Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich! - Lisa Müller - E-Book

Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich! E-Book

Lisa Müller

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Beschreibung

Warum entscheidet sich eine junge Frau im Alter von 14 Jahren freiwillig und ohne jeden Zwang dazu, Sex für Geld anzubieten und sich zahlende Freier zu suchen? Sie tut es nie unter dem Einfluss von Trunkenheit oder Drogen, und auch nicht, um für Drogen Geld zu verdienen. Sie verdient aber viel Geld, und sie tut es immer selbstbestimmt und ohne einen Zuhälter. Doch was geschieht mit ihr und ihrer Psyche in den kommenden Jahren, und wie schafft sie es, mit 18 Jahren auszusteigen – gerade noch rechtzeitig, wie sie später sagt? Lisa Müller, eine ganz normale junge Frau aus Deutschland, hat dieses Leben gelebt. Sie sagt, dass ihr Werdegang gar nicht so unnormal ist, auch wenn nicht viele schon mit 14 beginnen. Sie sagt: 'Sie können mir glauben, dass es mehr von meiner Sorte gibt, als Sie sich denken wollen. Sex für Geld ist normal geworden, aber ich bin froh, dass ich den Ausstieg geschafft habe.'

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NIMM MICH, BEZAHL MICH, ZERSTÖR MICH

Mein Leben als minderjährigeProstituierte in Deutschland

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VORWORT

Irgendwo in der schwäbischen Provinz, im Frühjahr 2013. Mein Name ist Lisa, ich bin 20 Jahre alt, und ich beende gerade dieses Buch, das meine Geschichte erzählt. Seit ich 14 Jahre alt war, habe ich als Prostituierte gearbeitet, als Nutte, als Hure, als Lustmädchen, nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich hatte keinen besonderen Namen dafür, ich habe es einfach gemacht.

Warum und wie es dazu kam, das steht alles in meinem Buch. Ich nehme Sie mit auf eine Reise durch mein bisheriges Leben und spare nichts aus. Sie werden erfahren, wie alles anfing und warum ich meinen ersten Freier hatte. Sie werden lesen, wie es weiterging, wie es war mit den vielen anderen Männern, die ich für Geld befriedigte. Die dadurch meinen Geldbeutel füllten, aber meine Psyche nach und nach zerstörten.

Dabei bin ich doch nur ein ganz normales Mädchen aus Deutschland. Ich bin hier im Dreieck Stuttgart-Heilbronn-Pforzheim geboren, meine Eltern stammen genauso aus dem schönen Baden-Württemberg wie auch ihre Eltern schon. Wir haben hier das beste Wetter von ganz Deutschland, den besten Wein, die schönste Landschaft. Ja, ich liebe meine Gegend.

Und auch ansonsten bin ich ziemlich normal, man könnte fast sagen: durchschnittlich. Ich habe weder einen Atombusen noch ein Implantat, ich bin rasiert (das sind aber alle in meinem Alter), ich trinke inzwischen nur noch wenig (klar feiere ich auch mal gern, aber nie übertrieben und bis zur Besinnungslosigkeit) und nehme auch sonst keine Drogen.

Ein ganz alltägliches Leben also – mit dem einzigen Unterschied, dass ich zwischen 14 und 18 ungefähr 500 Mal bezahlten Sex mit Männern hatte. Aber ich habe es nie getan, weil ich unter Alkohol oder anderen Drogen stand oder weil ich mir Stoff beschaffen wollte von dem Nuttenlohn. Ich tat es freiwillig und übrigens immer ohne einen Zuhälter.

Aber da gab es doch Max, werden Sie einwenden. Jener Max, der ganz genau wusste, wo und wie ich mein Geld verdiente, und davon auch finanziell profitierte, ein stiller Teilhaber sozusagen. Aber mein Zuhälter – das war Max nie. Nach meinem Verständnis zwingt ein Zuhälter sein Mädchen körperlich, seelisch oder beides, ihm die Kohle abzuliefern. Und gezwungen hat Max mich nie, kein einziges Mal. Wenn ich ihm etwas gab, was oft genug der Fall war, dann tat ich es immer freiwillig, und deshalb war es auch keine Zuhälterei. So einfach ist das.

Sie werden sich fragen, ob die Männer wussten, dass ich minderjährig war. Ja, natürlich wussten sie es, so dumm kann nicht einmal ein Mann sein, es nicht zu sehen, wie alt ein Mädchen ist. Kein einziger hat mich weggeschickt, als er mein wahres Alter erfuhr, es hat sie eher noch schärfer gemacht. Männer sind so, glauben Sie mir.

Sie können meinen Lebenswandel natürlich verwerflich finden, das steht Ihnen frei. Aber Sie können mir glauben, dass es mehr von meiner Sorte gibt, als Sie sich denken wollen. Und es handelt sich nicht etwa durchweg um osteuropäische Zwangsprostituierte, wie es in den Medien so vereinfachend heißt.

Klar, es ist viel einfacher, irgendwelchen bösen Zuhältern die Schuld zu geben, die arme Mädchen versklaven. Ganz sicher gibt es das auch, ich will es keinesfalls verharmlosen.

Doch meine Geschichte ist eine andere und auch viel alltäglicher, als Sie glauben. Wissen Sie denn mit Sicherheit, ob Ihre Tochter nicht auch so etwas tut, tun würde oder getan hat: Sex für Geld? Vielleicht auch die junge, hübsche Nachbarin, die Sie immer so freundlich grüßt, oder die neue Auszubildende der Metzgerei im Supermarkt um die Ecke? Sind Sie ganz sicher? Glauben Sie mir, auch Menschen, die mir damals auf der Straße begegnet sind, die mich nicht kannten, wären nicht mal annähernd auf so einen Gedanken gekommen. Ich, das liebe, nette und immer freundlich lächelnde Mädchen, das vielleicht ein bisschen zu sehr geschminkt war.

Das alles liegt nun zwei Jahre zurück. Seit ich, mit 18, volljährig wurde, habe ich keinen einzigen Freier mehr an mich herangelassen. Sex gibt es in meinem Leben nur noch zusammen mit meinem Freund. Während andere mit 18, wenn es legal wird, in das Geschäft einsteigen, bin ich ausgestiegen. Wie es dazu kam, erzähle ich Ihnen in meinem Buch.

Kommen Sie mit auf die Reise durch meine Vergangenheit, fühlen Sie mit, was ich erlebte, nicht nur die schönen Dinge, sondern vor allem auch die hässlichen und wahrhaft widerwärtigen. Lesen Sie die Geschichte meiner Jugend, die sicherlich nichts für empfindsame Naturen ist, die mich aber erst zu dem selbstbewussten erwachsenen Menschen gemacht hat, der ich inzwischen bin. Obwohl ich viel Scheiße erlebt habe, würde ich fast alles genau so wieder machen, weil es ein fester Bestandteil meines Lebens ist. Und es ist genau dieses Leben, das ich von ganzem Herzen liebe.

Lisa Müller

DER ANFANG

Geboren bin ich im Jahr 1992 in einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg, irgendwo in der tiefsten schwäbischen Provinz zwischen Stuttgart und Pforzheim. Hier sind die Menschen anständig, die Vorgärten sauber, die Berufe ordentlich. Meine Eltern waren ganz ehrbar verheiratet, ich war das erste Kind, also alles so richtig sauber und ordentlich auf schwäbische Art – wenn man sich nicht die Mühe machte, hinter die Fassade zu schauen.

Als meine Oma mütterlicherseits starb, sind die zwei jüngsten Schwestern meiner Mutter bei uns eingezogen. Obwohl meine Mutter mit meinem Vater schon lange nicht mehr glücklich war, blieb sie bei ihm, um ihren jüngeren Geschwistern – allein auf der Welt, wie sie nach dem Tod von Oma waren – ein halbwegs normales Leben bieten zu können. Zwei Jahre später kam meine Schwester Lina zur Welt, jetzt waren wir zu sechst: meine Mama Christina – damals 22, mein Vater Jens – 28, meine Tanten Anita – 18, Sabine – 15 und meine gerade geborene kleine Schwester Lina. Und meine Wenigkeit – damals 2.

Kurz darauf kauften meine Eltern ein Haus, auch dahin zogen meine beiden jungen Tanten mit. Aber lange dauerte es nicht mehr, bis sie auf eigenen Beinen standen.

Meine ältere Tante Anita nahm sich ihre erste eigene Wohnung und die jüngere Sabine zog zu ihrem Freund. Mit ihren damals 16 Jahren wurde sie kurz darauf schwanger. Das Frühreife scheint also im weiblichen Zweig unserer Familie zu liegen.

Die Ehe meiner Eltern lief immer schlechter. Sie stritten eigentlich immer, mein Vater trank immer mehr und kam so auch immer öfter besoffen nach Hause. Auch ganz gewaltfrei lief es anscheinend nicht ab. Ich bekam davon kaum etwas mit, zumindest nicht bewusst, denn ich war damals gerade mal vier Jahre alt. Immerhin haben sich die Schilderungen meiner Mutter über diese ehelichen Gewalttätigkeiten tief in mein Gedächtnis eingebrannt.

Eine Szene aber habe ich noch heute unauslöschlich vor Augen. Meine Mutter machte in der Küche den Abwasch, als Vater, wie in dieser Zeit fast immer, von seinen täglichen Kneipenbesuchen total besoffen nach Hause kam und sie ohne Grund anschrie. Sie nahm das Glas, das sie gerade in der Hand hielt, und warf es gegen die Wand, es zersprang und eine Glasscherbe traf meinen Vater voll auf die Stirn, das Blut schoss nur so heraus, die Narbe war auch nach Jahren noch zu sehen.

Weil es so nicht weitergehen konnte, sparte meine Mutter heimlich Geld für eine eigene Wohnung. Kurz darauf packte sie ihre Sachen und zog mit mir und meiner kleinen Schwester aus. Zwei Wochen später sah ich meinen Vater wieder, wir wohnten schließlich immer noch im selben Ort wie er. Alles war ganz undramatisch, so, wie es eben ist, wenn die Eltern endgültig voneinander genug haben und sich trennen.

Nachdem das Trennungsjahr vorüber war, wurden meine Eltern endlich geschieden, ich blieb bei meiner Mutter. Meinen Vater besuchte ich an jedem zweiten Wochenende, er hatte bald darauf auch eine neue Freundin, die für mich und meine Schwester eine wirklich gute Stiefmutter war, solange wir bei unserem Vater waren.

Alles in allem hatte ich wohl eine recht normale Kindheit, Scheidungen kommen überall vor, häusliche Gewalt ist auch alltäglicher, als man es wahrhaben will.

Ich besuchte regelmäßig den Kindergarten, hatte eine beste Freundin – sie hieß Santrina. Sie war wie ich auch Deutsche, lebte im selben Ort wie ich und wir verstanden uns vom ersten Augenblick an. An den Nachmittagen unternahm ich viel mit meiner Mutter und meiner Schwester, Dinge wie zum Beispiel Zoo- und Schwimmbadbesuche. Seit mein Vater uns verlassen hatte, lief es einfach besser. Aber natürlich wollte meine Mutter auf Dauer nicht alleine bleiben, sie war schließlich gerade erst 25 Jahre alt, und wollte keine alte Jungfer werden.

Als ich fünf Jahre alt war, trat Pete in unser Leben. Pete war ein netter Mann, der aber immer ganz direkt sagte, was er dachte, und deshalb bei vielen nicht sonderlich gut ankam. Außerdem sah er wirklich gut aus und vor allem vermittelte er einem das Gefühl von Sicherheit – dass einem nichts passieren konnte, wenn er in der Nähe war. Vielleicht waren das die Eigenschaften, weshalb meine Mutter sich in ihn verliebt hat.

Pete wurde später der Vater meines Halbbruders Till, der geboren wurde, als ich sechs Jahre war. Pete war wirklich ein total Netter und behandelte Lina und mich, als wären wir seine eigenen Kinder.

Doch mit der Zeit stellte sich heraus, dass er sehr unzuverlässig war. Als etwa meine Mutter schon schwanger mit Till war, verschwand er plötzlich spurlos, keiner wusste wohin. Nach sechs Wochen tauchte er ebenso plötzlich wieder auf, er hatte sich irgendwo in Amerika herumgetrieben. Stellt man sich so den zukünftigen Vater seines Kindes vor?

Obwohl Pete wirklich ein superlieber Typ war, keiner Fliege etwas zuleide tun wollte, solange man ihn in Frieden ließ, wurde er nie zum Vater für mich, eher war er ein richtig guter Kumpel. Vielleicht lag das auch daran, dass ich noch meinen eigenen Vater hatte, den ich ja regelmäßig besuchte. Als Till dann sieben Monate alt war, wollten meine Mutter und Pete zusammenziehen, in ein Nest in der Nähe mit vielleicht 1000 Einwohnern, also noch viel kleiner als der Ort, in dem wir bisher lebten.

Ich war klein, trotzdem machte ich mir schon Gedanken über die Zukunft, ich wollte doch nicht Santrina hier zurücklassen. Für eine Sechsjährige wie mich bedeuteten die sieben Kilometer, die meine alte Heimat von der zukünftigen trennten, ganze Welten. Meine Sorgen lösten sich in Luft auf, als Mutter und Pete sich kurz vor dem geplanten Umzug stritten, weil er doch nicht richtig mit uns zusammenziehen, sondern sich eine Wohnung zwei Straßen weiter mieten wollte.

Das aber passte wiederum meiner Mutter nicht, und so blieben wir nun doch in unserem Heimatort wohnen. Kurz danach trennten sich Pete und meine Mutter endgültig, sie waren einfach zu unterschiedlich und hatten komplett andere Vorstellungen vom Leben.

Ich war darüber nicht allzu traurig, denn dadurch wurde ich, so wie ich es mir gewünscht hatte, schließlich doch noch zusammen mit meiner besten Freundin Santrina eingeschult.

Es fiel mir nicht schwer zu lernen, vor allem Mathematik und Musik machten mir von Beginn an Spaß – auch wenn mir der Antrieb fehlte, es zur Einser-Schülerin zu schaffen. Außerdem begann ich mich in dieser Zeit für Pferde zu begeistern. Obwohl ich erst acht Jahre alt war, hatte ich mir, Schwäbin, die ich bin, ausgerechnet, dass ich mir zum zehnten Geburtstag einen Haflinger, meine Lieblingsrasse, kaufen könnte.

So ein Pferd, hatte ich erfahren, kostete damals etwa 1000 Mark. Mit dem, was mir die Oma väterlicherseits regelmäßig bei meinen Besuchen zusteckte, mit meinem Taschengeld und den Weihnachts- und Geburtstagsgeschenken hätte ich das Geld in knapp zwei Jahren zusammen.

Das einzige Schulfach, mit dem ich Probleme hatte, war Deutsch, in der dritten Klasse wurde auch klar warum: Ich litt an einer Lese- und Rechtschreibschwäche. Und das sollte denn auch zur ersten großen Enttäuschung meines Lebens führen: Unsere ganze Freizeit verbrachten Santrina und ich damals auf einem Hof, auf dem man alten Pferden das Gnadenbrot gab. Doch da ich wegen meiner Lernschwäche mehr als die anderen büffeln musste und daher nicht mehr so oft mitkommen konnte, freundete sich Santrina immer mehr mit der Tochter der Gnadenhof-Besitzerin an.

Gekränkt zog ich mich zurück und betäubte meinen Frust mit Essen, plötzlich platzte ich aus allen Nähten und wurde immer dicker. Was wiederum dazu führte, dass ich mir hässlich vorkam und mich darüber mit dem Geld zu trösten versuchte, das ich für den Haflinger zusammensparte. Mein Interesse galt – neben dem Essen – nur noch dem Mammon. Geld, Geld, Geld: Jeden Tag zählte ich es mehrmals. Die Psychologen unter meinen Lesern können sich schon einmal Gedanken machen, ob diese übersteigerte Geldgier eine der Wurzeln für meine frühe Anschafferei ist.

Immer und immer wieder suchte ich nach neuen Möglichkeiten, um an Geld zu kommen, ich klaute zum Beispiel Pfandflaschen aus unserem Keller und machte sie zu Bargeld. Und so besessen sparte ich, dass ich doch tatsächlich mit zehn Jahren die 1000 DM zusammenhatte. Doch das ganze Geld ging nicht so wie geplant für ein Pony drauf, nein, ich schenkte es meiner Mutter, die damals nicht wusste, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollte. Sie hatte nach der Trennung von meinem Vater zu keiner Zeit einen festen Job gehabt. Wie denn auch – mit drei kleinen Kindern? Wir lebten von Kindergeld, anderen Unterstützungen von den Ämtern und immer mal wieder von einem Aushilfsjob.

Jetzt verbrachte ich viel Zeit mit meiner neuen besten Freundin, Vivien. Sie war zu Beginn des zweiten Schuljahrs aus Pforzheim in unser Nest gezogen. Und während sie von Santrina sofort abgelehnt wurde, mochte ich sie auf Anhieb.

Der Kontakt zu meinem Vater war derweil vollkommen abgebrochen, nachdem er nach Stuttgart gezogen war und eine Frau aus Kuba geheiratet hatte. Ich wollte ihn einfach nicht mehr sehen. Vielleicht, weil ich ihn damals in den gleichen Topf warf wie die ganzen deutschen Deppen, die doch einfach nur zu blöd waren, eine Frau in Deutschland zu finden, und sich deshalb eine aus dem Ausland »kauften«, wie es meine Mutter immer ausdrückte. Vermutlich kam bei mir noch eine Portion Eifersucht dazu, weil ich mir die Kubanerin als glutäugige Schöne vorstellte, ob es nun stimmte oder nicht.

Meine Mutter hatte noch mehrere Männerbekanntschaften, aber es war nie einer dabei, mit dem sie glücklich geworden wäre, deshalb hielten diese Beziehungen auch nie lange. Sie hatte einfach kein Glück mit den Männern und der Liebe, da steht sie aber wahrhaftig nicht alleine unter all denen, deren erste Ehe schiefgegangen ist.

Bis dann Martin in ihr Leben trat, das war im Jahr 2001. Martin war Diplom-Kaufmann von Beruf, arbeitete bei einem Versicherungskonzern, außerdem war er nett, gut aussehend und hatte auch noch reichlich Geld. Doch genau dieses Geld schreckte sie ab. Zumindest behauptete sie das vor uns, ihren Freundinnen und auch sonst jedem, dem sie von Martin erzählte. Wahrscheinlich nur um nicht als geldgeil vor den anderen dazustehen. Wie vertraut mir das alles ist …

Zwar war sie trotz dieser Bedenken eine lange Zeit mit ihm zusammen, doch nach circa vier Jahren ging auch das auseinander. Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass meine Mutter ganz unabhängig von irgendwelchen vorgeschobenen Motiven einfach unfähig zu einer dauerhaften Beziehung ist.

Ich habe Martin trotzdem immer wieder besucht, er ist für mich zum Vater geworden, wie ich ihn bis dahin nie hatte. Er war da, wenn man ihn brauchte, ob es mir nun gut oder zwischendurch ganz schlecht ging. Ich konnte mit allem, was mir auf dem Herzen lag, zu ihm gehen und er hörte mir einfach nur zu, gab mir Ratschläge, wenn ich ihn darum bat, und half mir bei den Hausaufgaben. Er war genauso, wie ich mir einen Vater immer vorgestellt hatte, stand mitten im Leben und das mit beiden Beinen, es gab zu der Zeit wenige Menschen, von denen ich das behaupten konnte. Ja, ich glaube, er wurde zum Vorbild für mich – aber sollte ein Vater das nicht auch sein?

ELF

Ich war unterdessen elf Jahre alt geworden. Meine schulischen Leistungen waren durchschnittlich. Die Hausaufgaben machte ich zwar fast immer, und ein bis zwei Tage bevor eine Klassenarbeit anstand, lernte ich meistens auch ein bisschen, aber so richtig Lust auf Schule hatte ich einfach nicht. Und mit elf Jahren war ich immer noch geldgeil, diesmal aber nicht, um zu sparen, denn das Pferd hatte ich mir restlos abgeschminkt.

Nein, ich wollte abnehmen, und hierfür war mir jedes Mittel recht. Ich kaufte fettverbrennende Tabletten und solche zum Entwässern, doch das war teuer.

Außerdem verweigerte ich die Nahrungsaufnahme. Ich nahm in kürzester Zeit circa elf Kilo ab und war stolz auf mich. Mit Vivien, die auf der gleichen Wellenlänge lag, machte ich lange Wandertouren, nur um Kalorien zu verbrennen. Als ich dann nicht einmal mehr Obst essen wollte, nur noch Tabletten schluckte und tagelang nichts anderes mehr zu mir nahm, wurde meine Mutter hellhörig. Schließlich drohte sie mir, sie würde mich in eine Klinik für Essstörungen einweisen lassen, wenn sich das nicht änderte.

Also aß ich wieder ein wenig, zumindest vor den Augen meiner Mutter, doch sobald Vivien und ich zusammen waren, hatten wir nur ein Thema: Wie nehmen wir am schnellsten immer noch mehr ab? Es war wie ein Zwang, unsere Gedanken drehten sich fast ausschließlich ums Essen oder besser gesagt ums Nicht-Essen. Irgendwann fiel es mir immer schwerer, die Heißhunger-Attacken wurden immer heftiger.

Kaum hatte ich dann etwas heruntergeschlungen, versuchte ich mich zu übergeben, aber weil ich das nicht schaffte, verfiel ich auf die Lösung, das Essen nur zu kauen, es aber nicht herunterzuschlucken, sondern es in einen Beutel zu spucken, das bekam keiner mit.

Zwar war ich mir sicher, dass meine Mutter, wenn sie das gewusst hätte, ausgerastet wäre. Denn wir hatten sowieso nicht viel Geld, und wenn ich dann das Essen bloß durchkaue und wegschmeiße – ich wusste genau, dass dies falsch war und sie tief verletzt hätte. Doch ich konnte einfach nicht anders.

Es dauerte eine ganze Weile, doch dann bekam ich mich nach und nach in den Griff, zumindest so weit, dass ich die meiste Zeit ganz normal essen konnte. Heute glaube ich, dass diese Zeit ganz einfach ein Teil meiner vorpubertären Phase war. Glücklicherweise wurde es keine ernsthafte Bulimie, wie bei vielen anderen Mädchen. Trotzdem habe ich immer mal wieder diese Phasen, in denen ich mich viel zu dick finde, obwohl mich viele um meine schlanke Figur beneiden. Dann esse ich manchmal tagelang nichts, oder nur Obst.

Vivien und ich suchten uns ein neues Hobby, das war auch schnell gefunden, denn zu jedem Mittwochnachmittag nach der Schule gehörte nun der Besuch im nahe gelegenen Einkaufszentrum, zusammen mit unseren Eltern, die auch miteinander befreundet waren. Dadurch entwickelte sich bei mir eine kleine Kaufsucht, ich wollte immer die tollsten Klamotten so billig wie möglich kaufen. Ein echt schwäbisches Dilemma: die große weite Welt der Mode schnuppern, aber zu möglichst günstigen Preisen. Und dann begann das, was alles veränderte!

ERSTER KUSS, ERSTER SCHWANZ

Ich war zwölf, und es war ein ganz normaler Schultag, als Diego in unsere Klasse kam. Er war genauso alt wie ich, wirkte jedoch älter und reifer, vermutlich, weil ihn das Leben bei dem kleinen Wanderzirkus geprägt hatte, mit dem er über die Lande zog. Er sah gut aus, war etwas größer als ich, hatte braune Haare und ebenso braune Augen, ein hübsches Gesicht und so kräftige Muskeln, wie es in seinem Alter wirklich nicht normal war. Aber das Schönste an ihm war sein unvergleichliches Lächeln. Ich war sofort in ihn verliebt. So wie auch Santrina, so wie eigentlich alle in der Klasse und wohl auch die Mädchen in den Dörfern, wo sein Zirkus vorher Station gemacht hatte.

Deshalb war sich Diego seiner Wirkung bei den Mädels durchaus bewusst und nutzte das auch schamlos aus. Er lud mich und Santrina bei der nächsten Gelegenheit zu sich in den Zirkus ein und schon warteten wir vor dem Zelt auf ihn. Er merkte schnell, dass wir verknallt in ihn waren. Er machte auch kein Geheimnis daraus, dass er das wusste. Ihm war es im Gegensatz zu anderen Jungs in unserem Alter nicht peinlich, über dieses Thema zu sprechen. Und als »Mann von Erfahrung« war es ihm auch nicht peinlich, direkt zur Sache zu kommen: Er könne sich nicht entscheiden, welche von uns ihm lieber sei, deshalb würde er gerne gleich mit beiden zusammen sein. Uns war das egal, wir wollten ihn haben und das lieber gemeinsam als gar nicht.

Santrina hatte ihren Eltern erzählt, dass sie bei mir schlafe, und meiner Mutter machten wir weis, dass ich bei Santrina übernachte. Tatsächlich geschlafen haben wir dann im Zirkus.

Da saßen wir nun neben ihm in seinem Wohnwagen auf der Couch und er war charmant wie immer. Doch als er von seinem ersten Sex erzählte und uns ganz beiläufig fragte, ob wir darauf nicht auch Lust hätten, bekamen wir es mit der Angst zu tun und schüttelten beide nur den Kopf. Erst nach langen Sekunden peinlicher Stille zeigte er Verständnis für uns: Das sei doch nicht schlimm, wir hätten ja noch alle Zeit der Welt. Doch weil wir genau diese Zeit nicht hatten, weil Diego spätestens in einer Woche von der Bildfläche verschwunden sein würde, kamen wir in dieser Nacht dann doch noch zur Sache. Zuerst küsste er Santrina, dann mich, mit Zunge und allem Drum und Dran. Ich weiß nicht, ob er das, was er dann machte, nur bei mir tat oder auch bei Santrina, jedenfalls nahm er meine Hand und führte sie zu seinem Schwanz hinunter. Ich ließ sie anfangs nur dort liegen, dann streichelte ich ihn über dem Stoff seiner Hose, doch ihm war das nicht genug, deshalb schob er meine Hand hinein und auch unter seine Boxershorts. Ab da war ich überfordert. Erst dieser widerliche Kuss, wer will schon Spucke von einem anderen Menschen im Mund haben, und jetzt auch noch den nackten Schwanz in der Hand: Konnte es noch schlimmer werden?

Als er dann mit seiner Hand in meine Hose wollte, brach ich das Ganze ab, mir wurde es einfach zu viel. Er war kein Kind von Traurigkeit und knutschte nach dem Korb, den ich ihm gegeben hatte, eben mit Santrina weiter, während ich einschlief.

Die nächsten Tage waren wir ständig bei ihm. Auch ein paar Mal geknutscht haben wir noch, aber mehr ist nicht passiert, weil weder Santrina noch ich das wollten.

Nach seiner Weiterreise trauerten wir ihm noch ein paar Tage hinterher, doch dann war das alles schon wieder nicht mehr ganz so wichtig und wurde zumindest bei mir als »Na-ja-Erinnerung« abgespeichert.

DREIZEHN

Ich war in der 8. Klasse und 13 Jahre alt, als sich mein Leben schlagartig veränderte. Die ersten behutsamen Erfahrungen hatte ich ja inzwischen gesammelt, hatte meinen ersten Zungenkuss erlebt und einen nackten Schwanz in der Hand gehabt. Doch richtigen Sex wollte ich noch nicht, oder, besser gesagt, ich traute mich nicht, da ich immer noch keine positive Einstellung zu meinem Körper hatte.

Obwohl ich von allen Seiten zu hören bekam, wie hübsch ich sei, verabscheute ich, was ich da im Spiegel sah, geradezu. Und mit so etwas sollte einer, der mir gefallen hätte, ins Bett steigen? Nein, das ging nicht, das ging auf keinen Fall, so aufregend es auch sein könnte.

Denn angenehme Erfahrungen mit meiner Sexualität hatte ich durchaus schon gemacht, ich glaube, ich war sieben oder acht, als ich das erste Mal bemerkte, wie ich schöne Gefühle empfand, wenn ich meinen Unterleib gegen die Düsen im Schwimmbecken hielt, ich konnte gar nicht genug davon bekommen.

Irgendwann fand ich dann auch heraus, dass das daheim mit dem Duschkopf genauso funktionierte – oder, kurze Zeit später, auch mit den Fingern. Ich war süchtig nach diesem innigen Gefühl und nach dem Höhepunkt. Damals wusste ich noch nicht, dass man das Orgasmus nennt. Trotzdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Schwanz »da rein« passen sollte …

Ich war ja schon überglücklich, als ich mit zwölf Jahren das erste Mal einen Tampon reinbekam. An diesen Augenblick der Angst kann ich mich noch ganz genau erinnern! Ich dachte, ich würde irgendetwas kaputt machen, ich versuchte es trotzdem immer wieder, ich traute mich auch unbewusst nicht, bei meiner so heiß geliebten Selbstbefriedigung einen Finger in mich einzuführen. Auf alle Fälle saß ich irgendwann auf meinem Bett und dachte, jetzt mach es einfach. Im Bad legte ich mich auf den Boden, nahm ein o.b. aus der Packung meiner Mutter und drückte es einfach in mich hinein, es klappte, ich konnte es nicht fassen.

Doch dann kam Gina zu uns in die Schule, sie hatte Erfahrung, ich glaube, mehr als der Rest der Klasse zusammengenommen, obwohl sie auch nur ein Jahr älter war als wir. Sie faszinierte mich, ich fand sie bildhübsch und sie war sehr beliebt. Jeder in der Schule kannte und mochte sie binnen kürzester Zeit und sie hing mit den Älteren rum. Also all das, was ich immer sein wollte, hatte und war sie. Am Anfang hielt ich mich weit von ihr entfernt, doch lange ging das nicht gut.

Ich erinnere mich noch ganz genau an jenen Schultag, wir wussten (oder ahnten) zwar alle, dass sie schon Sex gehabt hatte, doch wir wollten es aus ihrem Mund hören. Wir haben unseren ganzen Mut zusammengenommen und haben sie tatsächlich gefragt. Sie lachte und schien geschockt, verunsichert von unserer Frage. Damals deutete ich ihren Blick anders, ich empfand ihn als cool. Jedenfalls antwortete sie, dass sie – logisch – schon Sex gehabt habe. Dann schaute sie uns fragend an: ob das bei uns etwa nicht so sei, wir alle schüttelten den Kopf. Ich glaube, dass sie uns bemitleidete.

Sie freundete sich schnell mit Santrina an, die übrigens, nach der kurzen Phase mit dem Gnadenhof, wieder meine beste Freundin geworden war. Und wieder war ich dabei, sie zu verlieren, weil ich mich partout nicht anpassen wollte. Aber – hatte ich mich nicht schon immer angepasst? Wieso hatte ich zum Beispiel die Tortur mit dem Abnehmen auf mich genommen? Doch nur, um anderen zu gefallen! Wieso hatte ich denn bisher noch nie Sex? Weil ich Angst hatte, nicht zu gefallen!

Endlich ging es mir auf: Lisa, jetzt musst auch du dich anpassen, wenn du Santrina nicht noch einmal verlieren willst. Also sprang ich über meinen Schatten und hing jetzt oft nicht nur mit ihr, sondern auch mit Gina rum. Darauf hatte ich schnell keine Lust mehr, denn ich wollte nicht immer nur das fünfte Rad am Wagen sein.

Also freundete ich mich wieder mehr mit Vivien an, doch trotzdem habe ich immer noch Zeit mit Santrina verbracht, ich lernte nun auch die »coolen« Leute kennen, bald war auch Vivien dabei. Als Santrina und Gina dann die ganze Zeit vor einem Installateurs-Betrieb rumhingen, weil sie dort auf zwei »hammergeile« Typen abfuhren, tat ich das auch. Und logischerweise musste auch ich diese Typen scharf finden. Der eine war ein 23-jähriger Bosnier, etwas zu klein und unscheinbar geraten, aber ansonsten ganz ansehnlich, und der andere ein etwas besser aussehender 21-jähriger Grieche mit Macho-Ausstrahlung. Er hatte seine dunklen, kurzen Haare nach oben gestylt, war etwa 1,80 groß und hatte einen leichten Kuschelbären-Bauchansatz, der ihm gut stand.

Wenn ich heute darüber nachdenke, waren die Jungs nicht einmal annähernd so scharf wie der Durchschnitt, doch damals hatte ich ja auch kein Selbstbewusstsein und dachte, gegen Gina komme ich sowieso nicht an, deshalb habe ich mich dann ziemlich schnell wieder mehr auf andere Freundinnen fixiert. Zum Glück waren auch Vivien diese »hammergeilen« Typen fremd. Außerdem lernte ich jetzt noch Alisa kennen, sie war, genau wie ich und Santrina damals, ein Riesenfan der Band »Blue«. So eine innige Freundschaft kannte ich zuvor überhaupt nicht.

Doch ein Problem ergab sich nur wenige Monate, nachdem wir Freundschaft geschlossen hatten: Alisa war anscheinend genauso fasziniert von mir wie ich von Gina. Deshalb ahmte sie mich immer mehr nach. Irgendwann erzählte sie mir, dass sie meinetwegen beim Psychologen gewesen sei und der ihr geraten habe, sie solle einfach x-mal hintereinander sagen: »Auch wenn ich nicht so aussehen und sein kann wie Lisa, akzeptiere und respektiere ich mich so, wie ich bin.« Als ich davon erfuhr, wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte. Obwohl es mich natürlich auf eine gewisse Art bestätigte und stärkte. Mein Selbstbewusstsein wuchs, denn plötzlich war ich für jemand ein Vorbild.

Ein paar Wochen später haben wir uns wie immer morgens vor der Schule am Bahnhof getroffen, doch diesmal war irgendetwas anders. Franka, die Gina auch vor Wochen in ihren Bann geschlagen hatte, war es am Tag zuvor gelungen, ihr »erstes Mal« zu haben, und zwar mit einem Typen namens Sepp. Der war nun nicht wirklich der Partner, den man sich für sein erstes Mal wünscht oder zumindest wie ich mir diesen Partner vorstellte. Aber das ist ihr Ding, dachte ich mir. Sepp war 16 Jahre alt, Türke und, nach seinem Schulabbruch, arbeitslos. Ich glaube nicht, dass Franka tatsächlich auf ihn abgefahren ist, ich denke, sie hat ihn einfach nur ausgewählt, weil er eben gerade da war. Warum er als Türke Sepp genannt wurde, weiß ich bis heute nicht, er war vor allem dafür bekannt, den ganzen Tag zu kiffen und zu saufen. Also lag es nahe, dass er gerade zur Hand war, als Franka es probieren wollte.

Als aber dann am nächsten Tag auch noch Santrina ankam und erzählte, dass sie sich von ihm hatte entjungfern lassen, dachte ich mir: Lisa, langsam musst du auch mal, sonst wirst du echt ausgegrenzt. Aber über eins war ich mir sicher: Ich wollte nicht auch noch diesen Sepp es erledigen lassen, ich dachte, warte ab, es kommt auch noch ein anderer.

Kurze Zeit später ließ sich auch noch Franka von Santrinas Begeisterung für diese Typen von dem Installateurs-Betrieb anstecken. Als meine Mutter eines Nachts nicht da war und wir unten vor der Haustür saßen, um zu rauchen, fuhr Elmo, einer der beiden, vorbei, Santrina und Franka halb nackt hinterher, dann rückte Santrina endlich mit der Sprache raus. Sie hatte sich von Ilias, dem anderen, in den Arsch ficken lassen, bevor sie überhaupt normalen Sex hatte. Sie war so glücklich darüber!

ES PASSIERT

Der nächste Wanderzirkus, der bei uns im Dorf Station machte und einige Shows geplant hatte, kam wenige Wochen später zu uns. Wie auch schon beim letzten Mal machten wir uns auf den Weg dorthin, da waren echt ein paar süße Typen dabei. Vor allem auf Alfred hatte ich sofort ein Auge geworfen. Irgendwann, ich weiß nicht mehr genau warum, verlor ich eine Wette, deshalb musste ich ihn küssen, das tat ich auch. Aber als er mir sagte, dass ich zu hektisch küsse, fiel ich für kurze Zeit wieder in ein Loch. Und ich dachte mir, siehst du, du kannst es einfach nicht.

Doch er meinte, dass es bei ihm am Anfang genauso gewesen sei, ich sei mit 13 ja noch so jung und er würde mir gerne zeigen, wie es viel schöner für mich sei. Natürlich sagte ich nicht Nein, und er hatte recht, es war viel schöner. Ich glaube, ich war ein wenig verliebt, aber er war schon 18, was will denn so einer von einer 13-Jährigen, dachte ich mir, und außerdem hatte er eine Freundin, trotzdem war er die ganze Zeit in meinen Gedanken.

Am vorletzten Abend feierte der Zirkus ein Fest, eigentlich feierten sie immer, aber an diesem Abend eben ganz besonders. Theo war mit seinen reifen 23 einer der beiden Zirkuschefs, und er trug mich auf Händen. Er war mir ehrlich gesagt ein wenig zu alt, außerdem hatte ich nur Alfred im Kopf. Als sie ein paar Orte weiterzogen, reisten wir ihnen hinterher, jeden Tag nach der Schule. Als sie dann nochmals einige Dörfer weiterzogen, folgten wir ihnen auch dorthin.

Mein erstes Mal sollte hier, in einem Nest, wo ich noch nie gewesen war, »passieren«, in einem Wohnwagen und mit einem »Zirkus-Zigeuner«, wie sie sich selbst immer nannten – so hatte ich es mir in den Kopf gesetzt. Ob sie wirklich Zigeuner oder einfach nur ein fahrendes Volk waren, interessierte mich überhaupt nicht, nur dass es jemand Besonderes war und nicht irgendein Klassenkamerad oder Nachbar, war das, was zählte. Und so wie »es« geplant war, habe ich es auch durchgezogen.

Wir hatten ein wenig getrunken; kaum dass ich mich dann von Santrina und Franka verabschiedet hatte, lag ich bei Alfred und Manuel (sein Cousin, der auf Besuch war) auch schon im Bett. Wir küssten uns, er fasste mir zwischen die Beine, unangenehm war mir das trotz meiner Ängste vorher überhaupt nicht. Das Einzige, was ich ein wenig merkwürdig fand, war, dass Manuel bei uns mit im Bett lag. Der schlief aber tief und fest, deshalb sah ich darüber hinweg. Alfred flüsterte, dass ich unter die Decke schlüpfen und ihm einen blasen solle. Jetzt war ich meinem Ziel, endlich so wie die anderen zu sein, ganz nah! Ich wusste zwar nicht genau, wie »Blasen« geht, doch ich tat es und es funktionierte. Im Porno auf Video hatte ich es ja schon gesehen, also tat ich alles genau so, wie die es mir dort vorgemacht hatten. Er stöhnte und schien zufrieden zu sein.

Dann drehte er mich auf den Rücken, streifte sich ein Kondom über und legte sich auf mich. Er versuchte ein paarmal, in mich einzudringen, ich glaube, es war im dritten Anlauf, ehe er es endlich geschafft hatte. Nun also war ich mitten in meinem ersten Sex, es kam mir fast unwirklich vor. Die Schmerzen, die ich erwartet hatte, spürte ich durchaus, jedoch nicht so stark, wie ich es befürchtet hatte. Es fühlte sich weniger schmerzhaft als einfach merkwürdig an, fast unangenehm, diesen fremden Körper in mir zu haben. Nur wenige Minuten dauerte es, dann war es schon vorbei, er drehte sich einfach um und schlief sofort ein. Das war mir auch ganz recht so, denn ich brauchte Zeit zum Nachdenken.

Es war mir natürlich nicht gekommen, und Alfred verschwendete auch überhaupt keinen Gedanken daran, ob ich Spaß dabei hatte. Wenigstens hatte er mich nicht gefragt, ob er gut gewesen sei! Nein, das war er wahrhaftig nicht. Am meisten ärgerte mich, dass er sich gar nicht für mich interessierte.

War es das also, fragte ich mich, ist es das, von dem alle reden, das, um was sich die ganze Welt dreht? Ich war enttäuscht, ich hatte mehr erwartet, aber trotzdem war ich froh, dass ich jetzt dazugehörte, und schlief einigermaßen beruhigt ein.

Am nächsten Morgen war ich schon recht früh wach, schlüpfte in meine Klamotten und ging hinaus, wo ich Franka traf. Sie setzte sich zu mir und wollte wissen, wie es gewesen sei. Ich grinste verschwörerisch und sagte nur »gut«. Sie hatte die Nacht bei Alex verbracht, dem anderen Chef der Zirkustruppe, er war schon 28, doch bei ihr war nichts gelaufen.

Santrina schlich nur kurze Zeit später aus dem danebenliegenden Wohnwagen, sie sah aus wie ein frisch geficktes Eichhörnchen. Wie sie uns dann erzählte, war sie das auch. Sie hatte soeben ihren ersten Dreier erlebt, sie und zwei Jungs, und das mit 14. Aber eigentlich wunderte ich mich über gar nichts mehr. Am Abend machten wir uns zurück auf den Heimweg.

Ein paar Tage später, im nächsten Ort, in dem die Truppe eine Woche lang gastierte, schlief ich noch einmal mit Alfred, dann nie mehr. Es war wie beim ersten Mal, schnell vorbei, ohne dass ich kam und ohne dass er sich für meine Bedürfnisse interessiert hätte. Aber die konnte ich damals auch noch nicht artikulieren, ich dachte, es muss vielleicht so sein.

Mit Alfred habe ich jedenfalls nie darüber gesprochen, dass er ein schlechter Liebhaber ist. Doch zurück zu Hause konnte mein »Leben«, so wie ich es verstand, nun endlich beginnen, und nur das zählte für mich. Ich war dreizehneinhalb Jahre alt, und ich war keine Jungfrau mehr.

MEINE LOVER NUMMER ZWEI UND DREI

In den nächsten Wochen und Monaten wurde ich in der Schule immer aufmüpfiger, und auch zu Hause war es nicht wirklich anders. Ich ging zwar zum Unterricht, doch dort drehte es sich inzwischen weniger ums Lernen, es war eher wie ein Freizeittreff. Ich war zwar schon vorher nie ein Streber gewesen, aber ich hatte immer gute Noten gehabt, zumindest so gute, dass ich mir um meine Versetzung nie hatte Sorgen machen müssen.

Aber jetzt saß ich nicht mehr wie sonst in einer der ersten Reihen, sondern weit hinten. Früher hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, zu denen zu gehören, die dort sitzen, doch plötzlich erschien mir das als die Erfüllung meiner Träume. Stuhl nach hinten an die Wand gelehnt, Füße auf den Tisch – die Lehrer haben es nach ein paar Wochen aufgegeben, uns zurechtzuweisen. Wir hatten gesiegt.

Nach einer Weile lernte ich dann Matthias kennen, er gehörte zu den Jugendlichen, die sich selbst »Nazis« nannten, sie waren gegen alles, was nicht deutscher Herkunft war. Er war knapp 17 Jahre alt, weiß der Himmel, was ich von so einem Typen wollte. Jedenfalls verliebte ich mich in ihn, und er sich in mich. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, doch ihm passte weder mein Freundeskreis noch mein Kleidungsstil, der mittlerweile schon wirklich recht weiblich geworden war. Ich trug im Alltag Jeans mit hochhackigen Schuhen und freizügige Oberteile, in denen ich meine kleinen Brüste gut betonen konnte. Und bei besonderen Anlässen auch schon wirklich kurze Röcke. Ihm war mein Auftreten wohl zu billig und unpassend im Vergleich dazu, wie er herumlief. Er trug zu den Springerstiefeln und den Tarnhosen, wie alle in seiner Clique, weite T-Shirts und einen ganz kurzen Haarschnitt, also genau das Gegenteil von mir.

Ich merkte schnell, dass diese »Beziehung« nicht lange halten würde, doch ich wollte, bevor ich ihn verließ, erst noch mit ihm ins Bett. Denn ich wollte nicht einfach nur einmal mit einem Typen geschlafen haben, sondern endlich mal Sex mit einem, mit dem ich auch zusammen war.

So wie ich es wollte, geschah es auch, Matthias wurde mein zweiter Lover. Ich verabredete mich mit ihm und er sagte mir, wo ich auf ihn warten sollte. Ich solle mir doch heute bitte eine normale Jeans und Turnschuhe anziehen. Ich erfüllte ihm seinen Wunsch, denn mir ging es schließlich nur um das eine, und das wollte ich so schnell wie möglich. Er kam mit seinem Moped, ich schwang mich auf den Sitz hinter ihm und wir fuhren los.

Als wir auf dem Wochenend-Grundstück seiner Eltern angekommen waren, machte er ein Lagerfeuer, ich fand das romantisch. Wir saßen auf Gartenstühlen vor dem Feuer und tranken Mischbier. In dieser Zeit vertrug ich noch nicht viel Alkohol, und deshalb machte der sich auch ziemlich schnell bemerkbar.

Irgendwann lagen wir auf einer Decke, direkt vor dem Lagerfeuer, wir küssten uns und ganz langsam schlich seine Hand in meine Hose, er fingerte mich. Jetzt fing auch ich an, an ihm herumzuspielen. Er hatte einen viel größeren Schwanz als Alfred. Toll, dachte ich mir. Als er dann schon eine wirklich beachtliche Beule in seiner Hose hatte, flüsterte er mir ins Ohr, dass er nicht unbedingt in mich eindringen müsse, wenn ich nicht wolle. Oh Mann, wozu waren wir denn hier? Dass er es einfach nur gut mit mir meinte und ritterlich sein wollte, auf diese Idee kam ich erst gar nicht. Deshalb flüsterte ich zurück, dass ich es aber gerne hätte.

Also tat er, was ich wollte. Er zog mir meine Jeans behutsam aus und schob sich seine Hose herunter, zog sie aber nicht aus und steckte mir dann seinen Schwanz ganz vorsichtig und langsam hinein. Zuerst vögelte er mich in der Missionarsstellung auf der Decke, dann setzte er mich auf sich und ließ mich seinen Schwanz reiten. Es war wunderschön und er war so lieb zu mir, gespritzt hat er nach vielleicht 20 Minuten in der Löffelchenstellung. Nach dem Sex blieben wir eine Weile genauso liegen und genossen den Augenblick. Ich glaube nicht, dass er viel Erfahrung in Sachen Sex hatte, irgendwie kam es mir eher so vor, als wenn er sich vorher ein paar Pornos reingezogen hätte und denen im Film alles nachmachen wollte. Aber was weiß man schon mit 13 Jahren …

Danach war es schon spät, die Nacht verbrachten wir im Gartenhaus. Eng umschlungen schliefen wir ein. Am nächsten Morgen fuhr er mich zurück nach Hause. Ich machte mich direkt auf den Weg zu Santrina, um ihr alles zu erzählen. Ihre Mutter berichtete mir, dass sie noch schlief, doch das war mir in diesem Augenblick so was von egal. Also ging ich in ihr Zimmer und weckte sie. Doch Santrina verzog nur angewidert ihr Gesicht, sie stand nur auf Schönlinge.

*

Der Sommer war gekommen, genau die richtige Jahreszeit für viele Abenteuer, dachte ich mir. Und so war es dann auch. Santrina hatte schon vor Wochen von einem total tollen Jungen namens Cem erzählt, er wäre so was von süß und was nicht alles. Ich war neugierig, ich wollte ihn sehen, denn Santrina hatte auch schon mit ihm gepoppt, auf offener Straße, als sie bei ihrer Schwester übernachtet hatte. Mein Wunsch wurde Wirklichkeit, als wir im Freibad waren. Er war wirklich so süß, wie sie es erzählt hatte, eins war klar, auch ich wollte mit ihm poppen. Das Problem, wie ich das anstellen sollte, wurde schnell gelöst, denn Cem fragte mich schon nach kurzer Zeit, ob ich noch Jungfrau sei, auch er hatte also Interesse. Da Santrina auch noch geprahlt hatte, dass er ein Riesending habe, wurde mein Antrieb, ihn zu vögeln, noch größer.

Ich wollte, dass Cem mein dritter Lover werden sollte. So kam es, wie es kommen musste, oder besser gesagt kommen sollte, Cem und ich verschwanden in der Umkleidekabine. Dort fielen wir übereinander her, er hatte wirklich einen so großen Schwanz, wie Santrina es erzählt hatte.

Die nächsten Tage verbrachten wir von morgens bis abends im Freibad, zum Glück waren Sommerferien, der Grund: Nicht nur ich wollte Cem vögeln, sondern nach Monaten jetzt auch wieder Santrina, und Franka ebenfalls. Sie waren beide scharf auf seinen Mörderschwanz, die eine aus Erfahrung und die andere zum ersten Mal. Wir wechselten uns ab. Wenn ich mit ihm fickte, tat ich es immer in der Umkleidekabine. Ich ritt ihn, während er gemütlich auf der kleinen Bank in der Kabine saß. Er wollte immer die gleiche Art von Sex, erst kurz anblasen, dann ficken und abspritzen, am liebsten in mich rein, doch das habe ich ihm nie erlaubt, immer nur mit Gummi. Auch meinen Arsch wollte er mehrmals ficken, doch auch das ließ ich nicht zu. Doch wie immer verlor ich nach nur kurzer Zeit das Interesse an ihm und hielt lieber Ausschau nach neuem Frischfleisch.

*

Franka schluckte einmal die »Pille danach«, weil sie sich von Cem dazu hatte überreden lassen, ohne Gummi mit ihm zu poppen. Doch ihr oberstes Ziel hatte sie immer noch nicht erreicht: Sie wollte endlich einmal den Geschmack von Sperma kosten. Da Cem aber kein Interesse mehr an ihr hatte, bat sie stattdessen mich, mit ihm zu schlafen und hinterher das benutzte Kondom für sie aufzubewahren. Franka war die Einzige von uns, die das Zeug noch nie geschluckt hatte. Geblasen hatte sie natürlich schon, aber eben noch nie bis zum Schluss. Vielleicht hatte sie einfach Angst vor dieser ungewohnten, womöglich widerlichen Erfahrung und wollte die lieber ganz allein für sich im stillen Kämmerlein machen. Als beispielsweise ich das erste Mal Sperma im Mund hatte, konnte ich den Brechreiz nur mit viel Glück und Selbstverleugnung unterdrücken.

Da Franka die letzten Tage totalen Stress mit ihrer Mutter hatte, zog sie für ein paar Tage bei mir ein. Das Kondom kam dann aber trotzdem nicht wie geplant zum Einsatz, sondern gammelte nur in meiner Schublade vor sich hin. Davon abgesehen verbrachten wir ein paar schöne gemeinsame Tage bei mir, bis meine Mutter sie bat, wieder nach Hause zurückzugehen. Die nächsten Tage war Franka ein wenig komisch zu mir, sie verbrachte ihre Zeit lieber mit Santrina, also tat ich mich wieder mit Gina zusammen.

Eines Abends zogen wir mit zwei Jungs aus der Gruppe, mit der wir immer am Bahnhof rumhingen, los, den zwei Angelos, wie wir sie nannten. Wir wollten in eine jener Bars, die eigentlich jeder kennt und wo trotzdem niemand hin will, doch weil sie geschlossen war, entschieden wir uns für ein Irish Pub. Auch daraus wurde nichts, denn der Kellner fragte uns nach unseren Ausweisen, und als 14-Jährige besaßen Gina und ich schließlich keine, deshalb flogen wir sofort wieder raus. Die Angelos folgten uns, obwohl sie hätten bleiben können, sie waren ja schon älter als 16. Da ich schon lange das Gefühl hatte, dass einer der beiden ein Auge auf mich geworfen hatte, vielleicht als sein nächstes Fickopfer, wunderte ich mich nicht allzu sehr darüber, dass die beiden sich mit uns solidarisierten. Wir entschlossen uns, zu McDonald’s und danach wieder zurück nach Hause in unser Dorf zu fahren.

Obwohl es angefangen hatte zu regnen, verzog ich mich dort hinter der Schule mit dem einen der beiden, der es auf mich abgesehen hatte, in eine Ecke, wo wir ungestört waren. Ich spielte ihm an seinem Schwanz herum, und es dauerte nicht lange, bis er sich seine Hose herunterzog. Ich fing an, ihn zu lutschen, in mir drin machte sich ein überwältigendes Triumphgefühl breit. Wir wollten vögeln, taten das auch kurz, vielleicht ein paar Sekunden lang, aber es funktionierte einfach nicht, weil der Regen zu stark und das einzig trockene Fleckchen selbst dafür viel zu eng war. Also gaben wir es auf und entschlossen uns, das Versäumte irgendwann bei gutem Wetter nachzuholen. Ich hätte ihn natürlich weiter blasen können, bis er spritzte, doch da er mich nicht darum gebeten hatte, tat ich es auch nicht.

VERGEWALTIGT