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Ein hochbrisantes Thema. Ein Buch, das zeigt, wie Gewalt entsteht, und das zur Pflichtlektüre an unseren Schulen werden sollte. Eine Stadt wie viele andere. Irgendwo hier und heute. Niklas, dreizehn, wird von einem Mitschüler terrorisiert. Karl heißt der und ist neu in der Klasse. Niklas wäre diesem Karl gern aus dem Weg gegangen, aber Frau Römer, die Lehrerin, hat die Themen für die Referate so verteilt, dass er ausgerechnet mit ihm zusammenarbeiten muss. Die nachmittäglichen Treffen finden bei Niklas statt. Karl hat es so bestimmt und lässt bei seinem ersten Besuch gleich eine CD mitgehen. Beim nächsten Besuch "leiht" er sich ein nigelnagelneues CD-ROM- Laufwerk aus, 32 Speed. Dann verschwindet Niklas' Quix. Sein Kaninchen wird entführt, vermutlich getötet. Zwischendrin Telefonterror, rund um die Uhr. Niklas' Leistungen in der Schule werden immer schlechter. Seine Versetzung ist gefährdet. Der Terror geht weiter. Niklas ist verzweifelt. Er weiß nicht, wie er sich zur Wehr setzen soll. Eines Tages wird er von Karl zusammengeschlagen. Zeugen gibt es nicht. Die, die etwas sagen könnten, schweigen. Aus Feigheit? Aus Angst? Niklas vertraut sich seinen Eltern an. "Wir sind doch nicht in Chicago!", wettert der Vater und nimmt Kontakt zu Karls Eltern auf. Die stellen sich hinter ihren Sohn. Niklas' Vater geht zur Polizei. Er droht mit Klage. Das seien doch alles nur Bagatellen, sagt die Polizei. Und eine Klage hätte sowieso keine Aussicht auf Erfolg. Niklas' Vater reicht es. Er erstattet Anzeige ...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Ich mach ihn tot.
Ich bring ihn um, ich schwör, ich mach ihn tot, ich tret ihm so die Fresse ein, dass er niemals mehr …
Ich mach ihn tot.
Ich bring ihn um, ich schwör.
»Ja«, sagt Thomas. Der Vater. »Ja.« Er starrt auf die Käfigtür.
Der Himmel sieht aus wie in Vampirfilmen, Wolken jagen vor dem Mond.
»Rex!«, ruft Niklas. »Rexo, Rex! Er ist weg, wo bist du Rex, wo bist du!«
»Niklas!«, sagt Karin. Die Mutter. Packt ihn an den Schultern, rüttelt ihn. »Niklas, beruhige dich! Wir finden ihn wieder!«
»Rex!«, schreit Niklas. »Rexo!« Dann stößt er einen Ton aus, hoch und schrill, lang gezogen, nicht enden wollend. Es ist nur ein Kaninchen.
»Niklas!«, ruft Karin wieder und rüttelt ihn. »Hör auf, Niklas, hör doch auf!«
Svenja richtet sich auf, gerät dabei ins Auge des Bewegungsmelders. Auf einmal ist das Gehege um den Käfig hell erleuchtet. Das heruntergetretene Gras, die feuchte Erde, uneben und immer wieder festgestampft, wo Rex begonnen hat, seine Gänge zu graben. Steine und armdicke Äste zum Nagen.
»Weg«, sagt Svenja. Leise. »Hier ist er sicher nicht mehr.« Der Mond verschwindet, gleichzeitig lässt die Zeituhr die Außenstrahler verlöschen.
»Ja«, sagt Thomas hilflos und macht die Käfigtür zu. Behutsam, als könne etwas zerbrechen. Legt den Haken in die dafür vorgesehene Öse. Der Beschlag mit dem kleinen Vorhängeschloss aus Messing hängt an einer Schraube; wo er vom Rahmen losgestemmt ist, ist das Holz gesplittert.
»Hättet ihr das geglaubt? Ich niemals.«
Niklas’ Heulen ist in ein Schluchzen übergegangen. »Lasst uns reingehen«, sagt Karin und tippt Niklas sanft auf die Schulter. »Komm, Niklas. Komm.«
Sie haben den Garten abgesucht, gebeugt, mit kleinen Schritten. Svenja hat Taschenlampen aus dem Keller geholt.
Inzwischen sind sie auf der Straße, laufen, rufen, leuchten ins Gebüsch, in jeden Schatten, hinter die geparkten Autos.
»Rex!«, ruft Niklas. »Rexo!«
Karin bringt ihnen Jacken, hängt sie dem unwilligen Niklas über die Schultern.
»Ihr müsst euch doch nicht auch noch erkälten!«, sagt sie. »Wenn Rex weg ist, ist das natürlich nicht schön, aber ihr müsst euch doch nicht auch noch …«
»Karin!«, sagt Svenja. »Sei jetzt endlich mal still!«
Und Karin protestiert nicht. Sagt nicht, sie verbitte sich diesen Ton.
Sie geht auf die andere Straßenseite, selber ohne Jacke, und sucht mit.
»Vielleicht finden wir ihn morgen noch«, sagt Thomas tröstend. Die Helligkeit im Wohnzimmer blendet sie fast. »Wir kleben überall Zettel an die Bäume. Rex ist doch zahm! Wenn den jemand findet, kann er ihn ganz leicht einfangen. Bestimmt kriegst du ihn doch noch zurück, Niklas.«
Niklas sitzt jetzt ganz still. Er hat aufgehört zu heulen, und er hat aufgehört zu schluchzen. Jetzt braucht er Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.
»Das ist doch Mist, Thomas!«, sagt Svenja böse. »Und das weißt du auch ganz genau! Du willst Niklas nur trösten!«
Thomas zuckt die Achseln. Alle vier da im hellen Wohnzimmer sehen jetzt, jeder für sich, die Straßen, Autos, sehen ein kleines weißes Kaninchen, sehen weg; sehen Katzen, geduckt, die Augen zu Schlitzen verengt, lauernd, sehen ein kleines weißes Kaninchen. Sehen weg. »Niklas!«, sagt Karin. »Niklas, du bist doch schon dreizehn. Und, Niklas – wir gehen morgen und kaufen …«
»Wir gehen morgen zur Polizei und erstatten Anzeige«, sagt Thomas. »Wir hätten das längst tun sollen. Ich mache mir Vorwürfe, dass wir das nicht längst getan haben.«
Karin guckt unsicher.
»Es ist ein Kaninchen, Thomas«, sagt sie. »Ich meine – es ist nur ein Kaninchen.«
»Ich gehe morgen und erstatte Anzeige«, sagt Thomas.
Sie haben beim Abendbrot gesessen, als Svenja auf die Uhr geguckt hat.
»Oh, Scheiße!«, hat sie gerufen. »Ich hab Mimi versprochen, sie noch vor acht anzurufen!«
»Gewöhn dir doch endlich die Kraftausdrücke ab«, hat Karin gesagt.
»Jaja, passiert schon noch«, hat Svenja ungeduldig gesagt. »Aber das muss ich noch mal schnell machen. Wir wissen noch nicht genau, wo wir heute Abend hinwollen.«
»Na, das ist auch wichtig«, hat Thomas gesagt und kopfschüttelnd nach der Wurst gelangt. »Disco oder Disco. Die Qual der Wahl.«
Aber Svenja ist längst verschwunden.
Dann hören sie sie rufen.
»Da sind welche!«, ruft Svenja. »Thomas, komm mal! Da sind welche in unserem Garten!«
»Was?«, sagt Thomas.
»Komm mal, Thomas, schnell!«, ruft Svenja. »Da sind welche an unserer Garage, Thomas, zwei Typen, die …«
Ein Stuhl schlägt auf den Boden.
Thomas reißt die Haustür auf.
»Hallo?«, ruft er. »Hallo, was suchen Sie denn hier?«
Der Junge, der verlegen zur Haustür kommt, ist sicher nicht älter als vierzehn. Er hat ein liebes, offenes Kindergesicht, ein Schnürsenkel schleift über den Boden.
»Bitte, entschuldigen Sie bitte«, sagt der Junge. Im Licht der Eingangsbeleuchtung kann man sehen, wie rot er geworden ist. »Ich wollte nicht … Ich hab hier nur …«
»Ja?«, sagt Thomas. Schon ein bisschen freundlicher. Keine Einbrecher. Keine Gewalt.
Ein Kind.
Der Junge holt tief Atem.
»Ich such hier jemanden«, sagt er schnell. »Den – Michael, den – Krabat, ich dachte, er wohnt – ich hab die Nummer nicht gefunden. Wohnt der hier?«
Thomas schüttelt den Kopf. Der Junge tut ihm leid. So peinlich muss es einem Kind nicht sein, wenn es auf einem falschen Grundstück nach jemandem sucht.
»Wir wollten zusammen zu einer Party«, sagt der Junge eilig. »Und Michael wollte – der wohnt hier echt nicht?«
Thomas lacht. »Ich weiß doch, wer in meinem Haus wohnt«, sagt er. »Tut mir leid, aber ich kann dir auch gar nicht weiterhelfen. Hier in der Straße wohnt auch keiner, der so heißt, soweit ich weiß.«
Der Junge geht ein paar Schritte rückwärts.
»Dann entschuldigen Sie bitte«, ruft er, schon im Laufen. »Ich glaub, ich such den dann – ich guck mal – entschuldigen Sie bitte!«
Thomas schüttelt lachend den Kopf. »Du meine Güte, war der aufgeregt«, sagt er. »War dem Bengel sein Irrtum peinlich.«
Niklas kommt aus dem Schatten der Küchentür.
»Das war Jannis«, sagt er.
»Es waren zwei!«, sagt Svenja. Sie hat sich wieder mit an den Tisch gesetzt. »Eben waren das noch zwei.«
»Dann ist der Zweite abgehauen«, sagt Thomas. »Wirklich, das war dem peinlich! Wir müssten wirklich mal eine beleuchtete Hausnummer anschaffen. Die armen Bengels.«
Karin lacht auch. »Der hatte wahrscheinlich Angst, du schießt gleich auf ihn. Wohin geht ihr denn jetzt, Svenja?«
»Und warum an der Garage?«, fragt Svenja halsstarrig. »Warum suchen die an der Garage? Wenn ich gucken will, ob einer da wohnt, dann guck ich doch an der Haustür.«
»Hausnummer?«, sagt Thomas. »Gib mir mal die Butter, Niklas. Vielleicht dachten sie, die Hausnummer ist an der Garage?«
Niklas reicht die Butter über den Tisch.
»Irgendwas ist komisch«, sagt Svenja. »Findest du auch, oder?«
»Das war Jannis«, sagt Niklas wieder. »Der da eben.«
»Und wer ist Jannis?«, fragt Thomas.
»Ein Freund von Rocky«, sagt Niklas.
Svenja hat sich geschminkt und ihre Discosachen angezogen.
»Ich sag euch, da ist irgendwas komisch«, sagt sie bockig. »Aber bitte, wenn ihr nicht …«
»Niklas hat selbst gesagt, dieser Jannis war noch nie bei ihm«, sagt Thomas. »Was ist also komisch? Der hat vielleicht einfach Adressen durcheinandergekriegt. Die von Niklas und von diesem Michael mit dem ulkigen Namen.«
»Krabat«, sagt Svenja mit Betonung. »So heißt ein Buch.«
»Ein Buch?«, sagt Karin.
»Das lesen alle siebten Klassen«, sagt Niklas. »Wir müssen als Nächste.«
Thomas sieht Karin an.
»Also, jetzt geh ich doch mal gucken«, sagt er.
An der Garage ist alles in Ordnung.
Der Käfig daneben steht offen.
Wann hat es angefangen?
Die Osterferien sind zu Ende, Niklas sitzt im Bus, den Rucksack auf den Knien; Rückfahrt am ersten Tag, viel ist noch nicht passiert.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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