Ohne dich kann ich nicht sein - Bella Andre - E-Book

Ohne dich kann ich nicht sein E-Book

Bella Andre

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Beschreibung

Adam Sullivan, Architekt in Seattle, ist als hervorragender Restaurator historischer Gebäude bekannt – und dafür, dass er keinerlei Interesse an Liebe oder Ehe hat. Er gönnt es seinen Geschwistern, Cousins und Cousinen von Herzen, dass sie die große Liebe gefunden haben. Seine Familie will ihn unbedingt unter die Haube bringen, wird sich aber damit abfinden müssen, dass Amors Pfeile ihn nicht treffen. Bis er Kerry Dromoland kennenlernt. Plötzlich stellt Adam alles in Frage, was er bisher über die Liebe gedacht hatte. Kerry ist eine der erfolgreichsten Hochzeitsplanerinnen von Seattle und hat ihr ganzes Leben darauf gewartet, selbst auch die wahre Liebe zu finden. Obwohl sie in Adams Gegenwart jedes Mal Herzrasen bekommt und Schmetterlinge im Bauch spürt, weiß sie, dass Seattles größter Playboy niemals "der Mann fürs Leben" sein kann. Das macht es ihr allerdings nicht leichter, seinen atemberaubenden Küssen und sündhaften Zärtlichkeiten zu widerstehen. Oder, dass er ihr öfter ein Lächeln entlocken kann, als jeder andere zuvor. Als Kerry dringend Adams Hilfe braucht und er ohne das leiseste Zögern für sie in die Bresche springt, wird ihr langsam klar, dass in ihm vielleicht doch mehr steckt, als sie ihm zugetraut hatte. Aber können der Herzensbrecher, der sich nicht bekehren lassen will, und die Frau, die kein Interesse hat, ihn zu bekehren, fürs Leben zusammenfinden? "Die Sullivans"-Reihe Liebe in deinen Augen Ein verfänglicher Augenblick Begegnung mit der Liebe Nur du in meinem Leben Sag nicht nein zur Liebe Nur von dir hab ich geträumt Lass dich von der Liebe verzaubern Du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn Die Sullivans aus Seattle: Eine perfekte Nacht Nur du allein Deine Liebe muss es sein Dir nah zu sein Ich mag, wie du mich liebst Ohne dich kann ich nicht sein Vier Herzen vor dem Traualtar (Die Sullivans Hochzeitsnovelle)

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Seitenzahl: 391

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Ohne dich kann ich nicht sein

Die Sullivans aus Seattle

Adam & Kerry

Bella Andre

Inhaltsverzeichnis

Bucheinband

Titelseite

Copyright

Über das Buch

Ein Hinweis von Bella

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Epilog

Alle Bücher von Bella Andre in deutscher Sprache

Über die Autorin

Ohne dich kann ich nicht sein

Die Sullivans aus Seattle

Adam & Kerry

© 2018 Bella Andre

Übersetzung Christine L. Weiting – Language+Literary Translations, LLC

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www.BellaAndre.com

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Adam Sullivan, Architekt in Seattle, ist als hervorragender Restaurator historischer Gebäude bekannt – und dafür, dass er keinerlei Interesse an Liebe oder Ehe hat. Er gönnt es seinen Geschwistern, Cousins und Cousinen von Herzen, dass sie die große Liebe gefunden haben. Seine Familie will ihn unbedingt unter die Haube bringen, wird sich aber damit abfinden müssen, dass Amors Pfeile ihn nicht treffen. Bis er Kerry Dromoland kennenlernt. Plötzlich stellt Adam alles in Frage, was er bisher über die Liebe gedacht hatte.

Kerry ist eine der erfolgreichsten Hochzeitsplanerinnen von Seattle und hat ihr ganzes Leben darauf gewartet, selbst auch die wahre Liebe zu finden. Obwohl sie in Adams Gegenwart jedes Mal Herzrasen bekommt und Schmetterlinge im Bauch spürt, weiß sie, dass Seattles größter Playboy niemals „der Mann fürs Leben“ sein kann. Das macht es ihr allerdings nicht leichter, seinen atemberaubenden Küssen und sündhaften Zärtlichkeiten zu widerstehen. Oder, dass er ihr öfter ein Lächeln entlocken kann, als jeder andere zuvor.

Als Kerry dringend Adams Hilfe braucht und er ohne das leiseste Zögern für sie in die Bresche springt, wird ihr langsam klar, dass in ihm vielleicht doch mehr steckt, als sie ihm zugetraut hatte. Aber können der Herzensbrecher, der sich nicht bekehren lassen will, und die Frau, die kein Interesse hat, ihn zu bekehren, fürs Leben zusammenfinden?

Ein Hinweis von Bella

Für alle, die bereits einige meiner Bücher gelesen haben, ist es nichts Neues, dass ich ein Faible für Frauenhelden habe. Vor allem, wenn ein solcher sich völlig unerwartet bis über beide Ohren verliebt!

Deswegen hat es mir einen Riesenspaß gemacht, Adam Sullivans Geschichte zu schreiben. Wen hätte es für den eingefleischten Junggesellen, der als Letzter der Sullivans aus Seattle die Liebe findet, Besseres geben können als eine Hochzeitsplanerin, die ihr Leben lang auf die große Liebe gewartet hat? Und die elektrische Spannung zwischen Adam und Kerry lässt dermaßen heiße Funken sprühen, dass ich mich beim Schreiben von Ohne dich kann ich nicht sein fast verbrannt hätte.

Hoffentlich gefällt Ihnen das Buch über Adam und Kerry so sehr wie mir!

Ein glückliches Leseerlebnis wünscht Ihnen Ihre

Bella Andre

Kapitel 1

Wie hatte es eigentlich so weit kommen können?

Adam Sullivan konnte kaum glauben, dass er sich in ein paar Minuten mit einer Hochzeitsplanerin treffen würde. Offenbar hatte es das Universum darauf angelegt, ihm einmal so richtig eins auszuwischen.

In fünf Wochen wollten sein Bruder Rafe und seine zukünftige Schwägerin Brooke im Cascade-Gebirge am Strand des Lake Wenatchee heiraten. Als sie ihm vor Monaten von ihren Plänen erzählten, hatte er sich vorgestellt, wie sie dort am Lagerfeuer Hot Dogs grillen und in Badeklamotten am Strand abhängen würden. Segelregatten und Wochenendwanderungen mit seinen Lieblingsmenschen in den umliegenden Bergen hatte er vor Augen gehabt. Aber jetzt auf einmal hatten sie irgend so eine Hochzeitsplanerin engagiert und damit Adams Vorstellungen von einer entspannten Wochenendhochzeit völlig über den Haufen geworfen.

Hochzeitsplanerinnen, das war gleichbedeutend mit zu engen Krawatten und aufeinander abgestimmten Anzügen in idiotischen Farbtönen, die kein Mann sich je freiwillig aussuchen würde. Und Tischreden ohne Ende.

Als Adam das Foyer von Dromoland Weddings & Events betrat, war er allerdings wider Erwarten beeindruckt. Jedes Detail passte, von den Blumen auf der Rezeptionstheke bis zu dem Gemälde an der gegenüberliegenden Wand, auf dem eine strahlende Braut im wallenden weißen Kleid ihren Brautjungfern lachend den Brautstrauß zuwarf. Das gesamte Ambiente bot einen eleganten Vorgeschmack auf die Erfüllung aller Hochzeitsträume. Hier gab es nichts, was er hätte verändern wollen. Und das kam bei ihm selten vor, denn als Architekt und Restaurator erschienen ihm normalerweise, sobald er ein Gebäude oder einen Raum betrat, vor seinem inneren Auge gleich jede Menge Verbesserungs­möglichkeiten.

Ausgerechnet jetzt, als die Hochzeitsplanung in ihre entscheidende letzte Phase getreten war, waren Rafe und Brooke mit beruflichen Terminen total eingespannt. Wenn sie allerdings noch einen Termin mit der Hochzeitsplanerin absagen müssten, hatte Rafe die Befürchtung, dass Brookes Hochzeitsträume platzen könnten wie eine Seifenblase. Ohne zu zögern, hatte Adam sich bereit erklärt, für die beiden einzuspringen, obwohl für seinen Geschmack in den letzten zwei Jahren eigentlich schon viel zu viele Sullivans geheiratet hatten. Erst Chase, dann Marcus, Gabe, Sophie und Lori – alle seine Cousins und Cousinen aus San Francisco hatten den Bund der Ehe geschlossen. Und Rafe, Mia, Dylan und Ian. Seine drei Brüder und seine Schwester waren mittlerweile alle entweder verlobt oder sogar schon verheiratet.

Einen nach dem anderen hatte es die Sullivans von der Westküste erwischt, genau wie auf einem Jahrmarkt, wo eine Schießbudenfigur nach der anderen umfiel, wenn sie getroffen wurde. Nur hatten seine Cousins und Cousinen keine riesigen Plüschtiere gewonnen, sondern sich Trauringe an den Ringfinger stecken lassen.

Auch wenn Adam seine Witzchen riss, wussten natürlich alle, dass er sich für sie freute. Er freute sich wirklich, dass sie alle jemanden gefunden hatten, mit dem sie ihr restliches Leben verbringen wollten.

Das hieß jedoch nicht, dass er selbst auch nur einen Gedanken darauf verschwendete, einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Seine Überzeugung war es immer gewesen, dass man Frauen genießen sollte – solange sie ein Genuss waren. Zum Glück hatten die Frauen, mit denen er zusammen gewesen war, immer dieselbe Einstellung gehabt. Wahrscheinlich auch, weil er als Mann auf Frauen nicht so wirkte, als sei er der Mann fürs Leben. Und das war ihm ganz recht. Mehr als recht. Dank seiner Cousins und Cousinen hatte er viele Nichten und Neffen, mit denen er spielen konnte, und bald würden wohl auch seine Geschwister für Nachwuchs sorgen.

Natürlich war Adam klar, was man über ihn sagte. Die endlose Litanei seiner liebes- und heiratstollen Verwandtschaft ließ sich nicht vollständig ausblenden. Sie waren nämlich alle überzeugt, er habe einfach noch nicht die Richtige gefunden. Und er wisse ja gar nicht, was er da verpasse. Offensichtlich sei ihm noch gar nicht klar, wie sehr die Liebe auch für ihn alles ändern würde.

Adams Lachen über die absurde Vorstellung, es könne eine Frau hereinkommen und sein Leben für immer verändern, hallte über den Marmorfußboden. Nie hatte er auch nur im Entferntesten das Gefühl gehabt, er sei vom Blitz getroffen worden, so wie es seinem Bruder Ian mit seiner Verlobten Tatiana ergangen war. Er konnte sich nicht vorstellen, sich auf den ersten Blick zu verlieben, wie sich sein Bruder Dylan in seine Frau Grace und deren Sohn Mason verliebt hatte. Nie war da jemand gewesen, nach dem er sich jahrelang in Sehnsucht verzehrt hatte wie seine Schwester nach ihrem Ehemann Ford. Und ihm fiel auch kein Mädchen ein, das er seit seiner Kindheit kannte und in das er sich jemals hätte verlieben können, so wie sich Rafe in Brooke verliebt hatte.

Nein, nein, seine Familie würde sich damit abfinden müssen, dass Amors Pfeile einen der Sullivans überspringen würden.

Kürzlich hatte er eine Geschäftsreise an die Ostküste für ein Treffen mit einigen seiner Cousins aus Maine und New York genutzt. Dabei hatte er sie gewarnt, sie seien als Nächste an der Reihe, da er jetzt ganz offiziell den Kelch der Liebe an sich vorübergehen lassen und an sie weiterreichen würde. An jenem Abend in der Bar hatte er allen einen ausgegeben – so viel Mitleid hatte er mit den armen Kerlen gehabt, die gar nicht ahnten, was bald auf sie zukam. All diese schmachtenden Blicke. Diese ständige Achterbahn der Gefühle, wenn der Weg zur wahren Liebe nicht ohne Hindernisse verlief. Ganz abgesehen davon, dass alle fast wahnsinnig wurden – eigentlich nicht nur fast – wenn sie auf den Gedanken kamen, sie hätten den Mann oder die Frau ihrer Träume verloren.

All das, und noch mehr, hatte er bei seinen Geschwistern und bei den Cousins und Cousinen aus San Francisco erlebt. Aber er war sich sicher, dass es ihm nicht passieren würde. Dass es ihm unmöglich passieren konnte. Und jetzt sollte diese Besprechung endlich anfangen, sonst würde er heute Abend noch zu spät kommen zu seinem Date mit …

„Adam Sullivan?“

Beim Klang seines Namens drehte er sich um und als er die Frau, die vor ihm stand, erblickte, verschlug es ihm tatsächlich einen Augenblick lang die Sprache. Sein Hirn war völlig blankgefegt und er starrte sie mit großen Augen an, bevor er irgendetwas dagegen tun konnte.

Es half auch nichts, dass er kraftvoll den Kopf schüttelte – er konnte immer noch nicht glauben, was seine Augen sahen. Sie war genauso, wie er sich eine erstklassige Hochglanz-Hochzeitsplanerin immer vorgestellt hatte. Perfekte Seidenbluse, Bleistiftrock und High Heels, für die, das wusste er, seine Schwester Mia hätte töten können. Nicht eine Strähne ihrer langen dunklen Haare war verrutscht, das Make-up war makellos. Sie war das genaue Gegenteil des Frauentyps, zu dem er sich normalerweise hingezogen fühlte.

Und dennoch konnte sich in seinem schockstarren Hirn nur ein Gedanke bilden: Wo zum Teufel war sie nur sein ganzes Leben lang gewesen?

* * *

Als es auf 17 Uhr zuging, hatte Kerry Dromoland bereits einen langen Arbeitstag hinter sich, an dem sie vier Termine mit Kunden und dazu noch einen mit einer neuen Interessentin gehabt hatte. Als Hochzeitsplanerin war sie solche Tage gewöhnt – sie begannen um fünf Uhr morgens und der Feierabend war ungewiss. Aber heute war sie den ganzen Tag etwas angespannt gewesen.

Rafe Sullivan und Brooke Jansen hatten sie gefragt, ob sie sich beim heutigen Termin durch eines von Rafes Geschwistern vertreten lassen konnten, da beide berufliche Verpflichtungen hatten, die sie leider nicht absagen konnten. Sie hatte ihnen versichert, das sei durchaus in Ordnung. Es war schon oft vorgekommen, dass die Schwester der Braut oder des Bräutigams zu einem Termin erschienen war, wenn keiner der Brautleute kommen konnte. Sie hatte damit gerechnet, Rafes Schwester Mia anstelle des Brautpaares zu treffen. Schließlich hatten sie ihr jedoch mitgeteilt, dass sich heute Nachmittag Rafes Bruder Adam mit ihr treffen würde.

Kerry brauchte gar nicht erst das Familienfoto, das sie ihr gegeben hatten, hervorzuholen, um zu wissen, wie Adam aussah. Sie hatte – viel zu deutlich – vor Augen, wie gut er aussah: Er war der Inbegriff von groß, dunkel und attraktiv. Auf dem Foto war sein Grinsen so sexy und verlockend, dass sie bewusst ihren Blick abwenden musste, damit Rafe und Brooke nicht merkten, wie sie seinen Bruder mit offenem Mund anstarrte.

Den ganzen Tag über schlug ihr Herz höher, wenn sie nur an ihn dachte. Sie musste sich in Erinnerung rufen, dass sie unzählige Male so gutaussehende Männer wie ihn um sich gehabt hatte und es ihr noch nie schwergefallen war, bei klarem Verstand zu bleiben.

Aber jetzt, wo er vor ihr stand und sie so intensiv anstarrte, bekam sie doch tatsächlich weiche Knie. Niemals zuvor war ihr so etwas passiert.

Sie war sicher gewesen, dass ihr so etwas niemals passieren würde.

Gottseidank hatte Kelly im nächsten Moment genug Geistesgegenwart, um sich bewusst zu werden, dass sie noch nie einen so schönen und verführerischen Mann leibhaftig gesehen hatte. Ein Blick genügte, um ihr zu sagen, dass er genau das war, was sich jede Frau in ihrer Fantasie ausmalte. Wild. Stark. Ein Mensch gewordener Sexgott.

Aber Kerry hatte niemals Fantasien über Männer wie Adam Sullivan gehabt. Sie hatte nie an das romantische Märchen geglaubt, dass bekehrte Playboys die besten Ehemänner abgäben. Zumal ihr sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwester bewiesen hatten, wie schrecklich schmerzhaft dieses Märchen sein konnte.

„Versprich mir, dass du auf den Richtigen warten wirst“, hatte ihre Mutter Aileen Kerry jahrelang immer wieder ans Herz gelegt, nachdem ihr Vater die Mutter mit den beiden kleinen Töchtern ohne Geld und ohne Zukunftsperspektiven zurückgelassen hatte. Mit nichts als unbezahlten Rechnungen und Verzweiflung. Kerry war zu jung gewesen, um sich noch gut an ihren Vater erinnern zu können. Aber nach Aussage ihrer Mutter war er in Seattle ein stadtbekannter Playboy gewesen. Schon Aileens Mutter hatte sie vor ihm gewarnt, aber sie war zu unvernünftig gewesen, ihm zu widerstehen.

Kerry konnte sich nur mehr daran erinnern, wie hart ihre Mutter gearbeitet hatte, um ihr und ihrer Schwester Colleen eine schöne Kindheit in einer der besten Wohngegenden von Seattle zu ermöglichen. Ihre Mutter hatte ihren Mädchennamen Dromoland wieder angenommen und vor fünfundzwanzig Jahren die Firma Dromoland Weddings & Events gegründet. Dabei hatte sie ihr Ziel kristallklar vor Augen: Sie wollte die beste Hochzeits­planungsagentur in ganz Seattle aufbauen. Aber auch damals, als sie um neue Kunden kämpfen musste, hatte sich Kerrys Mutter geweigert, mit Brautpaaren zu arbeiten, bei denen sie nicht überzeugt war, dass sie sich wirklich liebten. Sie wollte nicht, dass andere so eine Ehe erleben mussten wie ihre, bei der einer geliebt und der andere nur gespielt hatte. Das Ergebnis war, dass von all den Ehen, für die ihre Mutter in den zwanzig Jahren ihrer Tätigkeit die Hochzeiten geplant hatte, erstaunlich wenige geschieden wurden.

Kerry war nie im Geringsten versucht gewesen, das Versprechen, das sie ihrer Mutter gegeben hatte, zu brechen. Aber jetzt musste sie gegen den Drang ankämpfen, den umwerfend attraktiven Playboy, der hier vor ihr stand, anzuschmachten.

Erst recht, als der lächelte und sagte: „Der bin ich. Sind Sie Kerry Dromoland?“

Er sprach ihren Nachnamen perfekt aus – Dram-oh-land –, so als hätte er einige Zeit in Irland verbracht. Und es gelang ihm auch noch, dabei sengende Hitze in seine Stimme zu legen. Eine beeindruckende Leistung, das musste sie zugeben. Sogar für eine Frau wie sie, die sich dagegen sträubte, sich beeindrucken zu lassen. Oder auf seine sexy Tour hereinzufallen.

„Ja, ich bin Kerry.“ Sie zwang sich, zu lächeln und ihm mit ausgestreckter Hand entgegenzugehen. „Nett, Sie kennenzulernen.“

Den noch verbleibenden Abstand zwischen ihnen überwand er rasch mit athletischem Schritt. In dem Moment, in dem er ihre Hand ergriff, sagte er: „Ihre Augen …“ Hatte sie jemals jemand so eingehend betrachtet? „Sie haben nicht die Farbe von Smaragden. Jade ist es auch nicht.“ Je länger er schaute und dabei die ganze Zeit ihre Hand hielt, umso trockener wurde ihr Mund. „Sie sind viel hübscher, als es diese beiden Edelsteine je sein könnten.“

Von mehr als einem hatte sie schon Komplimente für ihre grünen Augen bekommen, aber so noch nie. Sie würde seine Worte nicht als poetisch bezeichnen. Bei diesem unverschämt erotischen Unterton kam das nicht in Frage. Aber gleichzeitig konnte sie seine unerwartete Sprachgewandtheit auch nicht überhören. Wenn sie bloß etwas gegen das Erröten hätte tun können, das bei ihrer hellen Haut sofort verriet, welche Wirkung er auf sie hatte.

Vorsichtig zog sie ihre Hand zurück, denn schließlich durfte sie dem Bruder ihres Kunden gegenüber nicht unhöflich sein. „Bitte folgen Sie mir in mein Büro“, sagte sie.

Sie ging vor und konnte mit jedem Schritt spüren, wie seine dunklen Augen auf ihr ruhten. Ihre Mutter hatte ihr von klein auf beigebracht, wie sie in jeder Situation elegant aussehen konnte. Aber obwohl sie mit ihrem heutigen Outfit keine sexy Wirkung beabsichtigt hatte, wurde ihr plötzlich intensiv bewusst, dass ihre Seidenbluse ein bisschen durchsichtig war, ihre schlanke Taille die ausladenden Hüften betonte und die Höhe ihrer Absätze nicht gerade als unauffällig gelten konnte.

Ihr Büro war ein großer, heller Raum mit einem Sitzbereich mit Polstermöbeln, einem Tisch mit hochglanzpolierter runder Mahagoniplatte und drei Stühlen sowie ihrem Schreibtisch. Nie war es ihr zu klein erschienen.

Bis heute.

Kerry war versucht, etwas Abstand zu gewinnen, indem sie sich hinter den Schreibtisch setzte, anstatt auf eine Couch in seiner Nähe. Aber dann beschloss sie, dass es jetzt reichte, und hielt sich selbst eine kleine Standpauke. Sie war heute einfach komisch drauf, wahrscheinlich, weil sie am Vorabend viel zu spät noch eine schlechte Reality-Show im TV geschaut und ihren Tag schon vor Sonnenaufgang begonnen hatte.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Kaffee? Tee? Ein Glas Wein? Oder ein Bier?“

„Sie sind auf alles vorbereitet, nicht wahr?“

Auf alles, nur nicht auf dich.

„Das ist schließlich mein Beruf“, sagte sie und hoffte, dass ihr Lächeln diese ungewöhnliche Nervosität übertünchen könnte. „Und der sagt mir auch, dass Sie wahrscheinlich das Bier nehmen werden. Ich habe ein Craft-Bier aus dieser Gegend oder ein Guinness anzubieten.“

„Es ist fünf“, sagte er grinsend. „Warum also nicht? Und da ich immer dafür bin, meine irischen Wurzeln zu feiern – und Ihre auch – nehme ich ein Guinness. Waren Sie schon einmal im Dromoland Castle in County Clare?“

„Das steht noch auf meiner Liste“, sagte sie und lächelte noch einmal, bevor sie aufstand, um ihm das Bier zu holen. Wieder spürte sie, wie sein Blick ihr durch den Raum folgte. Sie brachte für sich selbst auch eins mit, hatte aber nicht vor, mehr als einen kleinen Schluck davon zu trinken.

Er hob sein Glas, und als sie es ihm gleichgetan hatte, sagte er: „Auf Rafe und Brooke.“

Bei diesem simplen und liebevollen Trinkspruch auf seinen Bruder und dessen Verlobte musste sie lächeln. Und sie vergaß, dass sie sich in Acht nehmen wollte, als sie mit ihm anstieß. „Und darauf, für die beiden eine perfekte Hochzeit auszurichten.“

Das Bier war erfrischend kühl, denn seit er den Raum betreten hatte und ihre Sinne in ungekanntem Maße durcheinanderwirbeln ließ, war es darin viel zu heiß geworden. Das kleine Schlückchen, auf das sie sich hatte beschränken wollen, reichte ganz und gar nicht. Zumal sie durchaus etwas zur Beruhigung gebrauchen konnte.

Trotzdem stellte sie ihr Glas wieder hin und nahm ihr Tablet vom Beistelltisch. „Es ist sehr nett von Ihnen, für Rafe und Brooke einzuspringen. Ich weiß nicht, wie viel sie Ihnen bereits über unsere Hochzeitsplanung gesagt haben.“

„Sie haben mir schon eine ganze Menge gesagt.“

Seinem Tonfall war zu entnehmen, dass er keinen Bedarf nach weiteren Hochzeitsdiskussionen verspürte. Das Thema war ihm so offensichtlich lästig, dass sie sich ein Grinsen verkneifen musste. „Bitte sagen Sie ihnen, dass alles, was wir bisher besprochen haben, bereits in trockenen Tüchern ist. Es gibt da allerdings noch etwas, das ich für das Ehegelübde und für den Empfang danach gerne hinzufügen würde.“

Sie wischte über ihr Tablet und holte eine von ihr angefertigte Zeichnung mit einem mit Weinranken geschmückten Pavillon hervor, auf der man im Hintergrund den blauen See und die grünen Berge sah. „Diesen Pavillon würde ich gern für das Ehegelübde mitten auf dem Strand aufstellen. Für den Empfang würde ich ihn dann seitlich aufbauen, da wäre der ideale Platz, um Fotos von den Gästen zu machen. Die Fotos wären dann abends fertig und alle bekämen sie in ihre Geschenktüten zum Mitnehmen.“ Als er nichts sagte, sondern nur auf ihre Zeichnung starrte, fügte sie hinzu: „Falls Sie sich wegen der zusätzlichen Kosten Gedanken machen – das ist nicht nötig. Ich kenne einen guten Schreiner, der den Pavillon zu einem akzeptablen Preis bauen könnte …“

„Ich werde ihn bauen.“

Von diesem unvermittelten Angebot war sie überrascht. Nicht, weil sie ihm nicht zugetraut hätte, einen großen Pavillon für die Hochzeit bauen zu können, sondern, weil er einer der gefragtesten Architekten der Westküste war. Wo sollte er die Zeit für so etwas hernehmen?

„Das Gesamtkonzept ist gut“, fuhr er fort, „aber ich werde das Dach und die Stufen ein bisschen abändern.“ Noch bevor sie beteuern konnte, dass es nicht nötig war, dass er den Pavillon baute, fragte er: „Haben Sie die Zeichnung selbst angefertigt?“

„Es ist nur eine grobe Skizze, damit Sie sich ein Bild machen können, was ich mir vorstelle.“

„Die Zeichnung ist besser, als es die meisten Architekten oder Graphiker von Hand hinbekämen. Was haben Sie für eine Ausbildung?“

„Ich habe keine Ausbildung. Ich zeichne nur schon mein ganzes Leben lang Hochzeiten.“ Er blickte etwas verwirrt drein. „Meine Mutter gründete Dromoland Weddings & Events, als ich noch ein kleines Mädchen war. Manchmal musste ich mit zu den Hochzeiten kommen, wenn sie keinen Babysitter fand. Dann gab sie mir Stifte und Papier, damit ich mich nicht langweilte“, erklärte sie.

„Sie haben sich bei diesen Hochzeiten nie gelangweilt, stimmt‘s?“

„Nein.“ Sie lächelte, als sie daran zurückdachte. Wie sie als kleines Mädchen all die schönen Bräute und die schicken Bräutigame dabei beobachten durfte, als sie ihre Ehegelübde sprachen, sich den ersten Kuss gaben und sich beim Tanzen in den Armen hielten. „Ich fand es toll.“ Etwas zu spät merkte sie, dass sie den Faden verloren hatte. Auch das war ihr noch nie passiert, vor allem nicht während eines Kundentermins. „Es tut mir leid, ich weiß, dass Sie viel zu tun haben. Ich wollte Sie nicht von dem Gespräch über den Pavillon ablenken.“

„Ich war es, der vom Thema abgewichen ist“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die in ihrem Innern eine verrückte Wirkung entfaltete, auch wenn sie klug genug war, sich davon nicht beirren zu lassen. „Ich hatte sowieso vor, ein paar Tage vor der Hochzeit an den See zu fahren, dann kann ich den Pavillon bauen, während ich dort bin. Jetzt werde ich erst einmal ein paar Zeichnungen mit meinen Änderungen anfertigen und sie Ihnen vorlegen, bevor ich das Holz bestelle.“

Damit würde ihr neuer Vorschlag für die Hochzeit von Rafe und Brooke perfekt umgesetzt, aber Kerry spürte nur, wie bei dem Gedanken an weitere Treffen mit Adam Panik in ihr aufstieg. Es war irgendwie verrückt, dass er ihr so den Atem rauben konnte, zumal sie sich gerade erst kennengelernt hatten. Aber dass es verrückt war, hielt ihr Herz nicht davon ab, zu schnell zu schlagen. Es hielt auch ihre Lippen nicht davon ab, zu kribbeln, nur weil er, während sie sprach, seinen Blick auf ihren Mund richtete und nicht mehr abwandte.

Adam Sullivan war genau der Typ Mann, vor dem ihre Mutter sie ihr ganzes Leben lang gewarnt hatte. Genau der Typ Mann, zu dem sie auf Distanz bleiben musste, egal wie stark das Bedürfnis wurde, ihm näherzukommen.

„Rafe und Brooke haben mir gesagt, wie beschäftigt Sie mit Ihrer Arbeit als Architekt sind. Es ist fantastisch, dass Sie damit einen Beitrag zur Hochzeit leisten wollen und ich weiß, wie dankbar sie Ihnen dafür wären. Aber ich kann keinesfalls …“

„Er ist mein Bruder. Sie ist eine meiner besten Freundinnen. Diesen Pavillon zu bauen ist das Mindeste, was ich für die beiden tun kann.“

Auch jetzt waren seine Worte nicht im eigentlichen Sinne poetisch, aber sie kamen so von Herzen, dass Kerry nicht umhinkonnte, auf der Stelle ein kleines Stückchen ihres Herzens an Adam zu verlieren.

„Was kann ich sonst noch tun, Kerry?“

Noch ein unerwartetes Angebot. Es klang irgendwie sinnlich, obwohl das jetzt total verrückt war. Genauso verrückt wie die Tatsache, dass ihr spontan ein gutes Dutzend Möglichkeiten einfielen, wie er ihr helfen konnte … von denen auch nicht eine irgendetwas mit der Hochzeit zu tun hatte.

„Es ist bereits alles organisiert.“ Sie stand auf. „Vielen, vielen Dank, dass Sie diesen Termin mit mir wahrgenommen haben und auch für Ihr Angebot, mit dem Pavillon zu helfen.“

Sie streckte die Hand aus, um sich höflich mit Handschlag zu verabschieden. Aber anstatt ihr einfach die Hand zu schütteln, nahm er sie in seine und hielt sie fest. „Ich will Sie wiedersehen. Und nicht nur, um meine neuen Zeichnungen des Pavillons mit Ihnen durchzugehen.“

Ja!, rief ihr Herz in ihrem tiefsten Innern. Aber sie hütete sich, darauf zu hören. Sie wusste, dass er nicht nur alles verkörperte, vor dem ihre Mutter sie immer gewarnt hatte. Er stand auch für jeden untreuen Ehemann und für jeden Bräutigam, der seine Braut am Tag der Hochzeit versetzte, um sein wildes Leben nicht aufgeben zu müssen.

„Nein, ich kann nicht.“

„Sind Sie mit jemand anderem zusammen?“

„Nein, aber ich kann trotzdem nicht mit Ihnen ausgehen.“ Sie hätte Dutzende von Ausreden finden können – dass sie zu viel zu tun hatte, dass er nicht ihr Typ war, dass sie nie mit Verwandten ihrer Kunden ausging – aber sie wollte ihm nicht den Eindruck vermitteln, es gäbe hier irgendetwas zu verhandeln. Toll aussehende Männer, die in dem Ruf standen, Schürzenjäger zu sein, waren tabu. Basta.

Aber obwohl sie jetzt bereits zweimal hintereinander nein gesagt hatte, schien er keineswegs entmutigt. „Sagen Sie immer nein zu etwas, das Sie eigentlich wollen?“

Fast wäre ihr ein „Ich will Sie nicht“ herausgerutscht, aber sie war sich sicher, dass er das als glatte Lüge entlarvt hätte. Da dachte sie an die Pralinenschachtel, über die sie sich hermachen würde, sobald er ihr Büro verlassen hätte, und gab ihm eine von Grund auf ehrliche Antwort. „Zu Brookes Schokotrüffeln sage ich niemals nein.“

Aber ihn wies sie ab, indem sie ihm jetzt ihre Hand entzog und sich zwang, nicht mehr darüber nachzudenken, wie es sich anfühlen würde, ihn zu küssen.

„Ich möchte Ihnen jetzt keine weitere Zeit rauben“, sagte sie so höflich, wie sie konnte. „Ich begleite Sie hinaus.“

Obwohl er nicht noch einmal versuchte, sie um ein Rendezvous zu bitten, sondern einfach bis zur Eingangstür des Gebäudes hinter ihr herging und dann nach draußen, auf die Straßen im Zentrum von Seattle, wurde Kerry das Gefühl nicht los, dass sie sich nicht im Geringsten über ihn im Klaren war.

Adam Sullivan verstieß nicht nur gegen alle Spielregeln, die nicht seine eigenen waren. Irgendetwas sagte ihr, dass er auch immer gewann.

Kapitel 2

Um neun Uhr abends zog Adam seine Haustür hinter sich zu und ging in sein Arbeitszimmer. Vor acht Jahren hatte er das Haus gekauft. Es war ein Wrack gewesen, völlig baufällig, das sagten alle, die es gesehen hatten. Aber unter dem Moder hatte Adam die Eleganz gesehen und hinter dem dichten Efeubewuchs an den Fenstern hatte er das starke Fundament der Stützbalken erkannt. Der Garten schien hoffnungslos verwildert, aber seine Mutter hatte sich nicht im Geringsten abschrecken lassen und mit den Jahren verbrachten sie viele Wochenenden damit, ihn in etwas richtig Spektakuläres zu verwandeln.

Das Haus war allerdings ganz allein sein Projekt und seine Leidenschaft. Das Restaurieren des alten Craftsmen-Hauses war ihm zur Herzensangelegenheit geworden und hatte ihm gezeigt, was er bewirken konnte, wenn er sich voll und ganz auf ein Projekt einließ. Während der Wintermonate, wenn er Pläne zeichnen oder Kostenvoranschläge ausarbeiten musste, machte er sich ein Feuer im Kamin, setzte sich an seinen antiken Jugendstil­schreibtisch und begann zu arbeiten.

Beim Abendessen war ihm eine glänzende Idee für das Treppenhaus eines der historischen Häuser gekommen, das er gerade renovierte, und er wollte die Skizze sofort anfertigen. Er freute sich, dass ihm das Rendezvous heute Abend wenigstens dieses eine gute Ergebnis gebracht hatte. Nach besten Kräften hatte er sich bemüht, der Frau, die ihm gegenübersaß, seine Aufmerksamkeit zu widmen. Die angehende Schauspielerin hatte sich ihm während des überlangen Dinners praktisch an den Hals geworfen. Aber das Bild der umwerfend sexy Hochzeitsplanerin ging Adam einfach nicht aus dem Kopf. Verdammt, er würde sich ernsthaft um Konzentration bemühen müssen, wenn er seine Skizze heute Abend zu Papier bringen wollte, denn Kerry spukte ihm immer noch im Kopf herum.

Er nahm Block und Stift und begann zu zeichnen und sich Notizen zu machen. Fast eine Stunde verging, bevor er innehielt, um sich den Rücken zu strecken. Diese erste Skizze würde er jetzt erst einmal überschlafen und dann am nächsten Tag weitere Änderungen anbringen.

Er wollte das Arbeitszimmer gerade verlassen, da sagte ihm ein Blick auf seine Armbanduhr, dass es noch nicht einmal zehn Uhr war. Normalerweise wäre er jetzt noch mit seiner Begleiterin unterwegs oder um diese Uhrzeit bereits in ihrer Wohnung. Aber da er sie ohne auch nur einen Gutenachtkuss an ihrer Wohnungstür abgesetzt und ihre Anspielungen auf mögliche weitere Begegnungen geflissentlich überhört hatte, war er ziemlich früh nach Hause gekommen.

Rafe und Brooke waren bestimmt noch auf, also wählte Adam ihre Nummer am See. Nach zweimaligem Klingeln nahm Rafe ab, er schien ein bisschen außer Puste. „Gut, dass du anrufst. Ich schalte dich auf Freisprechen.“

Adam grinste. „Seid ihr zwei bereit für meinen Bericht oder ist das jetzt ein schlechter Zeitpunkt?“ Sein Bruder und dessen Verlobte klebten ständig aneinander, also war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er sie gerade bei etwas gestört hatte. Und nach den Geräuschen am anderen Ende der Leitung zu urteilen, war Brooke anscheinend gerade dabei, sich etwas überzuziehen.

„Hey, Adam.“ Tatsächlich klang auch sie etwas atemlos. „Wie war dein Termin mit Kerry?“

„Ich war beeindruckt von ihr. Sie macht ihren Job offensichtlich gut.“

„Ich weiß, ist sie nicht fantastisch? Und obwohl sie so perfekt aussieht, hat sie zugegeben, eine Schwäche für Süßigkeiten zu haben, also habe ich ihr tonnenweise Pralinen geschickt. Und ihrer Meinung nach übertreffen sie alle, die sie jemals probiert hat“, freute sich Brooke. „Sie wird sie sogar in Zukunft für ihre Hochzeiten verwenden!“

„Das sind ja tolle Neuigkeiten, Brooke.“ Adam kannte Brooke seit ihrer Kindheit und er konnte sich keine bessere Frau für seinen Bruder vorstellen. „Mit deinen Pralinen wirst du die Welt erobern.“

„Solange die Leute sie gerne essen, ist mir alles andere egal“, sagte Brooke bescheiden, wie sie war. „Aber zurück zu Kerry – bei so viel Schönheit und Intelligenz, ist es da nicht unglaublich, dass sie tatsächlich noch Single ist?“

Adam zog die Augenbrauen hoch, als er hiermit die Bestätigung erhielt, dass der Termin zumindest ansatzweise ein abgekartetes Spiel gewesen war. Brooke hatte eindeutig gehofft, dass er und ihre Hochzeitsplanerin sich näherkommen würden.

Er hätte ihnen jetzt sagen können, dass er Kerry um ein Date gebeten hatte. Aber abgesehen davon, dass sie abgelehnt hatte, wollte er vermeiden, dass sein Bruder und Brooke sich Hoffnungen über seine Zukunft machten, die er dann zwangsläufig enttäuschen würde. Denn auch wenn Kerry ja gesagt hätte, hätte das für Adam nichts geändert. Er war nicht auf eine Beziehung fürs Leben aus – und war sich absolut sicher, dass eine Hochzeitsplanerin bestimmt genau darauf abzielte.

Das hieß aber nicht, dass er die Hoffnung auf ein Ja von Kerry bereits aufgegeben hätte. Noch lange nicht. Er hieße nicht Sullivan, wenn er bei einer intelligenten Frau mit einem derart teuflischen Sex-Appeal so leicht aufgeben würde. Bei einer Frau, die er mit einer so glühenden Intensität begehrte, dass es ihn selbst schockierte.

Auch, wenn er Rafe und Brooke keine falschen Hoffnungen machen wollte, so mochte er doch nicht ganz darauf verzichten, sich mit dem Kuppler-Pärchen einen kleinen Spaß zu erlauben.

„Ihr hättet mir sagen sollen, wie toll sie aussieht.“

„Meinst du wirklich?“, fragte Brooke hoffnungsvoll.

„Absolut“, bestätigte er. „Die Frau, mit der ich zum Essen verabredet war, konnte da ganz und gar nicht mithalten.“

„Oh.“ Er bekam fast ein schlechtes Gewissen, so enttäuscht klang sie. „Du warst zum Essen verabredet?“

„Wahrscheinlich hat er für morgen Abend auch eine Verabredung, mit einer anderen“, ließ Rafe einfließen, bevor er zur Sache kam. „Kerry sagte, sie hätte noch eine letzte Änderung, die sie kurzfristig mit uns besprechen wollte. Hat sie dir etwas darüber gesagt?“

„Das hat sie, und ihr werdet auf die Liste ihrer guten Eigenschaften noch das Wort Künstlerin setzen müssen, denn die Zeichnung von dem Pavillon, den sie am Strand aufbauen will, war wirklich gut. Ihr beiden sollt euer Ehegelübde in dem Pavillon abgeben und während des Empfangs wird er dann an den Rand des Grundstücks gestellt, damit sich eure Gäste dort fotografieren lassen können. Kerry plant, die Fotos vor Ort entwickeln zu lassen, damit ihr sie allen Gästen am Ende der Feier mitgeben könnt.“

„Das ist eine tolle Idee, dass die Gäste ein persönliches Andenken von unserer Hochzeit mitnehmen können!“ Brooke war begeistert.

„Das finde ich auch“, sagte Rafe. „Aber ich dachte, wir wären uns einig gewesen, dass wir vor einem Lagerfeuer heiraten wollen?“

„Bevor ihr eine Entscheidung trefft“, schlug Adam vor, „schicke ich euch am besten erst einmal die Zeichnung, damit ihr seht, wie es in der Umgebung wirkt. Ehrlich gesagt, ich finde es besser als den Plan mit dem Lagerfeuer. Ich muss erst noch ein paar Dinge an der Zeichnung ändern, also lasst mir Zeit bis morgen Mittag, okay?“

„Moment mal, wieso änderst denn du ihre Skizze ab?“, fragte Brooke.

„Ich werde den Pavillon bauen.“

„Hat sie dich darum gebeten?“

„Nein. Tatsächlich hat sie versucht, mich zu überzeugen, dass sie einen Schreiner finden kann, der es zu einem erschwinglichen Preis macht. Aber ich habe mich nicht abwimmeln lassen.“

Nicht nur in Bezug auf den Pavillon, dachte er, als ihn Brookes Worte von vorhin plötzlich auf einen Gedanken brachten. Kerry mochte Süßes. Und Adam war sich nicht zu schade, diese Tatsache auszunutzen.

„Das ist ja ein Wahnsinnsangebot von dir …“

„Sagt mir, was ihr davon haltet, wenn ich euch morgen die Zeichnung geschickt habe. Wenn ihr euch dann für den Pavillon entscheidet, werde ich ihn bauen“, sagte er und erstickte damit bewusst den Protest seiner zukünftigen Schwägerin. Natürlich hatte er viel Arbeit am Hals. Aber es war ihm nie zu viel, wenn es darum ging, seine Familie zu unterstützen. „So, und jetzt lege ich auf, damit ihr beiden mit dem weitermachen könnt, was euch so aus der Puste gebracht hat, bevor ich euch gestört habe.“

Adam hörte seinen Bruder lachen, als er auflegte. Verdammt, er würde auch lachen, wenn er gerade mit einer schönen Frau ins Bett ginge, anstatt sich in ein leeres Bett legen zu müssen.

Ein Grund mehr, den Plan in Angriff zu nehmen, den er gerade ausgeheckt hatte, um Kerry doch noch zu einem Date zu bewegen.

* * *

Am nächsten Tag erhielt Kerry eine schöne kleine silberne Schachtel. Obwohl sie das Logo einer bekannten örtlichen Konditorei darauf wiedererkannte, war sie trotzdem nicht gefasst auf den Anblick der himmlischen Miniaturküchlein, die sich darin befanden. Eins mit einem winzigen Querbinder aus dunkler Schokolade, das andere mit einem Spitzenschleier aus Zuckerguss. Es war lächerlich zu glauben, dass sie sich die Küchlein nicht sofort einverleiben würde. Denn wie sie zu Adam Sullivan am Ende ihres Treffens gesagt hatte, gab es bestimmte Dinge, zu denen sie niemals nein sagte. Und Kuchen stand sehr weit oben auf der Liste, auch wenn es bedeutete, dass sie sich damit bereits um neun Uhr morgens um ihr Mittagessen brachte.

Auch wenn es eine echte Überraschung war, freute sie sich, dass die örtliche Konditorei ihr aus heiterem Himmel diese Kostprobe ihrer Kunst hatte zukommen lassen. Schon viel zu lange hatte sie dort nichts mehr für eine Hochzeit bestellt, das wollte sie sofort ändern. Zweifellos war es eine viel bessere Werbeidee, ihr statt Anruf oder E-Mail diese Mini-Törtchen zu schicken. Hochzeitstorten mussten nicht nur gut schmecken, sie mussten auch fantastisch aussehen. Diese perfekte kleine Kostprobe hatte es genau getroffen.

Sie war gerade dabei, zum Dank eine E-Mail an den Inhaber zu schicken, als Joe, der ihr immer die Lieferungen brachte, in ihr Büro gestürmt kam. „Da habe ich doch tatsächlich vergessen, Ihnen das hier zu geben.“ Sie versicherte ihm, dass ja nichts passiert sei. Aber irgendetwas an der Handschrift auf der Karte, die er ihr aushändigte, ließ in ihr Zweifel aufkommen, ob es wirklich zutraf, dass nichts passiert war.

Als sie nämlich ihren Finger unter die Klappe des Umschlags gleiten ließ, bekam sie ein ganz komisches Gefühl …

Kerry,

Sie wissen, wie viele Geschwister und Cousins und Cousinen ich habe. Sie können sich also sicher ausmalen, bei wie vielen Hochzeiten ich in den letzten Jahren zu Gast war. Ich bin überzeugt, dass Sie bereits mit den besten Bäckereien von Seattle zusammenarbeiten, aber ich dachte, ich schicke Ihnen einfach etwas von meiner Lieblingsbäckerei.

Meine Änderungen zu dem Pavillon werde ich Ihnen heute noch per E-Mail zusenden.

Guten Appetit,

Adam

Ihr Herz fing an zu flattern, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Romantik war ihr Beruf. Oft gab sie ihren Bräutigamen sanfte Tipps, wie man seine Braut vor und nach der Hochzeit weiter umwerben konnte. Sie kannte alle Tricks. Und doch war diese Art von Werbung gerade so subtil – und so herzlich – dass man damit sogar ihren Schutzwall überwinden konnte.

Und bei Männern wie Adam sollte ihr Wall ja eigentlich besonders hoch und undurchdringlich sein.

Plötzlich sah er etwas reparaturbedürftig aus, wenn sie weiterhin stark bleiben wollte.

Adam hatte ihr während des Treffens seine E-Mail gegeben, also löschte sie rasch die Mail an die Bäckerei und schrieb stattdessen eine Nachricht an ihn.

Adam

Silver‘s Bakery ist eine meiner Lieblingsbäckereien und die Miniatur-Törtchen waren köstlich. Vielen Dank dafür.

Ich freue mich darauf, Ihre neue Pavillonskizze zu bekommen.

Beste Grüße,

Kerry

Na also. Das hatte sie professionell, aber auch freundlich, erledigt. Dass sie ihm für seine Überraschung gedankt hatte, ohne dabei wie ein Teenager ins Schwärmen zu geraten, würde ihm zeigen, dass sie tatsächlich nicht an einem Rendezvous mit ihm interessiert war.

* * *

Es war ihr klar gewesen, dass man einen Mann wie Adam Sullivan leider nicht einfach so abwimmeln konnte, auch wenn ihre E-Mail-Korrespondenz über seine Änderungen am Pavillon – die ihr übrigens sehr gefielen – den Tag über weiterhin professionell verlaufen war. Aber hatte ein Teil von ihr nicht insgeheim darauf gewartet, als am darauffolgenden Morgen die nächste kleine Schachtel geliefert wurde?

Vielleicht hätte sie die Annahme dieser zweiten Lieferung gleich bei Joe verweigern sollen – dieses Mal hatte er an die Karte gedacht. Zumindest hätte sie Joe bitten sollen, sie nicht so anzuschauen, als wüsste er, dass Romantik in der Luft lag.

Denn es stand absolut fest, dass sich bei Kerry nichts Romantisches anbahnte.

Aber die Neugier war stärker, als sie auf der hübschen meergrünen Schachtel ein ihr unbekanntes Logo entdeckte. Sie hätte es nicht ausgehalten, nicht einmal einen kurzen Blick hineinzuwerfen, um zu sehen, was er heute für sie ausgesucht hatte. Wieder köstliches Gebäck? Oder …?

Sie hob den Deckel an und sah mit einiger Überraschung, dass Adam ihr dieses Mal Konfekt geschickt hatte. Aber nicht irgendein Allerweltskonfekt, sondern wunderschön zuckrige, glitzernde Muschel- und Seesternbonbons und sogar ein kleines Baiser in Form einer Welle, die sich gleich am Strand brechen würde. Einige sahen säuerlich aus, andere süß, aber alle waren wunderhübsch.

Und auch superlecker, wie sie bald herausfand, als sie sich eines in den Mund steckte.

Sie wusste, dass sie bis zum Ende des Tages die gesamte Schachtel leergegessen haben würde. Leider war die Gefahr für ihre Figur dabei nicht ihr größtes Problem. Ganz und gar nicht.

Nein, was ihr wirklich zu schaffen machte, war die Tatsache, dass sie bei aller Neugier auf den Inhalt der Schachtel noch viel neugieriger auf das war, was ihr Adam auf seiner zweiten Karte geschrieben hatte. Zumal sein Geschenk ihren Geschmack so haargenau getroffen hatte, dass es ihr fast vorkam, als hätte er bereits nach nur einem Treffen mit ihr all ihre geheimsten Wünsche erraten.

Kerry,

Erinnern Sie sich an meine große Familie? Eine meiner Cousinen in Maine ist ein Zuckerbäckergenie. Bis jetzt macht sie es nur als Hobby, aber ich versuche, sie zu überzeugen, einen Beruf daraus zu machen.

Was halten Sie davon?

Adam

Im Ernst? Er war nicht nur so lieb, dass er freiwillig den Bau des Pavillons für die Hochzeit von Rafe und Brooke übernommen hatte, sondern er versuchte auch, eine seiner Cousinen dazu zu bringen, ihr Zuckerbäckerhobby zu ihrem Beruf zu machen?

Kerry rückte mit ihrem Stuhl vom Schreibtisch weg und ging dann in den Garten, den ihre Mutter vor etwas mehr als zwanzig Jahren angelegt hatte. Die Rosen standen in voller Blüte, aber Kerry war heute so mit ihren Gedanken beschäftigt, dass sie kaum auf die Blüten achtete. Außerdem war sie immer noch dabei, sich Zuckerkristalle von den Fingern zu lecken.

Vom ersten Augenblick an, als sie Adam im Foyer hatte stehen sehen, wusste sie, dass er durch und durch ein Herzensbrecher war. Aber jetzt erkannte sie ihren Denkfehler: Sie hatte angenommen, er würde nach dem gleichen abgedroschenen Schema F vorgehen, wie jeder x-beliebige Schürzenjäger. Komplimente, Blumen und natürlich dieser lächerlich verführerische Schlafzimmerblick.

Aber dafür war er zu intelligent. Nein, das Spiel, das er spielte, hatte ein ganz anderes Niveau.

Er versuchte nicht nur, sie mit seinen Geschenken zu umgarnen, er unterstützte sie gleichzeitig in ihrer Geschäftstätigkeit und führte ihr noch einmal vor Augen, dass ihm seine Familie wichtig war.

Was würde er wohl morgen schicken?

Die Frage schoss ihr unvermittelt durch den Kopf. Da wusste sie, dass mit den Geschenken Schluss sein musste. Sie würde ihn anrufen und sagen …

Aus dem Garten hörte sie die Klingel, mit der sich die ersten Kunden des Tages ankündigten und sie damit auch aus ihrem Gedankengewirr wieder in die Realität katapultierten.

Es war albern. Adam Sullivan war einer der erfolgreichsten Architekten von Seattle und wurde ständig von schönen Frauen umschwärmt. Er hatte sie ja kein zweites Mal um ein Rendezvous gebeten. Sie zog einfach voreilige Schlüsse, weil sich ein kleiner Teil von ihr insgeheim wünschte, dass er sie umwerben sollte.

Aber sie wusste auch, dass er hundert wichtigere Dinge zu tun hatte, als sie mit zwei kleinen Schachteln voller Süßigkeiten für sich gewinnen zu wollen. Wenn er ihr weitere Überraschungen schicken würde, dann wäre das vielleicht ein Zeichen, dass er wirklich versuchte, ihr näherzukommen. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich weiterhin die Zeit nehmen würde, noch mehr Überraschungen für eine Frau auszusuchen, der er nur einmal begegnet war und die ihm einen Korb gegeben hatte.

Für den Rest des Tages schob sie die Gedanken an ihn bewusst beiseite. Bevor sie ihren Laptop am Abend zuklappte, schickte sie ihm allerdings eine weitere höfliche E-Mail.

Adam,

Vielen Dank für die Schachtel mit den unglaublich leckeren Bonbons. Ihre Cousine ist wirklich genial und ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie mir ihre Kontaktdaten mitteilen könnten. Vielleicht kann ich ihr beim Einstieg in den neuen Beruf helfen.

Beste Grüße,

Kerry

* * *

Als der Mann vom Lieferservice am nächsten Morgen nur ein Päckchen brachte – handgemaltes Tafelgeschirr, das sie zur Ansicht bei einer Künstlerin in Oregon bestellt hatte – spürte Kerry gegen ihren Willen Enttäuschung in sich aufsteigen. Sicher war es das Beste, das Adam aufgehört hatte, ihr Überraschungen zu schicken, aber welche Frau hätte es nicht gern, von einem Mann wie ihm begehrt zu werden? Auch wenn sie gar nicht interessiert war …

Aber kurz darauf kam Joe noch einmal herein, mit einer weiteren Schachtel. Diese sah unglaublich zerbrechlich aus. „Ich wollte das hier nicht kaputtmachen. Es ist ja so ein schönes Päckchen.“

Adam hatte sie nicht vergessen.

Joe hatte ihr die letzten zwei Jahre über Päckchen geliefert. Sie wusste, dass er glücklich verheiratet war und zwei Kinder hatte. Sein Lächeln zeigte ihr deutlich, dass er hoffte, es würde ihr bald genauso ergehen. „Diesmal ist keine Karte dabei.“

Sie runzelte die Stirn. „Nein?“

„Ich habe überall in meinem Lieferwagen nachgeschaut, ob sie vielleicht herausgefallen ist. Aber ich habe nichts gefunden.“

„Danke, Joe. Ich glaube, ziemlich sicher zu wissen, von wem es ist, auch ohne Karte.“

Er hatte ein Zwinkern in den Augen und sie sah, dass er gerne nach Einzelheiten gefragt hätte. Aber, wie immer ganz der Profi, wünschte er ihr einfach noch einen schönen Tag und ging dann die restlichen Pakete ausliefern.

Mit dem Finger fuhr sie über den Deckel und versuchte zu erraten, was in der Schachtel sein könnte. Schließlich öffnete sie sie.

Oh mein Gott.

Kerry stockte der Atem, als sie sah, was darin war, und sie war keineswegs sicher, überhaupt jemals wieder Luft holen zu können. Zumindest nicht, während sie auf das absolut perfekt gestaltete Modell des Dromoland Castle schaute, mit dessen Bau ihre Vorfahren Ende des sechzehnten Jahrhunderts begonnen hatten. Es war ganz aus Zucker, Keksen und Zuckerguss.

Das Zuckerschloss duftete so himmlisch nach Gewürzen, dass sie fast am Zuckerguss geleckt hätte, um zu sehen, ob es so gut schmeckte, wie es aussah. Allerdings war sich Kerry bewusst, dass sie bereits einmal zu oft der Versuchung nachgegeben hatte, was Adam betraf. Und mit einer weiteren E-Mail wäre es heute eindeutig nicht getan. Dieses Mal konnte sie sich nicht einreden, er wolle sie nur mit neuen Lieferanten für ihre Hochzeiten bekannt machen.

Niemand hatte jemals etwas so Unglaubliches für sie anfertigen lassen. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum er sich unbedingt mit ihr verabreden wollte – war sie vielleicht die einzige Frau, die jemals eine Herausforderung für ihn gewesen war? All die Geschenke waren zwar hübsch, aber sie hatten sie nicht umgestimmt.

Ein paar leckere Süßigkeiten, egal wie atemberaubend originell sie waren oder wie gut sie ihren Geschmack trafen, bedeuteten nicht, dass er jemals ein Mann sein würde, dem eine einzige Frau genügte.

Ein Blick auf ihren Terminkalender bestätigte ihr, dass die nächsten Kunden erst in zwei Stunden kommen würden. Also legte sie vorsichtig den Deckel wieder auf das schönste Geschenk, das ihr jemals jemand gemacht hatte, und nahm ihre Handtasche. Es wurde Zeit, Adam persönlich für sein letztes Geschenk zu danken.

Und ihm unzweideutig klarzumachen, dass sie immer noch nicht vorhatte, mit ihm auszugehen.

Kapitel 3

Lange bevor er zu dem Termin in ihr Büro gekommen war, war Kerry der Name Adam Sullivan ein Begriff. Fast seit zehn Jahren galt er als der beste Architekt der Westküste, der auf das Restaurieren historischer Gebäude spezialisiert war. Und das Haus, in dem sie wohnte, war eines seiner ersten Projekte gewesen.

Trotzdem hatte sie nicht damit gerechnet, dass sein Büro so schön sein würde. Es war keineswegs groß oder luxuriös, wie das des Architekten, dessen Hochzeit sie einmal geplant hatte und bei dem die Bürowände praktisch mit Blattgold verkleidet waren. Adams Büro befand sich in einem Gebäude im Craftstil und, soweit sie es erkennen konnte, war alles daran original erhalten. Sie ließ die Hand über einen der prächtigen Holzbalken gleiten und musste zugeben, dass seine offensichtliche Liebe für Historisches ein weiterer interessanter Zug an ihm war.

Natürlich kam er genau in dem Moment an die Haustür und ertappte sie dabei, wie sie sein Haus streichelte. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich verbrannt.

Verdammt, sogar sein Haus schaffte es, sie zu verführen!

Leider half ihr der Blick in sein attraktives Gesicht nicht, sich der Verführung zu entziehen. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, hierherzukommen? Ein Anruf hätte durchaus genügt. Dann hätte sie sich auch nicht gegen diese aufwallende Lust wehren müssen, die ihr jedes Mal, wenn sie ihn ansah, rasend heiß durch die Adern schoss.

„Nun, das ist ja eine nette Überraschung.“ Sein Lächeln war so warm und gleichzeitig sexy, dass ihr Herzschlag, den sie mühsam unter Kontrolle zu bringen versuchte, gleich wieder losraste. „Kommen Sie doch rein.“

Sie war dankbar, dass ihre Mutter ihr beigebracht hatte, in jeder Lage, sei sie auch noch so nervenaufreibend, ihr sicheres Auftreten zu wahren, und ging an ihm vorbei ins Haus. Innen war es noch fantastischer als von außen. „Ihr Büro ist wirklich schön.“

„Danke.“ Ihre Bewunderung schien ihn zu freuen. „Ich hatte jahrelang ein Auge darauf geworfen und dem Besitzer ein Dutzend Angebote gemacht, bevor er endlich einwilligte, es mir zu geben. Soll ich Sie ein bisschen herumführen?“