Noch mehr Ratekrimis zum Selberlösen - 40 x dem Täter auf der Spur - H.P. Karr - E-Book

Noch mehr Ratekrimis zum Selberlösen - 40 x dem Täter auf der Spur E-Book

H.P. Karr

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Beschreibung

40 neue Fälle für Kommissarin Marlene Kemper Clever und aufmerksam - das ist Kommissarin Marlene Kemper. Clever und aufmerksam muss auch der Leser sein, der mit ihr auf Mörderjagd geht. Denn in jedem dieser 40 neuen Ratekrimis gibt es versteckte Hinweise und Indizien, aus denen man gemeinsam mit Marlene Kemper ermitteln kann, wer der Täter war, welches Alibi falsch ist oder wie man einen Gauner überführen kann. Ob man richtig gelegen hat, wenn Marlene Kemper zu ihrem Kollegen meint "Wir haben den Fall gelöst", erfährt man in der Lösung am Ende jedes Story.

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H.P. Karr

Noch mehr Ratekrimis zum Selberlösen

40 x dem Täter auf der Spur

40 neue Fälle für Kommissarin Marlene Kemper

Sie ist wieder da: Die Pfefferminzbonbons kauende, blitzgescheite Kommissarin Marlene Kemper. Und wieder kommt sie scharfsinnig dem Täter auf die Spur – doch nicht nur sie. Denn auch Sie können die verräterische Fährte in diesen vergnüglichen und spannenden Geschichten selbst finden und die Fälle lösen.

Falls es mal nicht klappt: Die Auflösung zu jeder Geschichte findet sich immer am Ende der Story.

»Sympathische Ermittlerin und knifflige Fälle. Ein Volltreffer.«

Clever und aufmerksam - das ist Kommissarin Marlene Kemper. Clever und aufmerksam muss auch der Leser sein, der mit ihr auf Mörderjagd geht. Denn in jedem dieser 40 neuen Ratekrimis gibt es versteckte Hinweise und Indizien, aus denen man genau wie Marlene Kemper ermitteln kann, wer der Täter gewesen ist, welches Alibi falsch war oder wie man einen Gauner überführen kann.

Ob man richtig gelegen hat, wenn Marlene Kemper zu ihrem Kollegen meint »Wir haben den Fall gelöst«, erfährt man in der Lösung am Ende der Story.

Krimis zum Mitkombinieren und Mitraten - genau die richtige Mischung für echte Krimifans: klug ausgedacht und mit einem Augenzwinkern erzählt von H.P. Karr.

Table Of Contents

01. Mord im vierten Stock

02. Reporter in Gefahr

03. Der Promille-Coup

04. Das feuchte Alibi

05. Das Erbe der Padbergs

06. Das Computer-Geheimnis

07. Der Geheimgang

08. Mord in den besten Kreisen

09. Nachts sind alle Diebe grau

10. Im Fadenkreuz

11. Wo kein Rauch ist

12. Beute ohne Wert

13. Mord ist eine hohe Kunst

14. Eins zu Null für Marlene Kemper

15. Krügers großer Fall

16. Tod am Telefon

17. Der Automörder

18. Handwerk hat keinen goldenen Boden

19. Finale mit einem Mörder

20. Post aus Valparaiso

21. Keine Chance für den Verräter

22. Das geheimnisvolle Skelett

23. Marlene und das blonde Alibi

24. Mord liegt in der Luft

25. Das John Lennon-Komplott

26. Die Todesdrohung

27. Prost, Frau Kommissarin!

28. Der Verdacht

29. Verabredung im Bootshaus

30. Mord ist eine Kunst für sich

31. Tödliche Hausaufgaben

32. Tod im roten Kleid

33. Marlene auf der Mörderspur

34. Tödlicher Klatsch

35. Schmutzige Geschäfte

36. Mordsache Wolffhardt

37. Jagd auf den Millionen-Mann

38. Die Liebesfalle

39. Auch Tote müssen leben

40. Marlene und die X-Akte

Leseprobe  H. P. Karr präsentiert Geister, Gräber, Gänsehaut

Die Credits

01. Mord im vierten Stock

Marlene Kempers Kollege Nils Krüger ächzt neben der Kommissarin die breite Treppe in dem alten Patrizierhaus hoch. »Eigentlich«, keucht er, als sie auf einem Treppenabsatz Halt machen, »eigentlich sollte man verbieten, dass jemand in der vierten Etage ermordet wird!«

»Treppensteigen ist gut für die Kondition«, grinst Marlene Kemper gut gelaunt, denn schließlich verbringt sie jede Woche zwei Abende im Fitnessstudio. »Wenn Sie im Präsidium nicht immer mit dem Lift fahren würden...«

In der Wohnung von Hansjürgen Bergstedt in der vierten Etage arbeiten bereits die Kollegen von Spurensicherung und Rechtsmedizin. »Ich sehe mich hier um, Sie sprechen mit den Nachbarn«, sagt Marlene Kemper zu Krüger.

Im Schlafzimmer mustert sie den Toten. Hansjürgen Bergstedt, 42, Manager in einem Elektronikbetrieb, liegt auf dem breiten Bett. Aus der schmalen Stichwunde in seiner Brust ist kaum Blut ausgetreten.

»Er ist seit etwa drei Tagen tot«, fasst der Rechtsmediziner zusammen, als Marlene ihn fragend ansieht. »Also seit Mittwoch, dem 29. Januar. Genauer werde ich die Todeszeit wahrscheinlich nicht bestimmen können, auch wenn ich...«

Marlene nickt, ehe der Arzt zu einem seiner berüchtigten Vorträge über die Möglichkeiten der Rechtsmedizin verfallen kann und sieht sich in der elegant und teuer eingerichteten Wohnung um. Im Wohnzimmer liegt eine Programmzeitschrift vor dem Fernsehgerät, aufgeschlagen ist die Seite vom 29. Januar. Die Kästchen für die Gewinnzahlen des Mittwochslottos sind ausgefüllt.

»Prüfen Sie, ob das die richtigen Zahlen sind und ob das Bergstedts Handschrift ist!«, weist Marlene einen der Spurentechniker an. Dann untersucht sie im Flur das Schloss der Wohnungstür. Sie findet keine Einbruchsspuren. Krüger kommt die Treppe hochgekeucht.

»Ein sehr zurückhaltender Mann, sagen die Nachbarn«, berichtet er. »Verwitwet, kaum Besuch - bis auf eine junge Frau, die meist samstags kam und übers Wochenende blieb. Inga Karlsberg ist ihr Name. Die Adresse habe ich auch bekommen.« Krüger schnauft. »Ich glaube, Ihre Idee mit dem regelmäßigen Treppensteigen hat einiges für sich.«

»Hansjürgen wollte mich heiraten!«, beteuert Inga Karlsberg, als Marlene Kemper und Nils Krüger ihr kurz darauf in ihrem Appartement in der Neubau-Siedlung ganz in der Nähe von Bergstedts Wohnung gegenübersitzen. Inga ist Ende 20, für Marlenes Geschmack viel zu schlank und viel zu stark geschminkt. Außerdem raucht sie für der Kommissarin zu viel. »Lassen sie sich von seinem Bruder nichts anderes erzählen«, sagt Inga und zieht an ihrer Menthol-Zigarette.

»Was denn zum Beispiel?«, fragt Marlene und gönnt sich ein Pfefferminzbonbon.

Inga stößt den Rauch aus. »Solange Hansjürgen ledig war, war Klaus Bergstedt sein einziger Verwandter.« Sie kneift ein Auge zu. »Verstehen Sie? Damit war er auch bei Hansjürgens Tod sein einziger Erbe! Das hätte sich bei einer Heirat abrupt geändert.«

Marlene schweigt, dafür fragt Krüger: »Wann haben Sie Ihren zukünftigen... ich meine Hansjürgen Bergstedt eigentlich zum letzten Mal gesehen? Und wo waren Sie am letzten Mittwoch?«

Inga erklärt, sie sei am Wochenende zuletzt bei Bergstedt gewesen. Sie zögert, dann fährt sie fort: »Am Mittwochabend habe ich meine Schwester besucht.«

Marlene zerknackt ihr Pfefferminzbonbon zwischen den Backenzähnen. »Geben Sie uns die Adresse Ihre Schwester«, verlangt sie. »Wir werden das überprüfen.«

Auf dem Weg zu Bergstedts Bruder kommt über Funk eine Meldung der Spurensicherung durch. Die Zahlen des Mittwochslottos in Bergstedts Programmzeitschrift wurden tatsächlich an jenem Abend gezogen. Und es ist Bergstedts Handschrift, in der sie eingetragen worden sind - das haben Schriftvergleiche ergeben. Als Marlene Kemper und Nils Krüger wenig später Bergstedts Bruder Klaus in seiner Villa gegenübersitzen, bekommen sie eine ganz andere Geschichte über die Beziehung zwischen Hansjürgen und der kettenrauchenden Inga zu hören

»Diese Frau hat sich an Hansjürgen herangemacht, als er nach dem Tod seiner ersten Frau vollkommen vereinsamt war«, sagt Klaus trocken. Er ist ein großer, knochiger Mann mit einem schmalen Gesicht und dünnen Lippen. »Inga Karlsberg hatte es nur aus Hansjürgens Geld abgesehen. Als mein Bruder mir sagte, dass er sie heiraten wolle, habe ich versucht, ihm ins Gewissen zu reden. Es hat lange gedauert, bis er mir überhaupt zugehört hat, aber dann hat er sich schließlich doch von ihr getrennt.«

»Wann?«, fragen Marlene Kemper und Nils Krüger beinahe gleichzeitig.

»Letzten Sonntag«, sagt Klaus Bergstedt. »Das hat Hansjürgen mir jedenfalls am Montag am Telefon gesagt.«

»Und wo waren Sie am Mittwochabend?«, fragt Krüger routinemäßig.

»Hier«, erwidert Klaus Bergstedt. »Allein. Ich bin geschieden.«

»Inga Karlsberg hat uns gesagt, dass Sie auf das Erbe Ihres Bruders... spekuliert haben«, meint Marlene vorsichtig. »Das Sie mit ihr hätten teilen müssen, wenn Ihr Bruder sie geheiratet hätte.«

Klaus Bergstedts Lippen werden noch schmaler, als sie ohnehin schon sind. »Er hatte sich von Inga getrennt«, wiederholt er. »Damit war das Thema vom Tisch.«

»Inga hat uns aber nichts von einer Trennung erzählt«, bemerkt Marlene scheinbar nebenbei. »Im Gegenteil - sie sprach von Heirat!«

Der Bruder des Toten explodiert: »Dann lügt sie. Bestimmt hat sie Hansjürgen aus Rache umgebracht, nachdem er sie verlassen hatte.«

»Um Sie dadurch zum Alleinerben zu machen«, meint Marlene skeptisch. »Das widerspricht doch Ihrer Theorie, dass Inga es nur es auf sein Geld abgesehen hatte.«

»Inga ist eine Frau!«, knurrt Klaus. »Und Frauen handeln eben nicht immer logisch.«

Marlene hat es schon zu oft genug mit solchen Prachtstücken männlicher Überlegenheit zu tun gehabt, als dass sie sich noch darüber aufregen könnte.

Draußen steigt die Kommissarin nachdenklich in den Dienstwagen. Nils Krüger rutscht hinters Steuer. »Und jetzt zu Ingas Schwester, nicht wahr?«, fragt er seine Chefin. »Um Ingas Alibi zu überprüfen.«

Marlene nickt in Gedanken. »Bergstedt wurde am Mittwochabend, dem 29. Januar erstochen«, rekapituliert sie. »Die Lottozahlen werden zwischen 18 und 19 Uhr gezogen, und er hat sie noch selbst aufgeschrieben. Das hilft uns möglicherweise, die Tatzeit einzugrenzen.«

Ingas Schwester Claudia wohnt in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Sie ist einige Jahre älter als Inga, hat aber unverkennbare Ähnlichkeit mit ihr. Und sie ist nervös, denn sie raucht, genau wie ihre Schwester, eine Zigarette nach der anderen, als Marlene Kemper und Nils Krüger sich nach Ingas Alibi erkundigen.

»Mittwoch?« Claudia Karlsberg drückt ihre Zigarette aus und holt ein dickes Heft aus dem Wohnzimmer. »Am besten, ich schaue nach, was ich ins Tagebuch geschrieben habe, damit ich mich nicht irre«, sagt sie und blättert. »Hier, lesen Sie selbst«, meint sie dann und schiebt Marlene das Buch hin. Die Eintragungen beginnen mit dem 1. Januar. Marlene blättert vor und liest:

27. Januar. Trister Montag. Inga ruft an. Sie möchte mich am Mittwoch besuchen.

28. Januar. Marmorkuchen gebacken, weil Inga ihn so gern mag.

29. Januar. Inga war hier. Sie wirkte unglücklich. Irgendetwas stimmt nicht mit ihrem Freund, diesem Hansjürgen.

1. Februar. Ein kühler, aber sonniger Sonntag. Ich habe Inga besucht, weil ich denke, dass sie meine Hilfe braucht.

Marlene Kemper zeigt das Buch ihrem Kollegen. Krüger studiert die Eintragungen und legt die Stirn in Falten. »Ich ahne, was Sie denken«, meint er dann und klappt das Tagebuch zu.

»Stimmt etwas nicht!«, fragt Claudia Karlsberg hektisch.

»Sie kommen jetzt bitte mit uns ins Präsidium!«, sagt Marlene, und zu Krüger sagt sie: »Sie verhaften inzwischen Inga wegen des Mordes an Bergstedt.«

Was ist Marlene Kemper aufgefallen?

Lösung:

02. Reporter in Gefahr

Marlene Kemper kennt Benno Marek jetzt schon seit fast vier Jahren. Der kleine Typ mit dem buschigen Schnauzbart arbeitet als Video-Reporter fürs Fernsehen. Es ist mehr als einmal vorgekommen, dass er mit seiner Kamera schon vor der Mordkommission am Schauplatz eines Verbrechens aufgetaucht ist - weil ihn einer seiner Informanten angerufen hat oder Marek wieder einmal illegalerweise den Polizeifunk abgehört hat. Marlene hat bis jetzt immer darüber hinweggesehen, genau wie ihre Kollegen, denn Marek macht stets ruhig und distanziert seine Aufnahmen und stört die Ermittlungen nicht. Gerade deshalb wundert sich die Kommissarin jetzt darüber, dass der Reporter im Moment ziemlich blass an der Wand der Lagerhalle lehnt, in der sich Beamte der Mordkommission um die beiden toten Libanesen kümmern, die hier bei einer Schießerei ums Leben gekommen sind.

»Sie sind wieder einmal einige Minuten vor der ersten Polizeistreife hier gewesen!«, sagt Marlene Kemper tadelnd. »Haben Sie etwa wieder am Polizeifunk gelauscht?«

»Reiner Zufall«, beteuert Marek mit einem schwachen Lächeln. »Ehrlich. Ich war gerade in der Gegend!«

Marlene hat da zwar ihre Zweifel, aber sie lässt die Sache trotzdem auf sich beruhen. Sie bietet Marek ein Pfefferminzbonbon an. Die Hand des Kameramanns zittert ein wenig, als er es sich aus der Schachtel nimmt. Marlene sagt: »Zeugen haben ausgesagt, dass gleich nach der Schießerei eine weibliche Person aus der Halle gestürzt und davongerannt sei. Kurz darauf hat man dann Sie mit Ihrem Kombi vorfahren sehen. Ist Ihnen auf der Zufahrt zur Halle hier eine Frau aufgefallen?«

Marek schüttelt den Kopf. »Nein.« Und sofort erwacht sein Reporterinstinkt: »Halten Sie die Frau für die Mörderin?«

»Sie ist zumindest eine wichtige Zeugin«, meint Marlene Kemper vage, damit Marek sie nicht später zur »gut informierten Quelle« hochstilisiert.

Marek schultert seine Videokamera. »Ich habe meine Bilder im Kasten! Kann ich gehen? Die Redaktion wartet!«

Marlene Kemper sieht dem Reporter nach, wie er in seinen Kombi mit den abgeklebten Seitenscheiben steigt und davonfährt.

Ihr Kollege Nils Krüger kommt aus der Lagerhalle. »Wir haben die Papiere der Toten gefunden. Danach heißen die beiden Ahmed Bahti und Susha Mahrei und kommen aus Beirut. Bloß sehen die Papiere wie Fälschungen aus.«

Gegen Abend haben Marlene Kemper und Nils Krüger schon weitere Ermittlungsergebnisse zusammengetragen. »Die beiden Männer starben durch insgesamt elf Kugeln, die alle aus derselben Waffe abgefeuert wurden!«, sagt Marlene Kemper nachdenklich und blättert im Obduktionsbericht. »Also haben wir es wohl nur mit einem Täter zu tun. Der aber scheinbar sehr erregt war - denn hier steht, dass auf die Opfer auch noch geschossen wurde, als sie bereits tot am Boden lagen.«

Die Fingerabdrücke der Toten sind per Interpol in den Libanon unterwegs, und Krüger sortiert die Informationen, die er von seinen »gut informierten Quellen« in der Unterwelt eingeholt hat. Danach haben die beiden Libanesen in den letzten Tagen überall in der Stadt nach einer Frau namens Leila gefragt. »Allem Anschein nach waren sie wegen einer familiären Sache hinter dieser Frau her!«, fasst er gerade zusammen, als das Telefon klingelt.

Marlene Kemper nimmt ab. »Die Papiere der beiden Libanesen sind in der Tat Fälschungen«, berichtet der Erkennungsdienst. »Inzwischen ist aber auch schon Antwort aus Beirut gekommen; dort hat man die Fingerabdrücke der beiden identifiziert: Kamal und Sagir Moha, zwei Brüder. Auf Nachfrage haben uns die Kollegen im Libanon mitgeteilt, dass die beiden dort zusammen mit ihrem dritten Bruder Mustafa in Drogengeschäfte verwickelt waren. Ihr Bruder Mustafa ist vor drei Monaten von seiner Frau Leila aus Eifersucht erschossen worden. Die Frau ist seitdem verschwunden, und man sagt, dass die beiden Brüder sie nun suchen, um den Mord an Mustafa zu rächen.«

Marlene Kemper notiert sich die Angaben. Nils Krüger hat inzwischen den Fernseher im Büro eingeschaltet. Die Schießerei im Lagerhaus und die beiden Toten sind natürlich der Aufmacher in den regionalen Abendnachrichten. Marlene Kemper sieht die Bilder, die Marek gedreht hat. Dann erklärt der Moderator: »Eine unbeteiligte Zeugin des Vorfalles hat sich bei unserem Reporter Benno Marek gemeldet. Sie möchte anonym bleiben...« Eine unkenntlich gemachte Frauengestalt erscheint auf dem Bildschirm. »Es war schrecklich«, erklärt die Zeugin. »Ich geriet zufällig in die Schießerei. Ein Mann, ganz offensichtlich ein Deutscher, hat wie von Sinnen auf die Libanesen eingeschossen. Selbst als die Brüder schon am Boden lagen hat er noch weitergefeuert.«

Marlene Kemper greift zum Telefon und ruft Benno Marek an. »Marek, ist diese Frau - diese Zeugin - bei Ihnen?«

»Ja«, sagt Marek zögernd. »Ich habe sie in einer Absteige aufgestöbert, nachdem Sie mir von ihr erzählt hatten. Sie sagt, sie sei ganz zufällig am Lagerhaus vorbeigekommen und habe dabei gesehen, wie...«

»Marek«, unterbricht Marlene Kemper ihn. »Diese Frau ist keine unbeteiligte Zeugin, sie ist die Mörderin der beiden Libanesen. Halten Sie sie hin, bis wir bei Ihnen sind, um sie zu verhaften.«

Nils Krüger hat schon seine Dienstwaffe eingesteckt und wartet an der Tür. »Ich verstehe zwar nicht, wie Sie darauf kommen, dass diese Zeugin die Mörderin sein soll, sagt er. »Aber ich vertraue Ihnen mal, Frau Kollegin.«

Was ist Marlene Kemper aufgefallen?

Lösung:

Die angebliche Zeugin sprach im Fernsehinterview von den »beiden Brüdern«, die im Lagerhaus erschossen worden waren - obwohl die beiden Opfer mit falschen Pässen gereist waren und erst kurz zuvor ermittelt worden war, dass es sich bei ihnen um Brüder handelte. Das konnte nur bedeuten, dass die »Zeugin« die beiden Toten kannte - und das traf nur auf die flüchtige Leila zu.

03. Der Promille-Coup

Marlene Kemper betritt die »Blackbox-Bar«. Hinter dem Tresen poliert Frank Hefner die Gläser. »Ein Mineralwasser«, verlangt die Kommissarin.

Frank gießt ihr ein Glas ein. »Sie können auch gern etwas Stärkeres haben!«

»Nicht im Dienst!«

Hefner hebt eine Augenbraue. »Lassen Sie mich raten, warum Sie kommen, Frau Kommissarin«, sagt er. »Sie wollen das Alibi von Theo und Rudi überprüfen, richtig?«

»Richtig«, meint Marlene. »Dann hat es sich also schon herumgesprochen, dass wir beiden wegen des Einbruchs bei dem Juwelier verhaftet haben.«

Frank nickt bedächtig. Seit sie ihn kennt, fragt Marlene sich, ob der Besitzer der Blackbox-Bar wirklich etwas langsam im Kopf ist, oder ob er nur diesen Eindruck zu erwecken versucht. Sicher ist sie sich dagegen, dass Theo Lennert und Rudi Kohl in Untersuchungshaft sitzen, weil sie im Verdacht stehen, letzte Nacht in das Juweliergeschäft Kronstadt eingebrochen zu sein und Schmuck im Wert von fast einer halben Million Euro gestohlen zu haben. »Theo und Rudi behaupten, sie seien gestern von 19 bis gegen 22 Uhr hier bei dir in der Bar gewesen«, sagt Marlene und nippt an ihrem Wasser. »Stimmt das?«

Frank scheint erst einmal eingehend nachdenken zu müssen. »Klar«, sagt er dann.

»Gibt es jemanden, der das bestätigen kann?«

»Nein, ich glaube nicht«, erwidert Frank überraschend schnell. »Sie saßen im Hinterzimmer, weil sie etwas zu bereden hatten. Ich habe ihnen nur hin und wieder die Getränke reingebracht. Theo trank Mineralwasser und Rudi hat sich ein paar doppelte Scotch genehmigt.« Frank legt die Stirn in Falten. »Der Einbruch wurde doch zwischen 21 und 22 Uhr begangen, nicht wahr? Habe ich jedenfalls gehört.«

»Genau!« Marlene nickt. »Du bist sehr gut informiert, Frank. Die Täter verließen das Juweliergeschäft gegen 22 Uhr. Wenn Rudi und Theo also zu diesem Zeitpunkt noch hier bei dir saßen, kommen sie für den Einbruch nicht in Frage.«

»Die beiden sind um 22 Uhr hier fortgegangen!«, bestätigt Frank.

»Und um Punkt 22.15 Uhr gerieten Theo und Rudi dann an der Bismarckstraße in eine Verkehrskontrolle«, sagt Marlene Kemper. »Die Kollegen von der Polizeistreife hatten dabei den Eindruck, als wollten die beiden geradezu erwischt werden. Ich habe mir das Protokoll angeschaut: Lennert saß am Steuer und fuhr Schlangenlinien. Deshalb haben sie einen Alkoholtest bei ihm gemacht - und bei Rudi auch, weil er lauthals randalierte. Das Testergebnis: 1,2 Promille bei Theo und 0,0 Promille bei Rudi. Zumindest wird Theo also eine Zeit lang auf seinen Führerschein verzichten müssen.«

»Da wird er ganz schön wütend sein!«, sagt Frank.

Marlene Kemper lächelt den Barbesitzer an. »Mich macht misstrauisch, dass die Bismarckstraße sowohl vom Juwelier als auch von deiner Bar aus genau 15 Minuten entfernt liegt«, sagt sie. »Einmal angenommen, dass Rudi und Theo nicht bei dir gewesen sind - dann hätten sie genauso gut vom Juwelier kommen können, als sie in die Kontrolle fuhren. Natürlich nachdem sie ihre Beute vorher versteckt hatten.«

Frank runzelt die Stirn. »Aber warum hätten sie das denn tun sollen?«

»Weil sie vorher ihr Alibi mit dir abgesprochen haben, Frank. Du solltest bestätigen, dass sie um 22 Uhr hier waren, nicht wahr?«

Frank legt die Stirn in Falten. »Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen, Frau Kommissarin.«

Marlene fährt fort: »Kurz gesagt - ich glaube nicht, dass die beiden hier waren. Sie haben den Juwelier ausgeraubt, und dann hat sich Theo schnell ein paar große Scotch genehmigt, damit er dann in der Kontrolle behaupten konnte, direkt hier aus der Blackbox-Bar zu kommen.«

»Unsinn!« Frank zieht einen Rechnungsblock hervor. »Sie haben anschreiben lassen. Hier steht es: vier doppelte Scotch ein drei Mineralwasser für Theo und Rudi.«

Marlene seufzt. Der Wirt war also doch ein wenig langsam im Kopf. »Das hilft dir jetzt auch nichts mehr, Frank«, sagt sie. »Du hast vorhin schon etwas bei dem falschen Alibi für die beiden durcheinander gebracht und dich verplappert.«

Was ist Marlene aufgefallen?

Lösung:

Der Wirt sagte zunächst, Theo Lennert habe Mineralwasser getrunken und Rudi Kohl Scotch. Doch beim Alkoholtest hatte Theo Lennert 1,2 Promille im Blut - die konnte er kaum von dem Mineralwasser bekommen haben. Und Rudi hatte 0,0 Promille - ein sensationelles Ergebnis für vier Scotch.

04. Das feuchte Alibi

In dem Schlafzimmer ist alles verwüstet, die Schränke stehen offen, Kosmetika sind auf dem Boden verstreut. Julia Kettlers Leiche liegt auf dem Bett.

»Schrecklich!«, stammelt Ernst Kettler, als der Rechtsmediziner ein Tuch über die Leiche seiner Frau deckt. Julia Kettler ist vor knapp einer Stunde erwürgt worden. Kommissarin Marlene Kemper mustert den Witwer. Ernst Kettler trägt nur einen Bademantel, die Haare hängen ihm nass in die Stirn, und um seine nackten Füße hat sich ein feuchter Fleck auf dem Teppich gebildet. Kettler ist ein schwerer Mann, Marlene Kemper schätzt ihn auf mehr als neunzig Kilo. Für seine vierundfünfzig Jahre, findet Marlene, sieht er noch sehr gut aus und gilt nicht umsonst in der Stadt als Frauenheld.

»Ich habe oben in meinem Arbeitszimmer noch ein paar Geschäftsunterlagen durchgesehen, die für einen Termin morgen brauche«, erklärt der Steuerberater. »Dann wollte ich noch ein Bad nehmen und mich hinlegen.« Er räuspert sich. »Julia und ich haben getrennte Schlafzimmer. Meins liegt oben, ihres im Erdgeschoss! Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles.«

Marlene folgt ihm in die erste Etage. Kettler zeigt der Kommissarin das Bad neben seinem Schlafraum. Badetücher hängen über den beheizten Stangen, in der Wanne steht das Wasser bis genau an den Rand. Es duftet nach Lavendel, zwischen den Flocken des Badeschaums schwimmt eine gelbe Plastikente auf dem Badewasser.

»Ich lag gerade in der Badewanne, als ich von unten Geräusche hörte«, erzählt Kettler. »Dann schrie Julia auf. Ich sprang sofort aus der Wanne und lief hinunter... ja, und da fand ich Julia in ihrem Schlafzimmer. Reglos. Ich hörte noch, wie jemand durch die offene Terrassentür davonstürzte. Ich kümmerte mich um Julia, aber es war zu spät.«

Marlene Kemper betrachtet noch einmal die randvolle Badewanne und Kettlers Kleider, die in einem Haufen auf dem Boden liegen. Kettlers Notruf ist vorhin im Polizeipräsidium eingegangen. Aufgeregt hat er gemeldet, dass seine Frau getötet worden ist.

»Schnappen Sie diesen Einbrecher!«, verlangt Kettler. »Er hat meine Frau auf dem Gewissen!«