Operation blutroter Dünensand - Reiner Zablocki - E-Book

Operation blutroter Dünensand E-Book

Reiner Zablocki

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Beschreibung

Operation blutroter Dünensand Dies ist ein Titel, der sich auch mit der italienischen Mafia befasst, allerdings nicht nur. Er beschreibt den Aufstieg eines Mannes, der von einer Idee besessen war, etwas ganz Außergewöhnliches im internationalen Business auf die Beine zu stellen. Dass er dabei von einem Teil der italienischen Mafia Unterstützung bekam, kam ihm ganz recht. Mit den vielen Millionen Euro finanzielle Unterstützung wurde daraus schnell ein europaweit agierendes Unternehmen. Der Gegenpart, das kristallisierte sich schnell heraus, war ein gewisser Jacques Rolón. Ein ehemaliger Fremdenlegionär, der für und mit der ukrainischen Mafia liebäugelte. Ein Kriminalroman der absoluten Extraklasse! Äußerst spannend, fiktiv, doch fast wahr!

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Seitenzahl: 338

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Operation blutroter Dünensand

Die Geschichte erzählt vom Aufstieg eines Mannes, der eine außergewöhnliche Idee in der internationalen Geschäftswelt verwirklichen will.

Dabei erhält er Unterstützung von einem Teil der italienischen Mafia, was ihm sehr gelegen kommt.

Mit den finanziellen Mitteln entwickelt sich sein Unternehmen schnell zu einer europaweit agierenden Organisation.

Auf der anderen Seite steht „Jacques Rolón“, ein ehemaliger Fremdenlegionär, der Verbindungen zur ukrainischen Mafia hat.

Ein Krimi der Extraklasse, der - obwohl fiktional - fast den Eindruck erweckt, als sei er wirklich passiert.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Vorwort

Dieses Buch widme ich meiner geliebten Frau, die mir in den schwersten Stunden meiner Krankheit immer zur Seite stand.

„Du wirst den Krebs noch überleben!“

Ihre Liebe und Unterstützung haben mir geholfen. Immer wenn ich an die Worte meiner Frau denke, weiß ich, dass ich den Krebs besiegen kann. - Diese Worte meiner Frau gaben mir die Kraft, weiterzumachen, auch in den dunkelsten Momenten. - Diese Worte werden mich immer begleiten.

Krebs in Verbindung mit einem Kriminalroman, wie passt das bei mir zusammen -- ein Erklärungsversuch:

Seit November 2018 kämpfe ich gegen meine Krebserkrankung und hoffe, noch das eine oder andere Jahr durchzuhalten. Ich setze auf die Fortschritte innerhalb der Krebsmedizin, denn auch ich möchte weiterhin leben und nicht sterben.

Meine Krebsgeschichte ist als eine Art persönliches Statement zu sehen. Ich war absolut nicht in der Lage einen „Liebesroman“ zu schreiben, dafür ist das Thema Krebs meiner Ansicht nach ungeeignet.

Mein Vorwort über meine Erfahrungen mit der Krebserkrankung und den Auswirkungen der Krankheit auf mein Leben ist ohne Erhalt der Diagnose kaum möglich und auch der Umgang mit der Krebskrankheit, die mein Leben von heute auf morgen verändert hat, ebenfalls.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich, dass das Marienhospital Herne, Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum, und hier insbesondere die Klinik für Strahlentherapie und die Klinik für Urologie, Kompetenzzentrum Prostatakrebs, für meine bisherige Therapie alles Mögliche getan haben und noch immer tun. Ich habe mich bisher hervorragend aufgehoben gefühlt. Nicht umsonst wird das Marienhospital Herne zu den besten Kliniken Deutschlands gezählt und seine Ärzte zu den besten Deutschlands.

Nun zu meinem sehr aggressiven Prostatakrebs:

Nach harmlosen Anfängen bin ich jetzt nach mehr als fünf Jahren in einer Phase, in der ich sagen kann:

„Reiner, du musst durchhalten, trotz deines doch fortgeschrittenen Alters“.

Hier eine kurze Chronologie meiner Krankheit:

7. November 2018: Diagnose Prostatakarzinom, initial ossär metastasiert, also sekundäre bösartige Neubildung von Knochen und Knochenmark, Tumor - Ausbreitung - Stadium IV.

November 2018: Stationäre Behandlung in der Universitätsklinik.

Dezember 2018: Konformale - Mehrfeldtechnik perkutane Strahlentherapie der Metastase im BWK 8/9 mit Weichteilbeteiligung mit 36 Gy (12 x 3 Gy).

2019 - 2022: Onkologisch-urologische Therapie und Verlaufskontrolle.

Dezember 2022 - Mai 2023: 12x Chemotherapie mit Docetaxel.

Juni 2023: Stationäre Behandlung wegen beginnender Herz-Dekompensation.

September 2023: Vorstellung in der Orthopädie wegen sehr starker Schmerzen im rechten Beckenbereich. Oktober - November 2023: Strahlemtherapie.

Beginn der medikamentösen Chemotherapie ab 17.11.2023. Auf Anweisung des leitenden Oberarztes der Urologie im Marienhospital Dr. B. ab sofort täglich das Krebsmedikament Abiratel in Kombination mit Prednisolon, da der PSA - Wert derzeit noch stark erhöht ist.

Danach wurde ich zur weiteren onkologisch-urologischen Therapie und Verlaufskontrolle in die Obhut meiner Urologen Dr. M. und Dr. D. vom Urologischen Zentrum Herne entlassen.

Hier nun das vorläufige Ende meiner Krebsgeschichte mit täglich 10 der verschiedensten Tabletten plus Implantat und Spritze -- ich und vor allem mein Körper sind müde und ausgelaugt, er braucht eine längere Erholungsphase zum Wiederaufbau!

Abschließende Gedanken:

Ein Buch schreibt sich (noch) nicht von ganz allein. Auch bei solch einem Projekt ist es beruhigend zu wissen, dass jemand einem „mit einer helfenden Hand“ den Rücken stärkt, - einem aber nicht in den selbigen fällt! Nochmals -- ein ganz besonderer Dank gilt meiner Frau -- ich bin ihr so dankbar, dass sie mich seit 2018 bis heute trotz meiner schweren Krebserkrankung immer unterstützt und mir Mut gemacht hat und immer noch macht. Auch wenn ich während der monatelangen Chemotherapie in den Jahren 2022 auf 2023 manches Mal die Lust und die Kraft am Schreiben, ja am Leben allgemein verloren hatte.

Ich möchte weiterhin Zeit mit meiner Frau und meinen Freunden verbringen, reisen und Neues erleben. Auch möchte ich weiterhin schreiben und meine Erfahrungen mit anderen teilen. Dass es nicht leicht werden wird, weiß ich. Aber ich bin entschlossen, mein Leben zu leben und es nicht der Krankheit zu unterwerfen...

… und nunmehr der Beginn eines Kriminalromans, der nie geplant war.

Kapitel 1

Die September-Sonne verschwand ganz langsam über den Dünen. Ein laues Lüftchen wehte über die Terrasse und trug den Duft von Salz und Kiefernnadelwald herbei. Ich saß auf einem der bequemen Strandkörbe und genoss die Aussicht auf das weite Meer. Der Himmel war in ein tiefes Blau getaucht und die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich glitzernd auf der Wasseroberfläche.

Es war der 21. September 2020, ein ungewöhnlich warmer Tag für diese Jahreszeit. Normalerweise pfiff hier im Herbst schon der Wind und die Temperaturen sanken merklich. Aber in diesem Jahr war alles anders.

Wir hatten unser Feriendomizil Mitte der Achtziger gekauft und nach und nach zu einem wahren Schmuckkästchen umbauen lassen. Nicht kleckern, sondern klotzen, das war schon immer meine Devise.

Nachdem Sonja mir einen Kuss auf die Lippen gehaucht hat, blickt sie dir tief in die Augen. Ihr Lächeln ist warm und voller Zuneigung. "Ich liebe dich", sagt sie leise. Ich nehme ihre Hand und drückst sie fest. "Ich liebe dich auch", antwortest ich. Wir steht noch eine Weile schweigend da und genießen die Nähe des anderen.

Plötzlich, wie aus dem Nichts heraus, ein wahnsinniger Knall! Ein Schuss hallte über die Dünen und sofort hinterher ein zweiter. Ich zuckte zusammen und warf mich instinktiv auf den Boden, nicht ohne meine Frau mitzureißen und mich beschützend auf sie zu schmeißen.

Der Champagner flog in hohem Bogen durch die Luft und Glasscherben splitterten. - Dann war gespenstische Ruhe, --- in den Häusern der unmittelbaren Umgebung gingen einige Lichter an. Wir waren beide wie gelähmt, trotzdem krochen wir ins Haus hinein und schoben auf dem Bauch liegend die weit geöffnete Terrassentür zu. Im Haus brannten schon die ersten Lampen und erst jetzt merkte ich, dass meine Frau am Oberarm verletzt war und blutete.

Sonja war immer noch in Schockstarre und hatte die blutende Wunde an ihrem Arm noch gar nicht wahrgenommen. Wo ist der Leibwächter wenn man ihn braucht? Ganz einfach: Er entspannt in der Badewanne! - : „Eddiii!!“

Sonja und ich zogen uns in das Haus zurück und verriegelten alle Türen. Panik stieg in mir auf. Was war passiert? Wer hatte die Schüsse abgefeuert?

Ich griff zum Telefon und wählte die 110. „Polizei, was ist passiert?“, ertönte eine Stimme am anderen Ende der Leitung. „Schüsse!“, keuchte ich. „Jemand hat auf uns geschossen!“

Ich schilderte dem Polizisten die Situation so detailliert wie möglich. Dann legte ich auf und wartete auf die Ankunft der Polizei. Die Minuten vergingen wie Stunden. Wir saßen im Wohnzimmer im Dunkeln und lauschten jedem Geräusch.

Sonja hatte die Wunde an ihrem Arm noch nicht wahrgenommen. Ich war unverletzt, nur mein Herzschlag war hoch, höher ging es kaum. Der Puls war am Anschlag. Ich brauchte einige Sekunden. Sonja muss es wie Minuten vorgekommen sein. Ich riss ihr die Bluse vom Leib, formte daraus eine Art Wickel - und band die blutende Wunde ab. - Zwischenzeitlich war auch „Eddi“ da.

Die Blutung konnte ich etwas stoppen und hoffte, dass es vielleicht nur ein Streifschuss war. Ich nahm Sonja in den Arm, hielt ihr ein Glas Wasser hin und sie trank in kleinen Schlucken.

Wir waren beide ziemlich blutig, die Kleider waren hin, aber wir lebten und das war das Wichtigste. Keine zehn Minuten nach meinem Anruf stand auch schon der Krankenwagen vor unserer Haustür. Sonja erhielt sofort einen richtigen Druckverband und eine Infusion, zwischenzeitlich packte ich eine kleine Reisetasche mit dem Nötigsten, denn der Ambulanzwagen brachte meine Frau direkt in das Krankenhaus

AZ West nach Veurne. Es lag etwa zwölf Kilometer von unserem Ferienhaus entfernt. Dort sollten noch einige Tests vorgenommen werden, denn es war nicht auszuschließen, dass vielleicht doch der Muskel durch den Schuss verletzt worden war. Sonjas Oberarm wurde im Krankenhaus chirurgisch behandelt, und sie verbrachte die Nacht auf der Privatstation. Leider konnte ich den Transport ins Krankenhaus nicht begleiten, hatte mir aber vorgenommen, kurzfristig nachzukommen und dann über die Nacht - auch aus Sicherheitsgründen - bei ihr zu bleiben. Unser Hausmeister Adam Wouters und seine Frau Yasmine standen Minuten später im Haus.

Auch sie hatten den „Knall“ gehört, sich allerdings nichts dabei gedacht. Sie schliefen in dem kleinen Bungalow direkt am Eingang, allerdings zur Straßenseite hin.

Sie hatten noch einige Minuten vorher mit ihren Hunden einen Rundgang um das Gebäude gemacht und nichts festgestellt. Den einen Hund hatten sie mitgebracht, als sie den Bungalow bezogen.Ein wunderschöner, 6-jähriger und bereits ausgebildeter Rhodesien-Ridgeback mit Namen Balou. Für Eindringlinge wie eine Waffe ohne Waffenschein, ansonsten sehr zutraulich. Dazu Arrak, ebenfalls ein Rhodesien-Ridgeback, allerdings erst 18 Monate alt und noch nicht voll ausgebildet.

Fast zeitgleich zur Ankunft des Krankenwagens an unserem Ferienhaus traf auch die belgische Polizei mit mehreren Fahrzeugen ein. Kripo, Kriminaltechniker, Ermittler mit Spürhunden usw. - „Das ganz große Besteck“.

Mittlerweile hatten wir es 21 Uhr 30 und es war stockdunkel. Im Haus brannte Licht und rundherum des Grundstückes hatte die Polizei sogenannte LED-Ballons aufgestellt, die alles im Umkreis von zwanzig Metern taghell erscheinen ließen.

Ich hatte mich wieder einigermaßen unter Kontrolle, aber ich hatte Angst. Ich musste mir nun genau überlegen, was ich der Polizei sagen konnte und durfte - und was besser nicht. Das Ziel der beiden Schüsse war eindeutig ich. Entweder wollte man mich warnen oder direkt töten. - Letzteres musste ich wohl annehmen.Nun gingen die belgischen Kriminaltechniker auf Spurensuche. Da die beiden Geschosse nicht voll getroffen, und Sonja „nur“ einen Oberarm-Treffer abbekommen hatte, mussten sie noch irgendwo auf der Terrasse zu finden sein.

Ich hatte die Gedanken kaum verinnerlicht, da rief auch schon einer der Experten: „Treffer“! - auf Französisch und jetzt kamen alle zusammen und diskutierten das weitere Vorgehen. Ein Geschoss, möglicherweise das was bei meiner Frau Gott sei Dank nur einen Streifschuss verursachte, schlug direkt auf Brusthöhe in den linken Fensterrahmen ein. Nun suchten die Kriminalisten nach dem zweiten Projektil. Aber so akribisch sie auch alles absuchten, einen zweiten Einschlag schien es nicht gegeben zu haben. - Das war schon Merkwürdig. - Hatte ich doch eindeutig zwei! Knallgeräusche wahrgenommen. --- ?

Wieder machte ich mir meine Gedanken. Möglicherweise hatte der - oder die Täter - angenommen, dass der erste Schuss, - der eher mir gegolten hatte - , bereits ein Treffer war, --- und dann der zweite Schuss? --- Vielleicht hatte aber auch ein zweiter Täter sein Ziel nur klar verfehlt.

Wie dem auch sei, das Projektil wurde entfernt und sofort als Kaliber 5,56 mm abgefeuert aus einem in den NATO-Staaten gebräuchlichem G 36 von der Firma Heckler & Koch hergestelltem Gewehr identifiziert. Die Spurensicherung nahm das Geschoss als Beweismittel sowie Teile der Gläser und Absplitterungen des Rahmens zur weiteren Labor-Auswertung mit. Außerdem wurde das gesamte Anwesen und Grundstück akribisch abgesucht und als der leitende Ermittler grünes Licht signalisierte, packte man alle Utensilien zusammen, und bat mich zum Protokoll für den nächsten Tag auf das Bezirkskommissariat nach Veurne, - nicht ohne mir den Rat an die Hand zu geben, heute Nacht nicht im Haus zu bleiben.

Dafür sollte unser Hausverwalter mit seiner Frau abwechselnd die vorläufige Bewachung übernehmen. Bei einem Grundstück von fast 2.800 m2, gar nicht so leicht.

Die Hunde sollten sie bei jedem ihrer Rundgänge zur Sicherheit mitnehmen. Vom kleinen Bungalow am Grundstückseingang - er war für 2 Familien ohne Kinder gedacht - konnte man unser Ferienhaus erst über einen langen gepflasterten Weg erreichen. Er passte sich fast unsichtbar der Landschaft an. Alles war eingezäunt, gesichert und mit Kirschlorbeer und anderen kleinen Bäumchen drei Meter hoch bepflanzt. Außerdem war er beleuchtet. Es war mittlerweile Mitternacht und eine für mich gespenstische Dunkelheit war auf einmal wieder da. Ich dachte an Sonja – und sprach mich kurz mit „Eddi“ ab. „Die Attentäter“ waren sicherlich auf der Flucht - „über alle Dünen“. - Er sollte im Haus bleiben! - Ich stieg in meinen SUV und machte mich allein auf den Weg ins AZ West. - Die 12 Km!

Bei der kurzen Fahrt zum Krankenhaus hatte ich das mulmige Gefühl, verfolgt zu werden. Vielleicht waren es meine Nerven, die immer noch sehr angespannt waren. Ich sah, wie mich eine schwere Limousine in einer lang gezogenen Rechtskurve überholte. - Dann gab es einen Schlag! --- und ich wachte neben meiner Frau im Krankenhaus auf. Ich konnte mich nur noch an ein großes Auto erinnern - ansonsten war alles ausgelöscht.

Von rechts die Stimme meiner Frau. „Jochen, - kannst du mich hören?“. Ich konnte – aber mich nicht bewegen. Nur mit den Fingern der rechten Hand signalisierte ich ein „ja“.

„Ich liebe dich“. Ich wollte mich etwas zu ihr hin drehen, - es ging nicht. Mein Körper war festgeschnallt, ich trug eine Halsmanschette und konnte nur meine Arme bewegen. Es ging sehr beschwerlich, weil ich an einigen Apparaten angeschlossen war. Mir tat alles weh, das sprechen viel mir schwer. „Ich dich auch, mein Schatz“.

Sonja wollte mir noch mehr erzählen, da kam der Chefarzt Professor Dr. Claes nebst Oberarzt und weiteren Ärzten ins Zimmer und traten an mein Bett.

„Guten Morgen, Familie Lorenz. Für sie, Herr Lorenz, ist es ein guter Morgen, sie leben und ihre Verletzungen sind nach der Auswertung aller von uns durchgeführten Untersuchungen in einigen Wochen ausgeheilt. Dass ihr Kopf brummt, liegt daran, dass sie eine Gehirnerschütterung haben. Allem Anschein nach hatten sie Glück im Unglück. Außer zwei gebrochenen Rippen ist alles in Ordnung. - Sie haben keinerlei innere Verletzungen und auch ihr Erinnerungsvermögen wird wohl in den nächsten Tagen wieder da sein. Im Übrigen haben sie einige Prellungen, die in einigen Wochen verschwunden sein werden. Sie sollten sich in den nächsten 48 Stunden nicht viel bewegen“. - „Wie sollte ich?“ - Witzbold.

Er nickte mir lächelnd zu - und wandte sich dann an meine Frau.

„Und nun zu ihnen Frau Lorenz. Ihren Streifschuss am linken Oberarm haben wir bestens versorgt, der Blutverlust hielt sich in Grenzen, aufgrund der tatkräftigen Mithilfe ihres Ehemannes.Möglicherweise können sie unser Krankenhaus bereits in zwei Tagen wieder verlassen. Sie sollten allerdings bei ihrem Hausarzt zwecks weiterer Behandlung vorstellig werden.“

Nachdem die Visite beendet war, erzählte sie mir von der Abholung im Krankenwagen bis zur Einlieferung ins Krankenhaus - alles haargenau. - Ich konnte ihr nicht folgen, so dröhnte mein Schädel. Dann erzählte sie mir, wie sehr sie mich erwartet hatte und als ich - noch blutverschmiert - an irgendwelchen Apparaten hängend ins Krankenzimmer geschoben wurde, direkt neben ihrem Bett, hatte sie Panik. Keiner der Ärzte oder der Krankenschwestern konnte ihr etwas Genaueres sagen. Nur dass ich wohl einen besonders schweren Verkehrsunfall auf der Fahrt zum Krankenhaus hatte und nur durch viel Glück und der Umsicht einiger Verkehrsteilnehmer dem Tod entronnen war.

Zum zweiten Mal innerhalb 24 Stunden - das konnten keine Zufälle mehr sein! - Das waren gezielte Anschläge - um mich umzubringen! - Entsprechend kreiselten meine Gedanken in meinem dröhnenden Schädel herum. Das musste ich erst mal alles geistig verarbeiten, doch ich konnte mich nur schwerlich konzentrieren. Die Schwester brachte mir ein Beruhigungsmittel, aufgelöst in einem Glas Wasser. Kurze Zeit später schlief ich ein.

Als ich erwachte, es war taghell, lachte die Sonne uns beide durch das halb geöffnete Fenster an. Sonja hielt meine Hand ganz fest, als wenn sie mir sagen wollte: Wir stehen das gemeinsam durch!

„Guten Morgen mein Liebling, ich hoffe, es geht dir etwas besser? Es ist Freitag. Die Visite ist schon vorbei, man hat dich schlafen lassen. Deine Werte sind alle in Ordnung, das soll ich dir von Professor Claes ausrichten und außerdem wünscht er dir eine baldige Genesung“.

Ich musste mich erst sammeln. - Dann die Apparate links und rechts hinter meinem Bett, - mir war gar nicht wohl. Doch das dröhnen in meinem Kopf hatte aufgehört, jetzt tat mir die rechte Seite weh, es waren bestimmt die beiden gebrochenen Rippen, - paradoxerweise hervorgerufen durch die „schützenden Einrichtungen“ Airbags und Anschnallgurt. - ?

Ich hätte tot sein können! --- sinnierte ich. „Ebenfalls einen schönen guten Morgen, Sonja, mein Engel. Meine Kopfschmerzen haben nachgelassen, ich habe nur noch Schmerzen in der Rippengegend, ansonsten war ich klar“.

„Mein Engel - das hast du schon lange nicht zu mir gesagt - und ich finde es schön. Ich habe mit unserem Sohn telefoniert. Marc war erschüttert. Ich merkte es an seinen langen Pausen während meines Telefonats. Er wollte alles auf einmal Wissen, wie es uns beiden ging, was passiert war, --- und wünschte alles, alles erdenklich Gute und schnelle Heilung. - Im Übrigen wollte er sich gleich ins Auto setzen und unsere Tochter anrufen, - die ich, trotz mehrmaligen Anrufens, nicht erreichen konnte - , in 5 Stunden will er hier sein.“

Sonja versuchte zum wiederholten Male Perdita auf ihrem Handy zu erreichen, - ohne Erfolg. Sie hatte gerade das Handy zur Seite gelegt und sich auf mein Bett gesetzt, da kam die Oberschwester mit dem Mittagessen herein: - Punkt 12 Uhr! Es duftete wunderbar.

Für mich gab es nur leichte Kost, für Sonja ein Wiener-Schnitzel mit Butterkartoffeln und Salat, sie hatte es sich gewünscht.

Fast schon nebenher hatte sie eine gute Nachricht für Sonja. Sie würde bereits morgen, Samstag, das Krankenhaus verlassen können. - Für mich sollte die Tortur allerdings noch einige Tage länger dauern.

Ich lächelte Sonja an und freute mich für sie. Genau in diesem Augenblick klingelte ihr Handy und unsere Tochter war dran. Ehefrauen unter sich, dachte ich nur. Meine Ehefrau hatte ein sehr gutes Verhältnis zu Perdita.

Das Gespräch dauerte länger - und das Mittagsmahl wurde kälter, das jedoch störte niemanden. - Sonja erzählte, während sie ihr Mittagessen fast schon beiläufig verschlang, dass unsere Tochter ebenfalls sehr erschrocken war, und ihre Telefonate leider nicht sofort annehmen konnte, da sie in wichtigen Besprechungen war.

In der Zwischenzeit hatte Marc sie schon am Handy erreicht und informiert. Er fuhr direkt von Duisburg ins Krankenhaus. Perdita wollte sich in den Flieger setzen und von Berlin Richtung Brüssel fliegen und von dort einen Leihwagen nehmen. - Warum Berlin?

Ich möchte den Lebenslauf von Perdita kurz umschreiben:

Sie absolvierte ihr Abitur und danach ein 2-jähriges Sprachstudium in den USA. Anschließend studierte sie Politikwissenschaften an der Georg-August-Universität in Göttingen.

Über Umwege gelang ihr der Sprung ins Wirtschaftsministerium, wo sie die rechte Hand des damaligen Staatssekretärs war.

Mittlerweile hat sie selbst sehr gute Aussichten, zur Staatssekretärin im Ministerium ernannt zu werden.

Kapitel 2

Jochen Lorenz lag im Krankenhausbett und sah aus dem Fenster. Es war ein schöner Tag, aber er konnte ihn nicht genießen. Er war noch zu sehr mit den Ereignissen der letzten Tage beschäftigt. Er hatte seine Personenschützerin Lena dummerweise für ein paar Tage der Erholung freigegeben. Jetzt war sie nicht da, als er sie am dringendsten brauchte. Er rief sie sofort an und Lena machte sich flugs auf den Weg zum Ferienhaus.

Für 14 Uhr hatte sich die Kripo im Krankenhaus angesagt. Sie wollte wissen, ob er eine Ahnung hätte, warum es die Schüsse auf ihn gegeben hatte und wie es anschließend zu diesem schweren Unfall kommen konnte.

Jochen berichtete den Hauptkommissaren Lou Peeters und Clément Maes von einer dunklen Limousine, die er im Rückspiegel beobachtet hatte. Das Auto hatte ihn überholt und war dann in geringer Entfernung neben ihm hergefahren.

Dann war es passiert. Jochen hatte einen Knall gehört und sein Auto war von der Straße abgekommen.

Die Hauptkommissare erzählten in fast akzentfreien Deutsch, dass die Limousine noch vor Veurne im Graben liegend, ohne

Nummernschilder gefunden wurde. Der oder die Täter waren entkommen.

Jochen war besorgt. Er befürchtete, dass der oder die Täter noch einmal zuschlagen könnten.

Das klang für mich nicht unbedingt beruhigend. Beide merkten, dass ich die Stirn runzelte und nachdenken musste. Deshalb schlugen sie mir vor, eine Wache vor der Zimmertür zu postieren. Sie hatten Angst, dass es weitere Anschläge geben könnte.

Ich war froh, dass die Polizei mich beschützen wollte. Aber ich war auch besorgt. Wer wollte mich umbringen? Und warum?

Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte in meinem Leben niemandem etwas getan, was einen Mord rechtfertigen würde.

Nun versuchte ich mich zu entspannen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Aber es war schwer, sich zu konzentrieren. Ich war zu aufgewühlt.

Dann öffnete die Augen wieder und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien immer noch. Aber es war mir kalt.

Zwischenzeitlich, so berichteten die beiden Kommissare, dass sie - Gott Lob unter „Eddis“ wachsamen Augen - noch einmal das Haus und das Grundstück gründlich durchsucht, allerdings keine brauchbaren Spuren gefunden, außer einem Geldschrank, den sie mit mir gemeinsam oder meiner Frau öffnen wollten.

Darin befanden sich nach meinem Kenntnisstand die komplette Bauakte für das Ferienhaus, Versicherungspolicen und etwa 3.000 Euro an Bargeld.

Einen weiteren Safe mit Kontoauszügen, diversen hochbrisanten Abrechnungen und Schriftwechsel von mir privat mit meinen Auftraggebern in Belgien und Italien und mindestens 500.000 Euro in bar, außerdem eine Walther PPK, 7,65 mm mit etwa 100 Schuss Munition hatten sie nicht entdeckt! - Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Diesen Safe kannte außer mir niemand, auch nicht meine Familie. Es galt, diesen Tresor unbedingt leer zu machen und den Inhalt anderweitig zu verstauen.

Das war für mich Priorität Nummer eins, oder ich müsste damit rechnen, eventuell mit äußerst pikanten und unangenehmen Fragen konfrontiert zu werden ... und vielleicht ins Gefängnis zu kommen.

Das wäre das Aus für meine Firma, meine Familie und der Karriere von Perdita gewesen. - Das durfte nicht passieren.

Im Übrigen fanden sie in der verunglückten und sicher gestellten Mercedes-Limousine eine Kopie des Bauplans unseres Ferienhauses, indem - Glück ist geschickt - kein Tresor eingezeichnet war.

Auch fanden sie Fotos von mir und meiner Frau sowie Duplikate von Kontoauszügen der Bank von Roeselare, mit unwichtigen Kontobewegungen. Zwischenzeitlich hatte ein Trupp von Ermittlern die Dünen, die sich keinen Kilometer von unserem Ferienhaus befanden, großflächig abgesucht und dabei einen Ausweis gefunden, ausgestellt auf einen gewissen: „Jacques Rolón“, letzter Wohnsitz Dunkerque in Frankreich, - hier! gleich nebenan.

Aufenthaltsort zurzeit unbekannt. Bekannt war nur, dass dieser Rolón in den Achtzigern bei der französischen Fremdenlegion im Rang eines BMP 2. Grad seinen Dienst versah, danach verloren sich auch dort seine Spuren. Er war wie vom Erdboden verschwunden, - bis jetzt.

Ein äußerst gefährlicher Mann. Da es sich wahrscheinlich um mehrere Personen handeln musste, hatte der Staatsschutz laut Aussage von Hauptkommissar Peeters, bereits seine länderübergreifende Arbeit aufgenommen. Auf diesen Typen waren beachtliche 20.000 Euro Belohnung ausgesetzt! - doch bisher konnte er immer wieder entkommen.

Aber warum sagte er es mir so ausführlich? - Wollte er dass ich plaudere wie ein Wasserfall?

Schlummerte dieser Rolón und zwei seiner Kumpanen nicht auf dem Meeresboden in der Nordsee? Ich hörte nur zu und sagte erst einmal nichts dazu und behielt es für mich.

In Gedanken versunken tat ich völlig überrascht. Also mussten wir uns auf Trittbrettfahrer dieses „Jacques Rolón“ einstellen und unsere Taktik darauf einstellen. Auch Matteo war mit mir einer Meinung.

Mir war klar, dass meine Frau heute das Klinikum verlassen würde.

Was niemand wusste war, dass mein Sohn in einigen Stunden im Krankenhaus sein würde.

Hauptkommissar Peeters und sein Kollege Maes schauten beide fast gemeinsam auf die Uhr, - sie hatten vielleicht etwas Großes vor.

Sie bedankten sich für meine Aufmerksamkeit, wünschten Sonja und mir gute Besserung und waren aus dem Zimmer.

Wir hatten also ein paar Stunden Vorsprung. Ich atmete kurz durch.

Nun mussten Sonja und ich uns eine neue Strategie ausdenken.

Ansonsten würde mein Kartenhaus in sich zusammen-fallen. --- Ich hoffte nur für uns alle, dass diese Manöver gelingen mögen.

Mittlerweile war ich so erschöpft, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass das Abendessen bereits serviert wurde und Sonja mir ein Brötchen mit Butter und Erdbeermarmelade geschmiert hatte. Sie lächelte, drückte meine Hand und sagte: „Es wird alles gut Jochen“.

- Hoffentlich! - wirklich ALLES! - dachte ich nur.

Ich aß das Brötchen, das Sonja mir geschmiert hatte, trank dazu einen „Krankenhaus-Kaffee“ und fing an zu dösen. - Im Unter-Bewusstsein hörte ich Stimmen. Ich machte die Augen auf und erblickte Marc, der vor dem Bett meiner Frau stand. Die beiden diskutierten extra leise, und als Marc merkte, dass ich wach war, kam er an mein Bett und begrüßte mich besonders herzlich.

Sonja flüsterte mir ins Ohr, dass sie schon alle weiteren Vorgänge besprochen hatten, ich bräuchte mich um gar nichts mehr zu kümmern.

Marc verabschiedete sich relativ schnell von mir. Er und Sonja hatten noch einiges vor. Sie fuhren gemeinsam zum Ferienhaus.

Inzwischen waren auch unsere beiden „Personenschützer“ im AZ eingetroffen. Sie hatten sich von meiner Ehefrau den genauen Hergang beschreiben lassen, und begannen nun mit eigenen Recherchen. Einen Spezial-Hausschlüssel hatte Sonja ihnen bereits zur Verfügung gestellt, nun gab ich ihnen einen weiteren. Beiden erklärte ich was sie unbedingt noch - wenn keinerlei Bewegung mehr auf dem Grundstück ist - für mich erledigen mussten. Über Details wollte ich später unter sechs Augen und Ohren sprechen.

Sonntagmorgen landete Perdita mit dem ersten Flieger in Brüssel, nahm sich umgehend einen Leihwagen und fuhr direkt von dort zum Krankenhaus. Den Wagen ließ sie etwa 200 Meter entfernt stehen, die restliche Strecke ging sie zu Fuß, da sie wusste, dass Hauptkommissar Peeters eine Streife am AZ West postiert hatte. Marc und auch Sonja hatten sie über Handy bereits aufgeklärt. Sie ging den langen, einsehbaren Weg zum Eingangsbereich des Krankenhauses. So war zumindest sichergestellt, dass die Streife nicht gleich aufmerksam auf sie werden konnte. Da auch etliche andere Besucher in Richtung Haupteingang gingen, fiel Perdita nicht auf. Es war Sonntagmittag und Besuchszeit.

Sie begrüßte mich überschwänglich, dann gingen wir beide ans Fenster, sie öffnete es, - nun sprachen wir leise über die weitere Vorgehensweise. Danach plauderten wir noch ein wenig über Job und Karriere in Berlin. Marc wollte direkt Montagmorgen bei Hauptkommissar Peeters vorstellig werden und wissen, wie es nun weitergehen sollte und auch nach dem Ermittlungsstand fragen.

Außerdem mussten die Versicherungsfragen geklärt werden und wann die Versicherungsgesellschaft einen Sachverständigen mit der Überführung des völlig defekten SUV beauftragen könne. Noch war er nicht freigegeben.

Das Abendessen, auch wenn es die Privatstation war, konnte mich nicht überzeugen. Krankenhaus eben. Ich trank gerade eine frisch gebrühte Tasse Kaffee, - der Automat war direkt gegenüber dem Krankenzimmer - , da bimmelte mein Handy.

Marc war dran. Ich war verwirrt, was war denn los? Ich hörte ihn nur sagen: „Es wurde eingebrochen“. Mir brummte schon wieder der Schädel bei so viel schlechten Neuigkeiten in solch kurzer Zeit. Mittlerweile konnte und musste ich aufstehen und ohne Krücken laufen, wichtig gegen Thrombose, das nutze ich aus.

Wenn es meine momentane Kraft erlaubte, ging ich auf dem Flur spazieren, morgen am Montag, wollte ich - wenn möglich - es bis zum Eingangsbereich schaffen. Wenn alles problemlos verläuft, so hatte mir der Chefarzt versprochen, könnte ich im Laufe des Dienstags oder Mittwoch das Krankenhaus wieder verlassen. Das waren gute News. Denn ich musste in unser Ferienhaus zurück und viele geschäftliche Dinge abklären.

„Eddi“ und Lena waren bei mir. Ich klärte sie über einiges auf, was weder meine Familie noch andere Personen wussten. Den Schlüssel hatten sie bereits von mir. Sie mussten, bevor jemand anderes das Grundstück und Haus betreten würden, einen „ganz“ besonderen Tresor öffnen und für mich leeren. Den Inhalt sollte sie in einem gepanzerten SUV unterbringen.

Dann wurde es sehr spannend, denn endlich erfuhr ich, was los war. Es wurde im Ferienhaus eingebrochen und zwar direkt über dem sich anschließenden Outdoor-Pool. Man hatte eine schwere, elektrisch betriebene Vergitterung, die bis zum Pool-Boden ging und dort einrastete, unterhalb der Wasserlinie durchtrennt, vorher musste die Alarmanlage für Gebäude und Garten lahmgelegt worden sein. Nun konnte man durch Anheben des Gitters ohne Probleme das Haus betreten. - !

Das war absolute Profiarbeit und ging nur mit entsprechenden Plänen. Die wiederum lagen teilweise im Safe und als Kopien im sichergestellten verunfallten Pkw, der mich von der Straße gedrängt hatte. Einige Zimmer im Haus waren durchwühlt, mitgenommen wurde nichts. Den Safe, der sich im Badebereich neben der Sauna versteckt befand, hatten die Einbrecher nicht entdeckt.

Vielleicht wurden sie auch gestört. - ?

Sie hatten sich genau die Zeit ausgesucht, in der sich meine Frau und Marc noch im Krankenhaus aufhielten, also hatten auch sie ein Fahrzeug am AZ West geparkt, um ebenfalls immer auf dem Laufenden zu sein. Vom Krankenhausparkplatz bis zu unserem Ferienhaus waren es etwa 20 Minuten Fahrzeit.

Sie mussten gestört worden sein, denn im Gartenbereich waren verschiedene Fußspuren zu erkennen und ein Stück der Hecke war niedergetreten. - Spuren! - Zeugen panischer Flucht?

Jetzt war es an der Zeit, Hauptkommissar Lou Peeters anzurufen.

Ich hatte nichts zu verbergen, - ich hatte viel mehr Angst, dass meiner Familie etwas Schreckliches passieren könnte.

„Eddi“ und Lena waren wieder bei mir im Zimmer, - und hatten mir das Daumen-hoch-Zeichen gezeigt - ich war sehr erleichtert. Alles Weitere würde ich in einer ruhigen Minute mit ihnen besprechen.

Sonja, die sich ebenfalls im Zimmer aufhielt, hatte mir frische Wäsche gebracht. Da rief das Kommissariat an und ich erfuhr, dass die beiden Kommissare Peeters und Maes bereits zum Ferienhaus unterwegs waren. Im Gefolge zusätzlich eine Sonderkommission der Spurensicherung und dabei auch ein Profiler. Mein Sohn hatte die beiden Kommissare bereits angerufen und den Fall am Telefon, so gut es ging geschildert.

Sonja und Marc machten sich auf den Weg ins Ferienhaus. Sie wollte bei der Spurensuche dabei sein, um gegebenenfalls Infos geben zu können. Spätestens am Dienstag wollte ich selbst wieder einigermaßen fit sein und mich ebenfalls im Haus aufhalten. Wir planten einen längeren Aufenthalt, so waren wir für die zwei Kommissare jederzeit erreichbar.

Peeters und Maes, 4 Beamte der Spurensicherung sowie der angesprochene Profiler durchsuchten unser Ferienhaus. Meine Frau und mein Sohn Marc machten sich zwischenzeitlich ans Aufräumen.Es gab nicht viel zu tun. Außer dem Einbruch über den Pool-Bereich waren keine Einbruchsspuren zu entdecken. Die Einbrecher waren wohl nur auf den Tresor aus, den sie allerdings in der Kürze der Zeit nicht fanden. Gott sei Dank waren meinem Hausmeister und seiner Frau nichts passiert. Die Hunde hatte zwar kurz angeschlagen, war dann aber ruhig. Da sich der Schlafbereich meines Hausmeisters und seiner Frau in Richtung zur Straße befand - etwa 100 Meter vom Pool-Bereich entfernt - , konnten sie nichts hören. Außerdem hatten sie noch gegen 2 Uhr in der Nacht einen Kontrollgang mit Balou und Arrak gemacht. Da nicht genau bekannt war, wann sich der Einbruch ereignet hatte - auf jeden Fall aber nach 2 Uhr - und niemand den Pool-Bereich besucht hatte und die Alarmanlage auf stumm geschaltet war - wahrscheinlich aus der Ferne - konnte dieses Eindringen stattfinden. Meine Familie hatte ein mulmiges Gefühl. Doch ich konnte sie beruhigen, unsere beiden Personenschützer blieben im Haus und nahmen Prüfungen vor. Als Erstes stellten sie alle installierten Kameras aus und schalteten fabrikneue Hochleistungskameras, die direkt mit unserer IT-Abteilung verbunden waren. Zusätzlich waren Mitarbeiter unserer eigenen IT unterwegs, um eine wirksame Rundum-Sicherheit zu gewährleisten.

Perdita sagte nur so nebenbei: „Was ist eigentlich bei euch los, wer trachtet Papa nach dem Leben? - und warum?“

Sonja erzählte mir, dass sie nur mit den Schultern gezuckt hätte, sie wusste es nicht. Warum? - Das war und wird immer mein Geheimnis bleiben.

Wenn irgendwann mal rauskommen würde wer, was und wie „Papa“ ist, - wer seine „Freunde und Geschäfts-Partner“ sind - na dann aber: „Herzlichen Glückwunsch Herr Doktor“!

Kapitel 3

Marc rief wegen der Absicherung im Pool-Bereich bei einer Bauschlosserei an. Auch die sollten Vorschläge vorbereiten, wie dieses großartige Ferienhaus noch sicherer gemacht werden könnte. Die beiden Firmen sollten Hand in Hand arbeiten, - so war die Idee. Mein Sohn war überzeugt, dass er das hinkriegen würde und auch die beiden Kommissare waren beeindruckt.

Je mehr Sicherheit, desto weniger Einbrüche. --- ?

Nachdem die Spurensicherung durch war, wollten die zwei Kommissare noch einen Blick in den „bekannten“, eingebauten Tresor in der Badelandschaft werfen. Ich hatte es ihnen bereits zugesagt, - kooperieren mit der Polizei ist immer von Vorteil.

Mein Sohn nahm einen unscheinbaren kleinen Schlüssel vom Schlüsselbrett und führte die Kommissare in die Badelandschaft.

„Eddi“ war ebenfalls zugegen. Er schloss damit eine geschickt eingebaute Spiegeltür auf. Hinter dieser „Tür“ befanden sich die elektrischen Anlagen des gesamten Hauses sowie der Pool-Landschaft.

Der Tresor war in Form eines quadratischen Kastens gebaut, in dem man elektrische Anschlüsse hätte vermuten können. Er öffnete diesen Kasten von der Seite, ein Deckel sprang auf, jetzt musste nur noch die Kombination eingegeben werden und der Tresor öffnete sich.

Alle waren sehr gespannt, - doch sie wurden enttäuscht. „Eddi“ erzählte es mir auf seine trockene Art und ich musste lachen. Als meine Frau später anrief und mir die Lage vor Ort schilderte, und nebenbei erwähnte: Das Wände Ohren haben, schmunzelte ich. Dazu etwas sagen wollte ich aus Gründen der Sicherheit nicht.

Damit meinte sie eventuell eingeschleuste Wanzen durch die Kripo.

Im Tresor befanden sich Versicherungsunterlagen zum Gebäude, die Originalbaupläne des Ferienhauses, Ersatzschlüssel zu unserem Anwesen in Duisburg, sowie Kontoauszüge über die Abbuchungen von Strom, Wasser, Heizung und Müllabfuhr und etwa 3.000 Euro an Bargeld.

Peeters und Maes waren ein wenig enttäuscht über den Inhalt des Tresors, ließen sich allerdings nichts anmerken. Ein Beamter der Spurensicherung wollte sofort seine Arbeit aufnehmen, Peeters jedoch winkte ab. Er hätte auch keinerlei fremde Fingerabdrücke gefunden, außer die von mir, meiner Ehefrau und meines Sohnes.

Nachdem mein Sohn den Tresor wieder verschlossen und alles in den Urzustand versetzt hatte, kam schließlich die Frage von Kommissar Peeters, ob sich derzeit andere Verstecke im Haus befinden würden, meine Frau verneinte dies und sagte so nebenbei: „Herr Peeters, sie haben das Ferienhaus von ihren Leuten doch auf den Kopf stellen lassen und nichts Weiteres gefunden, ich wüsste nicht, wo ich selbst noch suchen könnte“.

Sonja erzählte mir das auf dem Krankenhaus-Flur, ich musste angesichts so viel Kaltschnäuzigkeit meiner Frau lachen - und gab ihr einen Kuss.

Nachdem die Mannschaft um die Kommissare Peeters und Maes wieder abgerückt war, holte mein Sohn die Versicherungspapiere aus dem gerade verschlossenen Tresor, denn er wollte noch am heutigen Tag unserer Versicherungsabteilung in Duisburg das nötige Aktenzeichen der Kripo telefonisch durchgeben.

Für heute hatte sich auch die Alarmanlagenfirma angemeldet, deren Anschrift Kommissar Peeters hinterlassen hatte. Sie kam gegen Mittag, überprüften das gesamte System, machte einen Sicherheitscheck, wechselte das eine und auch andere Teil der Einrichtung aus und testeten noch mehrfach die Anlage auf

Funktion. Alles funktionierte zur Zufriedenheit. Zusätzlich wurde auf meinen Wunsch hin eine direkte Durchwahl zur Kriminalpolizei geschaltet.

Mehr war nicht möglich, - trotzdem eine „komische“ Firma. „Eddi“ und Lena wohnten der Prüfung bei, nicht einmal die von den beiden installierten Kameras hatten sie gefunden. „Eddi“ fragte noch einmal die Techniker, ob denn jetzt alles in Ordnung sei und sie bekräftigten es.

Die Bauschlosserei hatte sich ebenfalls angemeldet und reparierte den entstandenen Schaden. Erst jetzt waren wir alle wenigstens halbwegs beruhigt.

Im Klinikum wurde ich noch einmal auf „Herz und Nieren“ durch gecheckt, - bis auf die beiden gebrochenen Rippen und den großflächigen Hämatomen war alles in Ordnung. Das Schädel - CT ergab ebenfalls keine neuen Erkenntnisse, nunmehr konnte ich am Dienstagmorgen das Krankenhaus wieder verlassen. Einen weiteren Termin im AZ West hatte ich gleich 14 Tage später festschreiben lassen.

Zwischenzeitlich waren auch die Spezialisten unsere IT-Abteilung eingetroffen. Sie wollten innerhalb eines Tages unseren eigenen Sicherheitsstandard einbauen, und diesen dann nach Duisburg in die Zentrale verlagern. Sie schauten sich die Arbeit der belgischen Kollegen genau an - und schlugen danach die Hände über den Kopf zusammen. Schlamperei und Kumpanei alles zusammengenommen. Alle Daten gingen - problemlos für die Polizei einsehbar - in die IT der Kriminalpolizei ein.

Für Mittwoch hatte meine Frau einen wichtigen Termin bei der Bank Roeselare mit den für uns zuständigen Herren für 9 Uhr 30 vereinbart. Einziges Thema war: Unser Ferienhaus. Ich begleitete sie. Wir wurden in einen der hellen, gläsernen Besprechungsräume geführt, man bot uns Kaffee und Tee an, Wasser und leckere belgische Kekse standen bereit.

Punkt 9 Uhr 30. - Der stellvertretende Bankdirektor De Smeet sowie der Leiter der Filiale Simon, begrüßten uns sehr herzlich. Als Erstes bedauerten beide, was bei und mit uns passiert war, erkundigten sich nach unserem momentanen Gesundheits-Zustand, und nachdem wir etwa 10 Minuten geplaudert hatten, trug meine Frau ihre Wünsche bezüglich unserer Konten vor, die beiden Herren und ich hörten zu. Dieses Gespräch zog sich über zwei Stunden hin und brachte hochinteressante Einzelheiten ans Licht.

Ob nun die Kripo mit den Herrschaften zusammengearbeitet hatte oder wie Details sonst an die Öffentlichkeit dringen konnten, entzog sich unserer Kenntnis, - alles kam mir abenteuerlich vor. Bei uns würde man sagen: „Stammtischmentalität“.

Allerdings ist mir ähnliches bei meinem ersten Ferienhaus an der belgischen Küste schon einmal passiert. Ich hatte vor dem Kauf dieses Ferienhauses bereits ein kleineres, das ich an den Mann bringen wollte und hatte meinem damaligen Verkäufer den Verkauf nur signalisiert, er hatte innerhalb von 14 Tagen das Haus verkauft, - jedoch ohne mich zu informieren und weitere Verhandlungen abzuwarten. Das kam mir damals schon reichlich „spanisch“ ich meine „belgisch“ vor. Im nach hinein erzielte ich noch eine für beide Teile akzeptable Verkaufspreis-Lösung. - Das hier nur am Rande erwähnt.

Andere Länder, andere Rechtsauffassungen. Was war also passiert:

Kommissar Peeters hatte sich einen Durchsuchungsbeschluss vom zuständigen Amtsgericht ausstellen lassen, um Einblicke in unsere Konten bei der Bank zu bekommen. Gleichzeitig Zugang zu meinem Bankschließfach, das Gott sei Dank komplett leer war.- Zugang! - ?

Ohne meine Mitwirkung? - Das war für mich sehr abenteuerlich.

Meine Frau und ich wollten aufgrund der Vorkommnisse alle Konten bei dieser Bank aufkündigen, was unsere Rechtsabteilung im Übrigen sofort in die Wege leitete. Aus steuerlichen Gründen hatten wir den Sitz des Unternehmens vor langer Zeit nach Luzern verlegt und auch dort eintragen lassen. Es firmierte unter Holding-Stiftung, Sitz Luzern. Alle Firmenteile waren darin vereint worden, ein durchaus üblicher Vorgang, um Steuern zu sparen. Luzern hat einen der niedrigsten Steuersätze in der Schweiz.

Dass ich noch mehrere private Schweizer Konten besitze, möchte ich nebenbei erwähnen. Unterlagen darüber existieren allerdings weder in Deutschland noch in Belgien.

Mein Sohn hatte recht mit seinem Bauchgefühl, denn die beiden IT-Experten hatten bei der Überprüfung der Sicherheitsanlage eklatante Mängel festgestellt oder besser ausgedrückt man hatte eine perfide Überwachungssoftware integriert. So konnten Gespräche und auch Bilder aus dem Haus live abgehört bzw. zeitgleich gesehen und auf Fremdcomputern gespeichert werden. Kameras, überall im Gebäude versteckt, teilweise nicht größer als 3 mm Durchmesser. --- !

Als Laie nicht zu erkennen. Diese verdammten schlitzohrigen, unehrlichen belgischen Kommissare dachte ich und ging mit meinem Sohn und einem der IT-Experten in den Garten, um nach einer unauffälligen Lösung zu suchen.

Sie rieten mir, alle Kameras sofort tot zu stellen und zu entfernen. Der belgischen IT-Firma kündigte ich den Wartungsvertrag ohne weitere Begründung. Nunmehr waren wir alle gespannt auf die Reaktionen von Polizei und IT-Firma, - doch es gab keine! - ?

Unsere IT in Duisburg wartete die komplette Anlage über Fernwartung, einschließlich der Handys. Außerdem wurde jetzt auch der kleine Bungalow im Eingangsbereich zu unserem Grundstück, wo Hausverwalter Adam Wouters mit seiner Frau Yasemine und den Wachhunden Balou und Arrak wohnten, mit Kameras versehen, ich hatte eine Ahnung … die beiden wussten davon allerdings nichts.

Ich hatte unseren Hausmeister über den Filialleiter unserer Bank empfohlen bekommen. Hatte mir freilich alle möglichen Papiere wie Zeugnisse, berufliche Werde-Gänge von beiden geben lassen, alles ordentlich von Ämtern bescheinigt. Hier und da waren zwar einige Ungereimtheiten, die ich nicht auflösen konnte, ansonsten alles Top.

Trotzdem hatte ich sie von unserer Rechtsabteilung, Dr. Teipel, überprüfen lassen. Ebenso die meiner Haushälterin und die des Gärtners in Duisburg. Diese 4 Personen mussten eine absolut blütenweiße Weste haben, ansonsten hätte ich Angst um mein Leben, das meiner Frau und den Fortbestand des Unternehmens.

Sie waren in privaten Schlüsselpositionen für mich tätig. Zusätzlich beauftragte ich noch vor Ort eine Prüfung durch meine beiden Personenschützer „Eddi“ und Lena.

Die Ungereimtheiten waren im Lebenslauf von beiden Personen begründet. Bei genauer Recherche fehlte ein Monat. „Eddi“ sprach die beiden daraufhin an - und sie drucksten herum. Der Grund war einfach: Herr Wouters hatte vor mehr als 30 Jahren eine Geldstrafe bekommen, - wegen Zigarettenschmuggel. - Diese konnte er nicht bezahlen. Aufgrund dessen musste er eine kurze Haftstrafe absitzen. Damit konnte ich leben.

Es waren schöne und besonders für mich und Sonja erholsame Tage.