Nimm deine Karriere in die Hand -  - E-Book

Nimm deine Karriere in die Hand E-Book

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Beschreibung

Wie du mit mutigen Entscheidungen die Welt eroberst: Du befindest dich an einem Scheideweg, doch es mangelt dir an Mut für deine Zukunftsgestaltung? Glaubst du, dass du einen perfekten Plan strikt befolgen musst, um so schnell wie möglich erfolgreich zu werden? Hast du das Gefühl, dass andere besser wissen, was der richtige Weg für dich ist? Zeigt dir dein innerer Kompass eine ganz andere Richtung? Wenn dir eine dieser Situationen vertraut vorkommt, dann aufgepasst! Du allein entscheidest, wie dein zukünftiger Lebensweg aussieht. Lass dich nicht fremdbestimmen, denn sonst wirst du es irgendwann bedauern, nicht auf deine innersten Bedürfnisse gehört zu haben. Sei mutig und mach es einfach! Werde dir deiner Fähigkeiten und Ressourcen bewusst und geh voller Selbstvertrauen deinen eigenen beruflichen Weg. Mit der richtigen Motivation kann dich nichts mehr stoppen; ein erfolgreiches und erfülltes Leben wartet auf dich … Dieses Buch ist eine unverzichtbare Anleitung für deine persönliche Erfolgsgeschichte! In "Nimm deine Karriere in die Hand: Ein Fahrplan zum Erfolg für junge Berufseinsteiger" erklären 25 Expertinnen und Experten mit verschiedensten Lebens- und Berufserfahrungen aus dem Alumni-Verein der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, wie sie ihre persönlichen Herausforderungen gemeistert haben und erfolgreich geworden sind. Ihre Schilderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln und praktische Tools sollen dich unterstützen, ermutigen und inspirieren, deine Träume zu verwirklichen.

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Seitenzahl: 280

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Haftungsausschluss:

Die Ratschläge im Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen ohne jegliche Gewährleistung oder Garantie seitens des Autors und des Verlags. Die Umsetzung erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko. Eine Haftung des Autors bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden oder sonstige Schäden, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der Informationen bzw. durch die Nutzung fehlerhafter und/oder unvollständiger Informationen verursacht wurden, ist ausgeschlossen. Verlag und Autor übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der Inhalte und ebenso nicht für Druckfehler. Es kann keine juristische Verantwortung und keine Haftung in irgendeiner Form für fehlerhafte Angaben und daraus entstehende Folgen vom Verlag bzw. Autor übernommen werden.

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Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2024

© 2024 by Remote Verlag, ein Imprint der Remote Life LLC, 3833 Powerline Rd., Suite 301-C, 33309 Fort Lauderdale, Fl., USA

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektmanagement: Melanie Krauß

Lektorat und Korrektorat: Heike Maillard, Markus Czeslik, Luise Hartung

Umschlaggestaltung: Zarka Bandeira

Satz und Layout: Verena Klöpper

Abbildungen im Innenteil: © Marie-Louise Schäfer (Kapitel 7), © Vera Meinert & Katarina Körner (Kapitel 25)

ISBN Print: 978-1-960004-64-2

ISBN E-Book: 978-1-960004-65-9

www.remote-verlag.de

INHALT

Vorwort

Deine Ausrüstung

1. Mut als Treibstoff für deine Karriere

2. Mut zur Identität

3. Mut zur Chancengerechtigkeit

Die Route planen

4. Mutige Schritte auf dem Weg zum Erfolg

5. Mut im Alltag: Kleine Schritte, große Wirkung

6. Große Veränderungen in kleine Schritte zerlegen und erfolgreich meistern

7. Einfach.machen.

Die Verkehrsmittel

8. Stärken erkennen und nutzen

9. Mut zur Veränderung im Einklang mit Wurzeln und Werten

10. Soziale Mobilität: Türen öffnen, für sich und andere

11. Mut. Machen. Aber was?

12. Deine Transformation mutig mitgestalten

Deine Verbindungen

13. Freundschaften, Engagement und Vergebung als Schlüssel zum Erfolg

14. Konflikte verstehen

15. Die Macht der Vorbildfunktion

Umsteigen

16. Vom Schulabbruch zum Doktortitel

17. Wie du deinen Kurs neu ausrichtest

18. Erfolgreich scheitern

19. Vom Arzt zum Unternehmer

20. Nachhaltige Bauwende

Ankommen

21. Menschenzentrierte Führung für die Zukunft

22. Mut zu gehen, wenn es am schönsten ist

23. Mut zahlt sich aus

24. Wie realisiere ich meinen Traum?

25. Nimm dein Glück selbst in die Hand

Schlusswort

Ein herzliches Dankeschön

Dein Team

Quellen

VORWORT

Stell dir vor, du hast einen Fahrplan in der Hand, der dir hilft, deinen Weg zum Erfolg zu finden. Jeder Schritt, den du machst, ist gut durchdacht und auf deine Ziele abgestimmt. Genau das soll dieses Buch für dich sein – ein Fahrplan, der dir zeigt, wie du deine Träume verwirklichen kannst. Zum 25-jährigen Jubiläum des Alumnivereins des Studienförderwerkes Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw Alumni e. V.) haben wir dieses Werk mit einem besonderen Ziel verfasst: Wir wollen junge Erwachsene wie dich unterstützen, mutig den ersten Schritt in eine erfolgreiche Karriere zu wagen.

Mutig sein beginnt nicht mit Handeln, sondern mit Denken. Bei der Zahlenreihe 2, 4, 6, 8, 10, 12 würdest du wahrscheinlich 14 ergänzen. Doch was, wenn die Regel nur besagt, dass jede Zahl größer als die vorherige sein muss? Dann wären auch 13, 23 oder sogar 789 korrekte Antworten. Das Offensichtliche infrage zu stellen und gewohnte Denkweisen zu durchbrechen, erfordert manchmal Mut. Denn nur so können wir alternative Lösungen erkennen und neue Wege einschlagen.

Mut ist der Schlüssel, um aus der Masse hervorzustechen und deine Karriere nach deinen Vorstellungen zu gestalten. Mut bedeutet, deine Wahrnehmung zu hinterfragen, dein Denken herauszufordern und dich selbst kritisch zu reflektieren. Das ist besonders wichtig in unserer heutigen Gesellschaft, in der Algorithmen und Informationsblasen unsere Sichtweisen prägen.

Der stoische Philosoph Epiktet erkannte vor fast 2.000 Jahren, dass es Dinge gibt, die wir beeinflussen können, und solche, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Was bedeutet diese alte Weisheit für uns konkret? Sie bedeutet, dass wir unser Schicksal aktiv gestalten können, indem wir uns auf das konzentrieren, was wir tatsächlich beherrschen: unser Denken und Handeln.

Dieses Buch soll dir helfen, den Mut zu finden, ins konkrete MACHEN zu kommen. Die Autorinnen und Autoren – erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen unserer Stiftung und Mitglieder in unserem Ehemaligenverein, einem lebenslangen Netzwerk – teilen ihre wertvollen Erfahrungen und Ratschläge. Sie zeigen, wie Mut als Treibstoff für deine Karriere wirken kann, wie du deine Stärken erkennen und nutzen kannst, wie du erfolgreich mit Rückschlägen umgehst und wie du durch Netzwerken und Mentoring wertvolle Verbindungen knüpfst.

Unser Ziel ist es, dich zu ermutigen, deine Karriere und deinen Lebensweg aktiv zu gestalten. Wir möchten dich in die Lage versetzen, Chancen zu erkennen und sie mutig zu nutzen. Lass dich von den Erfahrungen und Erfolgen anderer inspirieren und motivieren. Denn Erfolg ist kein Zufall, er ist das Ergebnis von harter Arbeit, kluger Planung und dem Mut, neue Wege zu gehen. Denn es gibt nicht DIE Karriere oder DEN Erfolg. Nimm dein Leben selbst in die Hand! Sei du selbst und finde deinen Weg!

Wir wünschen dir viel Freude beim Lesen und viel Erfolg auf deinem Karriereweg

Dr. Sung Han

Dr. Sabrina Han

Carena Scheunemann

SO NUTZT DU DEINEN FAHRPLAN AM BESTEN

Unser Buch ist mehr als nur eine Sammlung von Geschichten und Erfahrungen – es ist ein Fahrplan für deine persönliche und berufliche Entwicklung.

Es soll dein persönlicher Begleiter werden und Platz bieten für deine Gedanken: markiere, notiere, skizziere, ergänze! Nutze dein Buch und gestalte es individuell mit deinen eigenen Ideen aus!

MACHE ZWISCHENSTOPPS

Lies nicht alles auf einmal. Die 25 Kapitel sind unabhängig voneinander und müssen nicht in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden. Picke dir deine Lieblingsthemen oder deine Lieblingsautorinnen und -autoren heraus und konzentriere dich auf das, was dich am meisten interessiert. Die einzelnen Kapitel sind nicht lang — viele haben nur wenige Seiten. Sie eignen sich perfekt für kurze Leseeinheiten:

Beim Frühstück oder einer Tasse Kaffee: Beginne deinen Tag mit einem kurzen, inspirierenden Text.

Vor dem Schlafengehen: Beende deinen Tag mit positiven Gedanken und Inspirationen.

Während eines Staus im Auto (natürlich nur auf dem Beifahrersitz!): Nutze die unfreiwillige Pause sinnvoll und teile anschließend deine Gedanken mit den anderen. Du wirst überrascht sein, wie schnell Zeit und Stau vergehen.

Oder auf der Toilette.;)

Zur Erweiterung deines Horizonts findest du am Ende eines jeden Kapitels praktische Tools:

Erreichenswert – Fragen und Ziele, die dich ganz konkret weiterbringen.

Umsetzenswert – praktische Tipps und Anleitungen für deine nächsten Schritte.

Wissenswert – spannende Quellen und Ideen, die den Umfang des Kapitels sprengen würden.

Nachdenkenswert – theoretische Fragen und Ideen, die dir eine neue Perspektive bieten.

WERDE KREATIV

Setze deine eigenen Ideen um und arbeite aktiv mit dem Buch:

Reflektiere: Denk über die gelesenen Inhalte nach und überlege, wie du sie in deinem Leben anwenden kannst.

Diskutiere: Teile deine Gedanken und Ideen mit Menschen aus deinem Umfeld.

Erstelle eine Mindmap: Veranschauliche die Hauptpunkte und deine Gedanken dazu visuell.

NUTZE DIE VIELFALT DES BUCHES

Jedes Kapitel beleuchtet das Thema »Mut und Machen« aus einer eigenen Perspektive. Durch diese Vielfalt kannst du immer wieder neue Impulse und Ideen gewinnen. Lass dich von unseren Erfahrungen und Geschichten inspirieren, finde deine eigenen mutigen Wege nach deinem persönlichen Fahrplan für Wachstum und Erfolg.

Romy Möller ist Leadership-Coachin, ehemalige Lehrerin, Mountainloverin und immer Visionärin.

1. MUT ALS TREIBSTOFF FÜR DEINE KARRIERE

Romy Möller

MUT TUT GUT! WOW, DU BIST ABER MUTIG

20. März 2019 – Als ich aufwachte, strahlte die Sonne, der Himmel war blau und ich gönnte mir noch ganz in Ruhe einen Kaffee im Bett. Eine innere Zufriedenheit stieg in mir auf. Mit jedem Schluck Kaffee fühlte ich mich mehr bei mir angekommen. Während ich da so saß, spürte ich noch einmal tief in mich hinein, auf der Suche nach einem Gefühl: Irgendwo muss sie doch sein, diese Angst; die Angst, dass ich scheitern könnte; die Angst um meine Existenz; die Angst, dass ich irgendwas nicht beachtet habe – ich konnte sie aber nicht finden.

Es war mein letzter Arbeitstag. Ich hatte meinen sicheren Job gekündigt und stand nun vor meinem Aufbruch in die Selbstständigkeit als Coach.

Ein paar Stunden später erklärte ich bei meiner Abschiedsfeier meinen Kollegen: »Ich werde bald 30, daher musste ich mich jetzt entscheiden. Manche gründen eine Familie, ich habe mich fürs Business entschieden.« So brachte ich sie zum Lachen.

Es fiel mir nicht schwer loszulassen, Struktur, Sicherheit und Status aufzugeben. Kollegen kamen auf mich zu und wünschten mir für meine Zukunft und für meine Pläne alles Gute. Sie bewunderten mich für meinen Mut, diesen Schritt zu wagen.

Tatsächlich wusste ich nicht, wie ich darauf reagieren sollte – ich fühlte mich keineswegs mutig. Ich musste auf mein Herz hören. Ich konnte meine Leidenschaft fürs Coaching nicht mehr unterdrücken. Jedes Mal, wenn ich andere Menschen inspirieren, berühren oder zum Neudenken anregen konnte, explodierte eine Wundertüte an Glücksgefühlen in meinem Körper. Ich bin fast süchtig danach geworden.

Außerdem mochte ich meinen Job zwar, und ich arbeitete gern an meinen Projekten, aber irgendwie hatte meine Arbeit ihren Reiz verloren. Ich hatte viel gelernt, viel ausprobiert, aber ich brauchte etwas Neues. Ich hatte das Gefühl, in einem Glashaus zu sitzen und zuzusehen, wie draußen die Welt blühte. Ich wollte hinaus, ich wollte diese bunte Welt entdecken und gestalten. Neue Perspektiven zogen mich magisch an und mein altes Arbeitsleben ließ mich in Ruhe gehen. Das hatte für mich nichts mit Mut zu tun; ich bin einfach meinen Weg weitergegangen.

WAS IST MUT?

Mit Mut verbinden wir Personen, die bewusst ein Risiko eingehen — ein finanzielles, soziales oder auch ein körperliches Risiko. Sie wagen etwas, probieren etwas Neues aus, treffen eine wichtige Entscheidung, stoßen eine Veränderung an oder machen sich verletzlich — und verlassen so ihre Komfortzone. Sie machen einen Schritt ins Ungewisse.

Das Wort Mut stammt von dem indogermanischen Begriff »mo« ab, der für »sich mühen, starken Willens sein« steht.1 Dieser Wille, die starke Motivation, lässt uns handeln, trotz eines Risikos oder obwohl wir Angst haben. Das hat Francois Mitterrand mit diesen Worten ausgedrückt: »Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern, diese Angst zu überwinden.«2

Demnach spielen beim Mut zwei Aspekte eine Rolle:

Das Risiko oder die Angst, die wir persönlich mit einer Handlung verbinden

Unser eigenes Vertrauen, dass wir es schaffen werden, und die Motivation für diesen Schritt

Mut ist etwas Subjektives: Für meine Kollegen war ich mutig, gleichzeitig habe ich mich selbst bei diesem Schritt nicht als mutig empfunden. Weshalb war das so?

Schon bevor ich meine Stelle kündigte, hatte ich oft gemerkt, dass mir Sicherheit weniger wichtig war als Freiheit und Selbstverwirklichung. Darüber hinaus hatte bisher auch alles irgendwie geklappt. Natürlich war mein Leben nicht immer einfach gewesen, aber ich hatte stets eigene Wege gefunden, und das hatte mein Selbstvertrauen gestärkt. Aufgrund meiner Erfahrungen war ich auch diesmal »gesprungen« — nach dem Motto: »Was soll schon passieren, ich werde schon nicht unter der Brücke landen«. Dieser Schritt war für mich nicht mit Angst verbunden, ich ging kein großes Risiko ein, sondern ich spürte eher einen gesunden Respekt vor der Herausforderung, der mich wachsam werden ließ, aber nicht lähmte.

In einer anderen Situation fühlte ich mich allerdings mutig, als ich nämlich einen Freund nach der Telefonnummer seines Kollegen gefragt hatte, weil ich diesen attraktiv fand. Mein Herz klopfte bis zum Hals und meine Gedanken kreisten vorher wie wild im Kopf: »Was denkt dann mein Freund? Was denkt sein Kollege? Mache ich mich damit verletzlich?« Und zack, drehte sich das Gedankenkarussell, das mich immer mehr mit Angst verband. Nie im Leben hätte ich mich getraut, den Kollegen persönlich anzusprechen — dafür hätte mein Mut nicht ausgereicht.

Vielleicht schmunzelst du bei diesem Beispiel innerlich und denkst: »Romy, der Schritt, dich selbstständig zu machen, ist doch viel mutiger, als das Risiko einzugehen, von jemandem einen Korb zu bekommen.« Doch Mut ist individuell und hängt viel von den Erfahrungen, dem Selbstvertrauen und den Ressourcen ab, die eine Person mitbringt.

WIE KANN ICH MUTIGER WERDEN?

Zwei Komponenten spielen beim Mut eine Rolle – die Bremskraft durch die Angst bzw. das Risiko und die Antriebskraft durch unser Vertrauen und unsere Motivation.

Je größer die Angst oder je mehr wir uns des Risikos bewusst sind, desto mehr Mut brauchen wir, um dennoch zu handeln. Wenn wir sie so beeinflussen, dass sie uns kleiner erscheinen, wird es uns leichter fallen zu handeln.

Daher ist es wichtig, unsere Angst genauer anzuschauen. Wodurch entsteht sie?

Sie hängt davon ab, wie viel für uns persönlich auf dem Spiel steht. Je mehr wir »verlieren« können, desto intensiver ist die Angst. Dann ist es manchmal hilfreich, den ersten Schritt ein wenig zu verkleinern. Manchmal ist er einfach zu groß und katapultiert uns aus unserer Komfortzone direkt in die Panikzone anstatt in die Lernzone.3 Frag dich daher: Was ist für dich machbar? Wie kannst du die Komfortzone ein wenig verlassen, um zu lernen und mutiger zu werden?

Außerdem hängt die Angst von unseren eigenen Erfahrungen und unserer Sensibilität ab. Manche Menschen sind risikoaffiner, manche sind behutsamer. Dabei ist eins wichtig: Alles ist okay! Angst zu haben ist ganz normal und du solltest dich dafür nicht verurteilen. Schenk dir stattdessen Selbstmitgefühl und frag dich in der Situation vor allem, worauf dich die Angst hinweisen möchte. Welchen Aspekt hast du noch nicht beachtet, welches Bedürfnis steckt hinter der Angst?

Manchmal können uns diese inneren Stimmen daran hindern, zur Ruhe zu kommen. Wenn dies der Fall ist, solltest du deine Gedanken gut beobachten und reflektieren, denn meistens entsteht dort die Angst: Sind meine Gedanken rational oder irrational? In welchen Fällen haben sich meine Vermutungen bestätigt?

Eine gute Übung, die du machen kannst, wenn die eine oder andere innere Stimme laut wird, ist die folgende: »Was ist« vs. »Interpretation«.

Schreib getrennt auf:

Was wirklich ist, das heißt die reinen Daten und Fakten

Deine Interpretationen

Denn nicht die Tatsache an sich löst etwas in dir aus, sondern wie du sie bewertest. Durch diese »Gedankenhygiene« kannst du deine Gedanken bewusst wahrnehmen und regulieren, um andere emotionale Reaktionen hervorzurufen.

Darüber hinaus sind wir mutiger bzw. brauchen wir weniger Mut, wenn wir ein hohes Selbstwirksamkeitserleben haben, d. h., wenn wir überzeugt sind, dass wir schwierige Situationen meistern können, oder uns unsere Motivation klar ist.

Zum einen wirkt sich ein reflektiertes Selbstkonzept positiv auf das eigene Selbstwirksamkeitserleben aus. Das Selbstkonzept ist das Bild, dass wir von uns selbst haben, es beinhaltet Fähigkeiten, Stärken, Einschätzungen, Vorstellungen und Bewertungen. Demnach solltest du dich mit dir selbst auseinandersetzen, um dir deiner eigenen Ressourcen bewusst zu sein.

Hilfreiche Fragen sind:

Was sind deine Stärken?

Was ist dir persönlich wichtig?

Welche Herausforderungen hast du schon gemeistert?

Was denkst du über dich selbst?

Zum anderen spielt unsere Motivation eine große Rolle: Wozu möchte ich etwas machen? Worum geht es mir wirklich? Wenn uns das selbst klar ist, kann dies eine unheimliche Kraft sein, die uns Angst überwinden lässt. Eine hilfreiche Übung dafür ist »5-mal Warum«: Wenn du etwas machen möchtest, stell dir zunächst die Frage: »Warum möchte ich das?« Wenn du darauf die Antwort hast, frag dich wiederum: »Warum möchte ich das?« Dadurch dringst du immer tiefer in das Warum ein und kannst deine tiefer liegende Motivation erkunden.

Ein weiterer Aspekt, der uns mutiger werden lässt, ist Unterstützung. Wenn wir Personen kennen, die wir etwas fragen können, die uns bei manchen Dingen helfen oder die uns inspirieren, trauen wir uns manches, was wir »allein« nicht machen würden. Mach dir somit dein eigenes Netzwerk bewusst und such dir Vorbilder, an denen du wachsen kannst.

Ganz zum Schluss möchte ich dir noch eine Frage mitgeben, die ich mir immer wieder stelle, wenn es um das Thema »Mut & Machen« geht: Was ist das Schlimmste, was passieren kann? Könnte ich damit leben? Manchmal hilft es uns, die Perspektive zu wechseln, uns nicht zu fragen, weshalb wir etwas zu tun sollten, sondern weshalb nicht.

NACHDENKENSWERT

Was bedeutet für DICH Mut?

Wo warst du schon mal mutig?

Wo warst du nicht mutig?

Wo wünschst du dir momentan mehr Mut?

Was wäre anders, wenn du mutig wärst, woran würdest du es erkennen?

UMSETZENSWERT

Je häufiger wir aus unserer Komfortzone herausgehen, desto mehr Vertrauen und Mut sammeln wir. Überleg dir daher drei kleine Möglichkeiten, wie du in den nächsten Tagen deine Komfortzone verlassen kannst. Es muss nichts Großes sein, die kleinen Schritte machen schon einen Unterschied.

ERWÄHNENSWERT

Such dir Vorbilder, die dich inspirieren – durch persönliche Begegnungen, Bücher oder Podcasts. Einen Podcast, den ich sehr lange gern gehört habe, der aber 2021 die letzte Folge veröffentlicht hat, war »Rolemodels«:

https://www.rolemodels.co/podcast/

Irina ist Kulturwissenschaftlerin mit einer Leidenschaft für Naturerfahrungen und Reflexionen über die Herausforderungen dieser Welt.

2. MUT ZUR IDENTITÄT

Irina Vogelsang

DAS MIGRANTENKIND IN MIR

Heute musste ich wieder über meine Identität nachdenken. Beim Joggen hörte ich den Aussiedler-Podcast »Steppenkinder«. Er berührte meine nach Zugehörigkeit suchende Seele. All diese Biografien, die meiner so stark gleichen und doch so anders sind! Dabei hatte ich für einige Zeit mit meiner wirren Identität Frieden geschlossen. Ich hatte eine vorläufige Ordnung in mir gefunden, zumindest eine alltagstaugliche. Plötzlich war dieses Gefühl wieder da: ein Verlorensein in einer diffusen Trauer.

Nie werde ich nach meinen Heimaten gefragt, immer nur nach der einen Heimat. Ich antworte dann meistens: »Meine Heimat ist meine Großmutter.« Nicht umsonst heißt es, das Erzählen und das Erinnern würden dazu beitragen, dass Menschen ihre eigene Lebensgeschichte verstehen und Sinn daraus schöpfen. Sie können dadurch ihr Selbstkonzept — also wie sie sich selbst sehen — verstehen und formen. Meine Großmutter erzählt von ihrem langen Kampf um Anerkennung als Deutschstämmige in der ehemaligen Sowjetunion. Ihre Vorfahren wanderten von Deutschland in das zaristische Russland aus. Auf Familienfeiern erzählen Omas Lieder in den Sprachen Deutsch, Ukrainisch und Russisch von unerfüllter Liebe, Armut, Verschleppungen, Kinderarbeit und Deportation aus der ukrainischen Donezk-Region nach Kasachstan unmittelbar nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Irgendwann – als es für sie als Deutsche erlaubt war – migrierte sie mit ihrer Familie weiter nach Tadschikistan, wo schließlich ich auf die Welt kam. Aufgrund solcher »Leidensgeschichten« ließ Deutschland die Russlanddeutschen zurückkehren. Sie durften nach dem Mauerfall in ihre »historische Heimat« einreisen und dort ein neues Leben aufbauen. So auch ich als »Mitgebrachte« – mit einem mehrjährigen Umweg über Russland. Ich lebe also heute ihretwegen in Europa. Sie ist meine Heimat, ihre Geschichten nähren meine Identität. Und weil diese personifizierte Heimat sich dem Lebensende naht, holt mich die Angst ein, die vertrauten Geschichten und die dadurch entstandene sichere Welt in mir könnten verschwinden. Heimatverlust droht.

LEBEN ZWISCHEN DEN KULTUREN

Viele Menschen haben eine Migrationsgeschichte, sind zwischen mehreren Kulturen aufgewachsen. Vielleicht musstest auch du mehrfach im Leben geliebte Menschen, Bräuche, Düfte oder Landschaften verlassen. Dieses Gefühl der Nichtzugehörigkeit kann als Bereicherung und als Ballast empfunden werden. Intuitiv wissen wir, dass jede gemachte Lebenserfahrung uns nie verlässt. Es bleibt also nur ein Weg: daran zu wachsen. Die Geschichte meiner Großmutter ist eine sehr schmerzhafte und das ständige Zusammensetzen von Gegensätzen kostet manchmal sehr viel Kraft. Ich muss mir also dringend die Frage beantworten, warum es sich trotzdem lohnt, ständig auf der Suche nach Zugehörigkeit zu bleiben.

»IDENTITÄT« – WAS IST DAS?

Vereinfacht gesagt gilt Identität in der Psychologie als die wahrgenommene innere Einheitlichkeit einer Person.4 Es sind also die Antworten auf Fragen wie: »Wer bin ich?«, »Wie passe ich in die Gesellschaft?« und »Wer will ich sein?«. Grundsätzlich sind Identitätskrisen, begriffen als zeitlich begrenzte unsichere Selbstbilder, ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Entwicklung, gerade im Jugendalter. Das betont beispielsweise der in der Identitätsforschung bedeutende Psychoanalytiker Erik Erikson5. Die Bewältigung dieser Krisen sorgt im besten Fall für inneres Wachstum und führt zu einem gesunden Selbstkonzept.

Es scheint jedoch, dass das Bedürfnis, einen Platz in dieser Welt zu finden, zu einem weitverbreiteten Phänomen geworden ist. Diese Suche beschäftigt nicht nur Jugendliche oder Menschen mit Migrationserfahrungen, sondern betrifft eine Vielzahl von Menschen. Der Soziologe Ulrich Beck6,7 beschreibt diese Entwicklung eindrücklich. Er erforscht sie als Teil eines «Pluralisierungsphänomens», also eines Phänomens der Vielfalt in einer zunehmend globalisierten Welt, in der Prozesse der Individualisierung zunehmen. Diese Dynamik ist zentral für die Zeitdiagnose. Durch den Anstieg individueller Freiheiten und die Erosion traditioneller Bindungen entsteht eine größere Unsicherheit. Menschen können ihr Leben nicht mehr wie selbstverständlich auf traditionellen Wertesystemen aufbauen und sind zunehmend gezwungen, selbst Entscheidungen zu treffen. Diese zunehmende Freiheit bringt jedoch auch die Verpflichtung mit sich, die eigene Identität aktiv zu konstruieren, oft losgelöst von familiären und kulturellen Wertesystemen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass heute Fragen der Identität in den Medien, in der Politik, in der Wirtschaft, in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen sowie im individuellen Leben der Menschen weltweit eine enorme Präsenz haben.

DEINE IDENTITÄT – DEINE PATCHWORK-DECKE

Es gibt eine Vielzahl von Identitäts-Konzepten, die sich teilweise widersprechen oder ergänzen. Einige betonen die positiven Aspekte der oben beschriebenen Diversifizierung und Dezentrierung des Subjekts, die Vielfalt und Loslösung von einem festen Zentrum der Person. Andere weisen auf deren potenziell zerstörende Komponenten wie »Identitätsstress« hin. Ich habe mich hier für eine mutmachende Idee zur Identität entschieden, formuliert von dem Sozialpsychologen Heiner Keupp8.

Stell dir deine Identität als eine Patchwork-Decke vor. Sie besteht aus verschiedenen kulturellen, sozialen, ethnischen und persönlichen Elementen. Deine Identitätsdecke ist also weder statisch noch vorbestimmt. Sie ist ein mehrdimensionales, fragmentiertes und lebendiges Kunstwerk, das sich im Laufe des Lebens weiterentwickelt und verändert.

So wie ein Schneidermeister sorgfältig und mit Liebe zum Detail seine Decke näht, fügst auch du neue Erfahrungen und Zugehörigkeiten zu deinem Selbstbild hinzu. Es geht darum, widersprüchliche Teile in das Ganze zu integrieren und als Teil davon anzunehmen. Das dynamische Zusammenspiel der Identitätsflicken ergibt ein einzigartiges und facettenreiches Identitätsmuster. Neue Heimaten sind wie frische Stoffstücke, die deine Patchwork-Decke ergänzen und dein Selbstbild mitformen. Heimat kann sowohl physische als auch emotionale, soziale, kulturelle, spirituelle und sogar virtuelle Dimensionen umfassen. Es muss also nicht nur ein geografischer Ort sein. Vielmehr ist sie ein Geflecht aus dir wichtigen Beziehungen, Erinnerungen, Gefühlen und kulturellen Verbindungen, die alle zusammen das Gefühl von Heimat ausmachen. Dieses Gefühl kann sich im Laufe des Lebens mit deiner Identitätsdecke wandeln. Diese Decke ist kein isoliertes Phänomen, sondern in Kontexte eingebunden. Deine Innenwelt und deine Außenwelt befinden sich in einer permanenten Passungsarbeit.9

So wie ein Schneider darauf achtet, dass die Stoffstücke harmonisch zusammenpassen, sorgst du dafür, dass die verschiedenen Aspekte deiner Identität gut integriert sind und ein stimmiges Ganzes ergeben. Sind die einzelnen Flicken der Identitätsdecke passend und gut miteinander verbunden, ist es möglich, das nächste Stück hinzuzufügen. Das macht dich handlungsfähig. Die Suche nach einer kohärenten Lebensgeschichte, die auch die verschiedenen Aspekte deiner Heimat umfasst, ist grundlegend für die menschliche Natur und spielt eine wichtige Rolle bei der psychologischen Entwicklung und dem Wohlbefinden.10 Die Stimmigkeit oder Sinnhaftigkeit wird allerdings individuell sehr unterschiedlich empfunden. Die eine Person nimmt sich als ein klassisch gewebtes Patchwork-Kunstwerk an. Die andere ist als »Crazy Quilt«, also eine völlig wirre, vielfältige und kleinteilige Patchwork-Decke glücklich. Und zwischen beiden gibt es eine gigantische Spannbreite.

IDENTITÄTSARBEIT: TRAU DICH, WURZELN UND FLÜGEL ZU HABEN

Die Identitätskonstruktion liegt nicht immer in der Hand der einzelnen Individuen. Gesellschaftliche Aspekte wie Machtverhältnisse und Ressourcenverteilung spielen eine bedeutende Rolle. Sie nehmen uns manchmal gar den Mut zur Verantwortung für uns selbst. Gerade deshalb wirkt das Konzept der Patchwork-Identität sehr motivierend. Es zeigt, dass wir unsere Identität flexibel anpassen können. Du kannst mitbestimmen, welche deiner Identitätsmerkmale du betonen und an welchen du weiterarbeiten möchtest. Du kannst situativ bestimmte Identitätsmerkmale als Strategie nutzen. Zudem bist du fähig, eine unglaubliche Vielfalt in dir zu vereinen, ohne daran zu zerbrechen.

Dafür musst du die Muster, Farben und Materialien deiner Identitätsdecke kennen, mit ihnen einverstanden sein und eine ihnen entsprechende Rolle in der Welt finden. Deine Identität wird zu deinem Motor, wenn du den Mut aufbringst, aktiv an deiner Identitätsdecke zu weben, sie zu formen und zu pflegen. So, wie es verschiedene Identitätsmuster gibt, gibt es auch unterschiedliche »Webtechniken« der Identitätskonstruktion. Jeder Mensch arbeitet auf seine Weise und zumeist unbewusst an sich selbst. Meine persönlich erprobten Wege der Identitäts- bzw. Biografiearbeit will ich hier für dich kurz zusammenfassen. Vielleicht helfen sie dir, dich bewusst auf deine Identitätsdecke einzulassen und das schöpferische Potenzial bei ihrem Entwurf und der Umsetzung zu entdecken.

PRAKTISCHE WEGE DER IDENTITÄTSARBEIT

Vergangenheit und Zukunft reflektieren: Kenne dein bisheriges Deckenmuster, um Selbstbewusstsein und eine passende Vision für die Zukunft zu entwickeln. Deine Vorstellungen von Geschichte, Gegenwart und Zukunft interagieren bei allem, was du tust. Deine bisherige Identität ist wie ein Buch, das du im Leben wiederholt lesen kannst und aus dem du jedes Mal andere nützliche Aspekte für die jeweilige Gegenwart herausziehst.

Selbstreflexion betreiben: Reflektiere deine Lebenserfahrungen, Werte, Überzeugungen, Stärken und Schwächen. Nutze Schreiben und Visualisieren als Techniken. Biografien anderer Menschen können eine Inspirationsquelle für richtige Fragen an dich selbst sein.

Identitätsdecke erkunden: Aus Vorwissen können neue Interessensgebiete entstehen. Nutze die Ahnenforschung und schau über den Tellerrand. Nutze die unerschöpflichen Möglichkeiten der informellen Bildung. Ich bevorzuge es, ins Museum zu gehen, um Aspekte meiner Identität zu erforschen. Es gibt keine andere Institution, die der Identitätsarbeit so dienlich ist wie ein Museum. Dort werden wir, ohne zu verreisen, mit neuen Weltbildern konfrontiert und können uns in ihnen verorten. Dort lässt sich sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft in der Gegenwart gut reflektieren.

Aus gewohnten Strukturen ausbrechen: Es ist entscheidend, positive Erfahrungen mit deinen Ich-Merkmalen zu sammeln. Das, was wir sind, kann je nach Kontext ein unterschiedliches Feedback auslösen. Meine Migrationserfahrungen waren an meiner Universität eher positiv konnotiert, während sie in anderen Situationen zu Diskriminierungen führten. Die Distanz zu Menschen, denen es wie mir ergangen war, half mir, meine positiven Seiten zu entdecken. Damit konnte ich die zahlreichen Migrationserfahrungen in meine Identität integrieren und sie als etwas Einzigartiges anerkennen.

Sprachen bewahren: Die Sprache deiner Umgebung ermöglicht dir, gegenwärtige Herausforderungen anzunehmen. Die Sprache deiner Eltern kann eine wertvolle Brücke zu deinen Wurzeln sein. Bewahre sie wie einen Schatz, auch wenn manche Sprachen in unserer Gesellschaft als prestigeträchtiger gelten als andere. Sie prägen unsere Art zu denken. Wenn du in den Sprachen deiner Familie kommunizierst, öffnest du die Türen zu den kulturellen Besonderheiten deiner Herkunft. Mehrsprachigkeit ist zudem auch im Beruf kostbar.

Soziale Interaktion schätzen und initiieren: Suche Begegnungen in Gesprächen11, indem du durch das Erzählen deine eigene Identität entdeckst. Menschen inspirieren, spiegeln, grenzen dich ab. Sie validieren deine Gedanken und Gefühle, fordern deine Überzeugungen heraus, unterstützen dich in schwierigen Zeiten und erweitern deinen Horizont. Durch intensive Erfahrungen mit Menschen wird deine Einzigartigkeit erkannt und wertgeschätzt. Bekannte, Freunde, Nachbarn, Familienmitglieder, Kollegen und oft nur zufällige Kontakte unterstützen dich bewusst oder unbewusst auf der Suche nach deinem einmaligen Patchwork-Muster. Sie helfen dir, dein Selbst zu erkennen, verschiedene Rollen zu erfüllen, dich selbst darzustellen und ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Menschen sind die entscheidende Ressource bei deiner Identitätsarbeit.

WARUM ES SICH LOHNT, SICH AUF IDENTITÄTSSUCHE ZU BEGEBEN

Die Suche nach deiner Identität gibt dir die nötige Orientierung und die Kraft, deinen eigenen Platz in der Welt zu finden. Sie ermöglicht es dir, dich selbst besser zu kennen und deine Stärken zu erkennen. Hier sind einige weitere Gründe, warum sich Identitätsarbeit lohnt:

Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz: Du lernst, dich selbst zu schätzen und zu akzeptieren, wer du bist.

Resilienz: Du entwickelst die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen besser zu bewältigen.

Authentizität: Du kannst authentisch leben und Beziehungen aufbauen, die auf echtem Verständnis basieren.

Autonomie: Du gewinnst die Fähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen.

Kreativität und Wachstum: Du wirst inspiriert, neue Wege zu gehen und dich weiterzuentwickeln.

Durch das Schreiben dieses Textes – als eine Form des Erzählens – wurde mir meine Identität klarer. Vor allem habe ich erkannt, dass ich keinen Heimatverlust zu befürchten habe, denn ich habe längst viele neue Heimaten in mein »Crazy Quilt« integriert. Breite deine Flügel aus und begib auch du dich mutig auf die Suche nach deiner Identität! Lass dich von deiner Vergangenheit inspirieren und gestalte aktiv deine Zukunft. Die Reise zu deinem Selbst ist jede Anstrengung wert – für ein erfülltes, selbstbestimmtes und authentisches Leben.

UMSETZENSWERT

Schließ die Augen und stell dir vor, du bist eine Patchwork-Decke: Welche Farben und Muster sind darin verwoben? Identifiziere Elemente, die bspw. deine Herkunft, wichtige Lebenserfahrungen, deine Werte oder Zukunftsvisionen repräsentieren. Zeichne diese auf. Achte auf wiederkehrende Themen. Überlege, wie diese Aspekte zusammenwirken und dein Selbstbild prägen. Vielleicht ergeben sich daraus Ideen, wie du diese Muster weiterentwickeln oder anpassen kannst. Hänge deine Zeichnung an einem sichtbaren Ort auf und erweitere sie kontinuierlich.

ERWÄHNENSWERT

Kübra Gümusay: »Sprache und Sein«, Hanser Berlin 2020

Zur Inspiration zum Thema Identität ein YouTube-Video: Dananjaya Hettiarachchi – World Champion of Public Speaking 2014

WISSENSWERT

Professionelle Hilfe in Form von Beratung, Gruppentherapie, Workshops oder Psychotherapie kann ein wesentlicher Bestandteil der Identitätsarbeit sein. Niemand muss die belastenden Symptome, die aus permanentem Identitätsstress entstehen können, allein bewältigen.

Christina liebt es, zu reisen und neue Kulturen – auch durch die jeweilige Küche – zu entdecken. Dem Kölschen Karneval bleibt sie aber auch aus der Ferne verbunden.

3. MUT ZUR CHANCENGERECHTIGKEIT

Christina Langer

MUT – EIN WORT MIT VIELEN BEDEUTUNGEN

Für jeden von uns bedeutet »mutig sein« etwas Unterschiedliches: Für mich mag das ein Jahr in einem fremden Land sein, für andere der Einstieg ins Studium oder in die erste Anstellung, für dich kann es wieder etwas ganz anderes bedeuten, z. B. das Ausprobieren einer neuen Sportart. All diese Situationen teilen eine Eigenschaft: Du brauchst Mut, um eine neue Aktivität, eine neue Situation, eine neue Herausforderung anzugehen. Und was wir als »neu« empfinden, hängt stark davon ab, was wir gewohnt sind. Deswegen spielt Chancengerechtigkeit für mich eine entscheidende Rolle, wenn wir über Mut sprechen.

WARUM WIR ÜBER CHANCENGERECHTIGKEIT REDEN, WENN WIR ÜBER MUT NACHDENKEN

Chancengerechtigkeit bedeutet, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Hintergrund, den gleichen Zugang zu Ressourcen und Entwicklungsmöglichkeiten hat.12 In meinem Verständnis beschreibt Chancengerechtigkeit einen optimalen Zustand, bei dem jede Person zu Beginn des Lebens über gleiche Möglichkeiten verfügt, die sie oder er nach den eigenen Wünschen und Fähigkeiten nutzen kann. In der Realität wird dieser Zustand durch Faktoren wie beispielsweise das Geschlecht, die (soziale oder ethnische) Herkunft, die finanzielle Situation oder die Erfahrungen der Eltern stark beeinflusst, sowohl positiv als auch negativ. Konkret heißt das, dass manche Personen bessere Voraussetzungen mitbringen, bestimmte Ziele zu erreichen, als andere. Wenn unsere Möglichkeiten begrenzt sind, brauchen wir mehr Mut, um diese Grenzen zu überwinden und neue Situationen zu meistern. So wird eine junge Erwachsene aus einem nicht akademischen Haushalt mehr Mut benötigen, um ein Studium zu beginnen, denn die Eltern können nicht von ihren Erfahrungen an der Universität erzählen und ihr Kind inhaltlich nicht so gut unterstützen. Für diese junge Erwachsene ist die Universität eine völlig neue Welt. Mut ist daher das, was jedem Einzelnen von uns hilft, die beschriebenen Grenzen zu überwinden und unsere Lebenssituation zu verändern.

In diesem Kapitel möchte ich dich durch die Erzählung meiner eigenen Erfahrungen dazu einladen, dir Gedanken zu den Situationen zu machen, in denen du Mut brauchst. Dadurch möchte ich dich begleiten, über deine eigenen Möglichkeiten nachzudenken und zu erkennen, wo du dir Chancen härter erarbeiten musstest. Gleichzeitig will ich dich ermutigen, dich in deinem Umfeld für Chancengerechtigkeit einzusetzen.

ETWAS NEUES AUSPROBIEREN

Als Kind bin ich in einem kleinen Dorf im Rheinland aufgewachsen. Unsere behütete Dorfgemeinschaft bot eine überschaubare Anzahl an Freizeitmöglichkeiten: Es gab einen Sportverein und einen Chor, wir konnten Freunde treffen. Für mich waren das »normale« Aktivitäten, aber wenige neue Herausforderungen. Früh merkte ich, dass ich sehr gern neue Sprachen lerne und neue Kulturen entdecke. Aber ein Studium und ein Beruf in der internationalen Politik waren in meinem Umfeld nicht das Naheliegendste. Als ich für ein Praktikum beim Auswärtigen Amt in Genf ein Führungszeugnis beantragen wollte, musste die Sachbearbeiterin der örtlichen Verwaltung erst einmal recherchieren, was zu tun ist – so etwas hatte wohl noch niemand aus unserem Städtchen gemacht.

Nach der Schule beschloss ich, ein Jahr als Au-pair in Frankreich und Spanien zu arbeiten. Ein Freiwilligendienst in Südamerika, Afrika oder Asien kam damals für mich nicht infrage, das war viel zu weit weg von dem, was ich gewohnt war. Meine Entscheidung, einen deutsch-französischen Studiengang in Politikwissenschaft zu wählen, in dem ich in Frankreich wie eine Französin bewertet wurde, erforderte viel Mut. In meinem Studium gab es viele, die in ihren Familien oder Schulen an den deutschfranzösischen Austausch gewöhnt waren. Dadurch wurde mir meine rein deutsche Kindheit und Jugend sehr bewusst. Während der Studienzeit entwickelte ich immer mehr Selbstvertrauen im Bereich der internationalen Politik und in der französischen Sprache. Über verschiedene Stellen konnte ich schon einmal in die Welt der internationalen Entwicklungszusammenarbeit schnuppern.