Nomore - Johannes Stachlewitz - E-Book

Nomore E-Book

Johannes Stachlewitz

4,9

Beschreibung

"Nomore" ist der Titel des Buches und gleichzeitig auch eine Bezeichnung für den Protagonisten. Man schreibt das Jahr 657, die Rasse der Nomoren ist fast vollständig ausgerottet, der Krieg der Menschen, Elfen, Zwerge und Sonstigen gegen die Übermacht der Vampire neigt sich dem Ende. Doch Edward aus Omion, der letzte seiner Art, gerät unabsichtlich in den Konflikt hinein und ist vielleicht sogar die letzte Hoffnung der Armee der Menschen...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 177

Veröffentlichungsjahr: 2016

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (31 Bewertungen)
28
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

PROLOG

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

EPILOG

Impressum

PROLOG

Zur kurzen Erklärung meines Wunsches an den Rat in Engelsburg :

Wir befinden uns kurz vor der Niederlage gegen die Armeen der Vampire.

Unsere Infanteristen wurden zurück geschlagen, Zwerge und Elfen sind entweder tot, kampfunfähig oder haben uns den Rücken gekehrt und wir selbst mussten von der Grenze zurückweichen, unsere Posten aufgeben.

Die Magier des Westens verweigern weiterhin ihre Hilfe und auf eine kämpferische Beteiligung eurerseits kann ich beim besten Willen auch nicht bauen.

Also bitte ich euch untertänigst und mit Leib und Seele darum uns eine Erlaubnis zu erteilen, in Bezug auf eine seltene Rasse von Kriegern, so genannte Nomoren, jene im Krieg einzusetzen.

Nomoren sind Menschen...nein...Wesen, die auf keiner Seite stehen.

Sie sehen sich selbst als Monster, doch werden von ihnen nicht als solche akzeptiert.Die Vampire sagen, sie seien zu menschenähnlich,die Werwölfe, sie seien zu zivilisiert.

Es gibt unterschiedliche Meinungen zu dem seltsamen Volk,wie es unterschiedliche Nomoren gibt.

Wir Menschen teilen sie in vier verschiedene Rassen ein. Es gibt die

'Bändiger' Nomoren, die Macht über gewisse Stoffe besitzen und sie kontrollieren

können. Sie kommen häufig in Frue´rzèn vor, in Gebieten rund um das große Meer und sind eher friedliche Zeitgenossen.

Die zweite Rasse ist die der 'Läufer'. Sie können die direkte Masse um sich herum

verändern und dadurch Fähigkeiten erlangen, wie das Schweben oder das Gehen durch Objekte. Sie haben früher Bauern aus Däry´eat heimgesucht, wurden jedoch

erfolgreich in die Wälder vertrieben, wo sie sich bis zum heutigen Tage vor uns Menschen verstecken.

Die 'Seher' sind Rasse drei. Die letzte Sichtung eines Seher-Nomoren ist vor dem

Krieg geschehen, doch Experten sind sich einig, dass es sie noch gibt.

Sie verschleiern sich, denn sie haben keine Augen, sind blind, doch sie können

sich durch telepathische Fähigkeiten in unsere Gedanken einbrennen.

Sie reden, ohne die Lippen zu bewegen und hören, ohne dass jemand etwas gesagt hätte.

Sie nehmen generell keinen Kontakt zu Menschen auf, nur manche Magier behaupten, von ihnen gehört zu haben.

Es gibt noch eine vierte Art, die gefährlichste, die der 'Homoren'.

Sie ähneln den Menschen in allem, sind nur grundsätzlich schneller, stärker und geschickter. Sie verstecken sich schon seit 300 Jahren unter uns, sind aber, als der Krieg gegen Dracula begann, fast komplett ausgerottet worden.

Mein Wunsch ist es also, in der kürzesten, mir möglichen Fassung, die Nomoren zu kontaktieren und sie um Unterstützung im Krieg zu bitten.

Da sie jedoch unter eurem Schutz stehen und ich diese Entscheidung nicht zu hinterfragen pflege, stelle ich euch mit diesem Schreiben hier die Entscheidung frei, ob uns die Nomoren helfen sollen, den Frieden in den Königreichen zu bewahren.

Wir brauchen ihre Hilfe wirklich dringend, ich kann nicht sagen, wie lange wir noch durchhalten, deswegen bitte ich um schnellstmögliche Rückmeldung.

Wir brauchen die Hilfe der Nomoren

Herzog Desmond von Asrol,

an Wilhelm Gornigus, Anführer der Druiden

Engelsburg, Jahr 657

Kapitel 1

Eine Klinge blitzte auf. Man hörte einen leisen Pfiff, als die Luft von Lopurenstahl, geschmiedet aus den Zähnen toter Werwölfe, zerschnitten wurde.

Ein Schmettern, ein dumpfer Aufprall und ein Zischen.

„Ha! Ich hab's dir doch gesagt, Jim! Ich krieg sie alle mit einem Schlag.“

Vor Edward, dem letzten Homoren aus Omion, lagen sechs Strohpuppen, alle in der Mitte mit einem geraden Hieb zerschnitten.

„Gut Edward, aber achte auf deine Beinstellung, lass dich nicht von hinten überraschen. Stell dir vor, ich mache das.“

„Ahhrg! Ist gut …au ...ich achte auf die Beinstellung, schau!“

Edward stand, sich die Kniekehle reibend, auf, brachte seine Füße in Position und ließ den Blick über das Wasser gleiten. Es glitzerte schön im Morgenlicht, die Sonne war gerade hinter dem Druidenschloss aufgegangen, ein Bild wie auf einer Leinwand. Er wandte den Blick ab, betrachtete sein Spiegelbild im Wasser. Das Wasser des Domins war kristallklar, er konnte jede Faser von sich sehen. Die raue und helle Haut, die im Wind wehenden braunen Haare und den Bart.

Das Knarren der morschen Bretter an Deck des Schiffes riss ihn aus seinen Tagträumen. Er war schon zu lange an Bord der Galeere nach Frue`rzén, fast drei Tage, doch seine Anwesenheit war unverzichtbar und er wusste, dass es nötig war und akzeptierte es. Außerdem würde er dort endlich Natalia wiedersehen und das war ihm die Reise wert.

„Ich könnte mich mal wieder rasieren, findest du nicht?“

James, ein Läufer-Nomore zweiten Grades, und sein bester Freund und Partner, schmunzelte.

„Bleib bei der Sache Edward, sonst gehen wir bald beide drauf. In Bergen ist es gefährlich, es wimmelt nur so von Anderlingen... nichts desto trotz könnte ich auch mal wieder ein Bad und eine ordentliche Mahlzeit vertragen.“

„Haha… freilich, ein ordentliches Stück Fleisch käme jetzt ganz gut!“

Die, in Menschenjahren siebenundzwanzigjährigen, prusteten los.

Sie übertönten sogar das Heulen des Nordwindes und das Schnattern der Seevögel, die auf der Suche nach Beute, den Forellen in diesen Gewässern, waren.

„So Jungs, es hat sich ausgelacht.“, der Kapitän des Schiffes, ein rotbärtiger Zwerg, mit Namen Gwent Elfenschläger räusperte sich. Er trug ein rotes Wams mit großem Ausschnitt und um seine Taille hingen mit Manschetten besetzte Ledergurte, die ein, zweifellos im Kampf erworbenes, Elfenschwert trug.

Er wirkte, den Kriegern mit ihren gepanzerten und einfachen braunen Lederharnischen gegenüber, eher wie ein Kaufmann statt wie ein kampferprobter Schiffskapitän. Edward und Jim kannten ihn jedoch zu gut um ihn für einen

edlen Gesellen aus Paladien oder gar Engelsburg zu halten.

„Wir werden gleich die Domingrenze passieren, also verhaltet euch gefälligst unauffällig! König Lambert hat ein durchgängiges Einreiseverbot gegen Nomoren ausgerufen, um nicht der Kooperation mit den Vampiren angeklagt zu werden.“

„Warum? Sind wir bald alle Verräter, nur weil Jims Haare weiß sind und ich ein Schwein heben kann ohne zu ächzen?“ Edward, sichtlich empört, drehte sich wütend zur Reling um und schwieg nachdenklich. „Jawohl, der Homore hat recht“, wesentlich leiser, wissend, dass sie keine Aufmerksamkeit erregen durften, wandte sich der Zwerg James zu, der gerade einen flachen Dreispitz aufsetzte, um seine außergewöhnlichen weißen und spitzen Haare zu verdecken. Er sah älter aus als siebenundzwanzig, war jedoch fitter als ein neunzehn jähriger.

„Wenigstens Ihr, James von Kohlenburg, wisst wie es um die Politik steht und wie man sich in eurer Situation zu verhalten vermag.“

„Wahrlich, es brechen schwere Zeiten an, alter Freund.“

Lange schwiegen die Drei, bis Edward das Schweigen brach.„Seht die Zöllner kommen!“

Ehe jemand reagieren konnte, waren fünf Zöllner, in Uniformen mit blau-grünen Adlern auf der Brust gekleidet, von ihrer Fregatte an Deck gesprungen.

„Wer kommandiert hier?“, wollte ein groß gebauter stämmiger Soldat mit schwarzem Schnurrbart wissen, zweifellos der Anführer.

„Ich!“, antwortete Gwent genauso dumpf und bedrohlich.

„Schaut euch ruhig um, wir haben nichts zu verbergen. Aber in einem anderen Tonfall, sonst...“ „Lasst gut sein, ich will nur die Fracht prüfen.“ Edward merkte am Tonfall des Zöllners, dass er eingeschüchtert war. Er schaute sich an Deck um.

Alles war beim Alten, die Zöllner machten keine Anstalten jemanden zu kritisieren.

Der Zöllner mit dem Bart trat, zu Edwards Überraschung, zu ihm.

„Verzeiht meine Unfreundlichkeit vorhin, mein Herr. Mein Name ist Siegfried Riefenstahl, freut mich eure Bekanntschaft zu machen.“

„Edward aus Omion. Was führt euch zu mir, wenn ich fragen darf?“

Edward musterte ihn, braune Jagdjacke, schwarze Kniebundhose. Und ein Stilett unterm Ärmel. Kein Zöllner.

Edward blieb ruhig, lies sich Nichts anmerken, folgte dem Blick des Mannes. Er galt nicht ihm, der Mann sah nervös zum Steuer hin, dann nach oben, dann wieder zu Edward.

„Dürfen sie. Es hausiert das Gerücht, dass ein Nomore an Bord sei, sie sehen mir aus wie ein Mann mit Scharfsinn. Haben sie verdächtige Aktivitäten bemerkt?“

„Ein Nomore?“, Edward zeigte sich erstaunt, brachte jedoch insgeheim seine Füße in Kampfposition. „Sind diese… Dinger nicht schon lange ausgestorben?“

„Sie sind, wie es scheint, schlecht informiert...es wurden zwei Stück zuletzt in Gebieten rund um den Fasersee gesehen. Einer der Beiden hat weißes Haar.“

Edward änderte seine Mimik. Er versuchte, den Mann in Verlegenheit zu bringen, baute sich auf, achtete jedoch darauf, dass es nicht zu sehr auffiel.

„Weißes Haar? Nicht dass ich wüsste, nein. Entschuldigen sie mich, ich würde mich gerne meinem Gepäck zuwenden. Ich steige in Bergen aus.“

„Na gut, auf Wiedersehen, Edward aus Omion. Und halten sie die Augen nach Verdächtigem und weißem Haar offen!“

Edward ging langsam aber geradewegs in Richtung James.

„Ahhh, Edward mein Freund! Herr Rundinger hier hat gerade...“„Er weiß es.“

Jims Miene verdüsterte sich. „Entschuldigt mich kurz, Herr Rundinger.“

Die Nomoren entfernten sich zum Bug hin. Die Wellen peitschten gegen den Rand der Galeere. Der Wind war stärker geworden, es kam Nebel auf. „Wer?“, Jim sah sich nervös um.

„Der Zöllner, Siegfried Riefenstahl. Und zwei weitere, einer im Mastkorb, der andere am Steuer.“

„Du hast seinen Namen herausgefunden?“ James wandte sich zu Edward um.„Er hielt mich für einen Söldner.“„Hm.“, machte James nur.

Eine Weile beobachteten die Beiden nur das Wasser. Es waren kaum noch Fische zu sehen. Untypisch für diese Gewässer. Sie hatten die Grenze zwischen Asorlien und Frue´rzèn schon überschritten, zweifellos hätte der echte Zoll schon lange weiterfahren müssen. Die Wellen wurden höher, drückten die Schiffe näher aneinander und man hörte ein leises Geräusch, gefolgt von einem Plätschern, als die Fregatte auf die Galeere traf.

Der heran getretene Gwent brach das Schweigen. „Sie suchen nach euch.“ „Wissen wir.“

Es fing an zu regnen, die Masten knarrten unter dem Druck.

Der Nebel zog sich zu, das Schiff war in Nebel getaucht. Man erkannte das Umland nicht mehr. Nicht mehr weit bis Bergen. Edward schaute sich um, sah nach oben.

Dann sprang einer der Attentäter aus dem Mastkorb auf die Nomoren.Die Hölle brach los.

Es passierten zwei Dinge gleichzeitig. Edward lies blitzschnell seinen Schwertgriff hervor schnellen und in Sekundenbruchteilen wickelte sich der bewegliche Stahl zusammen und zischte schon durch die Luft. Im selben Moment sprang die Ursache für die wenigen Fische im Wasser heraus und das Wasser explodierte tosend, erhob sich und senkte sich über die Galeere.

Mit einem Krachen und einem widerwärtigen Schmatzen klatschte das Wasser auf das Oberdeck. Die Nomoren wurden von Wasser überflutet, schafften es nicht sich zu halten und wurden mit der Wucht einer Flutwelle von Bord geschleudert.

An Bord brach die reinste Panik aus. Menschen sprangen von Bord, andere wurden in die Höhe gerissen und zerschellten an den Zähnen der Seeschlange. Sie baute sich auf, ein unverständlicher Ruf war zu hören. Das Schiff kippte, wurde regelrecht umgestoßen und nun fiel auch der leblose Körper des Mastkorb-Attentäters von Bord und wurde von tosenden Wassermassen, Holzteilen und Segeln begraben.

Binnen Sekunden färbte sich das Wasser rot, vom Blut der Leichen der Attentäter, getötet durch die Nomorenklinge, und dem unschuldiger Passagiere, vom Seemonster getötet.

Edward fand sich an Land wieder, neben ihm lag James, glücklicherweise unverletzt, nur bewusstlos.

Edward setzte sich auf. Er war auf einer Sandebene, definitiv am Ufer von Bergen, was er an den bemoosten und allgemein eher feucht aussehenden Bäumen erkannte, die abseits eines Weges zum Ufer wuchsen. Er war alleine, das Meer hatte die Leichen nach dem Kampf wohl ans andere Ufer getrieben; denn hier war keine Menschenseele.

Er packte sein Schwert und lies den Luporenstahl langsam in seine Hülse zurückfließen, die er am rechten Unterarm, seinem Schwertarm, trug. Edward schob den Griff wieder in die Scheide und rückte sie, sowie den Nachschub an Luporenstahlhülsen auf seinem Rücken, zurecht. Nachdem er seine Ausrüstung geprüft hatte, hieb er mit einer Hand James auf den Rücken und machte sich auf den Weg, dem Pfad in die Stadt zu folgen. Er ging nur langsam, schonte seine Knochen und Gelenke, lauschte dem wunderbaren Klang der Vögel. Es waren, seinem Gehör nach zu urteilen, Lärchen, die ein wunderschönes Lied zwitscherten.

Ihm kam ein altes Lied aus seiner Heimat in den Sinn, damals vor dem Krieg.

Während er mit den Vögeln um die Wette pfiff, dachte Edward über die Zeit vor dem Krieg nach. Die Zeit bevor die Nomoren verstoßen wurden.

Bergen war größer als sie Beiden es erwartet hatten. Die Straßen waren gut gefüllt, die Läden offen und überall sangen Poeten ihre Balladen. Vom Krieg war hier kaum die Rede. Der ideale Ort für zwei Nomoren, um sich zu verstecken und sich als normale Menschen zu tarnen.

Auf dem Weg vom Ufer nach Bergen war James aufgewacht und ging nun neben Edward auf der Hauptstraße an zwei zweifellos betrunkenen, grölenden Frauen

mit offenherzigen Blusen vorbei. Keiner der Beiden machte Anstalten sie auch nur anzuschauen.

Obwohl die Nomoren am Rande des Pfades Übungen gemacht und trainiert hatten, war keiner sichtlich erschöpft. James hatte seinen Hut wieder aufgesetzt, Edward seine Waffe unter einem großen braunen Umhang versteckt. Vorsichtig, auf der Hut vor den Blicken der Menschen, bogen sie unauffällig in eine Seitengasse ein, vorbei an einem braunen Fachwerkhaus und hinunter von der Hauptstraße, deren Pflaster vor Trubel nur so bebte. Sie kamen durch eine Gasse, die nach Mist stank und nur so von Trostlosigkeit strotzte, auf diePfadberger Straße und ließen sich von der prächtigen Bastille vor ihnen nicht beeindrucken. Sie war aus gelbem Marmor, hatte schöne weiße Türme und war so groß, dass zwei Fregatten mühelos hinein gepasst hätten.

Trotz des Wunderwerks der Architektur, kamen die Beiden in ein ärmeres Viertel.

Die Häuser waren aus Stein, mit Stroh bedeckt, manche sogar nur aus Lindenholz.

Ein Händler diskutierte gerade den Preis für ein Huhn mit einem Bauern und das lautstark vor allen Leuten.

Er verlangte dreizehn Heller, was durchaus nicht wenig war und wollte nicht mit sich feilschen lassen.

Edward wollte eingreifen, doch James hielt ihn zurück. Er zog Edward weiter und sie bogen wieder um eine Ecke. Sie traten geradewegs auf einen Marktplatz und liefen einer Kutsche mitten vor die Pferde. Der Fahrer sprang vom Wagen und wollte sich beschweren, doch Edward und James waren schon im Getümmel untergetaucht.

„Frische Oliven! Tomaten! Nur Heute! Paprika! Ganz günstig!“

Edward ignorierte die Rufe der Händler völlig. Nun wusste er auch wo sie waren.

Er sah sich um, sah nichts als Gemüse und Obst, Fleisch, Käse und weitere Waren.

Links vor ihnen bemerkte er jedoch das Schild nachdem er gesucht hatte:

Freiheitsstraße.

Er stieß James mit dem Ellenbogen an und deutete in die Richtung.

Die Nomoren liefen los, machten schnelle Bögen um die Besucher des Wochenmarktes und wichen geschickt den Ständen mit den Tagesangeboten aus.

Als sie in die Straße einbogen, sahen sie sofort den Bestimmungsort.

In mitten der Stroh bedeckten Bauernhäuser stand ein schwarzer kleiner Unterstand.

„Passwort?“, wollte der Mann darunter wissen, ein kahl rasierter, kräftig gebauter Krieger in schwarzem Umhang. „Nomore Sapiens“, antwortete Edward grinsend.

„Viel Spaß beim Treffen, Ed. Ach, übrigens... Natalia ist schon da“, lachend fasste der Mann die Beiden bei der Hand. „Danke Francesco“ Dann versanken sie im Boden.

Sie tauchten in einer anderen Ebene der Erde wieder auf. Es gab nichts in der kleinen Nische, außer den rauen unebenen Granit Wänden und einer Tür mit der Aufschrift:

ALLJÄHRLICHES TREFFEN DER VERBLIEBENEN NOMOREN.

Sie betraten einen großen Saal, rote Wände, hellbrauner Parkettboden. Es gab ein Podest, das wie jedes Jahr am Ende des Saales stand und ein Podium beherbergte.

An der Anzahl der Anwesenden erkannte Edward, dass die Tagung binnen kürzester Zeit beginnen würde. Er trennte sich von James und Francesco, lief vorbei an den Sehern und machte sich auf in Richtung Mitte des Raumes.

„Edward! Du lebst?! Ich dachte du seist bei Himenta umgekommen.“

Luna, die Anführerin der Bändiger strahlte vor Erstaunen.

„Ich kann euch doch nicht einfach mitten im Krieg verlassen!“

Die Beiden umarmten sich freundschaftlich, aber herzlich.„Kann ich etwas für dich tun, Ed?“„Sag, Luna, wo finde ich Natalia?“„Ed --- “„Ich weiß. Sag mir einfach wo sie ist.“

„Na gut, Sie steht bei den Läufern und unterhält sich mit Karl.“

Edward machte sich auf den Weg. Er schob einige Seher beiseite und schloss zu den Läufern auf. Karl und Francesco standen zusammen mit Natalia und lachten.

Wahrscheinlich über einen von Karls schlechten Witzen. Edward kam auf sie zu und zog Natalia mitten aus dem Gespräch.„Hallo.“, Edward grinste. „Hab ich dir gefehlt?“„Edward, Ich --- “„Guten Tag! Schön dass ihr kommen konntet!“

Edward fluchte innerlich. Das Beginnen der Tagung hatte ihm gerade noch gefehlt.

„An diesem wunderschönen Tagungstag möchte ich mit euch über zwei, mir sehr am Herzen liegende, Themen reden.“

Edward wusste schon, dass bei dieser Stimme, der Christian von Paladiens, dem stärksten aller Bändiger und Anführer der Nomoren, nie etwas Gutes passierte.

„Das eine ist...“, Christian schlug einen ernsteren Tonfall ein. „...Unsere Lage im Krieg. Wie wohl jeder der Anwesenden wissen sollte herrscht in den Gebieten um Ererdien und Strecorm der Krieg zwischen Menschen und Vampiren. Ich würde gerne eine Abstimmung abhalten, um zu entscheiden, ob wir mit den Vampiren, oder mit den Menschen kooperieren!“

Edward wusste, dass er für die Menschen stimmen würde. Er mochte zwar ihre Eigenarten nicht, verstand sich jedoch sehr gut mit den Zwergen und Elfen, die auch auf der Seite der Menschen standen.

Er wählte mit seiner Stimme im Rat die Menschen und wartete gespannt auf das Ergebnis.

Der Zauber, der auf die Decke des Saales gelegt war und sie wie Glas scheinen lies, wirkte gut. Edward erkannte, dass es später Nachmittag war, die Sonne stand schon sehr weit oben und blitzte, in Richtung Westen, hinter der Kathedrale auf. Es freute ihn, dass Liana Bolikin, eine, mit den Nomoren sehr verbundene, Zauberin und Freundin, ihn so gut umgesetzt hatte, wie es um diese Zeit schien. Auf die Auszählung der Stimmen wartend, wandte er seinen Blick Natalia zu.

Sie war wie immer wunderschön, von der Sonne angestrahlt. Ihre schwarzen, schulterlangen Haare glänzten in der Sonne, während sie nachdenklich irgendetwas betrachtete. Was, war Edward egal. Sie trug ein schwarzes Kleid, das bis zu den Knöcheln reichte, an den Schultern verziert mit Edelsteinen, vielleicht Smaragden.Edward kannte sich da nicht aus.

Sie war schlank, klein, aber nicht zu schlank und nicht zu klein. Edward fluchte.

Er hätte sie nicht verlieren dürfen, aber er redete sich immer wieder ein, dass das Überleben seines besten Freundes wichtiger war. Ja, das redete er sich immer und immer wieder ein, wenn er sie ansah, oder an sie dachte.„Vierunddreißig für die Vampire!“

Es waren wirklich wenige verbleibende Nomoren. Edward wusste schon was kommen würde. Er kannte die Anzahl der verbliebenen Nomoren, wie seine Westentasche.„Dreiundzwanzig für die Menschen!“

Der Saal erbebte. Jubel, Beschwerden und allerlei Beschimpfungen.57 verbliebene Nomoren sind dieses Jahr da.Edward würde für die Vampire kämpfen.59 verbliebene Nomoren waren vor einem Jahr da.

„Das andere Thema, das ich gern ansprechen wollte...“

Der Saal war wieder ruhig geworden. Christian räusperte sich. Die Sonne war hinter der Bastille verschwunden, die Abenddämmerung kam.

Der Raum wurde jetzt von hellen Fackeln erleuchtet, sie zeigten die Nomoren in unterschiedlichem Licht, die Wände und die Schatten verdüsterten sich. Niemand sagte mehr ein Wort, alle lauschten gespannt den Worten Christians:„Es geht um die Homoren.“

Edward lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Was? Warum ich?

Er fluchte wieder, kämpfte mit dem Drang sein Schwert zu ziehen, beruhigte sich jedoch wieder. Natalia sah besorgt zu ihm hin. Er zuckte mit den Schultern, signalisierte ihr, dass er nicht wusste warum es um ihn ging. Natalia, wenig beruhigt, wandte sich wieder Christians Stimme zu.

„Ich habe vor einigen Stunden eine Nachricht erhalten“, er sah nervös aus, Edward meinte, einen Schweißtropfen auf seiner Stirn gesehen zu haben,

„von einer anonymen Quelle, die besagt, dass wir von Meuchelmördern gejagt werden.“

Edward dachte augenblicklich an den Mann an Deck, während der Überfahrt nach Bergen, zurück. An seinen berechnenden Gesichtsausdruck, während er seinen beiden Attentätern, im Mastkorb und am Steuer, heimlich Zeichen gegeben hatte. Sie hätten ihn und Jim töten sollen. Sie waren nur mit Glück entkommen, die Seeschlange hatte sie gerettet. Siegfried Riefenstahl. Nach diesem Namen musste er suchen.Christian fuhr fort:

„Isaac und Thomas Domien sind gestern tot aufgefunden wurden. Erstochen, vom Täter keine Spur, er benutzte ein Messer aus Ererdien. Meine Freunde, man macht Jagd auf uns.“

„Aber was hat das mit den Homoren zu tun?“, James, spuckte die Worte verärgert aus. Edward hasste es, wenn sein bester Freund ihn verteidigte.

„Lieber James von Kohlenburg. Es hat insofern mit den Homoren zu tun, als dass die Attentäter Informationen über den Aufenthaltsort der Beiden hatten, die sonst nur Homoren zugänglich sind!“

Alle Augen waren auf Edward gerichtet, der einfach nur da stand. Er blickte Christian genau in seine grimmigen Augen. Edward, vor Zorn wie versteinert, zuckte nicht einmal, sah ihn einfach nur an. Natalia, genau so starr, aber vor Schreck, hielt es nicht mehr aus.„Bezichtigt ihr Edward des Verrats?!“

Sie wollte sich auf Christian stürzen, wurde jedoch von zwei anderen Bändigern zurückgehalten. „Ihr seid der Verräter!“, sie spie die Worte aus, brüllte und warf Christian Blicke wie Pfeile zu.

„Natalia aus Wantana. Jeder der Anwesenden weiß genau, dass Edward aus Omion der letzte lebende Homor ist. Er hat für die Menschen gestimmt und die Attentäter, die unsere Brüder ermordeten, waren Menschen!“, die letzten Worte schrie Christian, Natalia nicht beachtend, Edward entgegen. Er konnte sich kaum noch halten.„Sperrt dieses verräterische Schwein ein!“

In diesem Moment setzten Edwards Homoren-Reflexe ein. Er realisierte, was um ihn herum geschah, besah sich die beiden Wachen, die auf ihn zukamen, die Macheten gezogen.

„Edward!“, Natalia wurde kreischend aus dem Raum gezogen, weggeführt, aus Edwards Blickfeld gebracht. Er konzentrierte sich, handelte nach seinem Verstand, nicht nach seinen Gefühlen. Der Rechte, stark, groß, langsam, kam auf ihn zu.

Edward machte einen leichten Satz nach hinten, vollführte eine Pirouette und ließ seinen Ellenbogen vorschnellen. Er traf das Handgelenk, die Waffe viel dem Mann aus der Hand, Edward sprang hoch und rammte dem Mann seine Hacke ins Gesicht.

Krachend stürzte der Mann zu Boden, riss eine weitere kleinere Wache mit sich.

Edward riss seinen Kopf herum, der zweite Mann, ein kleinerer, eher geschickter statt kräftiger Mann, hieb mit der Machete nach Edwards Kopf. Fehler, dachte sich Edward.

Mit der Leichtigkeit eines Akrobaten, schob Edward seinen Kopf nach hinten, stützte sich mit der linken Hand am Boden ab und duckte sich unter der Klinge weg. Der Schwung des Hiebes brachte den Mann aus dem Gleichgewicht, was Edward sich mit einer fließenden Bewegung zu Nutze machte.

Er drückte den Ellenbogen des Mannes nach außen, stieß sich am linken Knie des Mannes ab und Hieb ihm seine Faust ins Kreuz. Der Mann sackte sofort zusammen, Edward stieß ihn weg, brachte sich für den Nächsten in Position.Doch da kam keiner.

Aus dem Augenwinkel sah Edward eine weitere Wache umfallen, hinter ihr tauchte keuchend James auf, in einer Hand, ein Tischbein, in der Anderen den Kragen eines weiteren Soldaten.

Edward rollte sich nach hinten, machte auf dem Absatz kehrt und rannte auf die Tür zu. Keuchend, hämmerte er gegen die Tür. Binnen Sekunden, stand Edward in der Niesche und war allein. Mit letzter Kraft brüllte er die Worte mit denen er sich rettete.„Nomore Sapiens!“

Edward atmete ein, sammelte sich. Ich muss hier weg! Er mobilisierte noch mal alle Kräfte, zog sich die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht.Er war allein.

Er bog aus der Gasse aus, stand wieder auf dem Marktplatz. Es war dunkel geworden, eine Eule schrie, in kaum einem Haus brannte noch Licht.

Edward mischte sich unter eine Gruppe von Nachtschwärmern und verschwand spurlos vom Markt. Der Mond stand schon sehr weit oben, als der Homor an eine Tür klopfte. Im Haus brannte noch Licht, an der Tür stand Zum Freien Mann, was annehmen lies, dass es sich um ein Gasthaus handelte. Es war ein relativ großes, kunstvoll mit Runen verziertes, Fachwerkhaus.

Fey mem´anb irèm zttr, Freie Männer haben immer Zutritt.