Nur eine heimliche Sommerromanze? - Leanne Banks - E-Book

Nur eine heimliche Sommerromanze? E-Book

Leanne Banks

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Beschreibung

Es ist ein herrlicher warmer Tag, als Prinzessin Pippa am Strand des Inselreichs Chantaine auf den attraktiven Nic Lafitte trifft. Schon einmal haben sie geflirtet - jetzt beginnen sie eine heimliche Sommeraffäre. Mit ungeahnten Folgen für Herz und Krone!

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Seitenzahl: 170

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IMPRESSUM

Nur eine heimliche Sommerromanze? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2012 by Leanne Banks Originaltitel: „The Princess and the Outlaw“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA EXTRABand 12 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Karin Weiss

Umschlagsmotive: CoffeeAndMilk / iStock, Getty Images_Fomalgaut

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733738983

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

„Was macht Nic Lafitte denn hier?“, rief Bridget aus.

„Angeblich ist er ein wichtiger Sponsor und sehr beliebt“, antwortete Tina leicht verächtlich.

„Dann kennen die Leute ihn nicht“, entgegnete Bridget und stieß Phillipa an, die genauso überrascht war wie ihre Schwestern. „Warum ist er immer da, wo du bist? Vielleicht ist er der Teufel in Menschengestalt und kann überall gleichzeitig sein.“

Phillipa war geneigt, ihr zuzustimmen, denn Nic Lafitte schien eine gewisse Macht über sie zu haben.

Er kam ihr vor wie eine personifizierte Naturgewalt, die sich mit einem verheerenden Orkan vergleichen ließ. In den letzten drei Wochen war sie ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen und überzeugt gewesen, dass sie durch die Flucht aus ihrer Heimat Chantaine Zeit zum Nachdenken gewinnen würde.

Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass er ausgerechnet heute auf dieser Benefizveranstaltung in Texas, die sie mit ihren Schwestern besuchte, für seinen außergewöhnlichen Einsatz in Sachen Nächstenliebe ausgezeichnet werden würde.

Der Ballsaal kam ihr plötzlich viel zu klein vor. Panik ergriff sie, und sie wäre am liebsten hinausgelaufen. Während ihre Schwestern sie aufmerksam musterten, atmete sie tief durch und versuchte, den Kloß in der Kehle hinunterzuschlucken. „Mir ist etwas übel, entschuldigt mich. Ich bin gleich wieder da.“

Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, eilte sie mit gesenktem Kopf aus dem Saal. Sobald ich weit genug weg bin von Nic und der verheerenden Wirkung, die er auf mich hat, ist alles wieder in Ordnung, machte sie sich Mut.

Schließlich schloss sie die Tür hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, die sich angenehm kühl anfühlte. Ihre Schwestern hatten nicht übertrieben – der texanische Sommer war tatsächlich die reinste Hölle.

Um sich zu beruhigen, atmete sie mehrmals tief durch. Wie war sie nur in diese Sache hineingeraten? Im Vergleich zu ihren Geschwistern hatte sie sich immer gern im Hintergrund gehalten, was nicht schwierig war als fünftes von sechs Kindern. Ihr ältester Bruder Stefan hatte die Nachfolge seines verstorbenen Vaters, des Fürsten von Chantaine, angetreten und war durch seine Erziehung auf diese Rolle vorbereitet worden. Phillipa hingegen hatte studiert, weil sie keine Lust gehabt hatte, als Prinzessin ständig im Rampenlicht zu stehen.

Als ihre beiden älteren Schwestern anfingen, sich mehr auf ihre Ehemänner als auf die Pflichten als Prinzessinnen zu konzentrieren, hatte sie sich umso intensiver mit dem Studium beschäftigt. So hatte sie oft genug eine Ausrede gehabt, wenn sie irgendwelche offiziellen Termine wahrnehmen sollte.

„Ich will verdammt sein, wenn das nicht Prinzessin Phillipa von Chantaine ist“, ertönte plötzlich eine ihr sehr vertraute männliche Stimme.

Es verschlug ihr den Atem, als sie in Nics dunkle Augen sah. „Mit dir habe ich hier am allerwenigsten gerechnet“, brachte sie schließlich mühsam hervor.

Er deutete ein Lächeln an. „Das überrascht mich nicht“, antwortete er und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Was für ein glücklicher Zufall, wir haben nämlich noch einiges zu klären. Du fährst jetzt mit mir. Ich lasse meinen Wagen kommen.“

Ihr Herz klopfte so heftig, als würde es bald zerspringen. „Das geht nicht. Meine Schwestern sind auch im Saal. Wenn ich einfach verschwinde, starten sie eine Suchaktion.“

„Es wäre nicht das erste Mal, dass deine Familie mir mit der Polizei droht.“ Er sah sich um und dirigierte sie über den Flur. „Wenn du nicht mitkommen willst, reden wir eben woanders.“

„Du bist verrückt.“ Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment stieß er die Tür zur Garderobe auf und zog Phillipa mit sich bis in die hinterste Ecke.

Dann packte er sie sanft, aber entschlossen an den Schultern. „Verrat mir doch, was du dir wirklich wünschst und was du brauchst, Pippa“, forderte er sie mit seiner tiefen Stimme auf, die so sexy klang, dass sie insgeheim erbebte.

Prompt dachte sie zurück an die heimlichen Treffen, an die Nachmittage auf seiner Jacht, an die Nächte, in denen sie schwimmen gegangen waren, und an die Spaziergänge am anderen Ende der Insel, bei denen sie so viel über ihn erfahren hatte. Er hatte es ihr leicht gemacht, auch über sich zu sprechen. Noch nie zuvor hatte Phillipa sich so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt, obwohl die Feindseligkeiten zwischen ihren Familien das eigentlich gar nicht zulassen sollten.

Langsam und ohne den Blick abzuwenden, senkte er den Kopf und küsste sie. Sie hatte das Gefühl dahinzuschmelzen und befürchtete, die Kontrolle zu verlieren.

„Das ist Wahnsinn. Es kann nicht funktionieren, das habe ich dir schon tausendmal gesagt“, flüsterte sie.

„Warum denn nicht?“, fragte er herausfordernd. „Wenn wir beide es wollen, spricht nichts dagegen.“

Pippa mahnte sich, vernünftig zu bleiben – das würde ihr eine Menge Schwierigkeiten ersparen. „Was wir uns momentan wünschen, ist nicht ausschlaggebend. Es gibt Wichtigeres als flüchtige Emotionen.“

„Wenn du davon wirklich überzeugt bist, musst du dir die Frage gefallen lassen, warum du meine Küsse erwiderst.“

In diesem Moment hörte sie ein Geräusch von der Tür her und zuckte zusammen. „Da ist jemand, wir müssen hier weg.“

Gemeinsam verließen sie das Versteck und wurden von Tina und Bridget empfangen, die sie mit versteinerten Mienen musterten.

„Halte dich von meiner Schwester fern“, forderte Bridget Nic auf.

„Das kann nur Pippa entscheiden“, entgegnete er.

„Du benutzt sie doch nur“, hielt Tina ihm vor. „Du willst nur mit ihr zusammen sein, um den schlechten Ruf deiner Familie zu verbessern.“

„Glücklicherweise gibt es genug Menschen, die meine Familie respektieren.“

„Aber nur, weil ihr euch Respekt mit Geld erkauft“, gab Tina zurück. „Lass also Pippa in Ruhe, du kannst für sie niemals gut genug sein. Wenn du überhaupt etwas für sie empfindest, solltest du aus ihrem Leben verschwinden.“

„Okay, ich gehe jetzt, doch nur Phillipa allein entscheidet, wie und ob es mit uns weitergeht“, erklärte er angespannt und begegnete ihrem schockierten Blick. „Mach’s gut, mein Liebling. Vergiss nicht, es gibt Dinge im Leben, die vorherbestimmt sind“, fügte er noch hinzu, ehe er die drei Schwestern stehen ließ.

1. KAPITEL

Sieben Monate später fing Pippa wieder mit dem Joggen an, um fit zu bleiben, wie sie behauptete. In Wahrheit versuchte sie jedoch nur, vor ihren Erinnerungen und vor der Erkenntnis davonzulaufen, dass es wahrscheinlich für sie nur diesen einen Mann gab, den sie nicht haben konnte.

Um sechs Uhr morgens war der weiße Sandstrand noch menschenleer. Sie genoss die Ruhe und Stille um sich herum und das leise Plätschern der Wellen. Vielleicht würde es ihr helfen, die quälenden Gedanken zu ordnen.

Schließlich machte sie eine Pause und atmete tief die salzige Luft ein. Als sie nach wenigen Minuten weiterlief, kam ihr plötzlich jemand entgegen. Beim Näherkommen erkannte sie, dass es sich um eine zierliche Frau mit kurzem weißem Haar in einem Strandkleid handelte. Pippa nickte und sagte freundlich: „Guten Morgen.“

Die Frau wandte sich jedoch ab und stolperte dann auch noch.

„Verzeihung, brauchen Sie Hilfe?“, erkundigte sich Pippa besorgt.

Die Frau schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank. Es ist wunderschön hier, nicht wahr?“ Ihre betont muntere Stimme stand in eigenartigem Kontrast zu ihrem hinfälligen Äußeren.

„Ja, das finde ich auch.“ Sie erinnert mich an jemanden, überlegte Pippa, wusste aber nicht, an wen. Als die Fremde erneut stolperte, war sie ernsthaft beunruhigt. „Ich begleite Sie gern, wenn Sie mir sagen, wohin Sie möchten.“

„Nein, vielen Dank“, wehrte die Frau geradezu entsetzt ab und brach plötzlich zusammen.

„Oh nein!“ Alarmiert beugte Pippa sich über sie. Außer sich vor Angst, tätschelte sie der Frau sanft die Wangen und sagte immer wieder: „Bitte, kommen Sie zu sich!“ Als sie gerade über ihr Smartphone Hilfe herbeirufen wollte, öffnete die Fremde die Augen und blickte Pippa durchdringend an.

„Geht es Ihnen besser? Möchten Sie etwas Wasser trinken?“ Sie hielt ihr die Flasche hin, die sie immer zum Joggen mitnahm. „Ich lasse den Krankenwagen kommen.“

„Nein, bitte nicht“, protestierte die andere und fing an, herzzerreißend zu schluchzen.

Pippa konnte es kaum ertragen. „Bitte, lassen Sie mich Ihnen doch helfen!“

„Ich möchte doch nur auf Chantaine sterben.“

Plötzlich wusste Pippa, warum die Frau ihr bekannt vorkam: Sie sah Nic sehr ähnlich, er hatte dieselben Augen, war allerdings viel größer und kräftiger als seine Mutter.

„Amelie“, flüsterte sie. „Sie sind Amelie Lafitte.“

Zögernd nickte die andere. „Wie kommen Sie darauf?“

„Ich kenne Ihren Sohn Nic.“ Er hatte einmal erwähnt, dass seine Mutter krebskrank war.

„Ich wollte nur einen Strandspaziergang machen. Bestimmt nimmt er es mir übel, dass ich die Jacht ohne sein Einverständnis verlassen habe.“

„Ich rufe ihn an“, verkündete Pippa.

„Das verdirbt mir die ganze Freude, er ist so ein Schwarzseher.“ Amelies Stimme klang schon wieder viel fester.

Erstaunt darüber, wie schnell Nics Mutter sich erholt hatte, wählte Pippa seine Nummer, die sie immer noch auswendig kannte, obwohl sie sie schon vor Monaten gelöscht hatte.

Wenig später hielt eine schwarze Limousine auf der Straße oberhalb des Strands an, und Nic stieg aus. Mit angespannter Miene eilte er auf die beiden Frauen zu. Ihn nach sieben Monaten wiederzusehen, machte Pippa ganz nervös. Ihr Herz klopfte so heftig, als würde es zerspringen.

„Hallo, mein Liebling“, begrüßte Amelie ihn. „Es tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache. Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte unbedingt einen Strandspaziergang machen.“

„Ich hätte dich doch begleitet“, antwortete er, ehe er sich an Pippa wandte. „Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Ich nehme meine Mutter mit zurück, dann kannst du weiterjoggen. Ich wusste gar nicht, dass du so sportlich bist.“

„Na ja, ich mache Intervalltraining, eine Kombination aus Lauf- und Erholungsphasen.“

Er nickte und drehte sich wieder zu seiner Mutter um. „Dad ist außer sich vor Sorge. Er wäre am liebsten mitgekommen.“

„Mit dem gebrochenen Fuß kann Paul das ja gar nicht“, entgegnete seine Mutter. „Ich hätte jetzt Lust auf diese köstlichen Crêpes, die es immer in dem Café am Stadtrand gab“, fügte sie lächelnd hinzu.

„Das Café existiert noch“, erklärte Pippa.

„Oh, lassen Sie uns hingehen. Sie kommen doch mit, oder?“ Amelie sah Pippa fragend an.

Pippa warf Nic einen hilflosen Blick zu.

„Mutter, weißt du denn nicht, wer sie ist?“ Er half ihr aufzustehen.

Nachdenklich betrachtete Amelie sie. Auf einmal dämmerte es ihr. „Ja, Sie sind eine Devereaux, stimmt’s? Das sehe ich an Ihren Augen und Ihrem Kinn. Dann könnte es etwas problematisch werden.“

„Nur etwas?“ Nic verzog spöttisch die Lippen. „Lassen wir sie selbst entscheiden. Also, Pippa, was hältst du davon?“

Er deutete ihr kurzes Zögern falsch. „Es ist okay, wenn du nicht mitkommen möchtest. Noch einmal danke, dass du dich um meine Mutter gekümmert hast.“

„Ich komme mit“, erwiderte sie spontan. „Es sei denn, du nimmst die Einladung deiner Mutter zurück.“

Ihre Antwort schien ihn zu verblüffen, was sie mit Genugtuung feststellte.

„Nein, sie gilt natürlich. Willst du mit uns fahren?“

„Danke, ich nehme meinen eigenen Wagen und brauche ungefähr eine Viertelstunde. Bis gleich. Sie sollten etwas trinken, Mrs Lafitte.“

„Vielen Dank, meine Liebe“, bedankte Amelie sich lächelnd. „Ist sie nicht ganz entzückend, Nic?“

„Ja, wirklich entzückend“, stimmte er ihr spöttisch zu.

Während Pippa die Baseballkappe und die Sonnenbrille aufsetzte und sich im Rückspiegel betrachtete, stellte sie sich die entsetzten Mienen vor, wenn man im Fürstenhaus von ihrem Vorhaben erführe. Dass sie morgens um sechs am Strand laufen ging, war eine Sache. Sich in diesem Aufzug in der Öffentlichkeit zu zeigen, war jedoch etwas ganz anderes. Hoffentlich würde sie niemand erkennen! Sie stieg aus und schloss den Wagen ab.

Anders als ihre Geschwister trat sie selten öffentlich auf, was sich jetzt sicher als Vorteil erweisen würde. Immerhin hatte sie das lange gelockte braune Haar, an dem man sie hätte erkennen können, zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und unter der Kappe versteckt.

Pippa betrat das vornehme Café und Restaurant und erblickte sogleich Amelie und Nic. Mutter und Sohn winkten ihr zu, Nics Miene verriet jedoch, dass er überrascht über ihr Kommen war. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ihr Versprechen hielt.

Pippa ging zu dem Tisch in der Nische, an dem die beiden saßen und ließ sich auf den roten Samtstuhl sinken.

„Fein, dass Sie uns Gesellschaft leisten“, sagte Amelie lächelnd und wies auf die Speisekarte. „Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich nehme.“

„Worauf hätten Sie denn Lust?“ Pippa nahm die Karte zur Hand und überflog sie.

Amelie zuckte hilflos mit den Schultern.

In diesem Moment erschien die Bedienung. „Haben Sie schon gewählt? Kann ich Ihnen etwas zu trinken bringen?“

Amelie bestellte einen Café au Lait, Nic einen schwarzen Kaffee und Pippa entschied sich für einen Tee.

Amelie bestellte gleich mehrere Crêpes mit unterschiedlichem Belag, während Nic und Pippa sich jeweils mit einem begnügten.

„Entschuldigen Sie, Sie kommen mir bekannt vor. Sind Sie Nachrichtensprecherin?“, fragte die junge Frau Pippa.

Pippa lächelte erleichtert. „Nein, ich bin nur eine ganz normale Studentin. Aber danke für das Kompliment.“

„Oh, keine Ursache“, erwiderte die Kellnerin verlegen und verschwand.

Wie gebannt hatten Nic und seine Mutter Pippa beobachtet. Jetzt lächelte Amelie sie strahlend an. Pippa hatte das Gefühl, als würde der ganze Raum plötzlich heller. Jetzt wusste sie auch, an wen Nics Mutter sie erinnerte – an Audrey Hepburn!

„Ich bin so froh, hier zu sein. Der Duft allein ist so verführerisch, dass ich am liebsten noch mehr bestellen würde. Aber ich werde nur ein bisschen von allem probieren, und den Rest nehmen wir für Paul mit.“ Amelies Miene wurde ernst. „Der Ärmste, er hat solche Schmerzen.“

Das klang so, als wäre sie selbst vollkommen schmerzfrei. Pippa wusste jedoch, dass dem nicht so war. Amelies Entschlossenheit, das Leben noch zu genießen, fand sie bewundernswert. Es machte sie jedoch auch etwas betroffen.

„Angeblich dauert es manchmal ziemlich lange, bis ein gebrochener Fuß wieder heilt“, sagte sie.

„Ja, das stimmt. Paul findet es unerträglich, in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt zu sein. Er ist sehr ungeduldig.“ Amelie warf Nic einen Blick zu und fügte hinzu: „Das liegt in der Familie. Doch genug davon“, wandte sie sich wieder an Pippa. „Erzählen Sie mir doch etwas über sich, über Ihr Leben und Ihre Interessen. Die Presseberichte über Ihre Familie habe ich immer gelesen. Ihr Vater Edward war sicher stolz auf Sie und Ihre Geschwister.“

Pippa zögerte. Sollte sie wahrheitsgemäß antworten, dass ihr Vater sich nicht allzu sehr um seine Kinder gekümmert hatte, außer um Stefan, seinen Nachfolger?

„Ich bin ein Bücherwurm, wie man so sagt. Momentan schreibe ich meine Doktorarbeit über Genealogie“, antwortete sie schließlich.

„Ah ja.“ Amelie nickte nachdenklich. „Die Crêpes schmecken köstlich“, wechselte sie dann das Thema. „Meine Liebe, ich muss gestehen, dass ich Ihrem Vater nach unserer Trennung nur das Allerbeste gewünscht habe. Hoffentlich war er glücklich.“

Pippas Vater war mit Amelie verlobt gewesen, ehe er den Thron bestiegen hatte. Doch als sie Paul Lafitte kennengelernt hatte, hatte sie sich Hals über Kopf in den hochgewachsenen dunkelhaarigen Texaner verliebt, dessen Vorfahren Piraten gewesen waren.

Als Amelie die Verlobung lösen wollte, war Edward zunächst nicht einverstanden gewesen, bis Paul sich eingemischt hatte. Es hatte einen heftigen Streit gegeben, und Pippas Vater hatte sich gedemütigt gefühlt. Sie vermutete, dass er danach keine andere Frau mehr wirklich geliebt hatte.

„Soweit ich es beurteilen kann, hat er sein Leben genossen“, erwiderte sie ausweichend.

Amelie streichelte ihre Hand. „Sie sind eine bezaubernde junge Frau. Sie machen ihm alle Ehre.“ Sie stand auf. „Entschuldigt mich einen Moment, ich bin gleich wieder da.“

„Soll ich dich begleiten?“, bot Nic ihr an.

„Nein, vielen Dank.“ Sie lächelte freundlich und ging in Richtung der Toiletten.

„Es scheint ihr ganz gut zu gehen, oder?“, fragte Pippa.

„Im Moment ja. Aber das wechselt ständig. Sie weiß, dass ihr nicht mehr viel Zeit bleibt, und versucht, das Beste daraus zu machen. Leider ist sie manchmal so spontan wie ein kleines Mädchen. Da mein Vater mit seinem gebrochenen Fuß ihr nicht helfen kann, kümmere ich mich um sie.“

Pippa hatte Mühe, ihre Betroffenheit zu verbergen. Um sich abzulenken, bat sie die Bedienung, die restlichen Crêpes zum Mitnehmen einzupacken. „Das ist bestimmt nicht leicht für dich. Einerseits möchtest du ihr wahrscheinlich jeden Wunsch erfüllen, aber andererseits willst du sie auch nicht gefährden. Sie hat erwähnt, dass sie gern auf Chantaine sterben würde.“

Er hob die Augenbrauen. „Angesichts der Tatsache, dass mein Vater die Insel nicht betreten darf, wird dieser Wunsch schwer zu erfüllen sein.“

„Das hatte ich ganz vergessen“, gab Pippa zu. „Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man nach so vielen Jahren noch an dem Verbot festhält.“

„Da täuschst du dich.“ Er lachte verbittert auf. „Denn nach all den Jahren hasst deine Familie uns immer noch. Ich möchte nicht riskieren, dass er hier festgenommen wird. Jedenfalls versuche ich, meiner Mutter alle Wünsche zu erfüllen, aber was nicht geht, geht nicht.“ Als er Amelie zurückkommen sah, stand er auf. Pippa erhob sich ebenfalls.

Dann nahm er die Tragetasche mit den eingepackten Crêpes, die ihm die Serviererin reichte, und bedankte sich.

„Ich möchte mir alles noch einmal genau einprägen.“ Amelie sah sich in dem Raum um und ging dann voraus zur Tür.

Während Pippa den beiden folgte, gestand sie sich ein, dass sie sich noch genauso stark zu Nic hingezogen fühlte wie zuvor. Dabei hatte sie gehofft, darüber hinweg zu sein. Es tat ihr unendlich leid, dass sie ihm in dieser schweren Zeit nicht helfen konnte, aber das würde er wahrscheinlich gar nicht zulassen. Jedenfalls bewunderte sie den Mut und die Lebensfreude, die seine Mutter trotz ihrer schlimmen Krankheit ausstrahlte.

Amelie blieb neben Nics Limousine stehen und drehte sich zu Pippa um. „Danke für Ihre Hilfe. Sie sind eine ganz reizende junge Frau, Prinzessin. Ich bin froh, dass ich Sie kennengelernt habe.“

„Danke für das Kompliment. Auch ich freue mich über unsere Begegnung. Nennen Sie mich doch einfach Pippa.“

„Gern, und ich bin Amelie. Vielleicht sehen wir uns einmal wieder“, verabschiedete sich die ältere Frau und stieg ein, während Nic ihr die Wagentür aufhielt.

Ehe Pippa sich zum Gehen wandte, warf sie ihm noch einmal einen sehnsuchtsvollen Blick zu.

Er erwiderte ihn, und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz stehenbleiben. „Auf Wiedersehen, Prinzessin“, sagte er jedoch nur.

Während sie über den mit Marmorfliesen ausgelegten Flur des Palasts zu ihrer Suite eilte, ermahnte Pippa sich, sich auf die Doktorarbeit zu konzentrieren, statt immer wieder über Nic und seine Mutter nachzudenken.

Als sie um die Ecke bog, hörte sie einen schrillen Schrei. Das konnte nur Tyler, einer der kleinen Stiefsöhne ihrer Schwester, sein.

„Tyler, mein Liebling, du bist doch noch nicht angezogen“, erklang Bridgets Stimme, die mit Travis auf dem Arm hinter ihm herlief. „Oh Pippa, du bist meine Rettung. Kannst du ihn bitte festhalten? Offenbar findet er es lustig, nackt durch den Palast zu laufen.“

Als Tyler Pippa sah, blieb er stehen, und sie nahm ihn auf den Arm. „Wohin willst du denn? Hast du gerade gebadet? Du duftest so gut.“ Sie tat so, als würde sie an seiner Schulter schnuppern und brachte den Kleinen zum Lachen.

„Danke.“ Atemlos kam Bridget näher.

Sofort streckte Tyler die Ärmchen nach ihr aus. „Mumma“, sagte er und gab ihr einen dicken Kuss, als sie sich zu ihm vorbeugte und ihn auf den anderen Arm nahm. „Jetzt spielst du wieder den kleinen Unschuldsengel“, stellte sie belustigt fest und küsste ihn sanft auf die Stirn.

„Wo sind die Kindermädchen?“, erkundigte sich Pippa und nahm ihr Travis ab.