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Ohne Aktien Wird Schwer E-Book

Noah Leidinger

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Beschreibung

Aktien ja, aber welche? Warum sollte man sich um sein Geld am besten selbst kümmern? Warum sind Aktien eine gute Idee, um die Rentenlücke zu schließen? Was sind irrationale Kurstreiber? Wie erkennt man Übertreibungen? Noah Leidinger und Florian Adomeit erklären die wichtigsten Basics für Anleger und hinterfragen die These, dass ETFs die sinnvollste Art der Vermögensbildung sind. Die beiden Köpfe hinter dem beliebten Podcast Ohne Aktien Wird Schwer zeigen an echten Beispielen (u. a. Coca-Cola, Netflix, Porsche, Zalando), welche unterschiedlichen Konzepte es bei Aktienanalysen gibt und was dabei jeweils zu beachten ist. So praxisnah, verständlich und gewinnbringend wie kein anderer Aktienratgeber.

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Ohne Aktien Wird Schwer

Die Autoren

Noah Leidinger, geboren 2002, legte mit 13 Jahren sein erstes Espartes an der Börse an. Seit 2016 schreibt er als Freelancer im Finanzjournalismus Artikel und Aktienanalysen. Nach seinem Auslandszivildienst in Bulgarien hostet der gebürtige Österreicher seit 2021 Ohne Aktien Wird Schwer. Außerdem ist er seit 2022 Portfolio-Manager und Prokurist bei der Beteiligungsgesellschaft OMR X.

Florian Adomeit, geboren 1993, ist Host der Podcasts Beckers Bets und Alles Coin Nichts Muss sowie Experte bei Ohne Aktien Wird Schwer. Nach seinem Studium in Berlin und St. Gallen hat er lange Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent an der Freien Universität Berlin gearbeitet und war unter anderem in der Beratung tätig. Außerdem ist er seit 2022 Portfolio-Manager und Prokurist bei der Beteiligungsgesellschaft OMR X und promoviert nebenbei an der FU Berlin.

Das Buch

Um sein Geld sollte man sich am besten selber kümmern – und das geht am besten mit Aktien. Aber: Es sollten die richtigen sein. Dieses Buch erklärt die wichtigsten Basics für Anleger und hinterfragt die These, dass ETFs die sinnvollste Art der Vermögensbildung sind. Die Macher des erfolgreichen Podcasts Ohne Aktien Wird Schwer zeigen an echten Beispielen, welche unterschiedlichen Konzepte es bei der Aktienanalyse gibt und was dabei zu beachten ist. So praxisnah, verständlich und gewinnbringend wie kein anderer Aktienratgeber.

Noah Leidinger und Florian Adomeit

Ohne Aktien Wird Schwer

Einzelaktien finden und analysieren in 33 Beispielen

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein.de

Die Inhalte dieses Buches dienen ausschließlich der allgemeinen Information und sind zum einen ohne Gewähr und zum anderen keine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf bestimmter Finanzinstrumente. Es handelt sich hier nicht um Anlageberatung. Die Autoren und Mitarbeitenden dieses Buchs sind unter Umständen selbst in den besprochenen Finanzinstrumenten investiert.

 

ISBN 978-3-8437-3005-1

 

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2023

Redaktion: Ulrich Wank

Umschlaggestaltung: total italic, Thierry Wijnberg 

Umschlagmotive: © Shutterstock, Olga_i (Stier) | © Adobe Stock, Mikhail Semenov (Bär)

Autorenfotos: Noah Leidinger © Sanya Engel | Florian Adomeit © Greta Kastner

Alle Rechte vorbehalten

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Inhalt

Die Autoren / Das Buch

Titelseite

Impressum

DIE 25 BEISPIELE

WIESO DAS ALLES?

DIE BASICS

WTF sind Aktien?

Passives Investieren – das einzig Wahre?

1x1 DER AKTIENANALYSE

Die wertvollste Aktie Europas – Börsenwert

Das Umsatzparadox – Umsatz vs. Gewinn

Geld verbrennen, Wert schaffen – Gutes Wachstum

Geld verbrennen, Geld verbrennen – Schlechtes Wachstum

Verluste muss man sich leisten können – Die Gefahr von Schulden

Die Organfrage – Organisches Wachstum vs. Übernahmen

Die Summe der Teile ist die Summe der Teile – Holdingabschlag

Von Burgern und Aristokraten – Dividende

Das Haus im Depot – REITs

Geschenk oder kalte Enteignung – Aktienrückkäufe vs. Verwässerung

Macht ist geil – Stimmrechte

Familien machen Sport – Firmenkultur

The Hype Is Real – Blasen

Der Teufel steckt im Detail – Besonderheiten

INVESTOR’S NEXT TOPMODEL – GESCHÄFTSMODELLE

Hater würden sagen, es ist Photoshop – Abo-Modell

Gillette-Klinge rasiert – Wiederkehrende Umsätze

Ich kann was, was du nicht kannst – Burggraben

Die Netzwerker des Jahrtausends – Netzwerkeffekte

Alles muss man selber machen lassen – Franchising

Seam, Seam But Different – Plattform-Modell

Verdiene mit der Schiene – Capital Heavy

Coca-Cola ist light, auch bei Fanta & Sprite – Capital Light

Groß denken, Geld versenken – Total Addressable Market

Wer sitzt am längeren Hebel? – Operativer Hebel

Schuster, bleib bei deinen Leisten, während Adidas vorbeiläuft – Innovator’s Dilemma

WIE VIEL KOHLE IST GENUG? – AKTIENBEWERTUNG

Alles relativ – Multiple-Bewertung

Die wertvollste Firma der Welt – DCF-Analyse

Die Analyse

Tools

TOO LONG; DIDN’T READ

3 TIPPS

So machen wir’s

Dir hat das Buch gefallen?

Anmerkungen

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

DIE 25 BEISPIELE

DIE 25 BEISPIELE

Lindt & Sprüngli

Walmart & Google

Snowflake

Beyond Meat

Air Berlin

Dino Polska & Embracer Group

Porsche, Volkswagen & Amazon

McDonald’s

Prologis

Autozone & Palantir

Netflix & Tesla

GameStop

Didi

Adobe

Intuitive Surgical

ASML

Visa & Mastercard

Domino’s & Chipotle

Zalando, Etsy & Airbnb

Union Pacific

Coca-Cola

Rivian

Coinbase

Apple

Hermès

Diese Aktien sind auch dabei: Activision Blizzard, Adidas, Advanced Autoparts, AGL, Airbus, Alibaba, Altria, AMC, Anheuser-Busch InBev, Asana, Atlassian, Autoliv, Autozone, AWS, Baidu, Bank of America, Bayer, Bed, Bath & Beyond, Berkshire Hathaway, BioNTech, BlackBerry, BMW, BNSF, BNY Mellon, BP, BYD, Cargill, CD Projekt, Chevron, Coinbase, Continental, Costco, Delivery Hero, Deutsche Telekom, Deutsche Wohnen, DHL, Pizza Group, DoorDash, Duke Realty, Ebay, Equinor, Expedia, ExxonMobil, FedEx, Geico, Goldman Sachs, GSK, H&M, Heineken, Henkel, Hepsiburada, Home Depot, IBM, Inditex, Intel, Johnson & Johnson, Jubilant FoodWorks, Just Eat Takeaway.com, Kering, Kodak, Lilium, Linde, Lucid Motors, Lufthansa, Lululemon, LVMH, Lyft, Mercedes-Benz, Meta, Microsoft, Mondelez, Nestlé, Nike, Nokia, NVIDIA, O’Reilly, Otis, PayPal, PepsiCo, Pfizer, Pinterest, Pizza Hut, Prologis, PVH, Richemont, Rolls-Royce, RWE, Ryanair, Salesforce, Samsung, SAP, Shell, Siemens AG, Siemens Energy, Siemens Healthineers, Sixt, Snap, Starbucks, Steakholder Foods, Subway, Total Energies, TSMC, Tyson Foods, Uber, Ubisoft, Vonovia, Wendy’s, WeWork, Zeiss, Zoom.

WIESO DAS ALLES?

Durch die steigende Lebenserwartung und die gesunkene Geburtenrate wird die deutsche Bevölkerung immer älter. Das wäre an sich kein Problem. Aber das deutsche Rentensystem ist darauf nicht eingestellt. Das deutsche Rentensystem funktioniert nämlich immer noch per Umlagesystem, und die Rentenbeiträge der arbeitenden Bevölkerung fließen direkt in die Taschen der Rentner. Das funktioniert aber nicht mehr, weil es immer mehr Rentner und immer weniger Arbeitende gibt.

2020 hat die gesetzliche Rentenversicherung insgesamt 345 Milliarden Euro ausgezahlt. Weil die Rentenbeiträge dafür nicht mehr gereicht haben, musste der Bund das Ganze mit 81 Milliarden Euro subventionieren. 2025 sollen’s schon 98 Milliarden Euro sein.1 Tendenz weiter steigend. Das wird sich der deutsche Staat auf Dauer kaum leisten können, und in Reaktion darauf dürften die Renten in ein paar Jahren noch niedriger ausfallen als ohnehin schon.

Es gäbe viele Möglichkeiten, dieses Problem auf politischer Ebene anzugehen. Doch die Vorteile einer solchen Lösung liegen Jahrzehnte in der Zukunft, würden aber schon heute Kosten auslösen – entsprechend unpopulär ist das Thema bei Politikern. Denn die wollen heute wiedergewählt werden und nicht in 30 Jahren. Wer also eine halbwegs sichere und auskömmliche Rente will, ist gut beraten, selbst vorzusorgen.

Genau deshalb gibt es dieses Buch. Genau deshalb hat OMR mit Unterstützung von Trade Republic im Dezember 2020 den täglichen Aktienpodcast Ohne Aktien Wird Schwer an den Start gebracht, der mittlerweile einer der größten Börsenpodcasts in Deutschland ist. Neben viel positivem Feedback, viel Kritik am grammatikalisch inkorrekten Titel (der sich gegen unser Lektorat auch für dieses Buch durchgesetzt hat), bekommen wir auch immer wieder viele Fragen zu den Basics der Aktienanalyse.

Angefangen dabei, was eine Aktie eigentlich ist, bis hin zur Bewertung von Firmen und Geschäftsmodellen. Und auch deshalb gibt’s dieses Buch.

Im ersten Teil haben wir uns die Zeit genommen, die Basics der Börse zu erklären. Wieso sollte man investieren? Wie kann man investieren? In was investiert man eigentlich an der Börse? Wenn ihr euch noch nie intensiver mit Aktien und Investments beschäftigt habt, kriegt ihr hier alle wichtigen Grundlagen.

Danach kommen wir aber zu dem Teil, der wirklich das Herzstück des Buchs ist. Anhand von Firmen wie Apple, McDonald’s, Starbucks, Netflix und Porsche erklären wir Stück für Stück, wie man Aktien analysiert. Am Ende versteht man hoffentlich deutlich besser, wie es sein kann, dass Tesla Ende 2022 mehr wert war als VW, Mercedes-Benz und BMW zusammen, obwohl es nur einen Bruchteil der Autos der drei deutschen Firmen verkauft hat. Man versteht, wieso ausgerechnet ein Schweizer Schokoladenhersteller die teuerste Aktie Europas hat und wie aus einem Smartphone die wertvollste Firma der Welt wurde.

An diesen Beispielen sieht man schon: Die Börse und die reale Wirtschaft hängen sehr eng zusammen. Schlussendlich hilft dieses Buch also auch dabei, ein besseres Verständnis für Wirtschaft zu bekommen. Selbst wenn man nicht der nächste Warren Buffett wird, lohnt es sich also hoffentlich, diese Seiten zu lesen.

Wenn ihr schon ein bisschen Erfahrung mit Aktien und der Börse gesammelt habt, wird’s im ersten Teil erst mal viel Wiederholung von bereits Bekanntem geben. Alle Börsianer unter euch können sich also die Basics sparen und direkt auf Seite 47 zum »1x1 der Aktienanalyse« springen.

DIE BASICS

WTF sind Aktien?

Im Vergleich zu den USA oder England ist die Aktienkultur in Deutschland sehr schwach. Spätestens seitdem der Crash der Telekom-Aktie Anfang der 2000er-Jahre das Vermögen vieler Deutscher vernichtet hat, ist die Begeisterung für die Börse in der breiten Bevölkerung verschwunden. Vielmehr werden Aktien und Börse als Casino für Banker und Sinnbild für alles gesehen, was am Kapitalismus schlecht ist.

Dass die Börse in Wirklichkeit recht wenig mit Casino zu tun hat, zeigt aber schon der Blick auf die erste Aktie der Geschichte. Sie wurde 1602 von der Niederländischen Ostindien-Kompanie herausgegeben und war eine smarte neue Methode, um Handelsexpeditionen zu finanzieren.2 Bis dahin kam das Geld für Handelsreisen nämlich nur von einem kleinen Kreis privater Investoren, die im Fall des Erfolgs am Gewinn teilhaben konnten (und im schlimmsten Fall ihr Geld verloren).

Was aber, wenn nicht nur ein ausgewählter Kreis von reichen Leuten solche Reisen finanzieren könnte, sondern jeder Bürger? Dadurch hätten die Firmen sofort Zugang zu mehr Kapital und auch die breite Masse eine Möglichkeit, ihr Geld gewinnbringend anzulegen.

Ein Problem gab’s aber noch. Die Expedition war insgesamt auf zehn Jahre ausgelegt. Erst nach Ablauf dieser Zeit wurden die Schiffe verkauft, die Unternehmung aufgelöst und die Gewinne an die Investoren verteilt. Aber nicht jeder will zehn Jahre auf sein Geld warten. Deshalb hatte die Niederländische Ostindien-Kompanie die geniale Idee, den Anteil an ihrer Handelsreise einfach handelbar zu machen. Wenn ein Investor also vor Ablauf der zehn Jahre rauswollte, konnte er seinen Anteil einfach verkaufen.

Und so wurde die erste Aktie erfunden. Eine Aktie ist nämlich ein Anteil an einem Unternehmen, und als Aktionär wird man zum Miteigentümer. Der große Unterschied zu einem Anteil an einer klassischen GmbH ist allerdings, dass eine Aktie ein Wertpapier ist. Heißt auf Deutsch: Ich kann die Aktie viel einfacher handeln als den Anteil an einer GmbH und muss nicht jedes Mal zum Notar laufen, wenn ich neue Anteile kaufen oder alte verkaufen will. Und damit man nicht jedes Mal mühsam einen Käufer oder Verkäufer für die Anteile suchen muss, wurden Aktien schon bald an der Börse gehandelt. Das sind Handelsplätze, an denen man seine Aktien ganz easy kaufen und verkaufen kann – aber dazu gleich mehr.

Davor müssen wir nämlich noch klären, wieso man so eine Aktie überhaupt kaufen sollte. Wozu will man Teil-Eigentümer von Apple, Coca-Cola oder Netflix werden? Die Dynamik dahinter ist bis heute eigentlich dieselbe wie bei den Handelsreisen vor 400 Jahren: Wenn Unternehmen erfolgreich sind, werfen sie Gewinn ab. Als Eigentümer steht mir ein Anteil an dem Gewinn zu. Außerdem habe ich als Eigentümer in der Regel ein Stimmrecht, kann also mitbestimmen, wie es bei der Firma weitergeht.

Wie viel Gewinn eine Firma auf lange Sicht macht, entscheidet langfristig auch über den Wert der Aktien. Denn klar: Für ein Unternehmen, das mir jedes Jahr 100 Euro an Gewinn ausschüttet, würde ich doppelt so viel zahlen wie für eins mit nur 50 Euro Gewinn. Das Problem ist allerdings, dass man nie genau weiß, wie viel Gewinn eine Firma in Zukunft machen wird. Vor allem bei jungen Unternehmen ist es oft so, dass sie jahrelang gar keine Gewinne machen, weil sie ihr Business erst einmal aufbauen müssen. Amazon zum Beispiel hat neun Jahre lang nur Verluste gemacht, bevor Jeff Bezos und Konsorten 2003 das erste Mal profitabel waren.3

Deshalb schwankt auch der Wert von Aktien so stark. Denn der Wert eines Unternehmens ergibt sich im Grunde aus allen Gewinnen, die die Firma in den nächsten Jahren voraussichtlich an ihre Aktionäre ausschütten wird. Weil man das aber nicht genau vorhersagen kann, hängt der Wert davon ab, was die verschiedenen Investoren erwarten.

Wenn sich die Erwartung ändert, weil zum Beispiel die Fabrik eines Autoherstellers abbrennt oder ein großer Auftrag verbucht werden kann, dann ändert sich der Wert der Aktie. Deshalb kommt’s an der Börse häufig zu großen Schwankungen.

Long Story Short: Aktien sind nichts anderes als ein Anteil an einem Unternehmen. Durch diesen Anteil kriegt man als Investor das Recht auf einen Anteil an den Gewinnen der Firma. Je mehr Gewinne die Firma macht und in Zukunft wahrscheinlich machen wird, desto höher sollte der Wert der Aktie sein.

Wieso verkaufen aber die Gründer einer Firma ihre Anteile überhaupt? Ende 2022 war Jeff Bezos mit einem Vermögen von 107 Milliarden US-Dollar zwar unter den zehn reichsten Menschen der Welt, aber ganz Amazon war damals fast 900 Milliarden US-Dollar wert. Hätte ihm noch die ganze Firma gehört, wäre er also noch reicher.

Das liegt daran, dass Jeff Bezos früher ganz einfach nicht das Geld hatte, um den Aufbau von Amazon zu finanzieren. Irgendjemand musste ja die ersten Lagerhallen, Liefertrucks und Werbekampagnen bezahlen. Deshalb hat Jeff Bezos – ähnlich wie die Niederländische Ostindien-Kompanie vor über 400 Jahren – Geld bei Investoren eingesammelt und ihnen im Gegenzug Anteile an seiner Firma verkauft.

Übrigens ist es in der Regel so, dass sich gerade junge Firmen erst mal Geld bei privaten Investoren holen. Zum Beispiel bei der Familie, reichen Freunden und später auch bei professionellen Start-up-Investoren. Aber irgendwann reicht das Geld der privaten Investoren nicht mehr aus. Amazon zum Beispiel hat allein 1996 fast 6 Millionen US-Dollar Verlust gemacht, was niemand im Verwandtenkreis von Bezos finanzieren konnte.4 Genau in solchen Phasen macht es dann Sinn, an die Börse zu gehen, weil Firmen dort Gelder von den größten Investoren der Welt einsammeln können.

Außerdem wollen die privaten Investoren ihr Geld ja irgendwann zurück und vielleicht nicht neun Jahre warten, bis Amazon endlich mal Gewinne abwirft. Beim sogenannten Börsengang können also nicht nur Firmen Geld fürs weitere Wachstum einsammeln, sondern auch die alten Eigentümer einen Teil ihrer Anteile verkaufen.

WTF ist Börse?

Der Begriff Börsengang geht wahrscheinlich noch auf die Zeit zurück, in der die Börse ausschließlich ein Gebäude oder physischer Platz war, auf dessen Parkett Investoren Aktien ge- und verkauft haben. Die ersten Börsen sind vor über 600 Jahren entstanden, und dort wurden alle möglichen Güter gehandelt. Um Platz zu sparen und unnötige Schlepperei zu vermeiden, wurden allerdings nicht die Güter selbst, sondern Papiere gehandelt, die das Recht an der jeweiligen Ware verbrieften.

Die Zahl der Waren, die auf diesem Weg gehandelt wurden, wuchs schnell, und es dauerte nicht lange, bis die ersten Aktien dazukamen. Genau wie bei Gewürzen, Getreide oder Zucker trafen sich Verkäufer und Käufer und feilschten um den Preis der Unternehmensanteile. Sobald sie sich auf einen Preis geeinigt hatten, wechselten die Aktien den Besitzer, und der Kurs wurde auf einer Tafel notiert, sodass jeder Marktteilnehmer ihn sehen konnte. Diese Marktplätze entstanden überall auf der Welt und wurden als Börsen bezeichnet. Es gibt also nicht »die eine wahre Börse«, sondern viele verschiedene.

Viele dieser Börsen gibt es noch heute in imposanten Gebäuden wie in New York oder London, auch wenn ein Großteil des Handels mittlerweile digital stattfindet. Wer Aktien kaufen oder verkaufen will, muss nicht mehr nach Frankfurt, Amsterdam oder New York fahren, sondern kann das mit Computer oder Smartphone entspannt auf dem Sofa, dem Klo oder in der Bahn machen. An der grundsätzlichen Funktionsweise des Aktienhandels hat sich aber kaum etwas geändert.

Mithilfe von Software legen Käufer fest, wie viele Aktien sie von einer Firma kaufen und wie viel sie dafür zahlen wollen. Verkäufer tun das Gleiche. Die Software übermittelt alles an die Börse, und wenn Verkäufer und Käufer ähnliche Preisvorstellungen haben, kommt es zum Handel.

Das passiert jeden Tag unzählige Male, wobei die Kurse natürlich schwanken. Wie damals wird auch heute noch jeder Kurs veröffentlicht. Inzwischen passiert das aber natürlich nicht mehr auf einer Tafel, sondern elektronisch. Über »Yahoo Finance« und viele andere kostenlose Websites kann so jeder sehen, wie viel Geld zuletzt für die Aktien einer Firma bezahlt wurde.

Die Software, über die Investoren handeln, kommt von einem Broker. Das sind Finanzinstitute, die die Kommunikation zwischen Investoren und den unterschiedlichen Börsen übernehmen. Von diesen Brokern gibt’s viele verschiedene, die sich hinsichtlich Funktionsumfang und Gebühren teilweise stark unterscheiden – dazu später mehr.

Damit Investoren die Aktien einer Firma an der Börse handeln können, muss die Firma diese dort listen lassen. Wenn sie das zum ersten Mal tut, wird vom Börsengang gesprochen. Dieser Prozess ist sehr aufwendig, mit viel Papierkram verbunden und erfordert meist die Hilfe einer Investmentbank. Deshalb machen das für gewöhnlich nur relativ große Firmen und nicht der Bäcker um die Ecke.

Trotz des Aufwandes kann sich ein Börsengang sehr lohnen. Einerseits bekommen bestehende Investoren so die Möglichkeit, ihre Aktien einfach, sicher und anonym zu verkaufen. Ist die Firma nicht an der Börse, müssten sie selbst Käufer für ihre Aktien finden oder jemanden damit beauftragen. Andererseits bietet es der Firma die Möglichkeit, zukünftiges Wachstum zu finanzieren. Sie kann nämlich neue Aktien ausgeben und anschließend über die Börse verkaufen.

Wieso Aktien?

Dass es generell Sinn ergibt, selbst für die eigene finanzielle Zukunft vorzusorgen, haben wir in der Einleitung dieses Buchs schon besprochen. Das gilt aber besonders für die Jüngeren: Durch die steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenrate kommt das klassische Rentensystem in Europa und Deutschland immer mehr aus dem Gleichgewicht. Ob und wie viel Rente man in dreißig oder vierzig Jahren bekommt, ist also ziemlich unsicher.

Zum einen, weil es immer weniger junge Leute gibt, die arbeiten und ins Rentensystem einzahlen, und dafür immer mehr Rentner, an die das Geld ausgezahlt wird. Zum anderen aber auch, weil die Rentenbeiträge nicht gewinnbringend angelegt werden. Vor allem in Deutschland investieren Rentenversicherungen nämlich noch sehr konservativ und möglichst ohne Risiko. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen und hoher Inflation wird das Geld in den Rentenkassen daher jeden Tag weniger wert.

Wer also eine stabile finanzielle Zukunft will, muss selbst vorsorgen. Und Aktien sind einer der besten Wege dafür. Denn Aktien sind Sachwerte mit hoher Renditeerwartung und Liquidität. Heißt auf Deutsch: Gerade in Zeiten hoher Inflation lohnt es sich, in Sachwerte zu investieren. Also in Immobilien, Rohstoffe oder eben Aktien, die unabhängig vom Währungs- und Finanzsystem einen Wert haben.

Denn auch wenn Aktien vielleicht ein bisschen abstrakter als Immobilien sind, sind sie eben doch ein Anteil an einer realen Firma. Wenn mir Aktien von VW gehören, dann gehört mir auch ein Anteil an den Fabriken oder Patenten der Wolfsburger. Selbst wenn der Euro dann zum Beispiel massiv an Wert verliert, sind das reale Dinge, die wertvoll bleiben.

Der zweite Pluspunkt ist die Renditeerwartung. Auch wenn Aktienkurse jeden Tag enorm schwanken und schon mal für Wochen nur nach unten zeigen, gibt’s an der Börse im Schnitt eine ziemlich ordentliche Rendite. Am besten erkennt man das mit Blick auf sogenannte Aktienindizes wie den DAX oder S&P 500.

Der DAX zeigt zum Beispiel an, wie sich die Aktien der vierzig größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland gerade entwickeln. Er bildet dabei den Durchschnitt der Kursentwicklungen ab. Allerdings mit der Besonderheit, dass Firmen mit sehr hohem Börsenwert mehr Einfluss auf den Schnitt haben. Das Gleiche gilt für den S&P 500 mit den fünfhundert größten Unternehmen Amerikas.

Jedenfalls hat der S&P 500 in den dreißig Jahren zwischen 1992 und 2022 um die 821 % Rendite gemacht und damit jedes Jahr um etwa 7,7 % zugelegt. Ähnlich sieht das beim DAX aus, und auch dann, wenn man die globale Börsenentwicklung über die letzten Jahrzehnte betrachtet. Im Schnitt hat man mit der Börse langfristig gesehen also immer irgendwas zwischen 7–10 % Rendite pro Jahr gemacht.

Allerdings gab’s dazwischen natürlich auch immer wieder Phasen, in denen man Geld verloren hat. Teilweise ging es an den Börsen sogar für einige Jahre nur nach unten. Genau deshalb sollte man nur in Aktien investieren, wenn man einen langfristigen Anlagehorizont von 15, 20 oder sogar 40 Jahren hat. Denn das Schlimmste ist, aus Panik oder Not in einer der Phasen zu verkaufen, in der die Börse gerade nicht so gut läuft.

Außerdem ist es wichtig, sein Geld in viele verschiedene Aktien zu stecken. Denn während der S&P 500 im Schnitt 7,7 % zugelegt hat, gab es in der gleichen Zeit auch Firmen, die pleitegegangen sind. Deren Investoren haben dann 100 % ihres eingesetzten Kapitals verloren. Um solche Verluste auszugleichen, sollte man immer in verschiedene Aktien investieren – wie man das genau macht, erklären wir aber später noch.

Vorher müssen wir aber klären, woher die Rendite eigentlich kommt. Wie vorhin schon erwähnt, haben Unternehmen vor allem deshalb einen Wert, weil sie Gewinne für die Investoren machen. Je mehr Gewinn, desto höher der Wert. Und genau diese Dynamik steckt hinter der Rendite an den Börsen. Wenn die Wirtschaft wächst, Coca-Cola mehr Getränke, Autoliv mehr Airbags und Apple mehr iPhones verkauft, dann steigen die Gewinne der Firmen und damit der Wert ihrer Aktien. Als Aktionär profitiert man also direkt vom Wachstum der Wirtschaft.

Das Investment in Aktien wiederum hat wirtschaftlich einen hohen Wert. Als Investor trägt man nämlich das Risiko mit, dass bestimmte Projekte nicht klappen, Firmen in die Insolvenz rutschen und man als Investor sein Geld verliert. Weil man dieses Risiko in Kauf nimmt und Unternehmen Kapital für neue Investitionen gibt, generiert man wirtschaftlichen Mehrwert. Genau für den wird man schlussendlich mit Rendite entlohnt.

Übrigens sind das natürlich nur die langfristigen und theoretischen Gründe für die Rendite an der Börse. Wir haben ja in der Einleitung auch schon erklärt, dass der Wert von Firmen sich zwar an ihrem Gewinn orientiert, der Gewinn aber nicht genau vorhersehbar ist. Wie viel die Firma heute wert ist, hängt also stark von den Zukunftserwartungen der Investoren ab. Kurzfristig wird die Börse vor allem davon getrieben, dass sich die Erwartungen der Investoren ändern. Deshalb schwankt die Börse viel stärker als die Gewinne von Unternehmen. Langfristig gesehen orientiert sich die Börsenentwicklung aber an der Entwicklung der echten Wirtschaft.

Neben der Rendite gibt es noch einen Grund, der Aktien als Anlageinstrument ziemlich attraktiv macht: nämlich die Liquidität. Die meisten Aktien werden jeden Tag unzählige Male an der Börse gehandelt. Wenn Apple schlechte Quartalszahlen veröffentlicht, ein Aktionär Geld für sein neues Auto benötigt oder die nächste große Reise ansteht, lassen sich Aktien jederzeit verkaufen und wieder zu Geld machen.

Im Gegensatz zu Immobilien, Kunst oder Schmuck dauert das meist nur Sekunden oder wenige Minuten. Wer eine Wohnung verkaufen will, braucht erst mal einen Makler oder muss das eigene Betongold irgendwo inserieren. Mitunter lassen Interessenten dann lange auf sich warten. Anschließend folgen lästige Besichtigungen, zähe Verhandlungen, und wenn es endlich einen Käufer gibt, muss man noch zum Notar rennen. Anders als ein Mieter wird eine Aktie zudem niemals anrufen, weil das Klo kaputt ist.

Obwohl sich Aktien vor allem über lange Zeit wirklich lohnen, lässt sich ein Investment in Amazon, Tesla oder Coca-Cola notfalls auch schnell wieder zu Cash machen.

Wie starten?

Auch wenn Investieren in Aktien häufig nach Raketenwissenschaft klingt, ist es mittlerweile so einfach wie nie. Alles, was man zum Start braucht, ist ein Broker, etwas Geduld – und Geld natürlich.

Lange Zeit war es enorm schwierig und teuer, Aktien zu kaufen. Man musste den Weg zur eigenen Bank antreten, dann lange mit einem Berater sprechen und hohe Gebühren zahlen. Das hat sich inzwischen geändert. Klar kann man weiter bei der eigenen Hausbank Aktien kaufen. Dort sind die Gebühren aber oft sehr teuer. Deshalb gibt es mittlerweile auch Online- und Neobroker. Die sind häufig günstiger, einfacher zu bedienen und rund um die Uhr erreichbar.

Zur Wahl des besten Brokers gibt es diverse Vergleichsseiten. Wer nach Depot- oder Broker-Vergleich googelt, sollte also schnell fündig werden. Wichtig bei der Auswahl sind dann Faktoren wie die Ordergebühren, die Depotgebühren und auch die Auswahl an ETFs oder die Möglichkeit, sogenannte Sparpläne zu erstellen.

Ordergebühren sind Kosten, die beim Kauf oder Verkauf von Aktien anfallen. Denn auch die Broker haben natürlich Kosten – schließlich bauen sie die Software, die euch erlaubt, an der Börse zu handeln. Allerdings läuft heute viel automatisiert, sodass moderne Broker sehr effizient sind. Einige Anbieter lassen ihre Kunden daher schon für einen Euro pro Transaktion oder weniger handeln.

Trotzdem kann es natürlich ganz schön ins Geld gehen, wenn man ständig Aktien kauft und verkauft. Wer also wenig handelt und seine Aktien lange liegen lässt, kann nicht nur weniger Fehler machen, sondern spart auch Geld.

Außerdem stellt der Broker sicher, dass alles reibungslos läuft und das Vermögen seiner Kunden sicher verwahrt wird. Manche Broker verlangen dafür sogenannte Depotführungsgebühren. Die sind vergleichbar mit Kontoführungsgebühren bei einer Bank und werden je nach Anbieter entweder monatlich, quartalsweise oder jährlich abgerechnet. Es gibt aber auch Broker, die keine Depotführungsgebühren erheben. Es lohnt sich also, zu vergleichen und Kosten zu sparen.

Was man auch noch bedenken sollte: Nicht jede Aktie ist bei jedem Broker handelbar. Wer also schon zum Start eine bestimmte Aktie im Blick hat, sollte vorher schauen, ob die beim Broker seiner Wahl überhaupt angeboten wird. Dafür reicht meist ein kurzer Blick auf die Website des jeweiligen Anbieters. Die größten und bekanntesten Aktien werden aber ohnehin bei den meisten großen Brokern angeboten. Außerdem spricht grundsätzlich auch nichts dagegen, mehrere Broker zu nutzen, um in möglichst viele verschiedene Aktien zu investieren.

Das kann auch deshalb sinnvoll sein, weil Broker oft Spezialangebote machen. Bestimmte Aktien oder ETFs kann man teilweise sogar ganz ohne Gebühren handeln. Welche das sind, unterscheidet sich aber von Anbieter zu Anbieter.

Hat man sich einmal für einen Broker entschieden, muss man dort ein Depot eröffnen. Das ist der (virtuelle) Ort, wo die eigenen Aktien später liegen werden. Die Depoteröffnung gleicht der Kontoeröffnung bei einer Bank und dauert meistens nur wenige Minuten. Nach Eingabe einiger persönlicher Informationen und der Bestätigung der eigenen Identität kann’s auch schon fast losgehen. Alles, was jetzt noch fehlt, ist Geld, um Aktien zu kaufen. Das könnt ihr einfach von eurer Hausbank auf das Konto eures Brokers überweisen. Bei manchen Anbietern müsst ihr nur euer Konto mit dem Depot verbinden und könnt direkt loslegen.

Viel Geld braucht man zum Start übrigens nicht mehr. Während es vor ein paar Jahren noch recht hohe Mindestanlagesummen gab, kann man bei einigen Anbietern heute schon ab 1 Euro mit dem Investieren starten. Aktien sind also wirklich nicht mehr den Reichen vorbehalten.

Börsen-Weisheiten

Der Zugang zu Aktien und Börse ist heute so einfach wie noch nie. Bleibt nur noch die Frage, wie man am besten anfängt.

Die erste Regel: Investiere nur Geld, auf das du im Notfall auch verzichten kannst.

Langfristig gesehen haben Aktien in der Vergangenheit sehr gute Renditen abgeworfen. Allerdings gibt es diese Rendite nur wegen des entsprechenden Risikos. Es wird also immer wieder Jahre geben, in denen die Aktien nicht so gut performen und das eigene Depot im Minus ist. Und Investments in einzelne Aktien können im schlimmsten Fall mit einem Totalverlust enden.

Deshalb sollte man nie Geld investieren, auf das man kurzfristig angewiesen ist. Außerdem sollte man auch nicht sofort das gesamte Ersparte in Aktien anlegen. Das bringt langfristig zwar wahrscheinlich mehr Geld als das Sparbuch, aber man muss erst mal lernen, mit den Schwankungen an der Börse umzugehen.

Gerade Anfängern fällt es oft schwer, ruhig zu bleiben, wenn das eigene Depot »unter Wasser« ist und man Verluste gemacht hat. Panisch zu verkaufen ist so ziemlich das Schlimmste, was man in so einer Situation machen kann. Deshalb sollte man sich erst einmal mit kleineren Summen an die Schwankungen der Börse gewöhnen und das eigene Depot Stück für Stück aufbauen.

Die zweite Regel: Investiere regelmäßig. Egal, ob die Börsen gerade besonders gut oder schlecht laufen.

Einer der einfachsten Wege dahin sind sogenannte Sparpläne. Mit denen investiert man automatisch und in regelmäßigen Abständen einen bestimmten Betrag in verschiedene Aktien oder Fonds.

Das hat vor allem psychologische Vorteile. Viele Investoren tendieren nämlich dazu, besonders viel zu investieren, wenn es an den Börsen gerade gut läuft. Ist auch logisch: Wenn man gerade 20 % Gewinn mit seinen Aktien gemacht hat, will man sofort noch mehr Geld in die Börse stecken. Wenn man hingegen gerade hohe Verluste gemacht hat, ist die Lust auf noch mehr Börse wahrscheinlich nicht so groß.

Eigentlich sollte man aber eher das Gegenteil machen. Wenn eine Aktie um 20 % zulegt, ist das für die bisherigen Investoren super. Aber für neue Investoren ist sie dadurch 20 % teurer. Zu kaufen, wenn’s besonders gut läuft, ist, als würde man tanken gehen, wenn die Benzinpreise besonders hoch sind.

Um sich bei Investments nicht so sehr von der eigenen Psychologie leiten zu lassen, macht so ein Sparplan also viel Sinn. Vor allem, weil man mit einem Sparplan besonders viele Aktien kriegt, wenn die Preise gerade günstig sind.

Nehmen wir als Beispiel einen Sparplan für Aktien, der jeden Monat 50 Euro investiert. Wenn die Aktie der Wahl gerade recht teuer ist und 50 Euro kostet, dann wird der Sparplan in dem Monat nur eine Aktie kaufen. Wenn die Aktie aber auf 25 Euro fällt, dann kauft der Sparplan automatisch zwei Aktien. Mit Sparplänen kauft man also automatisch mehr Aktien, wenn die Kurse günstig sind. Diesen Effekt bezeichnet man auch als Cost-Average-Effekt.

Die dritte Regel: Time in the market beats timing the market.

Wenn man sich Aktienkurse genauer ansieht, wird man schnell eine Strategie erkennen, die verdammt viel Kohle bringen würde: dann kaufen, wenn der Kurs seinen Tiefpunkt erreicht. Dann verkaufen, wenn der Kurs ganz oben ist.

Genau diese Strategie versuchen Investoren seit Jahrhunderten umzusetzen. Einziges Problem: Sie funktioniert nicht.

Niemand weiß nämlich im Vorhinein, wann der Höhepunkt oder Tiefpunkt erreicht ist. Und wer versucht, die Börse zu timen, wird damit in den meisten Fällen nur Geld verlieren. Deshalb sind viele erfolgreiche Investoren wie Warren Buffett auch langfristige Anleger, die ihr Geld dauerhaft in Aktien stecken. Egal, ob es gerade rauf- oder runtergeht.

Wieso das sinnvoll ist, zeigt eine eindrucksvolle Statistik der Bank of America. Wenn man zwischen 1930 und 2020 durchgehend in den S&P 500 investiert hat, hat man um die 17.715 % Rendite gemacht. Hätte man aber in jedem Jahrzehnt nur die zehn besten Tage verpasst, wären’s gerade mal 28 %. Wenn man versucht, die Börse zu timen und deshalb über lange Zeit nicht investiert ist, verpasst man also möglicherweise den Großteil der Rendite.5

Die vierte Regel: Kauf nur, was du verstehst.

BioNTech ist schon jetzt eine der unglaublichsten Wirtschaftsgeschichten dieses Jahrtausends. Was 2019 noch eine kleine Mainzer Forschungsfirma war, die fast 200 Millionen Euro Verlust gemacht hat, gehörte zwei Jahre später mit einem Gewinn von mehr als 10 Milliarden Euro zu den wichtigsten Firmen Deutschlands. Die Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci wiederum wurden auf einen Schlag mehrfache Milliardäre. Und auch die restlichen Aktionäre haben unfassbare Rendite gemacht und ihr Geld zwischenzeitlich verdreißigfacht.

Obwohl der Aufstieg bei BioNTech besonders krass ist, sind sehr hohe Renditen bei jungen Biotech-Firmen gar nicht ungewöhnlich. Denn wenn ein Medikament die Zulassung von den Behörden bekommt, verdient die dahinterstehende Firma damit oft Milliarden.

Trotzdem sollte man gerade als Privatanleger sehr vorsichtig bei solchen Aktien sein. Für jede erfolgreiche Firma wie BioNTech gibt es nämlich fünfzig Unternehmen, deren Medikamente nicht zugelassen wurden. Wer nicht wirklich was von Medizin und den Dynamiken dahinter versteht, sollte bei solchen Investments sehr vorsichtig sein. Und das gilt nicht nur für Biotech-Aktien. Warren Buffett empfiehlt zum Beispiel, nur in Aktien zu investieren, die im eigenen »Circle of Competence« liegen.

Heißt auf Deutsch: Investiere nur in Firmen, die du auch verstehst.

Das bedeutet zum einen, dass man sich vor einem Investment gut informieren muss. Denn klar, jeder kennt Coca-Cola oder McDonald’s. Aber wer weiß schon, wie diese Firmen konkret Geld verdienen? Coca-Cola zum Beispiel macht einen großen Teil seines Umsatzes nicht mit dem Getränkeverkauf, sondern mit dem Verkauf von Sirup. Coca-Cola verkauft also nur den Sirup an Abfüllunternehmen, die dann das fertige Getränk produzieren und es schlussendlich in den Handel bringen.

McDonald’s wiederum verdient das meiste Geld mit Franchisenehmern, die Gebühren zahlen, damit sie die Marken und Rezepte von McDonald’s nutzen dürfen. Burger zu verkaufen ist also gar nicht das Kerngeschäft von McDonald’s. Außerdem hat die Firma zum Beispiel sehr viele Immobilien, was man als Aktionär wissen sollte, um das Investment richtig einschätzen zu können.

Wie man sich richtig über einzelne Aktien informiert, werden wir später noch sehr ausführlich erklären. Aber natürlich kann man den Kompetenzkreis damit auch nicht so einfach erweitern. Nur weil man sich ein paar Artikel über Biotech durchliest, hat man nicht zwangsläufig ein gutes Verständnis für die Medikamente dahinter. Selbst wenn Branchen noch so gehypet werden, sollte man in vielen Fällen also nicht investieren, wenn man die Hintergründe nicht versteht.

Die fünfte Regel: Entspann dich, es gibt keinen Tipp.

Auch mal Nein zu sagen und nicht auf jeden Hype aufzuspringen, ist generell eine der wichtigsten Fähigkeiten für jeden Investor. Denn es gibt immer wieder Leute, die einem das neueste heiße Investment andrehen wollen, mit dem man angeblich ohne Risiko ganz viel Geld verdient.

Genau solche Investments gibt es aber nicht. Wo Rendite ist, ist so gut wie immer ein entsprechendes Risiko. Und wenn es mal ein so unglaublich attraktives Investment geben sollte, erfährt man davon als Kleinanleger wahrscheinlich erst als Letzter. Schließlich gibt’s auf der Welt Tausende Banker, die in Harvard, Stanford oder sonst wo studiert haben und sich den ganzen Tag nur Gedanken machen, wie sie möglichst viel Geld an der Börse verdienen können. Dass die attraktivsten Investments dann ausgerechnet einem Kleinanleger zufallen, der sich hin und wieder mit der Börse beschäftigt, ist ziemlich unwahrscheinlich.

Deshalb hat schon der legendäre Börsianer André Kostolany gesagt, dass es an der Börse keine guten Tipps gibt. Der einzig gute Tipp: Geh in die Apotheke, besorg dir Schlafmittel, kauf dir die weltweit besten Aktien und dann schlafen, schlafen, schlafen. Wenn du nach 20 Jahren wieder aufwachst und in dein Depot schaust, gibt’s wahrscheinlich eine erfreuliche Überraschung.6

Die sechste Regel: Verluste begrenzen. Gewinner laufen lassen.

Wer langfristig in solide Aktien investiert und sich zwischenzeitlich nicht von Emotionen oder FOMO ablenken lässt, hat an der Börse also schon mal sehr viel gewonnen.

Das heißt allerdings nicht, dass sich Fakten nicht ändern können und man sich in bestimmten Situationen besser von einem Investment trennen sollte.

Kodak zählte zu den bedeutendsten Kameraproduzenten der Welt und hat den Markt für Filme über Jahrzehnte dominiert. Über lange Zeit machten die New Yorker satte Gewinne, und es sah so aus, als würde das für immer so weitergehen. Mit dem Durchbruch der Digitalkamera verlor die Firma allerdings den Anschluss, und seitdem kannte die Aktie eigentlich nur noch eine Richtung, nämlich nach unten. Das ging sogar so weit, dass Kodak in die Insolvenz schlitterte und 2013 den Neuanfang startete.

In solchen Situationen machen viele Investoren den Fehler, dass sie sich in die eigenen Aktien verlieben. Sollten sie dann fallen, weigern sie sich, den Tatsachen ins Gesicht zu schauen. Selbst wenn alle Umstände irgendwann gegen eine Firma sprechen, schrecken sie davor zurück, ihre Aktien zu verkaufen. Denn mit dem Verkauf müssten sie sich eingestehen, dass sie vielleicht einen Fehler gemacht haben. Und das tut weh.

Manche klammern sich daher an die Hoffnung, dass sich die Kurse irgendwann wieder erholen und man die Aktien so ohne Verluste verkaufen kann. Einige kaufen vielleicht sogar noch nach, weil sie denken, dass die Kursschwäche einen besonders günstigen Einstiegszeitpunkt bietet. Doch das gleicht dem Griff ins fallende Messer und bedeutet nichts anderes, als dass man gutes Geld schlechtem hinterherwirft.

Wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten einer Firma immer weiter verschlechtern, ist es fast immer besser, die Verluste schnell zu begrenzen. Lieber früh etwas Geld verlieren, als ewig auf die Kehrtwende zu warten, um am Ende noch mehr Cash zu versenken.

Klar ist es möglich, dass eine Aktie nach herben Verlusten ins Positive dreht und den Kurssturz wieder wettmacht. Das kann mitunter aber sehr lang dauern, selbst wenn man von der Firma überzeugt ist. Denn Aktienkurse können über Monate oder länger von Euphorie oder Panik getrieben werden. An der Börse gibt es dafür ein Sprichwort: Der Markt kann länger irrational bleiben als man selbst liquide.

Meist ist es schlauer, nicht dagegen anzukämpfen. Vor allem wenn es Alternativen gibt, die deutlich bessere Aussichten auf Erfolg haben. Wer lange darauf wartet, dass eine Aktie fünf verlorene Prozent aufholt, verpasst vielleicht die Aktie, die zwanzig oder mehr Prozent zulegt. Zeit und Geld aller Investoren ist begrenzt. Beides mit Aktien zu verschwenden, die sich aufgrund echter Probleme anders entwickeln als erwartet, ist daher wenig ratsam.

Aber versteht uns nicht falsch. Das alles soll nicht heißen, dass man beim kleinsten Rückschlag kurzen Prozess machen und direkt alles verkaufen soll. Es geht vielmehr darum, dass man ehrlich zu sich selbst ist und nicht mit Hoffnung, sondern Verstand investiert. Das kann eben auch heißen, sich frühzeitig von einem Verlierer zu trennen, um eine bessere Investmentmöglichkeit wahrzunehmen.

Doch viele Investoren halten nicht nur zu lange an ihren Verlierern fest, sondern verkaufen auch ihre Gewinner viel zu früh. Legt eine Aktie die ersten paar Prozent zu, fängt man schnell an, zu träumen, was man sich von den Gewinnen alles kaufen könnte. Dann setzt die Panik ein, dass die Stimmung an der Börse kippen könnte, die Aktie wieder fällt und die Gewinne flöten gehen.

Der ein oder andere ist daher versucht, die Aktie vorher zu verkaufen und bestehende Kursgewinne zu realisieren. Doch wer das tut, lässt sich mitunter große Chancen entgehen. Nicht selten steigt die Aktie dann nämlich noch sehr viel höher und fällt vielleicht nie wieder auf den Kurs, zu dem vorschnell verkauft wurde.

Theoretisch kann eine Aktie immer weiter steigen und selbst im schlimmsten Fall nur auf null fallen. Entgangene Gewinne können dadurch mitunter viel schmerzhafter sein als potenzielle Verluste. Wer gute Firmen im Portfolio hat, sollte also der Versuchung widerstehen, die Taube auf dem Dach gegen den Spatz in der Hand zu tauschen. Das gilt natürlich nur, wenn die Firmen sich fundamental gesehen weiterhin gut entwickeln und nicht vollkommen irrational bewertet sind – aber dazu später mehr.

Last but not least: Lege nie alle Eier in einen Korb.

Wenn ihr mit der Börsen-Lingo noch nicht so vertraut seid, klingt die Regel wahrscheinlich ziemlich komisch. Sie bedeutet aber einfach nur, dass man nicht sein ganzes Geld auf die Aktien einer einzigen Firma setzen soll. Stattdessen macht es Sinn, in viele verschiedene Aktien zu investieren.

Selbst die solidesten Firmen können pleitegehen, sodass ihre Aktien in den Keller rauschen und das Investment im Totalverlust endet. Nokia und BlackBerry haben die Handybranche lange Zeit dominiert und galten als unangreifbar. Dann betrat der Chef eines Computerherstellers im Rollkragenpullover die Bühne und brachte der Welt das iPhone. Was danach geschah, ist Geschichte – genau wie die Dominanz von Nokia und BlackBerry.

Wer glaubt, dass er ein glückliches Händchen hat und sich nur Gewinner ins Portfolio packt, kann schnell eines Besseren belehrt werden. Gerade über einen langen Investmenthorizont ist es verdammt schwer abzuschätzen, welche Firmen in zwanzig oder dreißig Jahren an der Spitze ihrer Industrie stehen werden. Der nächste Konkurrent, die nächste technologische Innovation oder der nächste Skandal sind oft nur einen Wimpernschlag entfernt.

Investiert ihr euer Geld in nur eine Aktie, die später auf null fällt, ist der gesamte Einsatz weg. Wer sein Geld gleichmäßig auf zwei Aktien verteilt, verliert hingegen nur 50 %, wenn die andere stabil bleibt. Bei 100 Aktien liegt der Verlust sogar nur bei einem Prozent. Wenn die restlichen 99 gut performen, macht man dann sogar noch Gewinne. In die andere Richtung gilt das aber nicht so stark: Eine Aktie kann zwar nur um 100 % fallen, aber auch um 10.000 % steigen. Das Gewinnpotenzial wird durch Diversifikation also weniger stark eingeschränkt.

Klar, es kann auch sein, dass viele verschiedene Aktien gleichzeitig baden gehen – das ist aber eher unwahrscheinlich. Als grobe Regel gilt daher: Je mehr verschiedene Aktien ihr habt, desto weniger Risiko geht ihr ein. Börsianer nennen das Diversifikation.

Es gibt allerdings einen Haken. Auch viele verschiedene Aktien bieten nur wenig Sicherheit, wenn sie den gleichen Risiken ausgesetzt sind. Sollte beispielsweise ein Gesetz verabschiedet werden, das Bier verbietet, werden die Aktien von Anheuser-Busch, Carlsberg und Heineken vermutlich alle unter die Räder kommen. Selbst wenn ihr euer Geld auf alle Brauereien dieser Welt verteilt habt, müsstet ihr dann vermutlich massive Verluste verkraften.

Es kommt also nicht nur auf die Anzahl verschiedener Aktien an, sondern auch auf die Risiken, denen sie ausgesetzt sind. Wer richtig diversifizieren will, setzt daher auf einen breiten Korb an Aktien aus verschiedenen Ländern und Industrien. Die gute Nachricht: Man muss diesen Korb gar nicht selbst zusammenstellen.

Dafür gibt’s nämlich sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds). Das sind Fonds, die ähnlich wie eine Firma an der Börse gehandelt werden. Anders als Firmen stellen sie allerdings keine Handys her, bauen keine Autos und fördern kein Öl. Stattdessen sammeln sie das Geld vieler Anleger und investieren es anschließend in verschiedene Aktien.

MSCI World ETFs investieren zum Beispiel in mehr als 1.500 der größten börsennotierten Firmen der Welt. S&P 500 ETFs investieren in die 500 größten Firmen der USA, während DAX ETFs das Geld ihrer Investoren in den 40 größten Firmen Deutschlands anlegen. Es gibt aber auch ETFs, mit denen sich in bestimmte Branchen oder Themen investieren lässt. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt, wobei Seiten wie justetf.com einen guten Überblick geben, was alles möglich ist und welche Unterschiede zwischen den Anbietern bestehen. Aber dazu später mehr.

Genau wie bei Aktien sind Investments in ETFs schon ab sehr wenigen Euros möglich. Außerdem könnt ihr eure Anteile jederzeit wieder verkaufen und so in Cash verwandeln.

Passives Investieren – das einzig Wahre?

Theoretisch sind ETFs gar nicht so unterschiedlich von klassischen Aktienfonds, die euch der Berater bei eurer Hausbank vielleicht schon mal andrehen wollte. Sowohl klassische Fonds als auch ETFs investieren in ein Paket von Aktien. Rein technisch gesehen ist der Unterschied eigentlich nur, dass der ETF an der Börse und damit wie eine Aktie gehandelt wird. Deshalb heißt es ja auch Exchange Traded Fund (also börsengehandelter Fonds). Normale Fonds sind hingegen spezielle Konstrukte, in die man oft nur über bestimmte Banken und mit Mindestanlagesummen investieren kann.

Allerdings ist das nur der theoretische Unterschied. In der Praxis ist die Differenzierung noch viel größer. Die meisten ETFs sind nämlich passive ETFs, und genau um die soll es im Folgenden gehen.

Bei einem aktiven Fonds gibt es Fondsmanager (Banker mit sehr gutem Gehalt), die den ganzen Tag nichts anderes machen, als die perfekte Aktie für ihren Fonds zu suchen. Es gibt manche Fondsmanager, die damit sehr reich geworden sind. Allerdings gibt es wenige Anleger, die damit sehr reich geworden sind. Denn obwohl diese Manager oft sehr smart sind, schneiden über lange Zeiträume bis zu 95 % der aktiven Fondsmanager schlechter ab als der Markt.7

Mit dem Markt sind im Grunde einfach die Aktienindizes gemeint, über die wir vorhin schon gesprochen haben. Im S&P 500 Index sind zum Beispiel die 500 größten Unternehmen der USA enthalten. Die Logik hinter dem Index ist also verdammt simpel: Man schaut, was die wertvollsten Firmen in Amerika sind, und packt die in ein Aktienpaket. Je mehr die Firma wert ist, desto höher ist ihr Anteil am Paket. So machte Apple Ende 2022 zum Beispiel rund 5 % des gesamten Index aus, weil es mit mehr als 2.000 Milliarden US-Dollar Börsenwert die wertvollste Firma der Welt war.

Jedenfalls performt dieses simple Aktienpaket in den meisten Fällen besser als Fondsmanager, die ihr Paket an Aktien anhand ausführlicher Analysen und harter Arbeit erstellen.

Der Hauptgrund dafür: Der Markt an sich ist ziemlich effizient. Heißt: Es gibt Millionen von Investoren, die sich täglich Gedanken machen, was der faire Preis für eine bestimmte Aktie ist. Auf dieser Basis kaufen sie dann Aktien, die sie für günstig halten, und verkaufen jene, die sie für zu teuer halten. Dadurch beeinflussen sie Angebot und Nachfrage der Aktien und damit ihre Preise. Der aktuelle Kurs an der Börse spiegelt daher meistens recht gut wider, was Investoren denken. Vor allem bei großen und bekannten Aktien wie Apple, Microsoft oder Coca-Cola, die besonders viele Investoren auf dem Schirm haben.

Klar, manchmal kann die Masse der Investoren falschliegen. Und es gibt einzelne Fondsmanager, die über lange Zeit sehr oft richtigliegen. Für den Großteil der Manager gilt das aber nicht, und ihre Investoren hätten mehr Rendite gemacht, wenn sie ganz stumpf den S&P 500 gekauft hätten.

Damit zurück zu den ETFs: Viele von ihnen sind wie gesagt passiv. Alles, was sie machen, ist, Aktienpakete wie den S&P 500, den DAX oder den MSCI World zu kaufen. Das hat zum einen den Vorteil, dass man damit im Schnitt recht gute Renditen macht. Zum anderen sparen sich die ETF-Anbieter dadurch die Kosten für überbezahlte Fondsmanager. Diesen Kostenvorteil spürt man auch als Anleger. Während ein klassischer Fonds jährliche Gebühren von 1 % oder 2 % hat, kriegt man gute ETFs schon für Kosten von 0,2 % pro Jahr. Klingt jetzt vielleicht nach keinem drastischen Unterschied, vor allem langfristig hat das aber durchaus einen Effekt auf die eigene Rendite. Und obwohl es nur um kleine Beträge geht, sind aktive Fonds relativ gesehen oft zehnmal teurer als passive ETFs.

Neben den Kosten und der guten Rendite haben ETFs noch den großen Vorteil der Einfachheit. Man muss sich nicht jahrelang mit der Börse beschäftigen, sondern kriegt mit einem breit aufgestellten ETF ein gut diversifiziertes Aktienportfolio. Und zudem auch eins, das – bislang jedenfalls – sehr gut performt.

Für viele Investoren sind ETFs also eine sehr sinnvolle Anlageform. Und obwohl unser Fokus später eher auf Einzelaktien liegt, wollen wir doch noch kurz erklären, wie man am besten in ETFs investiert und was man bei der Auswahl beachten muss.

How to ETF

Weil ETFs so sinnvoll sind, wurden sie in den letzten Jahren immer populärer. Heißt aber auch, dass immer mehr Anbieter versuchen, damit Geld zu machen. Teilweise auch mit Produkten, die für Anleger eher unvorteilhaft sind. Es lohnt sich daher, zu vergleichen.

Grundsätzlich gibt es mehrere Faktoren, durch die sich ETFs voneinander unterscheiden und die ausschlaggebend dafür sind, ob sie sich für den jeweiligen Investor eignen.

Eines der wichtigsten Merkmale passiver ETFs ist der Index, den sie abbilden. Mit dem steht und fällt nämlich, in welche Aktien tatsächlich investiert wird. Zu den bekanntesten Indizes gehören der MSCI World, der S&P 500 und der DAX. Sie bilden die Wertentwicklung der größten Firmen der Industrieländer, der USA oder Deutschlands ab. Zudem gibt es viele Indizes, die nur Aktien bestimmter Branchen oder Themen umfassen. Ob Tech, Pharma, Energie, Cannabis oder künstliche Intelligenz – der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Die Kombinationsmöglichkeiten sind sogar so vielfältig, dass es bereits 2018 etwa siebzigmal mehr Aktienindizes als Aktien gab.8

Welcher dieser Indizes der beste ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Das hängt stark von der Strategie des Investors ab, wobei der Teufel häufig im Detail steckt. Wer zum Beispiel denkt, dass er bei einem MSCI World ETF sicher vom Weltwirtschaftswachstum profitiert, könnte böse überrascht werden. Trotz seines Namens enthält der MSCI World nämlich keine chinesischen, indischen oder indonesischen Aktien. Sollte zukünftig vor allem Asien boomen, kriegt man davon als Investor in diesem ETF im Zweifel nichts mit. Um das zu vermeiden und wirklich global zu diversifizieren, kann man zum Beispiel in einen ETF für den FTSE All-World Index investieren. Oder man kombiniert den MSCI World mit einem ETF, der vor allem in Asien und Afrika anlegt.

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