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Reginald Dux, Nürnbergs härtester Cop, staunt nicht schlecht, als er zu einer alten Fabrik zitiert wird. Dort begegnet ihm ein Berg aufgequollener Leichen - Leichen, die einst friedliche Bürger mit Migrationshintergrund waren. Ein Noir-Abenteuer beginnt, in dem der Ermittler auf so ziemlich alles trifft, was sich einem entgegenstellen kann: Blutrünstige Voodoo-Maskenkulte, Ex-Frauen, wilde Hunde, feige Vorgesetze, MOSSAD-Agenten, radikale Neonazi-Organisationen und linke Journalisten. Ein Netz der Verwirrungen spannt sich - doch was sich immer mehr abzeichnet, ist die folgende tödliche Wahrheit: Die tödlichste Seuche der Steinzeit ist jetzt in den Händen der radikalsten Islam-Sekte der Erde - und sie ist bereit, sie einzusetzen!
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Seitenzahl: 85
Veröffentlichungsjahr: 2016
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EINLEITUNG A: -13.000BC
EINLEITUNG B: 2016AD
EIN MANN AUS STAHL & LEIBER AUS DEM KOCHTOPF
DER MASKENMANN
QUELLENSUCHER
EIN RITT MIT DUX
KLEINE BIESTER
DUNKLE ENTHÜLLUNGEN
DIE HÖHLE DES LÖWEN
AGENTIN RYES
GESCHICHTSUNTERRICHT
ANGRIFF AUF DIE ZITADELLE
MASKEN DES BÖSEN
EPILOG: BELOHNUNG FÜR DEN HELDEN
Pleistozänische Kälte blies dem Mann in das Gesicht, als er sich den Hang hinauf kämpfte, immer wieder in den Schneeschichten abrutschend. Seinen Speer hielt er fest und in seinen Gedanken noch mehr an der Bürde, die ihm auferlegt war. Alle seine Mitstreiter waren gefallen. An ihm lag es nun, sollte seine Sippe überleben können. Es war eine harte Zeit, die Beute war weitflächig verschwunden, das kostbare Fleisch so selten geworden wie das Sonnenlicht.
Er richtete sich das dichte Fell, welches seinen Körper schützte, ein Fell, abgezogen von einer der wilden, gigantischen Kreaturen, von denen er nun einen weiteren Artgenossen erlegen wollte.
Nur noch wenige Meter. Wenige Meter und mit jedem Schritt brannte ihm das Eis wie Feuer an den Beinen. Auch wenn man nicht weiß, wie weit der Geist des Menschen in dieser Vergangenheit erwacht war, so könnte man doch vermuten, dass es ihm alles so erschien, als wolle ein erzürnter Gott ihm die Haut langsam aus dem Gesicht reißen.
Seine Kräfte schwanden, ob des Marsches oder der eiszeitlichen Pein, doch dann stand er endlich auf der Spitze des Hügels. Seine zugefrorenen Augen öffneten sich und sahen den Hang hinunter.
Die Geister hatten es gut mit ihm gemeint. Die Kreatur befand sich dort, in dem Ausmaß von drei Dutzend Männer, behaart und mit einem langen Rüssel ausgestattet. Sie drehte sich um, als wolle sie ihm in die Augen sehen. Er zögerte kurz, als er begann, den Speer aufzuziehen. Er musste treffen. Es ging um seine Sippe, seine Familie, seine Kinder. Nur so konnten sie leben.
Als ob die Kreatur seine Absichten durchschaute, verzog sich ihr Gesicht zu blankem Hass. Die unendliche Masse des Wesens beschleunigte sich und stürmte in die Richtung des wackeren Jägers, tief entschlossen ihm mit seinem Rüssel oder den gigantischen Stoßzähne zu zerfetzen.
Der Mann kniff die Augen zusammen. Er musste obsiegen, oder seine Familie würde für immer aus der Kette der Evolution ausscheiden. Die Kreatur kam näher. Sie röhrte. Doch er blieb kalt.
Er entfesselte seinen Speer und wie in Pilztrance schlug er in dem Wesen ein. Es durchschlug die Haut mit vollem Erfolg. Doch sie war noch weiter auf dem Weg. Der Jäger drehte sich um, rutschte den Schnee hinunter, leidend durch die pure Kälte, die sein Gewebe jetzt zerfraß.
Schreie der Agonie waren zu vernehmen.
Doch dann Stille. Der Mann stand auf, schnaufte kurz durch und umrundete dann den Hügel. Dort sah er seinen Feind dann verenden. Er ging zu dem Wesen hin und fuhr im über die Augen, als wolle er ihm noch die letzte Ehre erweisen.
Erst jetzt, entadrenalisiert, bemerkte der Mensch eine kleine Wunde an seinem Arm. Woher diese kam, war ihm nicht bewusst. Er ging zu der Stelle, wo er die Kreatur getroffen hatte. Das Blut saugte sich bereits in den Schnee unter ihm und färbte ihn tiefrot.
Er zog seine kostbare Waffe aus der Wunde, dabei spritze ihm der rote Saft über das Gesicht und seinen Arm. Er spürte ein kurzes Stechen, als sich das Blut des Tieres mit dem Blut seiner Wunde vereinte.
Instinktiv wischte er es weg. Er musste sich jetzt an die Fleischauswertung machen. Voller Entschlossenheit ging er ans Werk und merkte nicht, dass dort an seiner Wunde etwas geschah. Wie kochendes Wasser begann sie zu blubbern. Noch spürte er nichts. Doch er würde den Auslöser all dessen nun mitbringen. Mitbringen zu seiner seiner Familie, seiner Sippe. Und von dort würde er noch viel weiter getragen werden.
Was auch immer es war. Sein Verstand hätte es nicht begriffen. Er hätte es wohl als das Werk der Waldgeister gesehen. Und diese Geister würden nun wüten, mehrmals, auch über andere Sippen als die seine, tötend und vernichtend - und doch so die Zukunft erschaffen.
So sollte es beginnen.
Der Schatten schritt schwebend durch die Gemächer. Nur das fahle Mondlicht erhellte den Saal, durch die imposanten Fenster scheinend. Sanfte Echos hallten durch den Raum. Der ganze Raum war leer, mit Ausnahme eines Seidenbettes imposanter Größe, welches mit einem darüber hängenden Netz abgedeckt wurde. Der Schatten ging nun auf das Fenster hinter dem Bett zu und öffnete es. Die fahle, kühle Abendluft einatmend begann er nachzudenken.
War er zu weit gegangen? Egal - es war zu spät. Viel zu spät. Die Dinge waren bereits in Gang gekommen und niemand würde sie aufhalten können. Niemand. Er war jetzt nur noch eine kleine Schachfigur in seinem eigenen Plan und es würde nur noch die Geschichte über ihn urteilen können.
Er lauschte noch kurz dem Klagen der Krähen und blickte hinunter in den tiefergelegten Hof des imposanten Palastes, erbaut auf diesen historischen Anhöhen, von denen bereits Imperien beherrscht wurden. Unten standen seine treuen Diener. Fanatische Männer, bewaffnet mit todbringenden Maschinenpistolen, Spielzeuge, die nicht die Schöpfungen ihrer Kultur waren.
Erneut hallten Geräusche durch den Saal, doch diesmal waren es keine Schritte, sondern ehrfürchtiges Klopfen. Aus den Gedanken gerissen drehte der Schatten sich um und lief langsam aber bestimmt zu der thronenden Holztür, die mit massiven Stahlschanieren an der Marmorwand befestigt war. Angekommen drückte er den Griff nach unten und knarzend öffnete sich der Raum für den Besucher.
Es war ein großer Mann, ungefähr so groß wie der Schatten selbst, stattliche 1,90 Meter, aber gleichzeitig doch viel breitschultriger und muskulöser, gekleidet in einem teuren Gucci-Anzug und einem grün gefleckten Tuch über seine Haare gebunden. Seine Nase war so groß und hakig, das sich ihr Schatten markant am Boden abzeichnete. Der Mann blickte dem Schatten in das Gesicht, doch erkennen konnte er selbstverständlich nichts, außer ein abhängendes, schwarzes Tuch, fixiert durch Nägel, die scheinbar in den Schädel gingen. Der Körper des Schattens war ebenfalls durch ein weitreichendes, einfarbiges, nachtschwarzes Gewand bedeckt. Der Mann schauderte ob des Anblicks.
"Mister Chimp hat geliefert!", sagte er ehrfürchtig.
Es kam ihm so vor, als hätte der Schatten selbst gezuckt, angesichts dieser Worte.
"Vielen Dank, Habit. Ich werde das Zeichen geben, wenn die Sterne richtig stehen", säuselte der Schatten zurück, fast krächzend und unmenschlich.
Es hatte begonnen.
Der an einen Titan erinnernde Mann schritt langsam durch die Hallen. Hier wo einst gigantische Maschinen Produkte erzeugten, die in der ganzen Welt genutzt wurden, war nun eine Leere, die nur noch Knistern erzeugte. Seichte Pfützen waren durch das undichte Blechdach eingetropft. Der Mann wich ihnen sorgfältig, fast robotisch, aus. Ein sanfter Wind blies durch die zerborstenen Fensterscheiben und der Geruch von alten Schwefelablagerungen, an faule Äpfel erinnernd, lag in der Luft. Nach fünfzig Metern bog er ab, ging eine Stahltreppe hinunter und passierte eine niedrige Blechtür.
Dann stand er im Raum des Verbrechens. Er rümpfte ob des Eier-fauligen Gestanks, der ihn begrüßte, erst einmal die Nase. Adjustiert würdigte er dann die sechs anderen Personen dort keines Blickes, die wegen seiner Präsenz erst einmal zuckten und jegliche Unterredung einstellten.
"Wird auch Zeit, Dux", raunte eine Stimme.
Er marschierte in die Ecke und besorgte sich Mundschutz und Handschuhe. Ohne Regung begutachtete er dann das Problem, weswegen man ihn gerufen hatte: Einen pyramidenartig aufgeschütteten Berg nackter Leichen, dreizehn an der Zahl. Er ging noch näher ran, kniete sich nieder und studierte den Kopf eines Mannes, der das Pech hatte ganz unten zu liegen.
Die Augen waren weit aufgerissen; der ganze Körper verziert mit seerosigen Blasen, so als hätte man die Leiber von innen aufgekocht. Die Gesichtszüge und Pigmentierung des Mannes, wie auch die der anderen Toten, konnte jeder Anthropologe sofort dem arabischen Raum zuordnen: Schwarze Haare, hakige Nase, Olivenaugen.
"Das ist doch Hauke Petersen aus Oldenburg," sagte der Mann trocken, in einer Stimmlage, die an ein Grab erinnerte, in welches man Steroide eingespritzt hatte.
Die anderen lebendigen Menschen im Raum brachen sofort in einen Kichern aus, welches sie sofort abwürgten. Folgende Personen befanden sich u.a. noch im Raum: Ahmet Abati (29), türkischstämmiger Mann mit korpulenter Statur; ein dürrer Blondling namens Eduard Wempel (22); der grimmige, Onkel-hafte Otto Korben (54) mit Sauerkrauft unter der Nase, der im Folgenden das komplette Gespräch mit Dux übernahm:
"Das Thema ist zu ernst, Herr Dux", kam aus dem Off.
Dux schüttelte den Leichenkopf sanft und ein Augapfel löste sich, jetzt nur noch schwach am optischen Nerv befestigt und sanft baumelnd. Er legte den Kopf wieder auf den Grund, in seine alte Position.
Der Behemoth von einem Mann erhob sich und drehte sich um. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet, als wäre er ein Götze, den es anzubeten gelte.
"Todesursache?"
"Noch ungewiss."
"Identifikation?"
"Wir arbeiten dran."
"Motive?"
"Nicht bekannt. Wir vermuten einen rechtsradikalen Übergriff."
"Wie sollten derartige Individuen so etwas anstellen?"
Schweigen.
"Geht das an die Presse?"
"Vorläufige Sperre, bis wir einigermaßen gesicherte Fakten haben."
Dux führte seine prankenartige Hände zu seinem Kopf und berührte mit dem Ringfinger seine Lippen, mit umgedrehten Handrücken. Dann schloss er die Augen. Er dachte nach.
"Wer hat diese Gangbang-Clique entdeckt?"
Erneut abgewürgtes Lachen. Dann eine Antwort: "Wir erhielten einen Anruf. Vermutlich ein Obdachloser, der von seinem Platz verdrängt wurde, und hier eine neue Zuflucht suchte. Keine Spur von ihm."
"Wahrscheinlich auch irrelevant. Wie ich das sehe, liegen die Burschen hier schon ein paar Wochen. Ich würde sagen, sie rufen alle Dönerläden der Stadt an und schauen mal, wo Mitarbeiter verschwunden sind."
Die Männer schüttelten verwirrt den Kopf.
"Ein Witz," sagte der Mann.
"Das ist unangemessen."
"Kann sein. Mir egal."
Wieder kehrte Stille ein. Der Titan zuckte plötzlich. Wie ein Falke beobachtete er die Umgebung. Über ihnen, knapp drei Meter, war ein Metallsteg an der Wand befestigt, der in einen langen Gang mündete. Davor standen drei Fässer. Und dahinter schien er jemanden entdeckt zu haben.
Unschuldig lies er seinen Blick weiter schweifen. Mit seinem linken Auge erspähte er eine dünne Leiter, die nach oben führte.
Wie ein Tintenfisch schoss Dux jetzt los, die Leiter im Blick. Wie ein Meerkätzchen auf Speed nahm er der Leiter Sprossen, diese unter dem massiven Gewicht des Mannes übel krächzten.