Nur dieser eine Sommer ... - Becky Citra - E-Book

Nur dieser eine Sommer ... E-Book

Becky Citra

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Beschreibung

Nach dem tragischen Reitunfall ihrer Mutter sind Thea und ihr Vater ständig auf Reisen, um dem gut verpackten Schmerz über den Tod der Mutter zu entgehen. Ein Schulwechsel folgt dem nächsten, keine Chance, Freunde zu finden – was Thea bleibt, ist bleierne Einsamkeit. Doch als sie auf die Lakeview-Ranch kommen, scheint endlich alles anders zu werden. Thea trifft dort auf den Jungen Van, ein jahrzehntealtes Geheimnis und auf das völlig verwilderte, unzähmbare Pferd Storm. Behutsam beginnt Thea, das Vertrauen des Pferdes zu erlangen. Dabei erkennt sie, dass sie wie Storm lernen muss, ihr Herz zu öffnen und dem Leben wieder zu vertrauen.

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Seitenzahl: 209

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Ähnliche


Becky Citra

Nur dieser eine Sommer …

Aus dem Englischen von Fiona Weisz

KOSMOS

Umschlaggestaltung: Henry’s Lodge GmbH Kilchberg (Schweiz), unter Verwendung eines Fotos von © Anja Hild / Getty Images

© 2011 by Becky Citra

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Missing bei Orca Book Publishers, Victoria (Canada).

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2015, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-440-14739-9

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Für meinen Bruder John

Eins

Es ist fast schon Ende Juni und ich sitze im Diner in meiner Lieblingsecke ganz hinten. Ich muss wie der größte Verlierer aller Zeiten aussehen. Nirgends kann ich nach der Schule hin, außer ins Diner, wo ich meine Hausaufgaben mache. Nicht dass mich irgendjemand sehen könnte. Oder zumindest niemand, der wichtig wäre.

„Wie läuft’s mit den Hausaufgaben?“, fragt Dad. Er wischt den Tisch neben meinem ab und schrubbt an einem besonders störrischen Ketchupfleck herum. Normalerweise steht er hinter dem Grill, brät Eier und Burger, aber heute ist die Bedienung wegen Kopfschmerzen früher nach Hause gegangen. Also hat Dads Chef Sid den Grill übernommen und Dad nach vorne geschickt. Das Diner ist fast ganz leer, bis auf eine Frau mit einem kleinen Kind, die an einem Tisch am Fenster Eis essen.

Dad trödelt herum, um sich unterhalten zu können. „Willst du ’ne Cola?“

„Nein, danke.“

„Wie war’s in der Schule?“

„Super“, lüge ich.

Aber Dad lässt sich nicht hinters Licht führen. „Hab ein bisschen Geduld“, sagt er. „Du kannst nicht erwarten, sofort eine Menge Freunde zu haben.“

Ich beuge mich tiefer über mein Buch, damit ich ihn nicht weiter anlügen muss. Dad hat keine Ahnung! Es braucht Zeit, um Freunde zu gewinnen. Und die haben wir nicht. Sids eigentlicher Koch kommt nächste Woche zurück und dann ist Dad offiziell arbeitslos. Wieder mal. Seit Wochen durchforstet er die Zeitung nach Stellenanzeigen und reicht Bewerbungen in der ganzen Stadt ein. Aber hier gibt’s keinen Job für ihn. Also werden wir wieder weiterziehen.

Seit wann interessiert es Dad überhaupt, wie es in der Schule läuft?

Die Matheaufgaben verschwimmen vor meinen Augen, sodass ich blinzeln muss. Den ganzen Tag fühle ich mich schon so. Zerbrechlich.

„Hey, Dusty, komm her!“, ruft Sid. An Dads Kiefer zuckt ein Muskel. Ich schätze, er hat auch keinen besonders guten Tag heute. Er lässt sich Zeit, in die Küche zurückzugehen. Und ich versuche, mich auf die nächste Matheaufgabe zu konzentrieren.

Jetzt ist mir endgültig zum Heulen zumute. Ich muss noch eine ganze Seite mit diesen dämlichen Aufgaben lösen. Sehnsüchtig denke ich an das Buch, das ich in der Schulbücherei ausgeliehen habe. Der Pferdeflüsterer. Ich habe den Film schon dreimal gesehen, aber das Buch noch nie gelesen. Ich wusste nicht mal, dass es dazu ein Buch gibt, aber es war das Highlight meiner Woche, als ich es auf dem Wagen mit den Büchern entdeckte, die wieder ins Regal geräumt werden mussten. Es ist richtig dick und ich schätze, ich sollte es mir für die Schule aufheben. Es würde sicher eine Menge einsamer Mittagspausen füllen.

Ich konzentriere mich wieder auf das Mathebuch. Wer zum Teufel denkt sich diese Aufgaben nur aus? Was haben sie mit dem wahren Leben zu tun?

Eine Stunde später habe ich so viele Aufgaben gelöst, wie ich konnte – also etwas weniger als die Hälfte. Ich hänge bereits in allen Fächern hinterher und mein schlimmster Albtraum ist, die Achte nicht zu schaffen. Ich habe mich immer für eine durchschnittlich begabte Schülerin gehalten, aber an dieser Schule sind die Lehrer viel anspruchsvoller als an der letzten.

Als wir noch im Fraser Valley gelebt haben, bin ich vom Kindergarten bis zur Vierten in dieselbe Schule gegangen. Das war schön. Ich hatte drei beste Freundinnen. Aber nachdem all der Scheiß passiert war, wollte Dad nichts mehr mit unserem alten Leben zu tun haben. Wir sind nordwärts gezogen, von einer Kleinstadt im Cariboo-Bezirk in die nächste. Von da an wurde alles immer schlimmer. Keiner von Dads Jobs ist von Dauer. Ich würde gern in unser altes Leben zurück, aber ich weiß, dass Dad keine zehn Pferde zurückbringen würden. Ich vermisse meine Freunde von damals immer noch, obwohl sie mich bestimmt schon längst vergessen haben. Und ich vermisse Fraser Valley.

Abgesehen von Sid, Dad und mir ist das Diner jetzt leer. Dad lässt sich mit einem Becher Kaffee in der Hand auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Sein Gesicht ist fahl. Sid erlaubt ihm zehn Minuten Pause, und sobald Dad mal eine Millisekunde länger braucht, fängt Sid an rumzumotzen, dass Zeit Geld sei und so. Das Diner schließt bald, also ist es Dads letzte Pause. Danach wird er die Küche sauber machen und wir können endlich nach Hause gehen.

Die Tür wird geöffnet und ein Mann kommt herein. Er ist groß, hat ein rotes Gesicht und trägt nagelneue Jeans, Stiefel und einen Cowboyhut, der nicht so ganz passt. Dad sitzt mit dem Rücken zu ihm und dreht sich nicht mal um. Ein Kunde um diese Uhrzeit heißt, dass das Diner erst später schließt. Sid schlägt nie eine Gelegenheit aus, Umsatz zu machen.

Aber heute will Sid auch nach Hause. Die Klimaanlage ist kaputt und er hat zwei Schweißflecken unter den Armen. „Tut mir leid, wir schließen gerade“, sagt er.

Der Mann lächelt und sagt: „Ich will gar nichts essen. Ich mache nur die Runde, um Bescheid zu sagen, dass ich jemanden für meine Ranch suche. Hier kommen doch bestimmt jeden Tag viele Leute rein. Vielleicht kennen Sie jemanden, der einen Job sucht?“

Jetzt hört Dad doch zu, das sehe ich ihm an, obwohl er so tut, als würde er nur seinen Kaffee trinken. Am liebsten würde ich: „Ja! Hier drüben!“, rufen. Ich kann’s gar nicht glauben. Irgendein Typ kommt hier einfach reingeschneit und hat einen Job anzubieten. Mich interessiert nicht mal, was das für ein Job ist. Ich bin sicher, Dad kriegt das hin. Und vielleicht könnten wir dann diesen einen Sommer einmal in ein und derselben Stadt verbringen.

Sid deutet mit dem Kopf in unsere Richtung. „Vielleicht fragen Sie mal Dusty da drüben.“

Der Mann zögert kurz und kommt dann zu unserem Tisch. Er streckt Dad die Hand hin und sagt mit kräftiger Stimme: „Stan Tulworth. Aber alle nennen mich Tully.“

„Dusty Taylor“, erwidert Dad und schüttelt Tullys Hand. „Und das ist meine Tochter Thea“, ergänzt er.

„Thea. Was für ein schöner Name. Kurzform von Theadora?“

Ich nicke ein bisschen verlegen. Die meisten haben noch nie etwas von dem Namen Theadora gehört. Hoffentlich erzählt Tully was über den Job. Ich versuche, ganz cool zu bleiben, aber ich kann mein Herz bis zum Hals schlagen hören. Ich mache mir jetzt schon große Hoffnungen, obwohl ich es mittlerweile eigentlich besser wissen sollte.

„Schön, euch beide kennenzulernen“, sagt Tully. „Habt ihr kurz Zeit für mich?“

Dad zuckt mit den Schultern und Tully, der das als Ja deutet, lässt sich auf dem Stuhl neben mir nieder. Er legt seine Hände auf die Tischplatte. An einem Finger trägt er einen großen silbernen Ring mit einem klobigen schwarzen Stein. „Ich habe die Lakeview-Ranch gekauft“, beginnt er ohne Umschweife.

„Ist das so“, gibt Dad etwas abweisend zurück.

„Dann haben Sie also von der Ranch gehört?“, will Tully wissen.

Dad schüttelt den Kopf. „Tut mir leid, wir sind selbst noch nicht lange in der Stadt.“

Tully atmet hörbar aus. „Ist ein riesiges Anwesen oben am Gumboot Lake, etwa zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt. Eine Ferien-Ranch. Es gibt zehn Blockhütten entlang des Seeufers und eine Lodge. Der Vorbesitzer hat vor etwa drei Jahren alle Pferde verkauft und die Ranch dicht gemacht. Hat einen Verwalter eingesetzt, solange sie zum Verkauf stand.“ Tully strahlt. „Und dann habe ich sie gekauft, im April.“

Dad nimmt einen Schluck Kaffee.

„Die Sache ist die“, erklärt Tully, „ich habe vor, wieder Gäste aufzunehmen und Quarter Horses zu züchten. Erstklassige Tiere.“

„Schon mal ’ne Ranch geführt?“, fragt Dad.

„Nein“, gibt Tully zu. „Aber ich mag Herausforderungen.“

„Aha“, erwidert Dad.

„Mit den Pferden lasse ich mir bis nächsten Sommer Zeit“, meint Tully. „Dieses Jahr will ich erst mal alles wieder in Schuss bringen. Die meisten Blockhütten sind ziemlich heruntergekommen. Ich suche jemanden, der was von Tischlerei versteht. Ich will mindestens drei der Hütten entkernen und wieder schön herrichten.“

Normalerweise halte ich Dad und mich nicht für vom Glück verfolgt, aber heute scheint es eindeutig auf unserer Seite zu sein. Dad kann richtig gut Sachen bauen und das macht er auch tausendmal lieber als Hamburger braten. Ich atme hörbar aus.

„Dad hat schon mal ein ganzes Haus gebaut“, stoße ich hervor. Und das stimmt. Es hat acht Monate gedauert. So lange war ich nicht mehr an einem Stück an einer Schule, seit ich neun war.

„Ach was?“, meint Tully erstaunt.

Aber Dad brummt: „Hm, lang her …“

Ich weiß sofort, was in ihm vorgeht: Es sind die Pferde. Seit Mums Unfall vor vier Jahren kann Dad nicht einmal mehr an Pferde denken. Ich habe keine Ahnung, wie er einfach so einen Teil unseres Lebens auslöschen kann, aber er kann es. Immer, wenn ich auch nur Pferde erwähne, wechselt er das Thema. Ein Kloß schwillt in meinem Hals an.

Tully wartet und Dad sagt zögerlich: „Ich weiß nicht …“

Schließlich zieht Tully seine Brieftasche hervor, öffnet sie und nimmt eine Visitenkarte heraus. Er legt sie auf den Tisch. „Ich geb Ihnen meine Karte. Ich bin das ganze nächste Wochenende draußen auf der Ranch. Kommen Sie einfach vorbei, dann reden wir über alles.“

Tully steht auf, schüttelt Dad noch mal die Hand und schon ist er verschwunden. Er kennt Dad überhaupt nicht, hat ihm aber trotzdem gerade mehr oder weniger einen Job angeboten. Ich versuche, das zu checken. Wenn ich religiös wäre, würde ich Tully vielleicht für eine Art Schutzengel halten. Aber das bin ich nicht, also weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

Dad geht zurück in die Küche und lässt die Karte unangetastet auf dem Tisch liegen. Ich schaue sie mir eine Weile lang an. Lakeview-Ferienranch, Tullys Name, Telefonnummer und E-Mail-Adresse sind in schwarzen Lettern draufgedruckt. Über einem Bild von einem Pferd, das auf einer Wiese galoppiert.

Der blöde Kloß in meinem Hals schwillt weiter an. Ich nehme die Karte und stecke sie in die Prospekthülle ganz vorne in meinem Ordner.

Zwei

Es ist Freitag und ich habe die ganze Woche darauf gewartet, dass Dad mir endlich sagt, ob wir wegen des Jobangebots zu Tully rausfahren. Dad muss Samstag und Sonntag arbeiten – seine letzten beiden Tage bei Sid –, aber nur bis fünf. Also hätten wir genug Zeit, um der Ranch einen Besuch abzustatten.

Bis der Nachmittagsunterricht anfängt, bleibe ich in der Schulbibliothek und lese den Pferdeflüsterer. Ich kann das Buch kaum aus der Hand legen, so großartig ist es. Zum ersten Mal, seit ich hier an der Schule bin, wünsche ich mir, dass die Mittagspause länger als eine Dreiviertelstunde dauert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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