Orationes Philippicae - Cicero - E-Book

Orationes Philippicae E-Book

Cicero

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Beschreibung

Die alte Ordnung der Republik wiederherstellen: Nach Caesars Ermordung sieht Cicero die Chance gekommen. Weitere blutige Auseinandersetzungen scheinen unausweichlich - und so ruft er in 14 Reden zum Kampf gegen Marcus Antonius auf, der versuchte, Caesars führende Stellung in Rom einzunehmen. Cicero hat Erfolg: Der Senat erklärt Antonius zum Staatsfeind, doch nur wenig später wendet sich das Blatt. Die "Philippischen Reden" gehören zu Ciceros letzten Werken vor seiner Ermordung durch die Häscher des Antonius und sind zugleich ein eindrucksvolles Zeugnis der Bürgerkriegszeit. Der Herausgeber hat für diese Ausgabe aus nahezu allen Reden die eindrücklichsten Passagen ausgewählt. Texte in der Originalsprache, mit Übersetzungen schwieriger Wörter, Nachwort und Literaturhinweisen. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Seitenzahl: 121

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Marcus Tullius Cicero

Orationes Philippicae

Philippische Reden gegen M. Antonius

Ausgewählt und herausgegeben von Thomas W. Probst

Reclam

2014 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

Made in Germany 2017

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-960630-9

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019864-3

www.reclam.de

[5] Inhalt

Einleitung

Die historische Einbettung der Philippischen Reden

Literaturgeschichtliche Aspekte

Übersicht über die Philippischen Reden

Zur Benutzung dieser Ausgabe

Orationes Philippicae (Auswahl)

Erste Rede: Vor dem Senat am 2. September 44. v. Chr.

T 1: Quo vadis, Antoni? – Worauf zielt dein Streben? (Or. Phil. 1,2–6)

T 2: Wird Antonius ein neuer Caesar? – Flecte te! (Or. Phil. 1,27–38)

Zweite Rede: Fiktive Senatsrede, Streitschrift vom 24. Oktober 44. v. Chr.

T 3: Catilina, Clodius, Antonius – Die Reihe schlimmster Republikfeinde setzt sich fort (Or. Phil. 2,1–2)

T 4: O hominem nequam! – Du widerlicher Typ! (Or. Phil. 2,44–55)

T 5: Monarchistischer Steigbügelhalter mit weitreichenden Ambitionen (Or. Phil. 2,84–117)

Dritte Rede: Vor dem Senat am 20. Dezember 44. v. Chr.

T 6: Octavian verdient Dank und Lob für seinen Einsatz (Or. Phil. 3,2–5)

T 7: Vor Knechtschaft schützen die Götter und der junge Octavian (Or. Phil. 3,27–36)

[6]Vierte Rede: Vor der Volksversammlung am 20. Dezember 44 v. Chr.

T8: Nicht mehr Konsul, sondern Staatsfeind ist er! (Or. Phil. 4,1–13)

Fünfte Rede: Vor dem Senat am 1. Januar 43 v. Chr.

T 9: Eine Gesandtschaft wäre Wahnwitz (Or. Phil. 5,2–4)

T 10: Amnestie für die Überläufer aus Antonius’ Reihen (Or. Phil. 5,34)

T 11: Octavian – ein vertrauenswürdiger Hoffnungsträger (Or. Phil. 5,45–51)

Sechste Rede: Vor der Volksversammlung am 4. Januar 43 v. Chr.

T 12: Die Kriegserklärung ist nur eine Frage der Zeit (Or. Phil. 6,3–4)

T 13: Das römische Volk hat wahre Freiheit verdient (Or. Phil. 6,17–19)

Siebte Rede: Vor dem Senat Mitte Januar 43 v. Chr.

T 14: Ein wahrer Friede setzt den Krieg voraus (Or. Phil. 7,9–10)

T 15: Frieden nicht um jeden Preis! (Or. Phil. 7,19–27)

Achte Rede: Vor dem Senat am 3. Februar 43 v. Chr.

T 16: Aufruhr, Krieg, Bürgerkrieg? Wo steht die Republik? (Or. Phil. 8,2–13)

Neunte Rede: Vor dem Senat am 4. Febuar 43 v. Chr.

[7]Zehnte Rede: Vor dem Senat Mitte Februar 43 v. Chr.

T 17: Vi contra vim – Brutus muss gestärkt werden (Or. Phil. 10,12–23)

Elfte Rede: Vor dem Senat Ende Februar 43 v. Chr.

T 18: Staatsfeind Dolabella – Wer hält dagegen? (Or. Phil. 11,16–30)

Zwölfte Rede: Vor dem Senat Anfang März 43 v. Chr.

T 19: Antonius ist und bleibt ein Staatsfeind (Or. Phil. 12,11–13)

T 20: Eine zweite Gesandtschaft? – Ohne Cicero! (Or. Phil. 12,16–22)

Dreizehnte Rede: Vor dem Senat am 20. März 43 v. Chr.

T 21: Sieg oder Untergang – Keine Debatten mehr! (Or. Phil. 13,1–19)

Vierzehnte Rede: Vor dem Senat am 21. April 43 v. Chr.

T 22: Eine gewonnene Schlacht ist kein entschiedener Krieg (Or. Phil. 14,1–7)

T 23: Cicero dictator – Nichts als Kriegspropaganda! (Or. Phil. 14,14–15)

T 24: Krieg ja, Feind nein – Senatorische Scheu vor der Wahrheit (Or. Phil. 14,20–25)

T 25: Tapferkeit und Republiktreue müssen honoriert werden (Or. Phil. 14,28–34)

[8]Anhang

Abkürzungen und Symbole

Lernwortschatz

Karte

Zeittafel

Verzeichnis der Eigennamen

Literaturhinweise

Hinweise zur E-Book-Ausgabe

[9] Einleitung

»Wir haben dieses vielseitigen Mannes schon mehrfach gedenken müssen. Als Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht hat er nacheinander als Demokrat, als Aristokrat und als Werkzeug der Monarchen figuriert und ist nie mehr gewesen als ein kurzsichtiger Egoist. Wo er zu handeln schien, waren die Fragen, auf die es ankam, regelmäßig eben abgetan. […] Gegen Scheinangriffe war er gewaltig und Mauern von Pappe hat er viele mit Geprassel eingerannt; eine ernstliche Sache ist nie, weder im guten noch im bösen, durch ihn entschieden worden.« Und weiter: »Als Schriftsteller dagegen steht er vollkommen ebenso tief wie als Staatsmann. […] Er war in der Tat so durchaus Pfuscher, daß es ziemlich einerlei war, welchen Acker er pflügte.«1 So rechnet der Altertumswissenschaftler Theodor Mommsen in seiner Römischen Geschichte,die er in den 1850er Jahren verfasste und welche ihm 1902 den Nobelpreis für Literatur eingebracht hat, sowohl mit dem Politiker als auch mit dem Literaten Marcus Tullius Cicero ab. Dieser geradezu vernichtenden Beurteilung Ciceros steht nach weiteren Jahrzehnten der Forschung eine bei weitem gemäßigtere Einschätzung durch heutige Altphilologen und Althistoriker gegenüber. Cicero zählt nicht nur zu den heute bekanntesten Römern, rückt darüber hinaus nicht nur immer wieder in den Fokus der wissenschaftlichen Forschung, worüber zahlreiche in den letzten Jahren publizierte Biographien und Abhandlungen gewiss Zeugnis ablegen, sondern erreicht auch den ersten Platz unter den [10] Schul- und Prüfungsautoren des altsprachlichen Unterrichts. Eine Beschäftigung mit dem Menschen, dem Philosophen, dem Anwalt und dem Politiker Cicero ist ebenso abwechslungs- wie erkenntnisreich.

Auf der Grundlage der vorliegenden Textausgabe begegnet dieser antike Prominente den Lesern gleichermaßen als Politiker wie als Redner. Seine letzten Auftritte vor Senat und Volksversammlung und, abgesehen von wenigen privaten Briefzeilen, seine zugleich letzten schriftlichen Zeugnisse vor seinem Tod gewähren in konzentrierter Form Einblick in seinen rhetorisch-literarischen Stil, sein politisches Grund- sowie sein persönliches Selbstverständnis.

Aus möglichst allen vierzehn Philippischen Reden wurden für diesen Band daher zusammenhängende Passagen ausgewählt, um ein eindrückliches Bild entstehen zu lassen. So vermag einerseits durch eine größere Textmenge Originallektüre betrieben werden, die unter dem historischen Blickwinkel in die Auseinandersetzung zwischen Marcus Antonius auf der einen und Octavian, Cicero und den verschiedenen Kräften der Opposition auf der anderen Seite einführt. Andererseits können anhand dieses Textmaterials unter dem sprachlich-formalen Aspekt rhetorische Strukturen, Argumentationen und Stil analysiert und vielleicht sogar im Sinne einer Stellungnahme zu Mommsens einleitender Charakterisierung beurteilt werden.

Wenn auch angesichts der allgemein bekannten Herausforderung unterrichtlicher Praxis nicht alle abgedruckten Redeteile gelesen und adäquat gewürdigt werden können – die Auswahl und didaktische Aufbereitung liegt letztlich im Ermessen und in der Verantwortung der Lehrkraft –, [11] eignen sich die Ausschnitte für das mikroskopische Lesen ebenso wie für eine kursorische Lektüre.

Die historische Einbettung der Philippischen Reden

Nach Caesars Ermordung schien den Caesarmördern, darunter M. Iunius Brutus und C. Cassius, die freie römische Republik, die libera res publica, wiederhergestellt – eine Tyrannei war durch einen Gewaltakt nach griechischem Vorbild ihres Tyrannen verlustig gegangen. Damit allein, so dachten die Befreier der Republik, sei die alte Ordnung wieder funktionsfähig. Aber schlicht ihr Zögern, als Prätoren die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, sich die Finanzmittel Caesars zu sichern und sich des Rückhalts der Soldaten und Veteranen zu vergewissern, ließ ihre Absicht unerfüllte Hoffnung bleiben.

M. Antonius, der Mitkonsul und Weggefährte des getöteten Dictators, blieb von einem Attentat verschont und ergriff die Initiative. Unverzüglich traf er die genannten Vorkehrungen zur Machtsicherung, die Brutus und Cassius versäumt hatten. Er schloss sich darüber hinaus mit M. Aemilius Lepidus zusammen, der über Truppen bei Rom verfügte, mit denen die auf dem Kapitol verschanzten Caesarmörder zunächst belagert wurden. Senatssitzungen und politische Versammlungen wurden von Antonius’ bewaffneter Entourage zur Einschüchterung seiner Gegner flankiert.

Trotzdem die Ermordung Caesars in Senat und Volk nicht unumschränkt begrüßt wurde, wurden in der Senatssitzung am 17. März 44 v. Chr. die Verschwörer amnestiert. Zugleich aber wurde die Gültigkeit der acta Caesaris, der [12] Verordnungen und Gesetze Caesars, bestätigt. Letzteres geschah wohl aus der Sorge einiger Vertreter der Senatorenschaft heraus, die ihre Stellung und ihren Einfluss Caesar verdankten und bei einer Aufhebung der alten Regelungen um ebendies hätten fürchten müssen.

Allerdings fasste M. Antonius Senatsbeschlüsse bald recht unverbindlich auf. Nachdem er sich mit seiner Leichenrede auf Caesar das Volk gewogen gemacht hatte, nutzte er die acta Caesaris im eigenen Interesse oder erließ willkürlich Verordnungen, die seinen unerbittlichen Weg an die Spitze des Staates und sein Rachestreben merklich machten. Er beschritt eine Politik unter vermehrter Beteiligung der Volksversammlung und überging den Senat.

Antonius eignete sich die Provinz Gallia cisalpina für das Folgejahr an und begann allmählich gegen die Caesarmörder vorzugehen. In dieser politischen Stimmung im Senat und in ganz Rom, einer Mischung aus ohnmächtigem Abwarten und Desillusionierung sowie aus Neuorientierung und devoter Anbiederung, in der sich der amtierende Konsul zunehmend durch kompromisslose Machtgier auszeichnete, folglich in einer Phase, die trotz verheißungsvoller Beseitigung des Dictators dem neu wiedererlangt geglaubten Grundsatz einer freiheitlich-republikanischen Ordnung zuwiderlief, entschied Cicero im Frühsommer 44 v. Chr. zu seinem Sohn Marcus nach Griechenland aufzubrechen und dort abzuwarten. Er hoffte auf einen konstruktiven politischen Neuanfang mit Dienstantritt der beiden für das Jahr 43 v. Chr. neugewählten Konsuln C. Vibius Pansa und Aulus Hirtius. Als ihm jedoch – wie sich später herausstellen sollte, fälschlicherweise – zugetragen wurde, Antonius sei zu Gesprächen bereit und es bestehe [13] die Aussicht auf Vermittlung zwischen ihm und den Caesarmördern, kehrte er zum September 44 v. Chr. nach Rom zurück, ohne vorher überhaupt in Griechenland angekommen zu sein. Ciceros Patriotismus, sein republikanisches Ethos hatten obsiegt und ihn auf die politische Bühne zurückgebracht, nachdem er sich in den Jahren zuvor mehr auf die Beobachterrolle innerstaatlicher Ereignisse kapriziert und auf die Publikation philosophischer, wiewohl rhetorischer Schriften konzentriert hatte. Es galt diesen historischen Moment eines neuerlichen Umbruchs und wohl absehbarer, unausweichlicher kriegerischer Auseinandersetzungen dazu zu nutzen, sein im platonischen Denken begründetes Ideal der römischen Republik wiederherzustellen – so denn ein erstrebenswertes Vorbild je in Reinform existiert hatte. Hier, zwischen September 44 und April 43 v. Chr., sind die Philippischen Reden zu verorten.

Doch die Tragödie nahm ihren Lauf. Cicero bezahlte den Wunsch nach Freiheit mit seinem Leben, das er nicht zuletzt wegen eines Knaben verlor, als dessen Steigbügelhalter zur Macht er nicht unreflektiert, aber allzu kurzsichtig fungierte: Octavian, der nachmalige Princeps Augustus und Begründer einer bis zum Untergang des Römischen Reichs fortbestehenden Kaiserzeit.

Literaturgeschichtliche Aspekte

Was motivierte Cicero, vierzehn Reden, die thematisch auf den Kampf gegen Antonius ausgerichtet sind, nicht allesamt In Antonium (ursprünglich für die erste Rede gebräuchlich) oder Pro libertate rei publicae, sondern Orationes Philippicae zu betiteln? Zwar schreibt Cicero seinem [14] Freund M. Iunius Brutus, er benenne sie eingedenk des attischen Redners Demosthenes (384–322 v. Chr.) iocans – wenn man so möchte, mit einem Augenzwinkern – philippici,2 aber das scheint eine für Cicero untypische Bescheidenheit zu sein. Durch den Vergleich, der sich überdies in Komposition und Aufbau der Reden insbesondere dem antiken Leser geradezu aufgedrängt haben muss,3 rückt sich Cicero in die Nähe eines der namhaftesten Rhetoren Griechenlands, womit er seine Absichten und sein beharrliches Vorgehen durch historisches Beispiel gleichsam adelt. Ebenso wie Cicero zum Schutze, wenn nicht gar zum Erhalt der libera res publica zu einer Kriegserklärung gegen den Staatsfeind Antonius aufruft, die Römer zum militärischen Handeln bewegen mochte, sich aber bis zuletzt einer wahrlich zögerlichen Stimmung in Volk und Senat nicht bewusst und selbst nicht gewahr wurde, nicht mehr Kind der eigenen Zeit zu sein, stellte auch Demosthenes den Wert der freiheitlichen Demokratie der Tyrannis Philipps II. von Makedonien, des Vaters Alexanders des Großen, gegenüber. Ferner rechnete er später im Jahr 330 v. Chr. in der sogenannten Kranzrede mit Aischines, seinem politischen Widersacher, ab, nachdem er dessen promakedonische Haltung und Friedensbestrebungen gegenüber Philipp II. bereits zuvor scharf kritisiert hatte. Vor diesen innenpolitischen, um nicht zu sagen zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen hatte Demosthenes allerdings erreicht, dass sich ein Hellenenbund unter der [15] Führung Athens und sogar unter späterem Beitritt Thebens zusammenschloss und gegen Philipp II. vorging. Wie letztlich die Niederlage in der Schlacht bei Chaironeia in Boiotien 338 v. Chr. zeigte, blieb dieses militärische Unternehmen jedoch erfolglos. Als persönlich folgenschwer stellte sich der uneingeschränkt prohellenische Einsatz infolge seiner Agitation gegen die Makedonen und Antipater nach Alexanders Tod 323 v. Chr. heraus: Die politischen Verwerfungen trieben Demosthenes in einen der Hinrichtung zuvorkommenden suizidalen Giftmord. Cicero hingegen ließ seine Häscher widerstandslos gewähren. Am 7. Dezember 43 v. Chr. wurde er auf Veranlassung des Antonius, der mit Octavian eine Allianz geschlossen hatte, wodurch die Republik zu ihrer Verfügungsmacht geworden war, auf seinem Landgut bei Formiae getötet.4

Übersicht über die Philippischen Reden

Erste Rede(T 1 und 2): 2. September 44 v. Chr., Senat, Concordia-Tempel

Nach Antonius’ gegen Cicero gerichteten Wutattacken in der Senatssitzung am Vortag war letzterer wohl auch aus Sorge um Leib und Leben ferngeblieben, um sich dem Antrag des Antonius, sämtliche Götterfeste zu Caesars Ehren um einen Tag zu verlängern, zu entziehen. In der folgenden Senatssitzung begründet er sein Fernbleiben. Er nutzt seine Rede ferner dazu, Antonius zu einer moderaten und der Gewalt entsagenden Politik zu ermahnen.

[16]Zweite Rede (T 3–5):Fiktive Rede zur Senatssitzung am 19. September 44 v. Chr.; von Cicero schriftlich am 24. Oktober 44 v. Chr. verfasst und an seinen Freund Atticus versandt; vermutlich postum veröffentlicht

Cicero reagiert in dieser Flugschrift weniger moderat als in seiner Rede am 2. September (T 1 und 2), der noch der Tenor der Sorge und der Vermittlung zugrunde liegt. In einer heftigen Invektive klagt er Antonius an, der schlimmer als alle bisherigen Republikfeinde agiere. Dies lasse sich ursächlich auf seine verwerfliche moralische und charakterliche Disposition zurückführen. Cicero nimmt Stellung zu den von Antonius gegen ihn vorgebrachten Vorwürfen und Anfeindungen – Antonius hatte ihn als »Roms böser Dämon«5 verunglimpft. Er appelliert zuletzt neuerlich an Antonius’ Vernunft und Rechtsempfinden.

Dritte Rede (T 6 und 7): 20. Dezember 44 v. Chr., Senat

Cicero überzeugt die Senatoren davon, einerseits Octavians und D. Brutus’ Vorgehen, Truppen privat aufzustellen beziehungsweise die Provinz dem Senat zur Verfügung zu halten, zu loben und zu legitimieren. Da Gefahr in Verzug sei und sich der Staat in Not befinde, solle Antonius als Konsul abgelöst und damit indirekt zum Staatsfeind erklärt werden. Antonius galt jedoch infolge der Beschlüsse nur de facto als Staatsfeind, nicht aber de iure. Cicero vermag eine zerbrechliche Allianz aus allen Fraktionen des Senats – Caesarianer, Republikaner, Unentschlossene –, den Befreiern und dem Adoptivsohn Caesars zu konstituieren.

[17]Vierte Rede (T 8): 20. Dezember 44 v. Chr., Volksversammlung

Cicero präsentiert seine vormittags vor dem Senat geäußerten Einschätzungen und Forderungen dem Volk. Er preist Octavian gleichsam als den Retter und bekräftigt vehement, dass kein Friede mit Antonius geschlossen werden dürfe; zumal nicht, da alle Römer im Sinne des mos maiorum berufen seien, jenseits von Tatenlosigkeit und Gleichmut für die Freiheit einzustehen.

Fünfte Rede (T 9–11): 1., 2., 3., 4. Januar 43 v. Chr., Senat

Q. Fufius Calenus hatte den Antrag gestellt, eine den Frieden vermittelnde Gesandtschaft zu Antonius zu schicken. Dadurch, so die Ablehnung Ciceros, werde nicht nur eine allgemeine Kriegsbegeisterung schwinden, sondern letztlich der Unterdrückung des römischen Volkes durch Antonius der Weg bereitet, da ein Friede mit Antonius nichts anderes als Knechtschaft sei. Cicero fordert hingegen, Octavian mit der Befehlsbefugnis eines Proprätors auszustatten und D. Brutus’ Verteidigung Mutinas ehrenvoll anzuerkennen. Der Senat stimmt zu, wenngleich die Ehrenbeschlüsse erst in den vertagten Senatssitzungen verabschiedet werden, ebenso wie der Kompromiss zu einer Gesandtschaft, die Antonius unter Kriegsandrohung zur Niederlegung der Waffen und Räumung Oberitaliens bewegen möchte.

Sechste Rede (T 12 und 13): 4. Januar 43 v. Chr., Volksversammlung

Cicero drückt sein Bedauern über die Verabschiedung einer Gesandtschaft aus, erhofft sich aber zugleich die infolge einer erfolglosen Vermittlung bereits beschlossene [18] Kriegserklärung. Ein wahrer Frieden in Freiheit sei mit Antonius nicht zu schließen.

Siebte Rede (T 14 und 15): Mitte Januar 43 v. Chr., Senat (vor Rückkehr der Gesandtschaft)