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In Oma Paulas Garten lebt es sich ganz wunderbar, finden die Tiere. Vor allem, weil die nette Seniorin so gerne backt und jeden Besuch willkommen heißt. Doch eines Tages scheint Oma Paula verschwunden. Was ist passiert? Die Gartenfreunde beschließen, nach ihr zu suchen. Ein tierisches Abenteuer beginnt!
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Seitenzahl: 36
Veröffentlichungsjahr: 2021
Oma wurde geklaut
Unerwarteter Besuch
Regen von unten und andere Hindernisse
Auf Tauchgang
Ein Handel
Oma Paulas Geheimnis
Zuhause
In einer kleinen, verträumten Stadt, ganz in deiner Nähe, gab es eine Wohnsiedlung. Sie lag ganz nah am Wald. Eines der Häuser hatte einen verwunschenen Garten, in dem alles durcheinander wuchs. Es gab darin unzählige Blumen, Sträucher und sogar zwei riesige Tannen. Am Ende des Gartens stand zudem ein alter, knorriger Apfelbaum, dessen Äpfel saftig und süß waren. Genau dort, wo eine Wurzel des Apfelbaums aus dem Rasen ragte, wohnte Turbo, die Schnecke mit dem gestreiften Haus.
Im großen Laubhaufen neben dem Kompost hatte Igel Helgo es sich gemütlich eingerichtet. Er wohnte schon viele Jahre hier im Garten, in dem man nie gestört wurde. Auch die zwei Tannen wurden bewohnt. In der rechten hatte Eichhörnchen Chili seinen Kobel gebaut. In der linken Tanne ließ sich Krähe Kucki abends sanft in den Schlaf wiegen.
Wenn man abends in der Dunkelheit durch den Garten spazierte, konnte man noch einen Untermieter kennenlernen. Oder war Flitzi, die Fledermaus, ein Obermieter? Sie hatte sich im Dachboden des Hauses ein Heim gesucht, nachdem die Tauben dort ausgezogen waren.
Die Tiere waren Freunde und genossen winters wie sommers gemeinsam das Leben. Im Garten gab es Leckereien in Hülle und Fülle. Und das nicht nur, weil alles so wunderbar wuchs und gedieh, nein! Es gab einen ganz besonderen Grund. Sein Name war Oma Paula. Ihr gehörte das alte Haus mit dem wilden Garten. Sie pflegte und liebte das Chaos, und wenn sie ihren unschlagbar guten Nusskuchen buk, ließ sie für gewöhnlich ein paar Krümel auf der Fensterbank liegen. „Für euch, meine lieben Gäste“, sagte sie dann.
Anfangs sahen sich die Freunde verwundert an, denn Gäste waren gar keine da. Der Garten war still, nur die Vögel und der Wind waren zu hören. Einige Nusskuchen später begriffen sie, dass Oma Paula ihre tierischen Gartenbewohner meinte. Jeder Krümel war ein Fest.
Ganz besonders für Igel Helgo, der nichts mehr liebte als Süßes. „Tschuldigung, ich bin Vegetarier. Bisher hab ich’s aber niemandem erzählt“, sagte er damals verlegen. „Du bist ganz so, wie du bist, genau richtig!“, hatte Eichhörnchen Chili geantwortet und die anderen nickten zustimmend.
Überhaupt war auf diesem kleinen Fleckchen Erde alles ein bisschen anders. Oma Paulas herzliche Art steckte jeden an. Wer hier im Garten wohnte, war sich Freund und nicht Feind.
Aber heute war etwas anders als sonst, also, anders als anders! Mit scharfem Blick beobachtete Chili das Küchenfenster. In Oma Paulas Haus war es dunkel und still. Schon den ganzen Tag. Oder vielleicht auch schon gestern? Sie erinnerte sich nicht mehr so richtig. Jedenfalls war es ungewöhnlich lange still im Haus. Und das, wo Oma Paula doch morgen Geburtstag hatte! Auf jeden Fall meinte sich Chili zu erinnern, dass Oma Paula dies vor drei Tagen am Fenster vor sich hingesungen hätte.
Chili begann, sich Sorgen um Oma Paula zu machen. Als die Sonne untergegangen war und die Hunde in der Nachbarschaft begannen, die Schatten der Nacht anzubellen, kletterte sie vorsichtig vom Baum. Mit großen Sprüngen hopste sie auf den Flieder zu. Sie sprang von Ast zu Ast hinauf.
Elegant landete sie auf dem Fensterbrett und erkundete das Dunkel hinter der Scheibe. Nichts.
Alles dunkel.
Ein Lufthauch kündigte Krähe Kuckis Landung an. Flatternd ließ sie sich neben ihr auf der Fensterbank nieder.
„Na, Langeweile?“, fragte Kucki.
„Ne, ich suche Oma Paula!“
„Wieso? Hast du keine Nüsse mehr und Hunger?“
Chili schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich glaube, Oma Paula ist weg!“
Kucki trat vom einen Bein aufs andere. „Wie kommst du zu dieser Annahme, Puschelschwanz?“
„Sie ist schon länger nicht mehr am Fenster gewesen und das Haus ist unheimlich dunkel.“
„Hmm“, machte Kucki. „Dann müssen wir jemanden fragen, der sie gesehen haben könnte.“
„Wer soll das sein?“, fragte Chili aufgeregt.
„Na, der da zum Beispiel.“ Kucki klopfte mit dem Schnabel an die Fensterscheibe. Dahinter seilte sich eine dicke Hausspinne ab. „He, du da“, rief Kucki.
Die Spinne fuhr herum und warf Kucki und Chili aus ihren acht Augen einen skeptischen Blick zu.
„Ja, du da, weißt du, was mit Oma Paula passiert ist?“
Die Spinne öffnete ihr winziges Maul und begann, mit ihren acht Beinchen zu zappeln. Leider war sie so leise, dass weder Kucki noch Chili sie richtig verstehen konnten.