Palace of Monaco 2. Broken Guards - Louisa Hawser - E-Book

Palace of Monaco 2. Broken Guards E-Book

Louisa Hawser

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Yves Lacroix ist kalt, abweisend und lässt niemanden an sich heran - dafür ist er der beste Bodyguard, den die Krone von Monaco jemals hatte. Was jedoch niemand weiß: Yves hat eine dunkle Vergangenheit, von der niemand erfahren darf. Nicht einmal sein engster Freund, Kronprinz Charles von Monaco. Als dieser sich verlobt, muss Yves ausgerechnet mit seiner verhassten Bodyguard Kollegin Nisha Basu die Sicherheitsvorkehrungen für die royale Hochzeit treffen. Mit ihrer toughen Art und dem Faible für Kampfsportarten stellt Nisha für Yves in mehr als nur einer Hinsicht eine Gefahr dar. Erst recht als er merkt, dass der Grat zwischen Rivalität und Leidenschaft sehr schmal ist. Und dass nicht einmal ein Bodyguard vor der Liebe sicher ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Über dieses Buch

Yves Lacroix ist kalt, abweisend und lässt niemanden an sich heran – dafür ist er der beste Bodyguard, den die Krone von Monaco jemals hatte. Was jedoch niemand weiß: Yves hat eine dunkle Vergangenheit, von der niemand erfahren darf. Nicht einmal sein engster Freund, Kronprinz Charles von Monaco. Als dieser sich verlobt, muss Yves ausgerechnet mit seiner verhassten Bodyguard Kollegin Nisha Basu die Sicherheitsvorkehrungen für die royale Hochzeit treffen. Mit ihrer toughen Art und dem Faible für Kampfsportarten stellt Nisha für Yves in mehr als nur einer Hinsicht eine Gefahr dar. Erst recht als er merkt, dass der Grat zwischen Rivalität und Leidenschaft sehr schmal ist. Und dass nicht einmal ein Bodyguard vor der Liebe sicher ist!

 

»Traumhaftes Setting trifft auf rivalisierendes Feuer. Louisa Hawser schafft es mit ihrer Liebe zum Detail, ihre Leser*innen in die verwegene Nacht von Paris und den royalen Alltag Monacos zu entführen.«

Cassidy Cane @Cassidycaneautorin

Louisa Hawser

Broken Guards

 

 

 

Liebe*r Leser*in,

wenn du traumatisierende Erfahrungen gemacht hast, können einige Passagen in diesem Buch triggernd wirken. Sollte es dir damit nicht gut gehen, sprich mit einer Person deines Vertrauens. Auch hier kannst du Hilfe finden: www.nummergegenkummer.de

Schau gern hinten nach, dort findest du eine Auflistung der potenziell triggernden Themen in diesem Buch. (Um keinem*r Leser*in etwas zu spoilern, steht der Hinweis hinten im Buch.)

 

 

 

Für Isabel

Playlist

Diana Ross – I’m Coming Out

Boys Town Gang – Can’t Take My Eyes Off You

Ariana Grande, Cynthia Erivo – What Is This Feeling?

Gillian Hills – Zou Bisou Bisou

Queen, Wyclef Jean, Pras Michel – Another One Bites The Dust – Remix

Tors – Never Give Up

Charles Aznavour – For Me … Formidable

Cher – Take Me Home – Single Version

Taylor Swift – Paris

Fred Again.., Angie McMahon – light dark light

Matt Maeson – Tribulation

Céline Dion, Jean-Jacques Goldman – J’irai où tu iras(with Jean-Jacques Goldman)

Céline Dion – It’s All Coming Back to Me Now

Matt Maeson – We Were The Same

Fleetwood Mac – Little Lies

Cody Fry – Eleanor Rigby

Dramatic Violin – Why’d You Only Call Me When You’re High

half•alive – Bleed It Out

Louis Armstrong – La Vie En Rose

Dermot Kennedy – Two Hearts

Two Feet – I Feel Like I’m Drowning

Amber Run – Amen

Sultan + Shepard, Elderbrook – I’ll Be Here

Hozier – Sunlight

Florence + The Machine – Shake It Out

Bastille – Blue Sky & The Painter

Kapitel 1

Yves

Meine Lungenflügel brennen, der Schweiß tropft mir von der Stirn, lässt meine Sicht verschwimmen. Schade, wenn man bedenkt, dass die Côte d’Azur am schönsten ist, wenn die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont linsen und alles rosa und orange färben. Der Aufprall meiner Füße auf dem Boden schießt mit jedem Schritt ruckartig und beinahe schmerzhaft durch meinen ganzen Körper. Mein Herz hämmert so fest gegen meinen Brustkorb, als würde es jeden Moment aus seinem Knochengefängnis ausbrechen wollen. Meine Gedanken sind ohrenbetäubend laut in meinem Kopf.

Ich kann nicht mehr.

Ich will stehen bleiben.

Ich kann nicht schneller laufen.

Aber ich höre nicht auf sie. Erhöhe noch einmal das Tempo, weil ich weiß, dass die Stimme mit jedem weiteren Schritt leiser wird. Als würde ich eine Decke über sie legen, die jede Silbe darunter gnadenlos erstickt.

Und dann ist da Stille.

Der Grund, warum ich das hier alles überhaupt mache. Es ist eine Art von Ruhe, die mir kein Unbehagen bereitet. Eher im Gegenteil. Wenn es nach mir geht, würde ich diesen Zustand für immer halten wollen. Diese beinahe grenzenlose Freiheit in meinem Kopf, die meinem nie endenden Gedankenstrom als Einziges Einhalt gebieten kann. Das stetige Piepsen meiner Smartwatch holt mich unsanft zurück auf den Trail. Nach ein paar letzten Schritten kommen meine Beine endlich zum Stehen.

»Activity completed. Zehn Kilometer in vierzig Minuten. Durchschnittliche Pace: vier Minuten pro Kilometer. Ein neuer Rekord«, sagt die abgehackte Roboterstimme durch meine In-Ear-Kopfhörer.

»Putain«, murmele ich atemlos zu mir selbst. »Immer noch nicht unter vier Minuten …«

Dieses ganze Morgens-laufen-Gehen fühlt sich für mich auch nach knapp fünf Jahren noch wie Neuland an. Eigentlich kann ich Joggen nicht leiden, abgesehen vom tröstenden Nebeneffekt, dass mein Hirn wenigstens für einen Augenblick Sendepause hat. Und dem Dopamin-Rausch, der verlässlich danach kommt.

Es ist meine Ablenkung von der Ablenkung – weil der Sport, der mir sonst diesen Kopf-aus-Moment verschafft hat, nicht mehr das ist, womit ich meine Zeit verbringen möchte. Und das aus gutem Grund.

Meine Brust hebt und senkt sich, während ich mir mit dem Arm den Schweiß von der Stirn wische. Als wenn das irgendwas bringen würde. Meines Shirts habe ich mich schon nach ein paar hundert Metern entledigt und es mir um den Oberarm gebunden. Auch in den frühen Morgenstunden kennt die frühsommerliche Riviera-Sonne nämlich keine Gnade.

Ein paar neugierige Blicke habe ich mir für den leicht bekleideten Aufzug eingefangen, unter anderem von einer älteren Dame, die ihre aufgeschüttelten Betten zum Lüften über die Fensterbank gehängt hat. Außerdem von einer Gruppe Läufer, die ich passiert habe, als ich gerade aus Monaco rausgelaufen bin. Die haben jedoch eher den Anschein gemacht, es mir gleichtun zu wollen.

Nachdem sich mein Puls wieder halbwegs normalisiert hat, mache ich ein kurzes Cool-down, bestehend aus ein paar Dehnübungen, und als würde ich aus dem Wasser wieder auftauchen, kehrt die Geräuschkulisse um mich herum zu mir zurück. Meeresrauschen, das Knirschen des Gerölls unter meinen Füßen und das Rascheln der Blätter, die sich in der morgendlichen Brise wiegen. Ich bin eine meiner liebsten Routen nach Cap-d’Ail gelaufen, eine Strecke, die vom Fürstenpalast in Monaco direkt zu der französischen Gemeinde einen Ort weiter führt. Die Strecke ist atemberaubend schön und nicht so anspruchsvoll, wie die im bergigen Umland.

Ein Blick auf die Uhr genügt, um mir ein Stöhnen zu entlocken. Es ist halb sieben, und damit bin ich spät dran zum Tagesbriefing mit Mariella Cruz, der temperamentvollen PR-Managerin meines Arbeitgebers. Die es im Übrigen überhaupt nicht leiden kann, wenn man sie warten lässt. Sowieso gibt es einiges, was sie nicht leiden kann, wozu ich mich selbst ebenfalls zähle.

Locker jogge ich los, zurück nach Monaco, während ich mir meinen Kalender für die Woche von Siri vorlesen lasse. Und die hört gar nicht mehr auf zu quatschen. Das meiste ist das übliche Geplänkel. Prinz Charles muss hier und da ein paar Unterschriften machen.Prinz Charles muss in Meetings, Vorbereitungen treffen für seinen Staatsbesuch in Paris.

Bereits beim Loslaufen heute früh habe ich gemerkt, dass ich meine sonstige Joggingrunde umplanen muss, weil sich die ganze Stadt bereits seit Tagen auf den Grand Prix vorbereitet. Genau diesen Punkt liest Siri mir dann auch in ihrer monotonen Stimme vor, nämlich dass wir, Charles, Billie, ihre – sehr nervige – Personenschützerin Nisha und ich uns heute das Rennen von einer der Tribünen ansehen werden.

Eine alljährliche Tradition, die Abertausende von Menschen in das zweitkleinste Land der Welt führt.

Zwischen all den üblichen Terminen und dem Grand Prix ist allerdings ein Programmpunkt neu: die Hochzeitsvorbereitung.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Prinz Charles Grimaldi, der Kerl, der mehrere Sommer grundsätzlich und ausnahmslos jedes Wochenende auf einer anderen griechischen Insel verbracht und dabei mehr Tequila als Wasser getrunken hat, als Erster in meinem Freundeskreis heiratet.

Weil du ja auch einen so großen Freundeskreis hast, meldet sich die verräterische Stimme in meinem Kopf.

Gut, genau genommen habe ich nur einen richtigen Freund. Und noch genauer genommen ist dieser auch gleichzeitig mein Arbeitgeber. Ein ziemliches Armutszeugnis für einen siebenundzwanzigjährigen Mann, aber wenn ich in meinem bisherigen Leben eines gelernt habe, dann, dass ein echter Freund viel mehr Wert ist als hundert falsche. Ich würde sogar so weit gehen, dass man ganz auf sich allein gestellt besser dran ist, als wenn man von Menschen umgeben ist, die keine guten Absichten für dich übrighaben. Niemand weiß das so gut wie ich.

Die Straßen von Monaco liegen still vor mir, und nur vereinzelt sind die quietschenden Scharniere der Fenster wie das Gähnen der Stadt zu hören. Zwischen grünen Palmen und Altbauten glitzert das Gold der Morgensonne auf den Glasscheiben der Designershops.

Wenn ich mir damals als Kind Reichtum vorgestellt habe, dann fiel mir immer das chaotische, energiegeladene Klanggemisch eines Großraumbüros ein, wie man es aus Filmen über die Wall Street kennt. Jetzt weiß ich, dass Geld, richtiges Geld nach dem Kreischen von Möwen klingt, die über der Stadt ihre Kreise ziehen, nach dem Plätschern des Meeres am Larvotto-Strand, nach dem Klirren von Champagnergläsern und gedämpftem Gemurmel in den Cafés.

Nur das gelegentliche Brüllen der Motoren von Luxuswagen zerreißt den Geräuschteppich hin und wieder. Eine Erinnerung für jeden, dass Geld nicht laut sein muss, aber laut sein kann, wenn man es denn darauf anlegt. Und gerne ein exzentrisches Leben führt. Aber dafür ist man in Monaco genau richtig.

Wie immer vermeide ich es, den Haupteingang des Palastes zu nehmen. Der Vorplatz lockt auch schon um diese Uhrzeit Touristen an, und ich bin nicht scharf darauf, in diesem Aufzug von mehr Menschen als nötig gesehen zu werden.

Meine Waden schmerzen von dem Lauf und dem Aufstieg zum Palast, der vor vielen Jahrhunderten von den Genuesen auf dem Le–Rocher-Felsen erbaut wurde. Diese Information habe ich, als ich vor knapp fünf Jahren zu Charles’ Bodyguard ernannt worden bin, extra nachgeschlagen, um die komplette Ahnenreihe der Genuesen gleich darauf dafür zu verfluchen. Egal, wie oft ich schon die Treppen hinaufgestiegen bin, mein Körper wird sich niemals daran gewöhnen können. Vorher die Küste entlangzusprinten, macht das Erklimmen auch nicht angenehmer.

Ich blinzele gegen die Sonne, die sich mittlerweile über die sandfarbene Steinfassade des Palastes erhoben hat. Mittelalterliche Türme strecken sich in das Blau des Himmels, und bei einem Bogen, der zwei von ihnen miteinander verbindet, biege ich ab.

Alain und Omar, zwei Carabiniers du Prince in ihrer typischen weißen Uniform, gehören zur Wache des Fürstenpalastes. Als ich durch den Seitengang zurück in den Palast schlüpfe, nicken sie mir leicht irritiert zu.

Ich eile durch die Gänge, dann durch den gepflasterten Ehrenhof, der von allen vier Seiten des Palastes umgeben ist, und gehe in den Anbau direkt zu den Grands Appartements, wo die Fürstenfamilie untergebracht ist. Und neuerdings auch wir, ihre Personenschützer.

Meine Kopfhörer habe ich schon zurück in die Hülle gelegt, als ich in mein Zimmer laufe, um mich dann aus dem Rest meiner durchgeschwitzten Sachen zu schälen und sie auf den Boden zu schmeißen.

Mein Blick fällt auf meine Uhr, ich habe noch knapp zehn Minuten, und dann auf die Tür, die ins Badezimmer führt. Ich bleibe direkt davor stehen und lausche. Aber dahinter bleibt es mucksmäuschenstill. Ein paar Sekunden später stoße ich sie auf und finde, wie erwartet, ein leeres Badezimmer vor.

Besser ist es, denn mich um diese Uhrzeit auf Diskussionen mit meiner Bodyguard-Kollegin Nisha Basu einzulassen, steht nicht auf meinem Tagesplan. Diesen zerrüttet sie nämlich liebend gern und vor allem so oft sie kann.

Die Räumlichkeiten auf dieser Etage der Grands Appartements sind erst kürzlich renoviert worden, und damit ist von der Einrichtung der Zimmer bis zu den Bädern alles nigelnagelneu. Scheinbar hat das fürstliche Geld jedoch nicht für ausreichend Badezimmer gereicht, weshalb sich jeweils zwei Angestellte des Sicherheitspersonals eines teilen müssen. Was wiederum bedeutet, dass es beidseitig begehbar ist.

Ja, beschissener geht es eigentlich nicht.

Seither ist Nisha Basu der Grund dafür, warum ich in letzter Zeit eher aufstehen muss, um Laufen zu gehen. Damit ich sicher sein kann, vor ihr ins Bad zu kommen. Wenn sie sich hier nämlich erst einmal eingesperrt hat, lässt sie gerne eine Stunde verstreichen, bevor sie in aller Seelenruhe, auffällig kurz vorm Morgen-Briefing, wieder herauskommt.

»Achtung. Stressige Zeit mit erhöhtem Puls«, holt mich die Roboterstimme mit einem begleitenden Vibrieren meiner Uhr aus meinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. »Bitte entspannen Sie sich mit einer Meditations- oder Atemübung.«

Ich schnaube. Da kann ich so viel meditieren, wie ich will. Ein Gedanke an Nisha reicht aus, um mich innerlich zum Kochen zu bringen. Aus diesem Grund überprüfe ich abermals ihre Verbindungstür und auch die, die in mein Zimmer führt, ob ich sie wirklich abgeschlossen habe. Erst neulich musste ich auf die harte Tour lernen, dass Nisha nicht so blöd ist, wie sie sich manchmal anstellt. Sie ist nämlich einfach durch mein Zimmer ins Bad gestürmt, als ich gerade beim Duschen war. Anfängerfehler meinerseits, die Tür nicht abzuschließen.

So oder so gibt es für mich seit dem Umzug in diese Räumlichkeiten keine Ruhe mehr. Dafür sorgt sie mit einer peinlichen Gründlichkeit, indem sie ständig unangemeldet in mein Zimmer platzt, mit irgendeinem fadenscheinigen Grund als Vorwand.

Das kalte Wasser prasselt auf mich herab, und ich genieße das kühle Nass auf meiner aufgeheizten Haut. Ich reibe mir durch die kurz geschorenen Haare. Eine Frisur, die ich in vielerlei Hinsicht für sehr praktisch halte. Erstens sieht sie, vor allem an mir, unwiderstehlich gut aus, und zweitens, und das ist der deutlich wichtigere Punkt, ist sie in der Handhabung schnell und effizient.

In Rekordzeit ziehe ich mir mein Hemd, die typische Anzughose und das Jackett an und will mich gerade auf den Weg in den Wintergarten machen, wo das Morgen-Briefing stattfindet, als ich doch kurz innehalte.

Nisha scheint immer noch nicht wach zu sein. Ich gehe noch mal zurück ins Bad, halte mich an der gläsernen Trennscheibe der Dusche fest, um mich über den nassen Steinboden zu lehnen. Dann fingere ich an dem Thermostat auf der Armatur herum, stelle ihn auf ganz kalt ein, ohne das Wasser wieder einzuschalten, und halte ihn kurz darauf in den Händen. Zufrieden mit meinem Werk stopfe ich den abgebrochenen Hebel in meine Jacketttasche. Kurz darauf gehe ich aus dem Raum, schließe meine Zimmertür ab, zweimal – sicher ist sicher –, und gehe durch den Ausgang, der in den angelegten Palastgarten führt. Hier erschlägt mich ein Duftgemisch aus Blumen und dem Geruch von frisch gemähtem Gras.

Ein Blick auf die Uhr, zwei Minuten bis zum Briefing.

So viel Zeit muss aber noch sein. In meiner Stoffhose krame ich, bis ich die rechteckige Pappe zwischen meinen Fingern spüre. Das Zigarettenpäckchen knistert, als ich es hervorziehe. Ich schnipse gegen den Boden und nehme die Zigarette, die am weitesten hinausguckt, heraus. Eine lästige Angewohnheit, wenn auch nicht lästiger als das Rauchen selbst. Ich stecke mir die Zigarette zwischen die Lippen, zünde sie mit einem Feuerzeug an und warte geduldig ab.

Das Fenster des Badezimmers ist gekippt, so wie ich es hinterlassen habe, und dann höre ich ihre Schritte im Bad, dann das Schließgeräusch der Tür.

Der Anflug eines Schmunzelns macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich reibe mir über das Kinn, mein Dreitagebart kratzt an meinen Fingerspitzen. Und dann fange ich an, runterzuzählen.

»Drei … zwei … eins …«

Punkt genau erklingt ein gleißend heller Schrei, gefolgt von einer Reihe Flüche auf Hindi. Ich muss ihre Muttersprache nicht verstehen, um herauszuhören, dass sie mich gerade zum Teufel wünscht. Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass das passiert.

Nach ein paar weiteren Zügen an der Zigarette dringt das plätschernde Geräusch von Wasser in meine Ohren, begleitet von Nishas Quieken.

Hach, nichts geht über eine kalte Dusche am Morgen.

Bestens gelaunt und mit der Hand auf der Hosentasche, wo sich das feste Material des Thermostats auf dem Stoff abzeichnet, steuere ich auf den Wintergarten zu. Ich entscheide instinktiv, dass der Morgen eigentlich kaum besser starten könnte. Das gute Wetter bestätigt mich in meiner Annahme.

Der Sommer hängt im grünen Gras, dessen Halme sich in der leichten Brise wiegen, den das Mittelmeer heraufwirbelt. Ich finde ihn auch in den bunten Blütenblättern des Palastgartens, atme den süßlichen Geruch ein.

Kurz bevor ich im Wintergarten ankomme, werfe ich noch einen letzten Blick auf meine Armbanduhr. Auf die Sekunde genau stehe ich vor der wuchtigen Tür. Ich greife nach ihr, und eine Sekunde später fliegt sie auf. Der ganze Raum ist am ehesten mit einem Glaskasten vergleichbar, der einem aber den wahrscheinlich nobelsten Ausblick in ganz Monaco bietet.

Von hier oben sehen die Jachten auf dem Wasser winzig klein aus, wie Spielzeuge. Selbst die weiß schaumigen Schlieren, die ein Jetski hinterlässt, sehen so dünn aus wie ein Bindfaden. Dass ich einmal an so einem Ort arbeiten würde und diesen Ausblick jeden Tag genießen darf, hätte ich mir als Kind niemals zu träumen gewagt. Vor allem nicht, weil ich lange Zeit glaubte, dass ich in meinem jetzigen Alter mehrfacher Boxweltmeister sein würde. Aber diese Karriere habe ich zusammen mit dem Traum und meinen Handschuhen vor vielen Jahren an den Nagel gehängt.

Zwischen das Postkartenmotiv und die Realität fällt ein dickes Seil herab, dicht gefolgt von Thabo, einem mittelalten Typen mit Glatze und einem schiefen Grinsen, der sich daran herunterlässt. Er ist mit einem überdimensionalen Fensterwischer bewaffnet und trägt eine orangefarbene Warnweste.

Ich nicke ihm zu, woraufhin er einen Daumen zeigt, ehe er die Fensterscheibe mit Putzmittel einsprüht und sowohl er als auch das Panorama dahinter verschwinden.

»Buenos días, Lacroix«, begrüßt Mariella mich von der anderen Seite des Raumes, ohne von ihrem Tablet aufzusehen. Mariella Cruz zieht trotz der beeindruckenden Kulisse hinter den Fenstern sofort meine Aufmerksamkeit auf sich.

Sie trägt einen quietschgelben Hosenanzug, und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass ich gerade direkt in die Sonne schaue. Seit Monaten frage ich mich, in wie vielen Farben sie diese Anzüge eigentlich besitzt, und immer, wenn ich glaube, alle Farben gesehen zu haben, kommt sie mit einer neuen Variante um die Ecke. Meist mit farblich passendem Haarreif, der aus den dicken dunklen, Haaren hervorlugt.

»Bonjour«, begrüße ich sie und mache einen Schritt auf sie zu, halte dann jedoch inne.

Mariella ist nicht allein. Sie lehnt an einem Deko-Tisch, auf dem eine absurd große Vase thront, gefüllt mit einem monströsen Strauß weißer Lilien. Direkt dahinter, und vor allem darüber, erhebt sich ein groß gewachsener Kerl in dem gleichen grauen Anzug, den auch ich trage.

»Gabriel Marais, das ist Yves Lacroix, der persönliche Bodyguard von Prinz Charles Grimaldi.« Mariella wirft sich mit einem Wusch das Haar über die Schulter, dann deutet sie mit ihrem Tablet (von der Größe her könnte es auch ein Fernseher sein) auf den Typen und dann auf mich. Jener macht keine Anstalten, sich zu bewegen, und sieht mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, was ihn ein Hubschrauberflug mit MONACAIR kosten würde.

Mit einer gehobenen Augenbraue gehe ich auf ihn zu und strecke eine Hand aus, die er zu meiner Überraschung sofort mit einem festen Händedruck ergreift. Er ist einen guten Kopf größer als ich, mit nebelgrauen Augen, Sommersprossen und sieht kaum älter als zwanzig aus. Trotz seiner braunen Haut kann ich auf seiner Stirn und seinem Kinn vereinzelt kleine Hautunreinheiten erkennen, die ihn noch jugendlicher wirken lassen. Auffälliger ist allerdings, dass seine Locken am Haaransatz festkleben und viele kleinere Schweißperlen auf seiner Stirn glänzen.

»Yves Lacroix«, sage ich und der Kerl, anscheinend Gabriel, nickt für meinen Geschmack etwas zu plötzlich.

»I-ich weiß. Ich meine, äh, hallo.«

Fantastisch, wer hat denn dieses Nervenbündel eingestellt?

Ich sehe von ihm zu Mariella, die wieder einmal nur in ihr Tablet vertieft ist. Deshalb räuspere ich mich kurz und zucke zusammen, als Mariellas lange, rot bemalte Fingernägel über das Display kratzen. Ihren Mund, geschminkt in derselben Farbe, verzieht sie zu einem schmallippigen Lächeln. Sie mustert mich kurz, sieht dann wieder zu Gabriel.

»Super, dann kann ich den Programmpunkt, euch einander vorzustellen, ja schon mal abhaken.« Mit gerümpfter Nase sieht sie hinter mich, als genau in dieser Sekunde die Tür aufgerissen wird und die menschgewordene Wut den Raum betritt. Ich sehe sie zwar nicht, aber spüre ihre Anwesenheit. Tue ich immer.

Ich vergrabe meine Hände in meinen Hosentaschen und genieße jeden einzelnen von Nishas auf dem Boden hallenden Schritten. Aus dem Augenwinkel glaube ich wahrzunehmen, dass Gabriel bei jedem einzelnen davon zusammenzuckt.

»Du bist zu spät«, schimpft Mariella mit ihrem spanischen Akzent und verengt die dunklen Augen. Ich drehe mich um und sehe in die von Nisha, welche noch um eine Nuance dunkler sind, beinahe schwarz. Jedoch leuchten ihre Iriden gerade eher rötlich, und ich wäre nicht überrascht, wenn gleich Laser aus ihnen hervorschießen würden.

»Entschuldige bitte«, sagt sie außer Atem, weil sie vermutlich hergerannt ist. Aus ihrem langen, geflochtenen Zopf haben sich ein paar dunkle Strähnen gelöst, und die Ponyfransen hängen ihr locker in die Stirn. Wie selbstverständlich stellt sie sich neben mich, und auch wenn ich sie nicht länger ansehe, spüre ich ihren Blick auf mir. Der dann jedoch rüber zum Nervenbündel wandert. »Bonjour! Wie schön dich zu sehen, Gabriel. Hast du dich schon gut einleben können?«

Jetzt sehe ich sie doch an. Woher kennt sie denn jetzt das Nervenbündel?

Gabriels Gesicht hellt sich auf, und mein Kiefermuskel zuckt, wie ein Reflex, über den ich keine Kontrolle habe.

»Ja, danke noch mal, dass du dir gestern so viel Zeit genommen hast, mich herumzuführen, um mir alles zu zeigen.«

»Ah, apropos. Bevor wir mit dem Briefing anfangen, muss ich mit Gabriel einmal den Terminplan von Prinz Raphaël für diese Woche durchgehen«, wirft Mariella nachdenklich ein.

»Warum das denn?«, frage ich.

Alle Blicke sind auf mich gerichtet, und Mariella verdreht die Augen. »Stehst du auf der Leitung?«, fragt sie. »Du bist doch sonst bestens informiert. Gabriel ist der neue Bodyguard von Prinz Raphaël.«

»Raphaël hat das Wachpersonal. Wofür braucht er einen persönlichen Bodyguard?«

»Weil er immer mehr öffentliche Termine hat und außerdem nächsten Monat gemeinsam mit Prinz Charles und Isabelle nach Paris reisen wird«, erwidert Mariella ungeduldig.

»Warte, bitte was?« Ich schüttele den Kopf, versuche, die Wortfetzen in meinem Kopf zusammenzusetzen und ihnen einen Sinn zu geben. »Der Termin mit dem französischen Präsidenten wird seit Monaten geplant, da können wir jetzt nicht einfach den ganzen Ablauf ändern. Zumal Prinz Raphaël spezielle Betreuung brauchen wird«, räume ich ein, und mit jedem weiteren Wort weicht die Farbe aus Gabriels Gesicht.

»Jemanden für seine Betreuung hat er ja jetzt. Er steht direkt neben dir.« Mariella macht eine Handbewegung, die Gabriel von Kopf bis Fuß, also die ganzen zwei Meter seines Körpers, miteinschließt. Mir fallen so viele Dinge ein, die ich gerade gerne sagen würde, aber keine davon wäre sonderlich freundlich. Also schlucke ich die Worte zur Abwechslung herunter.

Mariella hebt abwartend eine Braue, dann zwirbelt sie eine ihrer Haarsträhnen zwischen Daumen und Zeigefinger, ehe sie sie auf ihren Rücken wirft. »Ja, genau das habe ich mir gedacht. Komm, Gabriel. Ich zeige dir einmal, wie deine Woche aussehen wird.«

Sie winkt Gabriel zu sich heran, der immer noch ziemlich blass um die Nase ist, und zeigt ihm den Terminkalender auf dem Tablet.

»Dafür wirst du bezahlen«, zischt Nisha neben mir. Sofort hellt sich meine Stimmung wieder auf.

»Wofür?«

»Du weißt genau, wofür. Ein Zufall wird es nicht sein, dass das Wasser heute Morgen eiskalt eingestellt gewesen ist. Schon wieder. Und das Thermostat wird sich nicht in Luft aufgelöst haben. Du bist krank, weißt du das?«

»Kalt duschen ist doch gesund«, erwidere ich schulterzuckend und sehe aus dem Augenwinkel, wie Nisha das Kinn reckt. Etwas, das sie oft macht, wenn sie so richtig schön wütend ist. »Und meinst du zufällig das hier?« Ich greife in meine Sakkotasche und ziehe das Thermostat nur so weit heraus, dass Nisha es sehen kann. Der Bronzeton ihrer Haut färbt sich eindeutig rötlich.

Ich entscheide sofort, dass sie mir so am besten gefällt. Vorausgesetzt, sie würde mir überhaupt irgendwann mal gefallen.

Kapitel 2

Yves

»Du bist so ein mieses, blödes –«

»Nisha, du hast Gabriel ja nichts zum Grand Prix gesagt!« Mariella hat die Brauen zusammengeschoben und gestikuliert mit ihren Händen. Wenn ich nicht wüsste, dass sie Ende zwanzig ist, hätte ich sie problemlos zehn Jahre jünger geschätzt. Das liegt daran, dass sie mit ihren 1,50 Metern deutlich kleiner als ich ist, und an Botox. Letzteres ist ihre Aussage, nicht meine.

»Ich dachte, ich soll ihn nur herumführen«, murmelt Nisha, und Mariella massiert sich angestrengt die Nasenwurzel.

Ab diesem Moment ist für alle Beteiligten in Deckung gehen angesagt. Das ist die erste Stufe der gestressten Mariella, danach braucht es nicht viel, um sie zum Explodieren zu bringen. Ich weiß, wovon ich spreche. Als Bodyguard des Typen, der ihr in der Vergangenheit regelmäßig einen halben Herzinfarkt beschert hat, kann ich ein Lied davon singen.

Auch wenn die Duschaktion es allemal wert war, ärgere ich mich trotzdem, nicht vorab bei Charles reingeschaut zu haben. Wir müssen zwar nicht vorm Morgen-Briefing zu unseren jeweiligen Posten, aber es ist, seit ich vor rund fünf Jahren Charles’ Bodyguard geworden bin, ein kleines Ritual, ihm wenigstens kurz einen Besuch abzustatten. Vor einem Jahr war es darüber hinaus absolut notwendig, weil dieser Kerl besonders kreativ gewesen ist, wenn es um das Spinnen von Skandalen ging, und man ihn deshalb zu keiner Sekunde aus den Augen lassen konnte.

»Den Grand Prix, die anstehende Hochzeit, die ganzen Termine für die Planung drum herum, einschließlich Prinz Charles’ und Isabelles Junggesellenabschied auf der Jacht von Timothée Harcourt hättest du aber schon mal erwähnen können.«

»Oh, entschuldige, ich …« Sie räuspert sich kurz, aber ich bin schneller.

»Ich übernehme das gern«, biete ich an. Das ist natürlich gelogen, und mit dem Nervenbündel rede ich nicht eine Sekunde länger als nötig. Außerdem habe ich wirklich keine Kapazität, um einen absoluten Frischling einzuweihen, aber wenn ich damit Nisha bloßstellen kann, ist es mir das wert. Nishas Nasenflügel blähen sich auf, und ich muss mich zurückhalten, nicht wieder zu schmunzeln. Gabriel scheint auch nicht gerade von meinem Angebot überzeugt zu sein.

»Und welche Termine stehen heute für Charles und Billie auf dem Plan? Eigentlich nur das Rennen, oder?«, frage ich, an Mariella gewandt.

»Korrekt«, sagt sie. »Morgen möchte ich mit euch ein letztes Mal den Ablauf für die Reise nach Paris durchgehen, damit alles sitzt. Das bedeutet im Klartext, dass ihr morgen pünktlich seid. Ihr alle.« Mariella linst zu Nisha rüber, deren Körper sich bei diesen Worten unmittelbar anspannt. Es ist aber auch äußerst unprofessionell von ihr, zu spät zu kommen. Das werde ich ihr später bei Gelegenheit noch mal unter die Nase reiben.

»Wäre das dann alles?«, frage ich und linse auf das Tablet, das Mariella instinktiv zur anderen Seite kippt.

»Für dich ja. Nisha, bleib gern noch eine Sekunde hier.« Da ich keine Anstalten mache, zu gehen, blafft mich Mariella an: »Heißt du Nisha?«

Ich gehe in Deckung und hebe abwehrend die Hände. »Schon gut, schon gut. Man wird ja wohl noch fragen dürfen, um was es in eurem Gespräch geht, oder?«

»Ich sage nur das hier: Es geht um die Hochzeit, genauer gesagt, um Billies Kleid. Also husch, raus mit dir.« Mariella macht eine scheuchende Bewegung, und mit einem nicht ganz ernst gemeinten Kopfschütteln verlasse ich den Raum. »Nimm Gabriel mit!«, ruft Mariella mir noch hinterher.

»Mache ich«, sage ich, drehe mich aber nicht noch mal um.

»Äh, Yves?«, höre ich ihn sagen.

»Bis später«, erwidere ich und hebe die Hand. Ich meine, noch ein Äh, okay von ihm zu hören, dann bin ich aber auch schon um die Ecke verschwunden.

Er wird sich auch ohne Händchenhalten im Palast zurechtfinden müssen. Je eher er das lernt, desto besser.

Früher, als ich gerade im Palast angefangen habe, sind mir die verwinkelten Gänge immer wie ein Labyrinth vorgekommen. Heute könnte ich mit verbundenen Augen durch die Räumlichkeiten finden, vor allem zu Charles’ Zimmer.

Außer mir und den persönlichen Bodyguards der Fürstin und des Fürsten gibt es an jeder Ecke Wachpersonal. Auch an jedem Ein- und Ausgang sind sie postiert, wodurch die Fürstenfamilie zu jeder Zeit bestens bewacht ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich in Sicherheit wiegen kann. Eines der ersten Dinge, die man lernt, wenn man als Personenschützer arbeiten will.

Vor Charles’ Zimmertür bleibe ich stehen und klopfe in einem bestimmten Rhythmus, damit er weiß, dass ich es bin.

Normalerweise würde ich nicht darauf warten, dass er mir Einlass gewährt, aber seit Billie bei ihm eingezogen ist, muss ich mich ermahnen, die Anstandssekunden abzuwarten, bevor ich eintrete.

Als ich leicht gegen die Tür tippe, stelle ich fest, dass sie bereits offen ist, und schlüpfe hindurch. Binnen Sekunden scanne ich den Raum ab, und wie immer liegen die Klamotten, benutzten Kaffeetassen und Rezeptbücher des Prinzen überall verteilt. Auf dem Boden, dem Schreibtisch und seinem Nachttisch. Ich würde gern behaupten, dass seine Unordnung, seit er mit Billie zusammen ist, besser geworden wäre. Aber dann würde ich uns beide anlügen.

»Charles?«, rufe ich, erhalte jedoch keine Antwort.

Das Bett ist leer, Kissen liegen wahllos verteilt darauf und auf dem Boden daneben. Nur ein roter Farbklecks in Form eines Overalls liegt darauf. Es ist still im Zimmer. Sehr still.

Beiläufig lege ich die Hand auf Hüfthöhe, dahin, wo, geschickt vom Saum meines Jacketts verborgen, meine Pistole in einem Holster steckt. Eine Marotte, die ich nur schwer ablegen kann, ähnlich wie das Rauchen. Das eine ist selbstzerstörerischer als das andere.

Mit langsamen Schritten laufe ich durch das Zimmer. Im Nebenraum ist ebenfalls keine Spur von ihm, und auch das Badezimmer ist leer. Seit ich als Charles’ Bodyguard im Einsatz bin, gab es etliche Situationen wie diese. Dass Charles nicht da war, wo ich ihn erwartet habe. Er weiß nämlich wie kein zweiter, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Das wiederum bedeutet, dass ich ein gewisses Maß an Resilienz mitbringen muss, um nicht am Rad zu drehen, wenn er mal wieder aus der Reihe tanzt.

Eine Stimme schneidet durch den Gedankenfaden. Nur gehört diese ganz sicher nicht Charles und auch nicht Billie. Sie kommt von einer Musikbox, wenn mich nicht alles täuscht. Die leichten Jazzklänge dringen von draußen ins Innere des Raumes. Ich öffne die Balkontür und hätte beinahe erleichtert geseufzt, als ich Charles auf dem Balkon entdecke.

»Yves, mein Sonnenschein, Mann meiner Träume und Herzensbrecher aller Frauen!«, ruft er mit ausgebreiteten Armen. Er trägt einen schneeweißen Frotteebademantel, eine Sonnenbrille auf der Nase und steht vor einem kleinen Tisch, auf dem ein Brotkorb ruht. Direkt daneben entdecke ich die Musikbox, aus der das Jazzgedudel zu mir dringt.

»Schon gefrühstückt?«, fragt er, woraufhin ich schmunzelnd den Kopf schüttele. Er greift in den Korb und wirft mir ein Croissant zu, das ich in der Luft auffange.

»Ich dachte, du bist schon wieder ausgebüxt«, sage ich und beiße in das himmlisch buttrige Blätterteiggebäck. Seit Guillaume, unser ehemaliger Chefkoch, nicht mehr in der Palastküche arbeitet, haben sie einen neuen Boulanger eingestellt. Einen komischen Kauz, dessen richtigen Namen niemand kennt. Er selbst nennt sich Lapin, also das französische Wort für »Kaninchen«. Jedenfalls würde ich für seine Croissants jederzeit mein Erstgeborenes hergeben, wenn ich denn eines hätte.

»Hast du dich mal umgeguckt? Es ist ein Traumtag! Allerbeste Voraussetzungen für ein spannendes Rennen.«

Ich nehme noch einen Bissen von meinem Croissant. »Gibt’s einen Grund, warum du schon so früh auf den Beinen bist und noch dazu so gut gelaunt? Vor zwei Jahren hätte ich dir einen Eimer Wasser über dem Kopf auskippen müssen und selbst dann wärst du wahrscheinlich liegen geblieben.«

»Aber auch nur, weil ich zu verkatert gewesen wäre, um mich mit dir anzulegen. Tja, Menschen ändern sich eben.«

Das Schmunzeln, das sich in seine beiden Mundwinkel schleicht, ist echt und gehört seit einem Jahr zu ihm. Genauso wie seine Freundin Billie.

Verlobte, korrigiere ich mich selbst in Gedanken.

Charles legt sein Smartphone auf den Tisch, und das Display leuchtet kurz auf. Das Foto zeigt ihn mit Billie, wie sie beim Sonnenuntergang auf einem Boot in Saint-Jean-Cap-Ferrat, einer malerischen Bucht unweit von hier, Augen nur füreinander haben. Und das trotz traumhafter Riviera-Kulisse dahinter. Eines der wenigen Fotos, das es nicht in die Klatschpresse geschafft hat. Ganz im Gegenteil zu dem Foto, welches überhaupt zu dem Kennenlernen von Billie und Charles geführt hat. Charles’ Gesicht hat eine geraume Zeit lang jeden Tag mit einem anderen Skandal die Titelseiten der Klatschblätter geziert und sowohl TikTok als auch ganz Instagram in Atem gehalten. Und in einer schicksalhaften Nacht hat er dann seine Freundin mit jemand anderem verwechselt – mit Billie. Die Paparazzi haben sich wie die Aasgeier darauf gestürzt, und für seine Eltern, den Fürsten und die Fürstin, war das der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. So wurde Billie, eigentlich Medizinstudentin aus Beausoleil, einer Stadt direkt neben Monaco, zur Fake-Freundin von Charles. Der Plan war ursprünglich, seinen Ruf wieder reinzuwaschen, weil Charles aufgrund der Alzheimererkrankung seines älteren Bruders der neue Thronfolger werden sollte. Allerdings waren die gespielten Gefühle schneller echt, als die beiden es hätten kommen sehen können. Auch Billies Maman ist an Alzheimer erkrankt und lebt seit einem Jahr in einem Pflegeheim in Beausoleil. Eine traurige Gemeinsamkeit, die sie beide näher zusammengebracht hat.

Ich löse meinen Blick von dem Display und beobachte, wie sich Charles seine Sonnenbrille in die Locken schiebt. »Sag mal, haben wir dir eigentlich von meinem grandiosen Vorhaben erzählt?«

Ich seufze. »Nein. Und ich hoffe für dich, dass es nichts mit Pfauen zu tun hat.«

Mit denen hat der Prinz nämlich eine seltsame und unerklärliche Obsession.

Charles’ Schmunzeln zieht sich über sein ganzes Gesicht. »Hat es nicht, aber du bringst mich gerade auf Ideen …« Er blinzelt kurz, ich verschränke die Arme vor der Brust. »Timothée, der alte Gauner, hat mir für Billies und meinen Junggesellenabschied seine Jacht angeboten«, erklärt er schließlich. »Ich habe alle meine Freunde eingeladen und Billie ihre. Das wird genial. Wie in alten Zeiten!«

Gnade uns Gott. Oder eher gesagt, mir. Und dann erinnere ich mich an Mariellas Worte, die die Jacht-Party schon beim Briefing kurz erwähnt hat.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln, nicht, weil ich meinem Freund seine Feier nicht gönne, sondern weil ich seine Freunde kenne und weiß, dass ich die ganze Zeit unter Strom stehen werde. Großveranstaltungen jeglicher Art sind der Albtraum eines jeden Bodyguards. Und Partys von Charles sind seit jeher die Königsklasse.

»Ich wusste gar nicht, dass Timothée wieder in Frankreich ist«, sage ich, um das Thema umzulenken. »Ich dachte, er ist immer noch in der New Yorker Niederlassung von Harcourt.«

Timothées Familie gehört eine der größten Kosmetikfirmen der Welt, gleichnamig ihres Nachnamens Harcourt. Er ist der dritte von drei Geschwistern, genauer gesagt, Drillingen. Und alle drei haben es faustdick hinter den Ohren, allen voran Timothée selbst. Trotzdem ist er mir immer schon der Sympathischste aus der Familie gewesen, weil er im Gegensatz zu seinem Bruder und seiner Schwester zwischendurch von der determinierten Business-Maske ablassen kann.

»Er ist seit ein paar Wochen wieder zurück in Paris. Und außerdem kann er sich unsere Hochzeit nicht entgehen lassen.« Charles zwinkert mir zu.

Ich lächele wieder und werfe mir das letzte Stück des Croissants in den Mund.

Zarte Lachfalten haben sich um seine Augen gegraben. Die Schatten darunter sehe ich mittlerweile nur noch in meiner Erinnerung. Seit ich ihn kenne, habe ich ihn nicht so glücklich und losgelöst erlebt, wie in den letzten Monaten mit Billie. Der verliebte Gockel hat sich sogar aus den Klatschblättern zurückgezogen, auf dessen Titelseiten er die vergangenen Jahre fast durchgängig campiert hat. Es war sein Zuhause, als Monaco sich für ihn nicht mehr danach angefühlt hat.

»Apropos. Deine zukünftige Göttergattin probiert heute scheinbar das letzte Mal ihr Hochzeitskleid an«, sage ich. »Ich gehe also davon aus, dass wir zwei einen großen Bogen um Reginaldos Frisierzimmer machen sollten.«

»Machen wir das nicht sowieso immer?«

Ich schnaube. »Auch wieder wahr.«

»Er will mich die ganze Zeit dazu überreden, mir für die Hochzeit die Haare zu glätten und nach hinten zu gelen.« Charles deutet auf seinen Lockenkopf.

Reginaldo ist ein kleiner Italiener, der bis zur Halskrause voller Temperament steckt. Ich könnte nicht sagen, wer bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Mariella und ihm gewinnen würde. Als fürstlicher Stylist ist er meistens mit Billies Auftreten beschäftigt, kümmert sich aber auch um Charles’ Outfits und bekundet immer wieder Interesse daran, sich an seinem Haar zu vergreifen.

»Wenigstens hat er endlich aufgegeben, dir Strähnchen färben zu wollen.«

»Highlights«, korrigiert Charles mit erhobenem Zeigefinger. »Er wollte mir Highlights färben. Das ist was vollkommen anderes.«

»Natürlich«, erwidere ich. »So, Hugh Hefner, es wird Zeit, dass du den Bademantel gegen was Ansehnlicheres tauschst. Du wirst heute von vielen Leuten beäugt werden, weil ihr euch ja unbedingt das Rennen von der Tribüne ansehen müsst.«

Charles wackelt verschwörerisch mit den Augenbrauen. »Ich habe mir schon was rausgelegt.«

»Bitte nicht den roten Overall, der auf dem Bett liegt.«

Charles’ Schultern sacken herab. »Gefällt er dir nicht? Er ist extra in Ferrari-Rot!«

Ich stoße resigniert den Atem aus und schiebe Charles vor mir her zurück ins Zimmer.

Kapitel 3

Nisha

»Mamma mia!«, schluchzt Reginaldo in sein Stofftaschentuch, während ich kein Wort herausbekomme. Aber ich kann ihm nur stumm zustimmen. Billie sieht wunderschön aus, wie eine Prinzessin. Reginaldo schnieft und tupft sich mit dem Taschentuch das feuchte Gesicht ab, während erneut Tränen in seinen dunklen Knopfaugen glänzen.

»Ich liebe es«, sagt Billie und strahlt bis über beide Ohren. Sie steht auf einem kleinen Podest vor einem bodentiefen, massiven Spiegel. Ihr Blick wandert über den schimmernden Satinstoff, dem ihre Hände gleichwohl folgen. Es ist ein schlichtes Kleid mit langen Ärmeln, ohne viel Schnickschnack. Das Material schmiegt sich elegant an Billies schmale Silhouette und ist nur unterhalb ihrer Knie leicht ausgestellt. Die Schleppe fällt fließend an dem Podest hinab, und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schön sie sich am Boden auffächern wird.

Durch die Spiegelung finden Billies blaue Augen meine, und dann dreht sie sich zu mir um. »Und? Was sagst du?«

Ich brauche ein paar Anläufe, ehe ich meine Stimme wiederfinde. »Wunderschön. Du siehst wunderschön aus.«

»Also findet ihr den Rückenausschnitt nicht zu tief, ja?« Sie dreht sich wieder, sodass ich besagten Rückenausschnitt bewundern kann. Was vorne schlicht ist, lässt nicht erahnen, was hinten passiert: Fast der ganze Rücken ist ausgeschnitten, und der Saum endet direkt über Billies Steißbein.

»No, è perfetto!«, ruft Reginaldo und wirft die Hände in die Luft. Seine von Pomade glänzenden, winzig kleinen Korkenzieherlocken strahlen mit dem Stoff des Kleides um die Wette. Dabei kann man gar nicht sagen, wo die Haare auf seinem Kopf aufhören und wo die seines Brusthaares anfangen, welches aus dem knallengen hellblauen Hemd herausquillt.

Durch den Spiegel sehe ich, wie sich die Tür öffnet. Es braucht keine zwei Sekunden, da bin ich schon durch den Raum gehechtet und packe die Person am Handgelenk, die gerade unangekündigt hereingekommen ist. Und die lässt so einige Flüche auf Spanisch los.

»Meine Güte, jetzt beruhig dich mal. Ich bin es nur.« Mariella windet sich aus meinem Griff, und ich lasse sie wieder los.

»Du weißt doch, dass ihr immer anklopfen sollt, bevor ihr reinkommt«, sage ich. »In dem Rhythmus, den ich dir gezeigt habe. Dann können wir so was auch vermeiden.«

Mariella klopft sich stattdessen über den gelben Blazer und verzieht argwöhnisch den Mund. »Monaco ist einer der sichersten Staaten der Welt. Übertreibt ihr es nicht ein bisschen mit euren ganzen Sicherheitsvorkehrungen?«

»Na ja, zum sichersten Staat der Welt wird Monaco nicht, wenn alle den ganzen Tag Däumchen drehen und jeder rein- und rauspazieren kann, wie es ihr oder ihm beliebt.«

Mariella nimmt meine Antwort gar nicht mehr wahr, sondern drückt ihr Tablet an die Brust und seufzt tief. Und ich sehe sogar Tränen in ihren Augenwinkeln glänzen. »Billie, oh, Billie. Ein so schönes Kleid für eine so schöne Braut.«

Ein rötlicher Schimmer legt sich auf Billies Wangen. »Ich kann nicht glauben, dass die Hochzeit in weniger als drei Monaten stattfinden wird.«

Dieser Satz holt Mariella binnen eines Herzschlags in ihren professionellen Modus zurück. Die Tränen sind weggeblinzelt, die Schultern gestrafft und der Blick messerscharf. »Ganz genau«, sagt sie. »Und bis dahin gibt es noch einiges zu planen. Also vamos, umziehen und an die Arbeit.«

Billie kommt mit einem entschuldigenden Lächeln vom Podest herunter und verschwindet in der Umkleide. Das wiederum nimmt Reginaldo zum Anlass, wie ein aufgescheuchtes Huhn durch das Frisierzimmer zu eilen, um verschiedene Utensilien wie Bürsten, Haarpflegeprodukte, Scheren und so weiter zusammenzusammeln. Mariella ist unterdessen ausnahmsweise mit ihrem Smartphone beschäftigt, und ich lausche dem Funk meiner Kollegen durch den Knopf in meinem Ohr. Er gehört genauso zu mir wie die Brosche mit dem monegassischen Wappen auf meiner Brusttasche.

»Alles in Ordnung bei Billie?«, knistert es durch den Lautsprecher. Die Stimmen werden oft seltsam verzerrt, aber ich vermute meinen Kollegen Jean-Michel hinter der Frage, der sich meistens am Haupteingang des Palastes aufhält.

»Alles bestens. Keine Auffälligkeiten«, antworte ich knapp.

Manchmal vergesse ich, dass andere nicht jederzeit die Standorte ihrer Schutzpersonen durchgesagt bekommen oder Codes und Lagemitteilungen. Ich höre dem Sicherheitsteam gern zu, irgendwie beruhigt es mich, das Rauschen der Stimmen die ganze Zeit im Ohr zu haben. So weiß ich immer, dass alles in Ordnung ist, und bleibe außerdem rund um die Uhr informiert über den Fürsten, die Fürstin und natürlich auch Charles.

Während ich mir am liebsten in Van-Gogh-Manier das Ohr abschneiden würde, wenn ich Yves durch den Funk zuhören muss, der immerzu in seinen Bart reinnuschelt.

Sofort springen meine Gedanken zu der Dusche heute Morgen zurück. Ich kann vieles aushalten, bin weiß Gott nicht schmerzempfindlich, aber bei einer kalten Dusche ziehe ich die Grenze. Dass Yves dieses Mal das ganze Thermostat von der Armatur abgebrochen hat, kann man sich nicht ausdenken. Und dafür wird er noch früh genug bezahlen.

Ein Summen reißt mich aus meinen Racheträumen. Es dauert eine Sekunde, bis ich begreife, dass es von meinem Smartphone kommt.

Mist. Ich habe heute Morgen schon wieder vergessen, es lautlos zu stellen. Mariella mustert mich bereits aus zusammengekniffenen Augen, als ich es aus meiner Innentasche hervorhole. Und kurz in der Bewegung innehalte. Wieso ruft meine Ma mich so früh an, wenn sie doch weiß, dass ich im Dienst bin? Auch wenn sich mein Inneres dagegen wehrt, ignoriere ich den Anruf und lehne ihn ab. Bevor ich mein Smartphone zurück in die Tasche gleiten lasse, schaue ich mir selbst in die Augen. Beziehungsweise mir selbst vor vielen Jahren, als ich ein Kind gewesen bin, breit grinsend neben meinem jüngeren Bruder Ravi. Das Foto habe ich, seit ich ein Smartphone besitze, nicht gewechselt. Es passt, weil der Schmerz, der an dem Foto klebt, ebenso wenig auswechselbar ist.

Automatisch wandert meine freie Hand zu meinem Unterarm, an die Stelle, wo ich seit einigen Jahren seinen Namen tätowiert trage. Gerade als ich mein Smartphone lautlos schalten will, klingelt es erneut.

»Bitte geh ran oder mach es aus, Nisha. Es nervt.« Mariella wirft mir einen langen Blick zu. Ich murmele nur eine kurze Entschuldigung, nicke Billie durch den Spiegel zu und verlasse anschließend den Raum. Dann drücke ich auf den grünen Hörer, um den Anruf entgegenzunehmen. »Ja?«

»Nisha, da bist du endlich. Ich versuche schon den ganzen Morgen, dich zu erreichen«, erwidert meine Ma verärgert auf Hindi. Der Klang ihrer Stimme ist vertraut, auch wenn ich mich nur noch schwer daran erinnern kann, wie er sich ohne das Rauschen des Telefons anhört. Das letzte Mal war ich zu Hause, bevor ich angefangen habe, im Palast zu arbeiten, also vor knapp zwei Jahren.

»Ist alles in Ordnung?«, frage ich und lehne mich mit dem Rücken gegen die Wand.

»Nein. Es geht um Kiran. Er ist schon wieder krank.«

Ich umklammere das Smartphone fester, sodass es knackt. »Was hat er?«

»Die Medikamente helfen nicht. Seine Lunge ist verschleimt, und er hustet fast ununterbrochen. Wir brauchen –«

»Ich schicke euch Geld rüber«, erwidere ich sofort. Dann ist kurz Stille am anderen Ende der Leitung.

»Danke, Nisha. Es tropft außerdem wieder durch das Dach rein.« Sie pausiert kurz, wartet auf meine Antwort.

»Ich habe später ein Gespräch mit meinem Vorgesetzten bezüglich meiner Gehaltserhöhung. Wenn diese durch ist, kann ich euch auch wieder mehr Geld schicken, okay?«

Wieder kurze Stille. Nur im Hintergrund kann ich einige Stimmen ausmachen, auch wenn ich sie nicht direkt zuordnen kann. Wahrscheinlich sitzt meine Ma zwischen meinen kleinen Geschwistern. Wir sind zu sechst.

Waren zu sechst, korrigiere ich mich in Gedanken.

»In Ordnung. Danke, Nisha. Melde dich bitte, sobald du mehr weißt.«

»Mache ich, Ma. Wir bekommen das hin. Bitte kümmere dich um Kiran und melde dich zwischendurch.«

Dass sie das tut, auch ohne dass ich sie darum bitte, steht außer Frage. Kurz darauf legen wir auf, und ich lehne mich seufzend gegen die Wand. Kiran ist vor Kurzem siebzehn geworden und seit seiner Geburt an Mukoviszidose erkrankt, eine Stoffwechselerkrankung, die bei ihm oft auf seine Lunge schlägt. Die Medikamente sind teuer, die Behandlungen und Therapien ebenfalls. Meine Eltern allein könnten es sich niemals leisten, alles zu bezahlen, weshalb ich ihnen aushelfe. Sowohl bei den Medikamenten als auch bei ihrem Lebensunterhalt. Von Letzterem weiß mein Papa nichts. Er würde sich wahrscheinlich lieber ein Bein abhacken, als sich von seiner Tochter durchfüttern zu lassen. Aber anders würde meine Familie sich nicht über Wasser halten können.

Ich weiß das. Meine Ma weiß es auch. Nur mein Pa will es nicht wahrhaben.

Seit Wochen plane ich, bei François, meinem Vorgesetzten, einen erneuten Versuch zu wagen, über meine Gehaltserhöhung zu sprechen, nur um es dann doch vor mir herzuschieben. Aber morgen wird das längst überfällige Gespräch endlich stattfinden. Eine siebenköpfige Familie und mich selbst durchzufüttern ist schon an sich ein Ding der Unmöglichkeit. Bevor wir uns mit François treffen, will ich mit ihm sprechen. Und dieses Mal wird er meine Bitte nicht abschlagen.

Als ich wieder zurück in den Raum schlüpfe, zucke ich zusammen, weil Billie direkt vor mir steht. »Was … Was guckst du denn so?«, frage ich. Dann legt sie ihre Hände auf meine Schultern. »Wir müssen jetzt was frühstücken und dabei noch mal die verschiedenen Teams durchgehen, damit wir uns beim Rennen nicht gleich völlig blamieren.«

Während des Grand Prix ist Monaco kaum wiederzuerkennen. Die Stadt ist voll von Menschen, die sich das Spektakel unter keinen Umständen entgehen lassen wollen. Für die Hotels und die Gastronomiebetriebe ist der Grand Prix deshalb die anstrengendste und gleichzeitig profitabelste Zeit des Jahres.

Wer in dieser Zeit nach Monaco kommt, bringt auch das nötige Kleingeld mit, damit er es sich während des Aufenthalts im Fürstentum richtig gut gehen lassen kann. Mir bereiten Großveranstaltungen wie diese schon Wochen vorher schlaflose Nächte. Monaco ist als zweitkleinster Staat der Welt recht überschaubar, aber wenn dann über zweihunderttausend Menschen aus nah und fern kommen, ist ausnahmslos an buchstäblich jeder Ecke des Landes etwas los.

Wir stehen vor dem Wagen, einem schwarzen Maybach mit verdunkelten Scheiben. Mit wir meine ich außer meiner eigenen Person meine beschworene Nemesis, der den Namen Yves Lacroix trägt. Ausnahmsweise qualmt er nicht wie ein Kamin, und in der Sonne blitzt die Narbe silbern auf, die sich durch seine Augenbraue zieht.

»Wir warten noch auf Charles«, sagt er im Funk und gibt dabei kurz die Sicht auf die Lücke zwischen seinen Schneidezähnen frei. Bei dem Klang von Yves’ Stimme in meinem Ohr zucke ich leicht zusammen.

Die Sonne knallt auf unsere Köpfe herab und zum wiederholten Mal an diesem Sonntagmorgen zupfe ich mir den Blazer zurecht.

»Da seid ihr ja«, sagt Yves, und ein Seufzer rutscht zwischen den Worten hindurch.

Ich neige den Kopf und folge Yves’ Blick zum Palasteingang, aus dem Billie und Charles mit verschränkten Händen herauskommen, beide zeigen das gleiche verschmitzte Lächeln.

»Désolé, wir wurden aufgehalten«, meint Charles und zieht Billie in einer fließenden Bewegung an der Taille zu sich heran. Hängen bleibe ich jedoch an Charles’ leuchtend rotem Overall, auf dem sämtliche Sponsorenlogos prangen. Yves hätte ihm genauso gut eine Zielscheibe auf den Rücken tackern können.

»Aufgehalten wovon? Von euch selbst?«, blafft Yves und hält beiden die Tür zum Wagen auf. Charles zwinkert ihm übertrieben zu, Yves quittiert es mit einem Augenrollen.

»Ihr seid beide furchtbar. Allez, einsteigen. Wir sind spät dran.«

Charles lässt Billie den Vortritt, die mir ein herzliches Lächeln schenkt, bevor sie im Wagen verschwindet.

Ein rhythmisches Klackern auf dem Steinboden lässt mich erneut herumfahren, als Mariella Cruz, gekleidet in einen roten Hosenanzug und ihren typischen High Heels, aus dem Palast zum Wagen geeilt kommt. Damit erübrigt sich schon mal die Frage, welchem Team sie heute die Daumen drückt. Auch wenn ich stark bezweifle, dass Mariella dem Rennsport etwas abgewinnen kann. Wenn, dann Monacos Darling Nummer eins, Charles Leclerc, was wenig mit seinem Talent zusammenhängt.

»Ich bin ja schon da!«, sagt sie aufgeregt mit ihrem leichten spanischen Akzent, ohne auch nur einen Tritt zu verfehlen, und verschwindet ebenfalls im Wageninneren. Alles an dieser Szenerie erinnert mich an den vergangenen Sommer, als Billie noch die Fake-Freundin von Charles gewesen ist und wir zwecks des vereinbarten Deals zu verschiedenen Veranstaltungen gefahren sind. Alles nur, um Charles’ mühsam aufgebauten, schlechten Ruf wieder ins richtige Licht zu rücken. Währenddessen war es Yves’ und mein Job, vor allem dafür zu sorgen, dass die beiden sich nicht an die Gurgel gingen. Dieser Aufgabe kamen wir eher mit mäßigem Erfolg nach, wobei sich deren Auseinandersetzungen meist nur auf verbale Streitigkeiten reduzierten. Dass die beiden sich zwischen den Anfeindungen ineinander verliebten, hätte keiner ahnen können, auch wenn es im Nachgang von Anfang an klar gewesen war.

Ich folge Mariella und klettere in den Wagen zu den anderen. Mit dem nächsten Wimpernschlag schluckt das dunkle Interieur aus Leder und Stoff den Großteil der hellen Sonnenstrahlen. Dafür bläst mir jetzt kalte Klimaanlagenluft entgegen und lässt mich frösteln.

»Es ergibt immer noch keinen Sinn, dass wir mit dem Auto fahren. Ich kann die Tribüne von hier sehen. Da wären wir zu Fuß schneller gewesen.« Charles verschränkt die Arme vor der Brust, löst aber einen Finger, um auf den Port Hercule, den Hafen von Monaco, unterhalb von uns zu deuten. Ich kann es mir nur grob vorstellen, wie es sein muss, als Prinz geboren zu werden, von Geburt an alles zu haben, mit nur einem Fingerschnippen alles zu bekommen. Deshalb macht es Charles besonders sympathisch, wenn ihn ein Anfall von Bodenständigkeit ereilt.

»Du bist weltberühmt und gehörst zur Fürstenfamilie«, erklärt Yves, eine Hand gegen die Stirn gepresst, der Ellenbogen aufgesetzt am halb offenen Autofenster. »Wenn wir könnten, würden wir dich am liebsten bis zu deinem Sitzplatz kutschieren. Da das nicht geht, fahren wir zumindest so weit wie möglich heran, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden.«

Ich höre die scharfe Nuance deutlich, in den einzelnen Worten verborgen, heraus. Auch wenn Yves stets geduldig mit unserem Problemprinzen ist, weiß ich, dass auch er hin und wieder in der Vergangenheit von Charles auf die Palme gebracht wurde.

»Fünf Minuten zu Fuß wären das gewesen. Nicht mal.«

»Charles«, sagt Billie mit sanfter Stimme, legt ihre Hand auf seine. Sofort sacken seine Schulten tiefer. Selbst seine Gesichtszüge scheinen sich plötzlich zu glätten. »Es ist zu deiner Sicherheit. Sieh dich mal um, so voll habe ich es hier ewig nicht mehr erlebt.«

Billie deutet aus dem Fenster, wo sich die Formel-1-Begeisterten an jeder Ecke tummeln und bereits zum weltberühmten Circuit de Monaco pilgern. Weit haben sie es nicht, da sich die Rennstrecke als ein Teil in das ganz normale Straßensystem von Monaco einbettet.

Seit Donnerstag platzt die Stadt aus allen Nähten, da am Freitag mit den freien Trainings der offizielle Beginn des Grand Prix gefeiert wurde. Auch wenn es nicht permanent Renn-Aktivitäten gab, sind trotzdem weitere Zuschauer und Zuschauerinnen von überallher angereist. Und das alles, um sich das Hauptrennen heute, am Sonntag, anzusehen.

»Ich liebe diese Zeit, wenn der Grand Prix stattfindet. Es ist für mich jedes Mal aufs Neue unbegreiflich, wie sie es schaffen, die ganzen Menschen unterzubringen und die Strecke quasi aus dem Nichts aus dem Boden zu stampfen.« Charles schüttelt den Kopf, den Blick auf das Bild hinter der Glasscheibe gerichtet.

»Eine gute Veranstaltung, um viele Fotos von euch zu machen«, ergänzt Mariella, die wie immer keine Anstalten macht, von ihrem Smartphone aufzusehen.

Charles’ dunkle Augenbraue schnellt in die Höhe. »Wir brauchen doch gar keine Fotos mehr, um die Welt von unserer leidenschaftlichen Liebe zu überzeugen.« Charles verschränkt seine Finger wieder mit Billies, dabei blitzt der goldene Siegelring an seinem Finger auf. Und dann hebt er ihre Hand und haucht ihr einen Kuss auf den Handrücken.

Yves macht ein unterdrücktes, würgendes Geräusch. »Gott, nehmt euch ein Zimmer.«

Mariella sieht zu Yves und dann mit einem schmalen Lächeln zu Billie und Charles. »Publicity ist immer gut und wichtig. Ein paar Fotos werden sicher nicht schaden.« Damit scheint sie der Meinung zu sein, ihren Beitrag geleistet zu haben, und vertieft sich wieder in ihr Handy.

»Und, was meint ihr? Wer wird das Rennen heute machen? Nisha?« Als Charles meinen Namen sagt, zucke ich zusammen, überspiele es jedoch hastig, indem ich mir imaginäre Fussel vom Blazer zupfe und dann den Rücken durchstrecke.

»Äh …«, mache ich, und Yves schnalzt abwertend mit der Zunge und unterbricht meinen Antwortversuch. »Ach, komm«, sagt er, seine Stimme rau, ein tiefer Basston. Es hat einen ähnlichen Effekt auf meine Haut, denn meine Haare stellen sich zu Berge. »Sie hat doch keine Ahnung.«

Es würde nur einen Handgriff brauchen, um die Autotür zu öffnen und Yves aus dem fahrenden Auto zu stoßen.

Nur einen winzig kleinen Handgriff …

»Ich sage, Leclerc macht es«, logge ich schließlich eine Antwort ein und befürchte, dass, wenn ich schon die Unsicherheit in meiner Stimme höre, es die anderen sicher auch tun.

Ich habe keinen blassen Schimmer von der Formel 1, aber Charles hält meine Scharade aufrecht, indem er mir bekräftigend zunickt. Für Rennsport habe ich nicht viel übrig und das, obwohl ich mich für Kampfsport interessiere. Da kämpft genauso wie auf der Rennstrecke jeder für sich.

»Verstappen hat sich im Qualifying die Poleposition geholt. Selbst ein Fünfjähriger wüsste, dass er sich damit den Sieg einfahren wird. Die Rennstrecke ist zu eng und Verstappen zu gut, als dass wir heute ein Überholmanöver sehen werden.«

»Weißt du, Lacroix, wenn du dir doch so sicher bist, wieso wettest du dann nicht mit mir darum?«, frage ich an ihn gewandt, wütend, zornig, verärgert über seine bodenlose Arroganz. Bevor ich Yves Lacroix gekannt habe, war mir nicht bewusst, wie viele Synonyme es für das Wort Wut gibt. Seither kommen jeden Tag mehr dazu.

Charles’ Augen leuchten auf, und er reibt sich verschmitzt die Hände, wofür er gleich einen Schlag auf den Arm von Billie erntet. Mein Körper kribbelt, als Yves mich ansieht. Unsere Blicke verhaken sich miteinander. Nicht im romantischen Sinne. Mehr wie bei einem Raubtier, das seine Beute ins Visier genommen hat. Wir sind beide wachsam, uns beide unseres Gegenübers genauestens bewusst.

Sein Blick streift prüfend über mein Gesicht, als könnte er in meiner Mimik eine Antwort auf eine Frage finden, die er sich im Stillen gestellt hat. »Fein«, sagt er schließlich und zu meiner Überraschung. »Dann wetten wir.«

»O Gott …«, murmelt Billie in derselben Sekunde, in der Charles sagt: »Das ist der beste Tag meines Lebens.«

»Du sagst, dass Verstappen gewinnt. Ich sage, dass Leclerc das Rennen macht«, sage ich mit fester Stimme und strecke eine Hand nach ihm aus. Yves’ Hand zuckt zu mir, doch bevor er meine ergreift, hält er inne. »Moment, was ist denn der Einsatz?«

Liebend gerne hätte ich vorgeschlagen, dass der Verlierer kündigen und für immer das Land verlassen muss. Doch für so drastische Mittel bin ich mir nicht sicher genug, also sage ich das Erstbeste, was mir einfällt. »Der schuldet dem anderen einen Gefallen.«

Im Auto ist es mucksmäuschenstill, nur das Surren der Klimaanlage ist noch zu hören. Und wahrscheinlich mein hämmerndes Herz, so laut schlägt es in meiner Brust.

Erst kneift Yves die Brauen zusammen, dann hebt er eine davon. »Einen Gefallen? Das kann ja alles bedeuten.«

Ich zucke mit den Schultern. Da hat er nicht unrecht, aber einen Scheiß werde ich jetzt tun und einknicken. Also werfe ich ganz beiläufig meinen geflochtenen Zopf auf den Rücken, was Yves mit seinen Augen verfolgt. »Wenn du kneifen willst, musst du nur was sagen …«

»Schon gut«, bellt er, und ich sehe ihm an, dass ihm dieser Wetteinsatz so gar nicht gefällt. Das wiederum bedeutet, dass ich ihn umso besser finde. Dennoch hebt er zögerlich die Hand und streckt sie mir dann entgegen. »Die Wette gilt. Wie du gesagt hast, jeder Gefallen zählt.«

Mit diesen Worten spüre ich seine warme, raue Handfläche in meiner. Ich warte auf den Instinkt, der sich ihm entziehen will. Aber er kommt nicht. Als ich den Druck des Handschlags zurückgebe, spüre ich die herausstehenden Adern auf seinem Handrücken deutlich unter meinen Fingerkuppen. Mein Blick folgt ihnen automatisch.

Sie klettern wie blätterloser Efeu an seinen Unterarmen entlang und verschwinden da, wo der Ärmel seines Sakkos anfängt. Und dann entzieht er sich mir – so, wie er es immer tut, wenn sein Feuerzeug leer ist und er sich beim Versuch, es zu entzünden, die Finger verbrennt.

Scheinbar hat das außer mir niemand im Wagen mitbekommen, denn Charles hat bereits beide Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen, und Billie schüttelt, unverständliche Worte murmelnd, den Kopf.

»Das ist jetzt schon der beste Grand Prix seit Langem«, säuselt Charles begeistert.

»Kannst du nicht mal für einen Moment die Klappe halten?«, fragt Billie gespielt genervt.

»Wir sind da«, ertönt es aus der Fahrerkabine von vorne.

Oft vergesse ich, wie Autos eine eigene Welt erschaffen können, in der alles außerhalb nur noch wie eine ferne Illusion wirkt. Doch jetzt ist alles umso präsenter.

Wir haben es absichtlich so getimt, dass wir erst kurz vor dem Start des Rennens an der mittlerweile gefüllten Tribüne ankommen. Die meisten Zuschauer haben sich bereits auf ihren Plätzen eingefunden, was es wiederum für uns einfacher macht, die beiden zu ihren zu befördern. Womit wir aber nicht gerechnet haben, ist, dass so ziemlich ganz Monaco Wind davon bekommen hat, dass Prinz Charles heute ausnahmsweise das Rennen auf einer der Tribünen ansehen wird.

Schon vor dem Auto hat sich eine Traube Menschen gebildet, und Yves und ich müssen uns nur kurz zunicken, um uns gegenseitig zu verstehen zu geben: Jetzt sind wir im Arbeitsmodus. Das wiederum bedeutet, dass wir unsere zwischenmenschlichen Fehden wenigstens zu diesem Zeitpunkt beiseitelegen müssen. Es funktioniert besser, als ich je für möglich gehalten hätte. Auch wenn wir uns persönlich nicht verstehen, tun wir es im Arbeitskontext blind.

Unser heutiges Ziel ist klar: sowohl Charles als auch Billie ohne Zwischenfälle und pünktlich auf diese Tribüne zu bekommen. Wenn ich mir die Menge an Menschen ansehe, die mit großen Augen ihre Handykameras auf Billie und Charles gerichtet halten, zweifele ich an der Umsetzung des Punktes »Pünktlichkeit«.

»Prinz Charles, Isabelle, können wir ein Foto machen?«, fragt ein junges Mädchen mit goldlockigem Haar und einer silbern glänzenden Zahnspange. Sie hält dabei bereits ihr mit bunten Stickern versehenes Smartphone unter Charles’ Nase.

»Klar«, sagt dieser, und sowohl er als auch Billie lächeln in die Innenkamera des Handys.

Meist kann man innerlich einen kleinen Countdown herunterzählen, nachdem jemand nach dem ersten Foto gefragt hat.

3 … 2 … 1 …

Yves verdreht neben mir kaum merklich die Augen, da stürmen sie schon aus allen Ecken auf uns zu.

»Ich will auch ein Foto!«

»Ich auch! Und ein Autogramm!«

Ein paar weitere Leute schnellen nach vorn, deren Caps wie Farbtupfer in Ferrari-Rot und McLaren-Orange leuchten. Sowohl Yves als auch ich haben Mühe, sie subtil auf Abstand zu halten.

»Danke euch, wirklich. Ich wünsche euch ein großartiges Rennen!«, sagt Charles, bis Yves ihm ein Zeichen gibt, und er nickt.