Wir durchqueren den Raum, bis wir in einer der hintersten Ecken stehen bleiben. Hier ist es saudunkel. Vor uns hängen zwei große, schwere Vorhänge, die er einen Spaltbreit offenhält. Mit einem knappen Nicken fordert er mich auf hindurchzugehen. Ich sollte zögern, aber ich tu es nicht. Bin ich mutig oder naiv? Ich weiß es nicht. Mein Bauchgefühl schreit nicht HALT STOPP! Ich hoffe inständig, dass es weiß, was es tut, und zwischen meinem Bauch und meinem Kopf keine Signalstörung vorliegt.

Hinter uns fällt der Vorhang wieder zu. Drei Herzschläge lang stehen wir dicht aneinander in absoluter Dunkelheit. Ich nehme nur seinen gleichmäßig ruhigen Atem wahr, bis der kleine Raum in tiefblaues Licht getaucht wird. Erst jetzt sehe ich die Tür vor uns. Bevor der Spot angegangen ist, war es so stockfinster, dass ich meine eigene Hand nicht hätte erkennen konnte.

»Wie heißt du?«, platzt es viel zu laut aus mir heraus. Selbst ich kann hören, wie angespannt ich klinge.

»Miles.« Er hat sich wieder etwas zu mir heruntergebeugt. Seine Stimme ist dunkel. Sein Atem streift ganz sanft mein Ohrläppchen und über meinen Körper läuft ein wohlig warmer und doch aufgeregter Schauer.

Dann greift er um mich herum, öffnet die Tür und was ich jetzt zu Gesicht bekomme, verschlägt mir die Sprache. Denn ich werde unversehens in eine andere Zeit katapultiert. Vergessen ist die laute Musik. Von Nebelmaschinen und dem Getümmel auf der Tanzfläche ist keine Spur mehr. Licht spenden zweiarmige goldene Wandleuchten. Ein roter Teppichfußboden und edle alte Möbelstücke bilden eine Atmosphäre wie in einem Gentlemen’s Club aus dem 19. Jahrhundert. Auf unterschiedlich hohen Ebenen stehen Sitzgruppen mit Ohrensesseln und Chesterfield-Sofas mit verschiedenen Bezügen.

»Und du?«

»Was ich?«

»Verrätst du mir auch deinen Namen?«

Ich bin – überrascht. Ich glaube, das beschreibt es ganz gut. Ist das heute Abend irgendwie so ein Ding? Vor wenigen Stunden hätte ich ganz klar behauptet, dass 90 Prozent der Menschen, die ich irgendwo antreffe, wissen, wer ich bin. Doch heute ist Miles schon der Zweite, der mich offenbar nicht direkt erkennt. Vielleicht will er aber auch nur höflich sein und fragt deswegen nach meinem Namen. »O ja klar. Ich heiße April.«

»April«, so wie er meinen Namen ausspricht, klingt es, als würde er testen, wie er sich auf seiner Zunge anfühlt.

»Das hier habe ich nicht erwartet«, gebe ich zu und zeige vor mich. Ich stehe wie angewurzelt auf der Stelle.

Er lacht. Es ist kein lautes Lachen. Sondern ein dezentes, aber es klingt ehrlich.

»Das ist gut. Sonst wäre es eine echt miese Flüsterkneipe.« Miles tritt vor und steuert eine der Sitzgruppen weiter hinten in der Bar an.

»Eine Flüsterkneipe?«

Miles lässt sich in einen der petrolfarbenen Sessel aus Samt fallen. Mit der Hand bietet er mir den Platz gegenüber an. »Solche Etablissements gibt es kaum noch. Sie stammen eigentlich aus Zeiten der Alkoholprohibition in den 20er und 30er Jahren. Der Ausschank von Alkohol war damals landesweit strafbar. Um das Verbot zu umgehen, besuchte man illegale Bars und Clubs.«

»Ach deswegen war es da drüben so langweilig. Hier läuft also die richtige Party«, scherze ich.

»Interessant, du findest meinen Club also langweilig?« Sein schiefes Grinsen ist nicht zu übersehen. »Den Eindruck hast du auf mich nicht gemacht. Du hast eher fasziniert geschaut.« Er beugt sich vor und stützt die Arme auf seinen Knien ab, was seine Muskeln unter dem Anzug nur noch deutlicher abzeichnet. Seine Hände faltet er unter dem Kinn zusammen.

Es fällt mir schwer, meine Augen unter Kontrolle zu halten. Alles an ihm ist gepflegt, was ihn noch attraktiver macht. Er weiß, wie man sich richtig kleidet und bewegt. Dass ihm der Club gehört, erklärt, wie er es schafft, so mühelos durch das Gedränge zu kommen, selbst mit Begleitung.

»Eine Sache verstehe ich nur nicht. Wie kann jemand wie du …« Sein Blick rutscht ein klein wenig nach unten und bleibt für einen winzigen Moment an meinen Beinen hängen. Zwei Sekunden später schaut er mir wie zuvor in die Augen. »Mutterseelenallein in einem Club sitzen? Nimms mir nicht übel, aber du sahst irgendwie verloren aus.«

Tja, damit hat Miles wohl ins Schwarze getroffen. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie es ausgesehen haben muss. Mitleiderregend. Eine junge Frau, die allein an einer Bar sitzt, andere Leute dabei beobachtet, wie sie Spaß haben. Er lässt sich wieder zurück in den Sessel fallen.

»Ich werde wohl nicht die Einzige sein, die sich je ohne Begleitung in deinen Club verirrt hat, nehme ich an.«

Miles hebt seine Hand und gibt dem Barkeeper ein Zeichen. »Nein, gewiss nicht. Aber ich denke nicht, dass du irgendeine junge Frau bist.«

Er denkt es? Heißt, er weiß doch, wer ich bin? Sonst hätte er das doch nicht so gesagt, oder? Vielleicht sollte ich aufhören, jedes Wort zu analysieren. Hätte er mich erkannt, hätte er bestimmt anders reagiert, oder? Ich will gerade etwas erwidern, als der Barkeeper an unseren Tisch kommt und zwei Gläser vor uns abstellt. Mit einem kurzen Nicken bedankt sich Miles und reicht mir einen der beiden Drinks. Er prostet mir in der Luft zu und ich tue es ihm gleich. Nun setze ich das bauchige Glas an meine Lippen. Die kühle Flüssigkeit, die sich in meinem Mund ausbreitet, ist nicht süß. Es schmeckt herb und brennt angenehm in meinem Rachen.

»Schmeckt besser als die rosafarbene Plörre, oder?«

»Hätte ich gewusst, dass in einem Sex on the Beach Ananassaft gehört, hätte ich ihn wohl gar nicht erst bestellt«, gebe ich zu.

Aus Miles Lächeln wächst ein richtiges Lachen. Dazu schüttelt er auch noch ungläubig den Kopf.

Wow. Machen wir uns über das unwissende Mädchen lustig. Haha wie witzig. Weil ich noch weiß, wie das mit Höflichkeit funktioniert, spare ich es mir, mit den Augen zu rollen, und ganz vielleicht, weil sein Lachen noch unvergesslicher ist als das schiefe Grinsen.

»Und das amüsiert dich jetzt genau weil?«, frage ich rauer, als ich es eigentlich klingen lassen wollte.

Miles schüttelt weiter den Kopf, lacht aber nicht mehr. Auf seinen Lippen bleibt nur noch dieses verflucht attraktive Grinsen zurück. »Es ist nur, ein Sex on the Beach wird auch nicht mit Ananassaft gemacht. Rocher, der Barkeeper, der dir deinen Drink gemixt hat, ist recht kreativ, was sein Handwerk angeht. Bei diesem Mann schmeckt kein Cocktail, wie er sollte.«

»Dann macht er seinen Job ja nicht sonderlich gut.« Ich runzle die Stirn.

»Das solltest du Rocher mal sagen. Er wäre zutiefst verletzt.«

»Aber die Leute erwarten doch den Drink, den sie bestellen. Wieso feuerst du ihn nicht?« Meine Frage ist ehrlich gemeint. Darin steckt kein Hohn, ich möchte es verstehen.

»Weil das doch seinen Charme ausmacht!« Miles nippt an seinem Glas. »Gin Tonic, einer meiner Lieblingsdrinks.«

O und ich verstehe warum. Das Glas in meiner Hand fühlt sich kühl und feucht an. Ich betrachte die hauchdünne Gurkenscheibe, die in der klaren Flüssigkeit schwimmt.

Kurz sitzen wir einfach nur da, nippen an unseren Gläsern, bis Miles wieder das Wort ergreift. »So aber jetzt mal echt, wie hast du dich hierher verirrt?«

»Ganz ehrlich?«

Er mustert mich. Es sieht so aus, als würde er wirklich über diese doch eher rhetorische Frage nachdenken. Als seine im gedimmten Licht schwarz wirkenden Iriden meine finden, wirkt er wie etwas Düsteres und Gefährliches. »Lass uns eine Vereinbarung treffen«, sagt er schlussendlich. »Wir sagen den ganzen Abend die Wahrheit, egal ob sie schön ist oder nicht.«

Unter meiner Haut kribbelt es aufgeregt. Er schlägt ein gewagtes Spiel vor, trotzdem nicke ich zustimmend. »Ich war heute Abend auf der Gala meiner Mutter und es war ein Desaster. Ich wollte nur verschwinden und auf direktem Weg in mein Bett fallen, aber irgendwie bin ich dann doch hier gelandet.« Während ich spreche, lasse ich die klare Flüssigkeit in meinem Glas im Kreis schwenken.

»Und warum war es so ein Desaster?« Miles Stirn zieht sich bei der Frage leicht in Falten.

»Meine Eltern wollen mich verkuppeln und ehrlich gesagt, liegt mir nichts ferner. Aber dieser Typ will nicht lockerlassen. Das Schlimme ist nur, dass ich nicht einmal glaube, dass er wirklich was von mir will. Er macht es eher, um meine Eltern zu beeindrucken. Er würde alles machen, was Scarlett und Richard ihm sagen.«

»Scarlett und Richard? Du meinst doch aber nicht die Woods?«

O verdammter Mist.

Kapitel4Miles

»Die Wahrheit«, erinnere ich sie an unsere Abmachung. Zu sagen, dass April ertappt aussieht, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts.