Noel auf der langen Suche nach Weihnachten - Marion Russig - E-Book

Noel auf der langen Suche nach Weihnachten E-Book

Marion Russig

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Beschreibung

Schon lange ist Noel auf der Suche nach Weihnachten und kann es nirgends finden. Es beginnt eine emotionale Spurensuche durch den Advent und läd sowohl kleine, als auch große Lesefreunde ein, in den Zauber der Weihnacht einzutauchen. Auf eine humorvolle und zugleich menschliche Art vermittelt Noel den Leserinnen und Lesern genauer hinzusehen und den Blick auf elementare Werte zu richten. Nur so kann ein harmonisches und friedvolles Miteinander gelingen und Weihnachten seinen ganzen Zauber entfalten.

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Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2023

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VORWORT

LIEBE WEIHNACHTSFREUNDE,

nun beginnt die schönste Zeit des Jahres, und der Zauber der Weihnacht liegt schon in der Luft.

Was aber hat es bloß mit diesem „Weihnachtsdingsda“ auf sich und was bedeutet es überhaupt?

Schon seit einiger Zeit bin ich auf der Suche nach Weihnachten und habe es leider noch nicht gefunden.

Daher freue ich mich ganz besonders, Euch an meiner Seite zu haben und gemeinsam mit Euch die wohl gefühlvollste Suche nach dem Aufenthalt von Weihnachten zu starten, die es je gab.

NEUER NOEL

im November 2023

DER ADVENT

VORWORT

1. DEZEMBER

2. DEZEMBER

3. DEZEMBER

4. DEZEMBER

5. DEZEMBER

6. DEZEMBER

7. DEZEMBER

8. DEZEMBER

9. DEZEMBER

10. DEZEMBER

11. DEZEMBER

12. DEZEMBER

13. DEZEMBER

14. DEZEMBER

15. DEZEMBER

16. DEZEMBER

17. DEZEMBER

18. DEZEMBER

19. DEZEMBER

20. DEZEMBER

21. DEZEMBER

22. DEZEMBER

23. DEZEMBER

24. DEZEMBER

1. DEZEMBER

Es war 6:30 Uhr, als Noel durch ein lautes Piep-piep-piep-piep seines Weckers aus seinen nächtlichen Träumen gerissen wurde. Blinzelnd und noch leicht verschlafen, ertastete er im halb-dunklen Zimmer mit seinem linken Zeigefinger den Ausschaltknopf seines Weckers. Er räkelte sich, streckte beide Arme von sich, stieß ein lautes Gähnen in die Luft und zog sich schließlich seine Bettdecke wieder hoch bis zu seinen Haarspitzen und gönnte sich noch einen Augenblick der wohligen Wärme und Ruhe in seinem Bett. Es war einfach zu kuschelig, um aufzustehen.

Geruhsam ließ er seinen Blick von einer Ecke seines Zimmers zur nächsten wandern, bis ihm ein geheimnisvoller Gedanke in den Sinn kam.

Heute war Montag, der 1. Dezember, und damit verbunden der Start in die wohl schönste Zeit des Jahres, wie Frau Kugel immer sagte. Frau Kugel war die Klassenlehrerin der Klasse 2b, die Noel besuchte. Eigentlich hieß sie Frau Krüger, aber alle nannten sie heimlich Frau Kugel, da sie ihre Haare am Hinterkopf immer zu einer kleinen Kugel formte und mit Haarklammern festzurrte. Manchmal band sie sich ein rotes Band um ihre Frisur und erweckte in der Weihnachtszeit den Eindruck, eine kleine Christbaumkugel bei sich zu tragen.

Blitzschnell stieß Noel die Bettdecke weg und sprang mit einem großen Satz aus dem Bett. Er zog das Rollo an seinem Fenster ein Stück hoch und blinzelte Durch den Spalt in den noch recht dunklen Morgenhimmel.

Ob sich die schönste Jahreszeit irgendwie bemerkbar machte, fragte sich Noel und ließ seinen Blick noch einmal durch die morgendliche Atmosphäre gleiten. Außer den hell erleuchteten Straßenlaternen und einzelnen lichtdurchfluteten Zimmern der Nachbarn von gegenüber konnte Noel keine nennenswerte Veränderung erkennen.

Es war ja auch noch sehr früh an diesem Morgen, und Noel beschloss, genügsam in den Tag zu starten.

„Die schönste Zeit des Jahres wird sich schon noch irgendwie bemerkbar machen“, dachte er sich. Wenige Minuten später saß er angezogen und frisiert beim Frühstück und genoss eine große Tasse warmen Kakao mit extra viel Milchschaum. Seine Mutter machte ihn besonders gut, und Noel liebte den Duft von warmem Kakao, wenn er morgens zur Küche hereintrat. Er trank immer aus der bauchigen Tasse mit der Aufschrift »Du bist toll«, denn es war ein Geschenk zu seinem achten Geburtstag von Oma Ilse.

Ilse Jacobsen wohnte direkt in der Wohnung unter ihnen im gleichen Haus und war für Noel wie eine richtige Oma. Er hatte sie ganz besonders gern und ging jeden Tag nach der Schule für eine knappe Stunde zu ihr, bis seine Mutter von ihrer Arbeit zurückkehrte.

Am Frühstückstisch verweilte seine Mutter noch einen Augenblick neben ihm und nippte vorsichtig an einer Tasse heißem grünen Tee.

„Heute ist der 1. Dezember, und Du darfst das erste Päckchen aus Deinem Adventskalender öffnen“, sagte seine Mutter strahlend.

Noel freute sich besonders auf die 24 kleinen Päckchen, die seine Mutter liebevoll für ihn zusammengestellt hatte. Es war für jeden Tag eine kleine Überraschung vorgesehen. Aus dem ersten kleinen Päckchen fischte Noel zwei dicke Marzipankartoffeln heraus, die er sofort genüsslich verspeiste.

„Ein bisschen Süßes am Morgen vertreibt schlechte Laune und Sorgen“, sagte Noel und zeigte seiner Mutter ein fröhlich verschmitztes Grinsen.

Bevor er nun hungrig einen riesigen Monsterbiss in sein Käsebrot wagte, verabschiedete sich sein Vater mit einem liebevollen Kuss auf die rechte Wange von ihm und machte sich auf den Weg zur Arbeit.

Ein kritischer Blick auf die Küchenuhr verriet schließlich, dass es auch für ihn Zeit wurde, sich auf den Weg zur Schule zu machen. Noel sprang auf, putzte sich noch schnell seinen kleinen Milchbart aus dem Gesicht und zog sich gerade seine weißen Turnschuhe an, als es an der Tür klingelte. Vor der Tür stand Tim mit seiner Wollmütze, Handschuhen und einer dicken Jacke gekleidet, um Noel abzuholen.

Tim war Noels bester Freund und ein absolut genialer Wegbegleiter. Den Schulweg versüßte er meistens mit einem lustigen Witz und hatte immer kleine Leckereien als Wegzehrung in seiner Jackentasche versteckt.

Noel öffnete kurzerhand das Küchenfenster, rief Tim zu: „Ich komme sofort“, und streckte seine Nasenspitze in die morgendliche Dezemberluft.

„Es ist ganz schön kalt geworden“, bemerkte er, murmelte etwas von erster Veränderung im Dezember, wickelte sich seinen dicken Schal um den Hals, zog seine grüne Jacke an und steckte für alle Fälle die warmen Ohrenschützer in seinen Schulrucksack. Die Ohrenschützer hatte er immer dabei, denn er sah damit ziemlich cool aus, wie Tim fand, und außerdem schützten sie ihn vor Gesprächen mit der Zicken-Sarah und der albernen Suse aus der Parallelklasse. Sie waren also nicht nur gut gegen die Kälte, sondern auch ein praktisches Mittel zum Zweck.

Noel gab seiner Mutter noch schnell einen dicken Kuss und verabschiedete sich mit den Worten:

„Bis heute Nachmittag…“

Seine Mutter winkte den beiden aus dem Fenster hinterher und sah ihnen nach, bis die Umrisse ihrer Körper in die nächste Straßenecke einbogen.

Die Schule versprühte am heutigen Tag etwas Gemütlichkeit und sorgte durch eine heimelige Wärme in den Räumen für ein adventliches Wohlfühlklima. Noel und Tim zogen ihre dicken Jacken aus, hängten sie zusammen mit Schal und Mütze an den Garderobenhaken und kamen fast zeitgleich mit Frau Kugel in den Klassenraum.

2. DEZEMBER

Der heutige Tag versprach nicht sonderlich aufregend zu werden, denn los ging es mit Mathemuffel Meisel direkt in der ersten Stunde um 8:00 Uhr.

Herr Meisel gab Matheunterricht in der 2b und verstand es wie kaum ein anderer, seine Mimik gekonnt hinter einer ernsten Fassade zu verstecken. Er war äußerst muffelig und so gut wie nie zu Scherzen aufgelegt. Jeden Morgen donnerte er seine mitgebrachten Unterlagen auf das Lehrerpult, suchte sich willkürlich einen Unfreiwilligen aus der Klasse aus und versuchte derjenigen oder demjenigen mit kniffligen Zahlentricks, die ein oder andere spannende Rechenaufgabe zu entlocken.

Er arbeitete ansonsten strikt nach Buch und liebte es, mit Zahlen zu jonglieren. Lediglich für den Fußball zeigte er sich immer begeisterungsfähig. Und so kam es nicht selten vor, dass Max und Hannes, zwei Jungs aus der Klasse, ihn zu Beginn der Stunde nach den neuesten Fußballergebnissen fragten und ihn gekonnt in ein ausgeklügeltes sportbegeistertes Gespräch verwickelten.

Der Muffel Meisel liebte es, mit Leidenschaft in den Fußball einzutauchen, ließ sich gerne auf kleine Anekdoten ein, und ein jeder aus der Klasse verabschiedete sich für einen Augenblick vom langweiligen Matheunterricht. Ein leises, erleichtertes Kichern raunte durch die Klasse. Wenn er zur Abwechslung mal gut drauf war und von neusten Siegen berichten konnte, war ihm sogar ein kleines Lächeln zu entlocken.

An jenem Morgen hielt er seine Fußballansprache relativ kurz, suchte sich kurzerhand »Kristina!«, aus und schmetterte ihr auch schon die erste kurze Rechenaufgabe aus roten und blauen Kugeln entgegen.

Kristina war blitzschnell im Kopfrechnen und eine absolute Mathe-Queen. Im Rechnen konnte ihr so leicht niemand etwas vormachen. Während einige noch angestrengt nachdachten, schob sie die blauen und roten Kugeln im Kopf von links nach rechts und hatte auch schon das Ergebnis parat.

Während Kristina schon drei Aufgaben erfolgreich gemeistert hatte und bereits die vierte Aufgabe auf sie wartete, ertönte plötzlich im ganzen Gebäude ein Sirenenalarm. Es war ein ohrenbetäubendes Geräusch und kaum auszuhalten.

„Es ist nur ein Probealarm und kein Grund zur Sorge“, sagte Herr Meisel und bat alle Kinder, in einer Zweierreihe langsam aus dem Klassenraum auf den Schulhof zu gehen.

Ehe Noel es sich versah, hatten sich fast alle Kinder aufgestellt. Nur Kristina saß wie versteinert, mit angezogenen Beinen und zugehalten Ohren in einer Ecke des Klassenraumes und summte leise eine vertrauensvolle Melodie vor sich hin.

Noel spürte die Angst in ihrem Blick genau, ging ruhig auf sie zu, setzte sich behutsam neben Kristina und sah die vielen Tränen, die ihr über ihr sorgenvolles Gesicht kullerten.

Noel begriff schnell, in welcher Situation sie sich befand, denn sie war aus dem Krieg in der Ukraine geflüchtet und noch gar nicht so lange in Deutschland. Vor wenigen Tagen erst hatte sie in der Klasse von ihrer Angst, zahlreichen Zerstörungen und unsagbar lauten Geräuschen erzählt, die ihren Körper fast ohnmächtig werden ließen.

Noel suchte ihren Blick und sprach mit ruhiger Stimme zu ihr:

„Hab keine Angst. Hier passiert nichts Schlimmes. Das Geräusch, das Dir gerade diese Angst bereitet, stammt von einem Probealarm. Hin und wieder üben alle Kinder der Schule ein sicheres Verhalten, um im Fall eines Feuerausbruchs vorbereitet zu sein. Hier bist Du in Sicherheit und nicht alleine. Ich gehe mit Dir zusammen nach draußen und leihe Dir meine wärmenden Ohrenschützer“, sagte Noel vertrauensvoll. „Sie bieten Dir etwas Schutz vor dem Lärm.“ Er legte behutsam den Arm um ihre Schulter, fischte im Vorbeigehen blitzschnell die Ohrenschützer aus seinem Rucksack und setzte sie Kristina behutsam auf.

„Hab keine Angst“, wiederholte Noel und verließ schließlich mit ihr und dem Rest der Klasse den Raum.

Auf dem Schulhof angekommen sprach Herr Meisel noch ein paar Worte, und kurz darauf war die Stimme des Direktors in einer kurzen Durchsage aus dem Gebäude zu hören. Der Sirenenalarm verstummte, und alle konnten zurück in ihre Klassen gehen.

Dieser aufregende Vormittag beschäftigte Noel noch eine ganze Weile, weshalb er auch Oma Ilse direkt nach dem Schulschluss von seinen Erlebnissen berichtete. Sie nahm ihn in den Arm, drückte ihn fest an sich und sagte, dass er ein ganz toller Junge sei und sie unsagbar mit Stolz erfüllte.

3. DEZEMBER

Nach einem sehr aufwühlenden gestrigen Tag saß Noel an diesem Morgen beim Frühstück und war noch immer recht müde durch die vielen Eindrücke, die er gestern in der Schule vernommen hatte und nun erst einmal verarbeiten musste.

Noch immer spielten sich aufregende Szenen vor seinen Augen ab, und die Angst von Kristina hinterließ eine gewaltige Spur des Nachdenkens in seinem Kopf. Wie gut und erleichternd, dass alles ein gutes Ende nahm und sich lediglich als Übung herausstellte.

Zwischen Brötchen und Kakao sprach er viel mit seiner Mutter über die Geschehnisse und freute sich ganz besonders darüber, dass er Kristina mit seinen Ohrenschützern ein wenig helfen konnte. Es war kaum mit Worten zu beschreiben, was sie in den letzten Wochen und Monaten alles durchgemacht haben musste.

Noels Mutter lobte ihn sehr für seine Menschlichkeit und zeigte sich stolz über seine tolle Hilfsbereitschaft.

„Ich bin wahnsinnig stolz auf Dich“, bekräftigte sie ihr Gefühl mit Worten.

Eine Sache war da allerdings, die Noel einfach nicht los wurde und die in ihm schon seit Wochen immer mal wieder Fragen aufkommen ließ.

Warum bloß war der Meisel immer so muffelig? Warum sprach er so wenig und wirkte immer desinteressiert?

Doch ehe Noel mit seiner Mutter darüber sprechen konnte, klingelte es an der Tür und Tim stand dort, um ihn wie gewohnt abzuholen.

Noel verabschiedete sich mit einer herzlichen Umarmung bei seiner Mutter und beschloss, dieses Thema später mit seiner Mutter in Ruhe zu besprechen.

Auf dem Weg zu Schule witzelte Tim mal wieder herum, kaute auf einem dicken Kaugummi und formte willensstark die größte Blase vor seinem Mund, die man sich auch nur vorstellen konnte.

Sobald die Blase zerplatzt war, kratzte er mit seinen Fingern die Kaugummireste von seiner Oberlippe, steckte sie wieder in den Mund und bemühte sich in Windeseile, die nächste Blase vorzubereiten.

Während er vergnügt so vor sich hinkaute, nutzte Noel die Gelegenheit und versuchte mit Tim über den Meisel zu sprechen. Die griesgrämige Art war natürlich auch bei Tim längst angekommen, aber eine Erklärung für sein Verhalten hatte Tim auch nicht.

„Er ist, wie er ist“, sagte Tim nüchtern und ergänzte: „Wir können ihn nicht ändern.“

Noel nahm die Worte an, doch merkte schnell, dass er sich damit nicht zufrieden geben konnte. Es musste doch irgendeinen Grund für sein Verhalten geben, spukte es weiter in Noels Kopf herum.

„Vielleicht hast Du recht“, erwiderte Noel.

„Mal sehen, wie er sich heute gibt.“

Kurz darauf waren die beiden Freunde an der Schule angekommen und wurden auch schon gleich von ihren Freunden mitgerissen.

Beim Betreten des Schulgebäudes erblickte Noel Herrn Meisel und sah, dass er mit gesenktem Kopf durch die Flure in Richtung Lehrerzimmer schlich. Weder Lehrerinnen noch Lehrer, noch andere Kinder schienen ihn großartig wahrzunehmen und zu grüßen, und so konnte der Meisel fast unbemerkt im Lehrerzimmer verschwinden.

Diese Eindrücke machten Noel sehr nachdenklich, und er beschloss mit aller Kraft diese Situation ändern zu wollen.

„Man muss doch etwas machen können“, säuselte Noel vor sich hin. „Die schönste Zeit des Jahres und so muffelig? Das darf doch nicht sein“, geisterte es ihm im Kopf herum.

Der Vormittag verging sehr schnell und in der vierten Stunde rundete der Kunstunterricht den Schultag ab. Alle Kinder durften heute malen und basteln, und Noel hatte eine bezaubernde Idee.

Mit Hilfe einiger Mädchen und Jungen aus der Klasse malte er ein farbenfrohes Winterbild und klebte noch einige Goldsterne darauf, bevor sich die ganze Klasse zufrieden mit ihrem Werk zeigte.