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Als Whitley mit sechzehn alles verliert - ihre Eltern, ihr Zuhause, ihre Freiheit - wird sie in die Fänge einer fanatischen Gemeinschaft gezwungen, in der Frauen nichts sind als Besitz. Drei Jahre lang bleibt ihr nur eine einzige Überlebensstrategie: unsichtbar sein. Bis der Tag kommt, an dem sich alles ändert. Ein brutaler Angriff, ein letzter Schuss – und ein Mann, der wie ein Sturm in ihr Leben bricht: Free, Vizepräsident der Notorious Devils, ein Biker mit einer Vergangenheit aus Blut, Schuld und Sehnsucht. Ein Mann, der nichts fühlt … bis sein Blick auf Whitley fällt. Er rettet sie. Er beansprucht sie. Doch das, was zwischen ihnen aufflammt, ist gefährlicher als jede Waffe. Whitley spürt zum ersten Mal in ihrem Leben Begierde – und Freiheit. Free hingegen kämpft gegen Dämonen, die ihn seit Jahren zerfressen. Ihre Anziehung ist wie ein Funke, der alles in ihm neu entfacht: Leidenschaft und Höllenfeuer. Zwischen knisternder Spannung, dunkler Gefahr und hemmungsloser Leidenschaft müssen beide entscheiden, ob sie einander heilen können ... oder ob sie an ihrer Vergangenheit verbrennen. Teil 10 der düsteren und leidenschaftlichen Reihe rund um den Notorious Devils MC von Hayley Faiman - inklusive der Novelle "Doubled with Regret - Gracie & Skinner". VORBESTELLPREIS: 6,99 Euro statt 7,99 Euro
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Seitenzahl: 457
Veröffentlichungsjahr: 2025
Hayley Faiman
Notorious Devils MC Teil 10: Flamed with Courage (Cash Bar)
Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Svenja Ohlsen
© 2018 by Hayley Faiman unter dem Originaltitel „Flamed with Courage: Notorious Devils (Cash Bar Book 3)”
© 2025 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, Im Großfeld 18, D-64678 Lindenfels
www.plaisirdamour.de
© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg
(www.art-for-your-book.de)
ISBN Print: 978-3-86495-811-3
ISBN eBook: 978-3-86495-812-0
Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Epilog
DOUBLED WITH REGRET – Gracie & Skinner
Eine Cash Bar-Novelle
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Epilog
Autorin
Whitley
Im Alter von sechzehn Jahren
„Es ist vorbei, Whitley. Diese Gruppe ist nicht mehr das, was sie war, als ich ihr beigetreten bin“, verkündet mein Vater.
Wir sitzen am Esstisch, unsere Teller sind unberührt, während meine Eltern mir von ihren Plänen für die Zukunft erzählen. Meine Mutter streckt die Hand aus, legt ihre Finger um mein Handgelenk, ihre großen braunen Augen sehen trauriger aus als sonst. Ich bemerke beiläufig, dass sie in letzter Zeit ziemlich viel Gewicht verloren hat.
Sie räuspert sich. „Wir werden zu meiner Familie in die Staaten zurückkehren, zu den Notorious Devils. Ich weiß, dass der Club meines Vaters uns helfen wird, sie werden uns beschützen. Hier wird sich einiges ändern, und zwar nicht im positiven Sinne. Wir müssen hier weg, mein kleines Mädchen, bevor es zu spät ist“, flüstert sie.
Ich nicke und nehme ihre Worte auf. Vor ein paar Monaten haben sie mir erzählt, dass meine Mutter eigentlich aus dem Motorradclub Notorious Devils stammt. Anscheinend war mein Großvater Clubpräsident, und meine Eltern sind weggelaufen, um zu heiraten, und sind nie zurückgekehrt. Alles scheint sich in meinem Kopf zu drehen. Richtig und falsch, Gut und Böse, ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.
„Alles wird gut, Whitley. Wir werden dich beschützen, und bald werden wir in Sicherheit sein“, murmelt mein Vater.
Ich spreche es nicht laut aus, aber ich frage mich: Bin ich jetzt etwa nicht in Sicherheit?
Am nächsten Morgen brechen meine Eltern auf und teilen mir mit, dass sie bald wieder zu Hause sein werden. Sie müssten noch ein paar Dinge erledigen, dann würden wir uns auf den Weg machen. Auf den Weg in die Staaten, in ein neues Leben, eine völlig andere Welt. Sie sagen mir, ich solle den Tag zu Hause verbringen und eine kleine Tasche mit dem Nötigsten packen. Sobald wir an unserem Ziel angekommen wären, würden wir mehr Kleidung und alles Weitere dort besorgen.
Meine Hände zittern bei jedem Gegenstand, den ich in meine Tasche stecke. Nicht, dass ich viele Habseligkeiten besitzen würde. Ich entscheide mich für mein Lieblingsbuch, mein Lieblingsoutfit und ein paar Fotos von mir und einigen meiner Freunde. Viel mehr nicht. Mit jeder Stunde, die verstreicht, verkrampft sich mein Magen stärker vor Sorge.
Aus einem Abend werden zwei Tage, dann drei. Ich schaue mich um und frage mich, was jetzt mit mir passieren wird. Meine Eltern sind beide weg, und es sieht nicht so aus, als würden sie zurückkommen. Ich kann mir nur vorstellen, dass sie, wo auch immer sie sind, nicht freiwillig dort festsitzen, dass die Lage wirklich so gefährlich ist, wie sie behauptet haben.
Ein Klopfen lässt mich aufhorchen. Ich eile zur Tür und schaue durch den Spion. Es sind Samuel Jones und seine rechte Hand, Zachary Brooks. Meine Knie zittern, als ich langsam die Tür öffne.
Zacharys Blick trifft meinen, und für den Bruchteil einer Sekunde huscht ein Grinsen über seine Lippen, bevor er sie zu einer geraden Linie zusammenpresst.
„Es tut mir leid, dir mitteilen zu müssen, Whitley, dass deine Eltern bei einem Angriff dieses dreckigen Biker-Abschaums, den Notorious Devils, ums Leben gekommen sind. Du musst jetzt mit uns kommen“, erklärt er mit beruhigender Stimme.
Ich schaue von ihm zu Samuel und wieder zurück. Dann mache ich einen Schritt zurück, schaue hinter mich und sehe mich in meinem Wohnzimmer um. Ich wollte nicht glauben, dass meine Eltern mich einfach verlassen hatten, und ein Teil von mir ist erleichtert, dass sie es nicht getan haben. Der andere Teil von mir ist untröstlich, weil sie nicht mehr da sind, aber ich weiß, dass ich das nicht zeigen darf. Zumindest nicht diesen Männern gegenüber.
Ich glaube keine Sekunde lang, dass die Devils meinen Eltern etwas angetan haben. Nicht, nachdem sie mir eröffnet haben, dass wir fliehen und zu ihnen fahren würden, dass sie uns beschützen würden. Doch Zachary und Samuel stehen vor mir, und ich weiß ohne Zweifel, dass sie mich, wenn nötig, zwingen würden, mit ihnen zu gehen.
Ich atme tief ein und schaue Samuel und Zachary erneut an. „Was ist mit meinen Sachen?“, frage ich.
Zachary schnaubt, und Samuel streckt die Hand aus und legt seine Finger um mein Handgelenk. „Dort, wo du hingehst, wirst du nichts von hier brauchen. Alles, was du benötigst, wird dir zur Verfügung gestellt, Whitley“, sagt er mit sanftem Tonfall.
Seine Stimme ist weich, leise und doch unglaublich furchteinflößend. Allerdings kann ich mich ihm nicht verweigern. Ich bin sechzehn, und er ist der Anführer der Gruppe meines Vaters. Auch wenn meine Eltern davon sprachen, wegzugehen, darüber, wie gefährlich er ist, ist er der einzige Mensch, den ich im Moment habe. Ich kenne den Namen meines Großvaters bei den Devils nicht und weiß nicht einmal, ob er noch lebt. All diese Gedanken nehmen etwas Zeit in Anspruch, und ich kann sehen, wie die Ungeduld in Samuels Augen ein unheimliches Feuer entzündet.
„Okay“, erwidere ich mit einem Achselzucken und versuche, so zu tun, als würde mich das, was gerade passiert ist, nicht berühren.
Samuel zieht mich die Verandatreppe hinunter, und ich folge ihm bereitwillig. Ich steige auf den Rücksitz seines SUVs und schaue zu meinem Haus hinüber. Die Haustür steht weit offen, all unsere Habseligkeiten liegen darin, darunter Schmuck, Kleidung und alles, was meine Eltern jemals besessen haben.
Ich grabe meine Fingernägel in meine Handfläche, während wir davonfahren. Ich will nicht weinen, nicht vor diesen Männern. Ich denke nämlich, dass sie für das Verschwinden meiner Eltern mitverantwortlich sind. Wahrscheinlich haben sie sie sogar selbst umgebracht.
Sie haben mir immer schon Angst gemacht. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie daran beteiligt wären, vor allem angesichts des Verhaltens meiner Eltern in letzter Zeit. Jetzt bin ich dem Teufel und seinem bösen Handlanger ausgeliefert. Keine Ahnung, was aus mir werden wird.
Ich schließe meine Augen und sende ein stilles Gebet an wen auch immer, der es erhören mag.
Hilf mir.
Free
Im Alter von neunzehn Jahren
Die Clubhure bläst mir einen, ich verdrehe die Augen, als sie meinen Schwanz tief in den Mund nimmt. Mein Handy klingelt in meiner Tasche, aber ich ignoriere es. Ich weiß, dass es wahrscheinlich Gemma ist, doch meine Freundin ist die letzte Person, mit der ich reden möchte, während ich den Mund einer Hure ficke.
Mit den Händen gleitet das Clubmädchen meine Oberschenkel hinauf, greift nach meinem Arsch und drückt mich tiefer in ihren endlosen Hals. „Verdammt“, stöhne ich, als mein Schwanz zuckt, und ich mich in ihr entleere.
Sie stöhnt und wimmert, während sie jeden Tropfen meines Spermas schluckt. Langsam öffne ich die Augen, als sie sich auf ihre Fersen zurücklehnt, und ich beobachte, wie sie sich die Lippen leckt und dabei schrecklich zufrieden aussieht. Sie greift nach meinem jetzt halb erigierten Schwanz und beginnt, mich zu streicheln. Ich halte sie nicht auf und hole mein Handy aus der Tasche.
Abwesend stoße ich nach vorn zwischen ihre Handflächen, ich stöhne, während ich durch meine Benachrichtigungen blättere und einen verpassten Anruf und eine neue Voicemail finde.
„Mason“, flüstert ihre Stimme, und sie klingt verdammt verängstigt. „Hilf mir, Baby, ich brauche Hilfe“, wimmert sie.
Ich erstarre in meinen Bewegungen, und die Hure ebenfalls. Sie zieht die Augenbrauen zusammen, als meine Hände zu zittern beginnen. Ich rufe Gemma sofort zurück, auf Lautsprecher. „Wo bist du?“, belle ich.
„Es tut so weh, Mason. Alles tut weh“, schluchzt sie.
Ich räuspere mich und bin bemüht, sie nicht anzuschreien, aber mein Herz rast und ich habe verdammte Angst. Ich habe in meinem ganzen verfluchten Leben noch nie solche Panik gehabt, dieses Gefühl ist mir fremd. Ich hasse es.
„Wo bist du, Gemma?“, frage ich und versuche, meine Stimme so sanft wie möglich zu halten.
„Zu Hause“, krächzt sie. „Ich rufe die Polizei, Mason.“
Die Hure zu meinen Füßen gibt einen Laut von sich, und ich werfe ihr einen Blick zu, um sie zum Schweigen zu bringen. „Nein, tu das nicht. Ich bin in zwei Sekunden da.“
Ich lege auf und ziehe schnell meine Hose über meine Hüften. Das Clubmädchen greift nach meinem Arm, aber ich schüttle sie ab. „Ich hoffe, ihr geht es gut“, stammelt sie mit tränenfeuchten Augen.
Ich nicke ihr zu und eile davon, auf der Suche nach meinem Präsidenten, einem Bruder, irgendjemandem. Ich sehe meinen besten Freund Snake, auf dessen Schwanz eine Hure reitet, und beschließe, jemand anderen zu suchen.
Bones sitzt an der Bar, also lege ich meinen Arm um seine Schulter und schüttle ihn. Er sieht mich an, und da er mein Vizepräsident ist, hätte ich ihn wahrscheinlich nicht so schütteln sollen, aber verdammt, ich habe Angst.
„Meine Freundin hat mich gerade angerufen und gesagt, sie sei zu Hause und verletzt“, platze ich heraus.
Bones trinkt den Rest seines Bieres aus, während er aufsteht. „Glaubst du, es hat mit dem Club zu tun?“, fragt er. „Oder brauchst du nur Unterstützung?“
Ich schüttle den Kopf. „Keine Ahnung. Es hat nichts mit der Familie oder so zu tun. Sie kommt aus gutem Hause. Ich habe sie letztes Wochenende mit zum Feiern genommen, und ein paar Typen vom BastardsClub waren auch da, haben sie angefasst, und ich habe sie fertiggemacht. Sie haben ein bisschen rumgelästert, allerdings hätte ich nie gedacht, dass …“
„Scheiße, vielleicht hängt es damit zusammen, das sind üble Typen“, knurrt er. Gemeinsam verlassen wir schnell das Clubhaus. Es dauert nicht lange, bis wir bei Gemmas kleiner beschissener Wohnung ankommen. Sie ist achtzehn, lebt allein und arbeitet in einem Spirituosengeschäft in der Stadt. So haben wir uns kennengelernt, ich habe Zigaretten gekauft und sie war meine Kassiererin. Das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen habe, süß und unschuldig.
Leise rennen Bones und ich die klapprige Treppe hinauf, und ich drehe den Knauf an ihrer Haustür, dankbar, dass sie nicht verschlossen ist. Der Anblick, der sich mir bietet, dreht mir den Magen um. Alle ihre Sachen sind durchwühlt, ihre Möbel umgeworfen und zertrümmert.
„Verdammt“, flucht Bones. Ich schaue ihn fragend an, er hebt das Kinn. „Die Bastards. Ich würde mein Leben darauf verwetten, das ist ganz klar ihre Vorgehensweise.“
Ich laufe zu Gemmas Schlafzimmer, Bones folgt mir auf den Fersen, und was ich dort entdecke, lässt mich auf die Knie sinken. Da liegt mein wunderschönes blondes Mädchen inmitten eines blutgetränkten Bettes. Ihr Gesicht ist so verdammt geschwollen, dass ich sie kaum wiedererkenne.
„Gem“, krächze ich und zwinge mich, aufzustehen. Ich eile zu ihrem Bett und nehme ihre Hand in meine. „Gem, ich bin’s, Mason“, sage ich mit heiserer Stimme.
„Hilf mir“, wimmert sie.
Bones ruft den Präsidenten des Clubs an, und ich halte Gemmas Hand, bis der Clubarzt eintrifft. Als er seine Untersuchung beendet hat, dreht sich mir der Magen um. Während ich mir von einer Hure den Schwanz lutschen ließ, wurde mein armes Mädchen von vier Mitgliedern des Bastards MCs brutal misshandelt.
Whitley
Im Alter von achtzehn Jahren
„Samuel Jones ist tot“, verkündet Zachary der Gruppe von Menschen, die stoisch im Besprechungsraum sitzt.
Alle keuchen erschrocken auf, ich grabe stattdessen meine Fingernägel in meine Handfläche. Der Tod von Samuel Jones bringt nur noch mehr Unsicherheit mit sich. Es bedeutet, dass jemand anderes das Sagen haben wird, und dieser Jemand ist zweifellos Zachary Brooks. So krank und gemein Samuel auch war, Zachary ist zehnmal schlimmer.
„Wir alle wussten, dass die Mission, die er unternommen hat, gefährlich sein würde. Wir müssen uns daran erinnern, dass sein Tod nicht umsonst war. Er ist gegangen, um Frauen zurückzuholen, um die Zucht für unsere Sache sicherzustellen“, verkündet er.
Jedes Mal, wenn er Frauen als „Mittel zur Zucht“ bezeichnet oder die „Sache“ erwähnt, dreht sich mir der Magen um. Ich weiß nicht mehr, woran ich glauben soll, aber mir ist klar, dass das hier nicht richtig ist. Nichts an dieser Gruppe ist richtig. Es macht mir verdammt große Angst. Ich verstehe vollkommen, wieso meine Eltern aussteigen wollten, warum sie fliehen und sich verstecken wollten, und ich weiß jetzt, dass sie von Samuel und Zachary ermordet wurden, nicht von den Notorious Devils.
Als das Treffen vorbei ist, ernennt sich Zachary ohne Widerstand zum neuen Anführer. Diese ganze Gruppe besteht nur aus hirnlosen Zombies, die Zachary unterwürfig die Füße lecken. Er steht aufrecht da, ein böses Lächeln auf den Lippen, während er seine neuen Untertanen mustert.
Ich halte den Atem an, als Zachary die Stufen der Bühne hinuntergeht und direkt auf mich zukommt. „Arbeitest du immer noch in der Kinderbetreuung?“, fragt er.
Ich hebe meinen Blick zu ihm und nicke. „Ja“, bestätige ich im Flüsterton.
„Hol deine Sachen, du bist jetzt in meinen Privaträumen“, erklärt er.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken, und ich versuche, vor ihm nicht zu erzittern. Zum Glück bemerkt er es nicht und wendet sich von mir ab. Die Menge zerstreut sich, und ich mache mich auf den Weg zum Kindertrakt, um meine Sachen zu holen.
Als ich hier ankam, war ich mir sicher, dass ich in die Arme eines Mannes gestoßen und gezwungen werden würde, seine Frau zu werden, nach zwei Jahren ist das allerdings immer noch nicht passiert. Ich bin dankbar, aber verwirrt. Ich bin achtzehn und laut ihnen alt genug, um Kinder zu bekommen, doch ich wurde noch nicht einmal berührt. Ich möchte mit keinem dieser schrecklichen Männer zusammen sein. Sobald ich die Gelegenheit dazu habe, werde ich von hier verschwinden. Es ist mir egal, wo ich lande, ich will bloß weg.
Free
Im Alter von zwanzig Jahren
Ich reibe mir mit der Hand über das Gesicht. Ich bin froh, ein paar Tage von zu Hause weg zu sein. Gemma geht es nicht besser, im Gegenteil, ihr Zustand hat sich verschlimmert. Nach ihrem Überfall habe ich den Arzt gebeten, ihr Schlaftabletten zu verschreiben. Sie weigerte sich, die Augen zu schließen, und nachdem sie eine Woche lang ununterbrochen wach gewesen war, konnte ich es nicht mehr aushalten.
Die Tabletten haben geholfen, nur dass sie jetzt verdammt noch mal davon abhängig ist. Es sind schon Monate vergangen, und sie weigert sich, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, was passiert ist. Sie weigert sich, irgendwohin zu gehen oder unter Menschen zu kommen. Sie hat Angst vor ihrem eigenen Schatten und vor mir. Ich fühle mich so verflucht schuldig, dass ich ihr weiterhin Pillen besorge, in der Hoffnung, dass sie ihr wenigstens einen Moment der Erleichterung verschaffen.
Ich habe die Arschlöcher gefunden, die ihr wehgetan haben, und habe sie gefoltert. Als ich fertig war, habe ich sie ausgeweidet. Ich habe es genossen, zuzusehen, wie ihre Organe aus ihren Körpern auf den Boden klatschten. Ich habe es verdammt noch mal geliebt, und für einen Moment dachte ich, dass Gemma wieder in Ordnung kommen würde, dass wir das überstehen würden.
Als ich ihr sagte, dass sie sich keine Sorgen mehr machen müsse, wurden ihre Albträume jedoch nicht weniger. Nichts hat sie gemildert, nicht einmal die Tabletten, die helfen ihr nur beim Einschlafen. Jede Nacht schreit und weint sie in meinen Armen. Ich hasse mich dafür, was ihr widerfahren ist. Egoistisch wie ich bin, will ich mein Mädchen zurück. Ich weiß, dass das süße, unschuldige Mädchen, das sie einst war, verschwunden ist, doch ich vermisse sie verdammt noch mal.
Als ich die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufsteige, atme ich tief ein, bevor ich sie betrete. Alles ist still, und ich runzele die Stirn. Normalerweise braucht Gemma immer einen gewissen Geräuschpegel, manchmal ist es der Fernseher, oder aber sie dreht das Radio auf. Je weiter ich in die Wohnung hineingehe, desto mehr beschleicht mich ein ungutes Gefühl.
Als ich das Schlafzimmer betrete und es leer vorfinde, vertieft sich mein Stirnrunzeln. Ich biege um die Ecke, gehe ins Badezimmer und erstarre. Gemma liegt auf dem Badezimmerboden, ihr blondes Haar umgibt sie wie ein Heiligenschein. Ihre Lippen und ihr Gesicht sind blau, neben ihrer Hand befindet sich eine Tablettenpackung.
Ich sinke auf die Knie, hebe ihren steifen, kalten, leblosen Körper hoch und drücke sie an meine Brust.
„Gemma, Baby“, rufe ich und grabe meine Finger in ihr Fleisch.
Ich schüttle sie, dann halte ich sie fest. Ich lasse mich zu Boden fallen und lehne mich mit dem Rücken gegen die Wand. So verharre ich viel zu lange. Ich starre stoisch vor mich hin, meine Freundin ist für immer fort.
Whitley
Ich schaue auf meine Hände, die ich nervös in meinem Schoß ringe. Die Frau, die mir gegenübersitzt, Hayden, soll Zachary Brooks’ neue Frau werden. Ich möchte ihr sagen, sie solle weglaufen, so weit und so schnell wie möglich. Aber ich kann es nicht. Sie hat einen süßen kleinen Jungen, und ich möchte mir gar nicht erst ausmalen, was sie mit ihr oder ihm machen würden, wenn sie sie erwischen. Ich warne sie, so gut ich kann, vor Zachary, doch es spielt keine Rolle, denn sie sitzt fest, genau wie ich.
Ich atme tief ein, schließe die Augen und denke an die letzte Frau, die bei einem Fluchtversuch erwischt wurde. Sie war schwanger. Das war ihnen egal, Zachary war das egal. Sie alle bestraften sie, die Männer erteilten ihr eine Lektion, dann führten sie einen Kaiserschnitt durch, nahmen ihr das Baby weg und ließen sie auf dem Tisch verbluten. Sie sahen zu, wie sie direkt vor ihren Augen starb, ohne dass sie ihr Kind jemals sehen durfte. Sie sind alle Monster – jeder einzelne von ihnen.
Hayden neigt den Kopf zur Seite und presst die Lippen aufeinander. Sie sieht müde aus, und ich weiß, dass das an Zacharys nächtlichen Rendezvous mit den vier Köchinnen liegt. Er macht sich nicht einmal die Mühe, leise zu sein, und obwohl dieses Haus groß ist, ist es nicht gut isoliert, und jeder kann hören, wie er diese Mädchen fickt, jede einzelne Nacht.
„Ich gehöre nicht zu ihnen“, erkläre ich. „Er sieht mich nicht einmal wirklich an“, füge ich hinzu. Hayden öffnet den Mund und hebt leicht überrascht die Augenbrauen. „Früher dachte ich, ich sollte seine Aufmerksamkeit erlangen, ich dachte, das wäre ein Weg, um in Sicherheit zu sein. Aber das will ich wirklich nicht mehr.“
„Ist einer von ihnen etwas zugestoßen?“, vermutet Hayden.
Ich denke an Annabelle und schüttle den Kopf. „Nicht ihnen, die sind alle ziemlich neu. Es war eine seiner früheren Freundinnen. Er hat sie mitten beim Sex umgebracht. Er hat sie erwürgt“, flüstere ich. Ich beuge mich über den Tisch und fahre fort: „Es war ihm völlig egal. Er ist sogar noch in ihr gekommen, dann hat er einige seiner Männer gerufen und sie im Wald begraben lassen.“
Tränen steigen mir in die Augen, und ich hebe meine Hand, um einige davon wegzuwischen. Ich erzähle Hayden, dass Annabelle erst sechzehn war, nur drei Jahre jünger als ich. Zachary war das völlig gleichgültig, er machte einfach weiter, als wäre nichts passiert.
„Anastasia hat später am selben Tag ihren Platz eingenommen. Da wurde mir klar, dass ich nicht eine seiner Frauen sein wollte, dass ich sicherer war, wenn ich unsichtbar bleibe und mich um diese Kinder kümmere“, gebe ich zu.
Mit zitternden Fingern greift Hayden über den Tisch und nimmt meine Hand in ihre. „Ich wurde auch schon wie eine von ihnen festgehalten, wie sie benutzt, und das wünsche ich niemandem“, flüstert sie. Ich nicke und drücke ihre Hand.
Ich sehe in ihren Augen, dass sie schreckliche Dinge gesehen und erlebt hat. Wie fast alle Frauen hier. Ich schätze mich glücklich, dass ich den meisten Gräueltaten entgangen bin, indem ich mich, so gut es geht, unsichtbar gemacht habe. Ich habe mich nützlich gemacht, aber mich zurückgehalten, um weiterhin unbeachtet zu bleiben.
Mein ganzer Körper erstarrt, als ich die vier Köchinnen aus der Küche schreien höre. Dann höre ich es klirren und knallen, was sich sehr nach einem Kampf anhört. „Bleib hier bei den Kindern“, sagt Hayden.
„Es gibt einen unterirdischen Schutzraum, ich bringe sie dorthin“, erkläre ich.
Hayden runzelt die Stirn und schüttelt den Kopf. Hayden kann nichts ausrichten, wenn wir angegriffen werden. Sie ist nicht nur zierlich, sondern auch sehr dünn und könnte im Handumdrehen überwältigt werden. Ich habe bessere Chancen, einen Eindringling abzuwehren. Ich bin zwar nicht besonders schwer, doch mit meinen eins fünfundsiebzig deutlich größer als sie. „Tu das noch nicht. Wenn ich in fünf Minuten nicht zurück bin, dann bring sie dorthin“, sagt sie, und ihr Tonfall ist entschlossen. Sie übernimmt die Verantwortung, das hätte ich ihr gar nicht zugetraut.
Ich runzele die Stirn, nicke jedoch. Fünf Minuten, ich kann ihr fünf Minuten geben – aber nicht mehr. Sie reicht mir Easton über den Tisch, steht auf und eilt in die Küche. Easton greift nach Hayden, aber er gibt keinen Ton von sich. Es ist, als wüsste auch er, dass etwas nicht stimmt. Die anderen Kinder schauen sich um, bleiben aber wie immer still.
Es fühlt sich an, als wären mehrere Minuten vergangen, dabei waren es wahrscheinlich nur dreißig Sekunden. Ich stehe auf und beschließe, in die Küche zu gehen, um nach Hayden zu sehen. Eine Hand packt mich am Arm und zieht mich zurück.
„Wenn du einen Mucks von dir gibst, bist du tot“, zischt Zachary mir ins Ohr. Sein heißer Atem streicht über meinen Nacken, und ich kneife die Augen zusammen, um nicht zu schreien. Er zieht mich weiter zurück und legt seine Hand über meinen Mund.
Easton stößt ein leises Wimmern aus, und ich halte ihn fest an mich gedrückt, um ihn ruhig zu halten, damit Zachary ihm nichts antut. Ich habe gesehen, wozu er in der Lage ist, wenn ein Kind ihn wütend macht.
„Setzt euch an die Wand, Kinder“, befiehlt er.
Ich beobachte, wie alle älteren Kinder aufstehen, ihren jüngeren Geschwistern helfen, zur Wand gehen und sich dann langsam auf den Boden sinken lassen. Alle elf Kinder sitzen still und stoisch da und warten auf weitere Anweisungen. Sie sind wie kleine Zombies, und ich frage mich nicht zum ersten Mal, ob er ihnen Beruhigungsmittel ins Essen mischt. Es würde mich nicht überraschen, er ist ein Meister der Manipulation.
Ich starre auf die Szene vor mir. Hayden steht neben einem Mann in einer Lederweste. Er hat langes Haar und einen langen Bart. Er ist anders als alle, die ich je gesehen habe. Ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden, das muss der Typ sein, dessen Mal sie auf ihrer Brust trägt. Ich hatte Zachary von ihren Malen erzählen hören und davon, dass ein Kerl sie so markiert hat, aber ich hatte es nicht verstanden, bis jetzt.
„Was zum Teufel“, knurrt der Mann neben Hayden.
„Ihr dreckigen Scheißkerle. Verschwindet, oder sie und die Kinder sind dran“, faucht Zachary ganz nah an meinem Ohr.
Mein Magen verkrampft sich vor Angst. Zacharys Drohungen sind keine leeren Worte. Er wird mich töten, und er wird auch Easton umbringen, ohne eine Sekunde zu zögern.
Der Typ an Haydens Seite lacht leise, und ich höre Stiefel stampfen, als der Raum sich mit weiteren Kerlen füllt. Ich habe noch nie solche Männer gesehen. Sie sind alle groß und stämmig, und von ihnen geht ein Geruch nach Öl und Schweiß aus.
Das ist etwas, was ich noch nie erlebt habe – sie lassen meinen Magen flattern und verwirren mich gleichzeitig.
Ich höre jemanden scharf Luft holen und zischend ausatmen, und mein Blick trifft auf braune Augen. Sie haben die Farbe von dunkler Schokolade. Sein Haar ist schwarz, und er hat dunkle Stoppeln im Gesicht. Bei seinem Anblick stockt mir der Atem. Seine Haut hat einen olivfarbenen Teint, sie sieht bronzefarben aus, und ich lecke mir die Lippen, weil ich aus irgendeinem Grund das verrückte Verlangen habe, seine zu schmecken. „Ihr wird nichts passieren, und dem Kind auch nicht. Keinem Kind wird etwas geschehen“, verkündet ein anderer. Doch ich kann meinen Blick nicht von dem dunkelhaarigen Mann abwenden, um zu sehen, wer spricht. Ich bin wie gefesselt.
Zachary lacht, und mir läuft ein Schauer über den Rücken. „Wer sagt das? Vielleicht tue ich ihnen nur zum Spaß weh. Sie sind sowieso egal. Ich kann mir andere Schlampen in mein Haus holen und im Handumdrehen ein halbes Dutzend neue Kinder zeugen.“
Ich wimmere, weil ich weiß, dass Zachary die Wahrheit sag. Er blufft nicht, ihm ist das Leben anderer Menschen wirklich egal, insbesondere das von Frauen. Wir sind nur aus einem einzigen Grund hier – um uns fortzupflanzen. Er drückt das Messer etwas fester gegen meinen Hals und meine Unterlippe zittert, als er mir einen flachen Schnitt in die Haut zufügt.
Im Handumdrehen hebt der gutaussehende Fremde seine Hand, und ich höre einen Schuss. Ich reagiere instinktiv und stoße zusammen mit den Kindern im Raum einen markerschütternden Schrei aus. Der Fremde steckt seine Waffe in den Hosenbund, während Zacharys Körper hinter mir zu Boden sinkt.
Ich versuche, wieder zu Atem zu kommen, während ich am ganzen Leib zittere und in einer Lache von Zacharys Blut stehe.
„Fick diesen kranken Motherfucker“, knurrt der sexy Fremde. Ich beobachte mit großen Augen, wie er auf mich zukommt.
Er beugt sich leicht vor, schiebt einen Arm unter meine Knie und den anderen um meinen Rücken und hebt mich hoch. Schweigend geht er mit mir auf Hayden zu.
Ohne nachzudenken, reiche ich ihr den weinenden Easton. Sie presst die Lippen zusammen, nimmt ihn aus meinen Armen und schenkt mir dann ein zittriges Lächeln.
„Ist eines dieser Kinder von dir?“, bellt der Mann barsch, als er an der Reihe von Kindern vorbeigeht.
Ich schlinge meine Arme um seinen Hals, lehne meinen Kopf an seine Brust und fühle mich plötzlich erschöpft. „Nein“, hauche ich.
Er bleibt nicht stehen, sondern beschleunigt sogar seine Schritte, während er durch die Küche und dann nach draußen geht. Ich erwarte, dass er mich loslässt, aber das tut er nicht. Er hält mich fest und marschiert zu einem Pick-up.
Dort angekommen setzt er mich auf den Sitz. Er nimmt den Sicherheitsgurt und schnallt mich an. Ich halte die ganze Zeit den Atem an. Er berührt mich nicht, doch er hebt den Blick zu mir und starrt mir tief in die Augen.
„Bleib hier“, knurrt er.
Eine Sekunde später knallt er die Tür zu, und ich bin allein im Truck. Ich atme schwer und drehe den Kopf, um ihm nachzuschauen. Seine Jeans passt perfekt, sie hängt locker an seinen Hüften, ohne zu weit zu sein, seine Oberschenkel sehen kräftig aus, seine Beine sind lang. Mein Blick wandert von seinem Hintern nach oben und bleibt an seiner Weste hängen.
Notorious Devils steht auf den Rücken gestickt. Mein Atem stockt.
Bilder von meinen Eltern, die über die Notorious Devils sprechen, und dass sie uns dorthin bringen wollen, um uns zu retten, tanzen mir durch den Kopf. Das sind diejenigen, von denen Samuel und Zachary behauptet haben, sie hätten meine Eltern umgebracht. Lügen. Meine Mutter hatte recht, sie sind Beschützer.
Free
Ich gehe zu Torch hinüber, der das Gelände rund um das Haus nach Fallen oder Minen absucht. Als ich mich nähere, hält er inne, und ich beobachte, wie sein Blick zu meinem Truck wandert, bevor er wieder mich ansieht.
„Hast du was gefunden?“, fragt er mit einem Grinsen auf den Lippen.
Ein leises Knurren hallt in meiner Brust wider, aber ich sage nichts, obwohl ich es gern tun würde. Ich möchte ihm sagen, er soll das Maul halten und seine Augen von der kurvigen Brünetten in meinem Truck lassen, doch ich tue es nicht. „Wir fahren“, verkünde ich.
Torchs Lippen zucken. „Ja, Bruder. Fährst du zurück zu den Hütten oder nach Hause?“, fragt er, seine Augen funkeln förmlich. Ich bin froh, dass er das alles für einen verdammten Spaß hält.
„Nach Hause“, knurre ich. „Mein Handy ist an, falls du mich brauchst.“ Ich wende mich von ihm ab und stapfe zurück zu meinem Truck.
Ich kann sein Lachen hinter mir hören, also hebe ich meine Hand und zeige ihm über meine Schulter den Mittelfinger. „Viel Spaß, Bruder. Es ist nichts Falsches daran, die Kriegsbeute für sich zu behalten, mein Freund“, ruft er mir hinterher.
Meine Schritte stocken nicht, auch wenn mein Herz zu rasen beginnt. Ist es das?
Ist sie das?
Ich schüttle den Kopf. Nein, sie ist mehr als nur eine Kriegsbeute. Ein Blick in ihre Augen genügte, um zu wissen, dass sie mehr bedeutet. Ich wusste, dass ich sie mitnehmen musste. Ich weiß nicht, was das heißt, was dieses Gefühl bedeutet, wenn ich in ihre Augen schaue, aber ich möchte es herausfinden.
Zum ersten Mal seit siebzehn Jahren möchte ich erfahren, welche Geheimnisse hinter den Augen einer Frau liegen. Nicht nur, was zwischen ihren Beinen ist oder wie ihr Mund mich fühlen lässt, sondern ich möchte sie kennenlernen. Diese Fremde, diese Frau, die wahrscheinlich dieselben Höllen gesehen hat wie ich. Diese Frau, die fast noch ein Mädchen zu sein scheint, doch das ist mir verdammt egal.
Da ist etwas, und dem muss ich auf den Grund gehen. Vielleicht ist es nichts, und sobald meine Neugier befriedigt ist, kann ich damit abschließen. Ich habe keine Ahnung, aber noch nie hat mich jemand so verflucht sprachlos gemacht, nicht einmal Gemma. Das verdient es, erforscht zu werden.
Ich öffne die Fahrertür und steige in meinen Pick-up. Ich stecke den Schlüssel in die Zündung, drehe ihn um, starte den Motor und lege den Gang ein.
„Free“, stelle ich mich vor.
Sie dreht sich zu mir, aber ich schaue sie nicht an, stattdessen halte ich meinen Blick geradeaus gerichtet. Ich spüre ihre Augen auf mir, sie brennen sich regelrecht in meine Haut, und ich zische, während ich darauf warte, dass sie spricht. Ich muss ihre Stimme hören, nicht ihr ängstliches Flüstern, sondern verdammt noch mal ihre wahre Stimme.
„Ich bin Whitley“, sagt sie.
Langsam drehe ich meinen Kopf, um sie anzusehen. Ihre bernsteinfarbenen Augen glitzern, als sie mich direkt anblickt, sie sehen aus wie Katzenaugen, als seien sie nicht von dieser Welt. Ihre Stimme umspült mich und beruhigt meine Seele, sie ist so verdammt süß.
„Du kommst mit mir nach Hause, Kitten“, sage ich mit rauer Stimme.
Sie blinzelt, und ein Hauch von einem Lächeln erscheint auf ihren Lippen. „Okay, Free.“
Daraufhin drücke ich mein Fuß aufs Gaspedal und rase aus diesem verfluchten Albtraum von Höllenloch heraus. Ich bringe sie nach Hause. Ich weiß nicht, was als Nächstes passieren wird, aber ich muss es wissen. Ich muss herausfinden, was es an ihr ist, das mich plötzlich wieder fühlen lässt.
Whitley
Die Fahrt zu unserem Ziel verläuft schweigend. Ich weiß nicht, wohin wir fahren, aber je weiter wir uns von dem Gelände entfernen, desto entspannter werde ich. Vielleicht bin ich naiv, doch ich fühle mich neben diesem Mann wohler als in den letzten drei Jahren in der Anlage.
Free hält nicht an, er rast die Straße entlang, und ich balle meine Fäuste und grabe meine Fingernägel in meine Handflächen. Ich möchte ihm eine Million Fragen stellen, doch ich will ihn nicht verärgern. Eine Sache, die ich in meinem Leben gelernt habe, ist, still zu sein.
Zachary verlangte immer Schweigen. Samuel bevorzugte Ruhe, aber nicht so sehr wie Zachary. Ich persönlich versuchte einfach, mich unauffällig zu verhalten, egal welcher Mann in der Nähe war.
Ein paar Stunden später halten wir an einer Tankstelle, und ich halte den Atem an, als der Pick-up an der Zapfsäule zum Stehen kommt. „Hast du Hunger?“, fragt er mit rauer Stimme.
Mein Magen knurrt, und ich beobachte, wie er den Kopf dreht und sein Kinn senkt, bevor er seinen Blick zu mir hebt. „Ich schätze, das hast du“, sagt er mit einem Grinsen. „Komm schon. Hol dir hier ein paar Snacks, und wenn wir näher an der Zivilisation sind, besorge ich dir richtiges Essen.“
Ich steige aus dem Pick-up und ziehe an meinem knielangen, drapierten Sommerkleid. Es verdeckt meinen Körper. Was in der Nähe von Zachary Brooks eine gute Sache war. Aber wenn man in der Nähe eines Mannes ist, von dem man möchte, dass er einen tatsächlich sieht, ist es eher hinderlich.
Ich schüttle den Kopf. Ich bin dumm. Ich kenne ihn nicht einmal, was kümmert es mich, ob er mich sieht? Ich sollte das nicht wollen.
Der kleine Shop an der Tankstelle ist wahrscheinlich mies, aber für ein Mädchen, das seit über drei Jahren nichts Vergleichbares gesehen hat, ist er großartig. Ich gehe zu der Slushy-Maschine und atme tief ein. Ich kann den zuckrigen Sirup riechen, und mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
„Möchtest du einen Cola-Slushy?“, fragt Free hinter mir.
Mein Rücken versteift sich, und ich schüttle den Kopf. Er grunzt, aber ich wende mich von der Maschine ab und gehe zu einem Regal mit Chips und Süßigkeiten. Ich schnappe mir eine Tüte Käsecracker, ein paar Erdnussbutter-Kekse und eine kleine Tüte M&Ms. Ich bringe meine Sachen zur Kasse und fühle mich unbehaglich, weil ich keinen Cent habe, um dafür zu bezahlen.
Free steht dort, und ich lege meine Snacks leise neben ihn. Ich mache einen Schritt zurück und senke mein Kinn, um auf meine Füße zu schauen. Es ist eine automatische Reaktion, immer mindestens zwei Schritte hinter einem Mann zu bleiben, egal welchem Mann. Und den Blick gesenkt zu halten, immer.
„Seid ihr auf einem Roadtrip?“, fragt der Typ hinter der Theke.
Ich antworte nicht, eine weitere Sache, die Frauen nicht tun: in der Öffentlichkeit sprechen. Free grunzt nur, während er sein Geld aus der Tasche kramt und es auf den Tresen knallt.
„Du hast da ein hübsches kleines Ding. Aber ich denke nicht, dass sie hier draußen unterwegs sein sollte“, fährt der Kassierer fort.
Ein Grollen steigt aus Frees Brust empor, und er bewegt sich schnell. Ich hebe den Blick und schnappe nach Luft. Free hat eine Waffe auf die Stirn des Mannes gerichtet.
„Was soll das verdammt noch mal heißen?“, verlangt er zu wissen.
Der Angestellte grinst, sein überhebliches Lächeln breitet sich über sein Gesicht aus und wird böse. „Ich habe diese Mädchen hier vorbeikommen sehen. Ich weiß, wem sie gehören, und ich weiß, dass sie, sobald sie hier vorbeikommen, nie wieder gesehen werden. Ich bin verdammt neugierig, wohin sie sie alle bringen. All diese jungen Dinger, ich bin sicher, sie haben eine Menge Spaß“, erklärt er und lacht höhnisch.
Es scheint ihm völlig egal zu sein, dass eine Waffe auf seine Stirn gerichtet ist. Er sieht mich an und leckt sich die Lippen. Ich rutsche ein Stück weiter hinter Free, drücke meine Wange an seinen Rücken und schließe fest die Augen.
Ich höre einen Schuss, dann noch zwei weitere. „Verfluchte Kameras“, murmelt Free. „Komm schon, Kitten.“
Ich bleibe förmlich an seinem Rücken kleben und folge ihm zur Tür hinaus. Ich habe das Gefühl, erst wieder atmen zu können, als wir in seinem Pick-up sitzen. „Hier“, sagt er und drückt mir etwas in die Hand. Es ist ein Getränk.
Ich schließe meine Hand darum und ziehe es näher zu mir heran. Als ich hinunterblicke, schnappe ich nach Luft. Es ist ein Slushy mit Cola-Geschmack. Ich hebe meinen Blick zu ihm, und er zwinkert mir zu. „Kitten, wenn du etwas willst, dann fragst du mich verdammt noch mal danach, und es gehört dir, Süße.“
„Free“, stoße ich aus.
Er schüttelt den Kopf. „Dieser Typ war verdammt widerlich. Ich hätte ihn nicht töten sollen. Ich wollte nicht, dass er dich so ansieht oder so über dich redet. Außerdem wusste er zu viel.“ Free räuspert sich.
Ich nicke. Seine Gründe sind verständlich. Ich habe in meinem Leben schon viel Tod gesehen, und die Tatsache, dass er mir seine Gründe für den Mord an diesem Mann erklärt, lässt mich ihn mit anderen Augen betrachten als alle anderen Männer, die ich kenne. Er hat schließlich kein unschuldiges Mädchen getötet, im Gegensatz zu den anderen. Wahrscheinlich bin ich nicht ganz richtig im Kopf, vor allem, weil mich der Tod des Kerls eben überhaupt nicht erschüttert hat. Aber so sieht mein Leben nun mal aus, das sind die Karten, die mir ausgeteilt wurden.
Ich strecke meine Hand aus, lege sie auf seinen Unterarm und drücke ihn. „Ich verstehe. Danke“, sage ich.
Ich sauge am Strohhalm und stöhne, als die Flüssigkeit meine Zunge berührt und die Cola meine Kehle hinabrinnt. Es kommt mir vor, als hätte ich so etwas schon ewig nicht mehr getrunken. Ich schließe die Augen und genieße mein Getränk in vollen Zügen. Free knurrt neben mir, und ich reiße die Augen wieder auf, während ich meinen Kopf drehe, um ihn anzusehen.
„Mach nicht so laute Sexgeräusche, Kitten, sonst müssen wir anhalten, und ich bin mir sicher, dass du nicht willst, dass ich dich am Straßenrand ficke, Whitley“, stößt er hervor.
Meine Augen werden groß und meine Augenbrauen schießen in die Höhe, als ich seine Worte höre. Ich beiße mir auf die Innenseite meiner Wange und überlege, ob ich ihm sagen soll, dass ich noch Jungfrau bin. Offensichtlich glaubt er, dass wir Sex haben werden, und zwar bald. Vielleicht ist er doch nicht der beschützende Retter, für den ich ihn gehalten habe. Aber er scheint auch nicht wie die bösen Männer zu sein, von denen ich in den letzten drei Jahren umgeben war.
Mein Atem geht stoßweise, während ich meinen Blick über seinen Körper wandern lasse, zu seinem Schritt und seinen kräftigen Oberschenkeln. Ich presse meine Beine zusammen und frage mich, warum mein Unterleib pocht. Mein Blick wandert langsam wieder nach oben und bleibt an seinen Fingern hängen, die locker um das Lenkrad liegen. Meine Gedanken schweifen zu Bildern seiner großen Hände und wie sie sich auf meinem Körper anfühlen würden.
„Whitley“, sagt er mit rauer Stimme.
Ich schrecke hoch und konzentriere mich auf die Windschutzscheibe. Ich versuche, mich zu beruhigen und an etwas anderes zu denken als an seine Hände auf meinem Körper oder daran, wie er unter seiner Kleidung aussieht. Ich versuche, zu ignorieren, wie meine Brüste und mein Unterleib aus unerfindlichen Gründen zu ziehen scheinen. Ich versuche, überhaupt nicht zu denken.
Free
Neben ihr zu sitzen ist eine Qual – verdammte Folter. Das Kleid, das sie trägt, ist scheiße, aber ich weiß, dass sich darunter ein üppiger, kurviger Körper verbirgt. Als ich sie aus diesem Höllenloch herausgetragen habe, habe ich es gespürt. Sie ist keine kleine Frau, doch alles ist genau dort, wo es sein soll, und mein Schwanz schmerzt bei dem Gedanken, ihr beschissenes Kleid auszuziehen und diesen süßen Körper zu enthüllen.
Das Clubhaus kommt in Sicht, und ich greife fester nach dem Lenkrad. Ich wünschte, ich hätte meine eigene Wohnung, in die ich sie mitnehmen könnte, aber mein Zimmer hier muss reichen. Ihre Augen sind weit aufgerissen, als sie das Clubhaus und den Parkplatz betrachtet.
Ich frage mich, was sie denkt. Was tue ich hier eigentlich, verdammt? Ich sollte sie nach Calgary fahren, wo die anderen Männer die Frauen und Kinder in Frauenhäuser unterbringen. Doch das kann ich nicht, aus irgendeinem Grund kann ich sie nicht einfach wegbringen lassen.
Sie hat etwas an sich.
Sie gehört mir, und ich habe vor, sie zu behalten.
„Ist das dein Haus?“, fragt sie unschuldig und schaut sich um.
Ich fluche innerlich. Ich hätte sie nicht hierherbringen sollen. Ihre großen bernsteinfarbenen Augen treffen meine, und ich senke meinen Blick. Dann sehe ich sie wieder an.
„Das ist das Clubhaus.“
Sie nickt, Verwirrung steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Aber du lebst hier.“
Ich nicke. „Ja, und andere Brüder auch.“
Sie ballt ihre Fäuste, und ich senke meinen Blick erneut. Mein Kiefer verkrampft sich, als ich sehe, wie ihre Fingernägel sich in ihre Handflächen graben. Ich weiß nicht, was das bedeutet, doch es sieht so aus, als würde sie das oft tun, und das macht mich wütend.
„Ich weiß, wie man unsichtbar wird“, sagt sie mit einem Achselzucken und öffnet die Tür des Trucks. „Sag mir einfach, was ich tun soll, und ich werde es tun, die übrige Zeit wirst du nicht einmal merken, dass ich da bin.“
Ich sage ihr nicht, dass ihre Worte Blödsinn sind. Selbst wenn sie es versuchen würde, so wäre sie niemals unsichtbar für mich. Sie ist viel zu schön, ihr Körper viel zu sexy und ihre Augen viel zu unschuldig.
Nein, sie weckt in einem Mann den Wunsch, sie zu verderben. Ich habe vor, dieser Mann zu sein. Ich habe vor, jeden Zentimeter ihres süßen Körpers zu erkunden.
Sie steht neben der Beifahrertür und wartet auf mich. Ich steige aus dem Pick-up und eile zu ihr hinüber. Dann lege ich meine Hand auf ihren unteren Rücken und führe sie zum Clubhaus. Sie verlangsamt ihre Schritte, und ich bleibe verwundert stehen.
„Gibt es ein Problem?“, frage ich.
Sie schüttelt den Kopf und schaut auf ihre Füße. „Ich nehme nur meinen Platz ein“, murmelt sie.
Ich lasse meine Hand von ihrem Rücken zu ihrer Hüfte gleiten und lege die andere in ihren Nacken. Sanft drücke ich sie, woraufhin sie den Kopf hebt und mir in die Augen sieht.
„Deinen Platz?“, frage ich leise.
Sie nickt. „Der Platz einer Frau ist immer mindestens zwei Schritte hinter einem Mann“, erklärt sie.
Ich pfeife leise. Die haben ihr in dieser Siedlung wirklich das Gehirn gewaschen, aber ich habe nichts anderes erwartet. „Vergiss all den Mist, den du an diesem beschissenen Ort gelernt hast“, knurre ich.
Ihre Augen werden groß, und sie öffnet überrascht den Mund. Ich möchte nichts lieber, als meinen Schwanz zwischen diese hübschen Lippen zu schieben. Ich senke meinen Kopf, sodass meine Lippen fast ihre berühren, und flüstere: „Sie haben dir eine Gehirnwäsche verpasst, Kitten. Dein Platz ist an der Seite deines Mannes.“
„Bist du das?“, will sie wissen, ihre Frage wirkt kühn und ist doch so verdammt unschuldig.
Ich stelle fest, dass mir ihre Direktheit gefällt. Grinsend streiche ich mit meinen Lippen über ihre und lache leise, als ihr der Atem stockt. Ich lecke mir die Lippen, schmecke ihre Süße darauf und unterdrücke ein Stöhnen. Ich will mehr von ihr, und ich habe vor, es mir zu nehmen – bald.
„Noch nicht, Kitten. Du wirst es wissen, wenn es soweit ist. Du wirst es bis in deine Seele spüren.“
Ohne auf ihre Antwort zu warten, wende ich mich von ihr ab. Ich lege meine Hand um ihre und ziehe sie an meine Seite, damit sie mir auf keinen Fall hinterherlaufen kann. Ich erwarte, dass mich Schuldgefühle überkommen, vor allem, weil ich davon gesprochen habe, ihr Mann zu sein, doch das ist nicht der Fall. Ich runzele die Stirn. Normalerweise kommen die Schuldgefühle schon auf, wenn ich eine Frau bloß anschaue.
Ich schüttle den Kopf und beschließe, jetzt nicht darüber nachzudenken. Ich habe Whitley neben mir und muss mir überlegen, was ich nun mit ihr machen soll.
Der Club ist leer, bis auf DD und Jizzy, die nur mit BH und Höschen bekleidet herumlaufen. Whitley drückt meine Hand fester, als sie das sieht, und ich frage mich, was sie davon hält. DDs Augen leuchten auf, als sie mich entdeckt, aber ich beobachte, wie sie sich verengen, als sie merkt, dass eine Frau an meiner Seite steht.
„Was zum Teufel ist das denn? Du bringst ein verlorenes Mädchen mit nach Hause, das für uns kocht und putzt, Free?“, schnurrt sie und kommt auf uns zu.
Ich schüttle den Kopf. „Sie geht dich nichts an, DD. Geh jetzt, wir sehen uns später.“
DD dreht sich um und hüpft praktisch davon, jedoch nicht bevor sie sich ein letztes Mal umgedreht und mir ein kokettes Lächeln geschenkt hat, gefolgt von einem Augenzwinkern.
Ich ziehe Whitley an der Hand und bringe sie in mein Zimmer. Ich öffne die Tür, schiebe sie hinein und schließe hinter uns ab. Sie sieht mich nicht an. Sie ist damit beschäftigt, mein Zimmer zu mustern, und ich schäme mich für das, was sie wohl denken muss. Ich wusste nicht, dass ich eine Frau hierher mitbringen würde, es ist ein verdammtes Chaos. Ich reibe mir mit der Hand über das Gesicht und versuche, mich daran zu erinnern, wann ich das letzte Mal die Bettwäsche gewechselt habe, und schäme mich erneut.
Whitley
Der Geruch schlägt mir als Erstes entgegen. Dieser Ort ist ekelhaft. Ich bin mir nicht einmal sicher, welche Farbe der Boden hat, weil so viel Zeug darauf herumliegt. Das Bett ist ein Chaos, und angesichts der unnatürlichen Verfärbung seiner Bettwäsche würde ich vermuten, dass er sie seit Monaten, vielleicht sogar Jahren nicht gewechselt hat. In seinem Kleiderschrank stapeln sich Berge von Kleidung, und überall liegen leere Lebensmittelverpackungen und Kartons sowie Bier- und Schnapsflaschen herum.
„Ich bin kein guter Hausmann“, murmelt er.
Ohne mich umzudrehen, schnaube ich. „Kein guter?“
Er tritt hinter mich, ich spüre seine Brust an meinem Rücken, bevor er meine Taille umfasst. Sein Atem streift meinen Nacken, warm und köstlich, als er meine Haut berührt. „Ich putze nicht, Kitten. Das ist doch offensichtlich. Ich ficke, ich trinke, und wenn du brav bist, lecke ich deine süße kleine Pussy. Das ist so ziemlich alles, was ich kann, Whitley. Ich werde auch für dich sorgen, was immer du brauchst, es gehört dir“, erklärt er.
Meine Fingernägel graben sich in meine Handfläche und verursachen leichte Schmerzen, als ich tief einatme. „Ich habe noch nie. Ich bin …“
Ich schüttle den Kopf und bemühe mich, die richtigen Worte zu finden, um ihm zu sagen, dass ich Jungfrau bin. Ich lebte in einer Siedlung, in der sich alles um Sex drehte, aber kein einziger Mann hat auch nur versucht, mich anzufassen, und dafür war ich dankbar, das bin ich immer noch. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, welchen Albtraum diese Kerle ihren Frauen zugefügt haben. Ich habe erlebt, wie einige sogar beim Sex ums Leben gekommen sind. Das will ich nicht.
„Du bist Jungfrau“, errät er, während seine Lippen meinen Hals streifen.
Ich nicke, meine Stimme versagt. Er stöhnt, und ich spüre etwas unverkennbar Hartes, das sich gegen meinen Rücken drückt. Mein Gesicht wird heiß, er mag es, dass ich unberührt bin, es erregt ihn, und ich beiße mir auf die Lippe, weil es mir gefällt, dass ich ihn so beeinflusse.
„Scheiße. Ich hätte dich in das Frauenhaus bringen sollen“, flucht er, bevor seine Lippen mich verlassen, und ich spüre, wie er sich zurückzieht.
Ich drehe mich um, sehe grade noch, wie die Tür zuschlägt, und bleibe allein in seinem schmutzigen Zimmer zurück. Ich bin immer noch schockiert von seiner schnellen Kehrtwende, seine Stimmung hat sich innerhalb von Sekunden geändert. Nun stehe ich da und bin überrascht von dem, was gerade passiert ist.
Ich blinzele die Tränen weg und balle wieder meine Fäuste. Ich schüttle den Kopf und weigere mich, zu weinen. Das ist genau wie bei Zachary zu Hause. Ich muss mich nützlich und unsichtbar machen, dann lassen sie mich alle in Ruhe. Ich weiß nicht, warum Free mich hierhergebracht hat oder wieso er mich nicht mit den anderen Frauen ins Frauenhaus gefahren hat, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Alles, was zählt, ist mein Mut und meine Kraft zum Überleben.
Ich atme tief ein und aus und mache mich daran, das ekelhafte Zimmer aufzuräumen. Wenn ich hierbleiben soll, muss es sauber sein. Ich schaue mich um und überlege, wo ich anfangen soll, doch ich brauche Hilfsmittel. Nicht nur Reinigungsmittel, sondern auch eine Waschmaschine, einen Trockner und Müllsäcke.
Ich gehe zur Zimmertür, lege meine Hand um den Knauf, drehe ihn vorsichtig und öffne die Tür zum Flur. Er ist leer, also laufe ich leise in die Richtung, aus der wir gekommen sind, auf der Suche nach einer Küche oder einem Vorratsschrank.
Ich tue das, was ich am besten kann, schmiege mich an die Wände und bemühe mich, völlig unsichtbar zu bleiben. Als ich den Barbereich betrete, überrascht es mich nicht, Free an der Bartheke sitzen zu sehen. Ich kann sein Profil erkennen, er hat seine Hand um eine Flasche gelegt und einen finsteren Blick auf seinem Gesicht.
Ich schlüpfe in die Küche und suche herum, bis ich eine Schachtel mit Müllbeuteln, einen Allzweckreiniger und Lappen finde. Ich weiß nicht, ob das reichen wird, aber mehr habe ich im Moment nicht. Als ich zurück in die Bar gehe, werfe ich wieder einen Blick auf Free. Ich bleibe wie angewurzelt stehen, und mein Herz rast bei dem Anblick, der sich mir bietet.
Innerhalb weniger Minuten hat sich die Situation völlig verändert. Er trinkt nun nicht mehr einsam an der Bar. Die Frau, die praktisch nackt vor uns herumstolziert ist, sitzt auf seinem Schoß. Ich sehe mit Entsetzen zu, wie er seine Hand hebt, sie um ihre Brust legt und sie drückt, während er seinen Mund an ihre Halsseite presst. Derselbe Mund war eben noch an meinem Hals, ich fühle mich gleichzeitig schmutzig und angewidert.
Ich eile zurück ins Schlafzimmer, schließe mich ein und versuche, die Szene, die ich gerade gesehen habe, aus meinem Kopf zu verbannen.
Es sollte mir egal sein.
Es sollte keine Rolle spielen.
Ich kenne ihn nicht, und er kennt mich nicht. Er ist nur ein Typ, der mich aus der Anlage geholt hat. Ich bin nichts Besonderes für ihn, ich bin nichts Besonderes für irgendjemanden. Selbst wenn ich für einen kurzen Moment so empfunden habe, ist es gut, dass mir diese Illusion nun genommen wurde.
Ich versuche, mein rasendes und gebrochenes Herz zu ignorieren, und fülle stattdessen die Säcke mit Müll, erst einen, dann zwei und schließlich drei. Ich stelle sie neben die Tür und versuche, mein immer noch wild hämmerndes Herz zu beruhigen, aber es funktioniert nicht.
Ich sollte nicht so betroffen sein, es sollte mir wirklich egal sein. Ich runzele die Stirn und beginne, alle Oberflächen mit dem Lappen und dem Reinigungsmittel zu säubern. Bald werde ich jemanden nach einer Waschmaschine fragen müssen, vor allem, wenn ich heute Nacht schlafen will. Ich habe Angst, mich weiter hier umzuschauen, weil ich keine Ahnung habe, was ich hinter einer der geschlossenen Türen finden könnte. Aber ich muss mich jetzt beschäftigen und meine Gedanken von ihm ablenken.
„Was zum Teufel machst du da?“, brummt Free.
Ich zucke zusammen, weil ich nicht bemerkt habe, dass er hereingekommen ist. Ich drehe mich um, den Reiniger und den Lappen in der Hand, schaue auf sie hinunter und dann wieder zu ihm hoch.
„Putzen“, antworte ich.
Er runzelt die Stirn, sein Blick fällt auf den Reiniger, bevor er meinen trifft. „Warum zum Teufel machst du das? Du hättest eine der Huren hier hereinrufen können, damit sie das für dich erledigt.“
Ich zucke bei dem Wort „Hure“ zusammen. „Das macht mir nichts aus, und es ist nötig. Ich … wo sind die Waschmaschine und der Trockner?“
„Du wäschst nicht meine Wäsche“, brummt er.
Ich stelle den Reiniger und lege den Lappen auf eine umgedrehte Kiste, die er als Nachttisch benutzt, und gehe zögernd ein paar Schritte auf ihn zu. „Deine Bettwäsche muss gewaschen werden, genauso wie deine Kleidung. Ich bin daran gewöhnt, Free. Es ist okay.“
Er streckt die Hand aus, legt sie um meinen Nacken und zieht mich an seine Brust. Ich versuche, mich zu befreien, weil ich nicht möchte, dass dieselben Hände, die diese Frau berührt haben, mich anfassen. Ich will nicht an seinen Körper gedrückt werden, der vor wenigen Augenblicken an ihren nackten Körper gepresst war.
„Hör auf, Whitley. Wehre dich nicht“, fordert er. Ich erstarre und kneife die Augen zusammen, als ich zu ihm aufschaue. „Bist du wegen irgendetwas sauer?“
Ich drehe meinen Kopf zur Seite. Ich will ihn nicht ansehen. Ich spüre, wie seine Nase meine Kinnlinie entlang gleitet, dann sind seine Lippen an meinem Ohr. „Kitten, ich habe dich gesehen. Ich habe DD nicht gefickt. Nicht, wenn meine hübsche kleine Katze ganz allein hier drin ist“, flüstert er.
Mein ganzer Körper bekommt Gänsehaut, und mein Innerstes schmerzt bei seinen Worten. Ich kann mich nicht dagegen wehren und ebenso nicht leugnen, welche Wirkung er auf mich hat.
Seine Finger tanzen meinen Arm hinauf, bis er sie durch mein Haar gleiten lässt und mich sanft festhält. Er zieht meinen Kopf nach hinten, seine Nase streift erneut meine Kinnlinie, dann meinen Hals, bis seine Lippen schließlich die Oberseite meines Schlüsselbeins berühren. Er kostet mich mit seiner Zunge, und meine Schenkel erzittern dabei.
„Ich sollte dich nicht wollen. Wenn du auch nur das Geringste über mich wüsstest, würdest du mich hier und jetzt abwehren“, murmelt er an meinem Hals, während seine Lippen wieder nach oben wandern. Seine andere Hand verlässt meinen Hals, und ich spüre, wie er sie um meine Hüfte legt. „Ich erzähle dir aber nichts von all dem Scheiß, Whitley.“
„Warum nicht?“, presse ich hervor.
Er lacht leise, sein Atem streift meine Haut. „Kitten, wenn du es wüsstest, würdest du vor mir davonlaufen, und ich will dich behalten“, erwidert er. Ich drehe meinen Kopf zu ihm zurück und schaue in seine dunklen Augen. Ich kann seinen Blick nicht ganz deuten, allerdings weiß ich, dass Hitze darin liegt. Ich strecke meine Hand aus, berühre seinen Hals, lege meine Finger um seinen Nacken und spüre seine Wärme.
„Ich kenne die Regeln hier nicht. Ich weiß nichts über deine Gruppe, deinen Club und was akzeptabel ist“, gebe ich zu.
Er nickt, schließt leicht die Augen und sieht durch seine Wimpern auf mich herab. „Es gibt nicht viele Regeln, Whitley. Die Männer haben das Sagen, die Old Ladies sind stark. Die Clubmädchen sind nur für einen einzigen Zweck da. Du stellst keine Fragen, denn selbst wenn du es tätest, würdest du keine Antworten bekommen. Clubangelegenheiten sind eben genau das: Angelegenheiten des Clubs. Ansonsten ist alles erlaubt, Kitten.“
Ich runzele die Stirn, weil mir diese Regeln sehr ähnlich zu denen in der Siedlung vorkommen. Clubmädchen sind synonym zu Zuchtfrauen oder vielleicht Köchinnen, aber die Aufgaben sind dieselben. Eine Frau ist für das körperliche Vergnügen da.
„Werde ich das sein, ein Clubmädchen? Hast du mich deshalb hierhergebracht?“, frage ich.
Free kneift die Augen zusammen, und ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie scheinen tatsächlich noch dunkler zu werden, als er auf mich herabblickt. „Willst du, dass jeder Mann hier zwischen deinen Beinen zum Zug kommt, Whitley?“, knurrt er und verstärkt seinen Griff in meinem Haar und an meiner Hüfte.
Ich reiße die Augen auf und schüttle den Kopf. Das will ich nicht, nicht im Geringsten, doch so, wie er redet … Ich bin mir nicht sicher, was meine Rolle hier ist. Er brummt und sucht meinen Blick.
„Du bist hier, weil du mir gehörst. Ich konnte dich dort nicht zurücklassen. Mehr weiß ich auch nicht.“
