Oh, du heiliger Bimbam - Sabine Zett - E-Book

Oh, du heiliger Bimbam E-Book

Sabine Zett

4,8

Beschreibung

Jeden Sonntag das Gleiche: Die Eltern wecken ihre ach so müden Kinder und nötigen sie zum Gottesdienst-Besuch. Bis eines Tages ein junger Pfarrer in das verschlafene Dorf kommt und mit seinen verrückten Ideen die Gemeinde gehörig aufmischt. Doch Achtung: Sein Charme ist ansteckend! Am Ende ist nicht nur die Kirche brechend voll, sondern es sind die Kinder, die ihre ach so lahmen Eltern sonntags antreiben, damit sie nicht zu spät in den Gottesdienst kommen …

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Sabine Zett

Oh, du heiliger Bimbam

Pfarrer Jo sorgt für Wirbel

Mit Illustrationen von Thorsten Saleina

Für meine Kinder

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2015

Alle Rechte vorbehalten

www.kerle.de

Umschlagillustration: Thorsten Saleina

Umschlaggestaltung: Veronika Preisler

E-Book-Konvertierung: epublius GmbH, Berlin

ISBN (E-Book): 978-3-451-80345-1

ISBN (Buch): 978-3-451-71206-7

Inhalt

Weinen mit Weihrauch?

Gegenseitig duzen?

Beten um gute Noten?

Abend-Kino im Pfarrheim?

Beten und abrocken?

Wer trägt die Schuld?

Mit Flossen in die Kirche?

Informationen zur Autorin und zum Illustrator

Weinen mit Weihrauch?

Ratter-ratter-ratter.

Papa mäht den Rasen. In meinem Zimmer. Gleichzeitig spielt er Tennis. Links hält er den Rasenmäher und fährt über meinen Teppich. Mit der rechten Hand schlägt er Tennisbälle gegen die Zimmerwand.

Ratter-ratter-ratter.

Ich wusste gar nicht, dass mein Vater so gut am Ball ist! Wenn nur der Rasenmäher nicht so laut wäre!

Das Geräusch ist nervig!

„Kinder! Aufstehen! Lukas? Mach deinen Wecker endlich aus!“ Die Stimme, die den Rasenmäher übertönt, gehört eindeutig Mama, aber ich kann sie nirgends erkennen.

„Lukas! Annika! Es ist schon kurz nach halb neun!“

Ratter-ratter-ratter.

Auf einmal weiß ich, was so nervt.

Ich schlage die Augen auf, taste nach dem Wecker auf meinem Nachttisch und drücke darauf. Das Rattern verstummt. Es war alles nur ein Traum, wie schade!

Es klopft wieder. Aber das sind nicht die Tennisbälle in meinem Traum, sondern jemand an der Tür. „Los jetzt! Ab ins Bad mit euch! Pfarrer Kruse wartet nicht!“ Mamas Stimme wird ein wenig schriller. „Ich habe keine Lust, wieder so abgehetzt in die Kirche zu kommen.“

Ja, ja.

Bla, bla.

Ist schon klar.

Vor allem will sie nicht, dass die anderen Leute uns beim Zuspätkommen ertappen. Es ist mal wieder Sonntag und das bedeutet, dass wir in die Kirche gehen müssen. Mit Betonung auf müssen, denn freiwillig wollen das weder Annika noch ich.

Es ist immer so langweilig dort!

„Mama?“, höre ich die Stimme meiner jüngeren Schwester. „Ich bin noch so müde. Kann ich zu Hause bleiben?“

Ich richte mich im Bett auf. Annika war gestern Abend auf dem Kindergeburtstag ihrer Freundin und kam höchst vergnügt nach Hause. Ob Mama ihr das jetzt erlauben wird?

„Nein, junge Dame. Du gehst mit, das haben wir dir bereits gestern gesagt“, antwortet stattdessen Papa. „Wer zu Partys gehen kann, der geht auch in die Kirche. Raus aus den Federn! Lukas? Bist du schon aufgestanden?“ Er steckt seinen Kopf in den Türspalt.

„Hey! Jetzt aber schnell!“

Ich seufze. „Papa, ich hab keine Lust auf den Gottesdienst! Pfarrer Kruse nuschelt, und man versteht ihn nur ganz schlecht. Außerdem macht er bestimmt wieder eine ganze Stunde, wo doch fünfundvierzig Minuten Kirche auch reichen würden.“

„Aber wir gehen trotzdem hin.“

Ich rege mich auf. „Papa! Die Predigt kapiere ich sowieso nicht, deshalb höre ich auch nicht zu. Und die Lieder, die wir dort singen, sind komisch und haben meistens hundertzwanzig Strophen!“

„Jetzt übertreib aber nicht“, meint mein Vater. Dann senkt er die Stimme. „Bei den Liedern gebe ich dir recht. Die Melodien sind… gewöhnungsbedürftig, aber das liegt daran, weil sie schon vor Hunderten von Jahren komponiert wurden. Wenn du mich nicht bei Mama verpetzt, dann verrate ich dir, dass ich auch nur so tue, als ob ich mitsinge.“

Ich grinse. „Das wissen wir alle längst. Du bewegst nur die Lippen. Mama ist sowieso die Einzige, die die Noten richtig lesen und das Zeug singen kann. Ich verstehe nicht, warum wir keine moderne Musik in der Kirche haben.“

„Lukas? Annika? Kommt ihr endlich? Das Frühstück wartet! Viel Zeit haben wir nicht mehr! Sonst geht ihr ohne Essen in die Kirche!“

Diese Androhung wirkt. Ohne Frühstück eine langweilige Messe durchstehen geht gar nicht.

Ich springe aus dem Bett und laufe ins Bad, wo meine Schwester sich das Gesicht wäscht. Das heißt, sie spült sich eigentlich nur die Augen aus.

„Ich mache eine Katzenwäsche, zum Duschen bleibt jetzt keine Zeit. Warum muss der Sonntag bei uns immer so blöd anfangen?“, meckert sie. „Hoffentlich will Mama nicht schon wieder so weit vorne sitzen! Wenn die mal wieder mit dem Weinrauch kommen, dann wird mir schlecht!“

„Es heißt Weihrauch!“

Annika dreht den Wasserhahn zu. „Echt? Es sollte besser Weinrauch heißen, denn wenn mir schlecht ist, dann muss ich weinen.“

„Dann lass uns uns direkt in die erste Reihe setzen“, schlage ich vor. „Wenn du dich übergeben musst, dürfen wir vorzeitig nach Hause abhauen“

Annika lacht. „Eine gute Idee. Das muss ich unbedingt gleich meiner Freundin erzählen.“

„Nein! Bist du verrückt?“, rufe ich. „Verrate doch nicht immer alles! Das ist unser geheimer Plan, verstehst du? Sei doch nicht immer so ein Baby!“

„Ich bin im dritten Schuljahr! Wenn ich ein Baby bin, dann bist du es auch!“ Annika sieht beleidigt aus.

„Ich bin älter!“

„Pah! Ein Jahr! Das ist gar nichts!“

Ich verdrehe die Augen, lenke aber ein. „Okay, okay. Aber du sollst es trotzdem niemandem sagen.“

Meine Schwester schaut mich fragend an. „Warum? Mir wird echt schlecht von dem Geruch.“

Ich zucke mit den Schultern. „Ist doch super, dann brauchst du nicht zu schwindeln.“

„Also muss ich wirklich erst brechen? In der Kirche?“ Annika sieht nicht begeistert aus. „Ich will aber nicht!“

„Es reicht, wenn du dafür sorgst, dass dir übel wird, und dann gehen wir wieder“, beschwichtige ich sie. „So wie vor einigen Wochen, als ich diese schlimmen Bauchschmerzen hatte.“

Meine Schwester nickt. Ich würde unter keinen Umständen zugeben, dass sie gar nicht so schlimm gewesen sind, ich aber die Gelegenheit ergriffen hatte, uns die komplette Messe zu ersparen. Gähn, war die langweilig!

„Warum wirst du eigentlich kein Messdiener?“, fragt Annika, während sie sich die Haare kämmt. „Die meisten aus eurer Kommuniongruppe machen das doch. Und dann könntest du jetzt auch mit dem ekligen Weinrauch… “

„Weihrauch!“

„… Weihrauch, ja, ja, also damit herumlaufen.“

Ich schüttele den Kopf. „Messdiener bei Pfarrer Kruse? Vergiss es! Das ist nichts für mich.“

Meine Schwester nickt. „Er guckt immer so streng. In der Kirche verzieht er keine Miene. Ich glaube, ich habe ihn noch nie richtig lachen gesehen. Und er ist alt. Nicht so alt wie der Papst, aber alt.“

„Woher weißt du denn, wie alt der Papst ist?“, wundere ich mich, und Annika sieht mich mit wichtiger Miene an. „Der Papst muss sehr alt sein. Oma sagt, die haben noch nie einen jungen Mann zum Papst gewählt.“

In der Küche sitzen unsere Eltern schon am gedeckten Frühstückstisch. „Wir haben nicht viel Zeit“, erklärt Mama und deutet auf die Uhr. „Oma kommt gleich vorbei, und dann müssen wir auch schon los, also gebt Gas.“

Ich stopfe mir ein Brötchen mit Marmelade in den Mund und ärgere mich weiter. So viel Hektik! So was von ungemütlich! „Hat Pfarrer Kruse eigentlich noch Zähne im Mund?“, frage ich und mache ein ganz unschuldiges Gesicht.

„Lukas?! Was soll denn diese Frage?“ Mama wirkt leicht wütend.

„Wieso?“, verteidige ich mich. „Er macht beim Sprechen kaum die Lippen auseinander. Vielleicht versteht man ihn deshalb nicht. Weil er keine Zähne hat. Er ist doch schon alt und hat eine ziemliche Glatze. In dem Buch über den Körper des Menschen stand, dass einem irgendwann auch die Zähne ausfallen. “

„Lukas Weber!“, sagt Mama ein wenig lauter, und Papa fängt an zu kichern. Jetzt funkelt Mama Papa ganz böse an, aber bevor noch jemand etwas sagen kann, klingelt es an der Tür.

Oma ist da. Sofort laufen Annika und ich ihr entgegen. „Hallo, Oma!“

„Habt ihr das Morgengebet gesprochen?“, will sie als Erstes wissen, und wir verdrehen die Augen.

„Muss man denn morgens auch beten?“, frage ich. „Auch wenn man sich beeilt?“

Das ist ihr Stichwort, denn sie schaut sofort auf die Uhr. „Ui, jetzt müssen wir aber los! Ich will nicht zu spät kommen!“, ruft sie. „Habt ihr euch schon die Zähne geputzt? Beeilt euch!“

Während wir ins Bad laufen, höre ich, wie Oma sich mit meinen Eltern unterhält. „Ich werde mich auf keinen Fall neben Irene hinsetzen und ihr beim Friedensgruß die Hand reichen! Ich habe mich so über sie geärgert!“

„Aber sie ist doch deine beste Freundin!“, sagt Mama.

„Jetzt nicht mehr!“

Mama fragt nach den Gründen, und Oma erzählt von ihrem Koch-Club.

„Und dann sagt doch Irene, ich sei schuld, weil ich angeblich die falschen Gewürze hatte! Ich habe ihr ordentlich die Meinung gesagt, das kannst du mir glauben!“

Mama seufzt. „Und jetzt?“

„Jetzt reden wir nicht mehr miteinander. Hoffentlich ist sie heute gar nicht in der Kirche! Ich will ihr gar nicht begegnen.“

„Aber Irene und du, ihr seid schon so lange befreundet!“