Olymp 1: Mysterium - Susan Schwartz - E-Book

Olymp 1: Mysterium E-Book

Susan Schwartz

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Beschreibung

Das Jahr 1550 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben zahlreiche Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Sie haben Freunde ebenso wie Gegner gefunden, streben nach Verständigung und Kooperation. Besonders Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All geleitet hat, steht im Zentrum dieser Bemühungen. Mit der Gründung der Liga Freier Galaktiker tragen diese Bestrebungen inzwischen Früchte. Eine neue Ära des Friedens bricht an. Aber nicht alle Gruppierungen innerhalb und außerhalb der Liga sind mit den aktuellen Verhältnissen zufrieden. Perry Rhodan wird in diese Aktivitäten verwickelt, als er einen Hilferuf seiner Frau Sichu Dorksteiger erhält. Sie weilt auf Shoraz, wo sie einem Millionen Jahre alten Geheimnis auf der Spur ist. Zusammen mit dem Mausbiber Gucky bricht Rhodan nach Shoraz auf – dort erwartet sie ein kosmisches MYSTERIUM ...

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Nr. 1

Mysterium

Intrigen auf der Handelswelt – ein alter Planet wird zum Konfliktherd

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Shoraz: Das Unglück

1. Terra

2. 3. Mai 1550 NGZ

3. Olymp, 4. Mai 1550 NGZ

4. Landung auf Shoraz

5. Olymp

6. Die Ruinen

7. Rückblende: Wie es dazu kam

8. Olymp

9. Shoraz

10. SHEONA

Epilog

Lesermagazin

Impressum

Das Jahr 1550 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben zahlreiche Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Sie haben Freunde ebenso wie Gegner gefunden, streben nach Verständigung und Kooperation.

Besonders Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All geleitet hat, steht im Zentrum dieser Bemühungen. Mit der Gründung der Liga Freier Galaktiker tragen diese Bestrebungen inzwischen Früchte. Eine neue Ära des Friedens bricht an.

Aber nicht alle Gruppierungen innerhalb und außerhalb der Liga sind mit den aktuellen Verhältnissen zufrieden. Perry Rhodan wird in diese Aktivitäten verwickelt, als er einen Hilferuf seiner Frau Sichu Dorksteiger erhält.

Sie weilt auf Shoraz, wo sie einem Millionen Jahre alten Geheimnis auf der Spur ist. Zusammen mit dem Mausbiber Gucky bricht Rhodan nach Shoraz auf – dort erwartet sie ein kosmisches MYSTERIUM ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner stolpert über die Fallstricke der Bürokratie.

Sichu Dorksteiger – Die Ator begibt sich in die Unterwelt.

Gucky – Der Mausbiber wird als Laborratte beschimpft.

Talin Buff – Der Rospaner ist seinem Kaiser treu ergeben.

Beryn Mogaw

Prolog

Shoraz: Das Unglück

»Das hat doch alles keinen Sinn mehr!« Hag Monin richtete sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wir können hier rumhacken, so viel wir wollen, an der Stelle kommen wir nicht weiter.«

»Aber ich bin ganz sicher, dass wir richtig sind!«, erwiderte Ralf Tebor. »Sieh es dir doch an, hier!« Er hielt dem terranischen Kollegen sein Spezialgerät unter die Nase.

Monins Augen weiteten sich. »Du hast recht«, flüsterte er. »Da ist etwas ...«

Tebor strahlte übers ganze Gesicht. Er wandte sich dem Rest der Forschergruppe zu. Sie waren insgesamt achtzehn – so viele wie nirgendwo sonst im gesamten Grabungskomplex. Diese Stelle hatte sich als besonders diffizil erwiesen, die Messdaten ließen aber zugleich auf außergewöhnlich wertvolle Funde hoffen. Hierfür war jeder Aufwand gerechtfertigt.

Sie befanden sich ein gutes Stück unter der Planetenoberfläche, Tonnen von Sand lasteten auf den Felsen über ihnen. Von außen war nicht zu erkennen, dass sich an diesem Ort ein weiterer versiegelter Museumsbereich verbarg. Es war nicht abzusehen, wie tief hinab in den Untergrund er reichte.

Roboter ließen sie in diesem Stadium der Sondierung nicht mehr zu. Alles musste sehr behutsam freigelegt werden, unter Umständen wurden sonst Relikte aus tiefer Vergangenheit unwiderruflich zerstört.

Sämtliche Anwesende waren Spezialisten auf ihrem Gebiet, zum Teil hochdekorierte Wissenschaftler. Das sah man ihnen in diesem Moment nicht an, denn sie waren mit Hämmern, Pickeln und Schaufeln ausgerüstet, die Monturen über und über staubbedeckt. Belüfter sorgten für eine ausreichende Sauerstoffversorgung und Heizung, dennoch hatte es nicht mehr als fünf Grad Celsius. Immerhin konnten sie auf die Helme verzichten.

»Wir machen weiter!«, ordnete Tebor an. Er hatte den Zugang zu dem Raum, den sie derzeit freilegen wollten, entdeckt. Ihm stand die Aufsicht der Arbeiten zu. »Leute, wenn wir das schaffen ... werden sich alle Museen, Universitäten und Wissenschaftskanäle nur so um uns reißen! Ich wette, allein mit dem, was wir hier drin finden, könnten wir schon die halbe Galaxis kaufen!«

»Die Wette gewinnen wir alle«, stellte Monin fest. Der riesige, antike Schatz, den der eiskalte Wüstenplanet Shoraz barg, lag noch zu neunzig Prozent unter Sand und Gestein verborgen. Sie kratzten gerade mal an der Oberfläche und hatten bereits mit den ersten Freilegungen unglaublich wertvolle Relikte entdeckt.

Die anderen beendeten ihre Pause, tranken den letzten Schluck und bissen noch ein Stück Energieriegel ab. Dann reihten sie sich an der zugewiesenen Wand auf und setzten mit behutsamem Klopfen, Hämmern und Kratzen ihre Arbeit fort.

»Übrigens, hast du dir das Ding auch schon angeschaut?«, erkundigte sich Monin, während er einen Stein aufschlug, der innen hohl war. Freudestrahlend präsentierte er den Überrest eines elektronischen Geräts. »Ich glaube, wir nähern uns der Tür oder dem Zugangsschott!«

Tebor gab sofort weitere Anweisungen. Die Wissenschaftler rückten zusammen und arbeiteten noch eifriger. »Welches Ding soll ich mir angeschaut haben?«, fragte der Archäologe dann. »Hier gibt es Millionen Dinge, die ich anschauen will.«

»Das, was sie vor Kurzem in der zweiten Grabkammer gefunden haben.«

»Ach so, das. Nein, hab ich nicht. Ich habe lediglich mitgekriegt, dass Sichu Dorksteiger es sofort vereinnahmt hat und völlig hin und weg davon ist.«

Jeder, der auf Shoraz forschte, kannte die geniale Hyperphysikerin. Sie zählte zu den am meisten anerkannten und zitierten Wissenschaftlern. Wenn sie von einem Fundstück beeindruckt war, bedeutete das eine Menge. Womöglich sogar den ganz großen Wurf.

Umso ehrgeiziger arbeitete Ralf Tebor an seiner Ausgrabung. Er brauchte unbedingt einen Erfolg, denn seine Aufenthaltsgenehmigung lief bald ab.

»Gondo hat gesagt, das Ding sei verflucht.«

»Wie bitte? Jetzt mach aber einen Punkt! Gondo ist ein abergläubischer Idiot, das weiß jeder. Ich habe keine Ahnung, wie der überhaupt eine Zulassung erhalten ...«

Ein dumpfer Knall unterbrach ihn, ließ die Wände erzittern.

Das Klicken, Scharren und Kratzen erstarb augenblicklich. Alle hielten inne und lauschten.

»Ich glaube, das kam von draußen«, wisperte Monin.

»Verdammt, da ist was passiert!«, stieß Tebor hervor. »Hörst du die Schreie?« Hektisch versuchte er, nach außen Kontakt aufzunehmen, doch der Funk war verstummt.

»Eine Explosion!«, rief jemand. »Ich bin ganz sicher! Wir sollten raus und helfen!«

In diesem Augenblick ertönte ein seltsames Kling, laut genug, um die restlichen Worte zu übertönen.

»Garit, spinnst du, warum machst du weiter?«

»Aber das war ich n...«

Kling.

Ein Zittern durchlief den Boden.

Sie standen alle still, starrten einander mit geweiteten Augen an.

»Was ... ist ... das?«, flüsterte eine Frau.

Das Zittern setzte sich an den Wänden fort. Feines Geröll löste sich und rieselte herunter.

»Niemand bewegt sich!«, sagte Tebor leise und tonlos, um nicht mit dem Schalldruck seiner Stimme weitere Erschütterungen zu verursachen. »Vielleicht eine Folge der Explosion ...«

Es beruhigte sich.

Sie verharrten eine Minute. Eine zweite.

»Sieht aus, als wäre es vorbei«, bemerkte Monin.

Falsch.

Tebor wollte gerade vorschlagen, nach draußen zu gehen, da ertönte ein Knacken. Dann ein Reißen.

Noch einmal ein kurzes Innehalten, in das jemand ein »Oh ver...«, flüsterte, ohne das Wort beenden zu können.

Der Raum um sie herum explodierte.

Gestein, Metallteile, Relikte flogen kreuz und quer wie Geschosse. Der Boden erbebte so heftig, dass die Wissenschaftler den Halt verloren.

Verzweifelt versuchten sie, sich vor den umherfliegenden Trümmern zu schützen und gleichzeitig zum rettenden Ausgang zu gelangen. Einige stürzten, andere stießen taumelnd zusammen, hielten sich aneinander fest.

Das Knacken und Reißen ging in ein ohrenbetäubend berstendes Kreischen über. Der Boden warf sich empor, bekam Risse – und klaffte schließlich auf.

Dann sackte der Raum ab und krängte auf die Seite wie ein untergehendes Schiff im Sturm.

Der Lärm übertönte die Schreie der Forscher, die nur noch hilf- und orientierungslos umhertaumelten.

Tebors Hand schnellte vor und packte Monins Arm, der plötzlich abrutschte. Dessen Hände waren blutig, die Fingernägel waren ihm abgebrochen beim vergeblichen Versuch, sich in den Fels zu krallen. Aber auch Tebor verlor zusehends den Halt, als der Boden immer steiler kippte.

Unter ihnen tat sich ein gähnender Schlund auf.

»Ach, verflucht!«, rief Monin. »Wer gießt jetzt meine Blumen?«

1.

Terra

1. Mai 1550 NGZ, Nacht

Perry Rhodan war gerade eingeschlummert, da wurde er von dem Komsignal geweckt. Als er die Anruferkennung identifizierte, war er erstaunt – eine ungewöhnliche Uhrzeit.

Er nahm das Gespräch an, und in einem kleinen Hologramm zeigte sich das Abbild einer ätherisch schönen Frau mit smaragdgrüner Haut, die mit goldenen Mustern bedeckt war, und silbernen Haaren – sie entstammte unverkennbar dem Volk der Ator. Die grünen Punkte in ihren bernsteinfarbenen Augen schienen zu leuchten und zu tanzen.

»Sichu?«, fragte er. »Ist alles in Ordnung?«

»Ja, entschuldige, ich habe nicht an die Uhrzeit bei dir gedacht«, sagte die Ator und lächelte. »Aber ich konnte nicht mehr erwarten, es dir zu erzählen.«

Die herausragende Hyperphysikerin weilte seit Monaten auf der geheimnisvollen Museumswelt Shoraz, eingeladen von der Archäologengesellschaft ABDA. Alle paar Tage meldete sie sich bei Rhodan, um sich privat auszutauschen und von ihrer Arbeit zu berichten.

»Du bist ja ganz aufgeregt ...« So kannte Perry Rhodan seine Ehefrau gar nicht. Zumindest nicht im wissenschaftlichen und öffentlichen Bereich – da wirkte sie stets kühl und distanziert. Nur privat, und auch dann meist nur, wenn sie unter sich waren, zeigte sie ihr wahres Temperament.

»Das liegt an dem, was wir heute entdeckt haben«, antwortete Sichu Dorksteiger. »Ich glaube, wir haben endlich den entscheidenden Durchbruch erreicht! Bei den aktuellen Ausgrabungen wurde eine versiegelte Kammer gefunden. Möglicherweise eine weitere Grabkammer, und ...«

Die folgenden Worte wurden von einem gewaltigen Knall übertönt.

Die Verbindung riss ab.

»Sichu?«, rief Rhodan, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht mehr hören konnte. »Sichu!«

Für einige Sekunden saß er wie gelähmt im Bett und rekapitulierte, was gerade geschehen war. Ob etwas anderes als eine Explosion der Grund für den Abbruch des Funkkontakts gewesen sein könnte.

Aber ihm fiel nichts sonst ein, was den Lärm kurz vor Gesprächsende erklären konnte. Hatte sie sich während des Anrufs an der Ausgrabungsstelle befunden, mochte es sich bei dem Geräusch um die harmlose Sprengung des Zugangs zu der versiegelten Kammer gehandelt haben.

Ja. Rhodan beruhigte sich. Das musste es sein. Die einzige logische Erklärung.

Er legte sich hin.

Setzte sich wieder auf. Es ließ ihm keine Ruhe. Denn seine Frau sollte sich inzwischen wieder gemeldet haben. Um zu erklären, weshalb die Verbindung auf einmal weg gewesen war. Oder um Rhodan mitzuteilen, was sie gefunden hatten. Es war nicht ihre Art, nach einem plötzlichen Abbruch zu schweigen. Ohne Abschiedsgruß.

Der Blick auf den Chrono zeigte, dass inzwischen eine Stunde vergangen war.

Die Schutzmauer der »einzig logischen Erklärung« bekam Risse und zerbröckelte. Rhodan rief auf Shoraz an, in der Zentralstelle der Grabungsstätte. Es gab dort immer jemanden, der Anrufe entgegennahm, wenn ein Wissenschaftler nicht erreichbar war. Rund um die Uhr.

»Die Verbindung kann nicht hergestellt werden«, teilte ihm die Mikropositronik seines kleinen Schlafzimmerterminals mit.

Zunehmend beunruhigt, stand er auf, duschte kurz, zog sich an, ging in sein Arbeitszimmer und aktivierte das leistungsfähige System, mit dem er in seiner Eigenschaft als Liga-Kommissar von zu Hause aus arbeitete.

Er durfte allerdings nicht die Pferde scheu machen – seine Anfrage musste diskret bleiben. Er verglich kurz die Zeitzonen und entschied, dass es zwar ein wenig früh war, aber durchaus schon als Dienstzeit auf Olymp gelten konnte. Einen Versuch war es wert. Auch hierfür hatte er von Sichu Dorksteiger einen direkten Kontakt erhalten, zu der Behörde, die für die Angelegenheiten von Shoraz zuständig war.

Es dauerte einige Zeit, bis jemand reagierte. Das Bild blieb desaktiviert und eine männliche Stimme schnarrte reichlich bürokratisch: »Zollbehörde, Abteilung Archäologie und Kunst, Unterabteilung Shoraz, was gibt's?«

Rhodan war dankbar, dass keine Bildverbindung bestand – was bei solchen Behörden durchaus üblich war –, denn auch er wollte möglichst unerkannt bleiben. »Hier ist das Verwaltungsbüro von Sichu Dorksteiger, Terra«, äußerte er. Der andere hatte seinen Namen nicht genannt, also brauchte Rhodan auch keinen zu erfinden. »Wir wurden während einer wichtigen Funkbesprechung mit Shoraz unterbrochen.«

»Und was haben wir damit zu tun? Wie kommst du überhaupt an diese Nummer?«

»Wenn ich vielleicht ausreden dürfte ...«

»Der Tag fängt schon gut an.«

»Stimmt, deswegen rufe ich an. Das war doch Ironie, oder?«

Für einen Moment hatte Rhodan Sorge, dass der Beamte die Verbindung unterbrach, doch diesmal lachte er sogar kurz.

»Na schön, du machst ja auch nur deine Pflicht – Verwaltung. Meistens rufen bei mir nur Leute an, die nicht einverstanden sind, dass sie ihre Fundsachen nicht einfach mitnehmen und verkaufen dürfen. Oder behaupten, der Kunstgegenstand wäre ein Erbstück ihres Opas.« Der Mann wurde nun sogar richtig redselig. Vielleicht hatte er inzwischen seinen valusischen Morgenkaffee getrunken, dessen positive Eigenschaften von vielen Völkern geschätzt wurden.

»Mir geht es nur darum, dass ich keinen Kontakt mehr herstellen kann«, sagte Rhodan. »Meine Chefin befindet sich aktuell auf Shoraz, deswegen habe ich von ihr diese Kontaktadresse erhalten. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.«

»Mit technischen Problemen habe ich nichts zu tun. Aber meine dafür zuständige Kollegin sitzt nur ein Büro weiter, unsere Behörde ist gut ausgerüstet. Kleinen Moment, bitte, ich frage mal schnell nach.«

Rhodan war erstaunt über diese Zuvorkommenheit, er hatte sich auf eine lange Diskussion eingestellt. Aber es waren ja nicht alle Behörden gleich.

Eine halbe Minute später bekam er schon die Antwort. »Die Kollegin teilt mit, dass allgemein die Funkverbindung nach Shoraz gestört sei. Kein Grund zur Sorge. Das komme öfter vor, die Ursache dafür sei ein Sandsturm. Shoraz ist eine ziemlich unwirtliche Welt.«

»Aber das ist doch ...«, setzte Rhodan an.

Aber der Kontakt war bereits weg. Ohne Abschied, ohne alles, als wäre die Verbindung schlicht gekappt worden. Vom Empfänger selbst oder einer Schaltstelle dazwischen.

Rhodan wollte das nicht auf sich beruhen lassen und ließ die Verbindung neu aufbauen. Doch auch nach mehrmaligen Versuchen konnte er niemanden mehr erreichen.

»Das ist jetzt aber mehr als seltsam«, murmelte er.

Sein besonderer Sinn läutete inzwischen ein ganzes Arsenal an Glocken, Gongs, Pfeifen und Trommeln. Der Beamte hätte Rhodan zwar bei allzu lästigen Nachfragen abgewimmelt, aber den Anruf nicht einfach mitten im Satz beendet.

Da stimmte etwas ganz und gar nicht. Vor allem diese lapidare Aussage, das wäre sozusagen Routine wegen Sandstürmen ...

Sichu Dorksteiger hatte Perry Rhodan schon einmal während eines Sandsturms angerufen. Die Verbindung war zwar ziemlich schlecht gewesen, aber sie hatte funktioniert.

Erneut blickte er auf die Uhr. Die Nacht schritt langsam auf die Dämmerung zu. Noch zu früh, aber Rhodan entschied, dass er keine Stunden mehr warten wollte. Bei Gesellschaften wie der ABDA, für die in der ganzen Galaxis Forschungsgruppen, Prospektoren und Wissenschaftler unterwegs waren, würde die Kommunikationszentrale unter Garantie rund um die Uhr besetzt sein.

Gerade bei archäologischen Funden zählte jede Stunde Zeitgewinn, um rechtzeitig Fördermittel für weitere Grabungen und dergleichen zu beantragen – und Anträge an die örtlichen Regierungen zu stellen. Es war ein stetes Rennen gegen die Konkurrenten und Ringen um prominente, einflussreiche Unterstützer.

Deshalb hatte sich die ABDA vor über einem Jahr bei Sichu Dorksteiger gemeldet und sie wegen ihres herausragenden Rufs in Wissenschaftskreisen eingeladen, im Fall einer erfolgreichen Grabungsgenehmigung mit nach Shoraz zu kommen. Noch bevor seine Frau etwas zu ihm gesagt hatte, hatte Rhodan schon gewusst, dass sie sich das nicht entgehen lassen würde.

Shoraz, das zum Sternenreich des Olymp-Komplexes gehörte, galt seit fast fünf Jahrzehnten als die bedeutendste archäologische Fundstätte im Einflussbereich der LFG, der Liga Freier Galaktiker, einem mächtigen Zusammenschluss zahlreicher Völker der Milchstraße. Die Warteliste für eine Expedition nach Shoraz war sehr lang. Die Zugangsbeschränkungen waren äußerst streng reglementiert, selbst für Berühmtheiten. Dennoch hatte Sichu Dorksteigers Name ganz oben auf der Liste bewirkt, dass die Bewilligung statt erst nach den üblichen zwei Jahren Wartezeit schon nach zehn Monaten eingetroffen war.

Rhodan sah ihr strahlendes Gesicht noch vor sich, als die gute Nachricht eintraf – seine Frau hatte sich selten so sehr auf etwas gefreut. »Leider haben wir nur drei Monate zur Verfügung bekommen, wie jeder – aber wir werden sie bestmöglich nutzen!«

*

Eine freundliche Stimme unterbrach seine Gedanken. »Guten Morgen! ABDA Inc., Komzentrale, was kann ich für dich tun?«

Diesmal bestand eine Bildsprech-Verbindung. Rhodan versuchte, das erstaunlich frische Lächeln des jungen Manns zu erwidern.

In kurzen Worten schilderte er sein Anliegen. Ganz im Gegensatz zu der Behörde auf Olymp zeigte sich der ABDA-Mitarbeiter alarmiert.

»Ich werde mich sofort mit dem Vorstand in Verbindung setzen«, versprach er. »Die sind es ohnehin gewohnt, aus dem Bett geholt zu werden. Wir werden uns schnellstmöglich wieder bei dir melden.«

Es verging eine knappe Stunde, dann kam der Rückruf.

Moghani Virei, die Vorstandsvorsitzende der ABDA, meldete sich persönlich. »Wir danken für die Information«, sagte sie. »Auch unsere Versuche, zu Shoraz durchzudringen, oder nach Olymp, sind fehlgeschlagen. Wir haben keine Erklärung dafür und nehmen diese Sache, bedingt durch unsere langjährigen Erfahrungen, sehr ernst. Wir stimmen dir zu, dass sich dafür keine harmlose Erklärung finden lässt. Während ich mit dir spreche, wird bereits unsere Besatzung zusammengetrommelt, und wir beginnen mit den Startvorbereitungen.«

»Und ich komme mit!«, verkündete Rhodan.

Virei zögerte. »Oh, das müsste ich zuerst ...«

»Da gibt es keine Diskussion«, unterbrach er sie.

Sie hob eine schwarze, mit blauen Streifen gefärbte Augenbraue. »Sollte mich das jetzt irgendwie beeindrucken?«

Für einen Augenblick war Rhodan überrascht. Dann musste er lachen. »Verzeihung. Altes Rollenverhalten.«

»Ich weiß.« Sie schenkte ihm ein knappes Lächeln. »Wenn ich das kurz erklären dürfte: Unser Raumschiff hat keine Zulassung für die Passagierbeförderung. Wir dürfen nicht einmal Familienangehörige mitnehmen. Es gibt da sehr strenge, aber sinnvolle Vorschriften. Es geht um Haftung, Versicherung und dergleichen, weil unsere Unternehmungen oft mit Gefahren verbunden sind.«

Mit so einer Hürde hatte Rhodan nicht gerechnet. Im rein zivilen Leben kannte sich der LFG-Kommissar nicht sonderlich gut aus. »Ich werde trotzdem mitfliegen«, beharrte er.