Nolans Hund - Maik Uhlig - E-Book

Nolans Hund E-Book

Maik Uhlig

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Beschreibung

Nolan, ein überarbeiteter und seine Frau vernachlässigender Manager, steht plötzlich vor einem Scherbenhaufen. Seine Frau hat ihn verlassen. Es gab noch nicht einmal einen Abschiedsbrief. Zusammen mit seinem Hund unternimmt er eine Nacht im Wald, die sein Leben verändern wird.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Maik Uhlig

Nolans Hund

Ein Mann, ein Hund, und die Suche nach sich selbst

1. Auflage 2025

Inhalt

Der Wendepunkt

Der Aufbruch

Die Eule und der Weitblick

Der Fuchs und die Neugier

Der Hase und die Stille

Die Ente und die Balance

Das Eichhörnchen und die Hartnäckigkeit

Der Schwan und die Eleganz

Der Kranich und die Hoffnung

Die Mona Lisa

Der Wendepunkt

Nolan fuhr mit seinem neuen Auto, einem glänzenden schwarzen SUV, die Einfahrt hinauf. Das automatische Garagentor öffnete sich langsam, ein surrendes Geräusch, das in der Stille der Nacht nachhallte. Die Doppelgarage war großzügig und modern, Platz für zwei Fahrzeuge, aber der andere Stellplatz war leer. Er erinnerte sich daran, dass sie einmal darüber gesprochen hatten, auf beiden Seiten ein Fahrzeug abzustellen – ein Symbol für ihr gemeinsames Leben, das sie aufbauen wollten. Doch jetzt stand nur noch sein Wagen dort, und die Leere der zweiten Stellfläche erinnerte ihn schmerzhaft daran, was verloren war.

Nolan schaltete den Motor aus, die Klimaanlage verstummte, und für einen Moment blieb er einfach sitzen. Der Beifahrersitz neben ihm war auch leer, so wie vieles in seinem Leben. Er griff nach seiner Aktentasche, öffnete die Fahrertür und trat hinaus, während der Motor noch leicht knisterte. Die Tür zum Haus, direkt mit der Garage verbunden, war nur ein paar Schritte entfernt. Nolan blieb kurz stehen, blickte gedankenverloren zurück. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

Mit einem leisen Seufzen trat er ins Haus. Das Licht im Flur schaltete sich automatisch ein. Nolan warf seine Schlüssel auf die Kommode und im Wohnzimmer angekommen, legte er den Aktenkoffer achtlos auf die Couch, ohne wirklich hinzusehen. Das Wohnzimmer war eine architektonische Meisterleistung – große Glasfronten, die einen freien Blick auf den gepflegten Garten boten, klare Linien, teure Möbel. Alles war hell, aus kühlem Metall, Glas und weißem Leder. Eine moderne TV- und HiFi-Anlage nahm einen prominenten Platz an der Wand ein – ein riesiger Flachbildschirm, perfekt eingebettet in ein glänzend weißes Regal, flankiert von schwebenden Lautsprechern, die so positioniert waren, dass sie den gesamten Raum mit einem kristallklaren Klang beschallen konnten. Es war ein Statussymbol, perfekt integriert, technisch beeindruckend, doch es füllte nur noch den Raum. Wenn etwas fehlen würde, hätte Nolan es noch nicht einmal bemerkt.

Seine Frau hatte immer von einem Klavier oder Flügel geträumt, etwas, das ihrer Meinung nach echte Wärme und Persönlichkeit in das Haus bringen würde. Dieser alte Holzkasten, wie Nolan ihn oft genannt hatte, schien für ihn nie wirklich hineinzupassen. Am Ende hatten sie sich für ein E-Piano entschieden, ein schlankes Modell, das perfekt zum minimalistischen Design passte und einen sagenhaft klaren Klang hatte. Doch mit der Zeit wurde es immer weniger bespielt, weil, wie seine Frau sagte, diesem Instrument die Seele fehlte. Sie hatte es oft versucht zu erklären, aber Nolan hatte es nie ganz verstanden. Jetzt stand das E-Piano an der Wand, ein Möbelstück ohne Bedeutung, auf dem sich Zeitungen stapelten. Es war ein stummer Zeuge ihrer unerfüllten Wünsche, ein Zeichen dafür, dass Funktionalität in diesem Haus oft vor Emotion ging.

Die Kälte des Raumes kroch ihm unter die Haut. Er war makellos, durchgestylt, und doch fehlte jegliche Wärme.

Er ging zur Hausbar, eine glänzende Fläche aus dunklem Holz und Chrom. Ohne groß zu überlegen, griff er nach einer Flasche Whiskey, schenkte sich ein Glas ein und mischte einen schnellen Drink. Es war egal, welcher – seitdem sie fort war, schmeckte alles gleich. Mit dem Glas in der Hand ging er langsam die Treppe hinauf. Die Treppe führte durch das große, offene Treppenhaus, dessen Wände voller Bilder hingen. Bilder ihrer Vergangenheit. Jede Stufe, die er erklomm, war wie ein weiterer Schritt durch die Erinnerungen seines Lebens – das erste gemeinsame Bild mit seiner Frau, Urlaub in Italien, lachende Gesichter, der Hund als Welpe, Momente, die einst glücklich und lebendig gewesen waren. Jetzt wirkten sie wie Schatten einer anderen Zeit, Erinnerungen, die schwer auf ihm lasteten.

Schritt für Schritt eine weitere Erinnerung. Schritt für Schritt ein weiterer Schmerz. Schritt für Schritt Traurigkeit.

Als er schließlich im ersten Stock ankam, ging er ins Badezimmer. Er stellte sein Glas ab und blieb einen Moment vor dem großen Spiegel stehen. Nolan musterte sein eigenes Spiegelbild. Ein Mann, groß gewachsen, mit blonden Haaren, die ihm locker in die Stirn fielen. Er sah müde aus, trotz der guten Gene, die ihm ein markantes Gesicht und ausgeprägte Wangenknochen verliehen hatten. Die Brille, die er seit kurzem trug, verlieh ihm ein jugendliches Aussehen. Doch hinter den Gläsern lauerte die Erschöpfung, die er nicht mehr verbergen konnte. Seine blauen Augen wirkten leer, als wäre die Lebendigkeit, die sie einst hatten, irgendwo auf der Strecke geblieben. Ein erfolgreicher Geschäftsmann, der alles hatte und doch nichts.

Nolan betrachtete sich noch einen Moment im Spiegel, bevor er sich von dem Anblick losriss. Es war, als würde er jemand völlig Fremden anschauen. Jemanden, den er nicht mehr erkannte. Schließlich sackte er, nachdem er sein Whiskey-Glas wieder fest umklammerte, langsam in sich zusammen, rutschte an der kühlen Wand des Badezimmers herab, bis er auf dem Boden saß.

"Ich habe alles erreicht, was ich mir je erträumt habe", seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, und er schaute zu seinem Hund hinüber, der geduldig vor ihm saß. Nolan bemerkte erst jetzt, dass der Hund auch mit im Badezimmer war. Er hatte ihn nicht einmal wahrgenommen, seit er nach Hause gekommen war. Es erschreckte Nolan, dass er ihn übersehen hatte. Dieser Hund war ein Teil seines Lebens, der ihn immer begleitet hatte, und doch hatte er ihn nicht gesehen, so wie vieles andere in seinem Leben.

Er betrachtete den Hund genauer. Ein brauner goldgestromter kräftiger Rüde mit langem Schwanz und langen Ohren – nicht kupiert, weil seine Frau das nicht wollte. Ihm war es damals egal gewesen, aber sie hatte darauf bestanden, und als der Hund als Welpe ins Haus kam, wusste Nolan, dass es die beste Entscheidung war. Der Hund war, nach seiner Frau, das Beste, was ihm je passiert war. Sie hatten keine Kinder. Seine Frau hatte welche gewollt, aber Nolan hatte immer gesagt, dass sie sich damit Zeit lassen sollten, weil – ja, weil.

"Ja, weil. Weil, weil, weil." Es gab für alles einen Grund, und jetzt waren diese Gründe der Grund für den Whiskey in seiner Hand und dass er elendig und sinnlos in seinem Badezimmer auf dem Boden saß.

Der Hund legte den Kopf schief, sah ihm direkt in die Augen, und für einen Moment schien es, als würde er Nolans Situation verstehen. Seine dunklen Augen voller Ruhe und Verständnis. Es war, als hätte der Hund all die Jahre gewusst, dass dieser Moment kommen würde, als wäre er genau dafür da.

Nolan fuhr mit gebrochener Stimme fort: "Ich hab‘ mich immer gefragt, ob das hier alles ist. Ob ich vielleicht irgendwo falsch abgebogen bin. Ich dachte, wenn ich hart genug arbeite, dann... dann wäre ich glücklich. Aber stattdessen bin ich hier, mitten in diesem verdammten Designerbadezimmer, und ich fühle mich so leer wie nie zuvor."

Seine Gedanken wanderten zurück zu den Jahren mit dem Hund. Als sie ihn gekauft hatten, waren sie noch glücklich. Die ersten gemeinsamen Monate waren voller Freude. Er erinnerte sich daran, wie sie beide mit dem Hund im Park spazieren gegangen waren, wie sie lachend den Ball geworfen hatten und der Hund aufgeregt hinterhergerannt war. Diese Tage waren unbeschwert gewesen. Die Wochenenden hatten sie oft im Grünen verbracht, mit Picknicks und langen Spaziergängen, während der Hund freudig um sie herumtollte. Sie hatten abends auf der Couch gesessen, eng aneinander gekuschelt, und der Hund hatte sich zu ihren Füßen zusammengerollt oder sich heimlich auf die Couch gesetzt. Millimeter für Millimeter und auf einmal saß er dann zwischen ihnen. Sie hatten gemeinsam gekocht, und der Hund hatte erwartungsvoll in der Küche gesessen, immer in der Hoffnung, dass ein Stückchen Essen für ihn abfiel, was öfter passierte, als sie sich eingestehen wollten.

Er erinnerte sich an die kalten Winterabende, an denen sie gemeinsam vor dem Kamin saßen, die Wärme des Feuers genossen und darüber sprachen, welche Träume sie noch verwirklichen wollten. Damals hatte er geglaubt, alles wäre möglich. Seine Frau hatte ihm immer gesagt, dass der Hund eine besondere Art von Glück brachte – eine Verbindung, die so einfach und natürlich war, dass sie das Leben bunter machte. Der Hund hatte schon damals diesen Blick, als wollte er Nolan klarmachen, wie wichtig diese Momente waren, dass er innehalten und sie genießen sollte. Der Hund war immer dabei, hatte sich oft seltsam verhalten, als wollte er Nolan klarmachen, dass er auf seine Frau hören sollte. Einmal, als sie einen heftigen Streit hatten und seine Frau weinend ins Schlafzimmer ging, setzte sich der Hund vor die geschlossene Tür, schaute Nolan eindringlich an und jaulte leise, als würde er ihn dazu auffordern, ihr zu folgen. Doch Nolan hatte nur den Kopf geschüttelt und sich wieder seiner Arbeit gewidmet. Er hatte die Zeichen ignoriert.

Dann hatte sie ihn verlassen. Er erinnerte sich genau an diesen Tag, der noch nicht so lange her war, aber es fühlte sich dennoch wie eine halbe Ewigkeit an. Er kam von einer Dienstreise zurück, erschöpft, aber froh, endlich wieder zuhause zu sein. Doch als er die Tür öffnete, spürte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Die Stille im Haus war unheimlich, fast drückend. Kein Lachen, keine Begrüßung. Er ging von Zimmer zu Zimmer, sein Herz schlug schneller, während er die Leere auf sich wirken ließ. Ihre Sachen waren weg. Der Kleiderschrank stand offen, halb leer. Die Bücher, die sie immer auf dem Couchtisch gestapelt hatte, fehlten. Die kleinen Zettel am Kühlschrank, mit der Einkaufsliste, ihren Gedanken und lieben Worten, sie waren verschwunden.

Es war, als hätte ihn eine unsichtbare Faust getroffen. Er setzte sich auf die Couch, unfähig zu begreifen, was geschehen war. Eine Kälte durchzog ihn, die ihm den Atem raubte. Er fühlte sich wie in einem Albtraum, aus dem er nicht erwachen konnte. Alles fühlte sich plötzlich so sinnlos an. Er hatte geglaubt, dass sie nur eine schwierige Phase durchmachten, dass sie gemeinsam daran arbeiten könnten. Aber nun war sie einfach weg. Ohne ein Wort des Abschieds. Kein Brief, keine Erklärung. Nur diese Leere, die sich in den Räumen und in ihm selbst ausbreitete.

Stundenlang saß er da, starrte ins Nichts. Der Hund setzte sich neben ihn, seine Wärme eine kleine Erinnerung daran, dass er nicht ganz allein war. Aber nichts konnte den Schock und die Traurigkeit vertreiben. Nolan fühlte sich verlassen, verloren in seinem eigenen Zuhause. Selbst als die Dunkelheit hereinbrach, bewegte er sich nicht. Es war, als hätte dieser eine Tag ihm jede Hoffnung genommen. Nicht einmal ein Abschiedsbrief – sie war einfach weg.

Und jetzt hockte er hier im Badezimmer auf dem Boden und wieder war sein Hund bei ihm. "Vielleicht... vielleicht sollte ich endlich etwas ändern," murmelte Nolan und schaute auf den Boden, während ihm die Tränen ungehindert über das Gesicht liefen. Der Hund, ohne auch nur den Blick abzuwenden, rückte ein wenig näher, seine Pfote sanft auf Nolans Knie gelegt. Es war eine einfache Geste, aber sie spendete Wärme.

"Ja, vielleicht solltest du das," sagte der Hund, seine Stimme ruhig, fast so, als wäre sie schon immer da gewesen. Nolan hob den Kopf, starrte seinen Hund an, der ihn wiederum auch ansah, ohne jegliche Überraschung. "Lass uns rausgehen, Nolan. Die Luft hier drin stinkt nach Verzweiflung."

Nolan wusste nicht, ob er lachen oder noch mehr weinen sollte, also tat er beides. "Du kannst reden?"

Der Hund zuckte mit den Schultern, soweit das ein Hund eben konnte, und wedelte leicht mit dem Schwanz.

"Klar kann ich reden. Aber du hast nie wirklich hingehört."

Der Aufbruch

Der Hund sah Nolan mit ruhigen Augen an und sprach weiter.

"Weißt du, Nolan, wir Hunde waren früher wilde Geschöpfe, die durch die Wälder streiften, immer auf der Suche nach Nahrung, nach einem Ort, den wir unser Zuhause nennen konnten. Doch im Laufe der Zeit, Stück für Stück, sind wir den Menschen nähergekommen. Sie gaben uns Futter, Wärme, ein Dach über dem Kopf. Und wir gaben ihnen Gesellschaft, Schutz, Loyalität und unser Vertrauen. So haben wir uns verändert, haben angefangen, zusammenzuleben. Wir wurden Begleiter. Die Menschen brauchten uns, und wir brauchten sie.

Loyalität, unser Instinkt, euch zu beschützen und Vertrauen, Nolan, das ist das, was uns Hunde ausmacht. Egal, wie die Welt um uns herum aussieht, wir bleiben immer an der Seite unserer Menschen. Ich bin immer bei dir gewesen. In den guten Tagen, als ihr zusammen gelacht habt, und in den schlechten, als du deine Frau hast weinen lassen. Ich bin geblieben, auch wenn du mich übersehen hast, auch wenn du dachtest, dass ich nicht verstehen kann. Meine Loyalität zu dir hat mir immer Sinn gegeben, selbst dann, wenn alles andere bedeutungslos schien.

Es macht uns nichts aus, wenn unsere Menschen launisch sind oder ihre schlechten Tage haben. Ich habe es gefühlt, wenn du traurig warst, wütend oder so erschöpft, dass du kaum stehen konntest. Und ich war da, habe abgewartet, bis es dir besser ging. Das macht uns glücklich – einfach da zu sein, egal, wie du dich fühlst. Wir tragen es mit Geduld, und wir bleiben bei unseren Menschen.

Ich habe dir immer vertraut, Nolan. Egal, wie viele Stunden du im Büro warst, egal, wie spät du nach Hause kamst. Ich wusste immer, dass du wiederkommen würdest. Und ich habe mich gefreut – auf den Moment, wenn du die Tür öffnest und mich siehst. Die Freude an den einfachen Dingen – gemeinsame Spaziergänge, Abende vor dem Kamin. Das ist es, was uns ausmacht. Ich brauche nicht viel, nur dich."

Nolan nickte langsam und dachte darüber nach, wie er all diese Eigenschaften am Anfang auch für seine Frau gehabt hatte. In den ersten Jahren war er loyal gewesen, hatte immer an ihrer Seite gestanden und geglaubt, dass nichts sie trennen könnte. Doch irgendwann hatte er begonnen, die kleinen Zeichen zu übersehen. Die Wochenenden, die sie gemeinsam verbringen wollten, wurden immer häufiger durch Arbeit unterbrochen. Die Gelassenheit, die er am Anfang noch hatte, wich einem ständigen Druck, noch mehr zu erreichen, noch mehr zu leisten. Es war, als hätte die Liebe zu seiner Frau sich den Anforderungen seines Jobs untergeordnet, bis sie immer weniger Platz hatte, bis sie beinahe bedeutungslos wurde.

Auch sein Vertrauen in die Zukunft, welches er früher mit ihr geteilt hatte, verblasste. Wo er früher sicher gewesen war, dass sie zusammen alles schaffen würden, hatte sich irgendwann ein Gefühl der Unsicherheit eingeschlichen – nicht, weil er sie nicht liebte, sondern weil er immer weniger Zeit für sie hatte. Die Freude an den einfachen Dingen, wie gemeinsamen Spaziergängen oder den Abenden vor dem Kamin, verlor sich in den Ansprüchen des Alltags. Die Dinge, die ihm einst wichtig gewesen waren, verblassten, bis nur noch der leere Erfolg übrigblieb.

Er erinnerte sich an die Momente, in denen er hätte auf sie hören sollen, an die Momente, in denen sie ihm gesagt hatte, dass sie sich auseinanderlebten. Damals hatte er es nicht verstanden – oder nicht verstehen wollen. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, alles andere unter Kontrolle zu halten, dass er das Wichtigste aus den Augen verloren hatte.

Nolan dachte auch an ihre gemeinsamen Urlaube. Wie sie in der Sonne lagen, die Wärme auf ihrer Haut spürten und sie das Salz des Meeres in der Luft riechen konnten. Er erinnerte sich daran, wie sie stundenlang am Strand lagen, Muscheln sammelten und miteinander lachten, als der Sand zwischen ihren Zehen kitzelte. Sie hatten einmal in Griechenland einen kleinen Fischerort besucht, in dem die Zeit stillzustehen schien. Die weißen Häuser mit den blauen Fensterläden, die kleinen Gassen und die alten Männer, die mit ihren Netzen am Hafen saßen, hatten sie verzaubert.

Sie waren auf einem alten Fischerboot hinausgefahren, und der Wind hatte ihre Haare zerzaust. Sie hatte vor Begeisterung gejubelt, als ein Schwarm kleiner Fische neben dem Boot auftauchte, und Nolan hatte sich dabei erwischt, wie sein Blick mehr auf ihr ruhte als auf den Fischen. Es waren Momente wie diese, in denen er wusste, dass sie sein Zuhause war. Er dachte auch daran, wie sie Hand in Hand durch Paris schlenderten, ohne festes Ziel, einfach nur darauf bedacht, sich treiben zu lassen. Sie hatten die kleinen Gassen erkundet, waren in winzige Cafés eingekehrt, hatten an Straßenecken gestanden und Straßenmusikern gelauscht. Er erinnerte sich daran, wie sie eines Abends an der Seine saßen, das Leuchten des Eiffelturms im Hintergrund, und sie ihm erzählt hatte, dass es solche Momente seien, die sie glücklich machten. Er hatte sie beschützt, sie umarmt, als die Nacht kühler wurde, und sie hatte ihm zugelächelt, als wäre alles gut, solange sie zusammen waren. Diese Erinnerungen waren voller Wärme, voller Leichtigkeit, und er konnte förmlich den Duft der frisch gebackenen Croissants riechen, den sie in den Pariser Straßen aufgesogen hatten.